11. Der Hinterhalt
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„Der Wind ist still, als würde die Zeit stehen…", bemerkte Anamaria verträumt zu Julia, während sie am Bug der Pearl stand und in die weite finstere Nacht hinaus sah.
„Aye… wir müssen bald dort sein. Windstille kommt immer wieder bei der Isla de Silentia vor, deshalb wird sie von einigen Schiffen ja auch gemieden. Vielleicht hat sie ja auch ihren Namen daher…"
Beide sprachen nur gedämpft, um die wohltuende Stille scheinbar nicht durch ihr Gerde zu zerstören. Alles was sie um sich hörten war nur das Brechen der kleinen Wellen am Bug des Schiffes.
„Du scheinst viel über die Insel zu wissen, dafür, dass du noch nie hier gewesen bist."
„Ein guter Freund hat mir früher viel von dieser Insel und dem sagenumwobenen Schatz erzählt. Ich hatte es vergessen, bis ich in Tortuga einen Blick die Karte geworfen hatte und sah, dass die Koordinaten auf sie zutrafen." Nachdenklich schaute sie an Deck und auf der Wasseroberfläche umher, während sie zur Beschäftigung einige Taue entknotete und zusammenlegte.
„Was soll denn bitte so sagenumwoben an dem Schatz sein?", lachte die dunkelhaarige Frau, die während Julias Anwesenheit schon fast so etwas wie ihre Freundin geworden war.
„Ich kann nur das wiedergeben, was er mir damals erzählt hat."
„Dann spann mich nicht länger auf die Folter und sprich endlich!"
Julia lächelte. „Seinen Worten zu Folge soll es dort einen zerbrochenen Stein gegeben haben, zwei Teile von unendlicher Schönheit. Beide wurden gestohlen."
„Sehr geheimnisvoll, muss ich zugeben."
„Hm, angeblich sollen sie zusammengesetzt eine Überlieferung der heidnischen Götter ergeben. Der Jenige, der sie besitzt soll selber einer von ihnen werden."
„Eine Gottheit?", hakte Anamaria mit einem ironischen Unterton nach. „Verzeih mir Julia, aber dass ist wirklich sehr weit hergeholt, oder glaubst du ernsthaft an dieses Unsinn?"
„Nein, natürlich nicht. Aber mein Freund tat es, und darum habe ich ihn beneidet."
„Beineidet?", hakte Anamaria stirnrunzelnd nach. „Worum?"
„Um die Faszination, die er für derlei Dinge hegte. Und um die Hingabe, mit der er von ihnen erzählte. Er war so jemand, den man als Träumer bezeichnet."
Anamaria trat zu ihr hin und sah sie erwartungsvoll an. „Du hast in den letzten Tagen recht oft von diesem Freund geredet, wenn ich das so sagen darf. Willst du uns nicht endlich seinen Namen verraten?"
„Was würde euch das bringen?"
Sprachlos blickten sie beide sich einen Moment an, als auf einmal Jack die Treppe von Deck zu ihnen bestieg und kurz darauf zwischen ihnen stand.
„Guten Abend, Myladies. Streitereien? Lasst euch von mir nur nicht stören."
„Keiner streitet sich, Captain", beteuerte Anamaria höflich. „Julia hat mir nur etwas erzählt, dass ist alles."
Er sah Julia fragend an, die seinen Blick erwiderte.
„Was?! Es würde eh keinen Sinn machen, danach zu fragen. Ich bin sowieso wieder der Letzte der davon erfährt."
„Aye, dem wird wohl so sein", stimme seine Gegenüber ihm zu. „Weibergetratsche wird dich wohl auch nicht zu sehr interessieren."
„Weißt du, da konntest du Recht haben, ausnahmsweise mal."
Eine einzelne Böe fegte über die Pearl und ließ Anamarias tiefschwarze lange Haare aufflattern.
„Der Wind scheint langsam wieder zuzunehmen. Was meint Ihr, Captain: Werden wir vor Tagesanbruch noch ankommen?"
Dieser runzelte die Stirn. „Kann ich nicht mit Sicherheit sagen, Liebes. Auf jeden Fall bestätigt sich zunehmend mein Verdacht, dass wir nicht die Einzigen sind, die auf dem Weg zu deinem tollen Schatz sind, Julia."
Sie schluckte starr und blickte ihn nervös an.
„Was meinst du damit?"
„Ein seltsames Gefühl des beobachtet Werdens, Schätzchen. Und damit lag ich bisher noch nie falsch."
„Kein Wunder, wenn er so ein Gefühl uns gegenüber noch nie geäußert hat", flüsterte Anamaria ihrer Freundin leise zu, sodass Jack dem nur Bruchstücke entnehmen konnte, die ihm zu ihrem Leidwesen zur Aufklärung reichten.
„Wie außerordentlich schön wenn ihr euch über euren Captain lustig macht, wenn dieser obendrein auch noch anwesend ist."
„Oh nein, Jack", beteuerte Julia, woraufhin beide Frauen ihren Kopf schüttelten. „Würden wir nie tun. Außerdem bist du IHR Captain, nicht meiner."
„Solange du auch meinem Schiff bist, bin ich wohl oder übel auch dein Captain, klar soweit?"
„Aye…", entgegnete Julia genervt, um einer Diskussion aus dem Wege zu gehen, was sie durch ihre Antwort anscheinend auch geschafft hatte. Jedenfalls grinste Jack schon wieder triumphierend und sah über die Reling seines Schiffes hinaus auf die großen Höhlen in weiter Ferne, die die Inselgruppe ausmachten, unter denen auch ihr Ziel, die Isla de Silentia, war.
„Tja, ich lass euch beiden Hübschen dann mal alleine", bemerkte das Mädchen gelangweilt, legte ihre Hände in den Nacken und entschwand über die Treppen unter Deck, wobei Jack und Anamaria ihr lächelnd hinterher blickten.
„Es war wirklich ein glücklicher Zufall, dass wir sie aus dem Wasser gefischt haben."
„Stimmt, ohne sie hätte ich nie den Kerker von Port Blue kennen gelernt. Ein außerordentlich glücklicher Zufall, soviel steht fest", sagte Jack mit einem gewissen Grad an Ironie in seiner Stimme, der Anamaria wohl gar nicht zu gefallen schien.
„Hab dich nicht so Jack! Man sieht dir genau an, dass du ihr diesen Vorfall nicht übel nimmst."
„Dann schau lieber noch einmal ganz genau hin, Liebchen", schlug er ihr aufbrausend vor und ging noch mal einen Schritt auf sie zu. „Seit ihrer Ankunft hier hat sie uns nichts als Schwierigkeiten gemacht. Wie Mr. Gibbs vorausgesagt hat, hat sie nur Unglück über uns gebracht. Auch an der Sache mit dem Schatz habe ich meine Zweifel, und-"
„Aber Ihr mögt die Kleine", unterbracht sie ihn mit einem durchdringenden Blick. „Und das kann und wird Euch keiner verübeln, Captain, denn dieser Meinung ist hier jeder. Julia ist wirklich liebenswürdig, auch wenn sie ein paar kleine Macken hat."
~*~*~
Das Mondlicht warf einen hellen Schein auf die vor der Pearl liegenden Insel und tauchte die großen Klippen rundherum in ein traumhaftes weiß. Das Schiff lag in einer großen Bucht vor Anker, die trotz ihrer beachtlichen Größe nur eine schmale Zufahrtsschleuse hatte. Für ein Schiff wie die Black Pearl schien auf den ersten Blick unmöglich sie zu passieren, doch irgendwie hatten sie es doch geschafft. In der Bucht gab es eine kleine Einfahrt zu den sich hinter den Klippen befindenden Höhlen, in denen laut Julia der Schatz verborgen sein soll. Die Einfahrt war viel zu klein, als das man mit der Pearl sie hätte durchfahren können, sodass ihnen nichts anderes übrig blieb als auf kleinere Boote umzusteigen.
Die versammelte Besatzung befand sich an Deck und begann, die kleinen Beiboote zu Wasser zu lassen. Für den Fall den von Julia beschriebenen Schatz zu finden, fierten sie mehr ab als sie in Wirklichkeit brauchten.
Das Mädchen stand nervös drein schauend zwischen der hart arbeitenden Crew und blickte ab und an aus der Bucht aufs offene Meer, als würde sie nach etwas ganz bestimmten suchen. Mr. Gibbs, der ihre Blicke beobachtet hatte, trat zu ihr und erschreckte sie tierisch, als er ihr seine Hand behutsam auf die Schulter legte.
„Verzeihung, Ms. Morgan. Ihr schaut so bedrückt drein, ist alles in Ordnung?"
„Aye, es ist nur ein seltsames Gefühl hier zu sein."
„Wieso?"
„Ich weiß es nicht… seitdem Jack gemeint hat, dass wir anscheinend nicht alleine hier wären habe ich ein ungutes Gefühl."
„Macht euch keine Sorgen. Auch der Captain ist nicht unfehlbar."
Wirklich Mut hatte er ihr nicht damit gemacht, dennoch war sie dankbar dafür, dass er es versucht und ihr gut zugeredet hatte. Julia lächelte gequält bevor Mr. Gibbs wieder davon schritt, um seiner Arbeit nachzukommen.
~*~*~
Es dauerte nicht mehr lange, bis die gesamte Besatzung auf die Beiboote umgestiegen war und sich nun auf den relativ kurzen Weg zu dem Eingang in den Klippen machte. Das Mädchen saß bei Mr. Gibbs, Towers und Jack im ersten Boot, gefolgt von den übrigen, meist nur mit einer oder zwei Personen besetzten Bötchen, von denen immer einer ruderte, während der andere eine Fackel hielt. Fast lautlos glitten sie durch Wasser, von Totenstille begleitet. Das einzigste was zu hören war, waren die Ruder, die sich am Holz der Boote rieben oder wie sie ins Wasser eingetaucht wurden. Niemand sprach ein Wort, bis sie ins Innere der Höhle vorgedrungen waren.
Die Höhlendecke war zu niedrig als das man hätte in einem der Boote aufrecht stehen können, erschwerend kam noch hinzu, dass einige spitze Tropfsteine von der Decke herabragten. Zu ihren Seiten war kaum Platz, um vernünftig rudern zu können.
„Kein Wunder, dass dieser Schatz immer noch hier ist", beschwerte sich jack im gedämpften Tonfall, während er in die vor ihm liegende Dunkelheit der Höhle spähte. „Oder zumindest immer noch hier sein sollte nach dem was du gesagt hast."
„Vertrau mir, der Schatz ist noch genau dort wo er hingehört", bestätigte Julia, die sich allem Anschein nach ziemlich angesprochen fühlte.
„Was ist jetzt eigentlich mit der Aufteilung?"
„Willst du damit nicht warten bis du den Schatz besitzt?"
„Ich bevorzuge es die Dinge zu klären bevor erledigt sind."
„Warte doch erst einmal ab, Jack…"
Er rümpfte die Nase. Es war stickig geworden was zu bedeuten haben konnte, dass sie ziemlich in der Mitte des Tunnels sein mussten. Es gab keine Abzweigungen des Wasserpfades was ihn darauf schließen ließ, dass es nur eine einzige Schatzkammer gab. Diese Erkenntnis stimmte ihn nicht besonders erfreut; in einer Schatzkammer kann kein besonders großes Vermögen lagern, es sei denn, diese Kammer müsste riesengroß sein…
~*~*~
Nach einiger Zeit erreichten sie eine Art große steinerne Halle, in der der Wasserpfad endete und an dessen steinernen Ufer sie ihre Boote verließen, um sich zu Fuß weiter auf die Suche nach dem Gold zu machen. Jack war dieser seltsam lange Weg zu ihrem Ziel nicht geheuer.
„Ich hoffe du hast dich nicht verhört und wir sind hier in der richtigen Höhle."
„Ja Jack", entgegnete Julia genervt, während sie an ihm vorbeiging um Anamaria zu folgen. „Ich bin mir absolut sicher dass wir hier richtig sind. Ich kann den Schatz schon förmlich riechen."
„Ich riech nichts", mischte Mr. Gibbs sich ein, der seine Nase hoch empor hielt. „Das kann nichts Gutes bedeuten."
„Glaubt ihr etwa, dass ich euch angelogen habe?" Das Mädchen runzelte die Stirn und stemmte ihre Hände in ihre Wade, während Jack und Mr. Gibbs fast zeitgleich anfingen ihren Kopf zu schütteln.
„Niemals."
„Gut, dann lasst uns-"
„Ich habe eine Frage, Missy", unterbrach der Captain sie. „Nach wessen Schatz suchen wir hier eigentlich?"
„Nach dem Schatz eines Piraten?", entgegnete sie nach einem kurzen Moment mit einer Gegenfrage.
„Aye, aber welcher Pirat? Ich meine, hatte er einen Namen?"
„Das ist doch irrelevant so lange das Gold da ist. Können wir jetzt endlich weiter?"
Die restliche Besatzung war schon durch einen schmalen Gang am Ende der Halle vorgegangen, sodass sie außer Sichtweite der drei Personen war. Julia betrat diesen Gang als Erste, wobei auch sie den Männer fast abhanden gekommen wäre, da sie beinahe geradewegs durchrennen könnte, während Jack und vor allem Mr. Gibbs in seitwärts beschreiten mussten. Sie hatte sich ein beachtliches Stück von den Beiden abgesetzt und verschwand gerade hinter einer Abbiegung, von der Licht in die Spalte fiel durch die sie gerade liefen; der Ausgang.
Der Captain und sein Maat waren gerade im Begriff aus dem engen Gang herauszuspringen, als Jack, der vor Gibbs lief, plötzlich eine bewaffnete Person ein Stück vor sich stehen hatte, die er noch nie gesehen hatte. Sie zielte scharf auf ihn, woraufhin er sofort versuchte seine schnellen Schritte zu stoppen, doch schon war er draußen und von einer ganzen Schar Bewaffneter umzingelt. Rechts neben dem Ausgang stand Julia wie versteinert und blickte ihnen entgegen. Sie Drei sahen die Unbekannten geschockt an, die ihrer Meinung nach nicht zögern würden abzudrücken.
„Was?!", entfuhr es Gibbs, der wie gelähmt neben Jack stand, dem es auch die Sprache verschlagen hatte. „Was geht hier vor?"
„Ich schätze die haben hier schon auf uns gewartet", erklärte das Mädchen. „Sie haben die anderen in ihrer Gewalt."
„Wer sind die?", fragte der Captain misstrauisch an Julia gewandt, ließ ihre Gegenüber jedoch nicht aus den Augen.
„Das ist Crew der Dark Star, das Schiff das Port Blue angegriffen hat."
„Darf ich die bescheidene Frage stellen, woher du das weißt?"
„Ich habe ihren Captain in Tortuga wiedergetroffen und war mir ziemlich sicher, dass sie hierher kommen würden. Allerdings hatte ich gehofft, dass wir wieder weg sind bevor sie hier aufkreuzen."
„Wie?!", schrie Jack empört auf und konnte nun nicht umher seiner Begleiterin einen entrüsteten Blick zuzuwerfen. „Und wieso wenn ich fragen darf erfahre ich dass erst jetzt?!"
„Weil du sonst nie hierher gekommen wärst. Deshalb."
„Hey, ihr müsst euch doch nicht meinetwegen streiten", fügte auf einmal ein grinsender bis dahin unbekannter Mann hinzu, der soeben hinter den Reihen der Schwerbewaffneten aufgetaucht war. Jack hätte ihn mühelos auf das Alter von Julia geschätzt, wenn nicht sogar ein wenig älter. Er hatte rabenschwarze zerstrubbelte Haare, in denen doch eine gewisse Ordnung zu finden war. Braune Augen, die man ebenfalls fast als Schwarz hätte bezeichnen können und ein kleines Unterlippenbärtchen. Er trug eine braune Jacke, unter der ein weißes zerschlissenes Hemd hervorlugte und schwarze Hosen. Dieser Kerl machte nicht gerade einen sonderlich freundlichen Eindruck auf den Captain, schon gar nicht auf Mr. Gibbs, der mal wieder nur das Schlimmste befürchtete.
War das der Captain der besagten Dark Star?
„Das ist sie, Captain! Das Miststück, dem ich meine Behinderung zu verdanken habe!", rief ein ältlicher Knabe ärgerlich, der neben ihm die Treppe herunter ging. Jedem fiel sofort auf, dass an der Stelle, wo sich eigentlich ein Ohr befinden sollte, nur vernarbte und halb verheilte Haut vorzufinden war.
„Stell dich nicht so an, Sherby! Du lebst ja noch, womit ich ehrlich gesagt nicht gerechnet hätte!", beruhigte Julia ihn augenrollend, was dem Fremden ein sympathisches Lächeln ins Gesicht trieb.
„Was?!", entlockte es Jack, der sich an das bekannte Gesicht aus Tortuga erinnerte. „Du hast ihm ein Ohr abgeschnitten?!"
„Genau, alter Junge. Es gibt Schlimmeres als ein Ohr zu verlieren." Er wandte sich von dem immer noch giftig dreinschauenden Kerl zu dem Mädchen um. „Also ich fand unser Wiedersehen in Tortuga außerordentlich amüsant, wenn ich das mal so sagen darf. Allerdings war sein Ausgang anders als ich ihn mir vielleicht erwünscht hätte, Julia."
„Billy!", rief sie erfreut und stemmte ihre linke Handfläche in ihre Seite. „Schön dich wiederzusehen."
„Die Freude ist ganz meinerseits."
„Wo ist meine Crew?!", warf Jack eisern in die Unterhaltung zwischen dem Fremden und seiner Begleiterin. „Und wer zur Hölle bist du?!"
„Julia hat dir nichts von mir erzählt?", fragte er, dessen Name laut Julia wohl Billy war, überrascht klingend und sah sich sogleich nach ihr um. „Wohl Angst gehabt, dein Captain hätte nach unserem Treffen gefragt wie?"
„Jack?! Mein Captain? Tut mir Leid, aber du weißt, dass ich mich niemanden unterwerfe."
„Wie dem auch sei, du stehst auf seiner Seite und damit gegen mich. Schade eigentlich, bisher haben wir doch immer ganz gut zusammengearbeitet…"
Jack blickte ihn verwirrt an. Im Moment verstand er nichts von dem, was geredet wurde außer, dass dieser ominöse Billy der Captain des Schiffes war, dass ganz Port Blue dem Erdboden gleichgemacht hatte und dass er und Julia sich anscheinend schon etwas länger kannten. Es kam daher ziemlich überrascht für ihn wie für Mr. Gibbs, als er durch die Linie auf das Mädchen zu ging und ihr abrupt einen zärtlichen Kuss aufzwang, den sie auch widerstandslos zuließ. Nach einigen Momenten lösten sie sich wieder von einander.
„… wirklich zu Schade."
„Was hast du vor?", flüsterte das Mädchen, während ihr Gesicht in seiner Hand lag und ihn herausfordernd anblickte.
„Unseren Plan beenden, Schätzchen. Gut, dass du so durchschaubar warst und wie ich vorausgesehen hierher gekommen bist. Das bringt mich meinem Ziel bedeutend näher."
„Glaubst du?"
„Allerdings…", das Grinsen auf seinem Gesicht wich einem grausamen Lächeln. „Wo ist die andere Hälfte des Steines?"
Seine Hand war von ihrer Wange herunter zu ihrem Hals gerutscht und drückte ihr nun die Kehle zu. Trotz dessen brachte sie ein gequältes Lächeln von sich.
„Na los!"
„Bring mich doch um Billy", röchelte sie. „Wenn du es nicht wissen willst dann leg mich doch um!"
Sein Gesicht verfinsterte sich weiter, als er ein letztes Mal fester zudrückte und sie dann zurückstieß. Er nickte zu seinen Leuten, die schlagartig ihre Waffen wegsteckten, zu ihren Gefangenen stürmten und sie an die Arme nahmen. Billy drehte sich um und lief die steinerne Treppe wieder hoch, über die er auf sie gestoßen ist, seine Crew folgte ihm mitsamt Mr. Gibbs, Jack und Julia.
Oben erblickten sie den Rest ihrer Crew, die alle aufgereiht und gefesselt waren. Hinter ihnen standen bewaffnete Männer die aufsahen, als ihr Captain auf sie zukam. Sie wechselten schnell ein paar Worte, bis sich Billy wieder von ihnen entfernte. Sogleich stürmten die Männer los und zwangen jeden einzelnen von Jacks Crew auf die Knie, während dieser nur tatenlos zusehen konnte.
In etwa der Mitte des Gewölbes stand eine Art Altar, auf dem ein zweifellos wunderschöner Stein, der einerseits rund, andererseits aussah, als hätte man ihn an dieser Stelle entzweit, Platz fand. Er war von grund auf weiß, mit verschwommenen goldenen Streifen verziert. Jack bemerkte, dass Julias Augen bei seinem Anblick fasziniert aufleuchteten…
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Das war jetzt ein extrem schwieriges Chapi für mir -.- Und es ist auch nicht gerade sonderlich viel passiert, aber es hat doch alles seinen Sinn !! Bitte versteht mich! Betet jetzt, dass ich nicht vergesse ALLE Details zu erklären, denn sonst gerät das alles in ein unvorstellbares Chaos *es schon kommen sehen kann*
@Gil: Nya, zum Schreibverbot isses bisher noch nicht gekommen, dafür allerdings I-Netverbot für eine ganze Woche T-T *heul* Freu ich mir wenn du die Szene mit Sherby magst :D ach ja, die Auflösung, wenn sie wann noch in Tortuga getroffen hat und was da genau passiert ist, erfährst du leider erst im nächsten Kapitel, so weit alles so klappt wie es sollte )
@VarieFanel: Ich fand es etwas unlogisch, dass sie ihm ein Ohr abschneidet, die Zunge hätte ich ja noch verstehen können aber ich mag das mit dem Ohren abschneiden so gern ^0^ P.S.: Schreib endlich weiter ich kann es nicht ertragen eine Captain Morgan leiden zu sehen ;_; *dir umwuschel*
@Miuu: Es ist nicht eher das Klischee, ich befürchtete nur eher dass es in einem Blutbad oder ähnlichem endet, wenn die beiden zusammen kommen^^ Deine ganzen Fragen kommen im nächsten Chapi dran *zwinka* einfach a bissl abwarten xD
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„Der Wind ist still, als würde die Zeit stehen…", bemerkte Anamaria verträumt zu Julia, während sie am Bug der Pearl stand und in die weite finstere Nacht hinaus sah.
„Aye… wir müssen bald dort sein. Windstille kommt immer wieder bei der Isla de Silentia vor, deshalb wird sie von einigen Schiffen ja auch gemieden. Vielleicht hat sie ja auch ihren Namen daher…"
Beide sprachen nur gedämpft, um die wohltuende Stille scheinbar nicht durch ihr Gerde zu zerstören. Alles was sie um sich hörten war nur das Brechen der kleinen Wellen am Bug des Schiffes.
„Du scheinst viel über die Insel zu wissen, dafür, dass du noch nie hier gewesen bist."
„Ein guter Freund hat mir früher viel von dieser Insel und dem sagenumwobenen Schatz erzählt. Ich hatte es vergessen, bis ich in Tortuga einen Blick die Karte geworfen hatte und sah, dass die Koordinaten auf sie zutrafen." Nachdenklich schaute sie an Deck und auf der Wasseroberfläche umher, während sie zur Beschäftigung einige Taue entknotete und zusammenlegte.
„Was soll denn bitte so sagenumwoben an dem Schatz sein?", lachte die dunkelhaarige Frau, die während Julias Anwesenheit schon fast so etwas wie ihre Freundin geworden war.
„Ich kann nur das wiedergeben, was er mir damals erzählt hat."
„Dann spann mich nicht länger auf die Folter und sprich endlich!"
Julia lächelte. „Seinen Worten zu Folge soll es dort einen zerbrochenen Stein gegeben haben, zwei Teile von unendlicher Schönheit. Beide wurden gestohlen."
„Sehr geheimnisvoll, muss ich zugeben."
„Hm, angeblich sollen sie zusammengesetzt eine Überlieferung der heidnischen Götter ergeben. Der Jenige, der sie besitzt soll selber einer von ihnen werden."
„Eine Gottheit?", hakte Anamaria mit einem ironischen Unterton nach. „Verzeih mir Julia, aber dass ist wirklich sehr weit hergeholt, oder glaubst du ernsthaft an dieses Unsinn?"
„Nein, natürlich nicht. Aber mein Freund tat es, und darum habe ich ihn beneidet."
„Beineidet?", hakte Anamaria stirnrunzelnd nach. „Worum?"
„Um die Faszination, die er für derlei Dinge hegte. Und um die Hingabe, mit der er von ihnen erzählte. Er war so jemand, den man als Träumer bezeichnet."
Anamaria trat zu ihr hin und sah sie erwartungsvoll an. „Du hast in den letzten Tagen recht oft von diesem Freund geredet, wenn ich das so sagen darf. Willst du uns nicht endlich seinen Namen verraten?"
„Was würde euch das bringen?"
Sprachlos blickten sie beide sich einen Moment an, als auf einmal Jack die Treppe von Deck zu ihnen bestieg und kurz darauf zwischen ihnen stand.
„Guten Abend, Myladies. Streitereien? Lasst euch von mir nur nicht stören."
„Keiner streitet sich, Captain", beteuerte Anamaria höflich. „Julia hat mir nur etwas erzählt, dass ist alles."
Er sah Julia fragend an, die seinen Blick erwiderte.
„Was?! Es würde eh keinen Sinn machen, danach zu fragen. Ich bin sowieso wieder der Letzte der davon erfährt."
„Aye, dem wird wohl so sein", stimme seine Gegenüber ihm zu. „Weibergetratsche wird dich wohl auch nicht zu sehr interessieren."
„Weißt du, da konntest du Recht haben, ausnahmsweise mal."
Eine einzelne Böe fegte über die Pearl und ließ Anamarias tiefschwarze lange Haare aufflattern.
„Der Wind scheint langsam wieder zuzunehmen. Was meint Ihr, Captain: Werden wir vor Tagesanbruch noch ankommen?"
Dieser runzelte die Stirn. „Kann ich nicht mit Sicherheit sagen, Liebes. Auf jeden Fall bestätigt sich zunehmend mein Verdacht, dass wir nicht die Einzigen sind, die auf dem Weg zu deinem tollen Schatz sind, Julia."
Sie schluckte starr und blickte ihn nervös an.
„Was meinst du damit?"
„Ein seltsames Gefühl des beobachtet Werdens, Schätzchen. Und damit lag ich bisher noch nie falsch."
„Kein Wunder, wenn er so ein Gefühl uns gegenüber noch nie geäußert hat", flüsterte Anamaria ihrer Freundin leise zu, sodass Jack dem nur Bruchstücke entnehmen konnte, die ihm zu ihrem Leidwesen zur Aufklärung reichten.
„Wie außerordentlich schön wenn ihr euch über euren Captain lustig macht, wenn dieser obendrein auch noch anwesend ist."
„Oh nein, Jack", beteuerte Julia, woraufhin beide Frauen ihren Kopf schüttelten. „Würden wir nie tun. Außerdem bist du IHR Captain, nicht meiner."
„Solange du auch meinem Schiff bist, bin ich wohl oder übel auch dein Captain, klar soweit?"
„Aye…", entgegnete Julia genervt, um einer Diskussion aus dem Wege zu gehen, was sie durch ihre Antwort anscheinend auch geschafft hatte. Jedenfalls grinste Jack schon wieder triumphierend und sah über die Reling seines Schiffes hinaus auf die großen Höhlen in weiter Ferne, die die Inselgruppe ausmachten, unter denen auch ihr Ziel, die Isla de Silentia, war.
„Tja, ich lass euch beiden Hübschen dann mal alleine", bemerkte das Mädchen gelangweilt, legte ihre Hände in den Nacken und entschwand über die Treppen unter Deck, wobei Jack und Anamaria ihr lächelnd hinterher blickten.
„Es war wirklich ein glücklicher Zufall, dass wir sie aus dem Wasser gefischt haben."
„Stimmt, ohne sie hätte ich nie den Kerker von Port Blue kennen gelernt. Ein außerordentlich glücklicher Zufall, soviel steht fest", sagte Jack mit einem gewissen Grad an Ironie in seiner Stimme, der Anamaria wohl gar nicht zu gefallen schien.
„Hab dich nicht so Jack! Man sieht dir genau an, dass du ihr diesen Vorfall nicht übel nimmst."
„Dann schau lieber noch einmal ganz genau hin, Liebchen", schlug er ihr aufbrausend vor und ging noch mal einen Schritt auf sie zu. „Seit ihrer Ankunft hier hat sie uns nichts als Schwierigkeiten gemacht. Wie Mr. Gibbs vorausgesagt hat, hat sie nur Unglück über uns gebracht. Auch an der Sache mit dem Schatz habe ich meine Zweifel, und-"
„Aber Ihr mögt die Kleine", unterbracht sie ihn mit einem durchdringenden Blick. „Und das kann und wird Euch keiner verübeln, Captain, denn dieser Meinung ist hier jeder. Julia ist wirklich liebenswürdig, auch wenn sie ein paar kleine Macken hat."
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Das Mondlicht warf einen hellen Schein auf die vor der Pearl liegenden Insel und tauchte die großen Klippen rundherum in ein traumhaftes weiß. Das Schiff lag in einer großen Bucht vor Anker, die trotz ihrer beachtlichen Größe nur eine schmale Zufahrtsschleuse hatte. Für ein Schiff wie die Black Pearl schien auf den ersten Blick unmöglich sie zu passieren, doch irgendwie hatten sie es doch geschafft. In der Bucht gab es eine kleine Einfahrt zu den sich hinter den Klippen befindenden Höhlen, in denen laut Julia der Schatz verborgen sein soll. Die Einfahrt war viel zu klein, als das man mit der Pearl sie hätte durchfahren können, sodass ihnen nichts anderes übrig blieb als auf kleinere Boote umzusteigen.
Die versammelte Besatzung befand sich an Deck und begann, die kleinen Beiboote zu Wasser zu lassen. Für den Fall den von Julia beschriebenen Schatz zu finden, fierten sie mehr ab als sie in Wirklichkeit brauchten.
Das Mädchen stand nervös drein schauend zwischen der hart arbeitenden Crew und blickte ab und an aus der Bucht aufs offene Meer, als würde sie nach etwas ganz bestimmten suchen. Mr. Gibbs, der ihre Blicke beobachtet hatte, trat zu ihr und erschreckte sie tierisch, als er ihr seine Hand behutsam auf die Schulter legte.
„Verzeihung, Ms. Morgan. Ihr schaut so bedrückt drein, ist alles in Ordnung?"
„Aye, es ist nur ein seltsames Gefühl hier zu sein."
„Wieso?"
„Ich weiß es nicht… seitdem Jack gemeint hat, dass wir anscheinend nicht alleine hier wären habe ich ein ungutes Gefühl."
„Macht euch keine Sorgen. Auch der Captain ist nicht unfehlbar."
Wirklich Mut hatte er ihr nicht damit gemacht, dennoch war sie dankbar dafür, dass er es versucht und ihr gut zugeredet hatte. Julia lächelte gequält bevor Mr. Gibbs wieder davon schritt, um seiner Arbeit nachzukommen.
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Es dauerte nicht mehr lange, bis die gesamte Besatzung auf die Beiboote umgestiegen war und sich nun auf den relativ kurzen Weg zu dem Eingang in den Klippen machte. Das Mädchen saß bei Mr. Gibbs, Towers und Jack im ersten Boot, gefolgt von den übrigen, meist nur mit einer oder zwei Personen besetzten Bötchen, von denen immer einer ruderte, während der andere eine Fackel hielt. Fast lautlos glitten sie durch Wasser, von Totenstille begleitet. Das einzigste was zu hören war, waren die Ruder, die sich am Holz der Boote rieben oder wie sie ins Wasser eingetaucht wurden. Niemand sprach ein Wort, bis sie ins Innere der Höhle vorgedrungen waren.
Die Höhlendecke war zu niedrig als das man hätte in einem der Boote aufrecht stehen können, erschwerend kam noch hinzu, dass einige spitze Tropfsteine von der Decke herabragten. Zu ihren Seiten war kaum Platz, um vernünftig rudern zu können.
„Kein Wunder, dass dieser Schatz immer noch hier ist", beschwerte sich jack im gedämpften Tonfall, während er in die vor ihm liegende Dunkelheit der Höhle spähte. „Oder zumindest immer noch hier sein sollte nach dem was du gesagt hast."
„Vertrau mir, der Schatz ist noch genau dort wo er hingehört", bestätigte Julia, die sich allem Anschein nach ziemlich angesprochen fühlte.
„Was ist jetzt eigentlich mit der Aufteilung?"
„Willst du damit nicht warten bis du den Schatz besitzt?"
„Ich bevorzuge es die Dinge zu klären bevor erledigt sind."
„Warte doch erst einmal ab, Jack…"
Er rümpfte die Nase. Es war stickig geworden was zu bedeuten haben konnte, dass sie ziemlich in der Mitte des Tunnels sein mussten. Es gab keine Abzweigungen des Wasserpfades was ihn darauf schließen ließ, dass es nur eine einzige Schatzkammer gab. Diese Erkenntnis stimmte ihn nicht besonders erfreut; in einer Schatzkammer kann kein besonders großes Vermögen lagern, es sei denn, diese Kammer müsste riesengroß sein…
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Nach einiger Zeit erreichten sie eine Art große steinerne Halle, in der der Wasserpfad endete und an dessen steinernen Ufer sie ihre Boote verließen, um sich zu Fuß weiter auf die Suche nach dem Gold zu machen. Jack war dieser seltsam lange Weg zu ihrem Ziel nicht geheuer.
„Ich hoffe du hast dich nicht verhört und wir sind hier in der richtigen Höhle."
„Ja Jack", entgegnete Julia genervt, während sie an ihm vorbeiging um Anamaria zu folgen. „Ich bin mir absolut sicher dass wir hier richtig sind. Ich kann den Schatz schon förmlich riechen."
„Ich riech nichts", mischte Mr. Gibbs sich ein, der seine Nase hoch empor hielt. „Das kann nichts Gutes bedeuten."
„Glaubt ihr etwa, dass ich euch angelogen habe?" Das Mädchen runzelte die Stirn und stemmte ihre Hände in ihre Wade, während Jack und Mr. Gibbs fast zeitgleich anfingen ihren Kopf zu schütteln.
„Niemals."
„Gut, dann lasst uns-"
„Ich habe eine Frage, Missy", unterbrach der Captain sie. „Nach wessen Schatz suchen wir hier eigentlich?"
„Nach dem Schatz eines Piraten?", entgegnete sie nach einem kurzen Moment mit einer Gegenfrage.
„Aye, aber welcher Pirat? Ich meine, hatte er einen Namen?"
„Das ist doch irrelevant so lange das Gold da ist. Können wir jetzt endlich weiter?"
Die restliche Besatzung war schon durch einen schmalen Gang am Ende der Halle vorgegangen, sodass sie außer Sichtweite der drei Personen war. Julia betrat diesen Gang als Erste, wobei auch sie den Männer fast abhanden gekommen wäre, da sie beinahe geradewegs durchrennen könnte, während Jack und vor allem Mr. Gibbs in seitwärts beschreiten mussten. Sie hatte sich ein beachtliches Stück von den Beiden abgesetzt und verschwand gerade hinter einer Abbiegung, von der Licht in die Spalte fiel durch die sie gerade liefen; der Ausgang.
Der Captain und sein Maat waren gerade im Begriff aus dem engen Gang herauszuspringen, als Jack, der vor Gibbs lief, plötzlich eine bewaffnete Person ein Stück vor sich stehen hatte, die er noch nie gesehen hatte. Sie zielte scharf auf ihn, woraufhin er sofort versuchte seine schnellen Schritte zu stoppen, doch schon war er draußen und von einer ganzen Schar Bewaffneter umzingelt. Rechts neben dem Ausgang stand Julia wie versteinert und blickte ihnen entgegen. Sie Drei sahen die Unbekannten geschockt an, die ihrer Meinung nach nicht zögern würden abzudrücken.
„Was?!", entfuhr es Gibbs, der wie gelähmt neben Jack stand, dem es auch die Sprache verschlagen hatte. „Was geht hier vor?"
„Ich schätze die haben hier schon auf uns gewartet", erklärte das Mädchen. „Sie haben die anderen in ihrer Gewalt."
„Wer sind die?", fragte der Captain misstrauisch an Julia gewandt, ließ ihre Gegenüber jedoch nicht aus den Augen.
„Das ist Crew der Dark Star, das Schiff das Port Blue angegriffen hat."
„Darf ich die bescheidene Frage stellen, woher du das weißt?"
„Ich habe ihren Captain in Tortuga wiedergetroffen und war mir ziemlich sicher, dass sie hierher kommen würden. Allerdings hatte ich gehofft, dass wir wieder weg sind bevor sie hier aufkreuzen."
„Wie?!", schrie Jack empört auf und konnte nun nicht umher seiner Begleiterin einen entrüsteten Blick zuzuwerfen. „Und wieso wenn ich fragen darf erfahre ich dass erst jetzt?!"
„Weil du sonst nie hierher gekommen wärst. Deshalb."
„Hey, ihr müsst euch doch nicht meinetwegen streiten", fügte auf einmal ein grinsender bis dahin unbekannter Mann hinzu, der soeben hinter den Reihen der Schwerbewaffneten aufgetaucht war. Jack hätte ihn mühelos auf das Alter von Julia geschätzt, wenn nicht sogar ein wenig älter. Er hatte rabenschwarze zerstrubbelte Haare, in denen doch eine gewisse Ordnung zu finden war. Braune Augen, die man ebenfalls fast als Schwarz hätte bezeichnen können und ein kleines Unterlippenbärtchen. Er trug eine braune Jacke, unter der ein weißes zerschlissenes Hemd hervorlugte und schwarze Hosen. Dieser Kerl machte nicht gerade einen sonderlich freundlichen Eindruck auf den Captain, schon gar nicht auf Mr. Gibbs, der mal wieder nur das Schlimmste befürchtete.
War das der Captain der besagten Dark Star?
„Das ist sie, Captain! Das Miststück, dem ich meine Behinderung zu verdanken habe!", rief ein ältlicher Knabe ärgerlich, der neben ihm die Treppe herunter ging. Jedem fiel sofort auf, dass an der Stelle, wo sich eigentlich ein Ohr befinden sollte, nur vernarbte und halb verheilte Haut vorzufinden war.
„Stell dich nicht so an, Sherby! Du lebst ja noch, womit ich ehrlich gesagt nicht gerechnet hätte!", beruhigte Julia ihn augenrollend, was dem Fremden ein sympathisches Lächeln ins Gesicht trieb.
„Was?!", entlockte es Jack, der sich an das bekannte Gesicht aus Tortuga erinnerte. „Du hast ihm ein Ohr abgeschnitten?!"
„Genau, alter Junge. Es gibt Schlimmeres als ein Ohr zu verlieren." Er wandte sich von dem immer noch giftig dreinschauenden Kerl zu dem Mädchen um. „Also ich fand unser Wiedersehen in Tortuga außerordentlich amüsant, wenn ich das mal so sagen darf. Allerdings war sein Ausgang anders als ich ihn mir vielleicht erwünscht hätte, Julia."
„Billy!", rief sie erfreut und stemmte ihre linke Handfläche in ihre Seite. „Schön dich wiederzusehen."
„Die Freude ist ganz meinerseits."
„Wo ist meine Crew?!", warf Jack eisern in die Unterhaltung zwischen dem Fremden und seiner Begleiterin. „Und wer zur Hölle bist du?!"
„Julia hat dir nichts von mir erzählt?", fragte er, dessen Name laut Julia wohl Billy war, überrascht klingend und sah sich sogleich nach ihr um. „Wohl Angst gehabt, dein Captain hätte nach unserem Treffen gefragt wie?"
„Jack?! Mein Captain? Tut mir Leid, aber du weißt, dass ich mich niemanden unterwerfe."
„Wie dem auch sei, du stehst auf seiner Seite und damit gegen mich. Schade eigentlich, bisher haben wir doch immer ganz gut zusammengearbeitet…"
Jack blickte ihn verwirrt an. Im Moment verstand er nichts von dem, was geredet wurde außer, dass dieser ominöse Billy der Captain des Schiffes war, dass ganz Port Blue dem Erdboden gleichgemacht hatte und dass er und Julia sich anscheinend schon etwas länger kannten. Es kam daher ziemlich überrascht für ihn wie für Mr. Gibbs, als er durch die Linie auf das Mädchen zu ging und ihr abrupt einen zärtlichen Kuss aufzwang, den sie auch widerstandslos zuließ. Nach einigen Momenten lösten sie sich wieder von einander.
„… wirklich zu Schade."
„Was hast du vor?", flüsterte das Mädchen, während ihr Gesicht in seiner Hand lag und ihn herausfordernd anblickte.
„Unseren Plan beenden, Schätzchen. Gut, dass du so durchschaubar warst und wie ich vorausgesehen hierher gekommen bist. Das bringt mich meinem Ziel bedeutend näher."
„Glaubst du?"
„Allerdings…", das Grinsen auf seinem Gesicht wich einem grausamen Lächeln. „Wo ist die andere Hälfte des Steines?"
Seine Hand war von ihrer Wange herunter zu ihrem Hals gerutscht und drückte ihr nun die Kehle zu. Trotz dessen brachte sie ein gequältes Lächeln von sich.
„Na los!"
„Bring mich doch um Billy", röchelte sie. „Wenn du es nicht wissen willst dann leg mich doch um!"
Sein Gesicht verfinsterte sich weiter, als er ein letztes Mal fester zudrückte und sie dann zurückstieß. Er nickte zu seinen Leuten, die schlagartig ihre Waffen wegsteckten, zu ihren Gefangenen stürmten und sie an die Arme nahmen. Billy drehte sich um und lief die steinerne Treppe wieder hoch, über die er auf sie gestoßen ist, seine Crew folgte ihm mitsamt Mr. Gibbs, Jack und Julia.
Oben erblickten sie den Rest ihrer Crew, die alle aufgereiht und gefesselt waren. Hinter ihnen standen bewaffnete Männer die aufsahen, als ihr Captain auf sie zukam. Sie wechselten schnell ein paar Worte, bis sich Billy wieder von ihnen entfernte. Sogleich stürmten die Männer los und zwangen jeden einzelnen von Jacks Crew auf die Knie, während dieser nur tatenlos zusehen konnte.
In etwa der Mitte des Gewölbes stand eine Art Altar, auf dem ein zweifellos wunderschöner Stein, der einerseits rund, andererseits aussah, als hätte man ihn an dieser Stelle entzweit, Platz fand. Er war von grund auf weiß, mit verschwommenen goldenen Streifen verziert. Jack bemerkte, dass Julias Augen bei seinem Anblick fasziniert aufleuchteten…
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Das war jetzt ein extrem schwieriges Chapi für mir -.- Und es ist auch nicht gerade sonderlich viel passiert, aber es hat doch alles seinen Sinn !! Bitte versteht mich! Betet jetzt, dass ich nicht vergesse ALLE Details zu erklären, denn sonst gerät das alles in ein unvorstellbares Chaos *es schon kommen sehen kann*
@Gil: Nya, zum Schreibverbot isses bisher noch nicht gekommen, dafür allerdings I-Netverbot für eine ganze Woche T-T *heul* Freu ich mir wenn du die Szene mit Sherby magst :D ach ja, die Auflösung, wenn sie wann noch in Tortuga getroffen hat und was da genau passiert ist, erfährst du leider erst im nächsten Kapitel, so weit alles so klappt wie es sollte )
@VarieFanel: Ich fand es etwas unlogisch, dass sie ihm ein Ohr abschneidet, die Zunge hätte ich ja noch verstehen können aber ich mag das mit dem Ohren abschneiden so gern ^0^ P.S.: Schreib endlich weiter ich kann es nicht ertragen eine Captain Morgan leiden zu sehen ;_; *dir umwuschel*
@Miuu: Es ist nicht eher das Klischee, ich befürchtete nur eher dass es in einem Blutbad oder ähnlichem endet, wenn die beiden zusammen kommen^^ Deine ganzen Fragen kommen im nächsten Chapi dran *zwinka* einfach a bissl abwarten xD
