14. Was Süßes
"Gib mir die Hand," keuchte Hermione und hängte sich über den Rand der Schlucht.
"Mach schon, Draco! Gib mir deine Hand, verdammt noch mal!"
Ihre Hände fanden sich, und mit einem Ruck schaffte Hermione es, ihn auf den ebenen Boden zurückzuziehen.
Ihr Versuch war nicht absolut so abgelaufen, wie sie sich das vorgestellt hatten. Anstatt ein schwarzes Orakel heraufzubeschwören, hatten sie nur einen klaffenden, etwa zehn Meter tiefen Riß im Boden fabriziert.
Gereizt klopfte Hermione Staub und Geröll von ihrer Bluse. Auf der Flasche stand doch Froschfüße, verdammt! Wieso waren da nicht auch Froschfüße drin?!
Auf dem Tisch neben der aufgebrochenen Schlucht stand die Blume, ihre Knospe fest geschlossen.
Mutlos blieb Draco am Rand der Schlucht sitzen und ließ die Füße in die nachtschwarze Dunkelheit baumeln. Er war von oben bis unten mit Staub bedeckt.
Finster brütend starrte er in die ausdruckslose Leere vor ihm.
Es tat ihr schrecklich weh, ihn so zu sehen. Sie wünschte sich, etwas sagen zu können, was ihm seine Lebensgeister zurückgab. Das Dumme war nur, dass sie nichts zu sagen hatte, was ihm seine Lebensgeister zurückgeben konnte.
Scheu liess sie sich neben ihm auf dem Boden nieder und hängte ebenfalls ihre Beine in die Schlucht. Sie unterdrückte den Wunsch, seine Hand zu nehmen.
Kühle Luft umstrich ihre Füße.
Er reagierte nicht auf sie. Seine blassen Augen blickten leer, sein Gesicht war fahl.
Wie immer liess er es sich nicht an Gesten oder Blicken anmerken, aber er wirkte so verzweifelt, dass es ihr die Brust zuschnürte.
"Mein Vater hat Recht," murmelte er. "Ich kann wirklich nichts. Überhaupt nichts."
Sie sah ihn von der Seite an. "Behauptet er das?"
"Nicht laut," sagte er zögernd. "Aber...." Seine Stimme erstarb.
Sie sassen eine Weile da und sprachen nicht. Sie hatten alles versucht. Sie wußten nun mit ziemlicher Sicherheit, dass die Blume kein Hexenblutlein, keine Sharav-Blüte und kein Cthulu-Dorn war, sowie auch sonst nichts Bekanntes. Aber was dann?
"Die Sache stinkt. Sie stinkt einfach." sagte er schließlich tonlos. Amüsiert bemerkte sie, dass er ein bißchen zu schmollen begann. Das war immer noch besser, als ihn verzweifelt zu sehen.
Und dann tat er es. Er lehnte sacht seinen Kopf an ihre Schulter.
"Ich brauche was Süßes," flüsterte er.
Hermiones Atem wurde rascher. Ihre Schulter schien in Flammen zu stehen.
"Ich....ich hab da noch einen Schokofrosch in meiner Tasche...." preßte sie hervor. "Wenn du willst, kann du den haben...."
Er hob den Kopf und musterte sie. Seine Augen funkelten eigentümlich.
"Nein," meinte er leise und drückte sein Gesicht gegen ihres. Seine träge Stimme zitterte leicht. "Ich meinte nicht sowas Süßes."
Hermiones Herz raste. Würde er sie küssen? Oh, bitte! Oder nein, bitte doch nicht!
Aber er richtete sich nur auf und musterte sie mit diesem leisen Spott in den Augen.
"Küss mich, Hermione." sagte er.
"Warum....warum sollte ich...?" Ihre Kehle war trocken.
Er lächelte kühl. "Weil du es willst," meinte er nüchtern. Er sah sie nur an mit spöttisch blitzenden Augen und rührte sich nicht.
Ihr Herz raste nicht mehr. Stattdessen schien es still zu stehen.
"Draco," sagte sie steif, "Jedes Mädchen weiß, dass der Junge den ersten Schritt zu machen hat."
Er lachte sie aus, und Gänsehaut rieselte ihr den Rücken herunter.
"Kann schon sein," wisperte er und strich mit einem Finger über ihre Wange, "aber du machst es eigentlich nie wie die anderen Mädchen, Hermione, ist dir das schon mal aufgefallen?"
Sie schloss die Augen. Er spielte mit ihr wie eine Katze mit einer Maus. Aber so funktionierte das nicht.
So konnte er sie nicht haben, niemals. Nicht so.
Aber war sie stark genug, zu widerstehen? Ihren Stolz zu retten?
Und dann sprach sie es aus, sprach es aus, obwohl allein bei dem Gedanken an diesen Kuß ihre Lippen zu brennen begannen: "Ich habe keine Lust, dich zu küssen, Draco." Und die Lüge tat weh, schrecklich weh.
Sofort erlosch das Funkeln in seinen Augen.
"Gut." er erhob sich. "Dann nicht. Wir sehen uns morgen Nacht. Edipo Re- Fluch, nicht wahr?"
Wie betäubt beobachtete sie ihn. Er nahm die Blume an sich und steckte sie in seine Robe, wie immer. Dabei fuhr er nüchtern fort zu sprechen, ohne sie anzusehen.
"Ich werd mich um die Zutaten kümmern. Wenn du so nett wärst und die Spuren hier mit einem Zauber beseitigen würdest. Gestern war ich dran mit Aufräumen."
Er zauderte einen Moment. "Gute Nacht, Hermione."
Und er schlenderte davon.
Sie sass noch einen Moment am Rand der Schlucht, und kämpfte. Kämpfte verbissen.
Dann kam sie auf die Füße, lief ihm nach, holte ihn ein, ergriff seinen Arm und riß ihn herum.
Er wirkte nicht im Geringsten überrascht. Nur etwas nervös.
Es kommen Momente, dachte sie, da lohnt es sich einfach nicht, die Starke zu sein.
Und sie küßte ihn.
Verzweifelt, todtraurig, bittersüß.
Sie waren beide keine routinierten Küsser, aber es funktionierte irgendwie, erst ungelenk, dann immer besser.
Und es war der Wahnsinn. Sie spürte sein Herz rasen, wie auch sein Atem rascher wurde, wie er sie in die Arme nahm.
Sie atmete tief seinen Geruch ein, er roch nach Giften und Weihrauch und Geheimnis.
Ihre Füße verloren den Boden, als er sie anhob und an sich drückte.
Es war der längste und zugleich kürzeste Moment ihres Lebens.
"Gib mir die Hand," keuchte Hermione und hängte sich über den Rand der Schlucht.
"Mach schon, Draco! Gib mir deine Hand, verdammt noch mal!"
Ihre Hände fanden sich, und mit einem Ruck schaffte Hermione es, ihn auf den ebenen Boden zurückzuziehen.
Ihr Versuch war nicht absolut so abgelaufen, wie sie sich das vorgestellt hatten. Anstatt ein schwarzes Orakel heraufzubeschwören, hatten sie nur einen klaffenden, etwa zehn Meter tiefen Riß im Boden fabriziert.
Gereizt klopfte Hermione Staub und Geröll von ihrer Bluse. Auf der Flasche stand doch Froschfüße, verdammt! Wieso waren da nicht auch Froschfüße drin?!
Auf dem Tisch neben der aufgebrochenen Schlucht stand die Blume, ihre Knospe fest geschlossen.
Mutlos blieb Draco am Rand der Schlucht sitzen und ließ die Füße in die nachtschwarze Dunkelheit baumeln. Er war von oben bis unten mit Staub bedeckt.
Finster brütend starrte er in die ausdruckslose Leere vor ihm.
Es tat ihr schrecklich weh, ihn so zu sehen. Sie wünschte sich, etwas sagen zu können, was ihm seine Lebensgeister zurückgab. Das Dumme war nur, dass sie nichts zu sagen hatte, was ihm seine Lebensgeister zurückgeben konnte.
Scheu liess sie sich neben ihm auf dem Boden nieder und hängte ebenfalls ihre Beine in die Schlucht. Sie unterdrückte den Wunsch, seine Hand zu nehmen.
Kühle Luft umstrich ihre Füße.
Er reagierte nicht auf sie. Seine blassen Augen blickten leer, sein Gesicht war fahl.
Wie immer liess er es sich nicht an Gesten oder Blicken anmerken, aber er wirkte so verzweifelt, dass es ihr die Brust zuschnürte.
"Mein Vater hat Recht," murmelte er. "Ich kann wirklich nichts. Überhaupt nichts."
Sie sah ihn von der Seite an. "Behauptet er das?"
"Nicht laut," sagte er zögernd. "Aber...." Seine Stimme erstarb.
Sie sassen eine Weile da und sprachen nicht. Sie hatten alles versucht. Sie wußten nun mit ziemlicher Sicherheit, dass die Blume kein Hexenblutlein, keine Sharav-Blüte und kein Cthulu-Dorn war, sowie auch sonst nichts Bekanntes. Aber was dann?
"Die Sache stinkt. Sie stinkt einfach." sagte er schließlich tonlos. Amüsiert bemerkte sie, dass er ein bißchen zu schmollen begann. Das war immer noch besser, als ihn verzweifelt zu sehen.
Und dann tat er es. Er lehnte sacht seinen Kopf an ihre Schulter.
"Ich brauche was Süßes," flüsterte er.
Hermiones Atem wurde rascher. Ihre Schulter schien in Flammen zu stehen.
"Ich....ich hab da noch einen Schokofrosch in meiner Tasche...." preßte sie hervor. "Wenn du willst, kann du den haben...."
Er hob den Kopf und musterte sie. Seine Augen funkelten eigentümlich.
"Nein," meinte er leise und drückte sein Gesicht gegen ihres. Seine träge Stimme zitterte leicht. "Ich meinte nicht sowas Süßes."
Hermiones Herz raste. Würde er sie küssen? Oh, bitte! Oder nein, bitte doch nicht!
Aber er richtete sich nur auf und musterte sie mit diesem leisen Spott in den Augen.
"Küss mich, Hermione." sagte er.
"Warum....warum sollte ich...?" Ihre Kehle war trocken.
Er lächelte kühl. "Weil du es willst," meinte er nüchtern. Er sah sie nur an mit spöttisch blitzenden Augen und rührte sich nicht.
Ihr Herz raste nicht mehr. Stattdessen schien es still zu stehen.
"Draco," sagte sie steif, "Jedes Mädchen weiß, dass der Junge den ersten Schritt zu machen hat."
Er lachte sie aus, und Gänsehaut rieselte ihr den Rücken herunter.
"Kann schon sein," wisperte er und strich mit einem Finger über ihre Wange, "aber du machst es eigentlich nie wie die anderen Mädchen, Hermione, ist dir das schon mal aufgefallen?"
Sie schloss die Augen. Er spielte mit ihr wie eine Katze mit einer Maus. Aber so funktionierte das nicht.
So konnte er sie nicht haben, niemals. Nicht so.
Aber war sie stark genug, zu widerstehen? Ihren Stolz zu retten?
Und dann sprach sie es aus, sprach es aus, obwohl allein bei dem Gedanken an diesen Kuß ihre Lippen zu brennen begannen: "Ich habe keine Lust, dich zu küssen, Draco." Und die Lüge tat weh, schrecklich weh.
Sofort erlosch das Funkeln in seinen Augen.
"Gut." er erhob sich. "Dann nicht. Wir sehen uns morgen Nacht. Edipo Re- Fluch, nicht wahr?"
Wie betäubt beobachtete sie ihn. Er nahm die Blume an sich und steckte sie in seine Robe, wie immer. Dabei fuhr er nüchtern fort zu sprechen, ohne sie anzusehen.
"Ich werd mich um die Zutaten kümmern. Wenn du so nett wärst und die Spuren hier mit einem Zauber beseitigen würdest. Gestern war ich dran mit Aufräumen."
Er zauderte einen Moment. "Gute Nacht, Hermione."
Und er schlenderte davon.
Sie sass noch einen Moment am Rand der Schlucht, und kämpfte. Kämpfte verbissen.
Dann kam sie auf die Füße, lief ihm nach, holte ihn ein, ergriff seinen Arm und riß ihn herum.
Er wirkte nicht im Geringsten überrascht. Nur etwas nervös.
Es kommen Momente, dachte sie, da lohnt es sich einfach nicht, die Starke zu sein.
Und sie küßte ihn.
Verzweifelt, todtraurig, bittersüß.
Sie waren beide keine routinierten Küsser, aber es funktionierte irgendwie, erst ungelenk, dann immer besser.
Und es war der Wahnsinn. Sie spürte sein Herz rasen, wie auch sein Atem rascher wurde, wie er sie in die Arme nahm.
Sie atmete tief seinen Geruch ein, er roch nach Giften und Weihrauch und Geheimnis.
Ihre Füße verloren den Boden, als er sie anhob und an sich drückte.
Es war der längste und zugleich kürzeste Moment ihres Lebens.
