Kapitel 7
Muggelbürokratie
Es waren noch wenige Wochen bis zu den Ferien.
Severus freute sich schon Kira, Snape Manor zuzeigen. Der uralte Landsitz der Familie Snape würde dieses Mal mit Leben erfüllt sein. Er hatte alles vorbereiten lassen.
Ein großes Zimmer wurde eingerichtet und die Hauselfen warteten aufgeregt auf ihre neue Herrin. Ihre Freude wurde nur getrübt, weil die letzten Snapes nicht lange in dem alten Herrensitz bleiben würden. Nach den Ferien würden sie nach Hogwarts zurückkehren. Doch solange würden die Elfen alles tun, damit sich die beiden Wohlfühlen würden.
Was Albus wohl von mir will? Na, mal sehen.
Leise summend ging er zum Büro des Schulleiters. An der Statur sagte er leise das Passwort und ließ sich von der Treppe nach oben tragen. Vor der Türe angekommen, klopfte er.
„Herein!" Albus Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch und lächelte den jüngeren Mann an. „Ah, Severus. Schön, das du so schnell gekommen bist."
Er bot seinem Tränkemeister Gebäck und Tee an.
„Warum hast du mich gerufen?" Gespannt schaute er den alten Mann an. „Ich wollte mit Kira nach Hogsmeade einkaufen. Sie braucht noch ein paar Sachen für die Ferien."
„Sie liegt dir am Herzen!" Es war eine Feststellung und Severus gab keine Antwort.
„Es dreht sich um Kira."
„Hat sie etwas angestellt?" Ungläubig schaute er den Schulleiter an.
„Nein, natürlich nicht. Es dreht sich darum, dass du sie adoptieren willst. Die Muggel haben ein Mitspracherecht in diesem Fall und deshalb wollte ich dich in Kenntnis setzten, das ein Beamter vom, ich glaube, es heißt Jugendamt kommt und eure Verhältnisse kontrolliert. Also ob du sie versorgen kannst und ob sie bei dir in guten Händen ist. Dieser Beamte will aufgrund der besonderen Situation bei euch leben und zwar mindestens 4 Wochen. Ich wollte dich nur informieren und dich vorwarnen. Du musst noch ein Zimmer vorbereiten lassen."
Severus nickte betroffen. Er hatte damit nicht gerechnet. Wie in Trance stand er auf und wandte sich zum Gehen.
„Und Severus? Dieser Beamte entscheidet über eure Zukunft. Beherrsche dich!"
Er tut mir Leid. Ich habe ihn noch nie so betroffen gesehen. Wenn sie weg muss, kann ich für nichts garantieren.
Severus lief zu seiner Wohnung, er nahm nichts wahr. Er fühlte sich, als sei er soeben gestorben.
Sie wollen sie mir wegnehmen. Ob sie das auch will?
Er war verunsichert und geschockt. So setzte er sich in einen der Sessel vor dem Kamin. So fand ihn Kira.
Sie schaute auf ihren Onkel, der nicht reagierte, als sie den Raum betrat. Sie sah sein sorgenvolles Gesicht und es tat ihr in ihrem Herzen weh.
Ich liebe ihn. Mit Erstaunen nahm sie zur Kenntnis, dass sie ihren Onkel fast so sehr liebte wie ihren Vater.
Sie trat zu ihm und nahm ihn in den Arm. Zärtlich streichelte sie über sein Haar. Er schien die Berührung zu genießen und schaute sie unglücklich an.
Er konnte dem Fragenden Blick in ihren Augen nicht ausweichen.
„Ich war grade bei Dumbledore. Wir bekommen Besuch in den Ferien. Ein Mann wird kommen und er wird bestimmen, ob wir beide zusammen bleiben können. Er kommt von einer Muggelbehörde. Wenn es uns nicht gelingt, ihn von uns zu überzeugen, dann nimmt er dich mir weg. Er nimmt sich allerdings viel Zeit für uns. Er bleibt 4 Wochen. Es hängt wohl damit zusammen, das wir Zauberer sind."
Entsetzt schaute sie ihren Onkel an.
Ich will nicht weg. Nicht von Severus, nicht von Hogwarts und nicht von Draco!
Sie hatte sich eingelebt und alle waren sehr nett zu ihr, sogar die Gryffindor.
Nach dem Tod der Eltern war sie in einem Waisenhaus der Muggel gewesen. Die Kinder hatten schnell bemerkt, dass sie anders war und es war nicht die fehlende Sprache, aber hier, hier war sie nichts Besonderes sondern eine unter vielen. Sie wollte nie wieder dorthin zurück. Sie wäre noch heute dort, wenn nicht zufällig ein Zauberer des Ministeriums mit der Heimleiterin befreundet gewesen wäre. Er hatte sofort dafür gesorgt, dass sie in die Zaubererwelt kam. Anscheinend hatten die Muggel sie nicht ohne Bedingungen gehen gelassen und jetzt war es soweit. Jetzt wollten die Muggel ihr Leben kontrollieren.
Haben Muggel eigentlich eine Ahnung wie wir leben? Ich glaube nicht, deshalb wird er solange bleiben. Vielleicht ist er ja unvoreingenommen. Ich hoffe es jedenfalls, denn sonst haben wir keine Chance!
Severus bemerkte den nachdenklichen Blick seiner Nichte und stand auf.
„Wir sollten unsere Pläne für heute nicht von jemand kaputt machen lassen, den wir nicht kennen und der noch nicht mal hier ist. Lass uns nach Hogsmeade einkaufen gehen."
Er ging zu einem Schrank und öffnete ihn. Er entnahm ihm einen Lederbeutel.
„Ohne Galleonen können wir nichts kaufen."
Er lächelte sie an und bot ihr den Arm an.
„Wir werden versuchen, dass bestmögliche aus der Situation zumachen und du brauchst noch ein paar Sachen für die Ferien. Einen Badeanzug und Hosen, Freizeitkleidung und ein Abendkleid mit Festumhang. Das allerdings erst für den Weihnachtsball, aber wir können schon mal schauen, damit wir noch die Möglichkeit haben uns anderweitig umzuschauen falls wir nichts finden."
Ein Abendkleid? Ich bin gespannt was er für einen Geschmack bei Frauenkleidung hat. „Wir können das Abendkleid aber auch in der Winkelgasse kaufen." Bot er ihr an, als sie zögerte. Sie lachte. Ihre Lippen formten Komm. Dann wandte sie sich der Türe zu.
Er lachte als er die Bewegung wahrnahm.
Sie ist doch eine Frau und was für eine.
Sie waren den ganzen Tag in Hogsmeade gewesen und hatten die meisten Sachen bekommen, nur das Abendkleid nicht.
Er hatte ihr einen Badeanzug ausgesucht, der mehr verhüllte als die Schuluniform, sie hatte sich für ein anderes Model entschieden. Ein dunkelblauen Badeanzug, der an den Seiten durchbrochen war. Sie fand ihn sehr sexy und raffiniert. Sie hoffte ja auch, das Draco sie besuchen durfte. Sie hatte noch reichlich bequeme Kleidung und auch andere Sachen gekauft.
Severus hatte ihr vor einigen Tagen geholfen, ein Kleid zuschließen und dabei festgestellt, das sie gewachsen war. Fast alle ihre Sachen waren mittlerweile zu klein. Er hatte mit ihr geschimpft, weil sie nichts gesagt hatte. Sie hatte nur gelächelt. Sie hatte sehr schnell herausgefunden, dass sie mit ihrem Lächeln bei ihm fast alles erreichen konnte.
Schwer bepackt kamen sie in die drei Besen.
„Zwei Butterbier, bitte." Madame Rosmerta schaute ihn verdutzt an.
Normalerweise war er nicht so höflich. Was ist nur los mit ihm?
Sie brachte die beiden Biere schnell an ihren Tisch.
„Guten Tag Professor Snape. Wer ist denn die hübsche junge Dame neben ihnen. Ich habe sie schon einige Male hier gesehen, aber sie redet wohl nicht viel."
„Das ist meine Nichte Kira und sie redet gar nicht." Severus wandte sich wieder seiner Nichte zu.
Seine Nichte. Ich wusste nicht, dass er Geschwister hat. Der kleine Pub füllte sich schnell und sie vergaß die beiden.
„Ich gehe jetzt nach Hogwarts und nehme die Sachen mit. Willst du noch etwas bleiben?"
Sie schaute sich um und ihr Blick fiel auf Draco, der sie von der Theke aus beobachtete. Sie bedeutete ihm, dass sie hier bleiben wollte. Draco trat an den Tisch.
„Ich nehme an, Mr. Malfoy, Sie bringen meine Nichte wohlbehalten und gesund nach Hause zurück!"
„Selbstverständlich Sir."
„Gut, dann will ich mich mal auf machen. Ich habe noch viel zutun. Viel Spaß ihr Beiden ." Severus nahm die Pakete und verließ den Pub.
Er war schnell zurück in den Kerkern und brachte die Pakete in ihr Zimmer.
Ob ich den jungen Malfoy einladen soll? Besser nicht, Lucius würde seinen Sohn eher schwer misshandeln. Sie haben sich sehr gern.
Einige kleinere Päckchen waren für ihn. So hatte Kira darauf bestanden, ihm noch einige weiße Hemden zukaufen. Außerdem meinte sie, dass Jeans ihm bestimmt gut stehen würde. Er hatte keine Ahnung, was Jeans waren, er würde es noch herausbekommen.
Er füllte seinen Vorratsschrank mit den ebenfalls in Hogsmeade gekauften Kräutern auf. Dann setzte er sich hin und schrieb den Hauselfen, dass sie noch ein Zimmer vorbereiten sollten.
Bei dem Gedanken an diesen Beamten war ihm ganz schön mulmig.
Lieber gegen Voldemort antreten, als sich diesen Beamten ausliefern. Albus meinte, dass die so was wie unsere Ministeriumszauberer wären. Ich bin gespannt. Ich kann nicht noch einen Fudge ertragen, der die Tatsachen ignorierte und meint damit durchzukommen.
Severus ordnete sein Regal neu.
Vielleicht ist dieser Muggel nicht so schlimm. Wir werden sehen. Mit etwas Glück findet er Snape-Manor nicht.
Ein feines Grinsen umspielte seinen Mund.
Er schaute sich um und beschloss zum Abendessen zugehen.
Die Kinder werden sicher später kommen.
Hungrig betrat er die große Halle. Es warfen nur noch wenige Schüler und Lehrer anwesend.
Am Lehrertisch saß Albus und winkte ihm zu.
„Ich hatte damit gerechnet, dass du in Hogsmeade bleibst!"
„Ich wollte die Jugend sich selber überlassen. Manche Sachen sollten sie alleine herausfinden und wer weiß, wann sie sich wieder sehen können."
Falls sie sich wieder sehen können.
