Entscheidungen des Herzens
Autor: Eldalia
Pairing: Legolas/Haldir
Rating: alles in allem ...NC-17
Warning: -
Disclaimer: Tolkien ist alles, ich bin nichts!!
Notes: Story wird fortgesetzt in "Eine neue Chance"
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Ein schönerer Tag hätte es nicht werden können. Die Sonne stand hoch inmitten ihrer blauen Gefilde. Sie hatte den letzten Nebel aus den Senken vertrieben und gab nun den Blick frei auf die weite Ebene Rohans. Es war nun einige Tage her, dass Legolas und Gimli sich von König Elessar verabschiedet hatten und den Weg zur Festung Helms Klamm einschlugen. Der Zwerg hatte in den letzten Tagen von nichts anderem gesprochen als den Glitzernden Grotten von Aglarond, und sein Herz schlug höher, je näher sie dem Ziel kamen. Allerdings wollte der Zwerg keine übertriebene Eile aufkommen lassen. "Legolas, lass uns eine Rast einlegen." sagte Gimli, aber der Elb schüttelte mit dem Kopf. "Nein, mein Freund, ich will mich hier nicht länger aufhalten. Helms Klamm ist nicht mehr fern." Der Zwerg seufzte. Er wusste, was Legolas so sehr antrieb. "Er wird da sein. Haldir wartet, er würde nie ohne dich irgendwo hingehen.", sagte Gimli. Der Elb blieb ein paar Schritte vor seinem Freund stehen und lächelte ihn an. "Ich hoffe es." "Nein, Legolas, du weißt es!", antwortete Gimli, "Also quäle einen Zwerg nicht so sehr und lass uns rasten." Legolas seufzte gespielt und nickte. So vergingen die Stunden, und am frühen Abend des folgenden Tages erreichten die beiden die alte Festung Rohans. Die Spuren der großen Schlacht vor nicht allzu lange Zeit prägten das Bild, was sich vor ihnen auftat. Der Elb ließ seine Augen über den Wall von Helms Klamm schweifen und ihm war, als hätte er erst gestern da oben gestanden, eine hoffnungslose Schlacht vor Augen. Vor sich sah Legolas Menschen, von denen die meisten noch nie im Leben ein Schwert in der Hand gehalten hatten. Die Alten hatten durch lange Friedenszeit den Umgang mit der Klinge verlernt, oder vergessen? Und die Jungen? Legolas sah sich um. Sie waren so unschuldig, so unerfahren. Der Elb spürte ihre Angst. Die Angst aller. Sie hing über ihnen wie eine Rauchwolke, die alles vernebelte. Niemand auf dem Wall von Helms Klamm glaubte auch nur im geringsten daran, die kommenden Stunden zu überleben. Hier gab es keine Hoffnung , selbst in des Elben Herzen stand sie nicht mehr, so wie sonst. Er war unruhig hin und her gelaufen, aber nicht unbedingt des bevorstehende Kampfes wegen. Er war seit er Lorien verlassen hatte von einer inneren Unruhe, einer Sehnsucht befallen, die er nicht hatte erklären können. Erstaunt blickte Legolas von seinen düsteren Gedanken auf, als er den Klang eines Horns vernahm. Das Horn von Elben. Elben? Hier in Rohans Festung? Er eilte zur Brüstung und plötzlich spürte er Frieden in seinem Herzen. Haldir von Lorien führte ein Heer von Elben in den Kampf gegen das scheinbar unabwendbare Böse. Er blickte Haldir in die Augen und fand dort die Antwort auf seine Sehnsucht. Sein Herz wurde leichter und Hoffnung erfasste sein Innerstes. Der Elb aus Lorien hatte in Legolas etwas geweckt, was er verloren geglaubt hatte. Er würde diese Schlacht überleben, für Haldir. Für Haldir? Erstaunt über seine eigenen Gedanken ging er auf den ihm zugewiesenen Posten. Aber in diesem Moment erkannte der Elb aus dem Düsterwald, was ihm gefehlt hatte, ohne zu wissen, dass es seinem Gegenüber genauso ergangen war, kurz vor einer großen Schlacht in Helms Klamm. Bei Einbruch der Nacht dann waren sie da. Ein Gewitter zog herauf und ein Blitz zerriss die schwarze Nacht. Legolas blickte auf ein Heer geschickt aus der Hölle. Die Furcht in der Festung war nun fast greifbar. Die Uruk- Hai Isengards verursachten einen Lärm, der den Wall zum Beben brachte. Und als würden das schwarze Meer dieser furchtbaren Kreaturen auch noch dies beeinflussen können, fing es an zu regnen. In wenigen Augenblicken drang das kalte Nass bis zur Haut, ungeachtet der dicken Schlachtkleidung, die jeder in Helms Klamm trug. Legolas fröstelte, als ihm das kalte Wasser den Nacken herab rann und er suchte in der Menge nach Haldir. Einem Zeichen, an dem er sich festklammern konnte, die andere Hälfte seiner Seele. Über das drohende Unheil hinweg trafen sich ihre Blicke. Haldir nickte Legolas aufmunternd zu und der Elbenprinz lächelte. Es war ein Moment der Ewigkeit, der grausamst unterbrochen wurde, denn mit einem Mal begann es. Die Heere Sarumans stürmten gegen den Steinwall, Pfeile hagelten auf sie nieder, aber jeder Uruk-Hai der fiel, wurde von drei neuen Kriegern ersetzt. Wie Insekten kamen sie die Leitern empor. Jeder Streich des Bündnisses von Helms Klamm schien wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Dieser Übermacht waren sie nicht gewachsen, dennoch kämpften die Rohirrim und Elben verbissen, unter ihnen Legolas und Haldir. Die beiden Elben hatten plötzlich einen Grund, diese Schlacht überleben zu wollen. Immer hatten sie ein Auge aufeinander, ohne dass der andere es bemerkte. Als das Signal zum Rückzug den Kampfeslärm zerriss, suchten Legolas Augen nach Haldir. Um ihn herum türmten sich gefallene Uruk-Hais, die Luft stand von dem Gestank der toten Kreaturen aus Sarumans Verliesen. Die Steine des Klammwalls waren blutgetränkt, und in den Mauern klaffte ein riesiges Loch, hineingesprengt durch irgendeinen teuflichen Zauber. Der Lärm um Legolas herum ließ ihn kaum einen klaren Gedanken fassen und der starke Regen verschleierte seinen Blick. Die Kleidung war so voll Wasser, dass sie wie Blei an seinem Körper hing. Der Elb wischte sich über die Augen und versuchte den Schleier vor ihm zu durchdringen, den das Wetter wie einen Zauberbann webte. Dann sah er Haldir. Er war ein ganzes Stück entfernt von ihm. Der Elb aus Lorien sammelte seine Männer, bemerkte nicht, wie einige Uruk-Hais sich näherten. Legolas zögerte nicht, den schon erhob der Feind die Axt zum finalen Schlag. Die Klinge leuchtete im Licht eines aufzuckenden Blitzes. Etwas sirrte knapp an Haldirs Ohr vorbei. Ein Pfeil. Ein Pfeil, der ihm das Leben rettete und sich tötlich in den Hals des Feindes bohrte. Alarmiert von diesem Ereignis, wurde Haldir der zweier anderer Gegner gewahr und brachte sie zur Strecke. Aber schon bauten sich neue Feinde vor ihm auf. Von einer anderen Stelle sah Aragorn die gefährlich Lage von Haldir. Der Krieger stürmte in seine Richtung, alle Gegner niederstreckend, die ihm in den Weg kamen. Sein Freund aus Lorien stand nun allein seinen zahlreichen Feinden gegenüber. Keiner seiner Elbenkrieger war noch am Leben. Gerade hatte er zwei Uruk-Hai niedergestreckt, da wurde er von den Beinen gerissen. Über ihm thronte der Feind, sicher dass ihm sein Opfer nicht entgehen würde. Legolas, der immer noch ein Stück entfernt den Weg durch gefallene Mitstreiter und Feinde suchte, sah ihn und schrie. Er sah den Mann seines Herzens schon fallen, als sich ein Messer durch den Hals des Uruk-Hais bohrte. Aragorn hatte Haldir im letzten Augenblick erreicht. Gemeinsam nun kämpften sie sich zu Legolas und dann Richtung Hornburg durch. Im vorübereilen fiel Haldirs Blick auf den Pfeil, der ihm als erstes das Leben rettete. Er erkannte ihn sofort wieder. In der Hornburg trafen die drei auf den letzten kleinen Rest der Rohirrim, die verzweifelt versuchten das Tor zu verteidigen. Aragorn nahm König Theoden ins Gebet, als plötzlich golden die Sonne aufging und ein hoffnungsbringendes Licht in die steinerne Halle fiel. Pferde wurden gebracht, das Horn erschallte und alle noch vorhanden Männer machten sich bereit für ihren scheinbar letzten Weg. Haldir lief zu einem Pferd neben Legolas. Sie saßen auf, und als das Angriffssignal ertönte, trafen sich ihre Blicke. "Ich liebe dich..." sagte Haldir, nicht sicher ob der Elb neben ihm es über den Lärm überhaupt gehört hatte und dann preschten die Reiter aus der Halle. Schnell war jeder von ihnen von Feinden umringt, als die Reiter von Rohan mit Gandalf erschienen und das Blatt sich zu wenden begann. Legolas, einen Moment unaufmerksam, wurde aus dem Sattel gerissen. Zwei der Uruh-Hais, die ihn bedrängten konnte er abwehren, aber den dritten sah er zu spät. Er spürte schon beinahe die kalte Klinge in seinem Körper, als sein Gegner selbst in diese Situation kam. Haldir war in der Nähe gewesen, als Legolas in die Massen des Feindes fiel und nun stand er hinter dem zusammenbrechenden Uruk-Hai. Sein Schwert war blutgetränkt, das Haar zerzaust und verschmirrt, die Augen wild und aufmerksam, doch in diesem Augenblick lächelte er leicht. Ein Racheengel, zu schön für diese Welt. Er half Legolas schnell auf die Beine und mit vereinten Kräften schlugen sie alle Gegner nieder, die es wagten, in die Nähe ihrer Klingen zu kommen. Immer mehr lichteten sich die Reihen in Sarumans Heer und der Sieg gehörte den Rohirrim und ihren Mitstreitern. Als der Kampf gewonnen war, stand Haldir inmitten seiner Krieger. Tränen füllten seine Augen. Keiner hatte überlebt, bis auf ihn, dank Aragorn und Legolas. 'Legolas'...in seinem Kopf formten sich Lieder, die ihm aber in keiner Weise gerecht wurden. Als der Elb aus Lorien sich umsah, schaute er unvermittelt in die Augen seines Traumes. "Unser Volk hat schwer geblutet." sagte Legolas. "Es wäre ein weitere Elb unter ihnen, hättest du ihn nicht gerettet.", antwortete Haldir. "Auch du hast mir das Leben gerettet..", erwiderte Legolas und lächelte sein Gegenüber an. Dieser kam auf den Elben aus dem Düsterwald zu und nickte. "Danke..." Dann warf Haldir alle Bedenken aus seinem Herzen, trat ganz nah zu Legolas und küsste ihn sanft. Plötzlich wurde ihm klar was er tat und löste sich hastig von ihm. "Verzeih..." " Nein, entschuldige dich nicht...dafür habe ich gekämpft...." Haldirs Herz machte einen Sprung. Hatte er das wirklich gesagt? Aber die Blicke seines Gegenübers ließen keine Zweifel offen. Voller Liebe und Sehnsucht schaute Legolas' Augen in die seinen... "Legolas!" "..Herr Elb.." Die Stimme von Gimli riss den Elben fast grausam aus seinen Erinnerungen. Dieser war ihm um einige Meter voraus. So kurz vor den Grotten gab es für seinen Zwergenfreund kein Halten mehr. Lächelnd folgte Legolas ihm nach Aglarond. Wenig später schloss Fels sie ein. Gimli ging voran und begann sofort mit einer Höhlenführung nach Zwergenart. Legolas hingegen fühlte sich sofort beengt. Die Luft war abgestanden und die Feuchtigkeit der Luft schlug sich auf den Steinwänden nieder. Dennoch musste der Elb zugeben, dass die Grotten tatsächlich ansatzweise sehenswert waren. Edelstein- und Erzadern zogen glitzernd und farbenfroh in Bändern durch den kahlen, rauen Fels. Für die Zwerge mussten sie einen unheimlichen Reichtum darstellen, umso mehr war Legolas überrascht aber auch beeindruckt und stolz, dass sein Freund gegen jegliche Schürfarbeiten an diesem Ort war. Tiefer in den Grotten erreichten die beiden einen etwas breiteren Gang. Die Wände waren leicht unterteilt durch mehr oder weniger tiefe Nischen. Legolas ging zu einem dieser Einlässe im Fels. Sein Finger glitten fast zärtlich über die Rückwand des Ganges und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein verträumtes Lächeln ab. Gimli, der vorangegangen war, blieb stehen und blickte auf seinen Elbenfreund. Als der Zwerg näher kam, schien es, als würde Legolas aus tiefen Gedanken aufschrecken. Gimli schaute ihn entschuldigend an, legte seine Hand auf die seines Freundes und lächelte. "Selbst ein Elb kann unter Erde Glück finden.", sagte er. "Du hast recht, mein Freund.", antwortete Legolas, "Aber lass uns weitergehen. Mich sehnt es nach dem Anblick des Himmels." "Es gibt eine besondere Stelle hier in Aglarond.", entgegnete der Zwerg, "Ich würde sie gern wiedersehen und wäre froh, wenn du mich dahin begleitest." Legolas lächelte und nickte. "Ein Elb hält sein Versprechen, Gimli. Gern möchte ich erblicken, was ein Zwergenauge als schön beschreibt." Ihr Weg führte sie immer tiefer in die Glitzernden Grotten hinein. Legolas den Weg, den sie gingen, genau einzuprägen. So tief unter der Erde konnte sogar ein Elb die Orientierung verlieren, und um nichts in der Welt wollte er hier länger verweilen, als unbedingt nötig. Gimli brachte es zudem nicht fertig, den Weg zu seinem Lieblingsplatz schweigend über die Runden zu bringen. Jede Kleinigkeit wurde haargenau beschrieben und immer stärker musste Legolas ein Seufzen unterdrücken. Ein Zwerg konnte die Geduld eines Elben schon sehr strapazieren, aber Legolas sagte nichts dagegen. Und dann waren sie angekommen. Vor ihnen tat sich eine natürliche Steinhalle auf. Das Gewölbe erstreckte sich weit über ihnen, so dass der Schein ihrer Fackeln es kaum ausleuchten konnten. Die Wände waren breit durchzogen von Edelsteinen aller Arten und Formen. Der Schein der Fackeln ließ sie erstrahlen, und das Licht wurde in alle Facetten gebrochen, die man sich vorstellen konnte. Gimlis Augen leuchteten, aber nicht vor Habgier, sondern eher vor Staunen, was die Erde alles hervorbrachte. Selbst Legolas war beeindruckt von der Gewalt des Felsens gepaart mit der Schönheit von Farben und Formen. Lange standen die zwei Freunde schweigend inmitten der großen Halle und ließen den Anblick tief in ihrem Inneren wirken. Der Elb fand zuerst seine Sprache wieder. "Froh bin ich, dass ich dir hierher gefolgt bin. Nun weiß ich, dass nicht nur auf der Erde, sondern auch unter der Erde Vollkommenheit herrscht. Ich danke dir, mein Freund." Gimli schaute auf und lächelte. "Ich bin froh, diesen Moment mit dir teilen zu können. Nun bin ich bereit, dir in die Tiefen Fangorns zu folgen, auch wenn mir nicht wohl bei diesem Gedanken ist." "Vielleicht findest du dort ähnlich überraschendes und schönes, wie ich an diesem Ort hier." entgegnete der Elb. "Davon gehe ich nicht aus.", brummte Gimli. Legolas konnte nur lächelnd mit dem Kopf schütteln, als sie Aglarond verließen.
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Ein schönerer Tag hätte es nicht werden können. Die Sonne stand hoch inmitten ihrer blauen Gefilde. Sie hatte den letzten Nebel aus den Senken vertrieben und gab nun den Blick frei auf die weite Ebene Rohans. Es war nun einige Tage her, dass Legolas und Gimli sich von König Elessar verabschiedet hatten und den Weg zur Festung Helms Klamm einschlugen. Der Zwerg hatte in den letzten Tagen von nichts anderem gesprochen als den Glitzernden Grotten von Aglarond, und sein Herz schlug höher, je näher sie dem Ziel kamen. Allerdings wollte der Zwerg keine übertriebene Eile aufkommen lassen. "Legolas, lass uns eine Rast einlegen." sagte Gimli, aber der Elb schüttelte mit dem Kopf. "Nein, mein Freund, ich will mich hier nicht länger aufhalten. Helms Klamm ist nicht mehr fern." Der Zwerg seufzte. Er wusste, was Legolas so sehr antrieb. "Er wird da sein. Haldir wartet, er würde nie ohne dich irgendwo hingehen.", sagte Gimli. Der Elb blieb ein paar Schritte vor seinem Freund stehen und lächelte ihn an. "Ich hoffe es." "Nein, Legolas, du weißt es!", antwortete Gimli, "Also quäle einen Zwerg nicht so sehr und lass uns rasten." Legolas seufzte gespielt und nickte. So vergingen die Stunden, und am frühen Abend des folgenden Tages erreichten die beiden die alte Festung Rohans. Die Spuren der großen Schlacht vor nicht allzu lange Zeit prägten das Bild, was sich vor ihnen auftat. Der Elb ließ seine Augen über den Wall von Helms Klamm schweifen und ihm war, als hätte er erst gestern da oben gestanden, eine hoffnungslose Schlacht vor Augen. Vor sich sah Legolas Menschen, von denen die meisten noch nie im Leben ein Schwert in der Hand gehalten hatten. Die Alten hatten durch lange Friedenszeit den Umgang mit der Klinge verlernt, oder vergessen? Und die Jungen? Legolas sah sich um. Sie waren so unschuldig, so unerfahren. Der Elb spürte ihre Angst. Die Angst aller. Sie hing über ihnen wie eine Rauchwolke, die alles vernebelte. Niemand auf dem Wall von Helms Klamm glaubte auch nur im geringsten daran, die kommenden Stunden zu überleben. Hier gab es keine Hoffnung , selbst in des Elben Herzen stand sie nicht mehr, so wie sonst. Er war unruhig hin und her gelaufen, aber nicht unbedingt des bevorstehende Kampfes wegen. Er war seit er Lorien verlassen hatte von einer inneren Unruhe, einer Sehnsucht befallen, die er nicht hatte erklären können. Erstaunt blickte Legolas von seinen düsteren Gedanken auf, als er den Klang eines Horns vernahm. Das Horn von Elben. Elben? Hier in Rohans Festung? Er eilte zur Brüstung und plötzlich spürte er Frieden in seinem Herzen. Haldir von Lorien führte ein Heer von Elben in den Kampf gegen das scheinbar unabwendbare Böse. Er blickte Haldir in die Augen und fand dort die Antwort auf seine Sehnsucht. Sein Herz wurde leichter und Hoffnung erfasste sein Innerstes. Der Elb aus Lorien hatte in Legolas etwas geweckt, was er verloren geglaubt hatte. Er würde diese Schlacht überleben, für Haldir. Für Haldir? Erstaunt über seine eigenen Gedanken ging er auf den ihm zugewiesenen Posten. Aber in diesem Moment erkannte der Elb aus dem Düsterwald, was ihm gefehlt hatte, ohne zu wissen, dass es seinem Gegenüber genauso ergangen war, kurz vor einer großen Schlacht in Helms Klamm. Bei Einbruch der Nacht dann waren sie da. Ein Gewitter zog herauf und ein Blitz zerriss die schwarze Nacht. Legolas blickte auf ein Heer geschickt aus der Hölle. Die Furcht in der Festung war nun fast greifbar. Die Uruk- Hai Isengards verursachten einen Lärm, der den Wall zum Beben brachte. Und als würden das schwarze Meer dieser furchtbaren Kreaturen auch noch dies beeinflussen können, fing es an zu regnen. In wenigen Augenblicken drang das kalte Nass bis zur Haut, ungeachtet der dicken Schlachtkleidung, die jeder in Helms Klamm trug. Legolas fröstelte, als ihm das kalte Wasser den Nacken herab rann und er suchte in der Menge nach Haldir. Einem Zeichen, an dem er sich festklammern konnte, die andere Hälfte seiner Seele. Über das drohende Unheil hinweg trafen sich ihre Blicke. Haldir nickte Legolas aufmunternd zu und der Elbenprinz lächelte. Es war ein Moment der Ewigkeit, der grausamst unterbrochen wurde, denn mit einem Mal begann es. Die Heere Sarumans stürmten gegen den Steinwall, Pfeile hagelten auf sie nieder, aber jeder Uruk-Hai der fiel, wurde von drei neuen Kriegern ersetzt. Wie Insekten kamen sie die Leitern empor. Jeder Streich des Bündnisses von Helms Klamm schien wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Dieser Übermacht waren sie nicht gewachsen, dennoch kämpften die Rohirrim und Elben verbissen, unter ihnen Legolas und Haldir. Die beiden Elben hatten plötzlich einen Grund, diese Schlacht überleben zu wollen. Immer hatten sie ein Auge aufeinander, ohne dass der andere es bemerkte. Als das Signal zum Rückzug den Kampfeslärm zerriss, suchten Legolas Augen nach Haldir. Um ihn herum türmten sich gefallene Uruk-Hais, die Luft stand von dem Gestank der toten Kreaturen aus Sarumans Verliesen. Die Steine des Klammwalls waren blutgetränkt, und in den Mauern klaffte ein riesiges Loch, hineingesprengt durch irgendeinen teuflichen Zauber. Der Lärm um Legolas herum ließ ihn kaum einen klaren Gedanken fassen und der starke Regen verschleierte seinen Blick. Die Kleidung war so voll Wasser, dass sie wie Blei an seinem Körper hing. Der Elb wischte sich über die Augen und versuchte den Schleier vor ihm zu durchdringen, den das Wetter wie einen Zauberbann webte. Dann sah er Haldir. Er war ein ganzes Stück entfernt von ihm. Der Elb aus Lorien sammelte seine Männer, bemerkte nicht, wie einige Uruk-Hais sich näherten. Legolas zögerte nicht, den schon erhob der Feind die Axt zum finalen Schlag. Die Klinge leuchtete im Licht eines aufzuckenden Blitzes. Etwas sirrte knapp an Haldirs Ohr vorbei. Ein Pfeil. Ein Pfeil, der ihm das Leben rettete und sich tötlich in den Hals des Feindes bohrte. Alarmiert von diesem Ereignis, wurde Haldir der zweier anderer Gegner gewahr und brachte sie zur Strecke. Aber schon bauten sich neue Feinde vor ihm auf. Von einer anderen Stelle sah Aragorn die gefährlich Lage von Haldir. Der Krieger stürmte in seine Richtung, alle Gegner niederstreckend, die ihm in den Weg kamen. Sein Freund aus Lorien stand nun allein seinen zahlreichen Feinden gegenüber. Keiner seiner Elbenkrieger war noch am Leben. Gerade hatte er zwei Uruk-Hai niedergestreckt, da wurde er von den Beinen gerissen. Über ihm thronte der Feind, sicher dass ihm sein Opfer nicht entgehen würde. Legolas, der immer noch ein Stück entfernt den Weg durch gefallene Mitstreiter und Feinde suchte, sah ihn und schrie. Er sah den Mann seines Herzens schon fallen, als sich ein Messer durch den Hals des Uruk-Hais bohrte. Aragorn hatte Haldir im letzten Augenblick erreicht. Gemeinsam nun kämpften sie sich zu Legolas und dann Richtung Hornburg durch. Im vorübereilen fiel Haldirs Blick auf den Pfeil, der ihm als erstes das Leben rettete. Er erkannte ihn sofort wieder. In der Hornburg trafen die drei auf den letzten kleinen Rest der Rohirrim, die verzweifelt versuchten das Tor zu verteidigen. Aragorn nahm König Theoden ins Gebet, als plötzlich golden die Sonne aufging und ein hoffnungsbringendes Licht in die steinerne Halle fiel. Pferde wurden gebracht, das Horn erschallte und alle noch vorhanden Männer machten sich bereit für ihren scheinbar letzten Weg. Haldir lief zu einem Pferd neben Legolas. Sie saßen auf, und als das Angriffssignal ertönte, trafen sich ihre Blicke. "Ich liebe dich..." sagte Haldir, nicht sicher ob der Elb neben ihm es über den Lärm überhaupt gehört hatte und dann preschten die Reiter aus der Halle. Schnell war jeder von ihnen von Feinden umringt, als die Reiter von Rohan mit Gandalf erschienen und das Blatt sich zu wenden begann. Legolas, einen Moment unaufmerksam, wurde aus dem Sattel gerissen. Zwei der Uruh-Hais, die ihn bedrängten konnte er abwehren, aber den dritten sah er zu spät. Er spürte schon beinahe die kalte Klinge in seinem Körper, als sein Gegner selbst in diese Situation kam. Haldir war in der Nähe gewesen, als Legolas in die Massen des Feindes fiel und nun stand er hinter dem zusammenbrechenden Uruk-Hai. Sein Schwert war blutgetränkt, das Haar zerzaust und verschmirrt, die Augen wild und aufmerksam, doch in diesem Augenblick lächelte er leicht. Ein Racheengel, zu schön für diese Welt. Er half Legolas schnell auf die Beine und mit vereinten Kräften schlugen sie alle Gegner nieder, die es wagten, in die Nähe ihrer Klingen zu kommen. Immer mehr lichteten sich die Reihen in Sarumans Heer und der Sieg gehörte den Rohirrim und ihren Mitstreitern. Als der Kampf gewonnen war, stand Haldir inmitten seiner Krieger. Tränen füllten seine Augen. Keiner hatte überlebt, bis auf ihn, dank Aragorn und Legolas. 'Legolas'...in seinem Kopf formten sich Lieder, die ihm aber in keiner Weise gerecht wurden. Als der Elb aus Lorien sich umsah, schaute er unvermittelt in die Augen seines Traumes. "Unser Volk hat schwer geblutet." sagte Legolas. "Es wäre ein weitere Elb unter ihnen, hättest du ihn nicht gerettet.", antwortete Haldir. "Auch du hast mir das Leben gerettet..", erwiderte Legolas und lächelte sein Gegenüber an. Dieser kam auf den Elben aus dem Düsterwald zu und nickte. "Danke..." Dann warf Haldir alle Bedenken aus seinem Herzen, trat ganz nah zu Legolas und küsste ihn sanft. Plötzlich wurde ihm klar was er tat und löste sich hastig von ihm. "Verzeih..." " Nein, entschuldige dich nicht...dafür habe ich gekämpft...." Haldirs Herz machte einen Sprung. Hatte er das wirklich gesagt? Aber die Blicke seines Gegenübers ließen keine Zweifel offen. Voller Liebe und Sehnsucht schaute Legolas' Augen in die seinen... "Legolas!" "..Herr Elb.." Die Stimme von Gimli riss den Elben fast grausam aus seinen Erinnerungen. Dieser war ihm um einige Meter voraus. So kurz vor den Grotten gab es für seinen Zwergenfreund kein Halten mehr. Lächelnd folgte Legolas ihm nach Aglarond. Wenig später schloss Fels sie ein. Gimli ging voran und begann sofort mit einer Höhlenführung nach Zwergenart. Legolas hingegen fühlte sich sofort beengt. Die Luft war abgestanden und die Feuchtigkeit der Luft schlug sich auf den Steinwänden nieder. Dennoch musste der Elb zugeben, dass die Grotten tatsächlich ansatzweise sehenswert waren. Edelstein- und Erzadern zogen glitzernd und farbenfroh in Bändern durch den kahlen, rauen Fels. Für die Zwerge mussten sie einen unheimlichen Reichtum darstellen, umso mehr war Legolas überrascht aber auch beeindruckt und stolz, dass sein Freund gegen jegliche Schürfarbeiten an diesem Ort war. Tiefer in den Grotten erreichten die beiden einen etwas breiteren Gang. Die Wände waren leicht unterteilt durch mehr oder weniger tiefe Nischen. Legolas ging zu einem dieser Einlässe im Fels. Sein Finger glitten fast zärtlich über die Rückwand des Ganges und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein verträumtes Lächeln ab. Gimli, der vorangegangen war, blieb stehen und blickte auf seinen Elbenfreund. Als der Zwerg näher kam, schien es, als würde Legolas aus tiefen Gedanken aufschrecken. Gimli schaute ihn entschuldigend an, legte seine Hand auf die seines Freundes und lächelte. "Selbst ein Elb kann unter Erde Glück finden.", sagte er. "Du hast recht, mein Freund.", antwortete Legolas, "Aber lass uns weitergehen. Mich sehnt es nach dem Anblick des Himmels." "Es gibt eine besondere Stelle hier in Aglarond.", entgegnete der Zwerg, "Ich würde sie gern wiedersehen und wäre froh, wenn du mich dahin begleitest." Legolas lächelte und nickte. "Ein Elb hält sein Versprechen, Gimli. Gern möchte ich erblicken, was ein Zwergenauge als schön beschreibt." Ihr Weg führte sie immer tiefer in die Glitzernden Grotten hinein. Legolas den Weg, den sie gingen, genau einzuprägen. So tief unter der Erde konnte sogar ein Elb die Orientierung verlieren, und um nichts in der Welt wollte er hier länger verweilen, als unbedingt nötig. Gimli brachte es zudem nicht fertig, den Weg zu seinem Lieblingsplatz schweigend über die Runden zu bringen. Jede Kleinigkeit wurde haargenau beschrieben und immer stärker musste Legolas ein Seufzen unterdrücken. Ein Zwerg konnte die Geduld eines Elben schon sehr strapazieren, aber Legolas sagte nichts dagegen. Und dann waren sie angekommen. Vor ihnen tat sich eine natürliche Steinhalle auf. Das Gewölbe erstreckte sich weit über ihnen, so dass der Schein ihrer Fackeln es kaum ausleuchten konnten. Die Wände waren breit durchzogen von Edelsteinen aller Arten und Formen. Der Schein der Fackeln ließ sie erstrahlen, und das Licht wurde in alle Facetten gebrochen, die man sich vorstellen konnte. Gimlis Augen leuchteten, aber nicht vor Habgier, sondern eher vor Staunen, was die Erde alles hervorbrachte. Selbst Legolas war beeindruckt von der Gewalt des Felsens gepaart mit der Schönheit von Farben und Formen. Lange standen die zwei Freunde schweigend inmitten der großen Halle und ließen den Anblick tief in ihrem Inneren wirken. Der Elb fand zuerst seine Sprache wieder. "Froh bin ich, dass ich dir hierher gefolgt bin. Nun weiß ich, dass nicht nur auf der Erde, sondern auch unter der Erde Vollkommenheit herrscht. Ich danke dir, mein Freund." Gimli schaute auf und lächelte. "Ich bin froh, diesen Moment mit dir teilen zu können. Nun bin ich bereit, dir in die Tiefen Fangorns zu folgen, auch wenn mir nicht wohl bei diesem Gedanken ist." "Vielleicht findest du dort ähnlich überraschendes und schönes, wie ich an diesem Ort hier." entgegnete der Elb. "Davon gehe ich nicht aus.", brummte Gimli. Legolas konnte nur lächelnd mit dem Kopf schütteln, als sie Aglarond verließen.
