20. Von Vater zu Sohn
Eine Welle der Nervosität schwappte über Draco zusammen, als er den wie immer durchdringenden Blick seines Vaters auf sich fühlte.
In seinem Kopf hakte er schnell und unwillkürlich eine Liste ab, die immer da war, auch wenn er sie sonst nicht bemerkte. Kleider ordentlich? Haare ordentlich? Haltung makellos? Auftreten makellos?
In einer etwas übertriebenen Bewegung straffte Draco seinen Körper und fuhr zusammen, als daraufhin mehrere seiner Rückenwirbel krachten.
Nächtelang in alte Wälzer zu starrten, war offensichtlich nicht das beste Workout. Fuck, er hätte wohl doch zum Quidditch-Training gehen sollen.
"Vater," krächzte er.
"Nun, mein Sohn," begann sein Vater unerwartet freundlich, "setz dich und teile mir mit, welche Fortschritte du machst."
Draco starrte ihn einen Moment nur fassungslos an. Dann begann er, schmal und zögerlich zurück zu lächeln. Sein Vater hatte sich noch nie die Mühe gemacht, ihn während der Schulzeit aufzusuchen, um ihn nach seinem Befinden zu fragen! Und es war Weihnachten!
Geschmeichelt strich er seine Robe glatt, warf sich in einen der bequemen Sessel und holte weit aus.
"Oh, alles läuft bestens, Vater, danke. Das Quidditch-Training war erstklassig, Warrington meinte, wenn ich so weitermache, werden wir demnächst wieder sucherorientierter spielen, in Zaubertränke hat mir Snape die Leitung der Giftpilz-Gruppe übertragen, und Professor McGonagall meinte zu mir, dieser Gorilla, den ich in ein Sitzkissen verwandelt habe..."
Während er seinem Sohn lauschte, rutschte das schiefe Lächeln aus Lucius Malfoys Gesicht und machte einer zusehends verbiesterten Miene Platz.
"Sohn," fiel er Draco kalt ins Wort, "sieh mich an."
Dracos Mund klappte zu. Er spürte, wie das altvertraute Gefühl der Unsicherheit seine Kehle hochkroch.
Es war wie sonst, wenn sein Vater sich in Ferien mit ihm in seinem Büro einschloss, um ihn auf sein neuerlerntes Wissen und Können zu prüfen. In seinem Kopf schwirrte es, er konnte richtig nicht mehr von falsch unterscheiden, ihm fielen keine Antworten ein.
Er musterte seinen Vater, dessen Kieferknochen unheilverkündend mahlten, von oben bis unten. Was hatte diese Frage zu bedeuten?
"Ich äh, ich weiss nicht," stiess er schließlich hervor. "Neuer Haarschnitt?"
"NEIN!" bellte sein Vater, und er fuhr zusammen. "Sehe ich aus wie ein Mann, der unendlich viel Zeit hat, sich die lahmen Schulgeschichten von einem Schulknaben über seinen bedeutungslosen Schulalltag anzuhören?! Antworte mir!"
"Äh....n-nein. Nein."
"Würdest du also BITTE zur Sache kommen?!" fauchte Lucius Malfoy. Dann kehrte das kalte Grinsen wieder auf sein schmales, spitzes Gesicht zurück. "Ich will wissen, wie dir das Geschenk gefällt, das ich dir geschickt habe."
Ach. Du. Scheiße.
Dracos Hände verkrampften sich in seinen Taschen, schweissnass. "Oh, ach das! Äh, es ist wunderbar, danke Vater, wunderbar, ich habe viel Spass damit...."
Sein Vater nickte, und das Grinsen verbreiterte sich. "Das dachte ich mir. Nun, Sohn, wann wirst du es anwenden?"
Anwenden? Wie anwenden? Wozu anwenden?
"Wann? Oh....ich....ich....wollte noch ein bißchen damit warten, ich meine, du weißt doch, wie das ist....mit solchen Sachen...." stammelte er zusammenhanglos.
Aber es hatte keinen Zweck. Seinem Vater hatte er noch nie was vormachen können.
Es war einem Malfoy schwer anzusehen, wenn er wirklich, wirklich wütend war. Sein Vater war nie unbeherrscht. Sein Vater flippte nie aus. Aber diesmal stand die blanke, nackte Wut so deutlich in seinen glanzlosen grauen Augen, dass Draco vorsichtshalber die Klappe hielt.
"Draco", zischte Lucius Malfoy gefährlich leise. "Du WEISST doch inzwischen, was das für eine Pflanze ist? Du WEISST es doch, Sohn?!"
Draco spürte, wie ihm das verhaßte, verräterische Rosa in die Wangen stieg. Er brachte keinen Ton raus.
Blaue Funken stoben aus dem Kamin, als Dracos Vater zu toben begann.
"Kannst du eigentlich GARNICHTS?! Hast du eigentlich NICHTS gelernt?! Ich habe mich auf dich verlassen! Ich wollte dir mit diesem Geschenk eine EHRE erweisen, verstehst du, ich wollte dir die Möglichkeit geben, EINMAL in deinem mickrigen Leben etwas wirklich GROSSES zu vollbringen, aber, aber...." er verstummte und musterte seinen Sohn wie etwas, das man vom Boden auffegen und wegwerfen sollte.
"Aber wie ich sehe, kann ich darauf lange warten," schloss er kalt.
"Warum SAGST du´s mir nicht einfach?!" schrie Draco verzweifelt.
Er schrie seinen Vater nie an, aber in diesem Moment war er so wütend und erschrocken, dass es keine Rolle mehr spielte.
Alles kam ihm hoch, die Wochen der nutzlosen Suche, die durchwachten Nächte, die Unmengen von Büchern, seine Unwissenheit, sein Kuß mit Hermione und seine Verwirrung darüber, seine Nervosität vor dem kommenden Abend, alles.
"Wenn es so wichtig ist, wenn es so toll ist, warum hilfst du mir nicht? Warum sagst du mir denn nicht einfach, was ich TUN soll?!"
Seines Vaters Gesicht war starr und müde geworden. Draco wünschte sich fast, er würde ihn noch einmal anschreien. Dieser enttäuschte, kalte Gesichtsausdruck war schlimmer als das.
"Wenn du das nicht weißt," sagte er langsam, mehr zu sich selbst als zu Draco, "Dann weißt du wenig."
Draco atmete schwer. "Ich-ich arbeite daran, wirklich," beteuerte er. "Ich arbeite Nacht für Nacht daran, und ich werde es herausfinden! Gib mir noch etwas Zeit..."
Aber das Interesse auf dem Gesicht seines Vaters war bereits unwiderruflich erloschen.
Draco hörte sich selbst flehen. Es war entsetzlich.
"Ich habe mir Zugang zu den verbotenen Büchern verschafft....ich habe schon viele neue Erkenntnisse...."
"Draco..."
"Ich unternehme Versuche....lange kann es nicht mehr dauern...."
"Draco..."
"Diese Nacht bin ich soweit! Du würdest nicht glauben, was ich alles gelernt habe...."
"Draco!"
Er verstummte.
Lucius Malfoys blasse schlanke Hand erschien und begann, mit Nachdruck dessen Nasenwurzel zu massieren.
"Na schön. Ich werde noch bis morgen früh warten."
Draco schloss dankbar die Augen.
Als sein Vater fortfuhr, war seine Stimme kühl und liess keinen Widerspruch zu.
"Und wenn du bis dahin nicht vollbracht hast, was ich von dir erwarte," schnarrte er, "lasse ich dich von Hogwarts nehmen."
Draco starrte das fahle, flackernde Bild im Feuer an. Er sass da wie betäubt, während die Bedeutung dieser Worte langsam in sein Bewußtsein sickerte.
"Ich brauche keinen mittelmäßigen kleinen Zauberer in meiner Familie. Offensichtlich ist die Ausbildung von Hogwarts an dir verschwendet," fuhr Lucius mit seiner trägen Stimme fort.
"Wenn du dieses Mal versagst, werde ich dich zu Rufus McNair geben, damit er dich ausbildet, dann kannst du Henker werden. Ich habe schon einmal mit ihm daüber gesprochen. Er kann einen Lehrling gebrauchen. Der Zauberstab scheint nicht so deine Sache zu sein."
Lucius bedachte seinen Sohn mit einem letzten, tödlichen Blick.
"Vielleicht kannst du wenigstens mit einer AXT umgehen!"
Etwas verspätet kam Draco auf die Füße. "Vater....!"
Aber das Bild war schon verschwunden. Nur das Feuer loderte im Kamin, friedlich knisternd.
Eine Welle der Nervosität schwappte über Draco zusammen, als er den wie immer durchdringenden Blick seines Vaters auf sich fühlte.
In seinem Kopf hakte er schnell und unwillkürlich eine Liste ab, die immer da war, auch wenn er sie sonst nicht bemerkte. Kleider ordentlich? Haare ordentlich? Haltung makellos? Auftreten makellos?
In einer etwas übertriebenen Bewegung straffte Draco seinen Körper und fuhr zusammen, als daraufhin mehrere seiner Rückenwirbel krachten.
Nächtelang in alte Wälzer zu starrten, war offensichtlich nicht das beste Workout. Fuck, er hätte wohl doch zum Quidditch-Training gehen sollen.
"Vater," krächzte er.
"Nun, mein Sohn," begann sein Vater unerwartet freundlich, "setz dich und teile mir mit, welche Fortschritte du machst."
Draco starrte ihn einen Moment nur fassungslos an. Dann begann er, schmal und zögerlich zurück zu lächeln. Sein Vater hatte sich noch nie die Mühe gemacht, ihn während der Schulzeit aufzusuchen, um ihn nach seinem Befinden zu fragen! Und es war Weihnachten!
Geschmeichelt strich er seine Robe glatt, warf sich in einen der bequemen Sessel und holte weit aus.
"Oh, alles läuft bestens, Vater, danke. Das Quidditch-Training war erstklassig, Warrington meinte, wenn ich so weitermache, werden wir demnächst wieder sucherorientierter spielen, in Zaubertränke hat mir Snape die Leitung der Giftpilz-Gruppe übertragen, und Professor McGonagall meinte zu mir, dieser Gorilla, den ich in ein Sitzkissen verwandelt habe..."
Während er seinem Sohn lauschte, rutschte das schiefe Lächeln aus Lucius Malfoys Gesicht und machte einer zusehends verbiesterten Miene Platz.
"Sohn," fiel er Draco kalt ins Wort, "sieh mich an."
Dracos Mund klappte zu. Er spürte, wie das altvertraute Gefühl der Unsicherheit seine Kehle hochkroch.
Es war wie sonst, wenn sein Vater sich in Ferien mit ihm in seinem Büro einschloss, um ihn auf sein neuerlerntes Wissen und Können zu prüfen. In seinem Kopf schwirrte es, er konnte richtig nicht mehr von falsch unterscheiden, ihm fielen keine Antworten ein.
Er musterte seinen Vater, dessen Kieferknochen unheilverkündend mahlten, von oben bis unten. Was hatte diese Frage zu bedeuten?
"Ich äh, ich weiss nicht," stiess er schließlich hervor. "Neuer Haarschnitt?"
"NEIN!" bellte sein Vater, und er fuhr zusammen. "Sehe ich aus wie ein Mann, der unendlich viel Zeit hat, sich die lahmen Schulgeschichten von einem Schulknaben über seinen bedeutungslosen Schulalltag anzuhören?! Antworte mir!"
"Äh....n-nein. Nein."
"Würdest du also BITTE zur Sache kommen?!" fauchte Lucius Malfoy. Dann kehrte das kalte Grinsen wieder auf sein schmales, spitzes Gesicht zurück. "Ich will wissen, wie dir das Geschenk gefällt, das ich dir geschickt habe."
Ach. Du. Scheiße.
Dracos Hände verkrampften sich in seinen Taschen, schweissnass. "Oh, ach das! Äh, es ist wunderbar, danke Vater, wunderbar, ich habe viel Spass damit...."
Sein Vater nickte, und das Grinsen verbreiterte sich. "Das dachte ich mir. Nun, Sohn, wann wirst du es anwenden?"
Anwenden? Wie anwenden? Wozu anwenden?
"Wann? Oh....ich....ich....wollte noch ein bißchen damit warten, ich meine, du weißt doch, wie das ist....mit solchen Sachen...." stammelte er zusammenhanglos.
Aber es hatte keinen Zweck. Seinem Vater hatte er noch nie was vormachen können.
Es war einem Malfoy schwer anzusehen, wenn er wirklich, wirklich wütend war. Sein Vater war nie unbeherrscht. Sein Vater flippte nie aus. Aber diesmal stand die blanke, nackte Wut so deutlich in seinen glanzlosen grauen Augen, dass Draco vorsichtshalber die Klappe hielt.
"Draco", zischte Lucius Malfoy gefährlich leise. "Du WEISST doch inzwischen, was das für eine Pflanze ist? Du WEISST es doch, Sohn?!"
Draco spürte, wie ihm das verhaßte, verräterische Rosa in die Wangen stieg. Er brachte keinen Ton raus.
Blaue Funken stoben aus dem Kamin, als Dracos Vater zu toben begann.
"Kannst du eigentlich GARNICHTS?! Hast du eigentlich NICHTS gelernt?! Ich habe mich auf dich verlassen! Ich wollte dir mit diesem Geschenk eine EHRE erweisen, verstehst du, ich wollte dir die Möglichkeit geben, EINMAL in deinem mickrigen Leben etwas wirklich GROSSES zu vollbringen, aber, aber...." er verstummte und musterte seinen Sohn wie etwas, das man vom Boden auffegen und wegwerfen sollte.
"Aber wie ich sehe, kann ich darauf lange warten," schloss er kalt.
"Warum SAGST du´s mir nicht einfach?!" schrie Draco verzweifelt.
Er schrie seinen Vater nie an, aber in diesem Moment war er so wütend und erschrocken, dass es keine Rolle mehr spielte.
Alles kam ihm hoch, die Wochen der nutzlosen Suche, die durchwachten Nächte, die Unmengen von Büchern, seine Unwissenheit, sein Kuß mit Hermione und seine Verwirrung darüber, seine Nervosität vor dem kommenden Abend, alles.
"Wenn es so wichtig ist, wenn es so toll ist, warum hilfst du mir nicht? Warum sagst du mir denn nicht einfach, was ich TUN soll?!"
Seines Vaters Gesicht war starr und müde geworden. Draco wünschte sich fast, er würde ihn noch einmal anschreien. Dieser enttäuschte, kalte Gesichtsausdruck war schlimmer als das.
"Wenn du das nicht weißt," sagte er langsam, mehr zu sich selbst als zu Draco, "Dann weißt du wenig."
Draco atmete schwer. "Ich-ich arbeite daran, wirklich," beteuerte er. "Ich arbeite Nacht für Nacht daran, und ich werde es herausfinden! Gib mir noch etwas Zeit..."
Aber das Interesse auf dem Gesicht seines Vaters war bereits unwiderruflich erloschen.
Draco hörte sich selbst flehen. Es war entsetzlich.
"Ich habe mir Zugang zu den verbotenen Büchern verschafft....ich habe schon viele neue Erkenntnisse...."
"Draco..."
"Ich unternehme Versuche....lange kann es nicht mehr dauern...."
"Draco..."
"Diese Nacht bin ich soweit! Du würdest nicht glauben, was ich alles gelernt habe...."
"Draco!"
Er verstummte.
Lucius Malfoys blasse schlanke Hand erschien und begann, mit Nachdruck dessen Nasenwurzel zu massieren.
"Na schön. Ich werde noch bis morgen früh warten."
Draco schloss dankbar die Augen.
Als sein Vater fortfuhr, war seine Stimme kühl und liess keinen Widerspruch zu.
"Und wenn du bis dahin nicht vollbracht hast, was ich von dir erwarte," schnarrte er, "lasse ich dich von Hogwarts nehmen."
Draco starrte das fahle, flackernde Bild im Feuer an. Er sass da wie betäubt, während die Bedeutung dieser Worte langsam in sein Bewußtsein sickerte.
"Ich brauche keinen mittelmäßigen kleinen Zauberer in meiner Familie. Offensichtlich ist die Ausbildung von Hogwarts an dir verschwendet," fuhr Lucius mit seiner trägen Stimme fort.
"Wenn du dieses Mal versagst, werde ich dich zu Rufus McNair geben, damit er dich ausbildet, dann kannst du Henker werden. Ich habe schon einmal mit ihm daüber gesprochen. Er kann einen Lehrling gebrauchen. Der Zauberstab scheint nicht so deine Sache zu sein."
Lucius bedachte seinen Sohn mit einem letzten, tödlichen Blick.
"Vielleicht kannst du wenigstens mit einer AXT umgehen!"
Etwas verspätet kam Draco auf die Füße. "Vater....!"
Aber das Bild war schon verschwunden. Nur das Feuer loderte im Kamin, friedlich knisternd.
