bombay's Laberecke: Ich bin echt doof. Danke, Cindy, dass du mich auf diesen echt bescheuerten Fehler aufmerksam gemacht hast... Nee nee nee, da hat man zwei Betaleser (die das leider nie gelesen haben... ^^°) und liest sich det Zeuch auch noch fünf mal durch - und dann übersieht man *so* was!! Argh! Tut mir echt leid! *Asche auf ihr Haupt streu*
Danke mein liebes kleines to-chan-chan!! *hugs to-chan*
weiter geht's...

upload #002: forsaken

Die Erinnerung kam, wie alle Erinnerungen kamen: zu schnell, zu plötzlich und viel zu... erschütternd?! Omi hatte erneut einige Schmerztabletten genommen; nicht, weil er tatsächlich irgendwelche Schmerzen neben seinem Auge empfand, sondern nur, weil er vielleicht nichts besseres wusste und wahrscheinlich war er sowieso längst süchtig...
Er hatte zu viele genommen und zusammen mit den zwei Valium und den Schlaftabletten davor wurde er schnell schläfrig und ließ sich erschöpft auf das noch warme Laken zurücksinken.
Erst glaubte er, es wären Halluzinationen, Trugbilder, die ihm sein erschöpfter Geist vorgaukelte...
Aber sie waren es nicht.
[Was er sah, waren die letzten Sekunden des Lebens seiner Freunde]
rewind
Es war weder Tag noch Nacht, nicht einmal eine wahre Mischung derselben. Staub und Asche und Rauch hatten den Himmel so sehr verfinstert, dass eine künstliche Nacht geschaffen wurden war. Aber es war auch keine Nacht. Trübes, milchiges Dämmerlicht, immer wieder von grellen, lautlosen Blitzen unterbrochen, machte es unmöglich eine Sonne oder wenigstens einen Himmel oder sonst etwas zu erkennen. Er schwitzte. Noch war er so gut wie unverletzt, aber er würde sich selbst belügen, würde er auch nur eine Sekunde daran denken, die nächsten Stunden überleben zu können. Vielleicht war er in zwei Stunden schon von Oracles Kugeln durchsiebt, vielleicht war er bereits in 20 Minuten tot... Er wusste es nicht und genau das machte ihn verletzlich. Vielleicht wartete sein Mörder bereits hinter ihm? ...
Er bemerkte kalten Angstschweiß auf der Stirn. Omi hörte etwas hinter sich, trainierte sich mit seinen jahrelang trainierten Reflexen um und zog gleichzeitig in einer fließenden Bewegung seine Darts.
Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.

[replay modus: slow-motion]
[Tone: off]

Es war wie in einem dieser alten, schwarzweißen Hollywoodproduktionen Marke Stummfilm. Die grellen Lichtblitze, die wohl von Explosionen in der Nähe herrührten und die das Geschehen immer wieder schaurig im weißen Stakatto erleuchteten, wirkten wie Risse im Abspielband, Fehler, Verunreinigungen... Der einzige Ton, den man hören konnte, war das leise aber stetige Knacken, wie ein altes Radio, das knackt...
Sie standen vor ihm, kaum zwei Meter von ihm entfernt... eine Art Halbkreis... Ein besonders heller Blitz erleuchtete für den Bruchteil einer Sekunde ihre Gesichter. Was er in ihren Augen sah, lies sein Blut zu Eis erstarren. Entsetzen, maßloses Entsetzen, Grauen, nie gekannte Furcht...
Instinktiv wich er etwas zurück, ehe er leise, zitternd fragte:
Aya?... Ken?... Yohji... Kein Ton kam über seine Lippen, sein Mund bewegte sich aber es blieb still bis auf das lauter werdende Knacken im Hintergrund. Er atmete heftig, seine Augen huschten von einem zum anderen.
Wa-was ist los?, fragte er mühsam, schleppend und voller Angst.

Im selben Moment explodierten sie.

Ein Schwall Blut traf Omi an Beinen, Oberkörper und im Gesicht. Er erstarrte. Klebrige, dunkelrote, fast schwarze Flüssigkeit tropfte von seinen Haaren auf seine Wange, floss seine Wange hinab und ergoss sich ohne Unterlass auf seinen hellen Pullover. Rote Flüssigkeit tränkte seine , ließen Weiß zu Rot werden, benetze ihn, benetzte ihn, benetzte ihn... Er schmeckte Blut in seinem Mund, wusste im gleichen Augenblick, dass es nicht sein eigenes war, vielleicht aber Kenkens... oder Ayans... Yotans? Der metallisch-süße Geschmack des Blutes ließ ihn husten, röcheln, spucken... Er erbrach sich wieder und wieder, während Tränen über seine Wangen rollten bis sein Gesicht zu brennen anfing. Als er nach einer halben Ewigkeit wieder aufsah, sah er direkt in Berserkers Augen...
[interrupt]
Woran er sich weiter erinnerte, war ein bestialischer Schmerz.
Der Schmerz, wenn dir das Augenlicht genommen wird.
Omi schrie auf, versuchte zu erwachen, hoffte, aus diesem Horrorszenario entfliehen zu können, wenn er sich einredete, dies sei ein Traum, ein Traum, nur ein Traum, keine Erinnerung...
Aber er konnte nicht entfliehen. Wie könnte ein Mensch vor seiner Vergangenheit fliehen? Wie vor etwas fliehen, das in jede Pore, in jede einzelne Zelle eingedrungen ist? Wie etwas entfliehen, das man selber ist??
Er kehrte zurück in die Welt voller Rauch, Qualm und Blut, voller Schmutz und Tod.
Der Schmerz explodierte in seinem Hinterkopf, pflanzte sich rasend schnell fort in Stirn, Wirbelsäule und...
Omi schrie. Wie von Sinnen schrie er. Er wälzte sich auf dem Boden, der mit Glassplittern übersät war und presste die Hände auf seine blutigen Augen. Oder auf die Stellen, wo er einmal Augen gehabt hatte...
Erst nach Minuten wurde er ruhig, blieb zusammengekrümmt liegen und wimmerte leise. Berserker schwieg, starrte auf den kleinen Jungenkörper zu seinen Füßen. Genussvoll beobachtete er das unkontrollierte Zucken von Omis Gliedern... Berserker wusste, dass er Macht über besaß. ER konnte ihn quälen, ihm die Hände abhacken, ihm die Wangen aufschneiden, er konnte ihm die Pulsadern aufritzen, sich in seinem Blute baden, er konnte ihn vergewaltigen, ihm die Beine brechen, aber er konnte ihn auch einfach schön langsam und qualvoll... töten.
Berserkers Augen wanderten über den schmerzgebeutelten Körper Bombays. Nein, er würde ihn nicht weiter quälen. Er würde ihn nicht einmal vergewaltigen. Er sollte am Leben bleiben... und dem selben Wahnsinn verfallen, dem auch die anderen verfallen waren. Er sollte dem Schwarzen verfallen, er sollte in die Dunkelheit eintauchen. Wenn es eine größere Qual für etwas Weißes gab, dann war sie zumindest noch nicht erfunden. Bombay sollte wahnsinnig werden. Langsam... wahnsinnig werden... Bis er selbst den Tod wählte... Bombay sollte werden wie Nagi, oder wie Schuldig. Er sollte von seiner eigenen dunklen Seite aufgefressen werden... Vernichtet... vernichtet, vernichtet!

Omi erwachte. Was eigentlich hieß: Er fiel zurück in diese Schwärze, aus der er nie wirklich hatte fliehen können. Schwer atmend lag er auf seinem Bett, auf dem Rücken. Ihm war kalt, aber er wusste ganz genau, dass ihm auch bei 40°C kalt gewesen wäre. Er fror innerlich. Sein Herz war kalt wie Eis, eiskalt, wie ein Eiszapfen so kalt. Und der Eiszapfen drohte ihn zu zerschneiden...

Die nächsten Tage nahm er wie in einem Traum war: verschwommen, unscharf und vernebelt. Die Zeit schien plötzlich ganz anderen Gesetzen zu gehorchen; mal verflogen die Sekunden und Omi hörte den Befehl der Nachtruhe einen Wimpernschlag nachdem der erste Wecker geläutet hatte... An anderen Tagen verhielt sich die Zeit wie eine träge, zähflüssige Masse, die sich nicht recht fortbewegen wollte und nur in Brocken und bröckchenweise an ihm vorüber zog. Omi lag auf seinem Bett, hörte MP3s, die er allesamt bereits auswendig kannte (und es waren 500 Lieder gespeichert), oder auch keine M?3s mehr, seitdem seine Batterien ausgefallen waren. Als seine Batterien das erste mal ausfielen, hatte er einen richtigen Tobsuchtsanfall bekommen, er war aufgesprungen und hatte versucht zur Tür zu rennen... Dabei riss er seinen Tropf um und fiel mit ihm zu Boden... Seitdem hatte er sich nur erhoben, um ins Bad zu gehen. Er hing wieder am Tropf und ließ sich alle 6 Stunden eine gute Portion Morphium verabreichen - wahrscheinlich war er nur deshalb so ruhig.
Omi lag auf seinem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und schien zur Decke zu starren, hätte er nicht den verräterischen Verband um die Augen, der jeden eines besseren belehrte. Omis Gedanken weilten während dieser Zeit mehr bei Weiß, als je zuvor. Wahrscheinlich stimmte dieser Spruch sogar, dass man erst bemerkt, wieviel einem etwas wert ist, wenn es nicht mehr da ist. Omi hatte aufgegeben, vor seiner Realität und seiner Vergangenheit zu fliehen. Er hatte bemerkt, dass er das auf Dauer nicht bringen könnte. Immer wieder zogen die Bilder dieser Nacht (Nacht?) an ihm vorbei, er versuchte sich jede einzelne Bewegung zu merken, speicherte alles in seinen Zellen ab, jedes Detail, jede noch so winzige Kleinigkeit...

In Omis Kopf reiften immer wieder neue Ideen, die zu Plänen heranwuchsen, zu Hirngespinsten wurden und letztendlich als Idiotenwunsch wieder verblassten. Pläne. Rachepläne? Nein... nicht wirklich. Es gab niemanden, an dem er sich noch hätte rächen können. Natürlich - Berserker. Und Omi war sich nicht einmal sicher, ob er Berserker nicht grausam töten würde, wenn er ihm das nächste mal über den Weg lief... Wenn er ihn dann irgendwie erkennen könnte, dachte er bitter.
Nein, was Omi wollte war keine kleinkarierte Rache à la oder ähnlichen Motiven. Rache in einem anderen Maßstab, das war es, was er wollte. Er wollte Kritiker auslöschen. Kritiker und was noch über denen stand...
Das einzige, was er dazu eben noch benötigte, waren Augen. Und einen Freund, oder etwas ähnliches, der ihm beistehen würde... Er verwarf seinen letzten Gedanken sofort wieder. Kein Freund. Keine Freunde mehr. Nie wieder. Er wollte nicht noch mal den Schmerz fühlen müssen, den jeder fühlt, der einen Freund verliert...