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"Crossworlds"

Eine Ranma1/2 FanFiction

Ein Crossover mit SailorMoon

von Mark Soul

Legaler Hinweis oder Disclaimer:
Wenn Ranma1/2 und SailorMoon mir gehören würden, glaubt ihr ich würde dann
kostenlose FanFiction ins Netz stellen?



Kapitel 3:

Es war ein typischer Tag in Juuban.
Ein rothaariges, gutaussehendes Mädchen balancierte auf dem Zaun neben dem
Bürgersteig. Sie trug ihr Haar zu einem Zopf zusammengebunden, hatte ein zu
ihrer Haarfarbe passendes Hemd chinesischer Machart an, und ihren Schulranzen
auf dem Rücken geschnallt.
Auf dem Gehweg selbst ging ihr Bruder, seine Brille auf die Nasenspitze
geschoben, und notierte eifrig etwas in ein kleines Notizbuch. Er wäre
wahrscheinlich genauso gutaussehend wie seine Schwester, wenn er nicht
aussehen würde wie ein Streber. Sogar seine Brille war nur aus Fensterglas,
er trug sie nur weil er intelligenter damit aussah.

Ranko Saotome, Erbin und einzige Schülerin des Musabetsu Kakuto Ryu, sah
verachtend zu ihrem Bruder hinab. "Würdest du bitte damit aufhören, Ranma?
Wir sind noch nicht mal in der Schule, und du schreibst schon wieder in
deinem dummen Heft. Das ist ja nicht zum aushalten. Warte wenigstens damit
bis der Unterricht anfängt."

"Das ganze Leben ist wie eine einzige Schulstunde, man lernt nie aus. Wenn du
dich ein wenig mehr in deiner Klasse konzentrieren würdest, dann könnten
deine Noten auch mal etwas Besseres sein als nur Vier oder schlechter." Er
sah seine Schwester an und rückte seine Brille zurecht, packte aber
trotzdem seinen Block zurück in die Tasche. Ranko streckte ihm die Zunge
raus.

"Klugscheißer."

"Schlägerweib."

Beide starrten sich genervt an. Beide sahen demonstrativ weg.

"Warum bin ich nur mit so einem Besserwisser von Bruder bestraft?"

"Warum muß sich meine Schwester ständig mit anderen prügeln?"

"Nimm das Schlägerweib zurück, sonst bist du der Nächste mit dem ich mich
prügle," drohte Ranko. Natürlich würde sie das nicht wirklich tun, sie wußte
das Ranma kein Kämpfer war, aber das hielt sie nicht davon ab es ihm jedesmal
unter die Nase zu reiben.

Ranma zuckte nur mit den Schultern. "Es heißt ja, der Klügere gibt
nach ... und da ich der Klügere bin..." Er grinste den Zaun hinauf und ging
dann weiter.

Ranko seufzte und folgte. Im verbalen Kampf war sie ihm jedesmal unterlegen.
Die Geschwister setzten ihren Schulweg fort, bis Ranma urplötzlich
stehenblieb. Er griff sich an den Kopf und schwankte ein wenig, so als ob er
die Orientierung verloren hätte. Dann sah er Ranko an.

Ranko sah zurück, und wollte ihn grade fragen was los sei, als ein lautes
Hupen sie herumfahren ließ. Ein Lastwagen kam anscheinend ohne Grund von der
Straße ab und schoß direkt auf Ranma zu. Bevor Ranko ihm eine Warnung zurufen
konnte war das Fahrzeug heran, erfaßte Ranma und schleuderte ihn meterweit
zurück.

"Raaanmaaa!" Mit einem Satz war sie bei ihm. Aber Ranko wußte das es nutzlos
sein würde, egal was sie versuchte. Ihr Bruder hatte nicht ihr Training, der
Zusammenstoß hatte ihn wahrscheinlich schon umgebracht. Was war sie
überrascht, als sie Ranma noch bei Bewußtsein vorfand. Er war schwer am
bluten, aber er lebte. Seine Augenlieder flatterten hektisch, als ob er sich
krampfhaft an seinem Leben festklammern würde.

Ranko zögerte keine Sekunde. Sie warf ihre Schultasche davon und kniete neben
Ranma nieder. Der Atem ihres Bruders war flach und hastig. Behutsam, um ihm
keine unnötigen Schmerzen zuzufügen, hob sie seinen Oberkörper an und legte
einen Arm unter seine Achseln. "Ich bringe dich in die Klinik, hab keine
Angst," beruhigte ihn Ranko. Ranma stöhnte und verlor dann das Bewußtsein.
Ranko rutschte mit ihrem anderen Arm unter seine Kniegelenke und hob ihn
hoch, dann war sie mit einem Satz auf dem nächsten Hausdach.
So schnell wie sie es Ranma zumuten konnte, sprang sie von Dach zu Dach in
Richtung Juuban Hospital.

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=> fünfzehn Jahre früher

Genma sah stirnrunzelnd zu seinem dreijährigen Sohn. Chibi-Ranma spielte im
Garten hinter dem Haus. Er tollte auf dem Rasen herum, wie es wohl nur kleine
Kinder konnten.
Nach einem übermütigen Purzelbaum blieb Chibi-Ranma auf dem Gras liegen.
Dann erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Ein großer Schmetterling flatterte vorbei.
Chibi-Ranma sprang auf und versuchte den Falter lachend einzufangen.
Genmas Stirnrunzeln wurde noch tiefer. Die häusliche Umgebung ist nicht
gut für Ranma,> dachte er zu sich. Er verweichlicht hier viel zu sehr, unter
diesen Umständen wird er nie zu einem guten Martial Artist. Vielleicht wird
es Zeit das ich mit ihm eine ausgedehnte Trainingsreise mache...> Genma erhob
sich und ging ins Haus. Sein Sohn war sein ganzer Stolz. Leider war es auch
der Stolz seiner Mutter. No-chan wird sicher nicht begeistert sein wenn ich
mit Ranma fortgehe. Ich muß mir einen guten Grund einfallen lassen um sie zu
überzeugen...>

Nodoka war, wie jede Mutter es sein würde, völlig anderer Meinung.

"Nein!" Die Antwort war kurz, knapp und unmißverständlich. "Du wirst nicht
mit unserem Sohn in der Weltgeschichte herumreisen, nicht für zehn Jahre, auch
nicht für Eines."

"Aber No-chan," bettelte Genma. "Ranma wird von dir viel zu sehr verwöhnt,
wie soll er zu einem großen Mann werden wenn du ihn hier ständig bemutterst?"

"Komm mir nicht mit No-chan, wenn ich Nein sag, sag ich Nein!" Wie
zufällig stellte sie sich mit verschränkten Armen vor das Familien-Katana.
"Du weißt was du mir versprochen hast. Hast du nicht damals geschworen, das
du ein besserer Mensch sein willst als dein sogenannter 'Meister'?" Sie
stemmte die Hände in die Hüfte. "Nun, mit Ranma einfach so weglaufen zu
wollen ist jedenfalls 'nicht' besser."

Genma nickte stumm. Er erinnerte sich nur zu gut an damals. Nach dem
verhängnisvollen Kampf mit Happosai hatte er bei allen Göttern die er kannte
(und die er nicht kannte vorsichtshalber auch) geschworen, das er den alten
Perversen nicht nur in der Kunst, sondern auch im Verhalten übertrumpfen
würde. Seitdem bemühte er sich, ein anständiger und rücksichtsvoller Mensch
zu sein, was ihm auch meistens gelang.

"Du hast recht, Nodoka," gab er zu, "es war eine dumme Idee von mir diese
Entscheidung selbst zu treffen. Trotzdem hätte eine ausgedehnte Trainings-
reise ihre Vorteile. Ich mache dir einen Vorschlag: Fragen wir Ranma,
schließlich geht es auch um ihn. Ist er einverstanden, werden wir 'gemeinsam'
eine Reise machen."

Nodoka wiegte den Kopf nachdenklich hin und her, bevor sie antwortete.
"Einverstanden. Und wenn er ablehnt, werden wir dieses Thema vergessen."

Genma lächelte seine Frau an. Er wollte grade nach Ranma rufen, da kam er
schon durch die Tür gerannt.

Nodoka bückte sich und breitete ihre Arme aus. Ranma warf sie fast um, so
schnell fiel er ihr in die Arme. "Mommy, ich habe draußen einen gaaanz großen
Schmetterling gesehen."

"Wie schön, mein Kleiner." Nodoka ließ sich auf einen Stuhl nieder und setzte
Chibi-Ranma auf ihr Knie. "Ranma, ich und Daddy haben eine wichtige Frag an
dich." Chibi-Ranma sah seine Mutter aus großen Augen an. "Ranma, Daddy möchte
mit dir eine Reise machen. Es wird eine lange Reise, wir würden einige Zeit
nicht mehr nach Hause kommen können. Möchtest du mit ihm mitgehen, oder
willst du lieber hier bleiben?"

Chibi-Ranma biß sich auf die Lippen und schien einen Augenblick lang zu
überlegen. Dann sah er Nodoka mit strahlenden Augen an. "Ich will lieber
zu Hause bleiben."

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=> Juuban Hospital; Gegenwart

Ranma erwachte. Es war ein langsames Hinübergleiten in die Wirklichkeit, und
er hatte das Gefühl als hätte er sehr lange geschlafen. Langsam öffnete er
seine Augen. Alles was er sah war eine weiße Zimmerdecke.

Der letzte Traum kam ihm wieder ins Gedächtnis, und ein Lächeln umspielte
seine Lippen. Was würde er darum geben wenn sein Vater ihn wirklich nicht
mit auf diese Trainingsreise genommen hätte.

Es war kein Traum. Du bist tatsächlich zu Hause geblieben.>

Ranma´s Kopf ruckte herum, suchte nach der Stimme.

Du kannst mich nicht sehen, ich spreche nur in deinen Gedanken.>

Ein Schatten entstand auf der Wand. Seltsamerweise gab es keinen Körper dazu.
Es war der Schatten eines Menschen, mit großen Flügeln auf dem Rücken.
Shadow.

Ranma wollte sich im Bett aufrichten, aber ein scharfer Schmerz durchfuhr
ihn. Keuchend sank er zurück in die Kissen, den Blick nie von dem Schatten
abgewandt. "Aber, war das nicht nur ein Traum?" fragte er verwirrt.

Schau dich um, Ranma. Du bist nicht mehr in deiner Welt.>

Zum erstem Mal seit seinem Erwachen schenkte Ranma seiner Umgebung
Aufmerksamkeit. Er lag in einem großen Krankenhausbett. Neben ihm stand eine
klobige Maschine, die leise vor sich hinsummte, zwei dünne Kabel führten
von ihr bis unter seine Bettdecke. Weitere Inspektionen stellten heraus, das
seine Rippen verbunden waren, und sein linkes Bein lag in Gips.

"Wie lange liege ich schon hier?" fragte er.

Vier Tage. Hör zu, ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein, du mußt dich
in dieser Welt alleine zurechtfinden. Aber solche Träume wie der eben, oder
wenn du glaubst das jemand wie ich jetzt in deinen Kopf spricht, das sind
Erinnerungen an das Leben des anderen Ranma. Höre gut auf sie.> Die Stimme
stoppte für einen Moment. Ich kann nicht bleiben, deine Eltern kommen. Denk
daran, sie mögen so aussehen wie deine Eltern, aber diese Genma und Nodoka
sind in manchen Dingen anders. Viel Glück.>

Der Schatten winkte ihm noch mal zu, dann war er verschwunden. Im gleichen
Augenblick öffnete sich die Tür.

Ranma hätte seinen Vater fast nicht wiedererkannt. Anstelle des üblichen
schmutzig-weißen Gis trug Genma einen dunklen Anzug mit Krawatte, so als
ob er direkt aus dem Büro kommen würde. Nodoka hatte normale Alltagskleidung
an statt ihres Kimono, und von dem Katana war keine Spur zu sehen. Mit ihnen
betrat eine Ärztin in einem weißen Kittel das Zimmer.

Als Nodoka sah das Ranma wach war stürmte sie sofort zum Bett. Sie verkniff
es sich ihm um den Hals zu fallen, und nahm statt dessen nur seine Hand.
"Ranma, großer Gott, wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht," sagte sie
mit Tränen in den Augen. "Als wir von dem Unfall hörten dachten wir schon,
wir hätten dich verloren."

Ranma sah seiner Mutter ins Gesicht. Ehrliche Sorge und Liebe standen darin
geschrieben. Er sah Genma an, und ertappte ihn wie er sich eine Träne aus
dem Augenwinkel wischte.

Ranma war gerührt und lächelte. Diese Eltern liebten ihn tatsächlich. Für sie
war er nicht nur der 'Erbe der Schule' oder 'ein richtiger Mann'. Er
erinnerte sich noch zu gut an die letzten Worte seiner Mutter: "Ich werde
dein Leben schonen, obwohl Genma offensichtlich versagt hat. Aber du bist
nicht länger mein Sohn, ab sofort sind wir Fremde. Und kreuzte nie wieder
meinen Weg." Die Worte versetzten ihm einen Stich im Herzen.

Die Ärztin schien die Veränderung auf Ranma´s Gesicht bemerkt zu haben, sie
trat näher und legte Nodoka die Hand auf die Schulter. "Frau Saotome? Es
ist besser wenn sie ihren Sohn jetzt weiterschlafen lassen. Die letzte Zeit
war nicht leicht für ihn, er braucht nun viel Ruhe."

Nodoka nickte, ließ Ranma´s Hand los und stand auf. Sie sah ihren Sohn an.
"Es tut mir leid das ich dir nicht länger Gesellschaft leisten kann, Ranma.
Ich habe dir aber was mitgebracht, womit du dir die Zeit vertreiben kannst."
Sie deutete auf eine Tasche, die sie neben seinem Bett abgestellt hatte.
Später sollte Ranma feststellen das sie voller Schulbücher war.

"Sobald sich ihr Sohn kräftig genug dafür fühlt," warf die Ärztin ein,
"vorher ist jegliche Anstrengung zu vermeiden."

Genma ging zu Ranma ans Bett, strich ihm durch sein Haar, dann verließen er
und die beiden Frauen das Zimmer. Draußen auf dem Flur wandte er sich an
die Ärztin. "Doktor Mizuno, wann wird Ranma wieder nach Hause können. Jetzt
wo er wach ist kann es doch sicher nicht mehr lange dauern?"

Die Ärztin, von der wir jetzt wissen das sie Doktor Mizuno heißt, blätterte
in ihren Unterlagen. "Wenn ihr Sohn weiterhin solche Fortschritte macht würde
ich sagen, in spätestens zehn Tagen." Sie klappte ihren Ordner wieder
zusammen. "Ich muß sagen, ich bin über seine schnelle Genesung erstaunt.
Andere Menschen hätten wir viel länger im künstlichen Koma gehalten, aber
Ranma hat eine unglaubliche Widerstandskraft."

"Ja, ich weiß." Genma nickte stolz. "Das liegt in der Familie, wir Saotomes
heilen sehr schnell."

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=> Saotome-Residenz; zehn Tage später

Ranma war nicht glücklich. Natürlich hätte er allen Grund dazu gehabt, er
war endlich aus dem Krankenhaus entlassen worden, und was noch besser war,
er durfte endlich nach Hause.
Ein Zuhause, in dem er seid seiner Kindheit so gut wie nicht mehr gewesen
war. Trotzdem war er nicht glücklich.
Es könnte mit der Tatsache zu tun haben das er sich zum laufen auf zwei
Krücken stützen mußte. Ranma haßte es, so verwundbar zu sein, aber er konnte
nichts dagegen tun.

Nodoka öffnete ihm die Tür, und er trat ein. Das Haus war so wie er es in
Erinnerung hatte, damals, als er als 'Ranko Tendo' hier war, um Ryu Kumon
auszuspionieren. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei,> dachte er. Die Ärzte
hatten ihn zwar für verrückt erklärt, als er verlangt hatte nur kalt gebadet
zu werden, aber war so lange nicht mehr als Junge im kalten Wasser gewesen,
das er schon gar nicht mehr wußte wie es sich anfühlte. Sobald ich den
blöden Gips los bin gehe ich schwimmen,> entschied er.

"Ranma, geh schon mal in dein Zimmer. Dein Vater bringt deine Sachen dorthin,
und ich komme auch gleich," rief seine Mutter aus der Küche. "Die Ärzte
haben schließlich gesagt das du dich so viel wie möglich schonen sollst."

"Mom, ich habe schon lange genug gelegen," beschwerte sich Ranma. "Es wird
Zeit das ich wieder an die frische Luft komme."

Nodoka steckte ihren Kopf aus der Küchentür und deutete streng die Treppe
rauf. "Keine Widerrede. Marsch!"

Ranma humpelte die Treppe rauf. Er war die Krücken nicht gewohnt, genauso
wenig wie seinen neuen Körper. Zu schwach, zu langsam, sogar etwas Fett hatte
er angesetzt.

Nachdem er mit etwas Mühe im oberen Stockwerk angekommen war blieb er stehen.
Was ist mein Zimmer?> Unsicher sah er auf die Türen. Einer inneren Stimme
folgend entschied er sich für eine der linken Türen.
Ranma trat ein, ein etwas spärlich eingerichtetes Zimmer begrüßte ihn. Zwei
Schränke, ein Bett, und ein Schreibtisch mit einem teuer aussehenden Computer
waren die ganze Einrichtung. Außerdem gab es noch ein Regal voller Bücher. In
den oberen Fächern waren ein paar Stofftiere aufgereiht, die den Eindruck
machten als wären sie schon lange nicht mehr benutzt worden. An der einen
Wand hing ein 'End of Evangelion'-Poster, an der anderen eins von
'Streetfighter'.

"Was ist los, Junge? Du stehst da so als würdest du dein Zimmer zum ersten
Mal sehen."

Ranma fuhr erschrocken herum und wäre mit seinem Gipsbein fast gestürzt, als
sich sein Vater mit seiner Tasche ins Zimmer quetschte. Genma stellte sie auf
dem Bett ab. "Was ist los, Ranma? Du siehst nicht gut aus, willst du dich
nicht besser wieder hinlegen?"

"Nein, nein, schon gut." Er schüttelte den Kopf. "Du hast mich nur
überrascht, ich habe dich nicht kommen gehört."

"Ja, das kann sein. Aber du hättest mich früher mal sehen sollen, bevor du
geboren wurdest. Als ich noch übers Land gezogen bin konnte ich mich lautlos
wie ein Tiger auf der Jagt bewegen."

Ranma kniff ein Auge zusammen und sah seinen Vater scharf an. "Auf der Jagt
in fremder Leute Speisekammern."

"Äääh," Genma kratzte sich am Hinterkopf, "das zählt heute nicht mehr. In
meiner Jugend habe ich viel Unfug getrieben, aber diese Zeiten sind schon
lange vergessen." Er klopfte Ranma auf die Schulter und ging zur Tür. "Laß
deine Sachen vom Hospital einfach stehen, da kümmert sich No-chan schon drum.
Mach's dir jetzt ein wenig gemütlich, wir rufen dich zum Abendessen." Damit
schloß er die Tür hinter sich und ließ Ranma allein.

Unschlüssig sah er sich in seinem Zimmer um. Ein Blick in die Schränke
verriet ihm das ihm der Modegeschmack seines Vorgängers nicht gefiel, viel
zu formell und unbequem. Nach ein wenig suchen fand er zwar passendere
Kleidung, allerdings waren die Sachen schon mehrere Jahre alt, und er war
längst rausgewachsen.

Das Bücherregal erwies sich auch nicht als besser, das meiste war
Fachliteratur über ihm unverständliche Themen. Dazwischen war Prosa und
Poesie, etwas das besser zu Kuno passen würde, aber nicht zu ihm. Der Rest
war eine kleine Ansammlung an verschiedenen Mangas.

Ranma wandte sich dem letzten Möbelstück zu, dem Schreibtisch mit dem PC.
Er hatte keine Ahnung von solchen Teilen, er hatte zwar Nabiki ein paar Mal
über die Schulter geschaut, aber nicht wirklich was begriffen.
Er setzte sich davor und drückte den kleinen Knopf am Bildschirm. Es
flackerte einmal, aber sonst blieb der Monitor schwarz. Nach einigen
Augenblicken des Wunderns beugte sich Ranma nieder und schaltete auch den
Tower unter dem Schreibtisch an.

Der Computer erwachte zum Leben. Ein paar Zahlenreihen huschten über den
Bildschirm, dann erschien die Arbeitsoberfläche. Ranma öffnete den Explorer,
klickte sich durch die Ordner bis zu 'Privates'.

===Please=enter=Password===

Er zog sein Keyboard näher und tippte 'bluebyte' ein. Der Rechner akzeptierte
und gewährte Zugriff. In dem Ordner waren zahllose Dateien, verschiedene
Hausaufgaben, aus dem Internet geladene Filme und ähnliches.

Ranma stoppte.

Er sah auf den Monitor, dann auf seine Hände und wieder zurück. Woher zum
Teufel kannte ich das Paßwort? Und seit wann kann ich mit den Dingern
umgehen?> Ihm fiel keine Antwort ein, er hatte einfach gehandelt ohne
nachzudenken. Als ob er diesen Ablauf sehr oft gemacht hatte, schien sich
sein Körper von alleine zu erinnern.

"Gleich wieder vor deiner Kiste, hab ich's mir doch gedacht."

Ranma erschrak zum zweiten Mal in kurzer Zeit, als er die Stimme hörte.
Langsam wandte er den Kopf und sah...

Sich selbst.

Rote Haare, zu einem Zopf zusammengebunden. Strahlend blaue Augen. Ein
Schmollmund, der momentan abfällig verzogen war. Kleidung in chinesischer
Machart, die einen Körper verhüllten welchen Ranma nur zu gut kannte, und der
so manchen Jungen in den Wahnsinn treiben konnte.

Ranko.

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=> Juuban Hospital, Kreissaal; fünfzehn Jahre früher

Genma hatte Chibi-Ranma auf dem Arm und wanderte nervös den Flur auf und ab.
Immer wieder sah er auf seine Uhr. Er setzte Chibi-Ranma ab, atmete gestreßt
aus, sah sich um, nahm seinen Sohn wieder auf den Arm und setzte ihn gleich
wieder auf den Boden.

"Was dauert das so lange, was dauert das so lange, was dauert das so lange?"

Er sah abermals auf die Uhr, runzelte die Stirn, schüttelte das Gerät,
horchte daran und ließ den Arm wieder sinken.

"Papa, was machen die Toktors mit Mama?"

"Doktores, es heißt Doktores. Und sie helfen Mama bei ihrer Geburt."

"Was ist eine Kepurt?"

Genma nahm Chibi-Ranma wieder auf den Arm und lief weiter den Gang auf und
ab. "Das ist etwas schwer zu erklären, in unserem Fall heißt es das du ein
kleines Schwesterchen bekommst."

Die Tür zum Kreissaal öffnete sich und eine Schwester schaute heraus. "Herr
Saotome, sie können-"

Man sah nur einen Schatten huschen und Genma war verschwunden. Der Luftzug
war stark genug um der Schwester das Haar durcheinander zu wirbeln.

"-jetzt reinkommen." Sie sah sich verwirrt um. "Was war denn das?"

Im Geburtszimmer angekommen blieb Genma ehrfürchtig in der Tür stehen. Im
Bett lag seine Frau, das Baby bereits in den Armen. Genma kam langsam näher,
Chibi-Ranma dicht an sich haltend.

Nodoka sah auf und lächelte. "Wie die Ärzte gesagt haben, ein Mädchen." Sie
wandte sich wieder dem Neugeborenen zu. "Und so wie sie aussieht wird sie
später sicher mal eine Schönheit."

Chibi-Ranma blickte neugierig auf das Bündel in den Armen seiner Mutter. Das
kleine Kind schlief fest.

"Hast du schon einen Namen?"

Als würde das Baby wissen das es angestarrt wird, wachte es in diesem Moment
auf und sah sich in der Welt um, die es grade betreten hatte.

"Ja, ich habe an etwas gedacht das zu Ranma paßt. Wie wäre es mit Ranko?"

Ranma stellte sich auf Zehenspitzen um besser sehen zu können. Ranko bemerkte
ihn und sah nach unten. Ranma lächelte schüchtern. Ranko sah in seine Augen
und gab ein kurzes gurgelndes Lachen von sich.

"Ranko ... Ein guter Name. Und wie es scheint gefällt er ihr auch."

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=> Ranma´s Zimmer; zurück in der Gegenwart

Ranma saß an seinem Schreibtisch und starrte ins Leere. Ranko trat vor und
schnippte mit ihren Fingern vor seinem Gesicht. "Hey, Klugscheißer, schläfst
du schon mit offenen Augen?"

Ranma schnappte aus seine Trance und sah seine Schwester an. "Huh? Was?"

"Mann, der Truck muß dich voll am Kopf erwischt haben, als wenn du nicht
schon so schlimm genug warst." Sie legte den Kopf schief und schien auf eine
Antwort zu warten. Als keine kam zuckte sie nur mit den Schultern. "Na, Egal.
Mom hat gesagt ich soll dir sagen das das Essen fertig ist."

So gesprochen drehte sie sich um und war aus dem Zimmer. Ranma blinzelte.
Ich habe tatsächlich eine Schwester. Und sie sieht aus wie ich, nur ein
wenig jünger.> Er stand umständlich von seinem Stuhl auf und griff nach
seinen Krücken. Ranma bezweifelte das er hier immer noch um sein Essen
kämpfen mußte, aber seine Nase hatte bereits Alarm geschlagen, und sein Magen
reagierte entsprechend. Auf seine Krücken gestützt verließ Ranma sein Zimmer.

Dem guten Geruch folgend fand er den Weg in die Küche. Mutter, Vater und
Schwester saßen bereits am Tisch und warteten auf ihn. Ranma setzte sich
dazu.

"Es ist schön dich wieder bei uns zu haben, Ranma," sagte Nodoka, während sie
ihm den Teller vollud. "Ich hoffe das Essen im Hospital war erträglich?"

Ranma nahm den Teller entgegen. "Naja, es ging so," sagte er zwischen den
Bissen. "Nicht grade berauschend, aber ich habe schon wesentlich Schlimmeres
gegessen." Kurze Erinnerungen an Akane in der Küche huschten durch seinen
Kopf, dann stopfte er weiter das Essen in sich hinein.

Genma und Nodoka sahen erstaunt zu, wie ihr Sohn in einer Art aß, die sie
bislang nur von Ranko kannten. Nodoka hatte lange genug gebraucht um ihren
Ehemann das Essen inhalieren abzugewöhnen, nur bei Ranko hatte sie bislang
keinen Erfolg. Nun hatte Ranma sich anscheinend die gleiche Unart
angewöhnt, die Geschwister imitierten sich fast wie Spiegelbilder.

Ranma bemerkte die seltsamen Blicke die ihm seine Eltern schenkten, und
verlangsamte sein Tempo auf menschliche Verhältnisse. Ranko dagegen futterte
munter weiter.

"Sag mal Pops, was ich dich noch fragen wollte-"

Nodoka unterbrach ihn. "Erst schlucken, man spricht nicht mit vollem Mund."

Ranma kaute zu ende und wandte sich dann wieder an seinen Vater. "Hast du
vielleicht ein paar Trainingsübungen, die man auch mit gebrochenem Bein
machen kann?"

Genma ließ überrascht seine Eßstäbchen sinken. Ranko nutzte den Moment und
klaute ihm einen Reiskloß vom Teller.

"Wie kommst du denn auf die Idee?" fragte er staunend, "Ich dachte immer du
kannst Martial Arts nicht ausstehen?"

Ranma biß sich auf die Lippen. Er hatte nicht daran gedacht das er, soweit er
bis jetzt wußte, nie trainiert hatte. Als er nach einer passenden Ausrede
suchte, merkte er das sich sein Essen dezimierte. "Hey, das war meins," fuhr
er Ranko an.

Ranko schluckte und leckte sich über die Lippen. "Wer nicht ißt zur rechten
Zeit, der muß sehen was übrig bleibt," spottete sie.

Ranma runzelte die Stirn, zog seinen Teller näher an sich heran und wandte
sich wieder Genma zu. "Es war nur ein Gedanke. Vielleicht hätte ich dem Unfall
vermeiden können wenn ich schneller reagiert hätte."

"Da ist was dran," überlegte Genma. "Wir können ja noch mal darüber reden wenn
du deinen Gips losgeworden bist." Bevor er damals aufhörte, hatte er einen
vielversprechenden Eindruck gemacht,> dachte er weiter, ich frage mich ob
noch etwas davon hängen geblieben ist?>

Ranma aß weiter, in Gedanken versunken. Er konnte es jetzt schon kaum noch
erwarten endlich diesen Klotz vom Bein loszuwerden. Ebenso brannte er darauf
seinen Körper wieder in einen besseren Zustand zu bringen, er fühlte sich
einfach nicht wohl, kraftlos wie er war.
Er nahm eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr, und instinktiv ruckte seine
Hand vor. Seine Eßstäbchen fingen die seiner Schwester auf, welche sich
verdächtig wieder seinem Teller genähert hatten. Ranko schaute überrascht,
und Ranma drohte ihr mit dem Finger. "Ich habe dir gesagt, Finger weg von
meinem Essen."

Genma schmunzelte, als er seine ungesprochene Frage beantwortet fand.

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=> Juuban, Saotome Residenz; ein paar Tage später

Ranma kam durch die Tür. "Tadaima."

Seine Mutter steckte den Kopf aus der Küche. "Und, was hat Dr.Mizuno
gesagt?" fragte sie.

"Schau selbst," antwortete er und klopfte demonstrativ auf sein Bein. "Kein
Gips mehr dran. Sie hat ganz schön Augen gemacht, als sie gesehen hat wie gut
die Knochen zusammengeheilt waren."

Nodoka nickte und wollte wieder zurück in die Küche, stoppte aber noch mal.
"Bevor ich es vergesse," fiel ihr ein, "während du beim Arzt warst war
Chiba-san hier."

Ranma sagte der Name nichts. Solche Situationen waren ihm unangenehm, er
konnte sich verdammt schnell verplappern das er nicht der Ranma von hier war.
"Äh, und .... was wollte er?" fragte er unsicher, und hätte sich am liebsten
in den Hintern gebissen. Wer hat gesagt das Chiba-san ein Junge ist. Was
wenn es ein Mädchen ist?> schwitzte er in Gedanken.

Aber er hatte wohl richtig getippt. Nodoka bemerkte nichts von der
Unsicherheit ihres Sohnes und sprach weiter: "Er hat dir eine Disc mit dem
Schulstoff der letzten Tage vorbeigebracht. Damit du auf dem Laufenden bist."

"Wie nett von ihm." Einerseits war Ranma erleichtert, andererseits mochte er
den Gedanken an Schule überhaupt nicht. Er war nichts das Genie, das sein
Vorgänger offensichtlich gewesen war. Er wußte ja nicht mal 'wo' er zur
Schule ging. "Ich geh dann mal in mein Zimmer," meinte er schließlich. "Muß
mich noch umziehen. Mal sehen ob Pops mir wirklich ein wenig Kampfsport
beibringt, jetzt wo der Gips ab ist."

Nodoka sah ihrem Sohn kopfschüttelnd hinterher als er die Treppe hinauflief.
Wirklich ungewöhnlich, sein plötzliches Interesse für Kenpo. Und seit wann
nennt er Genma 'Pops' und nicht 'Dad' oder 'Vater' wie früher?> Sie schob den
Gedanken beiseite. Naja, vielleicht wird er endlich erwachsen.>

Ranma unterdessen suchte in seinem Kleiderschrank nach etwas Passenden.
Während seiner Krankheitszeit hatte er die Gelegenheit genutzt und sich in
seiner neuen Umgebung etwas umgesehen, und gleichzeitig neue Sachen gekauft.
Ranko hatte zwar geschimpft das ihr Bruder sie imitierte, aber Ranma wollte
auf seine Standartkleidung nicht verzichenten.

Wenig später betrat er das Dojo, wo sein Vater und seine Schwester wie immer
um diese Zeit ihre Traningssession abhielten. Ranma verbeugte sich am Eingang,
dann schlüpfte er aus seinen Schuhen, setzte sich abseits auf den Boden und
wartete.

Das Match zwischen Ranko und Genma war ähnlich dem, wie Ranma es kannte. Ein
wenig langsamer vielleicht, und der Luftraum wurde kaum mit einbezogen. Sein
geschultes Auge bemerkte schnell ein paar Fehler in Rankos Form, aber sie
waren nur minimal. Insgesamt schätzte Ranma sie auf ein Level wie er es hatte
als er mit Ryoga den 'Brotkrieg' hatte. Bedachte man die Tatsache das Ranko
nie auf eine echte Trainingsreise gegangen war, so war das recht beachtlich.

Genma gab mit einer Handbewegung zu verstehen das die heutige Stunde beendet
war und wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der kahlen Stirn. "Das
war ein sehr guter Kampf," lobte er Ranko, "du wirst immer besser."

Das Mädchen verbeugte sich. "Ich habe einen guten Lehrer." Sie wandte sich
um und ging zum Ausgang als sie Ranma bemerkte. "Was willst du denn hier,
Klugscheißer?" fragte sie stirnrunzelnd.

"Lernen," antwortete dieser knapp und stand auf. Ranma ging zu Genma und
nickte kurz mit dem Kopf. "Yo, Pop. Du hast gesagt du nimmst mein Training
wieder auf wenn der Gips ab ist. Sieht so aus als wenn's soweit wäre."

Genma blinzelte erstaunt. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet das Ranma
es ernst meinte. "Nun ja, wenn du möchtest..."

"Ich würde ja liebend gerne hierbleiben und zusehen wie du dich blamierst,"
spottete Ranko vom Eingang als sie ihre Schuhe anzog, "aber ich habe leider
noch wichtige Termine. Paß auf das du dein Bein nicht gleich noch mal
brichst." Sie lachte und verschwand dann.

Ranma blickte ihr hinterher, dann wandte er sich wieder seinem Vater zu.
"Okay Oyaji, fangen wir an." Er rutschte in eine lockere Kampfhaltung.

Genma tat nichts dergleichen. "Einverstanden. Aber erst müssen wir ein paar
Grundregeln auffrischen."

Grundregeln?> dachte Ranma verwundert als er sich wieder normal hinstellte.
Seit wann schert sich Pops um Grundregeln?>

"Erstens." fuhr Genma fort, "Ich bin der Sensai. Du bist der Otokai. Du wirst
entsprechend mit mir reden, und nicht so wie du es mit deinen Kumpels tust.
Zweitens: Heute lasse ich das gelten, aber nächstes Mal wirst du in
angemessener Kleidung erscheinen." Er zupfte demonstrativ an seinem Gi. "Wenn
du Fortschritte gemacht hast werden wir in Straßenkleidung üben, aber so noch
nicht. Drittens: Ich werde in der ersten Stunde ganz sicher kein
Randori(Freikampf) mit dir machen. Wir fangen ganz klein an. Am besten du
machst die ersten Katas, eine nach der anderen. Dann kann ich auch gleich
sehen wieviel du noch weißt."

Ranma zog eine beleidigte Miene. Sein Vater behandelte ihn wie einen blutigen
Anfänger. Aber irgendwie war er das ja auch. Also verkniff er sich einen
Kommentar und begann die allererste Kata.

Genma sah den Ausdruck im Gesicht seines Sohnes. Dann beobachtete er wie
Ranma desinteressiert seine Übung begann. Ranma fing in klassischem Kenpo an,
aber nach kurzer Zeit steigerte er sein Tempo und veränderte die Formen.

"Stopp!" rief er laut. "Was soll das? Ich habe doch klar gesagt das du die
erste Kata machen sollst, oder?"

"Ja, das habe ich doch?" wunderte sich Ranma.

"Hast du nicht. Der Schattenkampf hat genau festgelegte Formen. Du kannst ihn
nicht einfach verändern wie es dir gefällt," schimpfte Genma. "Wenn du ein
Meister wärst, das wäre was anderes. Aber als Anfänger hast du dich an die
Regeln zu halten."

"Stell dich nicht so an, Oyaji. Du weißt so gut wie ich das es
Grundtechniken waren, was ich gemacht hab."

"Aber nicht im Kenpo. Die Techniken gehörten zur Saotome Schule für
Schlägereien aller Art."

"Mann, Pop, falls du es noch nicht gemerkt hast: Ich bin dein Sohn. Warum
soll ich nicht unseren Kampfstil benutzen dürfen?"

Genma wollte auffahren, überlegte es sich dann aber anders. "Hör mal zu,
Junge," begann er ruhig, "der Musabetsu Kakuto Saotome Ryu ist einzigartig
auf dieser Welt. Wir sind nur ein kleines Dojo, aber wie jede andere
Kampfsportschule auch wird unsere nur einen einzigen Erben des Kampfstils
haben. Und das ist Ranko."

"Waaaas?" Ranma war entrüstet. "Warum Ranko? Ich bin der Ältere."

"Mag sein. Aber Ranko nimmt ihre Aufgabe ernst. Wenn ich dich jetzt zum Erben
mache, was ist wenn du dein Interesse wieder verlierst wie damals? Du kannst
nicht Erbe einen Kampfstils sein wenn du grade Lust dazu hast. Ranko ist
meine Nachfolgerin, das ist mein letztes Wort."

"Aber-"

"Kein aber," unterbrach ihn Genma. "Ich bringe dir gerne bei was ich weiß.
Egal ob Kenpo, Karate, Jiu-jitsu oder Tae-kwon-do. Aber kein Musabetsu
Kakuto."

Ranma biß fest die Zähne aufeinander. Natürlich war Genmas Angebot besser als
Nichts, aber Ranmas Stärke lag nun mal in den fließenden Formen seines
Familienstils. Er beherrschte zwar Karate und alles andere ebenfalls
meisterhaft, doch wenn es ernst wurde dann kam nichts gegen Musabetsu Kakuto
an.

"Ist gut," lenkte er schließlich ein. "Bleiben wir erstmal dabei. Vielleicht
kann ich dich später überzeugen das ich die Kunst jetzt ernst nehme."
Aber trainieren werde ich trotzdem,> fügte er gedanklich hinzu. Zu dumm
das mir ein geeigneter Partner fehlt. Mal sehen ob ich Ranko fragen kann
ob sie mit mir übt?>

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=> Im Haus; kurze Zeit später

Nodoka war in der Küche und am Abendessen vorbereiten, als Genma mit einem
breiten Grinsen auf dem Gesicht hereinkam. Der glatzköpfige Martial Artist
umarmte seine Frau von hinten und küßte sie zärtlich in den Nacken. Nodoka
schüttelte ihn ab. "Laß das," meinte sie. "Du stinkst immer so wenn du
geschwitzt hast. Wasch´ dich vorher."

Genma küßte sie ein zweites Mal, diesmal auf die Wange, und ließ sie los.
"Du wirst es nicht glauben wenn ich es dir erzähle," meinte er.

"Was dich aber nicht davon abhalten wird es mir trotzdem zu sagen?"

"Du hättest dabei sein sollen," schwärmte Genma. "In all den Jahren hat unser
Sohn nichts vergessen. Jede einzelne Technik kannte er noch. Ich hatte schon
befürchtet das ich mit Ranma wieder ganz von vorne anfangen müßte, aber alles
was man ihm vorwerfen kann ist das er ein wenig eingerostet ist, mehr nicht.
Was ihm fehlt ist Kondition und ein wenig mehr Kraft, aber das Können ist
da." Genma strahlte über das ganze Gesicht. "Das Talent hat er eindeutig von
mir geerbt."

Während Genma sich über ihn freute war Ranma ganz und gar nicht zufrieden.
Momentan saß er im Furo und ließ sich die letzte Stunde noch mal durch den
Kopf gehen. Seiner Meinung nach war er grauenvoll schlecht gewesen. Keine
Geschwindigkeit, keine Eleganz, kein gar nichts. Ich bin eine Schande für
den ganzen Sport,> dachte er frustriert als er aus der Wanne stieg. Unter
diesen Umständen hatte ich nicht mal Kuno besiegen können. Ich muß dringend
besser werden.>

War Ranma nicht der Beste, war er nicht zufrieden. Das war nun mal seine Art,
wenn er hier dazu absolut keinen Grund hatte. Aber wenn man sein ganzes
Leben auf ein Ziel hingearbeitet hatte, dann war es nur natürlich das man es
nicht einfach so aufgeben konnte, oder?

Und dann weigert sich Pops auch noch mich in meinem Familienstil zu
trainieren,> beklagte er sich weiter. Als wenn er mich davon abhalten könnte
es trotzdem zu tun.> Ranma trocknete sich ab und zog sich an. Dann faßte er
einen Entschluß. Ich frage einfach Ranko. Sie ist ganz passabel, und bis ich
einen besseren Partner finde kann ich mit ihr üben.>

Mit dieser Idee im Kopf ging er geradewegs in Richtung Rankos Zimmer. Er
klopfte zweimal und trat dann ein ohne eine Antwort abzuwarten. "Ranko, hast
du mal..."

Ranma brach ab. Seine Schwester saß an ihrem Schreibtisch, offensichtlich
über ihren Schulsachen, und blickte ihn verärgert an das er so plötzlich
reingeplatzt war.
Aber er achtete nicht darauf. Ranko war nicht alleine im Zimmer. Seine ganze
Aufmerksamkeit war auf das andere Mädchen gerichtet, das mit dem Rücken
zu ihm saß und seiner Schwester Nachhilfe in Mathematik gab.

"Akane," flüsterte Ranma kaum hörbar. Sie war so wie er sie in Erinnerung
hatte. Damals vor etwas über zwei Jahren, als er in ihr Leben geplatzt war,
kurz nachdem Ryoga ihre Haare gekürzt hatte.
Ranma fragte sich warum Akane hier jünger war als er, und warum ihre Haare
einen kräftige aquamarin-Farbton hatten anstatt wie sonst schwarz mit einen
bläulichen Schimmer. Aber er ignorierte es, wichtig war nur das Akane wieder
da war, und das er einen Neuanfang machen konnte.

Dann drehte sich das Mädchen zu ihm um, und die Illusion zerplatzte. Obwohl
sie eine große Ähnlichkeit mit Akane hatte, sie war es nicht.

"Guten Tag, Saotome-kun," sagte die Fremde. "Schön zu sehen das es dir wieder
gut geht."

Ranma korrigierte sich, das Mädchen war ihm nicht fremd. Er kannte sie. Sie
war in dieser Welt die härteste Gegnerin seines anderen Ichs gewesen. Nicht
im Kampf, wohl aber in anderen Disziplinen. Beim Anblick des fremden und doch
so bekannten Gesichts flutete die Erinnerung in Ranmas Kopf.

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=> Juuban Highschool; zwei Jahre früher

Auf einer großen Tafel in der Schulaula waren wie jedes Jahr die Noten der
Besten Schüler und Schülerinnen des vergangenen Quartals aufgelistet. Ranma
stand davor, nahm seine Brille ab und kaute nachdenklich auf dem Bügel. Sein
Name stand wie üblich ganz oben auf der Liste, mit 98.47% hob er sich
deutlich von den anderen ab.
Diesmal jedoch schien er Konkurrenz bekommen zu haben, der zweite Platz lag
mit 97.73% verdächtig nahe. Ranma schaute auf den Namen. Er hatte schon von
dem Mädchen gehört, sie war vor kurzem auf diese Schule gewechselt.

Ranma setzte seine Brille wieder auf und wollte gerade gehen, als sich jemand
neben ihn stellte und ebenfalls die Ergebnisse absuchte. Die Person runzelte
erstaunt die Stirn. "Nanu?" murmelte sie, "nur Platz Zwei diesmal? Wie kann
denn das?"

"Jemand anderes war eben besser," meinte Ranma. "So einfach ist das."

Das Mädchen mit den kurzen blauen Haaren drehte sich zu ihm um. "Das ist mir
schon klar. Ich wundere mich nur, sonst war ich immer die Beste." Sie sah
wieder zur Tafel. "Ich frage mich wer dieser Ranma Saotome ist?"

"Er steht ungefähr einen halben Meter neben dir," antwortete Ranma. "Und du
bist dann sicher- ?"

"Ami Mizuno." Ami verbeugte sich leicht. "Ich freue mich dich kennen zu
lernen, Saotome-kun, ich habe noch nicht viele getroffen die genauso viel
Interesse am lernen habe wie ich."

"Mit lernen hat das nichts zu tun. Ich bin einfach der Beste," prahlte Ranma.
"Und so wird es auch bleiben."

Ami wechselte ihre Schultasche in die andere Hand und lächelte ihn an. "Wir
werden sehen. Ich hatte noch nie jemanden mit dem ich mich ernsthaft messen
konnte. Es ist sicherlich interessant herauszufinden wer von uns wirklich der
Bessere ist."

Ranma zuckte die Schultern. "Viel Zeit dazu wirst du aber nicht haben," sagte
er. "In diesem Jahr bin ich mit der Highschool fertig, dann gehe ich aufs
College. Wird mir sowieso zu öde hier, die Lehrer wissen eh nichts."

"College?" Ami blinzelte überrascht. "Du siehst gar nicht so alt aus, ich
hätte dich höchstens auf siebzehn geschätzt."

"Ich bin sechzehn. Aber ich habe immer wieder mal eine Klasse übersprungen."

Ami staunte. Der Junge vor ihr hatte mehrere Schuljahre vorgezogen, und
schrieb trotzdem so gute Noten? Schließlich sagte sie: "Das ist nicht
unbedingt gut. Auch wen es keine Herausforderung für dich sein mag, es ist
notwendig das man die Schule auf normalem Wege absolviert. Man lernt dort
nicht nur den Stoff, sondern gewinnt auch wichtige soziale Kenntnisse für das
spätere Leben."

"Pffft," machte Ranma nur abfällig. "Wundert mich das du mit der Einstellung
so weit gekommen bist." Er steckte die Hände in die Taschen und ging. Nach
ein paar Metern drehte er sich noch mal um. "Aber ich bin trotzdem gespannt ob
du es schaffst meinen Rekord zu brechen. Bis später dann."

Ami sah Ranma hinterher. Auch wenn er besser war als sie, er war arrogant und
hochnäsig. Es wurde Zeit das ihm jemand zeigte wo es lang ging. Und wer
konnte das besser als Ami selbst? Das Mädchen schmunzelte, sie würde beweisen
wer der Bessere war.

Und so begann ein erbitterter Krieg um gute Schulnoten.

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=> Rankos Zimmer; Gegenwart

Ranko sah ihren Bruder ärgerlich an als dieser in ihr Zimmer geplatzt kam.
"Oniisan, ich habe dir schon hundertmal gesagt das du ohne Erlaubnis hier
nichts zu suchen hast," schimpfte sie. "Das ist mein Zimmer, und ich habe eine
Privatshäre die du zu respektieren hast ... ?"Sie brach ab als sie sah das
Ranma mit leeren Blick ins Nichts starrte.

"Was hat er?" fragte Ami neben ihr.

Ranko stand auf und wedelte mit der Hand vor dem Gesicht ihres Bruders.
"Hallo, Erde an Klugscheißer, irgend jemand zu Hause?"

"Schläft er?"

"Keine Ahnung," zuckte Ranko die Schultern und setzte sich wieder. "Seit
seinem Unfall ist er irgendwie komisch, ich fürchte er ist jetzt endgültig
durchgeknallt."

Ami sah intensiv auf Ranma, der immer noch wie abwesend dastand.
Merkwürdig,> dachte sie, Dabei hat Mutter doch gesagt das er keinerlei
Kopf- oder Nervenverletzungen hatte.> Sie teilte diesen Gedanken ihrer
Freundin mit.

"Pffft!" machte Ranko. "Ich weiß nur das er noch weniger dicht ist als
vorher. Er benimmt sich völlig untypisch." Sie begann aufzuzählen. "Er hat
keine einziges Mal protestiert das er nicht zum College darf während er krank
ist. Er lernt kein Stück, und am Computer sitzt er auch nicht. Statt dessen
läuft er ständig in der Stadt herum, und wie du siehst imitiert er meine
Kleidung."

Ami hatte es bemerkt. Ranma war in den gleichen chinesischen Sachen gekleidet
die Rankos Markenzeichen waren. Außerdem war sein Haar ungekämmt und seine
Brille fehlte. Sie fand das er mit diesem Look seinem Namen mehr entsprach
als vorher. (Anm.d.Autors: "Ranma" läßt sich mit "Ungezähmter Hengst"
übersetzen)

Ranko fuhr fort: "Aber das Besten kommt noch." Sie machte eine dramatische
Pause. "Mein total unsportlicher Bruder hat heute damit angefangen sich von
Dad im Kampfsport unterrichten zu lassen."

"Waaas? Nicht möglich!"

"Doch, echt wahr."

Ami konnte es nicht glauben. Ranma als Kämpfer? Eher konnte sie sich Minako
als Nonne vorstellen.

Ranko schien inzwischen genug zu haben das ihr Bruder in ihrem Zimmer den
Zombie spielte. Sie verschwand kurz und kam kurz darauf mit einem Eimer
Wasser wieder.

PLATSCH

"Na, wieder wach," fragte sie und verschränkte die Arme. "Oder brauchst du
noch eine Dusche?"

Ranma wischte sich mit der Hand durchs Gesicht. Wasser, typisch. Was sonst?>
Er schüttelte sich das Wasser aus den Haaren und sagte schließlich: "Nein
danke, einmal reicht. Außerdem dusche ich lieber warm."

"Gut, dann schlage ich vor das du jetzt aus meinem Zimmer verschwindest. Im
Gegensatz zu dir brauche ich nämlich Amis Hilfe im Schulunterricht."

Ranma sah zwischen seiner Schwester und Akanes Beinahe-Zwilling hin und her.
Ami sah seiner früheren Verlobten ähnlicher als selbst Kasumi und Nabiki.

Ranko wurde ungeduldig. "Was ist jetzt? Oder muß ich dich erst
rausschmeißen?"

Ranma drängte seine Gedanken zurück und konzentrierte sich auf den
ursprüngliches Grund, weshalb er hierhergekommen war. "Nein nein, ich geh ja
schon. Ich wollte dich nur fragen ob du ... vielleicht ab und zu ein wenig
mit mir sparren könntest? Ein paar lockere Duelle, nur so zum Spaß. Pops
weigert sich mir unseren Familienstil beizubringen, und ich dachte das du..?"

"Tut mir leid, aber für so etwas habe ich keine Zeit," erwiderte Ranko
unfreundlich und schob ihn aus ihrem Zimmer. "Erst recht jetzt nicht, wie du
siehst habe ich zu tun."

"Aber..."

"Außerdem bin 'ich' die Erbin des Musabetsu Kakuto, nicht du." Sie schlug
Ranma die Tür vor der Nase zu.

"Meinst du nicht das du ein wenig hart zu ihm warst?" fragte Ami als Ranko
sich wieder an ihren Schreibtisch setzte. "Er hat doch nur höflich gefragt."

Ranko fuhr ärgerlich herum. "Nein, war ich nicht. Ich war viel zu freundlich.
Nachdem sich der Klugscheißer all die Jahre über mich lustig gemacht hat weil
mir der Sport Spaß macht, und mich ständig als Schlägerin beschimpft, da hat
er den Nerv und fragt ausgerechnet 'mich' ob ich im helfe? Kein Stück!"

"Ich weiß das ihr euch nicht sonderlich versteht, aber irgend einer muß den
ersten Schritt machen," beruhigte sie Ami. "Das wäre eine gute Gelegenheit.
Er fragt doch nur um Hilfe."

"Und was war passiert als 'ich' 'ihn' das letzte Mal um was gebeten habe?
Hast du das schon vergessen? Hat er auch nur das klitzekleinste bißchen
versucht darüber nachzudenken? Nein, hat er nicht. Ausgelacht hat er mich,
hat gesagt das es meine eigene Schuld wäre, das ich das Problem doch mit
Gewallt lösen sollte wie ich es sonst auch immer mache. Der Arsch, ich hätte
ihn erwürgen können."
Ranko war immer erboster geworden, und nun liefen ihr Tränen des Zorns und
der Enttäuschung übers Gesicht. "Und ich hatte nur gefragt ob er mir
Nachhilfe in der Schule geben kann, er ist doch gut genug. Das Leben ist
einfach nicht fair."

Ami nahm ihre Kameradin tröstend in den Arm. "Ist ja schon gut, reg´ dich
nicht darüber auf. Das ist Ranma gar nicht wert. Er wird eben jemand anderes
finden müssen der ihm hilft. Du hast mich doch auch gefunden, oder?" Sie
lächelte ermutigend.

"Was ein Glück das ich dich habe," schniefte Ranko und putzte sich die Tränen
ab. "Sonst wäre ich längst sitzen geblieben." Sie schneuzte lautstark die
Nase und verscheuchte ihre trüben Gedanken. "So, alles wieder klar," sagte
sie dann, "machen wir weiter. Ich glaube wir waren bei Aufgabe 42 stehen
geblieben..."

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=> Am nächsten Morgen; Ranmas erster neuer Schultag

Das Frühstück verlief ruhig. Ruhig für Ranmas Verhältnisse, was hieß das
niemand dem anderen das Essen vom Teller klaute. Er genoß die Kochkünste
seiner Mutter, die denen von Kasumi in nichts nachstanden.

Ranko schob ihren leeren Teller beiseite und stand auf. "Jetzt muß ich mich
aber beeilen, sonst komme ich schon wieder zu spät," sagte sie, griff ihre
Schultasche und verschwand aus der Tür. "Bis später."

"Für dich wird es auch Zeit," ermahnte Nodoka ihren Sohn. "Du hast lange
genug Pause gehabt, und du willst doch nichts vom Unterricht verpassen?" Sie
hielt ihm seinen Ranzen und ein Bento hin. "Paß aber auf das du dich nicht
gleich überanstrengst. Du weist nicht wie geschwächt du noch vom Unfall
bist."

"Uhm, ist gut, klar paß ich auf. Wiedersehen." Er nahm die Sachen und verließ
das Haus. Draußen seufzte er und machte sich auf den Weg. Was soll ich jetzt
tun?> fragte er sich selbst. Ich weiß nicht mal 'wo' ich zur Schule gehe.>
Unentschlossen wanderte er die Straße entlang.

"He, Ranma!"

Und dann auch noch auf ein College, wo ich es nur mit Ach und Krach
geschafft habe nicht sitzen zu bleiben.>

"Hey, bist du taub? Warte doch."

Ich bin zwar meine alten Probleme losgeworden, dafür hab ich jetzt jede
Menge neue. Warum muß immer alles so schrecklich 'kompliziert' sein?>

"RANMA!"

"Waaah! Was? Wer? Wo?" schreckte er aus seinen Gedanken auf.

Ein schwarzhaariger Junge mit Sonnenbrille, scheinbar einige Jahre älter als
er, kam auf ihn zu. "Sprichst du nicht mehr mit jedem, oder philosophierst du
wieder über den Sinn des Lebens?" meinte dieser scherzhaft und klopfte ihm
auf den Rücken. "Schön dich wieder auf den Beinen zu sehen. Hast du die Disc
bekommen?"

Ranma sah den Neuankömmling verwundert an. Disc? Was für eine Disc?> Dann
fiel es ihm wieder ein. Er meint sicher die CD mit den Schulaufgaben. Die
habe ich völlig vergessen. Dann ist das sicher Chiba-san.> Ranma kratzte sich
verlegen am Hinterkopf und sagte: "Uh, äh, Ja sicher hab ich die CD
bekommen. Vielen Dank auch, äh, Chiba-san?"

Dem Verhalten des anderen schien das tatsächlich sein Name zu sein, denn er
redete munter weiter. "Dann ist ja gut, nicht das deine kleine Schwester sie
wieder versteckt hat wie letztes Mal." Er machte eine Pause und sah Ranma
etwas verwundert an. "Sag mal, du gehst doch heute wieder in die Schule,
oder?"

"Öh, ja. Warum?"

"Weil du deine Uniform nicht an hast."

Uh shit!> fluchte er und suchte krampfhaft nach einer Ausrede. "Das ist weil
... der Arzt ... also Frau Dr.Mizuno hat ... sie hat gesagt das ... äh ...
das-ich-mich-wegen-der-Verletzung-bequem-kleiden-sollte. Genau. Das hat sie
gesagt."

"Ach so. Und ich dachte schon." Chiba-san schaute auf die Uhr. "Jetzt müssen
wir aber los, sonst kriegen wir eine Mahnung wegen zuspätkommen."
Er ging zügig los. Ranma folgte. Was ein Glück das ich meinen
Klassenkameraden getroffen habe. Wenigstens ein Problem weniger. Jetzt muß
ich nur noch zusehen das ich den Tag überlebe. Was ist wenn die Lehrer
raukriegen das ich vom Stoff keine Ahnung habe?>

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=> nach dem Unterricht

Ranma hatte den härtesten Kampf seines Lebens hinter sich. Der Schweiß stand
ihm noch immer auf der Stirn als er das Schulgebäude verließ. Draußen
angekommen atmete er tief aus, lehnte sich gegen die Mauer und beobachtete
wie die anderen Schüler, allesamt älter als er, das Gelände verließen.

Während des Unterrichts hatte der Lehrer Ranma mehrmals Fragen gestellt.
Anfangs hatte er gestammelt und versucht sich rauszureden, doch schließlich
mußte er doch was sagen und er hatte die erste Antwort ausgespuckt die ihm in
den Sinn kam. Und die war sogar richtig.
Und genauso ging es weiter. Fragte der Lehrer etwas, sagte Ranma das erste
was ihm einfiel. Und immer stimmte die Antwort. Es war direkt unheimlich.

Ganz ähnliches war ihm oft in seinem alten Leben passiert. Beim den
morgendlichen Prügeleien mit seinem Vater. Nach einiger Zeit hatte er den
Panda aus dem Fenster befördert ohne dabei aufzuwachen. Sein Körper war den
Vorgang so gewohnt das er auf Autopilot funktionierte. Und genauso instinktiv
schien er hier auf die richtigen Antworten zu kommen. Das hieß aber nicht das
er irgend etwas vom Unterricht verstanden hatte.

Ranma hatte außerdem festgestellt das er auch hier ein Einzelgänger war. Er
war nicht sonderlich beliebt, und hatte außer Chiba-san, von dem er
mittlerweile wußte das dieser Mamoru mit Vornamen hieß, keinerlei Freunde.
Was durchaus ein Vorteil war, je weniger ihn kannten desto weniger würden es
merken wenn er sich anders verhielt.

Mit einem letzten Seufzer stieß er sich von der Wand ab und machte sich auf
den Heimweg. Er hatte grade das Schulgelände verlassen als sich ihm drei
Jungs in den Weg stellten.

"Schaut mal an wen wir da haben," sagte der eine.

"Lange nicht gesehen, Saotome," sagte der andere. "Bist du auch mal wieder
im Lande."

Ranma sah die anderen an und überlegte ob er sie kannte, oder was sie von ihm
wollten.

"Jetzt wo du wieder da bist schlage ich vor, das du gleich mal deine Schulden
bezahlst, die sich im Verlauf der Zeit angesammelt haben," sagte der dritte
und kam bedrohlich einen Schritt näher.

Zumindest Ranmas zweite Frage war damit beantwortet. Nur wußte er nicht ob
er ihnen wirklich was schuldete, oder ob es einfache Schläger waren. "Ähh,
mein Gedächtnis ist in letzte Zeit nicht so gut," sagte er, "wärt ihr so
nett und würdet mir sagen wofür ich euch Geld schulde?"

Die drei anderen sahen sich staunend an, dann brachen sie in Gelächter aus.
"Nun hört euch den an. Der reinste Witzbold. Harhar." Das Lachen erstarb so
schnell wie es gekommen war und machte grimmigen Mienen Platz.
Der dritte Sprecher, wahrscheinlich der Boß, trat noch einen Schritt näher
und blickte Ranma in die Augen. "Die Sache ist ganz einfach: Du gibst uns
dein Geld, im Gegenzug schlagen wir dich nicht zusammen. Deal, oder?"

Ranmas Züge verhärteten sich. So ist das also. Na wartet.> Er nahm seine
Schultasche ab und rutschte in eine Kampfstellung. "Ich mache euch einen
Gegenvorschlag: Ihr verzieht euch, im Gegenzug werde ich euch nicht alle
Knochen brechen. Deal, oder?"

So viel Dreistheit überraschte die Schläger. Hatte der größte Eierkopf der
Schule es grade gewagt sie zu bedrohen? Dann fingen sie dreckig an zu
lachen. "Wißt ihr was ich glaube? Der Truck hat ihn am Kopf erwischt, und
jetzt glaubt er, er wäre Superman oder so."

Der Boß wandte sich wieder zu Ranma. "Hör mal zu, Intelligenzbolzen. Wenn
das ein Witz sein sollte, dann war's ein mieser. Jetzt rück die Kohle raus!"

"Komm doch und hol sie dir, wenn du dich traust," erwiderte dieser.

"Worauf du dich verlassen kannst."
"Ich finde sowieso das es mal wieder Zeit ist ihn daran zu erinnern weshalb
er uns bezahlt."
"Aber diesmal ist deine idiotische Schwester nicht in der Nähe um dich wieder
rauszuhauen. Also mach dich auf was gefaßt."

Ein gemeines Lächeln unspielte Ranmas Lippen als die drei ihre Knöchel
knacken ließen und näher kamen. Macht ihr euch lieber auf was gefaßt,>
dachte er. Es war eine ausgezeichnete Möglichkeit auszuprobieren zu was sein
neuer Körper in der Lage war. Seine Gegner machten keinen sehr
professionellen Eindruck, von daher ging er kein größeres Risiko ein.

Der erste griff mit einem ungelenken und viel zu weit ausgeholten
Faustschwinger an. Ranma machte sich nicht mal die Mühe ihn abzuwehren, er
drehte nur leicht den Oberkörper ein und der Schlag ging ins Leere. Dann
ließ er den Handrücken seiner geballten Faust ins Gesicht seines Gegners
krachen. Der andere heulte auf und schlug die Hände vor seine blutende
Nase.
Die anderen Beiden kamen erst gar nicht zum Angriff. Ranma schnellte einen
Schritt vor, kickte dem einen mit einem Halbkreistritt durch die Visage, dann
duckte er sich und trat aus der Drehung mit noch immer dem gleichen Bein dem
anderen die Füße unterm Leib weg. Noch bevor dieser zu Boden fiel vollendete
Ranma die Drehung und trat mit dem anderen Bein ein zweites Mal zu. Der
Schläger flog ein paar Meter durch die Luft und blieb dann regungslos liegen.

Dann bückte er sich und zerrte den ersten mit der blutenden Nase an seinem
Hemd in die Höhe, so das dessen Füße in der Luft baumelten. "Ich hoffe ich
habe mich deutlich genug ausgedrückt," zischte Ranma ihn an. "Ab heute weht
hier ein anderen Wind. Ranma Saotome ist nicht mehr der gleiche wie früher.
Das können du und deine Kumpel sich hinter die Ohren schreiben, klar?"

"S-s-sicher. S-s-sonnenklar," stammelte der andere.

Verachtend ließ in Ranma fallen, nahm seine Schultasche und ging. Als er
außer Sichtweite war ließ er die Spannung von sich abfallen uns seufzte. Er
haßte diese Art von Menschen. Und er haßte sein anderes Ich das er sowas
hatte mit sich machen lassen. Und er haßte sich selber, weil es gegen seine
Prinzipien ging Schwächere zusammenzuschlagen.
Und letztendlich haßte er diesen Körper. Obwohl er den Kampf mit Bravour
gemeistert hatte, so war Ranma doch einen völlig anderen Standart gewohnt.

Ich brauche einen vernünftigen Trainer und Partner. Möglichst jemanden der
mich nicht kennt,> dachte er. Pops würde es auffallen wenn ich plötzlich
mit meinem Können anfange. Und Ranko will aus irgendeinem Grund nicht. Aber
wen könnte ich nehmen?>

Ranma war fast schon wieder Zuhause angekommen als ihm die ideale Idee kam.
Seine Familie war nicht die einzige die Musabetsu Kakuto trainierte. Soun
unterrichtete im gleichen Stil.
Ranma grinste breit als er umdrehte und zur nächsten Staßenbahnstation eilte.
Er würde sofort den Tendos einen Besuch abstatten. Von dem was er wußte
kannten sie ihn in dieser Welt nicht, und auch das Verlobungsversprechen
schien hier nicht zu existieren, sonst wäre er längst mit einer der
Tendo-Schwestern verlobt. Wahrscheinlich mit Nabiki, so wie ich mein anderes
Ich einschätze,> dachte er schaudernd.

Es dauerte nicht lange, dann war Ranma in dem ihm so vertrauten Standteil.
Während er durch die Straßen von Nerima ging versuchte er sich die passenden
Worte zurechtzulegen. Er wollte unbedingt einen guten Eindruck hinterlassen.
Vor allem bei Akane. Wenn hier wirklich alles so ist wie es bei mir war,
dann hat sich Akane die letzten zwei Jahre gegen Kuno und ihre Mitschüler
wehren müssen. Oh mann, hoffentlich rastet sie nicht aus wenn sie einen
Jungen in ihrem Haus sieht...>

Er bog um die letzte Ecke in die Straße, wo das Tendo-Dojo stand, und blieb
entsetzt stehen. Es fehlte.

Das Tendo-Dojo war nicht da.

Er sah sich um, aber die Straße stimmte. Es sah auch alles genau so aus wie
es sollte. Nur das Dojo war nicht da. Statt dessen standen auf dem Grundstück
jetzt zwei normale Einfamilienhäuser.

Eine ganze Weile stand Ranma mit dümmlichen Gesichtsausdruck auf der Straße
und starrte. Dann fiel ihm ein das ihn Starren nicht weiterbrachte, und so
entschied er sich was dagegen zu tun.
Er ging zu einem der Häuser wo sonst das Dojo stand und klopfte. Eine junge
Frau mit einem kleinen Kind auf dem Arm öffnete ihm.

"Ja, was gibt es?" fragte sie Ranma.

"Uhm, ich wollte nicht stöhren, aber ich suche eine Trainingshalle. Die
Tendo Trainingshalle für Schlägereien aller Art. Sie soll hier irgendwo in
der Nähe sein, könnten Sie mir vielleicht sagen wo?"

"Nein, tut mir leid, ich fürchte nicht." Die junge Mutter wechselte ihr Kind
in den anderen Arm. "Ich bin selber erst vor kurzem hierher gezogen und
kenne mich hier noch nicht so gut aus."

"Oh! Dann entschuldigen Sie bitte die Störung. Einen schönen Abend noch."
Ranma verbeugte sich höflich und ging wieder. Hmm, komisch. Frage ich halt
die anderen.>

Er ging zum zweiten Haus auf dem Grundstück und klopfte an. Diesmal öffnete
ihm eine alte verschrumpelte Oma.

"Ja, was kann ich dir antun?" krächzte diese.

Antun?> wunderte sich Ranma. "Öh, ich bin auf der Suche nach der Tendo
Trainingshalle für Schlägereien aller Art. Können Sie mir sagen wo ich sie
finde?"

Oma kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. "Hmm, Tendo sagst du? Nie
gehört. Bist du dir sicher das du im richtigen Stadtteil bist?"

"Ja, absolut sicher. Es sollte eigentlich genau hier sein."

"Nein, du mußt dich irren," sagte Oma. "Ich wohne hier schon seit fast
sechzig Jahren, aber einen Tendo hat es hier nie gegeben."

"Oh! Dann entschuldigen Sie vielmals, und danke für die Auskunft." Ranma
ging wieder. Muß total senil sein, die Alte. Sicher hat sie die Tendos
nur vergessen.>

Leider waren auch Ranmas andere Versuche erfolglos. Wo er auch fragte,
niemand schien die Tendos zu kennen. Sogar die Chiropraxis von Tofu Ono
war da, aber als Ranma nach Kasumi fragte schüttelte der Doktor nur ratlos
den Kopf.

Entmutigt und mit einer Wolke voller Trübsal über dem Kopf machte sich Ranma
auf den Rückweg. Er mußte auf anderem Weg herausfinden wo Akane war.
Irgendwie. Irgendwo. Es 'mußte' eine Möglichkeit geben.

PLATSCH

Ranma wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und starrte auf Frau Watanabe,
die wie üblich dabei war den Gehweg zu gießen. Sogar die ist hier,> dachte
er. Alles paßt. Die Schule, Tofu, und ich bin mir sicher das sogar die
Kunos hier sind. Nur das Dojo fehlt.>

Nachdenklich sah er in den Himmel. Es war spät, die Sonne hatte schon den
Horizont berührt. Ranma beschloß es morgen weiter zu versuchen und ging
zur S-Bahn-Station.

Es war draußen schon dunkel als er endlich zu Hause ankam. Seine Mutter
machte ihm die Tür auf. "Ranma! Wo warst du denn den ganzen Tag?" fragte
sie besorgt. "Ich habe schon gedacht das dir was passiert ist."

"Es ist nichts," murmelte Ranma niedergeschlagen. "Ich habe nur nach ... nach
einer alten Freundin gesucht. Mehr nicht."

Nodoka entging die Stimmung ihres Sohnes. "Eine Freundin? Soso, davon weiß
ich ja gar nichts," meinte sie verschmitzt. "Wie sieht sie denn aus? Ist sie
hübsch? Wie lange kennst du sie schon?"

Ranma wehrte die Fragen ab. "Jetzt nicht, Mom. Ich bin müde. Ich erzähle dir
alles morgen, aber laß mich jetzt erst in ruhe." Er schlich nach oben in sein
Zimmer und schloß die Tür hinter sich ab.

"Und ich habe schon befürchtet er wird nie erwachsen. Mein kleiner Ranchan
hat eine Freundin. Wie männlich von ihm."

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=> ein paar Tage später; in den Straßen von Juuban

Ranko war nicht glücklich. Das Wetter war mies, der Wind war kalt, und sie
hatte schon wieder nur schlechte Noten geschrieben. Und das obwohl Ami ihr
geholfen hatte.
Zu allem Überfluß mußte sie jetzt auch noch ihrem blöden Bruder 'Gesellschaft
leisten', wie Nodoka es ausgedrückt hatte.

Nein, Ranko war wirklich nicht glücklich.

Ranma ging es nicht besser. Er hatte noch immer keine Spur von den Tendos
finden können. Die letzten Tage hatte er so verzweifelt wie erfolglos
gesucht, und war jeden Abend etwas depressiver nach Hause gekommen.
Und zu allem Überfluß hatte seine Mutter ihm auch noch seine blöde Schwester
mitgeschickt, 'um ihn etwas aufzuheitern' wie Nodoka es ausgedrückt hatte.

Beide Geschwister niesten simultan, und beide hatten simultan den gleichen
Gedanken. Irgend jemand muß schlecht über mich denken.>

Ranma hatte schließlich genug vom ziellosen herumlaufen, und betrat das
nächstbeste Geschäft. Ranko folgte ihm.

Der Laden war eine alte Bücherei, zumindest sah es danach aus. Es war
dämmerig hier drin, überall lagen Bücher herum, und auf einigen Stapeln hatte
sich bereits eine Staubschicht gebildet.

War ja klar das der Klugscheißer in so eine Bude gehen muß,> schnaubte
Ranko in Gedanken. Typisch für ihn.> Sie betrachtete Büchereien als ihre
persönlichen Feinde, sie bekam immer ein ungutes Gefühl darin, und war sich
sicher das Ranma absichtlich hier rein gegangen war um sie zu ärgern.

Allerdings fühlte sie sich hier drin noch unwohler als üblich. Vielleicht
weil sie ohnehin schon schlechte Laune hatte, aber es konnte auch daran
liegen die Menschen alle bewußtlos auf dem Boden lagen.
Hier ist was oberfaul,> dachte sie, griff in ihre Jackentasche und
umklammerte ein zylinderförmiges Objekt darin. Jetzt schlug auch ihr
Gefahrensinn Alarm. "Ranma," rief sie, "hier stimmt was nicht. Machen wir das
wir hier wegkommen."

"Wollte ich auch grade vorschlagen," sagte Ranma neben ihr. Ranko bekam fast
einen Herzinfarkt, sie hatte nicht gehört das er wieder zurückgekommen war.

"Wollte ich auch grade Vorschlagen," wiederholte er noch einmal, "aber ich
glaube 'das da' hat etwas dagegen." Damit deutete er hinter Ranko, in
Richtung Tür.

Das rothaarige Mädchen drehte sich um, und ihre Befürchtungen wurden
bestätigt. In der Tür stand etwas, das aussah wie eine Vampir im
Bücherkostüm.

Eine sehr häßliche Vampirfrau in einem viel zu engen Bücherkostüm.

"Was denn wollt ihr schon gehen?" krächzte das Wesen. "Habt ihr denn schon
genug gelesen für heute?"

Eine sehr häßliche Vampirfrau in einem viel zu engen Bücherkostüm, die zudem
noch eine völlig unpassende Stimme hatte.

Ranma stellte sich vor seine Schwester und reckte arrogant das Kinn vor. "Ich
schlage vor du läßt und gehen, und ich verzichte im Gegenzug darauf deinen
Arsch bis zum Mond zu kicken."

"Aha, ein ungehorsamer Schüler," grölte der Buchvampir. "Dann wird es Zeit
das ich dir Manieren beibringe." Sie holte einen langen Zeigestab hervor und
schlug nach ihm.

Ranma wollte nach links ausweichen, aber bevor er das tun konnte griff ihn
Ranko und zog ihn statt dessen nach rechts. "Hör zu, Klugscheißer. Ich lenke
das Vieh ab, und du machst das du hier wegkommst." Entschlossen drehte sie
sich zu dem Gegner um. "Wenn hier jemand schlechte Manieren hat dann bist du
das. Komm doch her und hol mich."

"Ich habe euch gewarnt." Der Buchvampir stieß die Hände nach vorne, und
duzende von rasiermesserscharfen Papierblättern flogen auf das Mädchen zu.
"Hahaha, setzt euch hin und lest. Denn lesen bringt Wissen, und Wissen ist
Macht."

Ranko sprang mit einem Salto über den Angriff hinweg und landete mit einem
Kick im Gesicht des Monsters, welches zu Boden ging. "Jetzt Ranma. Mach das
du raus kommst," rief sie.

"Warum sollte ich? Zu zweit haben wir bessere Chancen gegen das ... das ...
Was immer das ist."

"Red nicht! Raus!"

"Nein!"

Der Dämon holte ein Buch von der Größe des Staßenverzeichnisses von Manhatten
hervor und schlug Ranko damit nieder. "Ha! Siehst du wie niederschmetternd
Wissen sein kann?"

Ranma packte den Vampir am Arm und warf ihn mit einem Judogriff in die
andere Ecke des Raumes. Dann half er seiner Schwester auf die Füße. "Der Weg
ist frei. Schnell weg hier, den Rest erledige ich."

"Was heißt hier 'du'?" protestierte Ranko. "'Ich' bin der Martial Artist in
der Familie."

"Und 'ich' bin der Ältere. Also habe ich die Verantwortung."

"Aha, so ist das." Sie verschränkte die Arme. "Kaum hat Herr Klugscheißer
seine ersten Trainingsstunden hinter sich, schon glaubt er, er wäre Superman."

Ranma imitierte die Haltung seiner Schwester. "Ich habe auf jeden Fall mehr
Chancen gegen dieses Vieh als unsere Frau Machoweib hier."

"ACH JA?"

"JA!"

"Hey, werdet ihr wohl aufhören mich zu ignorieren?" beschwerte sich der
Buchvampir.

"KLAPPE HALTEN!" brüllten ihn die Teens an und stritten sich weiter.

Der weibliche Vampir in dem viel zu engen Bücherkostüm, und mit der völlig
unpassenden Stimme war nun richtig sauer. Sie hob die Hände über den Kopf
und rief: "Ihr werdet ja sehen was ihr davon habt. IQ-Attacke."

KABLOOIE

Eine gewaltige Schockwelle durchfuhr die Bücherei, fegte die Geschwister
von den Füßen und hüllte alles in eine dichte Staubwolke.

Ranko hustete und stolperte weiter in den Raum hinein, weg von Ranma. Sie
holte grinsend ein stiftförmiges Objekt aus ihrer Jackentasche. Ha, der
Youma hat sein eigenes Todesurteil unterschrieben als er alles vernebelt
hatte. Jetzt wo mich Ranma nicht sehen kann, kann ich mich endlich->

"Hey, Ranko, was bist du immer noch hier drin?" hustete ihr Bruder als er
aus dem Nebel auftauchte. Ranko hätte ihm am liebsten eine reingeschlagen.

Als der Staub sich legte und die Sicht wieder besser wurde stand das
dämonische Wesen in angeberischer Pose in der Mitte des halbzerstörten
Raumes. "Harharhar, jetzt werdet ihr dafür büßen, das ihr zu faul zum
lesen gewesen wart," lachte sie dreckig. "Schaut und staunt, und fürchtet
euch vor meiner geballten Intelligenz. Und wenn ich mit euch fertig bin werde
ich mir eure Energie holen, und dann werde ich-"

"Gar nichts wirst du," unterbrach sie eine Stimme. "Uranus, flieg!"

"Neptun, flieg!" rief eine zweite Stimme.

Eine gelbe und eine grüne Kugel aus magischer Energie kamen aus verschiedenen
Richtungen angeflogen und trafen den Dämon. Das Wesen brüllte auf, dann
desintegrierte es zu Staub.

Zwei junge Frauen landeten elegant vor Ranma und Ranko. Beide hatten weiße,
badeanzugähnliche Kostüme an, dazu viel zu knappe Miniröcke, die eine in
gelb, die andere in grün. Dazu farblich passende Schleifen auf dem Rücken
und ellenbogenlange Handschuhe.

"Ich bin Sailor Neptun," sagte die eine mit dem grünen Rock. Sie hatte
außerdem schulterlanges, leicht gewelltes Haar in der gleichen Farbe. "Ich
hoffe es ist euch nichts passiert?" fragte sie besorgt, "wir haben uns zwar
beeilt, konnten aber leider nicht eher hier sein."

"Ach was, kein Problem," protzte Ranma. "Wir waren selber grade dabei dieses
Ding zu vertrimmen."

"Überschätz dich nicht," sagte die andere Sailorkriegerin mit dem gelben
Rock. Sie hatte kurze blonde Haare und machte einen eher burschikosen
Eindruck. "Auch wenn die Youmas nur Überbleibsel sind, so sind sie noch
immer gefährlich. Überlaß solche Dinge lieber uns."

Beide warfen noch einen irgendwie komischen Blick auf Ranko, welche darunter
ein Stück zu schrumpfen schien, dann verschwanden sie auf die gleiche Weise
wie sie gekommen waren.

Die Saotome-Geschwister standen noch eine Weile in dem zerstörten Gebäude.
Nach und nach wachten alle bewußtlosen Menschen auf und gingen. Schließlich
taten sie das Gleiche, beide ihren eigenen Gedanken nachhängend.

Ranma war mies drauf. Er hatte gehofft das sein Leben endlich friedlich
werden würde. Er hätte es besser wissen sollen. In Nerima hatte er oft davon
gehört, das es in Juuban genauso viel Chaos gab. Nicht in Form von
streitenden Martial Artisten, aber mit leichtbekleideten Superheldinnen die
angeblich gegen Dämonen aus anderen Dimensionen kämpften. Er hatte es nie
geglaubt, aber so wie es aussah war es die Wahrheit.

Ranko war in der gleichen Stimmung. Youmas wie der von eben liefen leider
immer noch frei herum, auch wenn die Verursacher selber längst eliminiert
waren. Wenn Ranma schreiend davongelaufen wäre wie es sich gehörte, Ranko
hätte den Buchvampir ohne Probleme plattmachen können. Aber der Klugscheißer
mußte ja den Helden spielen.
Ihre Gedanken schweiften ab, zurück zu dem Tag wo sie das erste Mal mit
ihrem Schicksal konfrontiert wurde...

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=> Juuban Einkaufszentrum; ein Jahr früher

Ranko sah auf die Uhr. Es war schon spät. Ihre Mutter würde sich Sorgen
machen wenn sie wieder so lange wegbleiben würde. Dabei bin ich doch kein
kleines Kind mehr,> beschwerte sie sich in Gedanken.

Trotzdem wollte sie Nodoka nicht unnötig verärgern. Ranko hängte das
Sommerkleid, welches sie sich grade ausgesucht hatte, und bezahlte es an der
Kasse. Dann fuhr sie mit der Rolltreppe hinunter zum Erdgeschoß des
Kaufhauses.
Außerdem bin ich eine der besten Kämpferinnen die es hier in Juuban gibt,
wenn mir jemand was will wird er sein blaues Wunder erleben.> Mit diesem
Gedanken erreichte sie das unterste Stockwerk, als ihr Gefahrensinn Alarm
schlug.

Etwas stimmte nicht. Ranko konnte es spüren. Hier war etwas Böses, und es
zerrte an ihren Kräften. Sie ließ die Einkaufstasche fallen, ging in
Kampfstellung und sah sich mißtrauisch um.
Zuerst dachte sie das das gesamte Erdgeschoß verlassen wäre, dann sah sie
das alle Menschen ohnmächtig am Boden lagen.

"Hiä Hiä, ein neues Opfer, und wie viel Energie sie hat." Als Ranko sich
umdrehte sah sie etwas, das wie eine Mumie ohne Bandagen aussah. Das Wesen
hatte Fingernägel, die unbedingt mal geschnitten werden müßten, und kam
langsam auf sie zu. "Gib mir deine Energie, ich brauche sie um unsere
Herrscherin wiederzuerwecken."

Ranko wich langsam zurück. "Tja, Pech gehabt, ich brauche meine Energie
auch."

"Gib sie heeeeeer," kreischte die nackte Mumie und schoß auf Ranko zu. Diese
wartete bis zum letzten Augenblick, dann empfing sie den Gegner mit einer
schnellen Combo.

Die Mumie fiel zwar hin, stand aber sofort wieder auf und machte keinen
sonderlich beschädigten Eindruck. "Hiä Hiä, es ist sinnlos sich zu wehren.
Ihr Menschen könnt mir nichts anhaben. Mach dir keine Hoffnung."

"Die Hoffnung stirbt zuletzt, das solltest du wissen," rief Ranko, und griff
an. Aber ihre Gegnerin war schneller und wich den Schlägen mühelos aus.

"HALT!"

Die Stimme war weder besonders laut, noch besonders befehlend, trotzdem
hielten beide Kämpferinnen inne und suchten den Ursprung.

Im Eingang des Kaufhauses stand eine Siluette, im Hintergrund war der
Vollmond zu sehen. (Was physikalisch zwar unmöglich war aber trotzdem
eindrucksvoll wirkte)

"Jeder Mensch hat das Recht sich Kleidung kaufen zu dürfen," sagte der
Schatten. "Es ist entspannend, und es macht Spaß in den ganzen schönen Sachen
herumzuwühlen. Du hast nicht das Recht ihnen diese Freude zu nehmen." Der
Schatten machte ein paar komische Bewegungen. "Ich stehe für Liebe und
Gerechtigkeit. Ich bin SailorMoon."

Ein zweiter Schatten sprang neben den ersten und machte die gleichen
lächerlichen Bewegungen. "Und ich bin SailorMerkur." Beide riefen
zusammen: "Und im Namen des Mondes werden wir dich bestrafen."

Der Winkel des Lichteinfalls änderte sich, und aus den zwei Schatten wurden
zwei Mädchen in einer Mischung aus Schuluniform und Badeanzug. (Ich spare mir
mal die Beschreibungen, wir alle wisse wie Moon und Merkur aussehen)

Auf Rankos Hinterkopf bildete sich ein großer Schweißtropfen. "Was seid
ihr? Die örtliche Theatergruppe?"

Der Youma war weitaus weniger beeindruckt und lachte schrill. "Hiä Hiä, ich
habe dich schon erwartet, SailorMoon. Ich werde dich umbringen und mir deine
Energie holen."

Sie rannte auf die Senshi zu. Diese nahm ihren Stirnreif ab und warf ihn mit
den Worten: "Mondstein, flieg und sieg!" Das Tiara verwandelte sich in einen
Diskus und flog los.

Der Mumien-Youma fing ihn ohne Probleme auf, verbog ihn und warf ihn weg.
"Ha, glaubst du wirklich du könntest mich mit solchen Spielereien besiegen?"
spottete sie.

SailorMerkur war währenddessen dabei die Schwachstelle des Gegners zu
analysieren. Als sie sah das SailorMoons Angriff fehlschlug bereitete sie
ihre eigene Attacke vor, aber der Youma griff sich Ranko und würgte sie. "An
deiner Stelle würde ich das sein lassen, Merkur. Sonst töte ich sie." Mumie
hielt Ranko wie ein Schild vor sich und drückte ihre Kehle weiter zu.

Ranko strampelte mit den Beinen. "Laß mich los," keuchte sie und versuchte
nach hinten zu schlagen. Erfolglos.

Als Rankos Bewegungen langsamer wurden, begann ein merkwürdiges Symbol auf
ihrer Stirn zu leuchten. Es war ein Kreis, mit fünf davon ausgehenden
Strahlen, ähnlich einer Sonne.
Eine schwarze Katze mit einem halbmondförmigen Symbol auf dem Kopf kam aus
dem Schatten. "Ami, siehst du das? Sie ist eine unserer Gefährtinnen. Ihr
müßt sie retten."

"Ja, habe ich schon bemerkt," erwiderte Merkur. "Aber wie sollen wir sie da
rausbekommen? Wenn wir näherkommen wird der Youma sie erwürgen."

"Das ist doch ganz einfach," meinte die Katze. "Einer von euch lenkt sie ab,
und der andere schleicht sich von hinten an und rettet sie."

SailorMoon fühlte sich plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. "Was?
Wer? Ich?" fragte sie. "Oh nein nein nein, ich kann das überhaupt nicht,"
wehrte sie ab.

"Uns bleibt keine andere Wahl, du mußt es tun," sagte Merkur.

"Muß ich nicht," sagte Moon und nahm die schwarze Katze auf den Arm. "Es war
Lunas Vorschlag, also wird Luna sie auch ablenken." Und damit warf sie das Tier.
Genau in das Gesicht des Youmas.

Die Katze kreischte, und der Youma kreischte genauso als er die Krallen spürte.
Ranko wurde losgelassen und fiel keuchend zu Boden. Moon und Merkur
eilten zu ihr und brachten sie in Sicherheit.

"Und was jetzt?" fragte die blonde Kriegerin für Liebe und Gerechtigkeit.

Die blauhaarige Kriegerin für das gleiche zuckte die Schultern. "Wir sollten
sie dazu bringen sich zu verwandeln, zu dritt haben wir sicher mehr Chancen
den Youma zu besiegen." Sie stoppte kurz als das wütende Katzenfauchen lauter
wurde. "Aber Luna hat noch ihren Henshin-Pen," sagte sie dann.

Beide Mädchen sahen sich an. "LUNA!" riefen sie und eilten der Katze zu
Hilfe. Nachdem sie Luna aus den Klauen des Youma befreit hatten (obwohl es
andersrum besser gepaßt hätte) versteckten sie sich wieder zwischen den
Kleiderständern bei Ranko.

Das rothaarige Mädchen war inzwischen wieder zu Atem gekommen und sah die
Senshi verwundert an. "Usagi? Ami?" fragte sie. "Was macht ihr denn hier?
Und warum seid ihr so komisch angezogen?"

"Ehehehe, du mußt und verwechseln," stotterte Moon. "Ich bin SailorMoon, und
das ist SailorMerkur. Wir sind die Kriegerinnen für Liebe und Gerechtigkeit."

"Red kein Blech Usagi. Ihr geht beide in meine Klasse, meint ihr ich erkenne
euch nicht?"

Moon und Merkur tauschten Blicke. "Eigentlich sollte unser magisches Tarnfeld
verhindern das uns jemand erkennt," sagte dann letztere.

"Ja, irgendwas ist da," gab Ranko zu. "Aber eure Aura verrät euch."

Inzwischen hatte Luna wieder ihre Sinne eingesammelt. Sie holte tief Luft
und brüllte Bunny an: "WAS FÄLLT DIR EIN MICH SO DURCH DIE LUFT ZU WERFEN?
MIR HÄTTE WER WEISS WAS PASSIEREN KÖNNEN UND mbrlfmbrm"

Moon hielt ihr schnell den Mund zu. "Pschhhht, sonst hört uns der Youma
noch," zischte sie.

"Ach ja, das Vieh haben wir ja auch noch," meinte Ranko und kratzte sich am
Hinterkopf. "Was machen wir dagegen?"

Luna schlug einen Salto in der Luft, und ein füllerähnlicher Gegenstand fiel
zu Boden. "Hier, nimm ihn," sagte sie, "halte ihn hoch und rufe: Macht der
Sonne, verwandle mich."

"Warum sollte ich so etwas bescheuertes sagen sollen?"

"Frag nicht, tu´s einfach."

Ranko nahm den Stift und tat wie geheißen. Mann ist das peinlich.> "Macht
der Sonne, verwandle mich."

Ein gleißendes licht umgab sie, und sie spürte wie sie vom Boden abhob. Ihre
Kleidung löste sich auf, und Feuer tanzte um sie herum. Die Flammen
schmiegten sich an ihren Körper ohne zu brennen, und wurden zu einer Art
Uniform. Ein weißer Boddy wie ein Badeanzug, dazu ein Minirock in strahlenden
Gelb. Kniehohe Stiefel und unterarmlange Handschuhe in der gleichen Farbe.
Als Ranko wieder auf dem Boden aufsetzte spürte sie, wie eine nie gekannte
Kraft sie durchfloß. Sie fühlte sich als könne sie Bäume ausreißen.

Luna blicke zufrieden auf das Ergebnis. "Ab sofort bist du die Kriegerin der
Sonne, Sailor Sol."

SailorSol sah an sich hinunter und zog nervös an ihrem Rock. "Der ist viel zu
kurz," beschwerte sie sich, "da kann jeder druntergucken."

"Aber ein längerer Rock würde dich nur in deiner Bewegungsfreiheit
einschränken," erklärte die Katze. "Außerdem ist die Mode schon ein paar
tausend Jahre alt, also beschwer dich nicht."

Jede weitere Konversation wurde unterbrochen, als der Kleiderständer hinter
dem sich die Senshi versteckt hatten hochgehoben wurde. "Hiä Hiä Hiä, habe
ich euch."

Mit einem Kreischen liefen die Mädchen in alle Richtungen davon. He Moment
Mal. Warum laufe ich denn?> wunderte sich SailorSol. Ich bin ein Martial
Artist, ich muß den Leuten helfen.> Mit rauchenden Hacken kam sie zum stehen
und lief zurück. Dann sprang sie und kickte den Dämon in die häßliche Visage.

Nackte Mumie hielt sich grunzend die Nase. "Das wirst du bereuen."

SailorSol spannte sich für einen weiteren Angriff, brach dann aber ab. Einer
inneren Stimme folgend hob sie den Arm und zeigte auf den Youma. Ein
rötliches Leuchten sammelte sich in ihrer Hand. Sie spührte wie eine
gewalltige Kraft sie durchflutete, und wie ihr Worte in den Sinn kamen.
Ohne darüber nachzudenken rief sie: "Magmaball, flieg und brenne!"

Die magische Attacke traf, und die Mumie ging in Flammen auf. Dann zerfiel
sie zu Asche.

SailorMoon und Merkur kamen angelaufen. "Das hast du toll gemacht," freute
sich Moon, "endlich haben wir eine weitere Partnerin."

Sol starrte auf ihre Hände. "Was war das?" fragte sie. "Diese Attacke. Es war
gar nicht heiß. Wie habe ich das gemacht?"

"Es war ein magischer Angriff," erklärte Merkur. "Wir alle haben solche
Attacken. Sie sind auch nötig, wenn wir unsere Feinde besiegen wollen."

SailorSol nickte, noch immer überrascht. Aber sie war auch glücklich. Mit
diesen neuen Kräften würde sie viele Menschen beschützen können, und war
genau das nicht die Aufgabe eines Martial Artist?

Von diesem Tag an war ihr Leben nicht mehr das selbe...

#############################################################################

=> Gegenwart; ein paar Tage nach dem Zwischenfall in der Bücherei

Genma kam von seiner Arbeit wieder. Er hängte den Mantel an den Kleiderhaken,
zog die Jacke seines Büroanzuges ebenfalls aus und lockerte seine Krawatte.
Zufällig fiel sein Blick dabei auf den Wandkalender. Mitten in der Bewegung
stoppte der kahlköpfige Martial Artist, und ein trauriger Ausdruck schlich
sich auf sein Gesicht. Mit einem tiefen Seufzer ließ er die Schultern hängen,
nahm den Schlips ganz ab und öffnete den obersten Hemdknopf. Dann ging er in
die Küche.

Nodoka war grade am saubermachen als ihr Mann ins Zimmer kam. Genma holte
eine Flasche Sake aus dem Schrank, goß sich ein Glas ein und setzte sich an
den Tisch.

"Bist du noch immer nicht darüber hinweggekommen?" fragte Nodoka besorgt. Sie
legte den Lappen beiseite und setzte sich zu ihm. Genma nahm nur einen
weiteren Zug aus seinem Glas.
"Genma, bitte," sagte Nodoka so ruhig wie möglich und griff nach seiner Hand.
"Es ist nun schon fünfundzwanzig Jahre her. Willst du dich den Rest deines
Lebens damit herumplagen?"

Genma drehte unschlüssig sein Glas in den Händen. "Es war meine Schuld,"
seufzte er. "Ich hätte schneller sein müssen. Besser. Mutiger. Statt dessen
war ich schwach und feige."

"Nichts ist falsch daran Angst zu haben," tröstete Nodoka. "Du wußtest ganz
genau welchen Gegner ihr hattet, und das er sich wehren würde. Dein Freund
kannte die Gefahr so gut wie du."

"Das macht ihn auch nicht wieder lebendig." Genma leerte das Glas und wollte
sich wieder einschenken, aber Nodoka nahm ihm die Flasche weg.

"Genug von der Trübsalblaserei," sagte sie streng. "Wo ist denn der
unerschütterliche Krieger den ich damals geheiratet habe?"

"Der hat heute Urlaub," gab Genma trocken wieder. Dann schüttelte er seine
Traurigkeit ab und stand auf. "Zieh dich um, wir gehen zum Friedhof,"
entschied er dann, "ich hole die Kinder."

Noch bevor Nodoka etwas sagen konnte war Genma auf dem weg ins obere
Stockwerk. "Ranma! Ranko! Wo seid ihr?" hörte man ihn rufen.

Ranma saß an seinem Schreibtisch und zerbrach sich den Kopf über seine
Hausaufgaben, als sein Vater hereinkam. "Ranma, kommst du bitte mal runter?"

Dann ging Genma ins nächste Zimmer. "Ranko, würdest du...?" Der Raum war
leer. "Ranko? Ranko!" rief der ältere Saotome durchs Haus. "Verdammt, wo
steckt dieses Mädchen nur wieder?"

"Ich geh sie holen," bot Ranma an. Er wußte ganz genau wo seine Schwester
war. Als der Junge nach draußen in den Garten ging konnte er schon ihre
Schreie im Dojo hören.

Ranko hielt in ihrer Kata inne als ihr Bruder das Dojo betrat. "Wenn du so
weitermachst werden dich die Jungs bald für ein Machoweib halten," meinte
dieser spitz.

"Was interessiert es mich was die Jungs über mich denken," gab sie zurück.
"Was willst du?"

"Ich gar nichts. Pops sucht nach dir."

Ranko nickte und folgte ihrem Bruder. Als sie ins Haus kamen saßen Genma
und Nodoka am Tisch und warteten.

Genma wollte etwas sagen, aber Ranko schnitt ihm das Wort ab. "Dad, wenn du
es gewagt haben solltest mich gegen meinen Willen mit jemanden zu verloben
den ich gar nicht kenne, dann..." Sie ließ die Drohung hängen.

"Dich gegen deinen Willen verloben? Wie kommst du denn jetzt darauf?" fragte
Genma verwirrt. "Glaubst du wirklich ich würde so etwas Dummes tun?" gab er
leicht gekränkt von sich. (Ranma nickte, und im restlichen Multiversum
niesten mehrere Leute)

Ranko blinzelte und kratzte sich am Kopf. "Ich ... ich weiß nicht," sagte sie
unsicher. "Ich hatte einfach das Gefühl das das jetzt kommen würde." (Eine
Gruppe anderer Leute im Multiversum mußte niesen)

"Was wolltest du uns denn jetzt sagen, Pops?" fragte Ranma dazwischen.

Genma hörte auf Ranko zweifelnd anzusehen und wandte sich seinem Sohn zu.
"Zieht euch an. Wir machen einen Spaziergang zum Friedhof."

Während Ranma angestrengt überlegte was sein Vater auf dem Friedhof wollte,
warf Ranko einen Blick aufs Datum. Oh toll,> verdrehte sie die Augen, jedes
Jahr der gleiche Ärger.>

Kurz darauf machte Familie Saotome einen friedlichen Spaziergang durch
Juuban.

"Ranko, komm sofort da vom Zaun runter," befahl Nodoka.

"Warum?"

"Weil es sich für eine junge Dame nicht gehört auf Zäunen zu laufen."

"Laß sie doch, Mom." Ranma warf einen schelmischen Blick zu seiner Schwester.
"Sie ist halt ein kleines Machoweib."

"Und du bist ein großer Klugscheißer," tönte es von oben zurück.

Jedenfalls für Saotome-verhältnisse friedlich.
Der Rest des Weges verlief in ähnlicher Weise. Erst als alle den Friedhof
erreichten brachen die Streitereien ab. Beinahe als ob die Anwesenheit des
Todes die Stimmung dämpfte. Ein völlig irrationaler Gedanke, aber trotzdem
hatte Ranma ein ungutes Gefühl.
Als ob bald etwas passiert das ihm nicht gefallen würde.

Alle vier Personen gingen andächtig zwischen den Gräbern hindurch, bis Genma
vor einer bestimmten Stätte stehen blieb. Es war ein altes, unauffälliges
Grab. Er nahm seine Brille ab, kniete nieder und schloß die Augen.

Ranko seufzte innerlich. Dieser Ablauf war schon fast zu einem Ritual
geworden, das sich jedes Jahr an diesem Tag wiederholte. Hoffentlich kommt
Ami heute auch wieder,> dachte sie mürrisch, sonst hänge ich hier die
nächsten Stunden alleine rum.>

Ranma hingegen wunderte sich immer noch was sie hier eigentlich wollten. Und
er hatte seinen Vater auch noch nie so ernst erlebt. Hier ist Pops wirklich
völlig anders als ich ihn kenne.> Er sah zu seiner Mutter, dann zu seiner
Schwester. Beide Frauen schienen Genmas Verhalten zu respektieren, die eine
mit mehr, die andere mit weniger Geduld.

Ungeduldig wippte Ranma auf dem Fußballen hin und her und fragte sich wie
lange das noch dauern würde. Mehr aus Langeweile sah er sich das Grabmahl
genauer an.

Sein Gesicht verlor alle Farbe als er den Namen las der dort eingraviert war.

Soun Tendo.

Fortsetzung folgt...

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Anmerkungen des Autors:

Entschuldigung das dieses Kapitel so lange gedauert hat, aber ich hatte
einen akuten Anfall von Ryogaritis und konnte meinen Computer nicht mehr
wiederfinden. Als Entschädigung habe ich die Geschichte mit einem kleinen
Cliffhänger enden lassen.
Keine Angst, in Kapitel 4 werden einige Geheimnisse aufgeklärt. Wir erfahren
was es mit Soun Tendos Tod auf sich hat, und warum Ranmas Suche nach Akane
bislang erfolglos blieb.

Dies ist ein alternatives Universum zu SailorMoon. Im Gegensatz zur original
Serie gibt es hier Ranko alias SailorSol. Sie ist nach SailorMerkur und
kurz vor SailorMars als Senshi der Sonne dazugestoßen. Ansonsten ist in der
Serie alles recht ähnlich verlaufen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind die
inneren Kriegerinnen und Ranko ca. sechzehn Jahre alt.

Von der Zeitlinie her befinden wir uns nach der Super-S Staffel. Alle
Senshi sind da, auch Hotaru, Setsuna und (leider) 'Puddinghaar' Chibi-Usa.
Die Geschichte mit Galaxia und den Starlights wurde bis auf weiteres
verschoben, aber keine Angst. Wie es sich für ein AU gehört werden wir bald
neue Gegner kennenlernen.
Und mit diesen werden die Senshi nicht ganz so einfach fertig werden können.

Was die Ranma-Zeitlinie angeht, die gibt es hier nicht. Nichts aus dem Manga
ist passiert. Nur Ranma selbst kennt die Ereignisse, bis zu Saffron und noch
ein paar Monate mehr. Er ist mittlerweile achtzehn Jahre alt.
Natürlich läuft auch der Rest der Nerima-Nutso-Squad hier rum, nur hat von
ihnen keiner Ranma oder einen anderen des Ranmaversums je getroffen. Aber
wie es sich für ein Crossover gehört werden wir sicher bald den einen oder
anderen von ihnen wiedersehen.

Über Kritik, Kommentare und Anregungen aller Art würde ich mich freuen. Auch
wenn es nur ein einfaches "Hallo, ich habe deine Geschichte gelesen" ist.
Wenn grade keine Commentsbox in der Nähe ist schreibt an Mark_Soul@gmx.de
Bis dann.