3-Meetings
Spike lief die Springstreet entlang. Irgendwo hatte er die Tante der beiden
Halloweengeisterchen doch schon mal gesehen! Er wusste nur nicht wo. Er steckte
die Hände in die Taschen seines schwarzen Mantels. Er fühlte etwas knisterndes
zwischen seinen Fingern. Er zog einen schon sehr mitgenommen aussehenden
zerfledderten Briefumschlag aus der Tasche, in welchem sich ein ebenso
zerfledderter Brief befand. Es war der Brief, den Buffy ihm zum Abschied
geschrieben hatte. Spike glättete ihn und las ihn im Licht einer Straßenlaterne
wohl zum 1000 000 Male.
Ich weiß nicht, wie ich diesen Brief beginnen soll, also lasse ich die Anrede
am besten weg! Spike, es tut mir so unsäglich leid, dass ich das tun musste,
aber es gab einfach keinen anderen Ausweg! Du darfst auf gar keinen Fall
glauben, es sei deine oder irgendeines anderen Schuld! Niemand kann etwas
dafür! Ich bin weggegangen, in der Hoffnung, das alles möglichst schmerzfrei
für dich und die anderen, aber auch für mich, hinter mich zu bringen. Es gibt
so vieles, was ich dir noch sagen möchte, aber es ist besser, es nicht zu tun,
damit du mich so schnell wie möglich vergisst. Such dir ein anderes Mädchen,
das ganz normal ist und mit der du eine (soweit es geht) "Normale"
Beziehung führen kannst! Oh Gott, ich habe schon so viel Zeig geschrieben, aber
dir noch nicht den Grund genannt, wieso ich gehen musste. Spike, durch meinen
Tod haben sich viele Auflagen und Regeln drastisch verschärft. Und besonders,
was meine Beziehungen angeht. Ich kann dir nicht sagen, wer diese Bedingungen
aufgestellt hat. aber Spike, wir dürfen nicht zusammen sein. So nach dem Motto,
"Die Jägerin darf sich auf keinen Fall mit dem "Feind"
einlassen". Spike, es ist mir sehr wichtig, dass du weißt, dass ich dich
NICHT für den Feind halte, wie ich weiß, dass du eine Seele (bekommen) hast.
Zum Schluss möchte ich dir noch danken, dafür, dass du immer für mich da
gewesen bist, wenn ich dich gebraucht habe und für die ganze schöne Zeit, die
wir zusammen hatten. Such bitte nicht nach mir, es ist besser so! Ich liebe
dich!
Buffy
Spike seufzte und faltete den Brief wieder zusammen. Buffy hatte gut reden,
"Such dir ein anderes Mädchen". Als ob er sie je hätte vergessen
können! Als er vor sechs Jahren den Brief das erste Mal gelesen hatte, war er
nicht fähig, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Das konnte er jetzt oft
immer noch nicht. Er hatte sie, trotz ihrer Bitte es nicht zu tun, gesucht,
aber es war vergebens gewesen. Nirgends konnte er sie finden. Aber er hatte die
Hoffnung noch nicht aufgegeben. Er MUSSTE sie einfach finden!
Diana drückte auf die Klingel und stellte sich dann wieder neben ihren Bruder.
Entgegen den Anweisungen ihrer Mutter und Tante Liz standen sie hier vor dem
Haus des Mannes, der sie gestern gerettet hatte. Sie wussten nicht wieso, aber
ihre Mutter hatte ihnen ausdrücklich verboten, sich bei dem Mann zu bedanken
oder ihn noch mal zu treffen. Aber Diana und Jason fanden das ziemlich unfair,
immerhin hatte dieser Mann verhindert, dass Diana und vielleicht auch Jason
jetzt als richtige Vampire durch die Gegend liefen! Aber jetzt waren ihre
Mutter und Tante Liz noch bei der Arbeit, und sie hatten zum Glück früher
Schule aus gehabt. Die Tür wurde von einer etwa zwanzig Jahre alten jungen Frau
geöffnet. Sie hatte braune lange Haare und ihre Augen blitzten freudig, als sie
die beiden Besucher sah.
"Hallo, wo wollt ihr denn hin?", fragte Dawn
und beugte sich zu den beiden hinunter.
Spike hatte den anderen nichts von den
beiden erzählt.
"Wir wollen zu diesem Mann, der uns gestern Abend geholfen
hat und uns bei ihm bedanken!", erklärte Diana.
"Er ist ungefähr zwei
Meter groß, hat blonde Haare, einen schwarzen Mantel an und ist ganz
stark!", fügte Jason hinzu.
Dawn lachte. "Na dann kommt mal rein ihr
beiden!"
Sie brachte die beiden runter in den Keller und klopfte an Spikes
Wohnungstür.
"Du hast Besuch!"
Ein sehr verwunderter Spike öffnete
die Tür. Er lächelte, als er Dawns kleine Begleiter sah.
"Na, hallo! Wollt
ihr reinkommen?"
Die beiden nickten und Spike bot ihnen einen Platz auf
der Couch an.
Dawn lächelte die beiden an und sagte zu Spike: "Ich komme
gleich wieder!"
Spike setzte sich den beiden gegenüber in einen Sessel.
"Wollt ihr etwas
trinken?", fragte er die beiden.
Beide schüttelten schüchtern den Kopf.
"Wir wollten uns bedanken, dass Sie uns gestern das Leben gerettet
haben!", begann Diana und Jason nickte.
"Ja, danke, dass war voll
cool, wie Sie den Vampir erledigt haben!"
Spike runzelte die Stirn.
"Woher wisst ihr denn, dass das ein Vampir war?", fragte er die beiden.
"Äh..." Jason wusste nicht, was er sagen wollte, wenn er seine Mutter
nicht verraten wollte.
"Na, das ist doch klar! Sie haben ihm einen Pflo...
äh, ein Stück Holz ins Herz gerammt, und dann ist er zu Staub zerfallen.
Außerdem wollte er mich beißen!", sprang Diana ein.
Spike zog eine
Augenbraue hoch. "Ah, ja, ihr seid ja richtig klug!", bemerkte er.
Da kam Dawn gefolgt von Willow, Tara, Giles, Anya und Xander herein, die natürlich
alle die beiden Besucher von Spike sehen wollten.
"Da bin ich wieder Spike!
Willst du uns deinen Gästen nicht einmal vorstellen?", sagte Dawn.
Die beiden Kinder sahen sie verwirrt an und dann auf Spike.
Dann flüsterte Jason
Diana etwas ins Ohr: "Hast du gehört, die Frau hat ihn Spike
genannt!"
Diana nickte und rutschte von der Couch. Sie gab ihrem Bruder
einen unauffälligen Wink, das selbe zu tun. Sie ging zu Dawn und schüttelte ihr
die Hand.
"Guten Tag, mein Name ist Diana, und das ist mein Bruder Jason!
Spike hat uns gestern das Leben gerettet, er hat so einen Vampir erledigt, der
uns angegriffen hat!"
Dawn lächelte und sagte: "So, er hat euch das
Leben gerettet?"
Sie schickte einen kurzen verwunderten Blick zu Spike und
fuhr dann fort: "Schön euch kennen zu lernen! Mein Name ist Dawn!"
Nacheinander schüttelten Diana und Jason die Hände der Scoobies. Dawn bemerkte,
wie kalt die Hände der beiden war und runzelte die Stirn. Tara lachte.
"Da sind wir gerade mal drei Tage in New York, und schon haben wir so nette kleine
Freunde kennen gelernt!", sagte sie fröhlich.
Diana lächelte ein wenig.
"Wo haben sie denn früher gewohnt?", fragte sie interessiert.
"Es ist eine sehr kleine Stadt, du wirst sie sicher nicht kennen, sie
heißt Sunnydale!", antwortete Willow.
Jason stieß Diana an. Sie nickte
kaum merklich. Sie beschlossen, alles auf eine Karte zu setzen.
"Sunnydale? Da hat unsere Mom ja auch mal gewohnt!", sagte Jason
freudestrahlend.
Dawn lächelte. "Wirklich? Wie heißt sie denn, vielleicht
kennen wir sie ja!" Diana räusperte sich.
"Unsere Mom heißt Buffy Ann
Summers!"
Alle Scoobies und besonders Spike, sahen sie geschockt an. Giles
wollte gerade etwas sagen, als in Dianas Tasche ein Handy klingelte.
Buffy fuhr in die Einfahrt zu ihrer Garage. Sie stieg aus dem Auto und ging zur
Haustür. Als sie diese öffnete, kam ihr ein Schwall kalter Luft entgegen.
Vorsichtig ging sie weiter ins Wohnzimmer. "Diana?
Jason? Liz?" Sie bekam keine Antwort. Liz war wahrscheinlich noch im Institut
und Diana und Jason waren gerade auf dem Heimweg von der Schule. Im Haus war es
still. Zu still! Langsam stieg Buffy die Treppe zu den Schlaf- und
Kinderzimmern hoch. In ihrem Zimmer öffnete sie die Waffentruhe und nahm einen
Pflock und einen Dolch heraus. Eine Tür fiel zu. Der Knall ließ Buffy
unwillkürlich zusammenfahren. Da war etwas. Sie konnte es spüren. Nur wusste
sie nicht was da war. Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und wählte Dianas
Nummer. Liz würde noch bis spätabends im Institut bleiben, aber Jason und Diana
würden bald nach Hause kommen. Das musste sie bis aufs weitere verhindern.
