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Als Legolas am folgenden Morgen erwachte, waren Haldirs Augen, das erste, was er erblickte. Glücklich lächelnd schaute sein Geliebter ihn an. Der Prinz versuchte sich zu erinnern, wann er das zum letzten Mal erlebt hatte. So oft hatte er morgens die Augen aufgeschlagen und der Platz neben ihm war leer gewesen. Legolas wurde sanft aus seinen Gedanken gerissen, als Haldirs Lippen sanft die seinen berührte.

"Wie geht es dir, nin bain?", fragte der Wachmann leise. "Mhmm...wundervoll.", antwortete der Prinz, während er sanfte Küsse über Haldirs Brust verteilte. "Wann wollte Narion uns hier treffen.", hakte Haldir zärtlich flüsternd nach. Legolas' Schulterzucken konnte er nur erahnen. "Ich weiß es nicht, aber er klopft sicher vorher an." Der Wachmann lächelte vielsagend und entspannte sich, um die Berührungen seines Geliebten ganz in sich aufzunehmen. Dabei viel sein Blick kurz auf das Fläschen Öl, welches sie in der Nacht zuvor benutzt hatten. Es war umgefallen, und der ganze Inhalt hatte sich auf dem, mit Stroh bedecktem Boden verteilt.

"Ähm..nin bain...", setzte Haldir atemlos an, denn Legolas' Lippen hatten sich mittlerweile bis zu den Lenden vorgearbeitet und seine Zunge kreiste fordernd um äußerst empfindliche Stellen am Körper des Elbens aus Lorien. Der Wachmann musste sich extrem konzentrieren, damit er nicht vergaß, was er seinem Geliebten eigentlich mitteilen wollte. "Le..go...las...", presste er hervor. Als Antwort bekam er ein Grummeln, und nur widerwillig hob der Prinz den Kopf, um seinen Geliebten fragend anzuschauen. Dieser hielt das leere Ölfläschen hoch. "Ich hoffe, du hast an Nachschub gedacht."

Legolas schaute einen Augenblick sehr nachdenklich, und Haldir hatte schon etwas Angst vor der Antwort auf seine Frage. Aber der Elbenprinz löste sich kurz darauf von seinem Gegenüber und krabbelte zu seinen Sachen. Mit einem triumphierenden Lächeln zog er ein neues Fläschen heraus. "Wunderbar...", gab der Wachmann zurück, doch sofort wurde ihm der Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss verschlossen. Als sich ihre Lippen voneinander lösten, blickte der Elb aus Lorien in ein gespielt strenges Gesicht.

"Ich dulde jetzt keinerlei Ablenkungen mehr.", sagte Legolas mit einem hungrigen Glänzen in den Augen. "Du gehörst mir, Haldir von Lorien!"

Der Wachmann konnte nur noch nicken. Kurze Zeit darauf war er gefangen in der Präsens seines Geliebten. Nie wurde Haldir so zärtlich und zugleich so fordernd geliebt, wie an diesem Morgen. Als Legolas ihm erschöpft in die Arme sank, wähnte er sich im Paradies, bis das schlagen von Hufen auf dem Waldboden die atemlose Stille zerriss. Der Prinz hob den Kopf und lauschte.

"Das muss Narion sein. Nur er weiß, dass wir hier sind.", entgegnete er seinem zustimmend nickenden Gegenüber. Schnell zogen sie sich an, um dem Diener entgegen zu gehen, doch als sie nach draußen traten, erkannten sie nur ein reiterloses Pferd, das auf sie zu galoppierte. Von Narion war weit und breit nichts zu sehen. Unsicher trat Haldir auf das Tier zu. Es war bepackt mit Leinenbeuteln, in denen sich Proviant befand, aber der wunderschöne braune Hengst war erschöpft, seine Haut schweißüberströmt. Fragend schaute der Wachmann seinen Geliebten an, der nun ebenfalls neben ihnen stand. "Das ist Narions Pferd, aber...". Legolas brach ab, denn entsetzt fiel sein Blick auf einen schwarzgefiederten Pfeil, der in einem der beiden Proviantbeuteln steckte. "Oh Gott...Haldir...!!!", rief er. Der Wachmann war sofort bei seinem Geliebten und traute seinen Augen kaum. "Orks!!!..Hier..?!", presste er mühsam hervor.

In Legolas Augen standen plötzlich Angst und Wut. Ohne dass Haldir eine Chance zu einer Reaktion hatte, rannte der Prinz in den Stall zurück, um sein Pferd zu holen. Seine Sorge um Narion ließ ihn die Gefahr vergessen, die auf ihn wartete, sobald er das Reich seines Vaters wieder betrat. Aber seinem Geliebten war sie in diesem Moment mehr als klar. "Legolas...was hast du vor?", fragte er besorgt. "Du weißt, was uns der König angedroht hat, sollten wir jemals zurückkehren."

Der Prinz nickte, aber sein Entschluss war unumstößlich. "Narion ist...", der Waldelb stockte. "....verletzt. Er braucht Hilfe, und nur wir wissen, wohin er unterwegs war." Nach einem kurzen Moment fuhr er fort. "Er hat sich für uns in Gefahr begeben, und er ist mein Freund. Ich lasse ihn nicht allein." Haldir nickte, hielt aber weiterhin Legolas Pferd fest. "Du hast recht.", antwortete er. "Ich werde mit dir kommen." "Nein, Haldir! Das ist zu gefährlich. Ich will dich nicht verlieren.". Der Prinz versuchte sein Pferd auf den Weg zu bringen, aber der Elb aus Lorien ließ sich nicht beirren und pfiff nach seinem Reittier, das auch sofort zu ihm kam. "Ich will dich auch nicht verlieren!", sagte der Wachmann sanft. "Du wirst mich hier nicht zurücklassen. Und Narion ist auch mein Freund. Ich lasse dich nicht allein gehen, nicht noch einmal."

Legolas Absicht zum Protest verrauchte, als er in die Augen seines Geliebten blickte, und er nickte. So schnell es ging, machten sie sich auf den Weg, zu Narion und zurück in das Reich des Waldelbenkönigs.