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"Crossworlds"

eine Ranma1/2 FanFiction

ein Crossover mit SailorMoon

von Mark Soul

Legaler Hinweis oder Disclaimer:
Wenn mir Ranma1/2 und Sailor Moon gehören würden, glaubt ihr ich würde dann
kostenlose FanFiction ins Netz stellen?









Kapitel 4:

=> Gegenwart; auf dem Friedhof

Ranko seufzte und kickte einen kleinen Stein hin und her. Jedes Jahr das
Gleiche. Ich hätte wirklich nicht mitkommen sollen.> Sie ließ ihre Eltern
und ihren Bruder alleine und ging über den Friedhof zurück zur Straße. Dort
setzte sie sich auf die Mauer und ließ die Beine baumeln.

Ihre Laune besserte sich schlagartig als sie vier bekannte Personen
näherkommen sah. "He Ami," rief sie und hüpfte zurück auf den Boden. "Haben
dich deine Eltern dich heute auch wieder abgeschleppt?" Ami lächelte vielsagend
und nickte leicht.

"Wenn du möchtest, kannst du hier so lange mit deiner Freundin warten," meinte
Frau Mizuno zu ihrer Tochter, "ich weiß ja, das ihr zwei euch nur langweilen
würdet."

Beide Mädchen nickten, und die drei Erwachsenen gingen alleine weiter.




Fassungslos starrte Ranma auf den Grabstein und konnte es einfach nicht
glauben. Immer wieder las er den dort eingravierten Namen. Seine Gedanken
begannen sich rasend schnell im Kreis zu drehen.
Laut der Inschrift war Soun Tendo vor fünfundzwanzig Jahren gestorben. Das
bedeutete, das weder Kasumi, Nabiki, noch Akane geboren waren.

Akane. Der Gedanke an sie versetzte ihm einen schmerzhaften Stich. Deshalb
konnte ich sie nicht finden,> dachte er. Es hat sie in dieser Welt nie
gegeben.> Hilflos ballte er die Fäuste. Was nützte ihm eine zweite Chance,
sein neues Leben, wenn er nicht mit dem Menschen zusammensein konnte den er
liebte?

Seine Überlegungen wurden unterbrochen als drei andere Leute sich zu ihnen
gesellten. Zwei von den Dreien schenkte er nur einen kurzen Blick. Das eine
war die Ärztin die ihm im Krankenhaus behandelt hatte, und eine innere
Stimme verriet ihm das es die Mutter von Ami Mizuno war. Der andere Mann
war Amis Vater.

Aber es war die dritte Person, die schlagartig seine Aufmerksamkeit einnahm.
Sein fremdes Wissen erklärte ihm zwar das es sich um die Schwester von Ken
Mizuno, und somit Amis Tante handelte, aber das registrierte er gar nicht.

Er kannte diese Frau. Sie war ihm noch nie zuvor begegnet, und doch hatte
er ihr Gesicht schon Hunderte Male gesehen. Gesehen auf einem kleinen Bild,
das in einem Schrein im Tendo-Dojo stand, und vor dem Soun Tendo jeden
Sonntag eine Kerze angezündet hatte.
Sie sah jetzt älter aus als auf dem Foto, aber das wunderte ihn nicht, war
die Aufnahme doch schon mehrere Jahre alt gewesen. Und er hatte auch nie ein
aktuelles Bild von ihr gesehen, denn sie war in seiner alten Welt gestorben
lange bevor er in Nerima ankam.

Trotzdem war die Frau, die jetzt quicklebendig vor ihm stand und einen
Blumenstrauß auf das Grab legte, zweifelsohne Kimiko Tendo.

"Frau Tendo," flüsterte Ranma leise. Neue Hoffnung keimte in ihm auf. Hätte
er etwas nachgedacht hätte er gemerkt das es unmöglich war, aber er klammerte
sich an den Gedanken wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm. "Frau Tendo!"
rief er jetzt lauter, und zog sie grob herum. "Ihre Töchter leben, nicht
wahr?" fragte er mit bebender Stimme. "Bitte sagen Sie das Akane lebt."

Kimiko sah ihn nur verständnislos an und versuchte sich loszumachen, aber
Ranma ließ sie nicht fort. "Es war doch sicher nur ein Irrtum," fragte er
weiter, "Sie wohnen nur woanders als früher? Habe ich recht, Frau Tendo?"

"Ranma!" rief Nodoka scharf, "du wirst Fräulein Mizuno sofort loslassen!"
Zu Kimiko gewandt sagte sie: "Bitte entschuldige das Verhalten meines Sohnes,
die letzte Zeit war nicht leicht für ihn."

Aber Ranma hörte nicht, sondern starrte nur erwartungsvoll die junge Frau an.
Genma wurde es zu viel, und er riß Ranma weg. "Was fällt dir ein, Sohn?
Benimm dich gefälligst!"

"Aber Frau Tendo-" begann Ranma.

"Und nenn Mizuno-san nicht so," unterbrach ihn sein Vater, "das ist
unverschämt von dir. Grade hier und heute."

Währenddessen entschuldigte Nodoka sich nochmals bei den Mizunos. "Ich weiß
auch nicht was er hat," sagte sie. "Er benimmt sich die letzten Tage schon
so merkwürdig."

"Aber das macht doch nichts," beruhigte Kimiko. "Junge Leute in dem Alter
sind manchmal etwas impulsiv. Und sonst ist Ranma ja immer höflich gewesen."

"Ich denke auch das es nur eine Überreaktion war," meinte Dr.Mizuno, "die
durch den Streß des Unfalls hervorgerufen wurde. Das legt sich wieder."

"Ja, aber das er dich ausgerechnet mit Tendo anredet ... Es tut mir wirklich
leid."

"Schon gut," sagte Kimiko und lächelte etwas. "Es ist lange genug her, ich
bin längst darüber hinweg gekommen."

Nodoka entschuldigte sich nochmals, dann erklärte Kimiko das Thema für
beendet. Die Saotomes und Mizunos hielten noch eine Gedenkminute am Grab,
dann verließen sie, sich leise unterhaltend, den Friedhof.

Ranma ging wie in Trance hinterher. Seine Gedanken kreisten um den
Todestag von Soun Tendo: Vor fast fünfundzwanzig Jahren. Lange bevor eine
seiner Töchter geboren wurde. Soweit Ranma es wußte, sogar bevor Soun und
Kimiko geheiratet hatten. Im Klartext hieß das: Familie Tendo existierte in
dieser Welt nicht.

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=> Saotome-Residenz; Abendessen

Lustlos stocherte Ranma auf seinem Teller herum, mit den Gedanken
offensichtlich woanders. Der Rest der Familie sah dem eine Weile zu, dann
wurde es Nodoka zu viel. "Was ist los?" fragte sie besorgt. "Seit heute
Nachmittag hast du kein Wort mehr gesagt. Bedrückt dich etwas?"

Zuerst gab er keine Antwort, erst als Ranko ihm gegen das Schienbein trat
sah er auf. "Nein, es ... es ist nichts," sagte er abwesend.

Die Antwort war für Nodoka nicht sonderlich zufriedenstellend. "Wenn du
Probleme hast, du weißt das du mit uns über alles reden kannst."

"Nein, ist schon gut." Er schob gelangweilt ein Stück Brokkoli von links nach
rechts, dann atmete er tief ein und sah seinen Vater an. "Pops, ich ... wie
ist Herr Tendo damals gestorben?" fragte er offen heraus.

Genma stoppte mitten in der Bewegung, was Ranko sofort nutzte um ihm das
Essen von der Gabel zu klauen.

"Ranma, das war nicht sehr nett," tadelte Nodoka.

"Aber ich hab´ doch nur eine Frage gestellt."

"Du weißt wie er auf dieses Thema reagiert."

Ranma sah Genma an. Dieser aß schweigend weiter. Er wartete noch einen
Augenblick auf eine Antwort, dann schob Ranma seinen Teller zurück. "Ich habe
keinen Appetit mehr," sagte er und ging nach oben in sein Zimmer.

Genma und Nodoka sahen ihren Sohn hinterher, dann sich gegenseitig an und
zuckten mit den Schultern. Ranko deutete mit vollem Mund auf Ranmas Teller.
"Das will er nicht mehr, oder?" Ohne eine Antwort abzuwarten griff sie nach
dem Essen. "Wäre ja zu schade wenn es verkommen würde," schmatzte sie.





Oben in seinem Zimmer stand Ranma am Fenster und starrte hinaus in die
Dunkelheit. Nach einer Weile kam seine Mutter noch mal hinein und erkundigte
sich nach ihm, aber er tat so als wäre sie gar nicht da. Sie ging wieder.
Etwas später verstummten auch die anderen Geräusche im Haus. Nur Genmas
Schnarchen konnten Ranmas geschärfte Sinne noch hören.

Dann plötzlich nahm er noch etwas anderes wahr: Jemand war in seinem Zimmer.
Jemand mit unverwechselbarer Aura. "Warum bin ich hier?" flüsterte er, und
wußte doch das jedes seiner Worte verstanden wurde.

"Weil du ein besseres Leben wolltest. Und auch bekommen hast," kam die
Antwort.

"Was nützt mir ein bessere Leben wenn ich es mit niemanden teilen kann?"
Ärgerlich fuhr Ranma herum und sah den Engel an. "Du hast gewußt, das Akane
in dieser Welt nicht existiert, nicht wahr?"

Shadow nickte langsam. "Ja, das war mir bekannt."

"Und trotzdem hast du mich ausgerechnet in diese Welt geschickt?" Wütend
schlug Ranma mit der Faust auf den Schreibtisch. "Verdammt, was zu Teufel
soll ich-"

Abrupt spreizte der Engel seine lila Flügel und schnitt Ranma das Wort ab.
Er wirkte plötzlich sehr bedrohlich. "Erwähne nicht den Namen des Ungenannten
in meiner Gegenwart!" Ranma nickte hastig, und Shadow wurde wieder normal.

"Aber warum diese Welt?" fragte Ranma jetzt vorsichtiger. "Es muß doch
unendlich viele Möglichkeiten dort draußen geben, warum konnte ich nicht in
eine Welt in der Akane noch lebt?"

"Weil es dann nichts geändert hätte," sagte Shadow ruhig. " Wen es deine
Freundin gibt, dann gibt es auch zwangsläufig das Versprechen eurer Väter.
Man hätte dich wieder ungewollt verlobt."

"Wer hat gesagt das ich das nicht will?"

"Und wer sagt dir das du dieses Mal eine bessere Beziehung mit ihr führen
kannst?" konterte der Engel und seufzte leise. "Ich habe dir die
Möglichkeit gegeben über dein Leben selbst zu entscheiden. Bislang wurde dir
dein Weg immer von anderen vorgegeben. Jetzt bist du es der bestimmt. Es
gibt viele nette Mädchen dort draußen, aber mit Akane hättest du nie die
Gelegenheit selbst zu wählen. Deshalb habe ich dich in diese Welt geschickt.
Damit du wirklich 'frei' bist."

Ranma setzte sich auf sein Bett und vergrub das Gesicht in den Händen.
Shadows Erklärung klang einleuchtend, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte.
Aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr kam er zu dem Schluß das der
Engel recht hatte. Und desto mehr haßte er es.

Das geflügelte Wesen legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte ihn
aufmunternd an. "Ich weiß wie du dich jetzt fühlst. Akane war der erste
Mensch den du geliebt hast, und jetzt denkst du das du nie wieder jemand
anderes finden wirst." Ranma sah auf und nickte traurig. "Das ist völlig
normal," fuhr der Engel fort, "aber das geht vorbei. Nur sehr wenige
Menschen sind vom Schicksal füreinander bestimmt. Wenn du einen Rat willst:
Mach eine Pause, geh irgendwo hin wo du deine Ruhe hast, und versuche deine
Gedanken zu ordnen. Mit etwas Abstand erscheint alles oft klarer."

Ranma nickte abermals. "Vielleicht hast du recht." Er stand auf und sah
hinaus. Eine Trainingsreise ist genau das Richtige um mich abzulenken,>
dachte er. Ich hatte ja sowieso vorgehabt wieder in Form zu kommen, und
das würde mich auf andere Gedanken bringen.> "Ich werde darüber nachdenken.
Später."

Shadow nickte und trat zurück in den Schatten. Augenblicke später war er
nicht mehr da.

Ranma lag noch lange wach und dachte nach, bis er endlich Ruhe fand. Einmal
erwachte er als er jemanden draußen hörte, aber als er nachsah war es nur
seine Schwester die aus ihrem Fenster stieg und verschwand. Ranma dachte sich
nichts weiter dabei, schließlich konnte Ranko Nachts spazieren gehen wenn sie
wollte.

Als sie dann etwas später wieder zurück kam registrierte er das nur noch im
Halbschlaf. Das sie dabei eine Art Badeanzug mit einem viel zu kurzen
Minirock trug sah er nie.

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=> Fünfundzwanzig Jahre früher; irgendwo in Japan

Zwei junge Männer saßen vor ihrem Zelt am Lagerfeuer. In einiger Entfernung
war Happosai dabei seine Unterwäschesammlung zu bügeln.

Einer der beiden Männer sah zu dem alten Perversen hinüber und wandte sich
dann mit besorgter Miene seinem Partner zu. "Wir müssen etwas gegen den
Meister unternehmen, Saotome. Es kann so nicht weitergehen. Wenn wir nichts
tun, wird er sich immer wieder in unser Leben einmischen."

"Du hast recht, Tendo. Wir sind beide erwachsen, und es wird Zeit das wir
unser Leben selbst bestimmen und Seßhaft werden." Genma beugte sich hinüber
und flüsterte weiter: "Um ehrlich zu sein, ich habe bereits jemanden ins
Auge gefaßt. Sie ist bildhübsch, und ihr Vater leitet eine Kendo-Schule."

"Wird aber auch Zeit das du in der Richtung etwas unternimmst," flüsterte
Soun zurück. "Meine Beziehung zu Kimiko hat in letzter Zeit ebenfalls einen
großen Fortschritt gemacht."

"Und ich dachte schon zwischen euch passiert nie etwas," meinte Genma
amüsiert. "Immerhin kennst du sie schon eine ganze Zeit. Was für Fortschritte
sind es denn?"

"Nun, ich..." Verstohlen sah sich Soun nach links und rechst um. "...ich habe
sie gefragt ob sie mich heiraten will, und sie hat ja gesagt."

"Aber das ist doch wunderbar. Herzlichen Glückwunsch."

"Ich freue mich auch, aber," Soun warf einen düsteren Blick zu Happosai,
"ich will nicht das Kimiko später von unserem Meister belästigt wird. Deshalb
müssen wir etwas unternehmen."

Beide nickten und starrten in die Flammen. Und so begann sich ein Plan zu
formen.

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=> Gegenwart; der nächste Tag

Nodoka war erstaunt als sie Ranma am anderen morgen bereits wach vorfand. Er
saß mit Schafanzug im Lotussitz auf der Terrasse, die Augen geschlossen und
es sah so aus als würde er schlafen.

"Ranma? Was tust du da? Komm lieber rein bevor du dich erkältest." Als
keine Antwort kam schüttelte sie ihn sanft an der Schulter. "Hast du etwas?
Geht es dir nicht gut?"

"Mir geht es gut," antwortete Ranma ohne die Augen zu öffnen. "Ich komme
gleich rein, laß mich noch einen Augenblick hier sitzen."

Nodoka nickte und ging wieder. Kurze Zeit später kamen Genma und Ranko, beide
in weißen Trainingsanzügen, in den Garten. Ranko sah aus als hätte sie die
letzte Nacht viel zu wenig Schlaf bekommen.

Nanu? Er meditiert?> wunderte sich Genma als er seinen Sohn musterte. Noch
dazu so ruhig. Ich habe gar nicht gewußt das er das kann, sein Ki ist perfekt
im Gleichgewicht.>

"Was ist los, alter Mann?" riß ihn Ranko aus seinen Gedanken. "Schläfst du
mit offenen Augen?"

"Nein, ich beobachte mein Umfeld, um auf alles vorbereitet zu sein," gab
Genma zurück. "Zeige gefälligst etwas mehr Respekt vor deinem Sensei!"

"Pah, bring mich doch dazu."

Und schon war der Kampf im Gange. Ranma öffnete die Augen und schaute zu.
Ihm kam die Szene irgendwie bekannt vor, nur das hier der Teich fehlte. Ranko
ist gut. Nicht so gut wie ich es war, aber immer noch besser als die meisten
Martial Artists.> Er überlegte weiter: Pops kämpft auch anders als sonst.
Irgendwie ehrlicher, nicht so hinterhältig wie früher.>

Er stand auf, ging ins Haus und ließ die beiden Streithähne alleine. "Ah, da
bist du ja," begrüßte ihn seine Mutter. "Zieh dir nächstes Mal bitte was
warmes über wenn du das machst, ja?"

"Ich werd´ dran denken, Mom."

"Gut. Jetzt sein ein braver Junge und hol deinen Vater und deine Schwester
rein. Sonst wird das Frühstück kalt."

Ranma nickte und wollte der Aufforderung nachkommen, bevor Nodoka ihn wieder
zurückrief: "Ranma," sie deutete die Treppe rauf, "erst ziehst du dir was
anderes an. Ich hab´ dir deine Sachen schon bereitgelegt."

Mit einem Augenrollen und einem stillen Seufzen tat er wie geheißen. In
seinem Zimmer angekommen verdrehte er gleich noch mal die Augen als er die
Kleidung auf seinem Stuhl liegen sah. Schuluniformen. Ich 'hasse'
Schuluniformen.> Widerwillig zog er sich an, fummelte einen Moment erfolglos
am Kragen herum und ließ schließlich die obersten beiden Knöpfe offen.

Dann ging er wieder runter, steckte den Kopf aus der Terrassentür und rief:
"Frühstück!" Zwei Schemen huschten an ihm vorbei und warpten sich an den
Tisch. Was Kasumi wohl immer von mir und Pops gedacht hat wenn wir
uns so benommen haben,> dachte Ranma als er sich ebenfalls setzte und
zusah wie Genma und Ranko sich die Teller vollschaufelten, ist ja oberpeinlich.>

Nachdem das Essen, beziehungsweise der Kampf um selbiges, beendet war räumte
Nodoka ab. Ranko verschwand kurz nach oben, als sie wieder runter kam warf
sie ihrem Bruder mit den Worten: "Fang, Klugscheißer," seine Schultasche zu,
schulterte ihren eigenen Ranzen und verschwand durch die Tür.

Hätte sie es nicht so eilig gehabt, hätte sie gesehen wie Ranma instinktiv
und ohne Probleme die schwere Tasche aus der Luft griff. Er hatte absolut
keine Lust auf Schule, aber er wußte das es zu auffällig wäre wenn er sich
jetzt weigern würde.

Als er grade gehen wollte rief Nodoka ihn zurück: "Moment, du hast noch was
vergessen." Sie gab ihm zwei Bentos, eines davon mit den Worten: "Sei so gut
und bring das deiner Schwester in der Pause vorbei. Sie vergißt noch einmal
ihren Kopf," seufzte sie, dann knöpfte sie Ranma sein Hemd bis oben hin zu
und wuschelte ihm durchs Haar. "Hast dich gar nicht gekämmt heute, was? Na
egal, jetzt geh´ sonst kommst du noch zu spät."

Kaum war er draußen öffnete Ranma wieder seine Knöpfe und richtete seine
Frisur. Oh Mann. Mom kann echt nerven mit ihrer Fürsorglichkeit.> Dann
erinnerte er sich an sein altes Leben, und das er seiner Mutter dort zuletzt
mehr als egal gewesen war. Vielleicht war es hier doch nicht so übel.




In der nächsten Pause machte er sich dann auf den Weg um seiner Schwester das
Pausenbrot zu bringen, wie er es seiner Mutter versprochen hatte. Zum Glück
lag Juuban Highschool nur ein paar Blocks von der Universität entfernt, und
Ranma hatte eh niemanden an seiner Schule mit dem er sich unterhalten konnte.
In Nerima hatte er immer mit Hiroshi und Daisuke herumgehangen; hier kam
Chiba-san einem Freund am nächsten, aber von dem wußte Ranma so gut wie
nichts.

Noch bevor er Rankos Schule erreichte wußte Ranma, das etwas nicht stimmte.
Seine Nackenhaare stellten sich auf, und er spürte wieder dieses Kribbeln im
Magen das er immer bekam wenn Ärger in der Nähe war.

Fast im selben Moment hörte er die Explosion. Mehr brauchte Ranma nicht um
zu wissen das in Juuban Highschool ein Kampf stattfand. Er rannte los, fragte
sich aber gleichzeitig was er denn vorhatte, in seinem jetzigen Zustand war
er ziemlich nutzlos. Aber der Gedanke wurde auf später verschoben. Als
Martial Artist war es seine Pflicht andere zu beschützen.

Auf dem Schulhof angekommen, sah er Massenweise aufgebrachte Schüler
herumstehen. Er drängte sich zwischen ihnen hindurch, konnte seine
Schwester aber nirgends entdecken. Sie wird wohl noch drinnen sein,>
dachte er.

Ranma wollte grade das Gebäude betreten, da hielt ihn ein Lehrer zurück.
"Hey, du kannst da jetzt nicht rein, viel zu gefährlich." Wie auf ein
Stichwort explodierten im vierten Stock ein paar Fensterscheiben.

"Was ist da drin überhaupt los?"

"Ein Youma läuft mal wieder Amok. Wir konnten zwar die meisten Schüler
evakuieren, aber ein paar sind noch da drin."

"Ach so, ein Dämon," meinte Ranma, "und ich dachte schon es wär´ was
ernstes." Er schlüpfte an dem verblüfften Lehrer vorbei und rannte in
Richtung der Kampfgeräusche. Ein Martial Artist muß die Schwachen
beschützen, also würde er Ranko bei dem Dämon finden.

Er erreichte die Vierte Etage und lief den Flur entlang. Als er um die Ecke
bog sah er grade noch wie ein ziemlich häßliches Etwas von einem
Energiestrahl pulverisiert wurde.

Als sich die Sicht wieder klärte entdeckte Ranma sechs Mädchen auf dem Flur.
Sechs Mädchen in lächerlichen Kostümen und mit viel zu kurzen Faltenröcken.
Das müssen diese Sailor Senshi sein,> dachte er, besser ich verzieh mich
bevor sie mich hier sehen.>

Ungesehen verschwand er wieder um die Ecke und suchte Rankos Klassenraum. Da
seine Schwester doch nicht bei dem Dämon gewesen war, würde sie früher oder
später dort auftauchen. Abgesehen davon wollte Ranma unnötigen Kontakt zu den
Senshi vermeiden. Weder mit Magie, noch mit Mädchen hatte er in seinem alten
Leben sonderlich viel Glück gehabt, und Magical Girls waren etwas auf das
er definitiv verzichten konnte.






"Ha, jetzt bist du Mondstaub," blaffte Sailor Moon das an, was vom Youma übrig
geblieben war: Ein Häufchen Asche. "Das kommt davon wenn du so dumm bist und
ausgerechnet die Schule angreifst, auf die die Sailorkriegerinnen hingehen."

"Wir können froh sein das dieser Youma keinen hohen IQ hatte," sagte Merkur
und tippte auf ihrem Laptop. "Meinen Anzeigen nach war er seine Offensive
viel stärker als normal, er hätte uns Probleme machen können wenn er klüger
gewesen und seine Defensive besser genutzt hätte."

Venus transformierte sich zurück. "Ist doch meistens so. Tausend Lichter in
den Armen, aber im Kopf keine Spannung."

"Es heißt: Tausend Volt im Arm, aber im Kopf brennt kein Licht," verbesserte
Jupiter.

"Ist doch das gleiche, oder?"

Sailor Moon verwandelte sich auch wieder in Usagi, die anderen taten es ihr
gleich. "Ich finde, wir hätten das Monster noch etwas länger rumtoben lassen
sollen," scherzte die Mondprinzessin, "jedenfalls so lange bis die Schule
kaputt ist."

"Typischer Bunny-Kommentar," sagte Rei. "Als wenn du nicht schon faul genug
wärst, aber die Idee ist echt idiotisch."

"Ich bin nicht faul," maulte Usagi.

"Hmm, du hast recht, bist du nicht," überlegte Rei, "eigentlich bist du nur
idiotisch."

Bevor die zwei Streithennen aneinander geraten konnten ging Makoto
dazwischen. "Ähm, Leute? Wäre es nicht besser von hier zu verschwinden, wir
fallen sonst auf." Sie deutete auf die Überreste des Youma.

Ranko, die ebenfalls den Ärger kommen sah, stimmte zu. "Ja, gehen wir wieder
in unsere Klasse und warten da. Und muß Rei nicht auch wieder zurück in ihre
Schule?" fragte sie an die Tempelpriesterin gewandt.

"Du hast recht, ich sollte langsam los," antwortete das angesprochene Mädchen
und sah zu Usagi, welche grade bewies das sie eine schöne und lange Zunge
hatte. "Mit unreifen Prinzessinnen kann ich mich später noch streiten."

"Komm Bunny, gehen wir in unsere Klasse," sagte Ranko hastig und schleppte
ihre Freundin ab bevor diese lospoltern konnte. Die anderen verabschiedeten
sich noch von Rei, dann gingen sie hinterher.

Als sie ihren Schulraum betrat, blieb Ranko so abrupt stehen das Usagi in sie
hineinlief. Auf einem der Plätze saß ihr Bruder und balancierte eine
Bento-Schachtel auf der Fingerspitze. "Was machst du hier?" fragte sie
unwirsch.

"Dir dein Essen hinterhertragen." Mit einer Bewegung aus dem Handgelenk
flippte er das Bento in Rankos Richtung und stand auf. "Das ist aber eine
Ausnahme, nächstes mal esse ich es selber, klar?"

Der Rotschopf fing den Plastikkasten und wußte nicht ob sie sich bedanken
oder beleidigt sein sollte. "Verpaßt du nicht deinen Unterricht wenn du hier
bist?" fragte sie statt dessen.

Ranma ging an ihr vorbei zur Tür. "Egal. Schule ist eh langweilig." Dann
verschwand er.

Die anderen Mädchen sahen ihm nach. "Schule ist langweilig?" wunderte sich
Makoto. "Ich hätte nie gedacht das ausgerechnet von Ranma zu hören."

"Ja, das Ende der Welt muß nahe sein." Die anderen sahen Minako schief an.
"Was ist? Hab´ ich was im Gesicht?" fragte sie.

"Aber seit seinem Unfall scheint er sich tatsächlich etwas anders zu
verhalten," merkte Ami an.

"Genau, wie er das Bento balanciert hat, das war völlig untypisch für ihn
sowas zu machen."

"Also ich fand das irgendwie cool. Sah irre schwer aus," sagte Usagi.

Ranko ließ die Essensschachtel gekonnt auf ihrem Finger kreisen. "Findest
du?" Dann stoppte sie und sah hinein. "Das ist ja ... Unverschämtheit!"

"Was ist denn?" fragten die anderen.

"Der Klugscheißer hat die Hälfte rausgegessen."




Ranma ging für den Rest des Tages nicht wieder zurück in die Schule. Statt
dessen setzte er sich im Park auf eine Bank und dachte nach. Zumindest
versuchte er es, aber es wollte ihm nicht so recht gelingen. Ständig
schweiften seine Gedanken ab, zurück in seine alte Welt, zu Akane. Erst
jetzt, wo er sie nicht mehr hatte, merkte er wie sehr er sie liebte.

Um sich abzulenken versuchte er ein paar Katas, gab die Idee aber schnell
wieder auf, unzufrieden über das schlechte Ergebnis. Er wollte schon wieder
weitergehen als er ein ihm sehr bekanntes Gespräch vernahm.

"Trampel!"

"Idiot!"

Er sah sich um und entdeckte einen Jungen und ein Mädchen, die sich gegenüber
standen und stritten.

"Machoweib!"

"Perverser!"

"Waschbrettbrust!"

Der letzte Kommentar erwies sich als unklug: Das Mädchen zog einen Holzhammer
hervor, schlug den Jungen nieder und stapfte davon. "Du bist so ...unhübsch,"
konnte man es vom Boden hören. Dann stand der Junge wieder auf, zögerte
etwas, und ging widerwillig seiner Freundin hinterher.

Ranma sah ihm nach. Einen Moment lang hatte er anstelle des fremden Pärchens
Akane und sich selbst gesehen. Waren wir damals genauso starrsinnig?> fragte
er sich und beantwortete die Frage gleich im nächsten Gedanken. Nein, wir
waren wahrscheinlich schlimmer.>

Er sah noch immer in die Richtung, auch als niemand mehr da war dem er hätte
nachblicken können. Eine einsame Träne lief über seine Wange.

#############################################################################

=> Saotome-Residenz; an diesem Abend

Ranma war nicht zur gewohnten Zeit nach Hause gekommen, und mit zunehmender
Dunkelheit vergrößerte sich auch die Sorge der Eltern um ihren Sprößling. Ein
Anruf in der Universität hatte ergeben das der Junge auch dort seit den
ersten Stunden nicht mehr gesehen worden war.

Nodoka sah auf die Uhr - es war schon kurz nach Neun. "Ich rufe jetzt die
Polizei an," sagte sie entschlossen und stand auf um zum Telefon zu gehen.

"Die wird uns auch nicht helfen können," hielt Genma sie zurück. Er erhob
sich ebenfalls und umarmte seine Frau. "Mach dir keine Sorgen, No-chan. Ranma
ist zwar ein lausiger Bengel, aber er ist zuverlässig. Ich bin mir sicher das
er jeden Augenblick kommen wird."

Nodoka lehnte sich schutzsuchend an ihren Mann, nickte und versuchte ihre
Zweifel zu vergraben. "Du hast sicher recht, aber ich habe trotzdem Angst um
ihn. Er verhält sich in letzter Zeit so anders, ich erkenne ihn gar nicht
wieder."

"Unser Sohn ist erwachsen geworden." Genma ließ sich wieder auf die Couch
nieder und setzte einen nachdenklichen Ausdruck auf. "Er ist jetzt in der
Zeit wo das Kind zum Mann wird. Das ist für ihn verwirrend, er weiß nicht wie
er darauf reagieren soll. Zudem scheint er durch den Unfall seine
Sorglosigkeit verloren zu haben. Und ..."

"Und?"

"Ich habe den Eindruck, er hat Liebeskummer."

"Liebeskummer?" fragte Nodoka stirnrunzelnd.

"Ja," nickte Genma, "er verhält sich jedenfalls so. Und seine Aura hat sich
auch verändert, sie ist depressiver geworden. Ranma vermißt jemanden -
jemanden der ihm sehr nahe stand."

Nodoka glaubte ihrem Mann. Sie selbst hatte vom Auren lesen keine Ahnung,
aber sie wußte das ein fähiger Martial Artist anhand der Ausstrahlung einer
Person auf den Gemütszustand schließen konnte. Trotzdem zweifelte sie.

"Ich weiß nicht so recht. Ranma hatte immer nur seine Schule im Kopf, er hat
gar keine Zeit für eine Freundin gehabt."

Genma warf einen Blick aus dem Fenster und lächelte Plötzlich. "Warum fragen
wir ihn nicht selbst?" Zu seiner Frau gewandt sagte er: "Habe ich nicht
gesagt das er jeden Moment wiederkommt?"




Ranma fluchte leise vor sich hin als er auf die Tür zuging. Er hatte wieder
einmal vergessen in welchem Zustand sein Körper war und eine unliebsame
Bekanntschaft mit der Begrenzungsmauer des Grundstückes gemacht. Er wollte
grade die Hand nach der Klinke ausstrecken als die Tür von innen aufgerissen
wurde und ihm seine Mutter um den Hals fiel.

"Oh Ranma, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht."

"Sorgen? Aber es ist doch nicht mal ..." Dann fiel ihm eine das kurz vor 10
Uhr für den 'Klugscheißer' wohl ziemlich ungewöhnlich, wenn nicht sogar
erschreckend spät war. Mein Vorgänger war echt ein Looser...>

"Jawohl, Sorgen," riß ihn Nodoka aus den Gedanken. "Was glaubst du denn, das
ich hier ruhig rumsitze während mein kleiner Junge den ganzen Abend
wegbleibt?"

Ranma befreite sich aus der Umarmung seiner Mutter. "Mom, du übertreibst. Es
gibt nichts worüber du dir Sorgen machen müßtest." Er brachte ein Lächeln
zustande und wollte dann nach oben auf sein Zimmer gehen.

Nodoka bemerkte das das Lächeln gekünstelt wirkte und dachte an das was Genma
gesagt hatte. "Ranma?" hielt sie ihn zurück. "Hast du ... hast du
Liebeskummer?"

Er stoppte mitten in der Bewegung und drehte sich langsam zu seiner Mutter
um. War sein Verhalten so eindeutig? "Li ... Liebeskummer? Ich? Wie kommst du
denn darauf?" fragte er unsicher.

"Du machst den Eindruck," sagte Genma von der Tür her und stellte sich neben
seine Frau.

Ranma sah seine Eltern erstaunt an. Sie schienen wirklich besorgt zu sein,
seine echten Eltern hatten sich nie so verhalten. Trotzdem war er nicht
bereit ihnen alles zu erzählen, aber vielleicht konnte er eine Teilwahrheit
erzählen. Möglicherweise konnten seine Eltern ihm helfen.

"Ich habe keinen Liebeskummer," begann er, "aber jemand anderes. Ein
Schulkollege von mir. Er hatte eine Freundin, kann sie aber nun nicht mehr
sehen, weil ... uhm, weil sie weggezogen ist."

"Das ist alles?" wunderte sich Genma.

"Ja, das ist alles. Er hatte das Mädchen geliebt und ist jetzt ziemlich
traurig." Ranma mußte sich beherrschen das man ihm nicht anmerkte wie sehr
ihm die eigenen Worte zu Herzen gingen.

"Ich verstehe das Problem deines Klassenkameraden," wunderte sich Nodoka,
"aber er kann sie doch immer noch besuchen. Oder zumindest anrufen."

"Nein, das kann ich- das kann er eben nicht. Sie ist in ein anderes Land
gezogen, und, und, und er weiß nicht wohin, und ... es geht einfach nicht,"
platzte Ranma heraus. "Und allmählich weiß ich nicht mehr was ich tun
soll ... ich meine was ich tun soll um ihn aufzuheitern," fügte er hastig
hinzu als er seinen Versprecher bemerkte.

Genma tauschte mit seiner Frau vielsagende Blicke und nickten sich
gegenseitig zu. "Laß uns mal einen Augenblick alleine, No-chan. Das hier ist
eine Männerangelegenheit."

Nodoka nickte und verschwand, allerdings nur bis um die Ecke, dort blieb sie
stehen und lauschte.

Genma setzte sich und sah seinen Sohn auffordernd an. "Also, dein
'Klassenkamerad' hat sich verliebt, und jetzt ist das Mädchen weg, verstehe
ich das richtig?"

Die Art wie sein Vater 'Klassenkamerad' betonte gefiel Ranma überhaupt nicht,
aber er nickte.

"Und es gibt mit Sicherheit keine Möglichkeit sie zu erreichen, oder
ausfindig zu machen?"

Wieder nicken.

"Könnte es vielleicht sein das dein 'Klassenkamerad' sich mit seiner Freundin
gestritten hat, und das sie ihn jetzt gar nicht mehr sehen will?"

Kopfschütteln. "Nein, sie haben sich zwar oft gestritten," Viel zu oft.>
"aber das ist es diesmal nicht. Die Freundin ist weg und kommt auch nicht
mehr wieder. Das ist so sicher als wenn sie aus dieser Welt verschwunden
wäre."

"Hmmm, ich glaube ich verstehe." Genma setzte wieder seinen allwissenden
Gesichtsausdruck auf, nur das es dieses mal nicht lächerlich wirkte wie
sonst immer. "Dein Kollege hat dieses Mädchen geliebt, und es bricht ihm das
Herz das sie nicht mehr da ist. Er fühlt sich nur noch wie eine leere Hülle,
und er denkt das er nie wieder jemanden lieben kann wie seine erste Freundin,
stimmt das?"

Ranma traute seinen Ohren nicht. Das sollte sein Vater sein, der gleiche
egoistische Genma der ihn damals für Reis, Fisch und zwei Salzgurken verkauft
hat? Der ihn in eine Grube hungriger Katzen geworfen hat? Der sich immer
einen Dreck um seine Gefühle geschert hat?
Und doch schien es so, der Mensch der ihm gegenüber saß zeigte ehrliches
Mitgefühl.

"Ja, das trifft die Sache ziemlich genau," sagte er.

"Das kenne ich," nickte Genma. "Laß mich dir mal eine Geschichte erzählen: Es
gab mal einen Kampfsportler, der hatte sich auch unsterblich verliebt. Aber
er war noch jung und unerfahren, und so trainierte er unter einem Meister der
zwar fast unbesiegbar, im Inneren aber ein Monster war. Dieser Meister ...
vertrieb durch sein verhalten das Mädchen, das der junge Mann liebte."

"Du sprichst nicht zufällig von dir selber?" unterbrach Ranma.

Genma war perplex. "Wie ... woher?"

"Innere Eingebung." Ich kann mir gut vorstellen das Mom von Happy nicht
begeistert war.> "Aber du und Mutter haben doch wieder zusammengefunden?"

"Ich spreche nicht von deiner Mutter, sie habe ich erst später
kennengelernt," erzählte Genma weiter. "Ich hatte mich schon vorher mal
verliebt gehabt. Als mein alter Meister - ich verfluche den Tag an dem ich
ihn traf - sie vergraulte, da dachte ich auch das mein Leben keinen Sinn mehr
hätte." Er lächelte seinen Sohn an. "Wie du siehst habe ich mich getäuscht,
und du und deine Schwester sind das Ergebnis.
Ranma, sag deinem Freund er soll sich nicht entmutigen lassen. Das Leben
bringt manchmal Rückschläge mit sich. Aber auch wenn man am Boden zerstört
ist, man muß danach wieder aufstehen und es noch mal versuchen. Das gilt für
den Kampf wie für das Leben."

Genma stand auf und klopfte seinem Sohn auf die Schulter, dann ging er.

"Du warst vorher schon mal verliebt gewesen?" fragte ihn Nodoka als er das
Nebenzimmer betrat. "Du hast mir nie davon erzählt."

"Weil es nicht stimmt." Genma gab ihr einen Kuß. "Aber davon braucht Ranma ja
nichts zu wissen," schmunzelte er.

Derweil saß in der Küche ein sehr nachdenklicher Junge. Die Geschichte, die
er grade gehört hatte, glich der die Shadow ihm erzählt hatte.

"... man muß danach wieder aufstehen und es noch mal versuchen. Das gilt für
den Kampf wie für das Leben," wiederholte Ranma flüsternd. Er hatte im Kampf
nie aufgegeben. Er hatte nicht vor jetzt damit anzufangen. Ich werde Shadows
Vorschlag annehmen,> entschloß er sich. Ein wenig Abstand gewinnen. Eine
kleine Reise machen.> Mit diesen Gedanken stand er auf und ging die Treppe
hinauf.

#############################################################################

=> spät Nachts

Shadow beobachtete das Geschehen von dem Ort, den wir nur unzureichend als
'Himmel' bezeichnen. Er befand sich nicht wirklich im Himmel auf irgendeiner
Wolke, sondern einfach ... woanders.

Der Engel sah zu wie sich ein Fenster im zweiten Stock der Saotome-Residenz
öffnete und ein Junge mit einem Rucksack hinaussprang. Unbeholfen landete
Ranma auf dem Boden, stand aber sofort wieder auf und joggte durch den
Garten. Vor der Begrenzungsmauer steigerte er sein Tempo etwas und sprang
dann darüber.

Jedenfalls schien das sein ursprüngliches Vorhaben gewesen zu sein - in der
Praxis hüpfte er zu kurz und prallte gegen den Stein. "Dieser scheiß Körper,"
konnte man Ranma fluchen hören, "nicht in der Lage über so ein Mäuerchen zu
kommen." Er rieb sich die Nase und kletterte statt dessen über das gut zwei
Meter hohe Hindernis.

Kaum war der Junge außer Sichtweite öffnete sich ein zweites Fenster. Ranko
landete wesentlich eleganter als ihr Bruder auf dem Boden, und eine magische
Lichtshow später nahm Sailor Sol die Abkürzung über die Hausdächer in
entgegengesetzter Richtung.

Mit stummer Miene sah Shadow den Geschwistern nach. WAS BEDRÜCKT DICH, MEIN
SOHN?> fragte plötzlich eine Stimme in seinen Gedanken.

Es ist nichts, ich beobachte nur,> antwortete der Engel auf die gleiche
Weise.

Die andere Stimme war ruhig und sanft, aber dennoch kraftvoll. WARUM QUÄLST
DU DICH? ICH KANN DEINE ZWEIFEL SPÜHREN.>

Meine Zweifel sind unwichtig, Vater,> gab Shadow zurück. Es hat nichts mit
der eigentlichen Aufgabe zu tun.>

DIE PROBLEME MEINER KINDER SIND NIE UNWICHTIG. ERZÄHLE,> forderte die Stimme
sanft auf.

Er ließ sich Zeit bevor er antwortete, und legte sich seine Worte genau
zurecht. Ich habe Zweifel ob mein Handeln richtig ist. Ich habe meinen
Schützling belogen, er 'hätte' in eine Welt kommen können in der seine
Freundin noch lebt. Und jetzt lasse ich ihn blind seinem Schicksal entgegen
laufen, und das obwohl ich ihm versprochen habe das er eine friedliche zweite
Chance bekommt.>

ES STIMMT, DU HAST UNWAHR GESPROCHEN. DOCH BEDENKE DEN GRUND. RANMA IST DAS
FEHLENDE GEWICHT IN UNSERER SEITE DER WAAGSCHALE.>

Aber sollte ich ihm nicht wenigstens sagen was ihn erwartet?>

NEIN. WIR HABEN SCHON VIEL RISKIERT INDEM WIR RANMA AUSGETAUSCHT HABEN. WENN
WIR NOCH WEITER IN DAS SCHICKSAL EINGREIFEN WIRD DIE GEGENSEITE VERDACHT
SCHÖPFEN.>

Das ist nicht das was ich Ranma versprochen hatte ...>

DU WEISST WAS AUF DEM SPIEL STEHT, MEIN SOHN. ENTSCHEIDE SELBST WAS
WICHTIGER IST: DAS LEBEN EINES EINZELNEN, ODER DAS LEBEN EINER GANZEN WELT?>

Shadow schwieg eine Weile bevor er weitersprach: Soweit ich weiß,> sagte er
bedächtig, hast selbst du noch keine zufriedenstellende Antwort auf diese
Frage gefunden.>

Kami-sama sagte daraufhin nichts, aber er wußte das sein Sohn recht hatte.

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=> 25 Jahre in der Vergangenheit; ein paar Tage später

Der Feldzug war ein voller Erfolg gewesen. Dutzende der seidenen Schätze
wurden aus den Verliesen ihrer Besitzerinnen befreit und waren nun in
sicheren Händen.
So jedenfalls drückte Happosai seinen letzten Unterwäsche-Überfall aus. Und
er feierte ihn auch entsprechend, denn er hatte nicht nur die Kleiderschränke
der Frauen, sondern auch die Speisekammern der Männer geleert.

Soun und Genma saßen an einem Baum gefesselt und sahen mit knurrendem Magen
zu. Das überfallene Dorf hatte zusätzlich noch eine Weinkellerei gehabt, und
so dauerte es nicht lange bis Happosai laut schnarchend auf dem Boden lag.

"Saotome? Das könnte die Gelegenheit sein auf die wir gewartet haben."

"Ja, ich habe auch Hunger."

Soun verdrehte die Augen. "Das meine ich nicht. Der Meister schläft und wird
erst mal auch nicht wieder aufwachen. Das ist die Gelegenheit ihn ein für
allemal loszuwerden."

Genma ging ein Licht auf. "Du hast recht, Tendo"

"Nur, da gibt es noch ein kleines Problem..."

"Und welches?"

"Wir sind noch gefesselt."

Genma grinste nur, rutschte ein paar Mal hin und her und hatte plötzlich
beide Hände frei. "Wie hast du das gemacht?" fragte Soun als Genma ihn
losband.

"Umisenken." Auf Souns verwirrten Blick sagte er: "Erkläre ich dir später.
Jetzt müssen wir uns erst um den Meister kümmern."

Schnell war Happosai zu einem handlichen Paket verschnürt, und als die Sonne
wieder aufging hatten Genma und Soun auch eine passende Grabstätte
gefunden: Eine alte Höhle, die man schnell mit einem dicken Felsbrocken
verschließen könnte.

"Möge er in der Hölle schmoren," sagte Genma als der das Bündel in die Höhle
warf.

"Möge er in der Hölle schmoren," bestätigte Soun, während er ein Faß TNT
hinterher warf.

Dann verschlossen beiden den Eingang mit dem großen Felsen und tanzten
ausgelassen umher. "Wir sind frei. Frei! FREI! Das muß gefeiert werden."

~BooM~

Die zwei Kampfsportler erstarrten als plötzlich der halbe Berg explodierte.
Mit Terror in den Augen sahen sie wie eine kleine Gestalt aus der
Staubwolke hinaustaumelte.

"Das war überhaupt nicht nett," hustete Happosai. "Ich sollte euch den
Hintern versohlen."

Soun und Genma sahen sich an und einigten sich mit stummen Blicken auf
Taktik #42. "Meister, ihr lebt," rief Genma, umarmte den alten Perversen und
klopfte ihm den Staub aus der Kleidung.

"Wir hatten uns schon solche Sorgen gemacht," ergänzte Soun und polierte
dem Opa die Halbglatze.

Happosai schlug beiden mit seiner Pfeife auf den Kopf. "Trottel. Glaubt ihr,
ich würde nicht merken das ihr mich loswerden wollt?"

"A-aber Meister," stammelte Soun, "wie kannst du nur so etwas von uns
denken?"

"Ich kann. Und zur Strafe werde ich euch für den Rest der Woche das Wasser
und Brot streichen, damit ihr nicht noch mal auf dumme Gedanken kommt."

Genma schielte zu seinem Partner. "Ich denke es ist Zeit für Plan B."

"Plan B," stimmte dieser zu.

"Frontaloffensive!" riefen beide und griffen mit blitzschnellen und genau
aufeinander abgestimmten Schlagkombinationen an, die jeden normalen Menschen
in Sekunden zu Boden geschickt hätten.

Nicht aber Happosai. Der alte Martial Artist sah den Hinterhalt Kilometerweit
kommen. Er machte sich nicht mal die Mühe abzuwehren, sondern duckte und wand
sich zwischen den Attacken hindurch und ließ seine Gegner Löcher in die Luft schlagen.

Das Ganze ging einige Minuten so weiter, dann brachen Genma und Soun
schwitzend und schwer atmend den Angriff ab. "Hahaha. Euch fehlen noch 100
Jahre Training um mich besiegen zu können," spottete Happosai. "Jetzt zeige
ich euch mal wie man das richtig macht. SOUKONDAN!" Eine beeindruckende
Aura umgab den kleinen Opa, dann verdichtete sich diese zu drei gräulich
leuchtenden Bällen die um ihn herum in der Luft schwebten.

"Ichi!" Einer der Energiebälle schoß auf einen der herumliegenden Felsen zu,
durchschlug ihn und brachte den dahinterliegenden Stein zum explodieren.
"Ups, zu viel Schwung," meinte Happosai nur.

"Ni!" Der zweite Ki-Blast pulverisierte förmlich einen alten Baum. Hämisch
grinsend wandte er sich um. "Und, wollt ihr immer noch weiter kämpfen?"

Die beiden anderen schluckten schwer und sagten nichts.

"Dachte ich´s mir. Wäre auch zu schade gewesen, grade jetzt wo ihr so hübsche
Freundinnen gefunden habt. Vor allem deine, Soun, sehr vielversprechend,
ich bin gespannt ob-"

Souns Kopf wuchs abrupt um das zehnfache und türmte sich über Happosai auf,
während im Hintergrund kleine blaue Flämmchen in der Luft tanzten. "Finger
weg von Kimiko," donnerte er.

Überrascht wich Happosai vor dem Dämonenkopf zurück. Auf eine solche
Attacke war er nicht vorbereitet gewesen, und seine Kontrolle über den
dritten Ki-Blast, welcher immer noch um ihn herumschwebte, ließ kurzzeitig
nach. Sofort verstärkte er seinen geistigen Griff wieder, aber der Blast
war schon unterwegs zu dem Ziel, das er im Augenblick als Bedrohung
empfand: Nach Soun.

Der verschrumpelte Kampfsportler versuchte noch den Angriff abzubrechen,
aber es war zu spät. Der Soukondan traf Soun mitten auf die Brust und
schleuderte ihn zurück.

Hilflos mußte Genma mit ansehen wie sein Freund durch die Luft gewirbelt
wurde, sich mehrmals in der Luft überschlug und schließlich auf dem Bauch
liegen blieb. Unter ihm bildete sich eine langsam größer werdende Blutlache.

"Du, du Ungeheuer," stammelte Genma. "Was hast du getan?"

"Es war seine eigene Schuld," stotterte Happosai, ebenfalls sichtlich
schockiert. "Er hätte mich nicht bedrohen sollen."

Genma ballte zornig die Fäuste. "Dafür wirst du sterben." Er sprang auf
Happosai zu und schrie: "Dokuja Tanketsu Sho!" Seine Hand zuckte vor und
krallte sich in die Rippen des anderen.

Nur durch seine Reflexe und jahrelange Erfahrung konnte Happosai verhindern
das ihm die Knochen gebrochen wurden. Er riß sich los und sprang zurück.
Die Technik kenne ich nicht. Wo hat er die gelernt?>

"Paß auf!" brüllte Genma und setzte nach. Er schlug brutal die Arme des
kleineren Mannes zur Seite, kickte ihm wuchtig in den Magen und schleuderte
ihn in die Richtung wo Soun am Boden lag.

"Was ist das für ein Stil den du benutzt?" fragte Happosai. "Den hast du
nicht von mir gelernt, woher-" Er stockte als ihn jemand am Fußgelenk griff.

Soun, der eben noch bewegungslos am Boden lag, hatte des anderen am Bein
gepackt und hielt ihn erbarmungslos fest.

Happosai blickte fassungslos den jungen Mann zu seinen Füßen an, dann zu
Genma. Dieser hatte seine Chance erkannt und machte sich bereit. "Nein, ich
habe diesen Kampfstil nicht von dir gelernt. Aber 'du' wirst ihn jetzt
kennen lernen. Schau dir an wozu die Yamasenken in der Lage ist, denn jetzt
wirst du zur Hölle fahren. Kirin Raichu Dan!"

Verzweifelt versuchte Happosai zu entkommen, erfolglos. Die Vakuumsichel
schnitt ihn sauber in zwei Hälften, er war sofort tot.

Genma kniete neben seinem Freund nieder. Sein Ki wird immer schwächer, das
sieht nicht gut aus.> Vorsichtig drehte er ihn um. "Halte durch, Tendo. Ich
bringe dich zu einem Arzt."

Soun hustete und spuckte Blut. "Der wird mir ... auch nicht mehr helfen
können." Kraftlos griff er Genmas Hand. "Es war ein guter Kampf, nicht wahr?"

"Das war es, Tendo." Tränen liefen über sein Gesicht. "Das war es. Wir sind
endlich frei."

"Du bist frei, Saotome ... mit mir geht es zu Ende ... bitte sag Kimiko ...
das ich sie liebe, und das ... es mir leid tut."

"Das wirst du ihr verdammt noch mal selber sagen. Du darfst jetzt nicht
sterben, hörst du?"

Soun lächelte schwach. "Saotome, ich ... werde mein Versprechen nicht halten
können. Unsere Schulen werden ... wohl nie vereinigt werden." Ein letztes
Mal drückte er die Hand seines Freundes, dann wich das Leben aus seinen
Augen.

"Vergiß das versprechen," brüllte Genma. "Das kannst du mir doch nicht
antun!" Verzweifelt schüttelte er den Körper. "Tendo, verdammt, wach wieder
auf! Tendo!"

Er bekam nie eine Antwort. Weinend sackte Genma in sich zusammen und trauerte
um den einzigen Freund den er je hatte. Von diesem Moment an, das schwor er
sich, würde er ein anständiger Mensch sein, und genau das Gegenteil von dem
tun was sein Meister ihn gelehrt hatte.

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=> Gegenwart; am nächsten Morgen

Nodoka erwachte als sie einen rüden Schlag gegen den Arm bekam. Sie öffnete
die Augen und sah wie sich ihr Mann unruhig im Schlaf hin und her wälzte
und vor sich hinmurmelte.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihr das der Wecker ohnehin bald geklingelt
hätte. Sie gähnte und stand auf.

Nachdem Nodoka ihre Morgentoilette erledigt hatte ging sie ins Zimmer ihrer
Tochter. "Ranko, aufwachen."

Der Rotschopf lag halb angezogen auf ihrem Bett, einen verknickten Manga
auf dem Bauch und war leise am Schnarchen. Sie dachte gar nicht daran der
Aufforderung nachzukommen.

Hat sie wieder die Nacht zum Tage gemacht. Kein Wunder das sie morgens
ständig müde ist.> "Ranko, wenn du nicht sofort aufstehst sage ich Vater
Bescheid das er wieder mit einem Eimer Wasser kommt."

Das wirkte. Seitdem Genma einmal auf die Idee gekommen war seine Schülerin
auf recht nasse Weise zum Morgentraining zu wecken, war die Drohung einer
kalten Dusche ein sicheres Mittel Ranko aus den Federn zu kriegen.
Glücklicherweise hatte die Familie diesem Ritual aber ein schnelles Ende
gesetzt.

"Nein, bin schon weg, alles in Ordnung, bin hellwach," blubberte Ranko
schlaftrunken, stemmte sich aus dem Bett und schwankte ins Bad.

Nodoka schmunzelte, ging zur nächsten Tür und klopfte zweimal. "Ranma, Zeit
zum aufstehen." Dann ging sie runter in die Küche. Sie wußte das sie nicht
noch einmal nach Ranma sehen mußte. So problematisch Ranko war, so
unkompliziert war ihr Bruder.

Als das Frühstück vorbereitet war kamen Genma und Ranko grade vom
morgendlichen Sparring zurück, wobei letztere kein bißchen wacher als vorher
aussah. "Morgen Mom," nuschelte sie und ließ sich auf ihren Stuhl fallen.
"Wo ist denn der Klugscheißer?"

"Ich weiß nicht. Ich schau noch mal nach ihm." Während Nodoka wieder nach
oben ging um zu sehen was Ranma aufgehalten hatte, begann Genma seine
Morgenpredigt über 'einen wahren Martial Artist', und das ein solcher stets
hellwach zu sein hatte. Ranko verdrehte nur die Augen.

Nodoka klopfte an die Zimmertür ihres Sohnes. "Ranma, das Frühstück steht
auf dem Tisch. Kommst du bitte?" Keine Antwort. Sie ging ins Zimmer. Das Bett
war unberührt, das Fenster stand offen, und Ranma war nicht da. Statt dessen
lag ein Zettel auf dem Schreibtisch.

Hallo Mom
Wenn du das liest bin ich schon unterwegs. Ich muß über ein paar Sachen
nachdenken, und bin deshalb für einige Zeit weggegangen. Mach dir keine
Sorgen um mich, ich habe in solchen Reisen mehr Erfahrung als du denkst.
In Liebe
Ranma

Nodoka tat das, was jede fürsorgliche Mutter an ihrer Stelle tun würde.

"GENMA!"

Nach ihrem Ehemann rufen und auf ein Wunder hoffen.

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=> am selben Tag; vor dem Hirakawa Tempel

Zwei Mädchen kamen auf das Tor zugerannt, das zum Tempelgrundstück führte.
Eines hatte rote Haare zu einem Zopf frisiert, das andere blondes Haar das
mit zwei merkwürdigen Knoten zu zwei langen Pferdeschwänzen gebunden war.
Beide Mädchen hatten es offensichtlich eilig, keines von ihnen achtete auf
den Weg. Mit dem Ergebnis das beide sich unfreiwillig auf den Boden setzten.

"Aua mein Kopf. Paß doch auf wo du hinläufst, Ranko," maulte Usagi während
sie sich ihre Stirn rieb.

"Paß doch selber auf," erwiderte Ranko und stand auf. "Außerdem kam ich
von rechts, das heißt ich hatte Vorfahrt."

"Seh ich aus wie ein Auto? Verkehrsregeln gelten nicht." Sie staubte sich
ab und sah auf die Uhr. "Oh Gott, schon wieder eine viertel Stunde zu spät."
Sie rannte den Weg rauf zum Tempel.

"Hey, warte auf mich," rief Ranko und hechtete hinterher.

Rei warf den Mädchen ihren berühmten 'Blick' zu als sie den Schrein betraten.
"Macht ihr das eigentlich mit Absicht das wir keines unserer Treffen
pünktlich beginnen können?" Zu Ranko gewandt sagte sie: "Von Usagi kenne ich
das ja schon, aber das du jetzt auch noch damit anfängst, tztztz."

"Hör bloß auf," maulte Ranko, "ich hab zu Hause schon genug Streß, deswegen
bin ich ja zu spät. Ich hab keine Lust mir auch noch deine Predigt
anzuhören."

Sie ging zu dem Tisch wo die anderen Senshi schon saßen. Auch Usagi hatte
bereits Platz genommen, sich einen von Reis Manga gegriffen, und machte
sich über die von Makoto mitgebrachten Kekse her.

Das braunhaarige Mädchen sah Ranko fragend an als sich diese einfach nur
hinsetzte. "Was ist los mit die, Ranko? Sonst streitest du dich doch immer
mit Bunny um meine Plätzchen?"

"Makoto, du mußt sie nicht auch noch darauf hinweisen, wir kommen so schon
zu nichts," meckerte Rei.

"Genau, bellende Hunde soll man nicht wecken, wie man so sagt."

"Schlafende Hunde, Minako. Es heißt schlafende Hunde."

"Jetzt sei nicht so spitzfindig, Ami."

Ranko ignorierte die ausgleitende Diskussion. "Sei mir nicht böse, Mako-chan.
Das soll keine Beleidigung an deine Kochkünste sein, aber im Moment habe
ich einfach keinen Appetit. Meine Eltern sind unausstehlich seitdem Ranma
verschwunden ist, das schlägt auf den Magen."

Der Kommentar zog sofort die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. "Dein
Bruder? Verschwunden? Wie das?"

"Seit wann?"

"Warum?"

"Woher soll ich das wissen," antwortete Ranko. "Seit heute morgen ist er weg.
Pops alter Rucksack fehlt, sein halber Schrank ist ausgeräumt, sogar einen
Abschiedsbrief hat er geschrieben. Weg eben."

"Das sieht Ranma überhaupt nicht ähnlich," überlegte Ami.

"Rankos Bruder ist verschwunden," jammerte Minako, "der Weltuntergang muß
wirklich kurz bevorstehen." Die anderen gaben ihr den 'Blick'. "Das sollte
doch nur ein Witz sein," meinte sie darauf kleinlaut.

"Ein schlechter Witz, wenn man unsere Situation bedenkt," mischte sich Haruka
ein, die mit ihrer Lebensgefährtin bislang schweigend zugesehen hatte.
"Anstatt hier rumzublödeln sollten wir die Zeit lieber produktiv nutzen."

"Was von Anfang an mein Vorschlag war," setzte Rei nach, "aber manche hier
sind ja noch nicht aus der Pubertät raus." Sie sah dabei Usagi an, deren
einzigste Beschäftigung bislang darin bestand einen Comic zu lesen und
Makotos Keksvorrat zu dezimieren.

"Was schaut ihr mich so an?" mümmelte die zukünftige Mondprinzessin.

"Wir wollen anfangen."

"Dann tut doch," sagte sie und las seelenruhig weiter.

Minako legte beruhigend ihre Hand auf die Schulter der gleich explodierenden
Marssenshi. "Laß sie doch. Wir fangen einfach an."

Die Mädchen nickten allen und rückten näher an den Tisch heran. "Was ich vorher
noch fragen wollte," warf Ranko ein und wandte sich an Michiru und Haruka,
"warum seid ihr hier?"

Es war in der Tat äußerst selten das die äußeren Kriegerinnen an ihren
Treffen teilnahmen. Das bedeutete das fast alle Senshi hier waren, minus
ChibiMoon und Saturn, die beide mit Mamoru in den Vergnügungspark gegangen
waren.

"Setsuna hat gesagt das unsere Anwesenheit hier vielleicht wichtig sein
könnte. Ob es dabei um die Zukunft ging, oder um euch zur Räson zu bringen,
kann ich nicht sagen," erklärte Haruka.

"Ist auch eher Nebensache. Auf jeden Fall sind wir hier um zu klären, ob eine
neue Bedrohung bevorsteht, oder ob das momentan gehäufte Auftreten von Youmas
zufällig ist," fing Rei an. "Wenn es nämlich eine neue Bedrohung ist, dann
wird es Zeit für Pluto uns zu sagen worum es geht." Sie sah dabei die zwei
älteren Mädchen an.

"Zu uns hat sie nichts gesagt. Aber wir haben sie in letzter Zeit auch kaum
gesehen, ständig hängt sie bei ihrem Spiegel rum," antwortete Michiru auf die
ungestellte Frage.

"Bislang haben die Youmas sich nicht zielstrebig verhalten," machte Minako
weiter. "Ich meine, sie tauchen auf, machen Terror und werden dann von uns
ins Nirwana zurückgeschickt. Keine Drohungen, kein Energieabsaugen von
anderen Menschen. Ich glaube nicht das jemand hinter ihnen steht der sie
lenkt."

Die anderen nickten zustimmend. "Dann sind es wirklich nur Reste von den
Youmas und Daimons von Beryl, der BlackMoon Familie und den anderen
Möchtegern-Weltzerstörern?" sagte Ranko irgendwie erleichtert.

Ami sah auf. "Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich so aus, aber..."

"Ich wußte, das da noch ein Haken ist," grummelte Ranko.

"Aber was?" fragte Makoto.

"Ich bin mir nicht sicher. Das Verhalten der Youmas ist tatsächlich
unkoordiniert. Aber die Youmas selber haben ein sehr interessantes Muster
was ihre Fähigkeiten betrifft."

"Hör auf in Rätseln zu sprechen, Ami. Sag uns einfach was los ist," forderte
Haruka sie auf.

"Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher. Aber denkt mal zurück, als die Youmas
anfingen wieder regelmäßiger aufzutauchen. Geht mal die Kämpfe der
Reihe nach durch."

Makoto überlegte: "Also einer der ersten war dieses Viech, das aussah wie eine
Wolke."

"Und das wir in Null-komma-nichts zu Mondstaub verarbeitet haben," meldete sich
Usagi, die inzwischen die Plätzchen verputzt hatte. "War ´ne Kleinigkeit."

"Ja, als wir endlich geschafft hatten es zu treffen," merkte Ami an. "Und
hätten wir den Gegner nicht rein zufällig in eine Sackgasse gedrängt hätte es
sicher länger gedauert. Diese 'Wolke', oder was das war, war unglaublich
schnell."

"Mann, Ami, du verstehst es echt einen den Sieg zu verderben," maulte Usagi.
"Dafür hatten wir mit dem Toaster keine Probleme."

"Nein, hattet 'ihr' nicht. Gegen 'eure' Attacken ist das Biest auch nicht
immun gewesen." Reis Stolz hatte ihre beinahe-Niederlage noch immer nicht
verkraftet. Sie war die erste am Ort des Geschehens gewesen, und hatte
kläglich versagt.

"Stell dich nicht so an," sagte Makoto. "Ich hatte gegen diesen Hydranten
auch nicht mehr Glück."

"Der hat deine Attacken aber nicht absorbiert," erwiderte die Feuersenshi.

"Aber auf euch zurückgeworfen." Makoto erinnerte sich noch an ihren Schreck,
als das hydrantenähnliche Wesen die ganze Umgebung mit Wasser besprüht,
und so ihren Donnerschlag umgeleitet hatte.

"Wasser leitet nun mal Elektrizität," sagte Ami. "Ich war gegen den Gegner ja
auch keine große Hilfe. Nächster Youma: Der Xenomorph. Was fällt euch zu
dem ein."

"Xenomorph? Meinst du den Müllhaufen?"

Ami seufzte. "Ja, den Müllhaufen meine ich."

"Ein sehr interessanter Gegner," meinte Haruka nachdenklich. "Lange nicht
mehr so viel Spaß gehabt."

Die anderen warfen ihr mordlüsterne Blicke zu. "Weil wir unseren Hintern
dafür hergehalten haben, damit du ihn erledigen kannst."

"Was kann ich dafür das er nur auf mein Schwert reagiert hat und eure
Attacken nicht wirkten?" verteidigte die Kriegerin des Uranus sich.

"Und das er rein zufällig sehr gut mit vielen Gegnern gleichzeitig fertig
werden konnte, dank seiner Geschosse," sagte Michiru mit einem zuckersüßen
Lächeln zu ihrer Partnerin. "Darüber wollte ich mich mit dir sowieso noch
unterhalten, das du mich da so hängen gelassen hast."

Haruka kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Öh, hehe, habe ich das?"

Ami übernahm wieder das Thema. "Merkt ihr worauf ich hinaus will? Jeder
Gegner hatte seine eigene Stärke. Zum Beispiel der Jinn war völlig immun
gegen physische Attacken. Gegen den Spiegel hatte Sailor Sol und Sailor Mars
wieder nichts ausrichten können."

"Blas dich nicht so auf," warf Ranko ein, "gegen den Wasserkopf konntest
du auch nichts machen. Der hatte alle deine Taktiken sofort durchschaut."

"Weil er ebenso schlau war wie ich," stimmte Ami zu. "Nur Bunnys unlogisches
Verhalten hat ihn schließlich besiegt."

"Was nur ein Zeichen dafür ist das wir gemeinsam unschlagbar sind. Solange
wir zusammenhalten können wir jeden besiegen." Usagi war sehr stolz auf
sich.

Minako hatte da mehr Bedenken. "Aber das würde bedeuten das wir es doch mit
einem neuen Oberbösewicht zu tun haben. Und zwar mit einem der versucht
herauszufinden wo unsere Schwachstellen liegen."

Alle anwesenden Kriegerinnen - außer Ami, die ja auf die Idee gekommen war -
sahen sich bestürzt an. Ein neuer Gegner. Was würde sie diesmal erwarten?

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=> außerhalb von Tokio

Kobalt sah älter aus als er war. Er wirkte wie ein typischer Chinese mit
seinem runden Gesicht und den schräg stehenden Augen. Dazu hatte er einen
schlohweißen und sehr dünnen Ziegenbart, der ihm bis zum Bauch hinabreichte.
Ein Schnauzbart - ebenfalls sehr dünn und in der gleichen Länge -
vervollständigte das Bild. Dafür hatte er auf dem Kopf keine Haare, nur eine
blankpolierte Glatze.

Früher hatten ihn die Leute deswegen immer Dr.Fu-Man-Chu genannt, aus Spaß
natürlich. Heutzutage tat das niemand mehr, was auch daran lag das er sich
kaum noch in der Öffentlichkeit zeigte.

Mit langsamen Schritten ging er den Flur des alten Herrenhauses entlang, das
er jetzt bewohnte. Das beeindruckende Anwesen - es stammte noch aus der
Zeit der Samurai und hatte bis vor kurzem auch noch einem solchen gehört -
lag weitab von bewohntem Gebiet, hier konnte Kobalt ungestört seinen
Aktivitäten nachgehen. Die wenigen Menschen, die in seiner näheren Umgebung
lebten, hatten schnell gelernt ihn zu meiden. Nicht das er gefährlich aussah,
aber er hatte eine gewisse unheilverkündende Art an sich, und sein Blick
erinnerte an den einer Schlange. Die Leute spürten instinktiv das diesem
Mann etwas Böses anhaftete.

Kobalt störte sich nicht daran, es kam seinen Plänen nur gelegen. Inzwischen
hatte er das Ende des Flures erreicht. Er öffnete die Schiebetür und betrat
das, was früher einmal das Dojo des Samurai-Anwesens gewesen war. Jetzt war
es der Hauptraum für seine wichtigen Experimente. An den Wänden hingen noch
immer die Bilder und alten Waffen, aber auf dem Boden war ein großer Kreis
mit allerlei seltsamen Schriftzeichen eingebrannt. Kobalt blieb in der Tür
stehen und richtete seine Aufmerksamkeit auf die zwei Personen, die am Rande
des besagten Zirkels standen und sich stritten.

"... aber diese Kreaturen sind ja zu dumm dazu," schimpfte Achat grade. "Nur
zerstören und die Leute terrorisieren. Und sich dann einäschern lassen, wenn
diese Blagen in ihren idiotischen Kostümen auftauchen. Unter solchen
Bedingungen werden wir nie den Plan vollenden können."

Achat ballte seine dürre Hand zur Faust und schüttelte sie. Der Mann war
dünn, sehr dünn, und noch älter (hatte aber zu Kobalts Ärger noch alle
Haare auf dem Kopf), und er sah aus als könnte er jeden Moment in der Mitte
durchbrechen. Aber er hatte vor 50 Jahren schon genauso ausgesehen und bislang
war nichts passiert, und es sah nicht so aus als würde sich in absehbarer
Zukunft etwas daran ändern.

Es sei denn, das Smaragd jetzt etwas dagegen tun würde.

Smaragd war die Frau mit der sich Achat gerade stritt, und sie war das genaue
Gegenteil von ihm. Einerseits Äußerlich: Wo Achat alt und klapperig war, da
war Smaragd noch jung - vielleicht ende 20 - und ausgesprochen gutaussehend,
auch wenn ihre Schönheit mehr etwas von der eines Raubtieres hatte. Wallendes
schwarzes Haar vervollständigte das Bild.

Andererseits waren die beiden auch von ihrem Wesen her wie Feuer und Wasser.
Smaragd war kühl, berechnend und tat nichts ohne Grund, oder zumindest
Hintergedanken. Sie war eine Magierin, eine der letzten, die die alte Kunst
beherrschten - nicht dieser neumodische Schnickschnack wie Feuerbälle werfen
und so.

Achat war Wissenschaftler. Er stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden, und
glaubte nur das was er auch sah - das er dabei selbst auch die Gesetze der
Zauberei kannte tat dem keinen Abbruch, im Gegenteil: Es half ihm die
Geheimnisse der Welt noch ein bißchen besser zu verstehen. Das einzige was
ihm dabei im Weg stand war sein Temperament. Wenn etwas nicht planmäßig
lief, bekam Achat sehr schnell einem Wutanfall, der sein rationelles Denken
regelmäßig überflügelte.

Und es sah so auch als ob er grade wieder einen hatte. Achat schimpfte weiter
auf Smaragd ein, fuchtelte mit den Armen und beschwerte sich lauthals darüber
das ihre Geschöpfe lächerliche Nichtskönner seien, mit der Intelligents von
mental kastrierten Amöben, und obendrein noch vollkommen unfähig.

Die Magierin schien sich überhaupt nicht daran zu stören. Gelassen ließ sie
ihn weiterzetern. Abgesehen davon, das es in ihren Augen amüsiert
blitzte, blieb ihr Gesicht emotionslos.

Kobalt war sich sicher das Smaragd den Wissenschaftler wieder mit Absicht
auf die Palme gebracht hatte. Mit einem lauten Räuspern verschaffte er sich
Aufmerksamkeit. "Nun, wie schreiten die Untersuchungen voran? Habt ihr
neue Ergebnisse vorzuweisen?"

Sofort hörte Achat auf zu schreien. "Wir bewegen uns im Kreis," sagte er in
wesentlich ruhigeren Tonfall. "Ich konnte zwar die Schwachpunkte der
einzelnen Senshi herausfinden, aber das würde nur nützen wenn wir sie alleine
erwischen könnten. Gemeinsam sind sie ein perfektes Team, was die Eine nicht
kann ist die Spezialität der Anderen."

"Oder vielleicht bist du nur zu blind um das Offensichtliche zu sehen, alter
Knacker," bemerkte Smaragd spitz.

Achat lief schon wieder rot im Gesicht an, aber Kobalt brachte ihn mit einer
Handbewegung zum Verstummen, bevor er irgend etwas sagen konnte. "Der
Meister wünscht baldige Resultate zu sehen, das wißt ihr. Also versucht es
weiter bis ihr eine brauchbare Idee habt."

"Brauchbare Ideen habe ich genug, aber die Hexe hier," sagte Achat mit einem
Blick zu Smaragd, "ist einfach nicht in der Lage einen vernünftigen Dämon
zu beschwören." Besagte Hexe lächelte nur frostig.

"Eure kindischen Streitereien sind mir egal, ihr werdet einen neuen Versuch
starten. Jetzt gleich!" kommandierte Kobalt.

Jetzt gleich, jetzt gleich,> äffte die Magierin in Gedanken, wenn der wüßte
wie schwer das ist einen Youma zu beschwören.> Äußerlich blieb sie dabei wie
gewohnt emotionslos. "Natürlich, Kobalt," sagte sie ruhig und rief dann laut
zur Seite gewandt: "Bernstein, wir müssen noch mal. Kommst du bitte?"

"Nö, hab´ heute keinen Bock mehr," kam die Antwort.

Während Achat sich ein Lachen verkniff, wandte sich Smaragd mit einem
Schulterzucken an Kobalt. "Bernstein scheint heute nicht mehr in Form zu
sein. Es sieht so aus als würde heute keine Beschwörung mehr stattfinden."
Sie sah nicht so aus als würde es ihr leid tun, immerhin ersparte es ihr
eine Menge Arbeit.

Kobalt preßte zornig die Lippen aufeinander, dann ging er abrupt los und zog
eine der Schiebetüren auf, die in den Wänden des Dojo eingelassen waren.
Damals waren hier die Quartiere von Samurai gewesen, jetzt bewohnten sie
selbst die Zimmer.

Als er die Tür aufstieß, grinste ihm ein jugendliches Mädchen mit langen
blonden Haaren an und ließ gerade eine Kaugummiblase zerplatzen. "Hi Kahlkopf.
Nett das du dich auch mal wieder blicken läßt," sagte sie und wandte sich
wieder ihrem Manga zu.

Kobalts Gesicht versteinerte. Wäre Bernstein für die Mission nicht
unerläßlich gewesen, er hätte sie längst hinausgeworfen. Aber leider war es
nicht die Aufgabe des alten Chinesen, zu entscheiden wer blieb und wer nicht;
der Meister hatte sie alle ausgewählt und zusammengeführt, und der Meister
würde auch entscheiden wenn jemand ging. Also biß er die Zähne zusammen und
knurrte: "Beweg deinen Hintern in Richtung Zirkel, aber ein bißchen
plötzlich. Und hör mit den Anspielungen auf meine Frisur auf."

Das blonde Mädchen verdrehte die Augen, folgte dann aber seiner Anweisung,
wenn auch nur widerwillig. "Von was für einer Frisur redet der überhaupt?"
murmelte sie im Vorbeigehen.

"Das habe ich gehört."

"Pffft," machte Bernstein und nahm ihren Platz am Rand des magischen Kreises
ein. Smaragd hatte sich bereits auf der anderen Seite positioniert. Beide
Frauen hoben die Hände vor den Körper, und ein sanftes Glühen begann von
ihnen auszugehen. Die Symbole auf dem Boden erwachten eines nach dem anderen
zum Leben und fingen ebenfalls an zu leuchten.

Kurz darauf stieg vom Kreis selbst ein Vorhang aus Licht auf, und ein dumpfes
Summen lag in der Luft.

"Klinka, Imra ..." begann Smaragd.

Bernstein ließ die Hände sinken und lief in Richtung ihres Zimmers. Sofort
erlosch das Leuchten.

"Bernstein!" rief die ältere Magierin, und versuchte hastig die entstehende
magische Feedback-Schleife unter Kontrolle zu bringen. Was fällt diesem
Kind ein einfach so die Beschwörung abzubrechen?> schimpfte sie in
Gedanken.

"Aber ich habe kein Lesezeichen in meinen Manga gelegt, und wenn der Wind
jetzt die Seite verschlägt ..." rief Bernstein im Laufen.

Die anderen sahen ihr mit Schweißtropfen am Hinterkopf nach. Als sie wieder
aus ihrem Zimmer kam stellte sich ihr Kobalt wütend in den Weg. "Was FÄLLT
dir überhaupt ein? Noch so ein Scherz und du fliegst-"

"Laß sie doch," wurde er von einer ruhigen und dunklen Stimme hinter ihm
unterbrochen. "Du weißt, sie ist eben noch ein Kind."

Geräuschvoll klappte Kobalt den Mund wieder zu, sein Herz schien einen
Schlag übersprungen zu haben. Er hatte nicht gehört das sich jemand ihm
genähert hatte, er hatte nicht einmal gemerkt das noch eine fünfte Person mit
im Raum war.
Kobalt drehte sich um und blickte Jade ins Gesicht. Er mußte dazu den Kopf in
den Nacken legen, denn Jade war im wahrsten Sinne des Wortes ein Hüne: Mehr
als 2,10m groß, schulterlanges blondes Haar und vom Aussehen her eher
europäischer Abstammung. Trotzdem konnte er sich mit der Geschmeidigkeit
einer Katze bewegen, sonst wäre es ihm nie gelungen sich so an Kobalt
heranzuschleichen.

Und er war muskulös. Unglaublich muskulös, er hatte Schultern wie ein Schrank
- zwei normale Menschen konnten sich leicht hinter ihm verstecken - und seine
Arme sahen aus, als hätten es einmal Beine werden sollen. Jades Bizeps
entspracht mit Sicherheit seinem Kopfumfang.

Was nicht bedeutete das der Riese dumm war, im Gegenteil: Unter den blonden
Haaren verbarg sich ein messerscharfer Verstand, und Kobalt war sich bis
heute nicht sicher ob er ihm trauen konnte, oder ob Jade noch persönliche
Gründe hatte um in dieser Gruppe zu sein.
Aber das ist nicht meine Sorge,> dachte der kahlköpfige Chinese, solange
seine Ziele die gleichen sind wie unsere. Und wenn er sich gegen uns stellen
sollte, nun, dann wird ihn Brightwing schon beseitigen.>

Bernsteins Rückkehr riß ihn wieder aus seinen Gedanken. "Sie ist kein Kind,"
knüpfte er an Jades Kommentar an, "sondern ein aufmüpfiges, ungehorsames
und ungezogenes Balg, und ich-?" Er brach ab, der Hüne war nicht mehr neben
ihm, sondern stand jetzt abseits des Kreises und im Hintergrund. Kobalt
erinnerte sich jetzt das er vorhin dort auch schon gestanden hatte, aber
irgendwie schien er dort nicht aufzufallen. Unheimlich,> dachte er und
wandte sich wieder dem Geschehen zu.

Smaragd und Bernstein hatten wieder an gegenüberliegenden Seiten des Kreises
Stellung bezogen. Schnell begannen wieder die arkanen Symbole auf dem Boden
zu leuchten, und auch das dumpfe Summen war zu hören. Von der Kreislinie
selber schien ein Springbrunnen aus Helligkeit emporzusteigen, hinter dem die
gegenüberliegende Wand nur noch unscharf zu erkennen war.

"Klinka, Imra," fing Smaragd die Beschwörung ein zweites Mal an, "Myrion,
Tin Qua!"

Das Summen verstärkte sich und in der Mitte des Zirkels, genau im Zentrum
des Pentagramms, begannen sich Umrisse zu formen. Zuerst war es nur
schemenhaft zu erkennen, aber mit der Zeit nahm es immer mehr Gestallt an
bis im Kreis schließlich etwas stand das an eine Mischung aus Mann und
Kaktus erinnerte.

Die Zeichen am Boden erloschen wieder, und auch das Glühen der selber
verschwand. Die zwei Magierinnen atmeten erschöpft aus als sie den Youma
endlich vollständig in diese Dimension geholt hatten. Nur der Vorhang aus
Licht, der von der Kreislinie aufstieg und eine Art Schutzwall bildete, blieb
erhalten.

Und das war auch gut so, denn dem Kakteenmann schien es überhaupt nicht zu
gefallen, das er aus dem Negaversum herausgerissen wurde. Mit einem aggressiven
Zischen sprang er auf die nächste Person in Reichweite zu, in diesem Fall
Smaragd. Diese blieb seelenruhig stehen. Nicht mal dreißig Zentimeter vor ihr
traf Mr.Stachelkopf auf die Lichtbarriere und prallte zurück.

Während der Youma zornig und schreiend auf das Hindernis einschlug, meinte
Smaragd beiläufig zu ihrer Kollegin: "Bernstein, würdest du unseren 'Gast'
wohl etwas beruhigen? Bevor er anfängt mich zu nerven und ich ihn in einen
Eisklotz verwandle."

Bernstein nickte, ging zu Smaragd rüber und starrte dem Youma eindringlich in
die Augen. Erst geschah nichts, dann wurden seine Bewegungen langsamer bis er
schließlich regungslos stehen blieb.

"Diese Wesen sind so leicht zu brechen, es ist fast schon langweilig," sagte
Bernstein mit einem unheimlichen Unterton in ihrer Stimme. Dann kehrte ihr
naiv-kindlicher Ausdruck zurück und sie grinste: "Außerdem ist er viel zu
stachelig."

"Ja, eine Schönheit ist er nicht grade," sagte Achat und kam hinzu, "aber es
kommt auch mehr auf seine Fähigkeiten als auf sei Aussehen an." Er setzte
eine Nickelbrille auf und besah sich den Youma von allen Seiten. Dann
schüttelte er den Kopf. "Nein, tut mir leid. Der ist nur Durchschnitt, nichts
herausragendes." Ein mehrstimmiges enttäuschtes Seufzen war zu hören.

"Ihr habt gehört was Achat gesagt hat, der hier ist nutzlos," sagte Kobalt
zu den beiden Frauen. "Also schickt ihn zurück und holt einen besseren!"

Bernstein setzte sich auf den Boden wo sie grade stand. "Will nicht, ich hab´
heute keine Lust mehr."

Bevor Kobalt auffahren konnte, versuchte Smaragd ihn zu beschwichtigen. "Sie hat
recht. Wenn wir den hier zurückschicken UND noch einen Neuen holen, dann
sind das drei Transporte an einem Tag. Ich würde das auch nicht schaffen,
zwei sind Maximum."

"Dann vergiß das Zurückschicken und frier den hier ein. Hast du doch sowieso
vorgehabt," meinte Kobalt beiläufig.

"Kommt gar nicht in Frage," mischte sich Achat ein. "Auch wenn das ein Youma
ist, ihn zu töten nur weil er uns nicht paßt, das kann ich nicht zulassen.
Ich bin Wissenschaftler, kein Massenmörder."

"Stell dich nicht so an, du hast selber genug Leben auf dem Gewissen, und das
wenigste davon waren Youmas."

"Aber ihr Tod hatte immer noch einen Zweck erfüllt. Ohne meine Experimente
hättet ihr nie das Tor ins Negaversum gefunden."

Während die anderen diskutierten, handelte Jade. Er trat vor, packte den
Youma mit einer Hand am Kinn und bog dessen Kopf nach hinten, alles in einer
schnellen und fließenden Bewegung. Das Genick des Kaktusmenschen brach mit
einem trockenen Knacken, und er löste sich noch im Fall in Asche auf. "Können
wir jetzt weitermachen?" fragte er in einem Ton als würde er sich nach der
Uhrzeit erkundigen.

Alle blinzelten. "Barbar," murmelte Achat abfällig.

"Auch eine Art das Problem zu lösen," sagte Kobalt, noch etwas überrascht.
"Immerhin können wir jetzt einen zweiten Youma beschwören. Aber diesmal einen
besseren, klar?"

Smaragd nickte und ging auf ihren Platz. Bernstein rührte sich nicht.

"Du wirst dich da jetzt hinstellen und mitmachen," drohte Kobalt.

"Nein."

"Ich verwandle dich in eine Kröte."

"Das kannst du gar nicht."

"Dann zünde ich deine Manga-Sammlung an."

"Ich tu´s trotzdem nicht."

"Wenn du uns noch mal hilfst bekommst du von mir später einen Lutscher," warf
Achat ein.

"Okay," meinte die Blondine und stand auf.

Während die zwei Frauen wieder das Pentagramm zum Leuchten brachten, grinste
Achat den zähneknirschenden Kobalt an. "In Kinderpsychologie hast du noch
einiges zu lernen."

"Klinka, Imra, Myrion. Tin Qua!" rief Smaragd, und als das Leuchten erlosch
stand wieder jemand im Kreis. Dieses Wesen sah erstaunlich menschlich aus,
eigentlich ganz normal, wenn nicht die weiß glühenden Augen wären.

"Hui, der sieht viel besser aus als Stachelkopf," freute sich Bernstein, "mit den
Augen kann er bestimmt Nachts noch im Dunkeln lesen." Dann trat sie näher an
ihn heran und starrte ihm in die Augen.

Kobalt blickte mißmutig auf das blonde Mädchen. Bernstein ließ ihn immer
wieder wie einen Idioten dastehen, und er haßte das. Aber er konnte trotzdem
nicht auf sie verzichten, aus zwei Gründen: Zum einen brauchte Smaragd die
magische Unterstützung für die Beschwörung.

Zum anderen war Bernstein für das nötig was sie grade tat. Denn das war ihr
eigentliches Talent: Den Willen der Youmas brechen und sie dazu zwingen für
ihre Sache, das heißt eigentlich für die Sache des Meisters, zu kämpfen.

Diesmal jedoch schien es nicht ganz so zu klappen wie sonst. Der Dämon fiel
auf die Knie und knurrte, gab aber nicht nach.

"Er wehrt sich. Er ist stark." Auf Bernsteins Gesicht erschien ein hämisches
Grinsen das nicht recht zu ihr passen wollte. "Ich mag es wenn sie sich
wehren. Smaragd, nimm den Schild weg."

Die ältere Magierin tat wie geheißen und der Vorhang aus Licht verschwand.
Bernstein ging in den Kreis, packte den Kopf des anderen und gab ihm einen
leidenschaftlichen Kuß, ohne dabei auch nur einmal den Blick von seinen Augen
abzuwenden.

Kobalt beobachtete es mit steinernem Gesicht. Das war etwas anderes das ihm
an Bernstein nicht gefiel. Jedes Mal, wenn sie ihre Fähigkeiten einsetzte,
schien sie sich zu verändern. Danach wurde sie zwar immer wieder zu einem
nervigen Kind, aber Kobalt wollte nicht dabei sein wenn jemand wirklich
Widerstand leistete.

Bernstein löste den Kuß von ihrem Opfer, der Youma blieb auf seinen Knien
sitzen ohne sich zu rühren. "Alles klar, er ist auf unserer Seite," sagte
sie, jetzt wieder ihr altes Selbst.

Achat trat vor und tippte dem Regungslosen an die Stirn. "Völlig
weggetreten." Wäre ich aber auch wenn mich jemand wie Bernstein küssen
würde,> fügte er in Gedanken mit einem Seitenblick auf das blonde Mädchen
hinzu.

"Und, ist er für unsere Zwecke geeignet?" fragte Kobalt.

"Einen kleinen Moment noch," räusperte sich Achat und konzentrierte sich auf
den noch immer bewegungslosen Mann. Dann runzelte er die Stirn. "Das ist
kein Youma," stellte er fest.

"Was soll das heißen? Was soll es sonst sein?"

"Ich weiß es noch nicht. Aber es ist kein Youma." Der Wissenschaftler rückte
seine Brille zurecht. "Nein, keine Kreatur aus dem Negaversum," murmelte
er. "Obwohl er offensichtlich von dort stammt. Keinerlei magische
Fähigkeiten. Er wirkt auf mich eher menschlich, aber mit einem erstaunlich
hohen Anteil an schwarzer Energie. Zudem scheint er über erhöhte physikalische
Stärke und Agilität zu verfügen."

Kobalt wurde ungeduldig. "Würdest du aufhören in deinen Bart hineinzumurmeln,
und einfach nur sagen ob wir ihn brauchen können oder nicht?"

Achat 'hmpf'te genervt. "Wir können ihn brauchen. Obwohl er keine Magie in
sich hat ist er unseren Gegnern rein körperlich hoch überlegen. Aus dem
Kampf würden sich viele nützliche Erkenntnisse über ihre Schwächen ergeben."
Er machte eine kurze Pause. "Ich würde ihn vorher gerne noch etwas studieren
um herauszufinden was er ist. Er sieht aus wie ein Mensch, wenn da nicht
diese schwarze Energie wäre ..."

"Verschieb das auf später," unterbrach ihn der glatzköpfige Chinese. "Sobald
er sich wieder von Bernsteins Einwirkung erholt hat gib ihm Instruktionen
und schicke ihn los. Wenn es Erfolge gibt, ihr wißt wo ihr mich findet." Mit
diesen Worten verließ Kobalt den Raum.

Kaum hatte sich die Tür geschlossen fuhr Achat wütend auf. "Das er sich
ständig als der Boss aufspielen muß. Nur weil er der Einzige ist, der mit
dem Meister in Verbindung steht heißt das noch lange nicht das er uns
herumkommandieren kann."

"Ach was, Glatze versucht nur seine Minderwertigkeitskomplexe zu
überspielen," meinte Bernstein. "Ich geh´ jetzt meinen Manga weiterlesen."
Sie verschwand wieder in ihrem Zimmer.

"Oh sorglose Jugend." Achat blickte ihr nach, dann auf den im Kreis knienden
Youma der keiner war. "Ich würde zu gerne wissen was er ist."

"Ein Mensch," sagte Jade. "Zumindest war er das einmal."

Achat sah überrascht zu dem Krieger. Es kam nicht oft vor das Jade sprach, und
das war jetzt schon das dritte mal heute. "Wie genau meinst du das? Für einen
Menschen hat er eine zu dunkle Ausstrahlung."

"Er ist auch nicht wirklich mehr einer. Er hat seine Menschlichkeit vor
langer Zeit gegen mehr Macht eingetauscht, und ist zu einer Kreatur der
dunklen Seite geworden."

"Du hast wohl zu viel StarWars gesehen?" mischte sich Smaragd ein. "Oder
willst du uns sagen, er hätte seine Seele dem Teufel verkauft?" spottete
sie.

Jade blieb ernst. "Man könnte es durchaus so sagen."

"Pah! Wissenschaftlich ist die Existenz des Antichristen völlig unfundiert,"
schnaubte Achat. "Ebenso wie die einer Seele."

Der Hüne antwortete nicht darauf. Er warf einen letzten Blick auf den Dämon,
dann verließ auch er das Zimmer.

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=> an einem Ort ohne Zeit

Pluto hatte Kopfschmerzen. Sie rieb sich ihre Schläfen, starrte in den
Spiegel der Zeit und versuchte das dumpfe Hämmern hinter ihrer Stirn zu
ignorieren.

Pluto machte sich Sorgen. Sorgen um die Zukunft des Planeten, um das
Silberne Jahrtausend, das bald beginnen sollte. Sie fühlte ein drohendes
Unheil, konnte in jedem Teil ihres Körper die Gefahr spüren. Außer in ihrem
Kopf, in dem eine Kolonie Zwerge Polka tanzten.

Der Spiegel der Zeit war schwarz. Das war nichts ungewöhnliches, er war die
meiste Zeit schwarz, außer wenn Pluto ihn benutzte. Nun wollte Pluto ihn
benutzen, und er war immer noch schwarz. Das 'war' ungewöhnlich.

Es gab nur eine einzige Erklärung, weshalb der Spiegel nicht die Zukunft
anzeigte: Es gab die Zukunft einfach nicht. Pluto konnte in die Vergangenheit
sehen, an jeden beliebigen Ort in der Gegenwart, aber wenn sie versuchte
mehr als drei Monate in die Zukunft zu blicken, dann zeigte der Spiegel nur
Dunkelheit.

Deswegen machte Pluto sich Sorgen. Es gab eine neue Gefahr, irgendwo dort
draußen, und sie wußte einfach nicht, was das war. Nicht einmal ihr
zukünftiges Ich konnte sie fragen. Ihr zukünftiges Ich existierte anscheinend
nicht mehr.

Es hatte vor einigen Wochen angefangen, genau wie ihre Kopfschmerzen. Pluto
hatte gewohnheitsmäßig nachgesehen ob das Silberne Jahrtausend noch da war,
besser gesagt: Da sein würde. Der Spiegel hatte das erste Mal Schwarz
gezeigt. Sie hatte es danach sofort noch mal versucht und auch Erfolg gehabt,
aber im Laufe der Tage kam es immer häufiger vor das sie Schwärze fand, und
immer seltener das sie die Zukunft sah.

Pluto wußte trotz ihrer Kopfschmerzen was das bedeutete. Sie wußte, das ihr
Spiegel immer nur die Version der Zukunft zeigte, die am wahrscheinlichsten
passieren würde. Und irgendwie wurden die Chancen einer Zukunft mit Kristall
Tokio immer geringer, während die schwarze Zukunft wahrscheinlicher wurde.

Pluto mußte etwas unternehmen. Sie wußte nicht was, aber irgend etwas mußte
sie tun. Und sie würde etwas tun. Gleich nachdem sie etwas gegen ihre
Kopfschmerzen unternommen hatte.

"Verdammt, ich brauche Aspirin!"

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=> einige Tage später; in einem Restaurant am Straßenrand

Während der letzten Tage hatte Ranma fleißig trainiert: Mehrere Kilometer
Waldlauf, Katas in kniehohen kalten Wasser, Krafttraining, die ganze
Palette rauf und runter.
Sein Körper hatte Anfangs unter der Belastung Protestiert, aber er biß die
Zähne zusammen und machte weiter. Als er sich bereit fühlte, suchte er die
ersten Dojos auf und forderte die Besitzer heraus. Anfangs war es ein
schwerer Schlag für sein Ego das er besiegt wurde, aber mit der Zeit wurden
die verlorenen Kämpfe weniger, und die gewonnenen mehr.
Und mit seiner Kraft schien auch seine gute Laune wiederzukehren. Nachts,
wenn er vor seinem Zelt saß und zu den Sternen hinaufsah, erinnerte er sich
an die Zeit vor Nerima, als er mit seinem Vater durch das Land reiste, frei
von allen Sorgen.

Momentan saß Ranma in einer kleinen Gaststätte und überlegte ob er langsam
wieder nach Hause zurückkehren sollte. Er schätzte zwar das Leben auf der
Straße, aber auf Dauer war das keine Lösung. Gleich morgen früh mache ich
mich auf dem Heimweg,> entschloß er sich. Mom und Pops sind sicher schon
ganz krank vor Sorge.>

Mit dem Gedanken wandte er sich wieder seinem augenblicklichen Problem zu:
Etwas zu Essen zu bekommen. Nicht das er kein Geld hatte, das war es nicht.
Aber ohne Ranmas Wissen schien außer seiner Kraft noch etwas anderes zu ihm
zurückgekehrt zu sein.
Auf jeden Fall weigerte sich die junge Kellnerin standhaft seine Bestellung
aufzunehmen. Statt dessen hatte sie sich zu ihm gesetzt, ihm erzählt was für
ein Idiot ihr Ex-Freund sei, und das sie schon seit Wochen kein vernünftiges
Date mehr gehabt hatte.

Ranma konnte sich beim besten Willen nicht erklären was das mit ihm zu tun
haben sollte.

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=> Nachts in Juuban

Ranko rannte. Nein, falsch, Sailor Sol rannte. Sie hatte grade einen Notruf
erhalten das Venus auf einen neuen Youma gestoßen war, und es hatte sich
angehört als wäre die Lage diesmal etwas ernster.

Als sie am Ort des Geschehens ankam bestätigte sich ihr Verdacht. Der Dämon
schien mit den Senshi Katz und Maus zu spielen. Sailor Venus lag bereits
scheinbar ohnmächtig am Boden, während die anderen angriffen. Merkur
beteiligte sich nicht aktiv am Kampf, einerseits um ihre gefallene Kollegin
zu schützen, andererseits war sie viel nützlicher, wenn sie mit ihrem
Mercurycomputer versuchte den Schwachpunkt des Gegners herauszufinden.

"Donnerschlag, flieg!"

"Feuerringe, fliegt!"

Beide Attacken gingen ins Leere.

Sol beschloß ihre Anwesenheit kundzutun. "Sternenfeuer, flieg!" Sie hatte
nicht mehr Erfolg wie Jupiter und Mars vor ihr.

"Hahaha, ist das etwa alles was ihr könnt?" lachte der Dämon sie aus. "Ihr
seid lächerliche Gegner."

"Halt still und ich werde dir zeigen 'wie' lächerlich wir sind," schrie
Sailor Moon ihn an. "Was fällt dir überhaupt ein? Du terrorisierst die
Menschen hier, zerstörst alles, verprügelst meine Freunde, und bringst mich
um meine Nachtruhe. Ich bin Sailor Moon, und im Namen des Mondes werde ich
dich bestrafen!"

Der Youma schaute nur, und fragte sich ob die lächerliche Pose des Mädchens
eine Art Angriff darstellen sollte. Er kam zu dem Schluß das dem nicht so
war. "Mein Name ist Gouki. Und ich werde euch umbringen."

"Das haben schon viele behauptet. Wie du siehst hat es nie geklappt,"
kommentierte Mars trocken. "Feuerringe, fl-"

Gouki wartete den Angriff nicht ab, mit einem Sprung überwand er die Distanz
zwischen sich und Mars und schlug sie nieder.

"Sternenfeuer, flieg!"

Sols Attacke hinderte den Youma daran einen weiteren Schlag anzubringen. Mars
stand auf und wischte sich das Blut von der Lippe. "Immer wollen sie uns
nur umbringen. Das wird mit der Zeit langweilig."

"Donnerschlag, flieg!"

Gouki lachte als die Elektrizität hinter ihm in die Wand einschlug. Die Wand
brach zusammen, und Staub vernebelte kurzzeitig die Sicht. Plötzlich schrie
Merkur auf.

Ami hatte sich den Youma im letzten Augenblick in den Weg gestellt, als
dieser im Schutze des Nebels Venus endgültig erledigen wollte. Jetzt war
statt dessen sie das Ziel seines Angriffes. Und Gouki war nicht zimperlich,
er hieb mit den Fäusten auf das Mädchen ein und rammte ihr lachend sein Knie
in den Magen.

Ranko sprang und kickte ihn von ihrer Freundin weg. Der Dämon taumelte kurz,
fing sich aber schnell wieder. "Oho, das hat ja fast wehgetan. Ihr könnt
ja doch mehr als nur mit eurer billigen Magie um euch werfen."

"Feuerringe!"

"Donnerschlag!"

"Mondstein, flieg!"

Während Moon, Mars und Jupiter weiter Gouki verfolgten, ging Sol zu der
Senshi des Eis hin, die sich stöhnend wieder aufrichtete. "Wie sieht es
aus?"

"Meinst du den Kampf oder mich?"

"Beides."

"Nicht gut, in beiden Fällen. Ich glaube ich habe mir eine Rippe angeknackst."
Merkur hustete und setzte sich auf den Boden. "Mit Minako sieht es nicht
besser aus. Sie war als erste auf den Youma gestoßen, und er war nicht grade
zimperlich mit ihr."

"Konntest du inzwischen seine Schwachstelle herausfinden?"

Merkur nickte und holte ihren Computer hervor. "Seine Schwäche ist Magie.
Zwei oder drei Treffer unserer Attacken mußten ausreichen um ihn zu
erledigen. Das dumme ist nur: Er läßt sich nicht treffen."

"Das habe ich gemerkt," murmelte Sol. "Alternativen?"

"Ich weiß keine. Das einzige was helfen könnte ist, ihn mit seinen eigenen
Waffen zu schlagen." Merkur ließ auf ihrem Display eine ganze Reihe von
Formeln erscheinen. "Der Dämon ist zu schnell und zu geschickt, als das wir
ihn mit Magie treffen könnten. Wir müssen ihn auf normale Weise besiegen.
Das Problem ist nur, physischer Kampf ist seine Spezialität."

"Meine auch." Sol ballte entschlossen die Fäuste. "Ich werde ihm so fest in
den Hintern treten das er den Mond küssen kann." Zu Merkur sagte sie besorgt:
"Du und Minako, ihr bleibt am besten irgendwo in Deckung. Falls er noch mal
zurückkommt." Dann lief sie in die Richtung, wo das Einschlagen magischer
Energien zu hören war.

Die Senshi waren noch immer erfolglos dabei ihren Gegner zu treffen. Mars
hatte anscheinend noch eine zweite Begegnung mit ihm gehabt. Gouki selbst
dagegen sah noch aus, als wenn er grade von einem entspannten Spaziergang
zurückgekommen wäre.

Sol rannte zu Jupiter. "Makoto, ich habe eine Idee. Wenn der Dämon Martial
Arts benutzt um uns anzugreifen, und wenn unsere Attacken nicht treffen,
was hältst du davon wenn wir es diesem Arsch auf gleiche Weise heimzahlen?"

Jupiter überlegte nicht lange und ließ als Antwort ihre Knöchel knacken.
"Keine schlechte Idee, ich bin grade in der Stimmung dafür." Zu Gouki gewandt
rief sie: "Hey, Feigling. Komm her und hol mich."

Mars und Moon sahen ihre Freundin an als hätte diese den Verstand verloren.
Hastig gingen sie in Deckung als der Dämon der Einladung folgte und auf die
Senshi zugerannt kam.

Jupiter wartete seelenruhig ab bis Gouki heran war, griff dann seinen Arm
und warf ihn mit einem Judogriff über die Schulter gegen die Wand.

Der Dämon grunzte und stand wieder auf. Sol nutzte die Gelegenheit und
verpaßte ihm einen Tritt auf die Nase. Dann nahm sie zusammen mit Jupiter den
Dämon in die Zange.

Gouki war überrascht als plötzlich von links und rechts Schläge auf ihn
einhagelten, aber er fing sich schnell. Er schien mit Mal vier Arme und
Beine zu haben als er Jupiter und Sol gleichzeitig in Schach hielt, und
ebenso viel austeilte wie er einsteckte.

Vielleicht hätten nicht einmal die beiden durch Planetenkraft verstärkten
Kämpferinnen es geschafft, aber der Youma war abgelenkt und zu beschäftigt
auf etwas anderes zu achten, und Sailor Moon nutzte ihre Chance.

"Mächte aller Zeiten, laßt die Liebe sich verbreiten!" rief sie und wirbelte
mit ihrem Zepter. Eine Welle aus positiver Energie flog auf den Dämon zu
und hüllte ihn ein. Was zurückblieb war nur ein Häuflein Asche.

"Bunny, seit wann pulverisierst du damit deine Gegner," fragte Jupiter
nachdem sie wieder einigermaßen zu Atem gekommen war. "Sonst hast die sie
doch immer zurückverwandelt?"

"Vielleicht gab es diesmal nichts zurückzuverwandeln?" überlegte die
Prinzessin in spe.

Jupiter zuckte mit den Schultern. "Ist ja auch egal. Kommt, schauen wir wie
es Ami und Minako geht."

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=> an einem Ort ohne Zeit

Pluto sah in ihren Spiegel. Sie starrte regelrecht, und das schon seit fast
einer halben Stunde. Das heißt, es wäre es eine halbe Stunde gewesen wenn es
hier Zeit geben würde. Jedenfalls starrte sie, und langsam bekam sie durch
das Starren schon wieder Kopfschmerzen.

Sie seufzte, nahm ein Glas Wasser und warf eine Tablette hinein. Während sie
darauf wartete das sich die Aspirin auflöste, blickte sie wieder in den
Spiegel.

Pluto hatte etwas gesehen. Es war nur ganz kurz gewesen, und sie hatte nicht
erkennen können ob es Kristall Tokio war oder nicht, aber es bedeutete das
noch nicht alles verloren war. Es gab noch Hoffnung.

Irgend etwas hatte sich zu ihren Gunsten geändert. Etwas nahm Einfluß auf die
Zukunft, mit Absicht oder nicht, aber es war so. Etwas - oder jemand.
Es hatte eine Entwicklung begonnen die ihre Zukunft retten konnte, alles
was Pluto tun mußte was die Quelle dieser Entwicklung zu finden.

Sie seufzte abermals als ihre Kopfschmerzen ein ganzes Stück stärker wurde,
wandte sich um und trank ihre Aspirin.

Hätte sie das nicht getan, hätte sie vielleicht das Bild gesehen was der
Spiegel in dem Moment zeigte.

Das Bild eines Wanderers, eines Jungen mit Rucksack, der in den
Sonnenuntergang hineinlief....

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=> Irgendwo in Japan; auf dem Weg zurück nach Tokio

Zufrieden sah Ranma auf die untergehende Sonne. Der Anblick des in sanftes
Rot getauchte Himmel hatte für ihn immer etwas nostalgisches gehabt. Aber er
erinnerte ihn auch daran, das es Zeit wurde einen Platz für die Nacht zu
finden.

Er verließ den Weg und ging ein Stück quer durch die Felder. Die Gegend hier
war ziemlich unbewohnt, das hieß das man sein Nachtlager besser etwas abseits
der Straße aufschlug.

Er mußte nicht weit laufen als er eine passende Stelle fand. Dummerweise war
sie schon besetzt: Ein Zelt war aufgeschlagen, ein Feuer prasselte und eine
Gestalt saß davor und starrte in die Flammen.

Ranma hatte gegen etwas Gesellschaft nichts einzuwenden, vorausgesetzt der
Andere erwies sich als freundlich. Langsam ging er weiter und behielt den
Fremden dabei im Auge.

Dann stoppte er abrupt. Er kante diesen Menschen. Das ist ... das ist Ryoga.
Natürlich, wer sonst würde hier mitten im Nichts campen?> Er wollte schon
weitergehen als er den verlorenen Jungen genauer erkennen konnte.

Ryoga sah aus als wäre er um Jahre älter. Seine Augen hatten ihren Glanz
verloren, seine Schultern hingen wie unter Last nach vorne, und
zusammengekauert hockte er vor der Feuerstelle.

Ranma ging vorsichtig auf ihn zu. Ihm war klar das Ryoga nicht wirklich älter
war, aber seine Haltung und der mutlose Ausdruck ließen ihn so erscheinen.

Mann, so depressiv habe ich Schweinebacke noch nie gesehen,> dachte Ranma,
er sieht aus könnte er gleich zwei Shin Shishi Hokodans auf einmal
abfeuern.> Als er bis auf ein paar Meter an Ryoga heran war blieb er stehen
und räusperte sich kurz.

Zuerst kam keine Reaktion, erst als Ranma das Geräusch wiederholte sagte
Ryoga ohne aufzusehen: "Laß mich in Ruhe."

Freundlich wie eh und je.> "Ich, uhm, wollte nur fragen ob ich hier auch
mein Zelt aufschlagen kann, für heute Nacht, ich meine-"

"Ist mir egal," unterbrach Ryoga, "mach was du willst."

Ranma blinzelte. Anscheinend unterschied sich dieser Ryoga ein ganzes Stück
von der Version die er kannte. Mit einem Schulterzucken setzte er den
Rucksack ab und setzte sich ihm gegenüber an die Feuerstelle.

Vielleicht ist es ganz gut das ich auf Schweinebacke getroffen bin. Wenn ich
ihn dazu bringen könnte mit mir zu trainieren wäre ich ruckzuck wieder in
Form.> "Hör mal Ryoga, was hältst du davon wenn-"

"Kannst du nicht einfach deine Klappe halten?" schnauzte der verlorene Junge
ihn an. Dann wunderte er sich: "Woher kennst du überhaupt meinen Namen?"

Ranma kratzte sich verlegen am Kopf. "Oh! Öhm, das ist weil ... weil ich nach
dir gesucht habe. Genau. Ich habe dich gesucht weil ich dich fragen wollte ob
du mich in Martial Arts trainieren kannst. Du bist schließlich ein guter ...
ein durchschnittlicher Kampfsportler."

Ryoga sah ihn einen kurzen Moment an, dann sah er wieder in die Flammen.
"Nein," sagte er einfach.

"Warum nicht?"

"Meine Sache."

"Aber-"

"Wenn ich nein sag, sag ich nein!" Um die Worte zu unterstreichen fuhr er auf
und packte Ranma am Hemd. Oder jedenfalls wollte er das, aber dieser schlug
reflexmäßig Ryogas Hand beiseite.

Ryoga versuchte es noch einmal ihn zu greifen, aber wieder wehrte Ranma ab.
Dann folgte ein schneller Schlagabtausch bei dem Ryoga abwechselnd mit beiden
Händen zupackte und Ranma nur blockte.

Wie auf ein ungehörtes Kommando hörten beide Jungs auf. "Du bist ziemlich
schnell," sagte Ryoga mit widerwilligen Respekt, "aber trotzdem, ich
trainiere niemanden." Auf Ranmas fragenden Blick sagte er: "Ich reise
alleine, ohne festes Ziel. Heute hier, morgen dort, dabei kann man
Gesellschaft nicht brauchen."

"Du meinst, du verläufst dich ständig." Es war keine Frage. "Hab kein Problem
damit, bin ich gewohnt."

Ryoga zog die Augenbrauen zusammen. Er hatte es nicht gerne wenn man auf
seinen Orientierungssinn ansprach, und irgendwie schien Ranma davon zu
wissen. Grummelnd setzte er sich wieder hin. "Meine Antwort bleibt trotzdem
nein."

Ranma versuchte es auf eine andere Weise. "Na gut, ich mache dir einen
Vorschlag: Wir helfen und gegenseitig. Du erlaubst mir das ich mit dir
mitkommen darf und das wir miteinander sparren, als Gegenleistung bringe dir
ein paar neue Techniken bei."

"Pfft. Was soll es schon großartiges geben was du mir beibringen könntest?"
sagte Ryoga desinteressiert.

Auf so einen Kommentar hatte Ranma nur gewartet. Er sah sich kurz um und
entdeckte einen kniehohen Stein auf der Lichtung. Ohne was zu sagen ging er
zu dem hin und tippte ihn an. Dabei leitete er vorsichtig etwas Ki durch
seinen Finger - nicht zu viel, schließlich wollte sich Ranma nicht unnötig an
den Steinfragmenten verletzen. Ryogas Kinn klappte nach unten als der Fels
in tausend Splitter zerplatzte.

Mit einem Lächeln drehte sich Ranma zu ihm um. "Interesse sowas zu lernen?"

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=> in einem alten Herrenhaus außerhalb von Tokio

Die Kammer war klein und muffig, mit allen möglichen Gerümpel vollgestopft
und wurde nur von Kerzenschein erhellt. Achat saß grübelnd auf einem
Hocker und sah sich Goukis Kampf gegen die Senshi immer wieder an. Er
benutzte dazu keine Glaskugel, oder sonst ein magisches Relikt wie man
es bei seinem Erscheinungsbild - und dem seines Zimmers - vermutet hätte.
Statt dessen saß er vor einem modernen Laptop, dessen Bildschirm den Raum
unwesentlich mehr erhellte als die Kerze.

Achat fuhr sich mit der Hand über die Augen, blinzelte müde und klappte den
Computer zu. Er streckte sich, stand auf und öffnete die Tür. Geblendet hob
er die Hand vor sein Gesicht als ihm Helligkeit entgegenströmte. Während sich
seine Augen wieder ans Tageslicht gewöhnten, ging er durch dir Flure der
alten Villa hinaus auf die große Terrasse des Anwesens.

Smaragd und Bernstein lagen dort beide auf Liegestühlen und badeten in der
Sommersonne. Die schwarzhaarige Magierin hatte einen gleichfarbigen
Badeanzug an und trug eine passende Sonnenbrille. Das jüngere Mädchen war in
einen Bikini gekleidet der mehr entblößte als verhüllte. Achat war zwar alt
wie Dreck, aber er war immer noch ein Mann, und so genoß er den dargebotenen
Anblick.

Bernstein schien sich nicht daran zu stören, aber Smaragd wurde nicht gerne
begafft. Sie schenkte Achat einen bösen Blick, und als der nicht darauf
reagierte erzeugte sie mit einer Handbewegung eine dunkle Wolke direkt über
dem Greis die auf ihn herabregnete.

"Was willst du?" fragte sie unfreundlich als sie seine Aufmerksamkeit hatte.

"Ich suche Kobalt. Weißt du wo er ist?" fragte Achat im gleichen Ton und
trat einen Schritt zur Seite um dem Mini-Unwetter zu entkommen. Die Wolke
folgte.

"Du meinst Mr.Ich-bin-was-besseres-als-ihr? Sie zog die Augenbrauen zusammen,
aber diesmal schien ihre Mißbilligung nicht Achat zu gelten. "Der hat wieder
eine seiner 'hochwichtigen Besprechungen' mit dem 'Meister'," sagte sie
höhnisch.

Achat erwiderte nichts, sondern drehte sich nur um und ging. Kurz bevor er
bei dem Raum ankam wo sich Kobalt immer mit Brightwing traf hatte sich
seine nasse Begleitung ausgeregnet.
Jade bewachte die Tür und hielt ihn zurück als er reingehen wollte.

"Du kannst da jetzt nicht rein."

"Aber ich sollte ihm sofort Bescheid sagen sobald ich neue Ergebnisse habe,
und-"

"Tut mir leid," unterbrach ihn Jade und hielt ihn am Arm fest, "aber Kobalts
Anweisungen waren eindeutig!"

Wut stieg in Achat auf, Wut darüber das man ihn behandelte wie einen
Laufburschen. Er versuchte sich loszureißen, aber Jades Griff - wenn auch
nicht fest - war unnachgiebig. "Laß mich los, du hirnloses Muskelpaket!"

"Beruhige dich. Der Meister ist noch immer dort drin - willst du wirklich ein
Treffen mit 'ihm' riskieren, nur weil du etwas neues herausgefunden hast?"

Achat hörte auf sich zu wehren. Er war dem Meister erst zwei mal begegnet.
Einmal als er für diese Aufgabe hier rekrutiert wurde, ein zweites Mal als
sie sich alle in diesem Haus das erste Mal trafen. Beide Male hatte er eine
völlig unrationelle Furcht verspürt. Nein, auf eine dritte Begegnung konnte
Achat verzichten, und so wartete er.

Nicht lange darauf kam Kobalt durch die Tür. Er stockte als er den
Wissenschaftler sah. "Gibt´s was neues?" fragte er und setzte ein gezwungenes
Lächeln auf.

"Das gibt es in der Tat." Achat straffte die Schulter und machte ein
wichtiges Gesicht. "Ich denke ich weiß jetzt wie wir unsere Gegner aus dem
Weg schaffen können. Gouki war schon ein Schritt in die richtige Richtung,
er war im physikalischen Kampf den Senshi überlegen. Sein Problem war das er
gegen ihre Magie nichts ausrichten konnte."

"Was willst du damit sagen? Das wir einen Kämpfer brauchen der auch Magie
beherrscht?" Kobalt schüttelte den Kopf. "Sogar ich weiß das es das nicht
gibt. Nicht auf dem Level der Perfektion die wir brauchen."

Achat lächelte überlegen. "Das habe ich mit einbezogen. Natürlich schließen
sich körperliche Stärke und magisches Geschick gegenseitig aus. Aber es gibt
Techniken mit denen man die primären magischen Sprüche imitieren kann."

Kobalt runzelte nur die Stirn, aber Jade schien zu verstehen. "Ki," sagte er.

"Exakt davon rede ich. Ein Dämon wie Gouki, der Kontrolle über die geheimen
Reserven seines Körpers hat, wäre eine optimale Waffe gegen die Senshi."

"Moment, da komme ich nicht ganz mit," unterbrach Kobalt. "Es gibt Techniken
die Magie ersetzen können?"

Bevor Achat antworten konnte sprach Jade: "Nicht ersetzen. Nachahmen. Es
gibt Geschichten über große Krieger, die ihr Ki als Waffe einsetzen
konnten. Mache konnten Energiebälle werfen, andere konnten die Temperatur
ihres Ki verändern und so Hitze- und Kältemagie imitieren. Es wird gesagt
das sogar einige wenige fliegen konnten."

"Ja, so etwas meinte ich," bestätigte Achat. "Falls wir einen Dämon finden
der diese Anforderungen erfüllt hätten wir beste Chancen unseren Gegner
loszuwerden."

Kobalt sah beide nachdenklich an. Schließlich zuckte er mit den Schultern.
"Ich habe zwar noch nie davon gehört, aber ... gute Arbeit. Jetzt wissen
wir wonach Smaragd als nächstes zu suchen hat. Wenn ihr mich nun
entschuldigt, ich habe noch etwas zu erledigen." Bevor jemand etwas sagen
konnte war er wieder in seinem Zimmer verschwunden.

Achat schnaubte. "Gern geschehen," murmelte er sarkastisch. "Wie wär´s das
nächste Mal mit einem 'Danke'? Ich weiß gar nicht weshalb ich mir solche
Mühe gebe?"

"Weil du ein Ziel hast das du erreichen willst," sagte Jade. "Wie wir alle."

"Natürlich habe ich ein Ziel," erwiderte Achat, "aber das hat nur indirekt
mit dieser Sache hier zu tun. Was mich reizt ist die Belohnung die wir
bekommen wenn wir diese Aufgabe erfolgreich abschließen. Ansonsten wäre ich
schon längst weg hier." Er sah Jade fragend an. "Warum bringst du eigentlich
nicht die Senshi um? Du bist doch sicher gut genug, oder?"

Der Hüne sah erstaunt aus, als wenn er mit der Frage nicht gerechnet hätte.
Nach einem Moment überlegen sagte er: "Das hat zwei Gründe. Zum einen ist
es nicht meine Aufgabe. Ich bin hier um euch vor den Youmas zu schützen,
falls einer entkommen sollte. Oder falls die Planetenkriegerinnen uns
ausfindig machen."

"Und der andere?"

"Kobalt hat mich nicht danach gefragt."

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=> auf einer Lichtung; irgendwo im Wald

Zwei Jungs standen sich in Kampfstellung gegenüber. Einer hatte ein rotes
Hemd mit chinesischem Schnitt an, der andere trug einen gelben Pulli und ein
schwarzgepunktetes Stirnband. Beide hatte schwarze Kungfu-Hosen an, und
beide waren barfuß.

Ryoga griff mit einem einfachen Fauststoß an, gefolgt von einem Uppercut.
Ranma wich dem ersten Schlag durch eine Drehung des Oberkörpers aus und
wehrte den Kinnhaken ab. Dann schlug er zurück. Ryoga nahm den Treffer im
Magen eher gelassen hin.

"Du bist zwar schnell, aber dir fehlt es an der nötigen Kraft. Du hast immer
nur gegen imaginäre Gegner gekämpft anstatt gegen echte, habe ich recht?"

"So ähnlich," antwortete Ranma. Innerlich ärgerte er sich, sein Körper wollte
einfach nicht schnell genug auf das Level kommen, das er gewohnt war. Er
hatte all sein Talent und seine Reaktionen, aber seine Kraft und Ausdauer
fehlte ihm.

"Dann wird es Zeit das du Übung bekommst," rief Ryoga und griff erneut an.
Ranma schaffte es grade noch rechtzeitig seine Arme vor dem Körper zu kreuzen
um Ryogas Tritt zu blocken. Was er nicht schaffte war dem Fußfeger
auszuweichen.

Ranma fiel, rollte sich noch in der Bewegung ab und an Ryoga vorbei. Er
sprang hinter dem verlorenen Jungen wieder auf, griff ihn am Pullover und
warf ihn auf den nächsten Baum zu.

Ryoga staunte nicht schlecht als der Boden mit einmal über ihm war. Er zog
die Beine an den Körper und bereitete sich auf den Einschlag vor. Holz
splitterte als er den Baum traf.

"Na, wie war das?" fragte Ranma lachend. "Ich habe mehr als genug Übung, ich
bin nur etwas eingerostet."

Ryoga knurrte gereizt, nahm einen mittelgroßen Ast und warf ihn Ranma ins
Gesicht. "Du brauchst vor allem einen Dämpfer für deine große Klappe, du
Angeber."

"Och Mensch, Ryoga, sei doch nicht immer gleich beleidigt."

Ryoga blieb schmollend sitzen.

"Komm schon Schweinebacke, oder hast du keine Lust mehr? Wir haben doch grade
erst angefangen."

Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte Ryoga seinen Kontrahenten an, dann
sah er in den Himmel und sein Gesicht würde besorgt. "Ich will dich am
Anfang nicht zu sehr fordern," sagte er und stand auf. "Für heute reicht es.
Außerdem fängt es gleich an zu regnen, besser wir gehen zurück zum Lager."
Ohne Ranmas Antwort abzuwarten ging er los.

"Äh, Ryoga? Zum Lager geht´s da lang."

"Oh, wirklich? Ehehe, ich wußte das..." Er schlug eine andere Richtung ein,
aber nicht die in die Ranma zeigte.

Ranma sah ihm mit Schweißtropfen hinterher. "Hey, das ist auch nicht der
richtige Weg. Ryoga!"

Aber Ryoga hörte nicht. Mit einem Mal begann er zu rennen und verschwand im
Unterholz.

"Was war denn das?" fragte sich Ranma mit dummen Gesichtsausdruck. Noch
während er auf die Stelle sah wo sein Kompagnon verschwunden war begann es zu
regnen. Na toll,> dachte er mürrisch, jetzt darf ich ihn suchen und werde
klitschnaß dabei. Wenigstens habe ich meinen Fluch nicht mehr.>

Eine halbe Stunde später war Ranma bis auf die Knochen durchnäßt und hatte
Ryoga noch immer nicht gefunden.

Typisch Ryoga. Wenn er verloren geht, dann richtig.> Ranma gab die Suche auf
und kehrte zurück zum Zeltplatz. Er würde später weitersuchen, außerdem wurde
es schon wieder dunkel.

Als er am Lager ankam sah er grade noch wie ein Schatten davonlief und
zwischen den Bäumen verschwand.

Diebe!> schoß es ihm durch den Kopf. Ranma sprang dem Schatten hinterher und
warf sich auf ihn. "Wolltest uns ausrauben, was? Dir werd´ ich helfen." Er
bekam etwas zu fassen.

"Buki!"

"Was zum..?" Ranma kam sich dumm vor als er sah was er das erwischt hatte.
Der vermeintliche Dieb war nur ein Schwein gewesen. Ein kleines schwarzes
Ferkel mit einem schwarzgepunkteten Halsband, um genau zu sein.

"Ich glaub mich tritt ein Pferd. Bist du das, Ryoga?" fragte Ranma und
piekte dem Schweinchen in die Schnauze.

"Buki!" HAPS

Nun, der Art nach zu urteilen wie er auf meinem Finger herumkaut ist es
Ryoga.> "Ich glaub´ du bist mir eine Erklärung schuldig."

Kurze Zeit und eine heiße Dusche später in Ryogas Zelt.

"So, raus mit der Sprache. Du warst in Jusenkyo, stimmt´s?"

Ryoga hatte sich hastig wieder angezogen und blickte Ranma feindselig an.
"Ja, ich war dort. Und damit das klar ist: Wenn du irgend jemanden mein
Geheimnis verrätst bringe ich dich um!"

Und wenn schon, das bin ich vor dir gewohnt,> dachte Ranma. Laut sagte er:
"Ich werde niemanden etwas sagen. Aber jetzt erzähl mal, wie ist das
passiert?"

"Ich habe mich verlaufen. Und ehe ich mich versah bin ich auch schon in eine
der Quellen gefallen. Seitdem ist mein Leben die Hölle." Er ballte die
Fäuste, und Tränen des Zorns liefen über sein Gesicht. "Wer will schon etwas
mit einem Freak wie mir zu tun haben? Meine Chancen eine Freundin zu finden
waren mit meinem Orientierungssinn schon miserabel, aber seitdem ich den
Fluch habe sind sie gleich Null. Statt dessen fangen mich die Menschen und
versuchen mich zu kochen."

Ranma konnte spüren wie Ryogas Depression wuchs und machte sich eine Notiz
ihm nicht den Shishi Hokodan beizubringen. Sieht so aus als wäre es
sein Schicksal gewesen in die Heitueniichuan zu fallen. Auch ohne meine
Schuld.>

"Aber jetzt bist du dran mit Erklärungen. Woher weißt du von Jusenkyo? Und
wie hast du sofort gewußt das ich es war?"

Ranma überlegte kurz und beschloß so nah wie möglich an der Wahrheit zu
blieben. "Ich hab´ mal jemanden gekannt, der ist auch in dieselbe Quelle wie
du gefallen. Und erkannt habe ich dich an deinem Stirnband, es gibt nicht
viele Schweine die so etwas haben. Glaube mir, ich weiß genau wie du dich
fühlst."

"Pah, das glaubst du?" schnaubte Ryoga. "Das kannst du nicht. Niemand kann
das. Niemand der nicht selbst auch einen solchen Fluch hat kann nachempfinden
was ich durchmachen muß."

Ich weiß was du meinst, Schweinebacke,> dachte Ranma im Stillen. Ich weiß
genau was du meinst.>

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=> Im Beschwörungsraum

"Klinka ... Imra ... Myrion. Tin Qua!"

Smaragd und Bernstein rissen ihre Hände nach oben, der magische Kreis
leuchtete grell auf, das Tor ins Negaversum war geöffnet.

"Du weißt wonach du suchen muß?" erinnerte Kobalt. "Keinen dummen Youma oder
Daimon. Wir brauchen einen Dämon wie den von neulich."

"Ich bin nicht dumm, weißt du!" giftete Smaragd zurück. "Schließlich war der
Tattergreis so 'freundlich' und hat mir gleich 'vier Mal' erklärt wie ich so
einen finden kann." Achat räusperte sich übertrieben und schenkte Smaragd
einen bösen Blick, aber sie ging nicht darauf ein und konzentrierte sich
weiter. Nach einer Weile sagte sie: "Ich glaube ich habe etwas gefunden.
Es hat das gleiche Muster wie Gouki."

"Worauf wartest du dann noch?"

Smaragd setzte zu einer Antwort an, überlegte es sich dann aber anders und
schwieg. Vorsichtig tasteten ihre magischen Fühler in der anderen Dimension
bis sie ihre Beute fest im Griff hatte, dann holte sie Sie hinüber in diese
Welt.

Das Pentagramm des Kreises begann wie üblich heller zu strahlen. Alle traten
neugierig näher, gespannt was sie diesmal bekommen würden, nur Jade nicht.
Er spürte etwas. Der Hüne stellte sich wie zufällig neben Bernstein, griff
mit seiner Hand über seine rechte Schulter und zog ein Schwert hinter seinem
Rücken hervor. Es war eine lange Klinge, die ein normaler Mensch nicht mal
mit beiden Händen hätte führen können, bei Jade wirkte sie wie ein Spielzeug.

Die Symbole auf dem Boden verblaßten wieder, nur der Schirm des Kreises
blieb zum Schutz aufrecht. Der Dämon erschien. Er hatte sehr dunkle Haut,
rotes Haar das ihm wirr nach allen Seiten abstand und wie eine erstarrte
Flamme wirkte, und war mit etwas bekleidet das früher einmal ein Karateanzug
gewesen war, jedenfalls bevor er in die Hölle geschickt wurde.

Bernstein wollte vortreten um den Dämon unter ihre Kontrolle zu bringen und
seinen Widerstand zu brechen, aber Jade hielt sie zurück. "Nicht. Etwas ist
anders an ihm."

"Er ist ein Youma wie jeder andere auch," spottete Smaragd, "was soll an dem
anders sein?"

Achat hatte ebenfalls allen genau beobachtet und mischte sich ein: "Jade hat
recht. Etwas IST anders an diesem hier." Er trat näher an den magischen
Schutzwall heran. "Er ist viel stärker als Gouki."

"Humbug. Und selbst wenn, Bernstein wird ihn schon einwickeln," sagte Kobalt
schroff. "Los Bernstein."

"Das ist nicht nötig," grollte eine tiefe Stimme. Alle sahen zum Dämon.
Feuerhaar trat dicht an die Barriere heran wo Bernstein war. "Du brauchst
mich nicht zu becircen. Was immer ihr auch vorhabt, ich helfe euch dabei."

"Träum weiter," sagte Kobalt. "Bernstein, du weißt was du tun mußt."

"Laß ihn erst ausreden," unterbrach Achat, "ich will hören was er uns zu
sagen hat."

"Du bist ein kluger Mann," tönte wieder die tiefe Stimme des Dämons. "Ich
kann eure Entschlossenheit spüren. Ihr seid die, welche diese Welt neu
formen wollen, nicht wahr?" Kobalt sog scharf die Luft ein, Feuerhaar sprach
weiter: "Du brauchst nicht erstaunt zu sein, so etwas spricht sich bei uns
schnell rum. Ich werde euch dabei helfen."

"Und was verlangst du als Gegenleistung?" schaltete sich Smaragd ein.

"Zuerst das ihr mich hier herauslaßt." Er deutete auf den magischen Schirm.
"Und danach ... nun, die zweifelsohne folgenden Kämpfe sind mir Lohn genug.
Kämpfen ist mein Leben." Er grinste und entblößte dabei eine Reihe gelber
Zähne.

Kobalt blickte die anderen einmal an. Bernstein zuckte mit den Schultern.
Smaragd schüttelte ihr schwarzes Haar. Achat und Jade nickten.

"Gut, du darfst mitmachen," sagte der alte Chinese. "Aber wehe du spielst
falsch, du wirst nicht mehr dazu kommen es zu bereuen. Smaragd, laß den
Schild fallen."

Die angesprochene Magierin schmollte, tat aber wie geheißen. Der Dämon trat
aus dem Kreis heraus und blickte alle mit flammenden Augen an. "Es ist mir
eine Ehre euch zu treffen. Mein Name ist ... Akuma."

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=> Am Stadtrand von Tokio

"So Ryoga, hier trennen sich unsere Wege. Ich geh jetzt nach Hause. Du kannst
ja weiterwandern."

Ryoga stand mit Tränen in den Augen da und starrte auf die Häuser. "Das ...
das ist Tokio," stammelte er.

"Natürlich ist das Tokio, ich hab dir doch gesagt das ich da hin will."

"Ich wohne auch in Tokio ... in einem Stadtteil außerhalb davon ... in-"

"-in Nerima, Yamaderastraße 310, ich weiß," beendete Ranma den Satz. "Was
willst du sagen?"

"Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr daheim," sagte Ryoga mit Sehnsucht in der
Stimme, ohne sich zu wundern woher Ranma seine Adresse kannte.

Der Kampfsportler mit Pferdeschwanz - zu einem Zopf reiche die Länge noch
nicht - dachte kurz darüber nach. Ich würde direkt bei mir zu Hause dran
vorbeilaufen, Nerima liegt auf der gegenüberliegenden Seite.> Er sah zu dem
mit Heimweh erfüllten Ryoga. Andererseits, was soll´s? Ich hab ihn oft
genug begleitet, da kommt es auf einmal mehr oder weniger auch nicht an.>
Er griff den verlorenen Jungen bei der Hand und nickte in Richtig Stadt.
"Alles klar, ich hab verstanden. Ich bring dich nach Hause. Wollte sowieso
mal schauen wie es deinem Hund so geht."

Fortsetzung folgt ...

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Anmerkungen des Autors:

Nach einer sechsmonatigen Trainingsreise durch die Realität bin ich endlich
wieder dazu gekommen an dieser Geschichte weiter zu arbeiten. Ich
entschuldige mich bei allen die warten mußten. Und alle die jetzt beleidigt
sind weil es Familie Tendo in dieser Welt nicht gibt: Wartet ab. Ich habe
Akane noch eine ganz besondere Rolle zugedacht.

In diesem Kapitel haben wir die 'Bösen' kennengelernt, und einen kleinen
Einblick in ihre Pläne bekommen. Aber was genau haben Kobalt und Co. vor,
außer die Senshi zu vernichten? Es ist ein recht zusammengewürfelter Haufen,
welche Pläne hat der Einzelne gehabt sich der Gruppe anzuschließen? Und wer
ist dieser mysteriöse 'Meister'? Sein Name wurde bereits genannt, habt ihr es
gelesen? - Und nein, es ist nicht Happosai.

Auch hat Ranma seinen alten Rivalen Ryoga wiedergetroffen -
selbstverständlich mit seinem Fluch. Ohne einen Ranma dem er alle Schuld
zuschieben konnte, und ohne eine Akane in die er heimlich verliebt sein
konnte, hat Ryoga keinen richtigen Sinn in seinem Leben gehabt. Wird sich das
ändern?

Die Kriegerinnen für Liebe und Gerechtigkeit ahnen noch nicht welches Übel
ihnen bevorsteht. Akuma macht einen gefährlichen Eindruck - können sie sich
gegen ihn behaupten? Oder müssen sie von Ranma und Ryoga gerettet
werden? Sind die beiden überhaupt stark genug?
Ihr erfahrt es im nächsten Kapitel. Same Ranma time - same Ranma channel.

Mein Dank geht an dieser Stelle wie immer an meine Beta-leser Tachyoon, Z3US,
NguyenTranLoc, FirfoXXL, Ranko und an die Mitglieder der FKA.

Über Kritik, Kommentare und Anregungen aller Art würde ich mich freuen. Auch
wenn es nur ein einfaches "Hallo, ich habe deine Geschichte gelesen" ist.
Wenn grade keine Commentsbox in der Nähe ist schreibt an Mark_Soul@gmx.de
Bis dann.