Titel: Aus dem Dunkeln ins Licht
Autor: Shajienne (shajienne@unicum.de)
Rating: PG Warnungen: Shonen-ai ( das bedeutet: Junge liebt Junge), ein bisschen angst vielleicht... Kommentar: Ich weiß, dass Harry niemals so denken würde, aber mir gefällt es so. Vielleicht ist die Geschichte ja auch in einem AU....? Disclaimer: Harry Potter und alle damit verbundenen Personen und Schauplätze gehören Joanne K. Rowling (ich leihe sie mir nur für meinen Fanfic aus und gebe sie unbeschädigt zurück... () Ich mache keinen Profit mit dieser Story!
* * * * * * * * *
Erster Teil
Freitag d. 07.12., elf Uhr vormittags, Hogwarts, Zaubertränke bei Snape:
Harry saß teilnahmslos in Professor Snapes Unterricht. Die Worte seines Lehrers rauschten zum größten Teil an ihm vorbei und die Anmerkungen, die Snape während der Stunde an die Tafel geschrieben hatte, hatte er bisher auch nur halb abgezeichnet.
Die Sache, oder bessergesagt die Person, die seine Konzentration auf sich zog, ohne selbst etwas davon zu wissen, war der blonde Gott vor ihm, dessen Hinterkopf Harry schon während der gesamten Stunde angestarrt hatte. Vielleicht war dies ja sogar einer der Gründe, warum er in Zaubertränke so schlecht war, dachte Harry zu sich lächelnd, aber er konnte seinen Blick einfach nicht von Draco Malfoy abwenden.
Malfoy, sein Feind und seine heimlich Liebe. Malfoy, dessen zarte und helle Nackenhaut nur knapp einen Meter vor ihm war. Malfoy, den er hasste und doch vergötterte.
Schon seit Jahren waren die beiden verbitterte Feinde. Seit Ewigkeiten waren Beleidigungen und Hass für die beiden schon Alltag, genau wie das tägliche Essen, der Unterricht, Quidditch und so weiter... Aber in all dieser Zeit hatten sich Harrys Gefühle langsam, ja fast schleichend, ins Gegenteil verändert. Harry schätzte, dass es damit angefangen haben musste, dass er sich gewundert hatte, warum der blonde Slytherin ihn so hasste. Dies hatte dazu geführt, dass Harry ihn mehr beobachtet hatte und Nachforschungen über ihn angestellt hatte. Die Antwort auf diese Frage hat er allerdings nie gefunden, aber dafür ist ihm an jedemTag, an dem er Malfoys Verhalten studiert hatte, aufgefallen, wie gutaussehend der andere bei genauerem Betrachten eigentlich war. Die Art wie seine blau-grauen Augen zu leuchten schienen, wenn die Sonne in sie schien, das Grinsen das seine Lippen umspielte, wenn ihm etwas gefiel, die schlanke aber männliche Figur und seine sanften Hände ließen sich nicht mehr aus Harrys Kopf verbannen, so sehr er es auch versuchte.
Und wenn Draco dann auch noch direkt vor ihm saß, trug das auch nicht sonderlich dazu bei, Harrys Gedanken auf den Unterricht zu lenken.
Harry seufzte leise und wandte sich wieder dem Unterricht zu
Snape war gerade dabei die Stunde zu beenden - "Endlich... wurde aber auch langsam Zeit" dachte Harry - und der Professor schwang, seine Worte unterstützend, einen Behälter mit einem Trank umher, dessen Inhalt bei der schnellen Geste beinahe über den Rand schwappte, was einige der Schüler kichern ließ. Snape räusperte sich " ... ich hoffe Sie vergessen die Wichtigkeit dieser Dinge nicht, meine Damen und Herren. Aus diesem Grund besteht Ihre Hausaufgabe zur nächsten Stunde auch aus der schriftlichen Wiederholung und Analyse unseres heutigen Themas." Ein Stöhnen ging durch die Klasse, genauer gesagte durch die Reihen jener, die wie Harry ihre Probleme mit diesem Fach hatten. Doch dieses Geräusch war nicht unbemerkt von Draco Malfoy geblieben.
Draco, der zuvor aufgestanden war und sich ausgiebig gestreckt hatte, schaute nun von oben auf Harry herunter, ein arrogantes Grinsen auf seinem Gesicht. "Na, Mr. Potter! Diese kleine Aufgabe ist doch wohl nicht zu viel für uns? Oder hat unser Held etwa mit so einem Kinderkram schon Schwierigkeiten?" Seine Augen blickten kalt und voller Hass auf Harry herab. Der Anblick ließ Harrys Herz bis zum Halse schlagen und gleichzeitig seinen Magen sich vor Ärgernis zusammen ziehen. "Diese Stimme und diese Augen sind so unbeschreiblich..." fuhr es ihm dennoch durch den Kopf. Angesichts dieser Beleidigung zog Harry es dann vor, die Ruhe zu bewahren. Er stand auf, um auf gleicher Höhe mit Malfoy zu sein und antwortete mit tonloser Stimmer: " Ich werde die Aufgabe hervorragend erledigen und außerdem geht dich das einen Scheißdreck an, Malfoy!"
Draco grinste ihn nur herausfordernd an: " Das werden wir ja sehen.", und ging. Er ging ziemlich nahe an Harry vorbei, sodass dieser ausweichen musste um nicht von Malfoy angerempelt zu werden. Als Draco vorbeiging, bemerkte Harry die Welle seines herben männlichen Geruches, der ihn beinahe überwältigte.
Wenn Malfoy sich wenigstens immer so verhalten würde... Aber das war leider nicht immer der Fall. Harry wusste nicht, ob er es sich einredete, aber seit einiger Zeit schien es ihm so, als würde Draco diese Sachen absichtlich machen. Er bildete sich ein, dass Draco ihn in letzter Zeit öfters anfasste oder umrannte. Immer kleine kurze Berührungen, die genauso gut auch Zufall sein konnten. Oder Malfoy sagte Sachen zu ihm, die man auch ganz anders verstehen konnte, sodass Harry nie wusste, was er davon halten sollte. Langsam begann er an seinem Verstand zu zweifeln.
Eine warme, sanft massierende Hand auf seiner Schulter riss Harry aus seinen Gedanken. Er sah auf und es war Ron, der ihn anlächelte: " Mach dir nichts draus, der Kerl ist halt ein Arschloch..." " Stimmt." nickte Harry und lächelte zurück.
"Aber ein verdammt gut aussehendes..." dachte Harry für sich und verlies mit Ron den Raum.
* * * * * * *
Samstag d. 08.12, irgendwann am Vormittag, auf dem See vor Hogwarts:
Wie lange war er schon hier?
Wie lange war Harry eigentlich schon hier?
Er wusste es nicht, aber er meinte es müssen Stunden gewesen sein, die er schon hier auf dem Eis stand. Stunden, in denen er Draco beobachtet hatte, wie er in teuer wirkenden Schlittschuhen graziöse Runden auf dem Eis drehte.
Es hatte über Nacht geschneit und ganz Hogwarts war, als Harry aufgewacht war, mit einer weißen Schneedecke überzogen gewesen. Selbst jetzt fielen noch ab und zu kleine kalte Flocken vom Himmel. Die Schüler waren außer Rand und Band gewesen und hatten gleich nach dem Frühstück mit großen Schneeballschlachten begonnen, von denen auch die meisten Lehrer nicht verschont blieben. Zur Freude aller hatte Dumbledore dann einige Stunden später den See zum Schlittschuhfahren frei gegeben. Nachdem Harry, Ron und Hermine das gehört hatten, zogen Harrys Freunde ihn auch schon zurück in den Gryffindorturm, um sich die Schlittschuhe anzuziehen.
Jetzt standen sie auf dem Eis, fuhren um die Wette und bewarfen sich mit Schneebällen. Harry genoss die Kälte, er mochte es, wenn es draußen so klirrend kalt war, sodass man sich nur mit Mütze, Schal und Handschuhen hinaus wagen konnte. Er mochte die kalte klare Luft.
Harry fuhr eingehakt zwischen Hermine und Ron, Ginny im Schlepptau, die den drei mehr oder weniger freiwilligen, aber geduldigen, Zuhörern, in einem atemberaubenden Tempo, ihre neusten Erlebnisse erzählte. Harry konnte nicht aufpassen, auch wenn er sich wirklich Mühe gab. Seine Blicke wanderten, fast schon automatisch, immer wieder zu Malfoy. Draco trug eine schwarze Winterjacke und hatte sich einen weißen Schal um seinen Hals gebunden. Seine Wangen und Lippen waren von der Kälte leicht rot geworden und auch seine Ohren waren rot, was Harry nichts anderes als süß finden konnte. Er wollte unbedingt diese blasse kalte Haut berühren. Er wollte Draco küssen und seine heiße Zunge tief in seinem Mund spüren. Er wollte mit seinen Lippen jedes bisschen Haut berühren, dass sich unter Dracos dicker Winterkleidung befand. Er wollte -
" Harry, was guckst du so verträumt? Bist auf einmal so still... Willst du denn nicht mehr mit deinen besten Freunden reden?" Es war Hermine, die ihren Freund in die Seite kniff und grinste.
" Es ist nichts...," wehrte Harry ab " ich hab nur nachgedacht."
Hermine wollte etwas sagen, aber Ron mischte sich ein und schnitt ihr das Wort ab. " Hast du schon das Neuste gehört, Harry?" fragte der rothaarige Junge und redete mit leuchtenden Augen auf seinen Freund ein. " Es ist zwar noch nicht offiziell bekannt, aber dieses Jahr soll ein paar Tage vor den Ferien wieder eine große Weihnachtsfeier in der großen Halle stattfinden. Mit Musik, Tanz und einem richtigen Festmahl vorher!"
Harry sah aus dem Augenwinkel, wie Malfoy einer jüngeren Ravenclaw einen Schneeball in den Nacken steckte. "Und wir sind natürlich dabei, oder?" vermutete Harry.
"Was dachtest du denn?" ,sagte Hermine und worauf Ron, Harry und sie sich angrinsten, " Keine Party ohne uns..."
Danach unterhielten sich die Freunde noch eine Weile über die Feier. Ron sagte, er habe gehört, dass man mit einem Partner zusammen kommen soll, Hermine erzählte von ihrem neuen goldfarbenen Kleid, dass sie an diesem Abend tragen wollte und Ginny ließ die drei alleine, da sie ihren Freundinnen von der Neuigkeit berichten wollte. Zum Glück war es ja nicht mehr lange bis Weihnachten...
Nach einiger Zeit wechselte Hermine das Thema: "Mir ist kalt..., ich hätte meine Handschuhe doch mitnehmen sollen, ich gehe sie schnell holen." Damit lief sie in Richtung Ufer. " Warte, ich komme mit!" rief Ron ihr hinterher. Dann sagte er etwas leiser und an Harry gewandt: " Ich komme gleich wieder... ich glaube ich werde sie jetzt fragen, ob sie mit mir zu der Feier geht" Seine Wangen färbten sich leicht rot und Harry nahm schnell die Hand seines besten Freundes. "Dann wünsch ich dir viel Glück!" er schenkte seinem Freund ein warmes Lächeln, drückte einmal kurz seine Hand und ließ ihn dann hinter Hermine her laufen.
Harry, der nun allein ein paar Runden über den See fuhr, war schnell wieder in Gedanken. Er hoffte für Ron ,dass Hermine mit ihm auf die Party gehen würde, aber eigentlich war er sich ziemlich sicher, dass sie ihn genauso mochte, wie er sie. Was ihm eher Sorgen machte, war die Tatsache, dass er selbst nicht den blassesten Schimmer hatte, mit wem er gehen sollte. Oh, es gab sicherlich keinen Zweifel, mit wem er gehen wollte, aber diesen Jemand konnte er ja wohl schlecht darum bitten, mit ihm zusammen als Paar auf eine Feier zu gehen. Schon der Gedanke daran löste bei ihm sofort eine Gänsehaut aus. Er konnte sich gut vorstellen, bei langsamer romantischer Musik engumschlungen mit Draco zu tanzen, dessen warmen Körper ganz nah an seinem zu spüren und seinen heißen Atem auf seinem Nacken...
Ganz in seine Gedanken versunken hatte Harry gar nicht bemerkt, dass er jetzt in die Nähe eines kleinen einsamen Ufers gekommen war, wo kein anderer außer ihm fuhr. Harry wurde erst aus seinen Gedanken gerissen, als ihn etwas hartes kaltes zwischen den Schulterblättern traf. Es war nicht die Wucht des Aufpralls des Schneeballs, den Crabbe nach ihm geworfen hatte, sondern eher der Schock, der Harry taumeln ließ. So rutschten seine Füße plötzlich nach hinten weg und er landete mit einem lauten Rumms auf dem Eis. Harry stöhnte vor Schmerz, während höhnisches Gelächter über ihm erklang. Er fluchte leise, er war genau auf seiner Nase gelandet und die tat jetzt höllisch weh.
Als er sich erhob, war er nicht überrascht Crabbe, Goyle und Malfoy um sich herum stehen zu sehen. Malfoy hatte ein beinah beängstigendes Von-Ohr-zu- Ohr-Grinsen auf dem Gesicht.
"Was wollt ihr von mir?" fragte Harry, der nun von den Slytherins eingekreist war.
" Na was wohl, Potter? Wir wollen uns etwas amüsieren! Ist das nicht das, was alle heute tun?" antwortete Malfoy, der, die Arme vor der Brust verschränkt, etwas kleiner als Harry und immer noch mit diesem Grinsen im Gesicht, direkt vor ihm stand.
Harry wollte etwas antworten, doch plötzlich merkte er, wie eine warme Flüssigkeit aus seiner Nase tropfte und sein Gesicht herunterlief. Harry wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht und als er seine Hand anschließend betrachtete, weiteten sich seine Augen.
Seine Hand war rot.
Blut.
Er blutete.
Er schaute die anderen an. Crabbe und Goyle zeigten sich nicht sonderlich beeindruckt und auch Malfoy hatte sich wieder im Griff, nachdem ein für Harry undeutbares Zucken über sein Gesicht gehuscht war.
Malfoy nickte seinen Begleitern kurz zu und bevor Harry sich Versehen konnte hatte er auch schon eine Faust im Magen. Er verlor die Kontrolle über seinen Körper und wäre wohl zusammengesackt, hätten ihn nicht vier rohe Hände gepackt und unsanft ans Ufer gezerrt. Dort wurde er von Crabbe und Goyle gegen einen Baumstamm gedrückt.
Harry war ihnen in die Falle gegangen.
Malfoy bückte sich und hob eine Hand voll Schnee vom Boden auf. Er kam langsam auf Harry zu und stoppte erst einige Zentimeter vor ihm. "So geht das aber nicht..." sagte er in einem beängstigend ruhigem Tonfall, als er Harrys Jacke betrachtete. Er hob seine Hand und begann den Reißverschluss langsam herunter zu ziehen.
Harry dachte sein Kopf würde gleich explodieren. Was machte Draco da? Warum zog er ihn aus? Er schluckte den Kloß herunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte. Sein Herz schlug so laut, dass er schon fast Angst haben musste, dass Malfoy es auch hören würde.
"Schon besser..." grinste der Blonde ihn an. Mit einem Finger schob er den Schal beiseite und fuhr dann langsam mit einem Finger unter Harrys Pullover... und stopfte den Schnee unter ihn. Harry zog scharf die Luft ein. Der eisige Schnee war so kalt, dass es auf der Haut beinahe brannte.
Malfoy lachte. "Na, ist dir jetzt etwa kalt?" Dann lehnte er sich noch näher, sodass sich ihre Wangen fast berührten. Harry bemerkte erst, dass er die Augen geschlossen hatte, als er sie vor Schreck weit aufriss, weil er Dracos Stimme in sein Ohr flüstern hörte. " Tja, also mir ist heiß..." warmer Atem streifte sein Ohr.
Das ließ heißkalte Schauer über Harrys Rücken laufen.
Malfoy begann wieder, ihn auszulachen und auch Crabbe und Goyle, die bereits neuen Schnee aufgehoben hatten, um Harry damit einzuseifen, stimmten in das Gelächter mit ein.
Plötzlich hörten sie jemanden rufen. " Lasst Harry in Ruhe, oder wir werden euch eure dreckigen Fressen polieren." Die Slytherins drehten sich um. Es waren Ron, Hermine und Ginny, die mit George und Fred zurückgekommen waren und mit entschlossenen Gesichtern schnellen Schrittes auf Harry und seine "Geiselnehmer" zu fuhren.
"Verdammt..." fluchte Malfoy, " also dann... wir sehen uns Potter!" Daraufhin ließen Malfoys Begleiter ihn los und die drei verschwanden. Harry sackte im Schnee zusammen, da seine Beine zu sehr zitterten, um ihn tragen zu können.
Dracos schöne blaue Augen, seine roten Lippen... so nah...
Er merkte nicht, dass er nun im Schnee saß, er hörte auch nicht die anderen, die nach ihm riefen. Alles was er wahrnahm, war sein Herzrasen.
* * * * * * * *
Autor: Shajienne (shajienne@unicum.de)
Rating: PG Warnungen: Shonen-ai ( das bedeutet: Junge liebt Junge), ein bisschen angst vielleicht... Kommentar: Ich weiß, dass Harry niemals so denken würde, aber mir gefällt es so. Vielleicht ist die Geschichte ja auch in einem AU....? Disclaimer: Harry Potter und alle damit verbundenen Personen und Schauplätze gehören Joanne K. Rowling (ich leihe sie mir nur für meinen Fanfic aus und gebe sie unbeschädigt zurück... () Ich mache keinen Profit mit dieser Story!
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Erster Teil
Freitag d. 07.12., elf Uhr vormittags, Hogwarts, Zaubertränke bei Snape:
Harry saß teilnahmslos in Professor Snapes Unterricht. Die Worte seines Lehrers rauschten zum größten Teil an ihm vorbei und die Anmerkungen, die Snape während der Stunde an die Tafel geschrieben hatte, hatte er bisher auch nur halb abgezeichnet.
Die Sache, oder bessergesagt die Person, die seine Konzentration auf sich zog, ohne selbst etwas davon zu wissen, war der blonde Gott vor ihm, dessen Hinterkopf Harry schon während der gesamten Stunde angestarrt hatte. Vielleicht war dies ja sogar einer der Gründe, warum er in Zaubertränke so schlecht war, dachte Harry zu sich lächelnd, aber er konnte seinen Blick einfach nicht von Draco Malfoy abwenden.
Malfoy, sein Feind und seine heimlich Liebe. Malfoy, dessen zarte und helle Nackenhaut nur knapp einen Meter vor ihm war. Malfoy, den er hasste und doch vergötterte.
Schon seit Jahren waren die beiden verbitterte Feinde. Seit Ewigkeiten waren Beleidigungen und Hass für die beiden schon Alltag, genau wie das tägliche Essen, der Unterricht, Quidditch und so weiter... Aber in all dieser Zeit hatten sich Harrys Gefühle langsam, ja fast schleichend, ins Gegenteil verändert. Harry schätzte, dass es damit angefangen haben musste, dass er sich gewundert hatte, warum der blonde Slytherin ihn so hasste. Dies hatte dazu geführt, dass Harry ihn mehr beobachtet hatte und Nachforschungen über ihn angestellt hatte. Die Antwort auf diese Frage hat er allerdings nie gefunden, aber dafür ist ihm an jedemTag, an dem er Malfoys Verhalten studiert hatte, aufgefallen, wie gutaussehend der andere bei genauerem Betrachten eigentlich war. Die Art wie seine blau-grauen Augen zu leuchten schienen, wenn die Sonne in sie schien, das Grinsen das seine Lippen umspielte, wenn ihm etwas gefiel, die schlanke aber männliche Figur und seine sanften Hände ließen sich nicht mehr aus Harrys Kopf verbannen, so sehr er es auch versuchte.
Und wenn Draco dann auch noch direkt vor ihm saß, trug das auch nicht sonderlich dazu bei, Harrys Gedanken auf den Unterricht zu lenken.
Harry seufzte leise und wandte sich wieder dem Unterricht zu
Snape war gerade dabei die Stunde zu beenden - "Endlich... wurde aber auch langsam Zeit" dachte Harry - und der Professor schwang, seine Worte unterstützend, einen Behälter mit einem Trank umher, dessen Inhalt bei der schnellen Geste beinahe über den Rand schwappte, was einige der Schüler kichern ließ. Snape räusperte sich " ... ich hoffe Sie vergessen die Wichtigkeit dieser Dinge nicht, meine Damen und Herren. Aus diesem Grund besteht Ihre Hausaufgabe zur nächsten Stunde auch aus der schriftlichen Wiederholung und Analyse unseres heutigen Themas." Ein Stöhnen ging durch die Klasse, genauer gesagte durch die Reihen jener, die wie Harry ihre Probleme mit diesem Fach hatten. Doch dieses Geräusch war nicht unbemerkt von Draco Malfoy geblieben.
Draco, der zuvor aufgestanden war und sich ausgiebig gestreckt hatte, schaute nun von oben auf Harry herunter, ein arrogantes Grinsen auf seinem Gesicht. "Na, Mr. Potter! Diese kleine Aufgabe ist doch wohl nicht zu viel für uns? Oder hat unser Held etwa mit so einem Kinderkram schon Schwierigkeiten?" Seine Augen blickten kalt und voller Hass auf Harry herab. Der Anblick ließ Harrys Herz bis zum Halse schlagen und gleichzeitig seinen Magen sich vor Ärgernis zusammen ziehen. "Diese Stimme und diese Augen sind so unbeschreiblich..." fuhr es ihm dennoch durch den Kopf. Angesichts dieser Beleidigung zog Harry es dann vor, die Ruhe zu bewahren. Er stand auf, um auf gleicher Höhe mit Malfoy zu sein und antwortete mit tonloser Stimmer: " Ich werde die Aufgabe hervorragend erledigen und außerdem geht dich das einen Scheißdreck an, Malfoy!"
Draco grinste ihn nur herausfordernd an: " Das werden wir ja sehen.", und ging. Er ging ziemlich nahe an Harry vorbei, sodass dieser ausweichen musste um nicht von Malfoy angerempelt zu werden. Als Draco vorbeiging, bemerkte Harry die Welle seines herben männlichen Geruches, der ihn beinahe überwältigte.
Wenn Malfoy sich wenigstens immer so verhalten würde... Aber das war leider nicht immer der Fall. Harry wusste nicht, ob er es sich einredete, aber seit einiger Zeit schien es ihm so, als würde Draco diese Sachen absichtlich machen. Er bildete sich ein, dass Draco ihn in letzter Zeit öfters anfasste oder umrannte. Immer kleine kurze Berührungen, die genauso gut auch Zufall sein konnten. Oder Malfoy sagte Sachen zu ihm, die man auch ganz anders verstehen konnte, sodass Harry nie wusste, was er davon halten sollte. Langsam begann er an seinem Verstand zu zweifeln.
Eine warme, sanft massierende Hand auf seiner Schulter riss Harry aus seinen Gedanken. Er sah auf und es war Ron, der ihn anlächelte: " Mach dir nichts draus, der Kerl ist halt ein Arschloch..." " Stimmt." nickte Harry und lächelte zurück.
"Aber ein verdammt gut aussehendes..." dachte Harry für sich und verlies mit Ron den Raum.
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Samstag d. 08.12, irgendwann am Vormittag, auf dem See vor Hogwarts:
Wie lange war er schon hier?
Wie lange war Harry eigentlich schon hier?
Er wusste es nicht, aber er meinte es müssen Stunden gewesen sein, die er schon hier auf dem Eis stand. Stunden, in denen er Draco beobachtet hatte, wie er in teuer wirkenden Schlittschuhen graziöse Runden auf dem Eis drehte.
Es hatte über Nacht geschneit und ganz Hogwarts war, als Harry aufgewacht war, mit einer weißen Schneedecke überzogen gewesen. Selbst jetzt fielen noch ab und zu kleine kalte Flocken vom Himmel. Die Schüler waren außer Rand und Band gewesen und hatten gleich nach dem Frühstück mit großen Schneeballschlachten begonnen, von denen auch die meisten Lehrer nicht verschont blieben. Zur Freude aller hatte Dumbledore dann einige Stunden später den See zum Schlittschuhfahren frei gegeben. Nachdem Harry, Ron und Hermine das gehört hatten, zogen Harrys Freunde ihn auch schon zurück in den Gryffindorturm, um sich die Schlittschuhe anzuziehen.
Jetzt standen sie auf dem Eis, fuhren um die Wette und bewarfen sich mit Schneebällen. Harry genoss die Kälte, er mochte es, wenn es draußen so klirrend kalt war, sodass man sich nur mit Mütze, Schal und Handschuhen hinaus wagen konnte. Er mochte die kalte klare Luft.
Harry fuhr eingehakt zwischen Hermine und Ron, Ginny im Schlepptau, die den drei mehr oder weniger freiwilligen, aber geduldigen, Zuhörern, in einem atemberaubenden Tempo, ihre neusten Erlebnisse erzählte. Harry konnte nicht aufpassen, auch wenn er sich wirklich Mühe gab. Seine Blicke wanderten, fast schon automatisch, immer wieder zu Malfoy. Draco trug eine schwarze Winterjacke und hatte sich einen weißen Schal um seinen Hals gebunden. Seine Wangen und Lippen waren von der Kälte leicht rot geworden und auch seine Ohren waren rot, was Harry nichts anderes als süß finden konnte. Er wollte unbedingt diese blasse kalte Haut berühren. Er wollte Draco küssen und seine heiße Zunge tief in seinem Mund spüren. Er wollte mit seinen Lippen jedes bisschen Haut berühren, dass sich unter Dracos dicker Winterkleidung befand. Er wollte -
" Harry, was guckst du so verträumt? Bist auf einmal so still... Willst du denn nicht mehr mit deinen besten Freunden reden?" Es war Hermine, die ihren Freund in die Seite kniff und grinste.
" Es ist nichts...," wehrte Harry ab " ich hab nur nachgedacht."
Hermine wollte etwas sagen, aber Ron mischte sich ein und schnitt ihr das Wort ab. " Hast du schon das Neuste gehört, Harry?" fragte der rothaarige Junge und redete mit leuchtenden Augen auf seinen Freund ein. " Es ist zwar noch nicht offiziell bekannt, aber dieses Jahr soll ein paar Tage vor den Ferien wieder eine große Weihnachtsfeier in der großen Halle stattfinden. Mit Musik, Tanz und einem richtigen Festmahl vorher!"
Harry sah aus dem Augenwinkel, wie Malfoy einer jüngeren Ravenclaw einen Schneeball in den Nacken steckte. "Und wir sind natürlich dabei, oder?" vermutete Harry.
"Was dachtest du denn?" ,sagte Hermine und worauf Ron, Harry und sie sich angrinsten, " Keine Party ohne uns..."
Danach unterhielten sich die Freunde noch eine Weile über die Feier. Ron sagte, er habe gehört, dass man mit einem Partner zusammen kommen soll, Hermine erzählte von ihrem neuen goldfarbenen Kleid, dass sie an diesem Abend tragen wollte und Ginny ließ die drei alleine, da sie ihren Freundinnen von der Neuigkeit berichten wollte. Zum Glück war es ja nicht mehr lange bis Weihnachten...
Nach einiger Zeit wechselte Hermine das Thema: "Mir ist kalt..., ich hätte meine Handschuhe doch mitnehmen sollen, ich gehe sie schnell holen." Damit lief sie in Richtung Ufer. " Warte, ich komme mit!" rief Ron ihr hinterher. Dann sagte er etwas leiser und an Harry gewandt: " Ich komme gleich wieder... ich glaube ich werde sie jetzt fragen, ob sie mit mir zu der Feier geht" Seine Wangen färbten sich leicht rot und Harry nahm schnell die Hand seines besten Freundes. "Dann wünsch ich dir viel Glück!" er schenkte seinem Freund ein warmes Lächeln, drückte einmal kurz seine Hand und ließ ihn dann hinter Hermine her laufen.
Harry, der nun allein ein paar Runden über den See fuhr, war schnell wieder in Gedanken. Er hoffte für Ron ,dass Hermine mit ihm auf die Party gehen würde, aber eigentlich war er sich ziemlich sicher, dass sie ihn genauso mochte, wie er sie. Was ihm eher Sorgen machte, war die Tatsache, dass er selbst nicht den blassesten Schimmer hatte, mit wem er gehen sollte. Oh, es gab sicherlich keinen Zweifel, mit wem er gehen wollte, aber diesen Jemand konnte er ja wohl schlecht darum bitten, mit ihm zusammen als Paar auf eine Feier zu gehen. Schon der Gedanke daran löste bei ihm sofort eine Gänsehaut aus. Er konnte sich gut vorstellen, bei langsamer romantischer Musik engumschlungen mit Draco zu tanzen, dessen warmen Körper ganz nah an seinem zu spüren und seinen heißen Atem auf seinem Nacken...
Ganz in seine Gedanken versunken hatte Harry gar nicht bemerkt, dass er jetzt in die Nähe eines kleinen einsamen Ufers gekommen war, wo kein anderer außer ihm fuhr. Harry wurde erst aus seinen Gedanken gerissen, als ihn etwas hartes kaltes zwischen den Schulterblättern traf. Es war nicht die Wucht des Aufpralls des Schneeballs, den Crabbe nach ihm geworfen hatte, sondern eher der Schock, der Harry taumeln ließ. So rutschten seine Füße plötzlich nach hinten weg und er landete mit einem lauten Rumms auf dem Eis. Harry stöhnte vor Schmerz, während höhnisches Gelächter über ihm erklang. Er fluchte leise, er war genau auf seiner Nase gelandet und die tat jetzt höllisch weh.
Als er sich erhob, war er nicht überrascht Crabbe, Goyle und Malfoy um sich herum stehen zu sehen. Malfoy hatte ein beinah beängstigendes Von-Ohr-zu- Ohr-Grinsen auf dem Gesicht.
"Was wollt ihr von mir?" fragte Harry, der nun von den Slytherins eingekreist war.
" Na was wohl, Potter? Wir wollen uns etwas amüsieren! Ist das nicht das, was alle heute tun?" antwortete Malfoy, der, die Arme vor der Brust verschränkt, etwas kleiner als Harry und immer noch mit diesem Grinsen im Gesicht, direkt vor ihm stand.
Harry wollte etwas antworten, doch plötzlich merkte er, wie eine warme Flüssigkeit aus seiner Nase tropfte und sein Gesicht herunterlief. Harry wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht und als er seine Hand anschließend betrachtete, weiteten sich seine Augen.
Seine Hand war rot.
Blut.
Er blutete.
Er schaute die anderen an. Crabbe und Goyle zeigten sich nicht sonderlich beeindruckt und auch Malfoy hatte sich wieder im Griff, nachdem ein für Harry undeutbares Zucken über sein Gesicht gehuscht war.
Malfoy nickte seinen Begleitern kurz zu und bevor Harry sich Versehen konnte hatte er auch schon eine Faust im Magen. Er verlor die Kontrolle über seinen Körper und wäre wohl zusammengesackt, hätten ihn nicht vier rohe Hände gepackt und unsanft ans Ufer gezerrt. Dort wurde er von Crabbe und Goyle gegen einen Baumstamm gedrückt.
Harry war ihnen in die Falle gegangen.
Malfoy bückte sich und hob eine Hand voll Schnee vom Boden auf. Er kam langsam auf Harry zu und stoppte erst einige Zentimeter vor ihm. "So geht das aber nicht..." sagte er in einem beängstigend ruhigem Tonfall, als er Harrys Jacke betrachtete. Er hob seine Hand und begann den Reißverschluss langsam herunter zu ziehen.
Harry dachte sein Kopf würde gleich explodieren. Was machte Draco da? Warum zog er ihn aus? Er schluckte den Kloß herunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte. Sein Herz schlug so laut, dass er schon fast Angst haben musste, dass Malfoy es auch hören würde.
"Schon besser..." grinste der Blonde ihn an. Mit einem Finger schob er den Schal beiseite und fuhr dann langsam mit einem Finger unter Harrys Pullover... und stopfte den Schnee unter ihn. Harry zog scharf die Luft ein. Der eisige Schnee war so kalt, dass es auf der Haut beinahe brannte.
Malfoy lachte. "Na, ist dir jetzt etwa kalt?" Dann lehnte er sich noch näher, sodass sich ihre Wangen fast berührten. Harry bemerkte erst, dass er die Augen geschlossen hatte, als er sie vor Schreck weit aufriss, weil er Dracos Stimme in sein Ohr flüstern hörte. " Tja, also mir ist heiß..." warmer Atem streifte sein Ohr.
Das ließ heißkalte Schauer über Harrys Rücken laufen.
Malfoy begann wieder, ihn auszulachen und auch Crabbe und Goyle, die bereits neuen Schnee aufgehoben hatten, um Harry damit einzuseifen, stimmten in das Gelächter mit ein.
Plötzlich hörten sie jemanden rufen. " Lasst Harry in Ruhe, oder wir werden euch eure dreckigen Fressen polieren." Die Slytherins drehten sich um. Es waren Ron, Hermine und Ginny, die mit George und Fred zurückgekommen waren und mit entschlossenen Gesichtern schnellen Schrittes auf Harry und seine "Geiselnehmer" zu fuhren.
"Verdammt..." fluchte Malfoy, " also dann... wir sehen uns Potter!" Daraufhin ließen Malfoys Begleiter ihn los und die drei verschwanden. Harry sackte im Schnee zusammen, da seine Beine zu sehr zitterten, um ihn tragen zu können.
Dracos schöne blaue Augen, seine roten Lippen... so nah...
Er merkte nicht, dass er nun im Schnee saß, er hörte auch nicht die anderen, die nach ihm riefen. Alles was er wahrnahm, war sein Herzrasen.
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