Hermine segelte über den Tisch und ließ sich schwer atmend zwischen sie fallen. Ginny sah wieder neugierig auf, ebenso wie der Rest der Schüler, der sich aber bald wieder seinem Abendessen zuwandte. Die komischen Anfälle von Potter und seinen Freunden kannte man ja schon.

"Was ist denn los?" verlangte Ron zu wissen. Hermine hielt die Seite vor ihnen verdeckt um die Spannung zu steigern. "Ich habe", begann sie, und zitterte dabei leicht, " den ganzen Tag in der Bibliothek verbracht." "Oh Wunder, ist ja was ganz neues", murmelte Harry. Hermine warf ihm einen garstigen Blick zu. "Ich habe eine ganz neue Abteilung der Bibliothek entdeckt- und dabei dachte ich, ich kenne schon alles! Ihr glaubt gar nicht, was es da für Bücher gibt! Ich weiß noch nicht einmal ob Madam Pince davon weiß, denn. irgendwie kam mir der Weg zu der neuen Abteilung wie eine Art Geheimgang vor. Ich weiß gar nicht warum er mir aufgefallen. Ich könnte fast schwören, dass ich ihn vorher noch nie gesehen habe! Und außerdem-" "Ist ja gut, Herm", winkte Ron hastig ab. "Erzähl einfach was du gefunden hast."

Ginny hatte sich jetzt ganz unverhohlen zu ihnen herübergebeugt und hörte mit. "Also." Hermine räusperte sich. "Ich denke, ich habe einen ganz sagenhaften Fund gemacht. Etwas, das keiner vorher hatte. Was keiner kennt. Eine absolute Sensation." Harry bemerkte, dass Hermines selbstzufriedenes Gesicht innerlich bebte und vor unterdrückter Freude fast zu strahlen schien. "In einer öffentlichen Schulbibliothek?" fragte Ron sarkastisch. Ginny gluckste, und Harry konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Hermine runzelte ärgerlich die Stirn. "JA, Ron, in einer öffentlichen Schulbibliothek. Wahrscheinlich hat bloß keiner zuvor das Buch gefunden." "Na ja, zumindest Madam Pince wird davon wissen", bemerkte Harry. "Madam Pince hat auch nicht alle Bücher gelesen!" fauchte Hermine. "Außerdem, wie ich schon sagte, bezweifle ich dass selbst sie je in diesem Teil der Bibliothek war." "Du meinst also," Ron lehnte sich zurück und klopfte sich auf den Bauch, "Dass du ganz plötzlich einen ganz neuen Raum gefunden hast, den außer dir kein anderer kennt, und der so mysteriös auftaucht wie der Komm-und-Geh Raum ja? (A/N: Ich weiß nicht, wie der Raum in der Deutschen HP5 Ausgabe heißt, aber im Englischen ist es der "come-and-go-room" or "room of requirements", was ich eine sehr nette Bezeichnung finde) Also Hermine, ich weiß ja nicht." "Du weißt eine ganze Menge nicht, Ron! Zum Beispiel hast du keine Ahnung von-" "Aaaaw, Ärger im Potter-Paradis?" Draco Malfoy war hinter ihnen stehen geblieben. Vier Köpfe wandten sich ruckartig zu ihm um. Ron und Harry öffneten den Mund um etwas zu erwidern und Hermine versteckte schnell das Pergament hinterm Rücken, aber Ginny war schneller. "Was willst du Malfoy?" fragte sie kühl. "Soweit ich weiß ist dein Tisch dahinten." "Rotlöckchen, das Essen ist vorbei und ihr liegt bloß auf meinem Weg. Also reg dich nicht auf." Malfoy rümpfte die Nase und wandte sich Harry zu. "Was neues vom dunklen Lord gehört, Potter?" fragte er. Harry zog die Augenbrauen hoch. "Voldemort hat mir wieder geschrieben", sagte er nur. "Ich frag mich, was ihr immer zu bereden habt", murmelte Malfoy leise. Harry seufzte. "Wenn es dich interessiert, er wird mit der Zeit immer ekliger und macht perverse Andeutungen auf." "Harry es ist gut." Hermine schob sich eilig dazwischen. "Sorry Maf, aber wir müssen jetzt wirklich, wirklich hoch in unseren Gemeinschaftsraum." Sie packte Ron und Harry bei der Hand und zog sie von ihren Stühlen hoch und davon. Ginny folgte ihnen, warf aber noch einen blick zurück auf Malfoy der mit fragendem Gesicht am Gryffindortisch stand. "Maf???"

"Also Hermine, was hast du herausgefunden?" Sie hatten sich in den Jungenschlafsaal zurückgezogen, der zurzeit noch leer war. Ginny hatte mitkommen wollen, und so saßen sie jetzt alle zusammen auf Rons Bett. Hermine richtete sich kerzengerade auf und fischte das Pergament aus ihrer Tasche. Ohne weitere Worte legte sie es in die Mitte und leuchtete mit ihrem Zauberstab darauf, so dass alle es sehen konnten. Auf dem Pergament befand sich eine Zeichnung, fast so gut wie eine Fotographie und in Farbe. Auf ihr waren vier Personen zu sehen. "Dass", sagte Hermine ehrfürchtig, "sind die Gründer von Hogwarts."

Sie starrten lange das Bild an. Sehr lange. Keiner traute sich etwas zu sagen. "Auf der Rückseite steht etwas darüber", sagte Hermine schließlich leicht schüchtern. Vorsichtig drehte Ron das Pergament um. Es war mit einer schwer zu lesenden, altertümlichen Schrift bedeckt. Sie lasen:

*Diese Zeichnung aus dem frühen achten Jahrhundert ist das einzige bekannte Bild der

Gründer der berühmten Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei, Salazar Slytherin, Rowena

Ravenclaw, Godric Gryffindor und Helga Hufflepuff (v. l.) Die Gründer waren die damals

wohl mächtigsten Zauberer ihrer Zeit. Wohl jeder von ihnen stammte von Merlin dem großen

ab, allerdings über verschiedene Familienzweige. Sie waren einander ebenbürtig in ihrer

Zauberkraft, doch jeder deckte mit seinen Fähigkeiten einen anderen Bereich mehr ab. In was

für einer genauen Beziehung sie zueinander standen, ist nicht ganz klar. Man spricht von einer

starken Freundschaft zwischen Slytherin und Gryffindor, aber ebenso zwischen Hufflepuff

und Ravenclaw. Es ist nicht bekannt, ob es vielleicht sogar mehr als Freundschaft war. Doch

zu neunundneunzig protzentiger Sicherheit lässt sich sagen, dass Salazar Slytherin ebenso wie

Helga Hufflepuff keine Nachfahren hatte. Der einzige, der je etwas darüber hätte sagen

können, wurde vom Slytherin umgebracht, bevor er sein wissen mit anderen teilen konnte.

Das verhärtet die Vermutung, dass die Freundschaft der Gründer nicht rein platonisch war.

Obwohl es nicht erklärt, warum Slytherin sich schließlich mit den anderen zerstritt (angeblich

wegen einer Unstimmigkeit über die Aufnahme der Schüler) gibt es für uns keinen

ersichtlichen Grund, warum er den armen Mann umbrachte, der damals Hausmeister in

Hogwarts war und dessen Kinder und Nachfahren später große Taten vollbrachten: Bryan

Dumbledore.*

Wortlos drehte Ron das Blatt wieder um, und sie starrten alle auf Slytherins blasses, spitzes Gesicht mit den kalten grauen Augen und den silberblonden langen Haaren. "Ich denke ich werde Voldemort noch einmal schreiben müssen", bemerkte Harry düster.

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Okeeh, das hier war auch nicht viel länger, aber ich hab ja versprochen was hochzuladen ;o) ich weiß nicht wie lange es dauert bis der nächste Brief kommt, Sorry das hier noch keiner drin war.