22. Die häßliche Wahrheit
Hermione hastete durch die Gänge der Bibliothek.
Es war ihr eben noch gelungen, in die historische Sektion abzutauchen, bevor Parvatis Schwester Padma sie entdecken und in ein Gespräch über Haarverlängerungszauber oder ähnliches hineinziehen konnte.
Nervös wanderte sie die Reihen der Geschichtsbücher ab.
Sie waren all die Zeit über im Irrtum gewesen, Draco und sie. Schwarze Zauberei, am Arsch.
Schwarze Magie hatte etwas damit zu tun, das sicher. Aber die Wahrheit war einfacher. So viel einfacher.
Draco würde lachen, wenn sie ihm das erzählte. Vielleicht würde er ihr auch nur wortlos die Haare vom Kopf reißen.
Es war so einfach! Dass sie das nicht als allererstes überprüft hatte! Aber sie hatte einen Besen vorm Kopf gehabt. Wenn Harry und Ron ihr nicht dieses Fossil in die Hand gedrückt hätten....vielleicht wär sie nie drauf gekommen....
Das schlechte Gewissen biß sie, als sie an die beiden dachte. Harry. Und Ron. Sie mußte es ihnen irgendwann erklären....alles erklären....wenn es vorbei war....
Und vielleicht konnte sie Harry dieses Faule-Tricks-beim-Quidditch-Buch schenken. Er hatte es sowieso mehr verdient als Draco. Auch wenn Draco es bei seinen Quidditch-Künsten zweifellos besser brauchen konnte.
Sie erreichte das letzte Regal und ging ungeduldig davor auf und ab. An dieser Stelle war der Staub meterdick. Es war ein Regal, an dass sich nie irgendwer verirrte, nicht einmal Percy Weasley während einer akuten Attacke von Prüfungspanik. Hier irgendwo musste das Buch sein....
"Hopsa....halloooo Mione....hicks.....dassichdich heute hier treffe...wo isn dein Lova... dieser Dingsbums....."
Ein Kobold, mühsam auf einen Kehrbesen gestützt, kam auf sie zugeschwankt.
Hermione biß sich auf die Lippen. Keine Unterbrechung, nicht in diesem Moment!
"Hallo Hagbart," murmelte sie tonlos. "Frohe Weihnachten."
"Ichbinnich Habart, ichbin sein Bruder....hips...Watzlav.....aber ich weiss, dasis euch Menschn eh egaaal.....hicks....ich kenndas, ich kanneuch auchnich unterscheidn...."
"Warum holst du dir nicht noch´n Butterbier," fauchte sie kurz angebunden, "auf Dracos Rechnung? Oder, am besten, du nimmst einfach einem Schüler eins weg, die laufen heute alle mit sowas rum..."
Da! Das musste es sein! Sie nahm das Buch aus dem Regal und blies den Staub von dem massigen, schimmeligen Einband.
"Isjagut....hips....binschonwech....zickich....ihr Menschn seid sowas von zickich....hopsa, fast wär was passiert...." schmollend machte sich der Kobold davon.
"Und außerdem, Draco ist nicht mein Lover..." murmelte sie mit trockenem Hals. Aber der torkelnde Kobold hörte sie schon nicht mehr.
Sie klappte das Buch auf und blätterte fieberhaft. Es kostete sich keine Mühe, sich daran erinnern, wie Dracos Blume aussah. Mittlerweile hatte sie sie so oft angesehen und so viele Sachen damit angestellt, dass sich ihr Bild bis zur letzten schleimverschmierten Faser tief in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte.
Und dann, auf Seite 170, fand sie sie endlich, da war sie!
Rasch vertiefte sich Hermione in den Text, der darunterstand.
Das triumphierende Lächeln, das zunächst auf ihrem Gesicht erschienen war, wurde kleiner und kleiner und machte schließlich einem Ausdruck von Entsetzen Platz. Die Farbe kroch ihr aus dem Gesicht.
Das Buch zitterte in ihren Händen. Sie hatte den dringenden Wunsch, es wegzuwerfen, als stünde es in Flammen. Sie hatte die Wahrheit entdeckt. Aber die Wahrheit war so häßlich, so widerlich häßlich, dass sie wünschte, es wäre nicht passiert.
Der Plan, der Plan von Dracos Vater, der hinter dieser Blume stand, entfaltete sich in furchtbarer Klarheit vor ihrem geistigen Auge.
Gedanken sirrten durch ihren Verstand....Gedanken daran, dass sie Draco mochte....dass sie ihn viel mehr als nur mochte....dass sie seine spöttischen blassen Augen mochte, die kühle Glätte seiner Haut und seine spitze Zunge und seinen verletzten, kindischen Stolz, wenn er schmollte...seine kleinen Unsicherheiten und seine widerwillige Anerkennung für sie....aber das alles löschte die bittere Tatsache nicht aus, dass sie wußte, wer er war. Und wie er war.
Wenn Draco es herausfand.....wenn Draco herausfand, was diese Blume konnte.... ....dann würde er sie einsetzen. Ohne Nachzudenken. Ohne Skrupel.
Es war das, was er tun würde. Es war exakt das, was er tun würde. Sein Vater wußte es.
Er würde es tun.
Und sie, sie würde die Mitschuld an allem haben.
Nein. Nein, bitte nicht.
Hermione sah sich um. Nun musste es schnell gehen. Bloß nicht in der Politiksektion Percy Weasley in die Arme laufen! Aber nein, sie hörte, wie er zwei Gänge weiter irgendeinem armen Teufel irgendwas von der Druidendoktrin von 1788 vorfaselte....er war also abgelenkt....
Sie fuhr zusammen, als ein Uhu sich mit rauschenden Flügeln auf ihre Schulter niederliess. Er hatte eine kurze Notiz an seiner Kralle. Unverkennbar Dracos Handschrift.
Und sie wußte, dass das letzte Kapitel dieses Abenteuers unmittelbar bevorstand.
Hermione liess das Buch achtlos auf den Boden fallen und lief los.
Sie hatte keine Ahnung, daß sie beobachtet wurde.
Hermione hastete durch die Gänge der Bibliothek.
Es war ihr eben noch gelungen, in die historische Sektion abzutauchen, bevor Parvatis Schwester Padma sie entdecken und in ein Gespräch über Haarverlängerungszauber oder ähnliches hineinziehen konnte.
Nervös wanderte sie die Reihen der Geschichtsbücher ab.
Sie waren all die Zeit über im Irrtum gewesen, Draco und sie. Schwarze Zauberei, am Arsch.
Schwarze Magie hatte etwas damit zu tun, das sicher. Aber die Wahrheit war einfacher. So viel einfacher.
Draco würde lachen, wenn sie ihm das erzählte. Vielleicht würde er ihr auch nur wortlos die Haare vom Kopf reißen.
Es war so einfach! Dass sie das nicht als allererstes überprüft hatte! Aber sie hatte einen Besen vorm Kopf gehabt. Wenn Harry und Ron ihr nicht dieses Fossil in die Hand gedrückt hätten....vielleicht wär sie nie drauf gekommen....
Das schlechte Gewissen biß sie, als sie an die beiden dachte. Harry. Und Ron. Sie mußte es ihnen irgendwann erklären....alles erklären....wenn es vorbei war....
Und vielleicht konnte sie Harry dieses Faule-Tricks-beim-Quidditch-Buch schenken. Er hatte es sowieso mehr verdient als Draco. Auch wenn Draco es bei seinen Quidditch-Künsten zweifellos besser brauchen konnte.
Sie erreichte das letzte Regal und ging ungeduldig davor auf und ab. An dieser Stelle war der Staub meterdick. Es war ein Regal, an dass sich nie irgendwer verirrte, nicht einmal Percy Weasley während einer akuten Attacke von Prüfungspanik. Hier irgendwo musste das Buch sein....
"Hopsa....halloooo Mione....hicks.....dassichdich heute hier treffe...wo isn dein Lova... dieser Dingsbums....."
Ein Kobold, mühsam auf einen Kehrbesen gestützt, kam auf sie zugeschwankt.
Hermione biß sich auf die Lippen. Keine Unterbrechung, nicht in diesem Moment!
"Hallo Hagbart," murmelte sie tonlos. "Frohe Weihnachten."
"Ichbinnich Habart, ichbin sein Bruder....hips...Watzlav.....aber ich weiss, dasis euch Menschn eh egaaal.....hicks....ich kenndas, ich kanneuch auchnich unterscheidn...."
"Warum holst du dir nicht noch´n Butterbier," fauchte sie kurz angebunden, "auf Dracos Rechnung? Oder, am besten, du nimmst einfach einem Schüler eins weg, die laufen heute alle mit sowas rum..."
Da! Das musste es sein! Sie nahm das Buch aus dem Regal und blies den Staub von dem massigen, schimmeligen Einband.
"Isjagut....hips....binschonwech....zickich....ihr Menschn seid sowas von zickich....hopsa, fast wär was passiert...." schmollend machte sich der Kobold davon.
"Und außerdem, Draco ist nicht mein Lover..." murmelte sie mit trockenem Hals. Aber der torkelnde Kobold hörte sie schon nicht mehr.
Sie klappte das Buch auf und blätterte fieberhaft. Es kostete sich keine Mühe, sich daran erinnern, wie Dracos Blume aussah. Mittlerweile hatte sie sie so oft angesehen und so viele Sachen damit angestellt, dass sich ihr Bild bis zur letzten schleimverschmierten Faser tief in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte.
Und dann, auf Seite 170, fand sie sie endlich, da war sie!
Rasch vertiefte sich Hermione in den Text, der darunterstand.
Das triumphierende Lächeln, das zunächst auf ihrem Gesicht erschienen war, wurde kleiner und kleiner und machte schließlich einem Ausdruck von Entsetzen Platz. Die Farbe kroch ihr aus dem Gesicht.
Das Buch zitterte in ihren Händen. Sie hatte den dringenden Wunsch, es wegzuwerfen, als stünde es in Flammen. Sie hatte die Wahrheit entdeckt. Aber die Wahrheit war so häßlich, so widerlich häßlich, dass sie wünschte, es wäre nicht passiert.
Der Plan, der Plan von Dracos Vater, der hinter dieser Blume stand, entfaltete sich in furchtbarer Klarheit vor ihrem geistigen Auge.
Gedanken sirrten durch ihren Verstand....Gedanken daran, dass sie Draco mochte....dass sie ihn viel mehr als nur mochte....dass sie seine spöttischen blassen Augen mochte, die kühle Glätte seiner Haut und seine spitze Zunge und seinen verletzten, kindischen Stolz, wenn er schmollte...seine kleinen Unsicherheiten und seine widerwillige Anerkennung für sie....aber das alles löschte die bittere Tatsache nicht aus, dass sie wußte, wer er war. Und wie er war.
Wenn Draco es herausfand.....wenn Draco herausfand, was diese Blume konnte.... ....dann würde er sie einsetzen. Ohne Nachzudenken. Ohne Skrupel.
Es war das, was er tun würde. Es war exakt das, was er tun würde. Sein Vater wußte es.
Er würde es tun.
Und sie, sie würde die Mitschuld an allem haben.
Nein. Nein, bitte nicht.
Hermione sah sich um. Nun musste es schnell gehen. Bloß nicht in der Politiksektion Percy Weasley in die Arme laufen! Aber nein, sie hörte, wie er zwei Gänge weiter irgendeinem armen Teufel irgendwas von der Druidendoktrin von 1788 vorfaselte....er war also abgelenkt....
Sie fuhr zusammen, als ein Uhu sich mit rauschenden Flügeln auf ihre Schulter niederliess. Er hatte eine kurze Notiz an seiner Kralle. Unverkennbar Dracos Handschrift.
Und sie wußte, dass das letzte Kapitel dieses Abenteuers unmittelbar bevorstand.
Hermione liess das Buch achtlos auf den Boden fallen und lief los.
Sie hatte keine Ahnung, daß sie beobachtet wurde.
