Vier Wochen vor Weihnachten

„Ein Weihnachtsball?"

„Ja," lächelte Dr. Angelica Jenkins General Hammond fröhlich an.

„Dr. Jenkins, verstehen Sie mich nicht falsch – das ist eine nette Idee, aber es gab hier noch nie einen Weihnachtsball."

„Zeit, das zu ändern."

Hammond schüttelte den Kopf. „Sie verstehen nicht – hier ist keine Zeit, kein Raum, für einen Weihnachtsball. Wir haben es einmal versucht, aber dann kam immer etwas dazwischen. Das SGC ist für Feste denkbar ungeeignet. Die Leute, die hier arbeiten, arbeiten länger und härter als so mache Spezialeinheit der Airforce, Army oder Polizei. Wir haben ständig SG-Teams draußen. Manchmal auch an Feiertagen. Und die Freizeit, die meinen Leuten dann bleibt, wollen sie verständlicherweise mit ihren Familien verbringen – selbst wenn sich hier einige Freundschaften gebildet haben."

Jenkins Augen blitzen auf. „Gerade darauf will ich hinaus."

„Wie bitte?"

„Zusammengehörigkeit… oder auch Freundschaft. Vor allem aber erstgenanntes."

„Ich verstehe nicht."

„Ich hatte in den letzten Tagen Gelegenheit, mit allen Teams zu sprechen und sie hier im SGC zu beobachten. Manche Teams sind gut eingespielt und man erkennt ein deutliches Zusammengehörigkeitsgefühl – bei SG-1 zum Beispiel ist das sehr ausgeprägt – bei manch anderen Teams hingegen…" Sie seufzte. „Natürlich sind einige noch recht neu zusammengestellt und manchmal ergeben sich unglücklicherweise auch Wechsel durch tragische Zwischenfälle, aber ich denke, es würde jedem Team gut tun, wenn man es als solches stärken würde."

Hammond musterte die Ärztin misstrauisch. Er sah deutlich, dass sie das fest in den Kopf gesetzt hatte. Jetzt begann er ihr seltsames Verhalten bei ihrer Ankunft zu verstehen. „Was haben Sie vor?"

„Ich bestehe auf einen Weihnachtsball. Natürlich nicht hier. Wir werden eine große Halle in einer Stadt in der Nähe anmieten. Das gesamte Personal mit Familie, also Ehe- oder Lebenspartner, ist eingeladen. Und ich möchte das Ganze mit einem Wettbewerb unter den Teams verbinden."

„Ein Wettbewerb?" echote der General skeptisch.

„Ein Gesangswettbewerb um genau zu sein."

„Was?" entfuhr es Hammond überrascht. „Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein!"

„Natürlich ist er das," erwiderte sie ganz gelassen. „Das SCG sucht den Superstar," gestikulierte sie.

„Superstar?" wiederholte Hammond und sein Gesichtsausdruck wurde zunehmend entsetzter.

„Ja. Das SG-Superstar-Team. Na ja, sozusagen. Sie wissen schon, was ich meine…" Sie lächelte. „Alle SG-Teams nehmen an einem Gesangswettbewerb teil, der sich in vier Kategorien gliedert. Alle vier Mitglieder eines Teams müssen darin mindestens in einer Runde eingebunden sein. Ein Jury bewertet jedes Team und das mit der höchsten Punktzahl hat gewonnen."

„Und was soll das bitte bringen? Damit schüren Sie die Rivalität unter den Teams – falls überhaupt jemand mitmachen will."

„Die Teilnahme ist natürlich Pflicht," erklärte die Psychologin ganz souverän. „Die Übung und die notwendige Zusammenarbeit, wird die Teams intern zusammenschweißen. Und es wird ihnen bestimmt Spaß machen – es ist immerhin Weihnachtszeit und sie sollen ja nicht für eine Schlacht trainieren, sondern etwas für eine nette Party gestalten."

„Wenn Sie meinen," entgegnete Hammond halbherzig. Er wollte dieser Frau gar nicht erst weiter widersprechen. Er sah schon, dass das absolut keinen Sinn hatte. Er konnte jetzt nur versuchen, der ganzen Sache etwas Positives abzugewinnen. Ein Weihnachtsball war ja vielleicht sogar mal eine nette Abwechslung – und immerhin musste er ja nicht singen…

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Als Colonel Jack O'Neill die Cafeteria betrat, war dort ein regelrechter Menschenauflauf. Etliche SG-Teams und sonstiges SGC-Personal war um die Pinnwand versammelt, auf der sonst nie wirklich interessante Dinge angekündigt wurden. Das schien sich geändert zu haben. O'Neill überlegte, wen er nach dem Grund diesen Auflaufs fragen sollte, da kam ihm die Lösung auch schon in Form von Samantha Carter entgegen.

„Carter, was ist hier los?"

„Ich glaube nicht, dass Sie das wirklich wissen wollen, Sir," meinte der Major ausweichend.

„Hab ich wieder was angestellt?" vermutete er. „Nein – so was würde nicht an der Pinnwand stehen... Oder?"

Carter lächelte. „Nein. Aber es wird Ihnen trotzdem nicht gefallen."

„Das könnte ich feststellen, wenn Sie mir sagen würden, worum es geht."

„Jaaa..." erwiderte Carter zögerlich. „Wollen Sie erst die gute oder die schlechte Nachricht hören?"

O'Neill runzelte die Stirn und musterte seinen 2IC. „Die Gute, dann ist die Schlechte vielleicht weniger schlimm."

„Okay. Dr. Jenkins hat General Hammond überzeugt einen Weihnachtsball für das gesamte SGC-Personal zu geben. Dafür wird eine große Festhalle angemietet. Familien sind auch eingeladen."

O'Neill zuckte mit den Schultern. „Ist doch ne ganz nette Idee – falls einer der Systemlords nicht gerade mal wieder die Erde angreifen will."

„Ja, Sir," antwortete sie routiniert und wartete einen Augenblick, bevor sie weitersprach. „Das ist aber noch nicht alles..."

„Hey, wow, gibt's hier was umsonst?" erklang plötzlich Daniels Stimme neben ihr.

„Das Weihnachtsfest ist doch erst in drei Wochen," fügte Teal'c hinzu, der mit Daniel die Cafeteria betreten hatte.

„Ja und diesen Jahr gibt's ne kleine Party für alle hier."

„Ball," korrigierte Carter. „Ein Weihnachtsball."

„Ist doch dasselbe," gab O'Neill zurück.

„Eine Party hat aber keine Abendgarderobenpflicht," erwiderte der Major.

„Und das heißt...?" gestikulierte Daniel.

„Das heißt Anzug und Abendkleider," erklärte Sam ruhig.

„Keine Galauniformen?" erwiderte O'Neill. „Gottseidank."

Sam lachte wieder. „Ja, dafür aber jede Menge Gesang."

„Gesang?" echote O'Neill. „Was soll denn das bitte heißen?"

„Erinnern Sie sich an die Gespräche mit Dr. Jenkins?"

„Die Psychotante?"

„Ja."

„Ja und?"

„Sie hatte offenbar nicht nur die Idee für den Ball. Es gibt da einen Programmpunkt, der alle SG-Teams vereint," erklärte der Major. „Ein Gesangswettbewerb."

„Ein WAS?"

„Gesangswettbewerb," wiederholte Carter ruhig.

„Klingt lustig," meinte Daniel und es erschien dieses Anthropologenfunkeln in seinen Augen, das sonst nur auftauchte, wenn er neue Kulturen kennen lernte – Teal'c hingegen zog nur eine Augenbraue hoch und schwieg.

Für diesen Kommentar erntete Daniel einen finsteren Blick von O'Neill. „Ich singe keinesfalls," erklärte er entschieden.

„Wir müssen."

„Was soll das heißen?" blaffte er Carter etwas übertrieben gereizt an.

„Alle Teams sind dazu verpflichtet. Ich hab den General schon gefragt. Offenbar hält Dr. Jenkins dies für eine perfekte Gelegenheit den Zusammenhalt der einzelnen Teams zu stärken."

„Indem sich alle gemeinsam die Ohren zuhalten?" entgegnete O'Neill.

Sam lächelte. „Indem die Teams durch das Aussuchen der Lieder und den Übungen außerhalb der SG-Missionen zusammenarbeiten und mehr Zusammenhalt gewinnen."

„Schön, dann können die neuen Teams ja singen. Wir nicht! Wir haben doch wohl mehr als genug Zusammenhalt, oder? Eigentlich fehlt doch nur noch, dass wir vier in eine große, glückliche WG ziehen."

„Gut, dann erklären Sie das jetzt dem General, während Daniel, Teal'c und ich schon mal ein paar Songs raussuchen," erwiderte Carter gelassen. „Teal'c, kannst du singen?"

O'Neill sah sie verdutzt an. Einen solch fast schon respektlosen Tonfall war er von ihr gar nicht gewöhnt.

„Ich denke schon," antwortete Teal'c etwas zögerlich. „Allerdings würde ich es ebenso vorziehen, nicht singen zu müssen."

„Genau!" warf O'Neill ein und funkelte Carter böser an, als er es eigentlich meinte.

„Ich finde es lustig," fügte Daniel optimistisch hinzu und O'Neills finsterer Blick ging auf ihn über.

„Ich geh jetzt zum General!" erklärte er bestimmt und stürmte hinaus.

„Weihnachtsstimmung ade…" murmelte Carter vor sich hin, während sie sich einen Kaffee holen ging.

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