James erwachte, als jemand seine Kabinentür aufriss. Er blinzelte und war gerade dabei, sich an die unschönen - oder vielleicht auch schönen?- Ereigniss der letzten Nacht zu erinnern,als ihn ein fürchterliches Scheppern vollkommen aus seinem noch verschlafenem Zustand riss.

Ein nicht sehr feiner Fluch folgte darauf und dann kam von der Decke, die auf dem Boden lag, Sparrows Stimme :" Es ist ja nett, wenn ihr mir schon das Frühstück servieren wollt, aber könntet ihr es das nächste mal sein lassen, es auf mich drauf zu schmeissen?"

Norrington beugte sich über seinen Bettrand und sah auf eine unfreiwillig komische Szene in seiner Kabine. Gillette hatte ihm freundlicherweise das Frühstück ans Bett bringen wollen und war deshalb ohne lange anzuklopfen mit einem Tablett hereingestürmt. In seinem Eifer hatte er leider übersehen, dass Jack Sparrow, der auf dem Boden genächtigt hatte, sich immernoch dort befand und so war das Tablett mitsamt dem Frühstück ziemlich unsanft auf dem Piraten gelandet, der sich gerade daran machte,es genüsslich zu verzehren.

Gillette stand nun mit hochrotem Kopf vor dem Bett des Commodores und schoss wütende Blicke auf den dreisten Piraten hinunter.

James verkniff sich ein Grinsen und wandte sich an seinen Leutnant :"Gillette? Hören Sie zu, das mit dem Frühstück müssen Sie wohl noch etwas besser einüben, vielleicht indem Sie der Mannschaft das Essen servieren?" Er zwinkerte, um dem Mann klarzumachen, dass es nur scherzte. Gillette las ihm komischerweise manchmal jeden Wunsch von den Augen ab und war dann schnell beleidigt, wenn man seine Untergebenheit nicht genügend würdigte. "Sie brauchen mir auch kein neues Tablett bringen, Gillette, ich hatte eine furchtbare Nacht und mir ist der Appettit vergangen."

Gleich nachdem er in das besorgte Gesicht seines Leutnants geblickt hatte, wünschte er sich, er hätte nichts von seiner unruhigen Nacht erwähnt. Erleichtert seuftzte er auf, als sich Gillette ohne ein weiteres Wort wieder aus der Kabine trollte, dann fiel Norringtons Blick wieder auf Jack.

Er glitt aus seinem Bett und kramte eine Weile in einer Schublade herum, wobei ihn der Pirat interessiert beobachtete. Schließlich hatte er anscheinend gefunden, was er suchte und einen Augenblick später musste Captain Jack Sparrow entsetzt und hilflos zusehen, wie ihm die Handfesseln wieder angelegt wurden.

"Was...?", brachte der Pirat nur hervor, als Norrington ihn mit eisiger Stimme unterbrach :" Betrachten Sie sich hiermit wieder als meinen Gefangenen, Mr. Sparrow. Wir werden nun weiterhin Kurs auf Port Royal nehmen, um ihren verbleibenden Aufenthalt auf dieser Erde so gut zu verkürzen, wie es uns möglich ist."

Nun passierte etwas, das wahrlich selten vorkam. Captain Jack Sparrow war vollkommen sprachlos. Nach einer Weile schluckte er und überlegte, ob er sich wegen dem unterschlagenen Titel 'Captain' beschweren sollte, wie er es schon so oft getan hatte, aber er unterlies es dann doch.

Stattdessen meinte er nun kleinlaut:"Aber Sie wollten mir doch dabei helfen, meine Pearl wiederzubekommen, Commodore! Haben Sie das vergessen?" "Das habe ich in der Tat nicht vergessen, Sparrow, aber ich muss Sie wohl nicht daran erinnern, was Sie sich letzte Nacht erlaubt haben! Von einem wie Euch muss ich mich nicht lächerlich machen lassen, gewiss nicht! Erwartet Ihr etwa, dass ich euch dann auch noch helfe? Vergesst es! Das letzte, was Ihr in Eurem armseligen Leben sehen werdet, ist der Galgen in Port Royal!"

Der Commodore hatte sich so in Rage geredet, dass er nicht bemerkt hatte, wie sich langsam die Tür öffnete und das ängstliche Gesicht eines kleinen Mädchens im Türrahmen erschien.

Sofort ergriff Jack die Gelegenheit und obwohl ihm der Gedanke nicht gefiel, packte er sich Felicity und schlang die Kette seiner Handfesseln um ihren Hals, wie er es vor einiger Zeit bei Elizabeth getan hatte. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, ein unschuldiges kleines Mädchen zu bedrohen, aber sie bedeutete Norrington viel, das war gerade das Einzige, was zählte.

Dessen Augen begannen sich auch vor Entsetzen zu weiten und er brachte nur ein ersticktes :"Warum?" hervor. In diesem Moment tat er Jack unendlich leid, aber wenn er etwas für sein und Anamarias Leben tun und seine Pearl wiederbekommen wollte, blieb ihm nichts anderes übrig.

"Also Commodore. Wie Ihr gesehen habt, haben sich die Regeln drastisch geändert. Ihr werdet jetzt sofort den Befehl geben, beizudrehen und die Route einzuschlagen, die ich Euch sagen werde, ansonsten muss ich Eurer kleinen Nichte leider etwas wehtun, auch wenn mir das nicht sehr gefällt."

Dann beugte er sich zu Felicity herunter und flüsterte :"Keine Angst, Kleine, dein Onkel hängt viel zu sehr an dir, als dass er es wagen würde, dich in Gefahr zu bringen! Ich werde dir nichts tun!"