Hallo liebe Kathrin. Ja, ich weiß dass ich vergessen hab dir das 9. Kapitel zu widmen. Nein, dass werde ich nicht wieder tun. Und genau aus diesem Grund ist das 9. Kapitel (und Sherby *zwinka*) nur für dich meine allerliebste Ehefrau *umknutsch* ich lübb dir :O *mit dir tango tanz*
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10. Tortuga
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Es war am späten Nachmittag, vier Tage später, als die Pearl als größtes Schiff in die Bucht vor Tortuga vor Anker ging, was verständlicherweise nicht unbemerkt bleiben konnte. Nach kurzer Zeit wurden von ihr mehrere kleine Beiboote abgefiert, mit denen ein Großteil der Besatzung an Land ruderte. Lediglich Mir. Towers, Luke und Anamaria mussten vorerst zur Bewachung an Bord bleiben, sollte aber im Verlauf des Abends von anderen abgelöst werden, die es noch vom Captain zu bestimmen galt.
Tortuga war ein kleines Gaunerstädtchen und gleichzeitig Anlaufstelle für berühmt-berüchtigte Piraten. Es lag in einer gut versteckten Bucht, sodass es unmöglich für einen Außenstehenden, gar einem Soldaten, so gut wie unmöglich schien sie zu finden, wenn er sich nicht an ein Schiff anhängte, dass auf dem Weg dorthin war.
Auf dem Kai trennte sich die Crew, damit jeder seinen Landgang so gestalten konnte wie er es wollte. Derweilen machte Jack sich mit Julia auf dem Weg zu seiner Lieblings-Schenke in der ganzen Karibik. Die Beiden hatten ausgehandelt, dass sie nur mit an Land kommen durfte, wenn sie versprach, den ganzen Abend lang nicht von seiner Seite zu weichen. Damit wollte der Captain verhindern, dass sie Reißaus nahm und ihm ihre Schulden nicht zurückbezahlen würde. Sie hielt diese Begründung für den größten Schwachsinn, den sie je gehört hatte und erklärte sie sich damit, dass Jack sie nur vom Anbändeln mit anderen Kerlen abhalten wollte. Ihm war es, zu ihrem Leidwesen, gleichgültig was sie dachte, solange sie sich einfach an ihre Abmachung hielt und schwieg, während sie ihrer These lautstark der gesamten Crew mitgeteilt hatte.
Die Kneipe war ein kleines heruntergekommenes Gebäude im Inneren des Häfchens. Von der Straße aus konnte man auf die verdreckten von Holzrahmen umrandeten zwei Fenster sehen, die sich deutlich von der weiß-grauen Außenwand absetzten. Zwischen ihnen befand sich die morsche Holztür, die laut quietschte, als Julia sie öffnete und vor Jack eintrat.
Drinnen wurde sie freudestrahlend vom Wirt hinter der Theke empfangen. Der dickliche Mann brach sein Gespräch mit einem Gast abrupt ab und stürmte an die Holztresen, der der Tür zugewandt war.
„Julia!", rief er mit seiner verrauchten Stimme. „Welch eine Freude dich mal wieder hier zu sehen! Wie lange ist es jetzt schon her? Ein halbes Jahr bestimmt!"
„Zu lange, mein Freund", gab sie in einem ähnlich freudigen Ton zurück. „Wie geht es dir?"
„Tja, langsam zerren die Jahre auch an mir, musst du wissen. Leider nicht allzu gut."
Lächelnd lehnte sich das Mädchen auf die Theke direkt vor ihn, um ihn einen Vorschlag zu unterbreiten. „Schenk uns ein, Eddie, auf Kosten des Hauses. Und ich schwöre dir bei allen Schätzen der Welt, wir werden dir zusprechen und auf dich trinken."
Er grinste wie ein alter Herr, dem gerade ein übergroßes Geschenk gemacht wurde.
„Aye, schon allein deine Anwesenheit hier wäre eine Runde aufs Haus wert."
„Dann lass sie uns nicht vergeuden."
Sogleich sprang der alte Wirt zurück und schenkte zwei Becher mit Rum voll ein. Es war der beste Rum den sie im Hause hatten, wie Julia es aus Erfahrung wußte. Überglücklich nahm sie die Becher zur Hand und folgte Jack, der ihre Unterhaltung schweigend mitangehört hatte, zu einigen hölzernen Hockern auf der gegenüber liegenden Seite des Tresens, um möglichst ein Stück entfernt von Eddie entfernt zu sein.
„Ihr kennt euch?", flüsterte Jack, bevor er einen großen Schluck von dem wohlschmeckenden Rum nahm. Der ihm sehr bekannte Geschmack des Tropfens durchrauschte ihn und beflügelte seine Zunge. Wahrlich ein guter Rum!
„Aye, als ich jünger war habe ich hier ausgeholfen um etwas Geld zu verdienen. Außerdem hat der alte Kerl sich um mich und einen Freund gekümmert, als wir von Zuhause weggelaufen sind."
„Wieso?"
„Das Übliche, was einen dazu bewegt Pirat oder Dieb zu werden: An meiner Mutter kann ich mich kaum noch erinnern, mein Vater gewalttätig, die Einzigste, die mich wenigstens ein wenig erzogen hat war meine Großmutter", sie lächelte Jack an, als wäre ihr diese Tatsachen gleichgültig. „Dann kamen wir hierher und Eddie hat uns aufgenommen. So gesehen könnte man ihn als meinen Vater bezeichnen."
„Und warum diese Ausdrucksweise?"
Sie grinste wieder. „Er hat mich erzogen und mir beigebracht so zu sprechen. Es würde ihm das Herz brechen wenn ich mit ihm so wie dir reden würde."
Julia erzählte ihm noch mehr über ihre Kindheit, wie sie mit ihrem besagten Freund, dessen Namen sie jedoch nicht einmal nannte, nach Tortuga gekommen war und wie sie zur Piratin wurde. Seltsamerweise schien Jack sich wirklich dafür zu interessieren, was er selbst anfangs auch nicht recht begreifen konnte. Währenddessen trat immer mal wieder Eddie heran und gab noch eine Runde Rum für sie aus, wobei er einige Fetzen ihres Gespräches auffangen konnte und ab und an seinen kleinen Kommentar dazu abgab.
Mit der Zeit füllte sich die Kneipe immer mehr, sodass schon bald die ersten Schlägereien losgingen, die teils durch kleine Diskussionen, meist jedoch durch die Trunkenheit der Beteiligten verursacht worden waren, wodurch der Wirt meist keine Zeit mehr hatte den Beiden nachzuschütten.
Jack und Julia ließen sich nicht dadurch stören, bis später am Abend ein recht betrunkener Kerl mittleren Alters an sie herantrat und sich an Jack abstützte, um nicht umzukippen.
Überrascht wandten sich die Beiden zu dem Fremden um. Das Mädchen bekam seltsamerweise plötzlich ein flaues Gefühl im Magen, als würde sie ihn kennen.
„Gutes Zeug is das, was die hier ausgeben", lallte er schwankend und versuchte die Beiden anzugrinsen, was jedoch in seinem Vollbart unterging. „Da kann man gar nicht aufhören…"
Auf einmal blinzelte er Julia seltsam an, riss dann die Augen weit auf und lehnte sich erstaunt aus seiner gebeugten Körperhaltung zurück. Torkelnd versuchte er zu salutieren, was wortwörtlich ins Auge ging.
„Hol mich der Meeresboden: Captain!", sprach er, woraufhin sich das Mädchen schlagartig an dieses Gesicht erinnerte.
„Captain?", wiederholte Jack ungläubig und starrte Julia stirnrunzelnd an. „Du?"
„Aye, Captain", bestätigte der Fremde und schwankte wieder ein wenig. „Der Schrecken der sie- sieben Weltmeere!"
„Ehm…, Jack?", stammelte sie nervös. „Würdest du uns bitte einen Moment entschuldigen?"
Julia packte den Kerl am Kragen und schleifte ihn zur Tür hinaus, ohne auf eine Antwort von Jack zu warten. Dieser hatte selbst schon ein wenig über den Durst getrunken, verzog eine gleichgültige Grimasse und nahm noch einen letzten großen Schluck aus seinem Becher.
~*~*~
Draußen war es bereits dunkel, sodass es niemanden auffiel, als Julia den betrunkenen Kerl an seiner Weste aus der Schenke zerrte und mit ihm in einer schmalen Nische zwischen der Kneipe und einem nebenstehendem Haus verschwand. Durch seine extreme Trunkenheit war er kaum im Stande gewesen, sich gegen das Mädchen zu wehren.
Grob schubste sie ihn in eine kalte Ecke der Sackgasse, woraufhin dieser zusammensackte.
„So, mein lieber Sherby", begann sie und kniete sich vor den anscheinend doch nicht so fremden Mann, der durch den Alkohol wohl gar nicht wußte wie ihm geschah, „und jetzt verrat mir mal was du hier zu suchen hast."
Er gluckste. Da Sherby allem Anschein nach kein Wort so richtig mitbekommen hatte, musste Julia wohl deutlicher werden. Zornig langte sie nach seinem Dolch an seinem Gürtel und hielt sie ihm an die Kehle.
„Verdammter Bastart! Sag mir endlich, wie du überlebt hast!"
Er grinste hinterhältig.
„Ich werd nicht die letzte Überraschung bleiben, die du erleben wirst."
„Red klarer", forderte sie und drückte den Dolch fester an seinen Hals, offensichtlich bereitwillig ihn ihm zu zerfetzen. Er schluckte, sein hinterhältiger Blick jedoch saß fest in seinem Gesicht.
„Sie wissen es ganz genau, Captain", er hielt kurz inne. „ER ist auch hier."
„Wer?!"
„Stellt keine Fragen auf die Ihr die Antwort bereits kennt."
Julia hatte sich mittlerweile so weit vorgelehnt, dass er ihr mit seinem alkoholischen Atem ins Gesicht hauchte. Angeekelt lehnte sie sich zurück. Seltsam beklemmende Gefühle drangen in ihr hoch. Sie hatte eine dunkle Ahnung, von wem Sherby gerade redete. Es war ein Thema, über das sie nach wie vor nicht reden wollte, über das sie die letzten Monate kein Wort verloren hatte. Vorerst wechselte sie zu einer ganz anderen Angelegenheit, wegen der sie überhaupt nach draußen gekommen war.
„Was fällt dir eigentlich ein, deinen Captain verraten zu wollen?"
Seine Sinne schienen plötzlich wieder verblasst, sodass er erneut nichtssagend gluckste. Das Mädchen lehnte sich wieder nach vorne, legte ihren Kopf auf seine linke Schulter und fuhr bedrohlich mit dem Dolch um sein Gesicht herum. Sie konnte daraufhin einen Anflug von Panik in seinen Augen sehen, doch blieb ihr Blick ausdruckslos.
„Ich weiß ganz genau, dass du meine Worte mitbekommen hast", aus ihrer Stimme war seltsamerweise eine plötzliche Milde eindeutig rauszuhören. Sie setzte sich wieder auf und blickte ihn herablassend an.
„So lange du noch hören kannst, hör mir ganz genau zu und richte deinem neuen Captain folgendes aus: Wenn er mit mir reden will, soll er gefälligst selber kommen."
Sie langte hinter sich, wo sie eine alte Stoffdecke liegen wußte und drückte sie dem verwirrten Sherby in die Hände. Ihm schwante Schlimmes…
„Halt dir das lieber gleich auf die Wunde, sonst könntest du verbluten."
Ihrer unerwartet bösartig und gleichgültig klingenden Stimme folgend setzte sie mit dem Dolch oberhalb seines linken Ohres an, ein letztes scheinheiliges Grinsen flog rasch über ihr Gesicht…
Ein schmerzerfüllter Schrei schallte durch die Nacht, der die Leute abseits der Gasse aufhorchen ließ.
Eine rote Spur floss über Sherbys linke Gesichtshälfte, über Julias Handrücken und tropfte dann auf den kalten steinernen Boden. Ein gequälter Gesichtausdruck, von Schmerz und Angst geprägt, machte sich bei Sherby breit, während das Mädchen ihn immer noch starr anblickte.
Er presste sich die Decke auf seine linke Gesichthälfte wie sie es ihm erklärt hatte, die bald voll Blut getränkt war.
„So ist´s gut", lobte sie ihn kaltherzig und sah links neben seinem Körper, wo ein mit Blut besudeltes `Ding´ lag. Es war fleischfarben wo es nichts von der roten Flüssigkeit abbekommen hatte, und recht oval. Sein Ohr.
„… belassen wir es erst mal damit", sie hielt ihm drohend die rote Klinge des Dolches unter sein Kinn. „Ich warne dich: Versuch mich noch einmal zu verraten, und dein Ohr wird nicht das einzigste Körperteil bleiben, das dir fehlt."
So stand sie auf und drehte sich um, um aus der Gasse zu verschwinden. In einer hölzernen Regentonne wusch sie das Blut von dem Dolch und ihrer Hand, steckte ihn weg und ging zurück in die Schenke.
Sherby blieb wimmernd in der Ecke sitzen mit der durchtränkten Decke am Kopf. Der Schmerz, den das Mädchen ihm zugefügt hatte, war immer noch unerträglich.
„Fahr zur Hölle, elendes Miststück."
~*~*~
„Wo warstn du?", nuschelte Jack ein wenig angeheitert, als Julia nach einiger Zeit wieder zu ihm stieß. Mittlerweile hatte er seinen Platz gewechselt und saß nun in einem abgetrennten Bereich der Schenke am Ende eines großen Tisches, da sich seine Crew während ihrer Abwesenheit auch hier eingefunden hatte und sie sich nun gemeinsam betranken.
„Der Kerl gerade, wir hatte eine kleine Diskussion."
Jack stellte den Becher auf den Tisch. „Er hat dich Seinen Captain genannt."
„Er war betrunken und im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass er mich nur verwechselt hat."
Misstrauisch beäugte Jack das Mädchen, welches sich gerade von dem neben ihr sitzendem Mr. Jeverson den gefüllten Becher klaute und selbst einen großen Schluck nahm. Dann setzte sie sich auf den freien Platz zwischen Jeverson und Jack.
Er bemerkte die Nervosität, die ihr eindeutig ins Gesicht geschrieben stand.
„Was ist?"
„Nichts, es ist alles in Ordnung."
„Aye…", so ganz konnte er ihr keinen Glauben schenken, beließ es aber dabei und genehmigte sich noch einen Schluck aus seinem Becher. Was für diskrete Probleme Julia hatte ging ihn nichts an und interessierte ihn um ehrlich zu sein auch herzlich wenig, warf ihr jedoch im Laufe des Abends des Öfteren flüchtige Blicke zu.
Zu Julias Überraschung sprang Mr. Gibbs, der ihr etwa schräg gegenüber saß, plötzlich auf, nahm die meisten der leeren Becher in die Hand und wollte sie gerade zum neu befüllen an den Tresen bringen, doch das Mädchen sprang auf und stellte sich ihm in den Weg.
„Was habt ihr vor?"
„Ich hole Nachschub, Missi", bemerkte er beiläufig und stieß sie vorsichtig zur Seite, doch Julia blieb hartnäckig und stand kurz darauf schon wieder vor ihm. Sie versuchte alle Becher, die er trug auf ihre Arme zu packen.
„Lass mich das machen, Joshamee. Ich habe früher hier gekellnert, setz dich nur wieder."
Mit fragendem Gesichtausdruck ließ er sie ziehen, drehte sich wieder um und setzte sich auf seinen Stuhl.
„Was ist? Ich dachte, Ihr wolltet neuen Rum holen", fragte Jack stirnrunzelnd.
„Aye, dem war auch so, doch die junge Ms. Morgan hat sie mir abgenommen und ist mit ihnen zur Bar gestürmt, ohne dass ich sie daran hindern konnte. Sie ist seid heute so seltsam…"
„Ist mir auch schon aufgefallen. Besonders nachdem so ein verrückter Kerl zu uns gekommen ist und sie scheinbar wiedererkannt hat. Danach sind die Beiden raus. Sie ist wiedergekommen, aber dieser Kerl…"
„Teufel noch mal, Jack!", fluchte Mr. Gibbs. „Sprich das größte Übel nicht aus! Sie hat ihn doch nicht umgebracht! So etwas würde die Kleine nie tun, dafür hat sie einen zu gutherzigen Charakter."
„Wohl war, allerdings scheint sie mir jemand ganz anderes zu sein als sie uns vorgibt zu sein."
„Jack, du siehst Bäume wo gar keine sind", lachte Gibbs und lehnte sich in seinem Stuhl so weit wie es nur ging zurück. „Glaub mir, die junge Julia ist absolut harmlos, sie könnte nicht einmal einer Fliege was zu Leide tun."
„Aber mich an die Marine ausliefern und Soldaten niederschlagen kann sie. Vertrau mir, sie hat mehr Seiten als sie uns im Moment zeigen will", versicherte Jack und schlug seine Beine nachdenklich auf dem Tisch übereinander.
„Du solltest nicht immer so misstrauisch anderen Menschen gegenüber sein, dass bringt nur Unglück", lachte sein Maat. „Manchmal kriegt man dass Gefühl, du achtest viel zu sehr darauf, was die Kleine macht…"
„Was willst du damit sagen?"
Er lehnte sich wieder nach vorne, um nicht so laut reden zu müssen. „Nun ja, manchen scheint es so, als würdest du dich sehr für das Mädchen interessieren. Vielleicht sogar mehr als gut für dich ist."
Jack wußte was er gemeint hatte, und auch wenn er diese Unterstellung für den größten Unsinn der Welt hielt, versuchte er ruhig zu bleiben. Er seufzte.
„Tut mir Leid Euch enttäuschen zu müssen, Mr. Gibbs. Ihr achtet zu sehr auf Dinge, die gar nicht der Wahrheit entsprechen. Gerade Ihr müsstet wissen, dass das Unglück bringt."
„Aye Captain", stimmte er bedrückt zu, um zu signalisieren, dass Jack ihn von seiner Behauptung abgebracht hatte. „Wo ist die Kleine eigentlich? Sie wollte doch nur neuen Rum holen."
Beide sahen sich verdutzt um, sahen aber keine Spur von ihr an der Theke oder sonst wo in der Schenke.
Der Captain zuckte die Achseln und blickte wieder zu seiner Mannschaft, die unter sich einige private Diskussionen austrugen, die ihn sichtlich erheiterten und das verschwundene Mädchen aus seinen Gedanken vertrieben. Sie würde wohl irgendwann schon wieder auftauchen, dachte er.
~*~*~
Viel später in der Nacht, als es zusehends brutaler in der Kneipe zuging und auch einige Jacks Crew Schlägereien mit anderen Gästen austrugen, trat die etwas mitgenommen aussehende Julia wieder in den durch Steinwände abgetrennten Bereich ein, in dem Jack nach wie vor seinen Aufenthalt genoss. Mittlerweile hatten sie wieder gefüllte Becher, was sich auch schon erheblich auf ihren geistlichen Zustand ausgewirkt hatte.
Sie rüttelte an Jacks Schulter, während sie sich mit ihrer freien rechten Hand über ihr Auge wischte.
„Jack, wir müssen los", sagte sie mit einer recht angeschlagenen Stimme. Ihr Gegenüber sah sie verwirrt an.
„Losch? Wir schind doch grade erscht gekommen", knirschte er und konnte noch eben einen Schluck Rum nehmen, bevor sie ihn an seinem Hemdkragen hochzog.
„Hör zu", begann sie ihn einem angestrengtem Flüsterton. „Ich habe was von einem Schatz mitbekommen, einem richtig GROßEM Schatz. Ich konnte den angeblichen Aufenthaltsort aus dem Kerl herauskitzeln, allerdings werde ich wohl nicht die Einzige bleiben, der er ihn anvertraut hat."
„N Schatz?", wiederholte der Captain schwankend und betrachtete sie von oben bis unten. „Du siehscht mehr danach aus, als hättst du n Schäferstündschen hinter dir."
Seine Worte missachtend fuhr sie fort. „Jack, unter Garantie meines Lebens finden wir dort den größten Schatz, den du JE zu Augen kriegen wirst."
„Und was mascht dich da so sischa?"
„Vertrau mir einfach", schlug sie langsam vor und sah ihm bittend in die Augen, während er sichtlich nachzudenken schien.
„Leute", wandte er sich rasch zum Tisch um, woraufhin seine Crew plötzlich mucksmäuschenstill wurde und ihm entgegen sah. Erfreut über die Aufmerksamkeit fuhr er fort. „Packt eure Sachen, wir kehren auf die Pearl zurück." Mit einem Auge blinzelte er zu dem Mädchen. „Wir haben ein neuesch Ziel."
~*~*~
„Was hat mich nur dazu verleitet auf dich zu hören?", fragte der Captain in einem extrem wehleidigen Tonfall, während er sich auf die Reling seines Schiffes lehnte und auf die sich am Schiff brechende Wasseroberfläche hinabsah.
Schon in den frühen Morgenstunden nach ihrer ersten durchzechten Nacht seit Wochen war die Black Pearl wieder aus Tortuga ausgelaufen und nun auf dem Weg zum von Julia beschriebenen Schatz.
„Du warst angeheitert, das wird der Grund gewesen sein", erklärte sie, als sie zu ihm heran an die Reling der Backbordseite trat.
„Das wäre die einzig logische Erklärung."
„Hey, jetzt sei doch nicht so mies gelaunt, du wirst sehen: Schon in ein paar Tagen kannst du dich als den reichsten Piraten der Karibik schätzen!"
„Wieso hast du uns eigentlich den Standort verraten?"
„Wieso hätte ich ihn euch verheimlichen sollen?"
„… um ihn nicht mit uns teilen zu müssen, gar ihn uns zu überlassen?!"
„Wer hat denn hier von überlassen gesprochen?", hakte sie missverständlich nach. „Wir reden über die Aufteilung sobald wir da sind."
Jack sah nachdenklich auf zu dem endlosem Ozean, der vor ihm lag. Den Koordinaten zu folge und dem derzeitigem Aufenthaltsort der Black Pearl war es eine Reise von mindestens noch etwa zwei Tagen. Der Gedanke an einen gewaltigen Schatz weckte alte Erinnerungen an frühere Abenteuer, teilweise waren diese allerdings nicht allzu gut verlaufen. Ein zweifelhaftes Gefühl beschlich ihn…
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So, 10. is also auch schon fertig. Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob die Szene mit Julia und Sherby so gut darein gepasst hat, allerdings hielt ich es für nicht allzu irrelevant, da sie 1. noch einmal zu Sprache kommen wird und ich 2. diese Mafia-Methoden so endgeil finde n.n der Glaubwürdigkeit (und das sage gerade ich^^") würde es jedenfalls nicht so gut bekommen, wenn jemand einbetoniert und auf dem Meeresboden versenkt wird, dementsprechend müsst ihr so ein Szenario nicht erwarten.
*grummel* Einige von euch scheinen eine Bemerkung von mir im letzen Kapitel etwas „zu Ernst" genommen zu haben, und zwar dass ich die Zeichnung und Julias Verhalten nicht mehr erklären müsste. Eine Sache zu meiner Person: Wenn ich nicht ausdrückliche sage, dass ich es Ernst meine, nehmt mich einfach nicht Ernst, dass wird nämlich ziemlich ins Auge gehen^^"
@Shelley: Ohne dir zu nahe zu treten zu wollen scheint dir entgangen zu sein, dass die Leutchen da nicht nur Seemänner, sonder Piraten sind. Das Jack wirklich so unschuldig ist bezweifle ich. Schließlich wurde er schon wegen Brandstiftung (und dass weiß ich aus dem Film) und einiger anderer Delikte angeklagt, die nicht allzu freundlich waren. Jemanden erschossen hat er nach dem Film ja auch, selbst wenn er meines Erachtens nach gute Gründe dafür gehabt hat … Was sollen die den mit noch einem popligen Schiff, wenn die doch schon ne poplige Pearl haben? Kann sein, umso mehr, desto besser, aber ich fand die Idee nicht so toll… übrigens noch mal Danke für die Anmerkungen^^
@Marenvs: Okay okay, nachdem ich rausgefunden habe wie ich die Wörtchen Ruhm aus dem Text filtern und verbessern kann ohne mir alles Wort für Wort durchzulesen sah ich mich auch im Stande, alles zu verbessern *hoff dass ich das richtige wieder hochgeladen hab* Wegen der Sprache *roll eyes* ich weiß ja selbst dass sie zu modern ist, leider kann ich es mir einfach nicht abgewöhnen so zu schreiben -..- ach ja, das mit dem Mädchen: Mir kommt es richtig dumm vor, wenn ich „die Frau" schreiben müsste, weil das einfach nicht zu ihrem Charakter passen würde. Irgendwie kann sie ja keine 12-jährige mehr sein, wenn ein Commodore sie für den Captain der Pearl hält, oder?
@MysteryV: Ne Erklärung kriegst du Süzze, verlass dir drauf *zwinka*
@Gil: Ellis sind einfach schrecklich, mein Vaddi will mir jetzt sogar ganz Weiterschreib-Verbot erteilen, wenn ich so weitermache *grummel* Freu ich mir wenn du die FF magst *froi* *keks futter* ach ja, es stimmt, es steckt noch ne ganze Menge dahinter, auch wenn ich glaube, dass ich ein wenig Größenwahnsinnig in der Storyline werde…
@VarieFanel: Das mit dem erst aufschreiben dann abtippen kenn ich, wenn ich in der Schule einen kreativen Geistesblitz hatte, muss ich auch immer gleich alles aufschreiben. Das kann dann manchmal so 2 DIN-A Seiten werden… *seufz*
@Luzi: ehm *räusper* Ich mein ja nur, aber auch du scheinst ein paar Sachen nicht mitbekommen zu haben: Wenn du freundlicherweise einmal deine Augen auf das Genre dieser FF richten würdest, fällt dir vielleicht auf, dass da nix von Romantic steht, und dass hat schon seinen Grund. So viel kann ich ja schon mal vorweg nehmen, dass die Beiden unter Garantie NICHT zusammenkommen. Das aus dem einfachen Grund, dass Jack einfach in keine Beziehung zu einer Frau hineinpasst, das wäre einfach zu beengend für seine Person. Das würde er nicht lange aushalten … Okay, dass ich die Crewmitglieder ein wenig außen vor gelassen habe stimmt ja beim flüchtigen Überfliegen und ich versuche mein Bestes sie wieder ein wenig mit einzubeziehen … Das mit dem Geheimnis habe ich ja oben erwähnt und bin der Meinung, dass ich das hier nicht noch mal erwähnen muss, oder? Klar wird das noch erklärt *zwinka* hätte ich gewusst, dass ihr das Ernst nehmt, hätte ich es sicher nicht geschrieben … Diese Teile musste ich jetzt leider schreiben, damit die Situation zwischen Jack und Julia klar wird und ich eine Grundlage für das nun folgende kommen. So gesehen fing schon im 4. Kapitel die Hauptgeschichte an…
@B-Schwestern: Wow, um ehrlich zu sein hätte ich von euch nicht erwartet dass ihr weiterlesen würdet nachdem was ihr geschrieben habt. Da freu ich mich aber trotzdem :) Natürlich war das nur ein Scherz mit dem Nicht-Erklären gewesen. Das mit dem Ruhm und dem Rum hab ich doch verbessert :O oder? Oder ich hab die falschen Docs upgeloadet, weil ich danach vergessen hatte, in welchen allen das Wort vorgekommen ist. Aber eigentlich müsste das schon korrigiert sein o.O
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10. Tortuga
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Es war am späten Nachmittag, vier Tage später, als die Pearl als größtes Schiff in die Bucht vor Tortuga vor Anker ging, was verständlicherweise nicht unbemerkt bleiben konnte. Nach kurzer Zeit wurden von ihr mehrere kleine Beiboote abgefiert, mit denen ein Großteil der Besatzung an Land ruderte. Lediglich Mir. Towers, Luke und Anamaria mussten vorerst zur Bewachung an Bord bleiben, sollte aber im Verlauf des Abends von anderen abgelöst werden, die es noch vom Captain zu bestimmen galt.
Tortuga war ein kleines Gaunerstädtchen und gleichzeitig Anlaufstelle für berühmt-berüchtigte Piraten. Es lag in einer gut versteckten Bucht, sodass es unmöglich für einen Außenstehenden, gar einem Soldaten, so gut wie unmöglich schien sie zu finden, wenn er sich nicht an ein Schiff anhängte, dass auf dem Weg dorthin war.
Auf dem Kai trennte sich die Crew, damit jeder seinen Landgang so gestalten konnte wie er es wollte. Derweilen machte Jack sich mit Julia auf dem Weg zu seiner Lieblings-Schenke in der ganzen Karibik. Die Beiden hatten ausgehandelt, dass sie nur mit an Land kommen durfte, wenn sie versprach, den ganzen Abend lang nicht von seiner Seite zu weichen. Damit wollte der Captain verhindern, dass sie Reißaus nahm und ihm ihre Schulden nicht zurückbezahlen würde. Sie hielt diese Begründung für den größten Schwachsinn, den sie je gehört hatte und erklärte sie sich damit, dass Jack sie nur vom Anbändeln mit anderen Kerlen abhalten wollte. Ihm war es, zu ihrem Leidwesen, gleichgültig was sie dachte, solange sie sich einfach an ihre Abmachung hielt und schwieg, während sie ihrer These lautstark der gesamten Crew mitgeteilt hatte.
Die Kneipe war ein kleines heruntergekommenes Gebäude im Inneren des Häfchens. Von der Straße aus konnte man auf die verdreckten von Holzrahmen umrandeten zwei Fenster sehen, die sich deutlich von der weiß-grauen Außenwand absetzten. Zwischen ihnen befand sich die morsche Holztür, die laut quietschte, als Julia sie öffnete und vor Jack eintrat.
Drinnen wurde sie freudestrahlend vom Wirt hinter der Theke empfangen. Der dickliche Mann brach sein Gespräch mit einem Gast abrupt ab und stürmte an die Holztresen, der der Tür zugewandt war.
„Julia!", rief er mit seiner verrauchten Stimme. „Welch eine Freude dich mal wieder hier zu sehen! Wie lange ist es jetzt schon her? Ein halbes Jahr bestimmt!"
„Zu lange, mein Freund", gab sie in einem ähnlich freudigen Ton zurück. „Wie geht es dir?"
„Tja, langsam zerren die Jahre auch an mir, musst du wissen. Leider nicht allzu gut."
Lächelnd lehnte sich das Mädchen auf die Theke direkt vor ihn, um ihn einen Vorschlag zu unterbreiten. „Schenk uns ein, Eddie, auf Kosten des Hauses. Und ich schwöre dir bei allen Schätzen der Welt, wir werden dir zusprechen und auf dich trinken."
Er grinste wie ein alter Herr, dem gerade ein übergroßes Geschenk gemacht wurde.
„Aye, schon allein deine Anwesenheit hier wäre eine Runde aufs Haus wert."
„Dann lass sie uns nicht vergeuden."
Sogleich sprang der alte Wirt zurück und schenkte zwei Becher mit Rum voll ein. Es war der beste Rum den sie im Hause hatten, wie Julia es aus Erfahrung wußte. Überglücklich nahm sie die Becher zur Hand und folgte Jack, der ihre Unterhaltung schweigend mitangehört hatte, zu einigen hölzernen Hockern auf der gegenüber liegenden Seite des Tresens, um möglichst ein Stück entfernt von Eddie entfernt zu sein.
„Ihr kennt euch?", flüsterte Jack, bevor er einen großen Schluck von dem wohlschmeckenden Rum nahm. Der ihm sehr bekannte Geschmack des Tropfens durchrauschte ihn und beflügelte seine Zunge. Wahrlich ein guter Rum!
„Aye, als ich jünger war habe ich hier ausgeholfen um etwas Geld zu verdienen. Außerdem hat der alte Kerl sich um mich und einen Freund gekümmert, als wir von Zuhause weggelaufen sind."
„Wieso?"
„Das Übliche, was einen dazu bewegt Pirat oder Dieb zu werden: An meiner Mutter kann ich mich kaum noch erinnern, mein Vater gewalttätig, die Einzigste, die mich wenigstens ein wenig erzogen hat war meine Großmutter", sie lächelte Jack an, als wäre ihr diese Tatsachen gleichgültig. „Dann kamen wir hierher und Eddie hat uns aufgenommen. So gesehen könnte man ihn als meinen Vater bezeichnen."
„Und warum diese Ausdrucksweise?"
Sie grinste wieder. „Er hat mich erzogen und mir beigebracht so zu sprechen. Es würde ihm das Herz brechen wenn ich mit ihm so wie dir reden würde."
Julia erzählte ihm noch mehr über ihre Kindheit, wie sie mit ihrem besagten Freund, dessen Namen sie jedoch nicht einmal nannte, nach Tortuga gekommen war und wie sie zur Piratin wurde. Seltsamerweise schien Jack sich wirklich dafür zu interessieren, was er selbst anfangs auch nicht recht begreifen konnte. Währenddessen trat immer mal wieder Eddie heran und gab noch eine Runde Rum für sie aus, wobei er einige Fetzen ihres Gespräches auffangen konnte und ab und an seinen kleinen Kommentar dazu abgab.
Mit der Zeit füllte sich die Kneipe immer mehr, sodass schon bald die ersten Schlägereien losgingen, die teils durch kleine Diskussionen, meist jedoch durch die Trunkenheit der Beteiligten verursacht worden waren, wodurch der Wirt meist keine Zeit mehr hatte den Beiden nachzuschütten.
Jack und Julia ließen sich nicht dadurch stören, bis später am Abend ein recht betrunkener Kerl mittleren Alters an sie herantrat und sich an Jack abstützte, um nicht umzukippen.
Überrascht wandten sich die Beiden zu dem Fremden um. Das Mädchen bekam seltsamerweise plötzlich ein flaues Gefühl im Magen, als würde sie ihn kennen.
„Gutes Zeug is das, was die hier ausgeben", lallte er schwankend und versuchte die Beiden anzugrinsen, was jedoch in seinem Vollbart unterging. „Da kann man gar nicht aufhören…"
Auf einmal blinzelte er Julia seltsam an, riss dann die Augen weit auf und lehnte sich erstaunt aus seiner gebeugten Körperhaltung zurück. Torkelnd versuchte er zu salutieren, was wortwörtlich ins Auge ging.
„Hol mich der Meeresboden: Captain!", sprach er, woraufhin sich das Mädchen schlagartig an dieses Gesicht erinnerte.
„Captain?", wiederholte Jack ungläubig und starrte Julia stirnrunzelnd an. „Du?"
„Aye, Captain", bestätigte der Fremde und schwankte wieder ein wenig. „Der Schrecken der sie- sieben Weltmeere!"
„Ehm…, Jack?", stammelte sie nervös. „Würdest du uns bitte einen Moment entschuldigen?"
Julia packte den Kerl am Kragen und schleifte ihn zur Tür hinaus, ohne auf eine Antwort von Jack zu warten. Dieser hatte selbst schon ein wenig über den Durst getrunken, verzog eine gleichgültige Grimasse und nahm noch einen letzten großen Schluck aus seinem Becher.
~*~*~
Draußen war es bereits dunkel, sodass es niemanden auffiel, als Julia den betrunkenen Kerl an seiner Weste aus der Schenke zerrte und mit ihm in einer schmalen Nische zwischen der Kneipe und einem nebenstehendem Haus verschwand. Durch seine extreme Trunkenheit war er kaum im Stande gewesen, sich gegen das Mädchen zu wehren.
Grob schubste sie ihn in eine kalte Ecke der Sackgasse, woraufhin dieser zusammensackte.
„So, mein lieber Sherby", begann sie und kniete sich vor den anscheinend doch nicht so fremden Mann, der durch den Alkohol wohl gar nicht wußte wie ihm geschah, „und jetzt verrat mir mal was du hier zu suchen hast."
Er gluckste. Da Sherby allem Anschein nach kein Wort so richtig mitbekommen hatte, musste Julia wohl deutlicher werden. Zornig langte sie nach seinem Dolch an seinem Gürtel und hielt sie ihm an die Kehle.
„Verdammter Bastart! Sag mir endlich, wie du überlebt hast!"
Er grinste hinterhältig.
„Ich werd nicht die letzte Überraschung bleiben, die du erleben wirst."
„Red klarer", forderte sie und drückte den Dolch fester an seinen Hals, offensichtlich bereitwillig ihn ihm zu zerfetzen. Er schluckte, sein hinterhältiger Blick jedoch saß fest in seinem Gesicht.
„Sie wissen es ganz genau, Captain", er hielt kurz inne. „ER ist auch hier."
„Wer?!"
„Stellt keine Fragen auf die Ihr die Antwort bereits kennt."
Julia hatte sich mittlerweile so weit vorgelehnt, dass er ihr mit seinem alkoholischen Atem ins Gesicht hauchte. Angeekelt lehnte sie sich zurück. Seltsam beklemmende Gefühle drangen in ihr hoch. Sie hatte eine dunkle Ahnung, von wem Sherby gerade redete. Es war ein Thema, über das sie nach wie vor nicht reden wollte, über das sie die letzten Monate kein Wort verloren hatte. Vorerst wechselte sie zu einer ganz anderen Angelegenheit, wegen der sie überhaupt nach draußen gekommen war.
„Was fällt dir eigentlich ein, deinen Captain verraten zu wollen?"
Seine Sinne schienen plötzlich wieder verblasst, sodass er erneut nichtssagend gluckste. Das Mädchen lehnte sich wieder nach vorne, legte ihren Kopf auf seine linke Schulter und fuhr bedrohlich mit dem Dolch um sein Gesicht herum. Sie konnte daraufhin einen Anflug von Panik in seinen Augen sehen, doch blieb ihr Blick ausdruckslos.
„Ich weiß ganz genau, dass du meine Worte mitbekommen hast", aus ihrer Stimme war seltsamerweise eine plötzliche Milde eindeutig rauszuhören. Sie setzte sich wieder auf und blickte ihn herablassend an.
„So lange du noch hören kannst, hör mir ganz genau zu und richte deinem neuen Captain folgendes aus: Wenn er mit mir reden will, soll er gefälligst selber kommen."
Sie langte hinter sich, wo sie eine alte Stoffdecke liegen wußte und drückte sie dem verwirrten Sherby in die Hände. Ihm schwante Schlimmes…
„Halt dir das lieber gleich auf die Wunde, sonst könntest du verbluten."
Ihrer unerwartet bösartig und gleichgültig klingenden Stimme folgend setzte sie mit dem Dolch oberhalb seines linken Ohres an, ein letztes scheinheiliges Grinsen flog rasch über ihr Gesicht…
Ein schmerzerfüllter Schrei schallte durch die Nacht, der die Leute abseits der Gasse aufhorchen ließ.
Eine rote Spur floss über Sherbys linke Gesichtshälfte, über Julias Handrücken und tropfte dann auf den kalten steinernen Boden. Ein gequälter Gesichtausdruck, von Schmerz und Angst geprägt, machte sich bei Sherby breit, während das Mädchen ihn immer noch starr anblickte.
Er presste sich die Decke auf seine linke Gesichthälfte wie sie es ihm erklärt hatte, die bald voll Blut getränkt war.
„So ist´s gut", lobte sie ihn kaltherzig und sah links neben seinem Körper, wo ein mit Blut besudeltes `Ding´ lag. Es war fleischfarben wo es nichts von der roten Flüssigkeit abbekommen hatte, und recht oval. Sein Ohr.
„… belassen wir es erst mal damit", sie hielt ihm drohend die rote Klinge des Dolches unter sein Kinn. „Ich warne dich: Versuch mich noch einmal zu verraten, und dein Ohr wird nicht das einzigste Körperteil bleiben, das dir fehlt."
So stand sie auf und drehte sich um, um aus der Gasse zu verschwinden. In einer hölzernen Regentonne wusch sie das Blut von dem Dolch und ihrer Hand, steckte ihn weg und ging zurück in die Schenke.
Sherby blieb wimmernd in der Ecke sitzen mit der durchtränkten Decke am Kopf. Der Schmerz, den das Mädchen ihm zugefügt hatte, war immer noch unerträglich.
„Fahr zur Hölle, elendes Miststück."
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„Wo warstn du?", nuschelte Jack ein wenig angeheitert, als Julia nach einiger Zeit wieder zu ihm stieß. Mittlerweile hatte er seinen Platz gewechselt und saß nun in einem abgetrennten Bereich der Schenke am Ende eines großen Tisches, da sich seine Crew während ihrer Abwesenheit auch hier eingefunden hatte und sie sich nun gemeinsam betranken.
„Der Kerl gerade, wir hatte eine kleine Diskussion."
Jack stellte den Becher auf den Tisch. „Er hat dich Seinen Captain genannt."
„Er war betrunken und im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass er mich nur verwechselt hat."
Misstrauisch beäugte Jack das Mädchen, welches sich gerade von dem neben ihr sitzendem Mr. Jeverson den gefüllten Becher klaute und selbst einen großen Schluck nahm. Dann setzte sie sich auf den freien Platz zwischen Jeverson und Jack.
Er bemerkte die Nervosität, die ihr eindeutig ins Gesicht geschrieben stand.
„Was ist?"
„Nichts, es ist alles in Ordnung."
„Aye…", so ganz konnte er ihr keinen Glauben schenken, beließ es aber dabei und genehmigte sich noch einen Schluck aus seinem Becher. Was für diskrete Probleme Julia hatte ging ihn nichts an und interessierte ihn um ehrlich zu sein auch herzlich wenig, warf ihr jedoch im Laufe des Abends des Öfteren flüchtige Blicke zu.
Zu Julias Überraschung sprang Mr. Gibbs, der ihr etwa schräg gegenüber saß, plötzlich auf, nahm die meisten der leeren Becher in die Hand und wollte sie gerade zum neu befüllen an den Tresen bringen, doch das Mädchen sprang auf und stellte sich ihm in den Weg.
„Was habt ihr vor?"
„Ich hole Nachschub, Missi", bemerkte er beiläufig und stieß sie vorsichtig zur Seite, doch Julia blieb hartnäckig und stand kurz darauf schon wieder vor ihm. Sie versuchte alle Becher, die er trug auf ihre Arme zu packen.
„Lass mich das machen, Joshamee. Ich habe früher hier gekellnert, setz dich nur wieder."
Mit fragendem Gesichtausdruck ließ er sie ziehen, drehte sich wieder um und setzte sich auf seinen Stuhl.
„Was ist? Ich dachte, Ihr wolltet neuen Rum holen", fragte Jack stirnrunzelnd.
„Aye, dem war auch so, doch die junge Ms. Morgan hat sie mir abgenommen und ist mit ihnen zur Bar gestürmt, ohne dass ich sie daran hindern konnte. Sie ist seid heute so seltsam…"
„Ist mir auch schon aufgefallen. Besonders nachdem so ein verrückter Kerl zu uns gekommen ist und sie scheinbar wiedererkannt hat. Danach sind die Beiden raus. Sie ist wiedergekommen, aber dieser Kerl…"
„Teufel noch mal, Jack!", fluchte Mr. Gibbs. „Sprich das größte Übel nicht aus! Sie hat ihn doch nicht umgebracht! So etwas würde die Kleine nie tun, dafür hat sie einen zu gutherzigen Charakter."
„Wohl war, allerdings scheint sie mir jemand ganz anderes zu sein als sie uns vorgibt zu sein."
„Jack, du siehst Bäume wo gar keine sind", lachte Gibbs und lehnte sich in seinem Stuhl so weit wie es nur ging zurück. „Glaub mir, die junge Julia ist absolut harmlos, sie könnte nicht einmal einer Fliege was zu Leide tun."
„Aber mich an die Marine ausliefern und Soldaten niederschlagen kann sie. Vertrau mir, sie hat mehr Seiten als sie uns im Moment zeigen will", versicherte Jack und schlug seine Beine nachdenklich auf dem Tisch übereinander.
„Du solltest nicht immer so misstrauisch anderen Menschen gegenüber sein, dass bringt nur Unglück", lachte sein Maat. „Manchmal kriegt man dass Gefühl, du achtest viel zu sehr darauf, was die Kleine macht…"
„Was willst du damit sagen?"
Er lehnte sich wieder nach vorne, um nicht so laut reden zu müssen. „Nun ja, manchen scheint es so, als würdest du dich sehr für das Mädchen interessieren. Vielleicht sogar mehr als gut für dich ist."
Jack wußte was er gemeint hatte, und auch wenn er diese Unterstellung für den größten Unsinn der Welt hielt, versuchte er ruhig zu bleiben. Er seufzte.
„Tut mir Leid Euch enttäuschen zu müssen, Mr. Gibbs. Ihr achtet zu sehr auf Dinge, die gar nicht der Wahrheit entsprechen. Gerade Ihr müsstet wissen, dass das Unglück bringt."
„Aye Captain", stimmte er bedrückt zu, um zu signalisieren, dass Jack ihn von seiner Behauptung abgebracht hatte. „Wo ist die Kleine eigentlich? Sie wollte doch nur neuen Rum holen."
Beide sahen sich verdutzt um, sahen aber keine Spur von ihr an der Theke oder sonst wo in der Schenke.
Der Captain zuckte die Achseln und blickte wieder zu seiner Mannschaft, die unter sich einige private Diskussionen austrugen, die ihn sichtlich erheiterten und das verschwundene Mädchen aus seinen Gedanken vertrieben. Sie würde wohl irgendwann schon wieder auftauchen, dachte er.
~*~*~
Viel später in der Nacht, als es zusehends brutaler in der Kneipe zuging und auch einige Jacks Crew Schlägereien mit anderen Gästen austrugen, trat die etwas mitgenommen aussehende Julia wieder in den durch Steinwände abgetrennten Bereich ein, in dem Jack nach wie vor seinen Aufenthalt genoss. Mittlerweile hatten sie wieder gefüllte Becher, was sich auch schon erheblich auf ihren geistlichen Zustand ausgewirkt hatte.
Sie rüttelte an Jacks Schulter, während sie sich mit ihrer freien rechten Hand über ihr Auge wischte.
„Jack, wir müssen los", sagte sie mit einer recht angeschlagenen Stimme. Ihr Gegenüber sah sie verwirrt an.
„Losch? Wir schind doch grade erscht gekommen", knirschte er und konnte noch eben einen Schluck Rum nehmen, bevor sie ihn an seinem Hemdkragen hochzog.
„Hör zu", begann sie ihn einem angestrengtem Flüsterton. „Ich habe was von einem Schatz mitbekommen, einem richtig GROßEM Schatz. Ich konnte den angeblichen Aufenthaltsort aus dem Kerl herauskitzeln, allerdings werde ich wohl nicht die Einzige bleiben, der er ihn anvertraut hat."
„N Schatz?", wiederholte der Captain schwankend und betrachtete sie von oben bis unten. „Du siehscht mehr danach aus, als hättst du n Schäferstündschen hinter dir."
Seine Worte missachtend fuhr sie fort. „Jack, unter Garantie meines Lebens finden wir dort den größten Schatz, den du JE zu Augen kriegen wirst."
„Und was mascht dich da so sischa?"
„Vertrau mir einfach", schlug sie langsam vor und sah ihm bittend in die Augen, während er sichtlich nachzudenken schien.
„Leute", wandte er sich rasch zum Tisch um, woraufhin seine Crew plötzlich mucksmäuschenstill wurde und ihm entgegen sah. Erfreut über die Aufmerksamkeit fuhr er fort. „Packt eure Sachen, wir kehren auf die Pearl zurück." Mit einem Auge blinzelte er zu dem Mädchen. „Wir haben ein neuesch Ziel."
~*~*~
„Was hat mich nur dazu verleitet auf dich zu hören?", fragte der Captain in einem extrem wehleidigen Tonfall, während er sich auf die Reling seines Schiffes lehnte und auf die sich am Schiff brechende Wasseroberfläche hinabsah.
Schon in den frühen Morgenstunden nach ihrer ersten durchzechten Nacht seit Wochen war die Black Pearl wieder aus Tortuga ausgelaufen und nun auf dem Weg zum von Julia beschriebenen Schatz.
„Du warst angeheitert, das wird der Grund gewesen sein", erklärte sie, als sie zu ihm heran an die Reling der Backbordseite trat.
„Das wäre die einzig logische Erklärung."
„Hey, jetzt sei doch nicht so mies gelaunt, du wirst sehen: Schon in ein paar Tagen kannst du dich als den reichsten Piraten der Karibik schätzen!"
„Wieso hast du uns eigentlich den Standort verraten?"
„Wieso hätte ich ihn euch verheimlichen sollen?"
„… um ihn nicht mit uns teilen zu müssen, gar ihn uns zu überlassen?!"
„Wer hat denn hier von überlassen gesprochen?", hakte sie missverständlich nach. „Wir reden über die Aufteilung sobald wir da sind."
Jack sah nachdenklich auf zu dem endlosem Ozean, der vor ihm lag. Den Koordinaten zu folge und dem derzeitigem Aufenthaltsort der Black Pearl war es eine Reise von mindestens noch etwa zwei Tagen. Der Gedanke an einen gewaltigen Schatz weckte alte Erinnerungen an frühere Abenteuer, teilweise waren diese allerdings nicht allzu gut verlaufen. Ein zweifelhaftes Gefühl beschlich ihn…
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So, 10. is also auch schon fertig. Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob die Szene mit Julia und Sherby so gut darein gepasst hat, allerdings hielt ich es für nicht allzu irrelevant, da sie 1. noch einmal zu Sprache kommen wird und ich 2. diese Mafia-Methoden so endgeil finde n.n der Glaubwürdigkeit (und das sage gerade ich^^") würde es jedenfalls nicht so gut bekommen, wenn jemand einbetoniert und auf dem Meeresboden versenkt wird, dementsprechend müsst ihr so ein Szenario nicht erwarten.
*grummel* Einige von euch scheinen eine Bemerkung von mir im letzen Kapitel etwas „zu Ernst" genommen zu haben, und zwar dass ich die Zeichnung und Julias Verhalten nicht mehr erklären müsste. Eine Sache zu meiner Person: Wenn ich nicht ausdrückliche sage, dass ich es Ernst meine, nehmt mich einfach nicht Ernst, dass wird nämlich ziemlich ins Auge gehen^^"
@Shelley: Ohne dir zu nahe zu treten zu wollen scheint dir entgangen zu sein, dass die Leutchen da nicht nur Seemänner, sonder Piraten sind. Das Jack wirklich so unschuldig ist bezweifle ich. Schließlich wurde er schon wegen Brandstiftung (und dass weiß ich aus dem Film) und einiger anderer Delikte angeklagt, die nicht allzu freundlich waren. Jemanden erschossen hat er nach dem Film ja auch, selbst wenn er meines Erachtens nach gute Gründe dafür gehabt hat … Was sollen die den mit noch einem popligen Schiff, wenn die doch schon ne poplige Pearl haben? Kann sein, umso mehr, desto besser, aber ich fand die Idee nicht so toll… übrigens noch mal Danke für die Anmerkungen^^
@Marenvs: Okay okay, nachdem ich rausgefunden habe wie ich die Wörtchen Ruhm aus dem Text filtern und verbessern kann ohne mir alles Wort für Wort durchzulesen sah ich mich auch im Stande, alles zu verbessern *hoff dass ich das richtige wieder hochgeladen hab* Wegen der Sprache *roll eyes* ich weiß ja selbst dass sie zu modern ist, leider kann ich es mir einfach nicht abgewöhnen so zu schreiben -..- ach ja, das mit dem Mädchen: Mir kommt es richtig dumm vor, wenn ich „die Frau" schreiben müsste, weil das einfach nicht zu ihrem Charakter passen würde. Irgendwie kann sie ja keine 12-jährige mehr sein, wenn ein Commodore sie für den Captain der Pearl hält, oder?
@MysteryV: Ne Erklärung kriegst du Süzze, verlass dir drauf *zwinka*
@Gil: Ellis sind einfach schrecklich, mein Vaddi will mir jetzt sogar ganz Weiterschreib-Verbot erteilen, wenn ich so weitermache *grummel* Freu ich mir wenn du die FF magst *froi* *keks futter* ach ja, es stimmt, es steckt noch ne ganze Menge dahinter, auch wenn ich glaube, dass ich ein wenig Größenwahnsinnig in der Storyline werde…
@VarieFanel: Das mit dem erst aufschreiben dann abtippen kenn ich, wenn ich in der Schule einen kreativen Geistesblitz hatte, muss ich auch immer gleich alles aufschreiben. Das kann dann manchmal so 2 DIN-A Seiten werden… *seufz*
@Luzi: ehm *räusper* Ich mein ja nur, aber auch du scheinst ein paar Sachen nicht mitbekommen zu haben: Wenn du freundlicherweise einmal deine Augen auf das Genre dieser FF richten würdest, fällt dir vielleicht auf, dass da nix von Romantic steht, und dass hat schon seinen Grund. So viel kann ich ja schon mal vorweg nehmen, dass die Beiden unter Garantie NICHT zusammenkommen. Das aus dem einfachen Grund, dass Jack einfach in keine Beziehung zu einer Frau hineinpasst, das wäre einfach zu beengend für seine Person. Das würde er nicht lange aushalten … Okay, dass ich die Crewmitglieder ein wenig außen vor gelassen habe stimmt ja beim flüchtigen Überfliegen und ich versuche mein Bestes sie wieder ein wenig mit einzubeziehen … Das mit dem Geheimnis habe ich ja oben erwähnt und bin der Meinung, dass ich das hier nicht noch mal erwähnen muss, oder? Klar wird das noch erklärt *zwinka* hätte ich gewusst, dass ihr das Ernst nehmt, hätte ich es sicher nicht geschrieben … Diese Teile musste ich jetzt leider schreiben, damit die Situation zwischen Jack und Julia klar wird und ich eine Grundlage für das nun folgende kommen. So gesehen fing schon im 4. Kapitel die Hauptgeschichte an…
@B-Schwestern: Wow, um ehrlich zu sein hätte ich von euch nicht erwartet dass ihr weiterlesen würdet nachdem was ihr geschrieben habt. Da freu ich mich aber trotzdem :) Natürlich war das nur ein Scherz mit dem Nicht-Erklären gewesen. Das mit dem Ruhm und dem Rum hab ich doch verbessert :O oder? Oder ich hab die falschen Docs upgeloadet, weil ich danach vergessen hatte, in welchen allen das Wort vorgekommen ist. Aber eigentlich müsste das schon korrigiert sein o.O
