"GAAARGH!"

Professor Sprout, die ihre Schüler am nächsten Tag in der ersten Stunde durchs Gewächshaus 14 führte, merkte nichts, als hinter ihr zwei Slytherins von zwei bleichen, schlanken Händen ergriffen und rabiat zwischen die Schösslinge der menschenfressenden Riesenbäume gezerrt wurden.

Bevor Crabbe und Goyle durch ihr Geröchel alles alarmieren konnten, hielt Draco einen Finger vor die Lippen.

"Ich dachte, du wolltest blaumachen! Wir - wir haben doch allen erzählt, du wärst krank...."

Crabbe schraubte seine dröhnende Stimme mühsam zu einer Art Flüstern herunter. "Es soll dich doch keiner sehen...."

"Wenn du deine Klappe hältst, wird das auch nicht passieren," zischte Draco. Seine Augen blitzten.

"Seid jetzt beide still und hört mir zu. Mir ist eingefallen, wie ich´s mache. Ihr müsst da was für mich erledigen. Ihr braucht dazu eine Dose Sardellen, eine magische Maulklammer aus meiner Schublade und einen robusten Kissenbezug. Heute abend, wenn der Unterricht aus ist, macht ihr Folgendes...."

"Crookshanks....miez, miez....spiel nicht die Diva, es ist spät! Crookshanks...ich hab Thunfisch....und wenn du nicht sofort auftauchst, zieh ich dir das Fell ab und mach mir ne Mütze draus....miez, miez..."

Hermione blickte sich um. Die Eingangshalle war wie ausgestorben.

"Crookshanks...!" rief sie noch einmal, aber ihre Motivation liess allmählich nach.

Normalerweise wartete Crookshanks immer schnurrend auf sie, wenn sie abends in den Schlafsaal kam, anstatt sich im ganzen Schloss suchen zu lassen. Hatte er Mäuse gejagt und sich zu den Kerkern verirrt?

Oder war ihm was passiert?

Sie machte ein paar zaghafte Schritte auf die Große Treppe zu. Vielleicht streunt er nur rum, versuchte sie sich einzureden. Kater machen so was. Vielleicht -

Als sie sich umwandte, blieb ihr fast das Herz stehen.

Auf der Treppe stand jemand und versperrte ihr den Weg. Zwei kalte, graue Augen bohrten sich in ihre.

"Auf ein Wort, Granger." schnarrte Draco Malfoy.

Hermione liess die Schultern sinken. Auch das noch. Warum, von allen Idioten, die ihr nun noch den Abend verderben konnten, ER?

Warum nicht lieber ein tollwütiger Troll, ein Trupp Dementoren oder eine randalierende Meute besoffener Bibliothekskobolde? Wieso ausgerechnet DER? Und wieso ausgerechnet JETZT?

"Sieh an," meinte sie ohne besonderes Interesse. "Ist dir irgendwie langweilig, oder warum verfolgst du mich? Hast du keine Erstklässler mehr gefunden, die du vorm Schlafengehen rumschubsen kannst?"

Sein schmaler Mund zuckte verärgert, aber er machte keine Anstalten, sich zu rühren. Als er wieder sprach, war es, als spie er pures Gift aus.

"Ok, ich hab´s auf die nette Tour versucht..."

Hermione prustete. "Oh, das in der Bibliothek war deine NETTE Tour?!" spottete sie. "Tut mir leid, ist mir nicht aufgefallen. Vielleicht solltest du dir das nächste Mal ein Schild umhängen..."

"Halt´s Maul, Granger," sagte er kalt.

Hermione funkelte ihn an. "Was glaubst du, wer du...."

Ein hämisches Grinsen huschte über sein Gesicht.

"Nimm dir´n bisschen Zeit. Lass uns Klartext reden."

"Verdammte Scheisse, was soll denn das?! Wie hat Draco sich das vorgestellt? Diese Scheissviecher sehen alle gleich aus! Wie sollen wir denn - aaaargh, weg da, du Drecksvieh, weg da! - jemals rauskriegen, welche ihre ist?!"

Vincent Crabbe schwamm in einem Meer aus Katzen und fuchtelte hilflos mit dem Kissenbezug herum.

Sie hatten besonders clever sein wollen und mit den Sardellen eine Spur bis in die Kerker gelegt.

Aber wie sich herausstellte, fühlten sich von Sardellen durchaus mehrere Katzen angesprochen, nicht nur eine. (Sie hatten beide keine Ahnung von Katzen. Sie hassten Katzen. Goyle hatte eine Kröte als Haustier, und Crabbe hatte sogar ein Gürteltier gehabt, aber eins von Hagrids Säbelzahnhirschbabies hatte es gefressen) Es waren nicht nur sämtliche Schülerkatzen angetreten, sondern auch ein Haufen ungepflegt aussehender Biester aus der näheren Umgebung so wie Mrs Norris, die beim Anblick von Sardellen offensichtlich ihre Treue zu Filch sofort über Bord geworfen hatte.

"Draco meint, wir erkennen sie sofort," meinte Gregory Goyle lahm.

Er hielt mit jeder Pranke eine zappelnde Katze am Schwanz, eine hing kratzend an seinem Rücken und eine erklomm soeben seine Schulter. "Er sagt, es ist der hässlichste Kater von allen."

"Was soll das heissen: der hässlichste?! Die Biester hier sind alle hässlich! Hätte diese Granger sich nicht eine beschissene SCHILDKRÖTE anschaffen können?! Das ist doch.....AAARRRRGH....!"

Ein riesenhaftes, rostbraunes Ungetüm mit einem seltsam eingedrückten Gesicht hatte sich auf Crabbe geworfen und schien fest entschlossen zu sein, ihm die Nase abzubeissen.

Crabbe wankte, ohne etwas sehen zu können, zwischen Katzen, über Katzen und auf Katzen herum, und drosch in Todesangst mit dem Kissenbezug auf das pelzige Monster in seinem Gesicht ein.

"Nimm es runter! Autsch! Nimm es verdammtnochmal RUNTER!"

Aber Goyle strahlte. "Vince, du bist ein Genie! Du hast ihn gefunden!"