Während er durch Port Royal zur Kirche ging, versuchte der Commodore, sich etwas abzulenken. Inzwischen war es früher Mittag und die Sonne hatte sich ihren Weg zwischen den Wolken hindurchgekämpft und stand nun hell scheinend am Himmel. Eine leichte Brise, die den Geruch von Salzwasser mit sich brachte, kam vom Meer herüber.

Es schien so, als ob sich die gesamte höhere Gesellschaft von Port Royal zur Kirche begeben würden und nicht wenige, an denen Norrington auf seinem Weg vorbeikam, bedachten ihn mit einem vorsichtigen, mitleidsvollen Blick. Sie konnten es nicht wissen, aber diese Blicke verletzen ihn mehr, als jeder spöttische Kommentar es vermocht hatte. Er wusste, woran er war - Sie hielten ihn für den Verlierer eines Kampfes zweier Rivalen um eine Lady, aber wenn er ehrlich zu sich war, war es nie so gewesen. Elizabeth mochte ihn, das wusste er, aber so etwas wie Liebe schien sie für ihn nie empfunden zu haben. Etwas verärgert über sich selbst, weil er sich nun doch wieder zu solch depressiven Gedanken hatte hinreissen lassen, stand er schließlich vor der Kirche.

Er war absichtlich etwas später losgelaufen, somit waren alle Gäste schon in der Kirche. Vorsichtig schlüpfte er durch die schwere Kirchentür und wollte sich in eine der hintersten Reihen setzen. Dummerweise schienen alle nur auf seine Anwesenheit gewartet zu haben, nun waren die neugierigen Blicke der gesamten anwesenden Gäste und des Brautpaars auf ihn gerichtet, das hatte er vermeiden wollen. Entschuldigend nickte er Elizabeth und Will zu und ließ sich dann mental vollkommen erschöpft auf eine der hintersten Kirchenbänke fallen. Den ganzen Gottesdienst hindurch bemühte er sich, sich möglichst unauffällig zu verhalten und bald war das Augemerk der Gäste wieder völlig auf das Brautpaar gerichtet, was Norrington erleichtert aufseufzen lies.

Wäherend der Zeremonie hatte er genügend Zeit, Elizabeth anzusehen und sich ihre Erscheinung für immer in sein Gedächtnis einzubrennen. Sie war wunderschön, wie sie da in ihrem teuren, weißen Kleid, das wohl ihr Vater spendiert hatte, vor dem Altar stand. Ein glückliches Lächeln war auf ihren Lippen zu sehen, als sie sich dann und wann umwandte, um rasch zu sehen, wet alles gekommen war. Wie hatte er dieses engelsgleiche Geschöpf nur aufgeben können? Anstelle dieses aufegblasenen, arroganten und wichtigtuerischen Burschen von einem Hufschmied könnte nun er neben ihr vor dem Altar stehen...Aber er tat Will unrecht. Er würde Elizabeth vor allem beschützen können und er würde sie fast genauso sehr lieben wie Norrington selber.

Das hielt diesen aber trotzdem nicht davon ab, gegen Ende der Hochzeitszeremonie ein paar heimliche Tränen zu vergießen, weil in ihm etwas unwiederbringliches verlorengegangen war, geraubt worden war, von einem Piraten, der das einfache Leben eines Hufschmieds geführt hatte. James hatte das Gefühl zu ersticken, er musste aus diesem Gebäude heraus, heraus aus der Menge glücklicher Menschen, wo er doch als einziger unglücklich war. Aber jede noch so schlimme Qual ging einmal zuende und als alle Gäste und das glückliche, frischvermählte Paar auf dem Vorplatz der Kirche standen, schritt Norrington erhobenen Hauptes zu Elizabeth und Will, verbeugte sich leicht vor ihnen und meinte :" Ich möchte dem frischvermählten Paar meine Glückwünsche aussprechen. Mr Turner? Elizabeth? Ich habe hier noch ein Geschenk für Sie beide." Er konnte es nicht ertragen, noch länger in Elizabeths Augen zu sehen, da er dort Glück und zur gleichen Zeit auch Mitleid, mit ihm, Norrington lesen konnte. Deshalb drückte er Will schon beinahe hastig das die Schachtel in die Hand und mit einem :" Ich bedauere allerdings sehr, dass ich nicht noch an den Feierlichkeiten teilnehmen kann, aber Sie wissen ja, ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Einen wunderschönen Tag wünsche ich noch." Damit drehte er sich, so langsam es ihm in seinem jetzigen Gefühlszustand möglich war, um und machte sich wieder auf den Heimweg.