Eine Woche vor Weihnachten
Der Festssaal der kleines Stadt Cheyna war mit gut 500 Mann (und Frau) SG-Personal gefüllt. Dazu kamen noch Ehefrauen, Ehemänner, Freunde und Freundinnen. Die Kinder waren bei Babysittern oder Großmüttern. Jedes SG-Team und seine Familien hatte einen eigenen Tisch bekommen. Dadurch sah der Tisch von SG-1 natürlich etwas leer aus. Sam, Jack, Daniel und Teal'c hatten keine Familien, die sie hätten mitbringen können. Der einzige, der bei ihnen war, war Sams Vater Jacob Carter. Entgegen Sams Befürchtungen hatte er es geschafft, sich die Feiertage Tok'Ra-Missionensfrei zu halten. Außerdem war da noch Urgo, der ihnen auf Schritt und Tritt folgte, aber nur von ihnen gesehen wurde. Der unsichtbare Besucher trug seinen roten Weihnachtsmannmantel und es hätten nur noch Mütze und weißer Bart gefehlt um auch als solcher durchzugehen. Jack, Daniel, Teal'c und Jacob hatten schwarze Smokings an, während Sam ein rotes Kleid mit einem Ausschnitt trug, für den man wahrscheinlich einen Waffenschein brauchte.
Die fünf unterhielten sich über dies und das, als Janet Fraiser und George Hammond mit seiner Frau Claire an den Tisch kamen.
„Wo ist denn diese Dr. Jenkins abgeblieben?" erkundigte sich Jack nach der Begrüßungsrunde.
„Sie ist hinter der Bühne," erklärte Hammond. „Sie will den Abend höchstpersönlich moderieren."
„Ich dachte, sie sitzt in der Jury," warf Sam ein.
„Das auch," erwiderte Hammond.
„Ich bin schon sehr gespannt," ergriff Jacob Carter das Wort. „Ich hab dich schon lange nicht mehr singen hören, Schatz."
Ein Glucksen ließ Sam, zusammenzucken ehe sie antworten konnte.
„Oh, ist das aufregend!" freute sich Urgo neben ihr. „Findet ihr nicht auch?"
„Halt die Klappe, Urgo!" entgegnete Jack unwirsch.
Jacob runzelte verwirrt die Stirn. „Ist dieser… dieses Hologramm hier?"
„Oh ja, ständig," brummte O'Neill. „Er treibt uns noch vor Mitternacht in den Wahnsinn – da bin ich sicher."
„Lächel' doch mal, Jack! Ihr seid bald dran! Das ist doch ein so netter Abend und diese Dr. Jenkins ist eine sehr nette Dame. Ich könnte sie übrigens auch etwas singen lassen."
„Wirklich?" sah Jack plötzlich ganz interessiert auf. „Das könntest du?"
„Colonel!" rief Sam tadelnd. „Das geht doch nicht."
„Warum nicht? Immerhin müssen wir wegen ihr singen und sie lehnt sich gemütlich zurück und hört sich die schrägen Töne an. Teamzusammenhalt… pfh…"
„Soll ich? Soll ich?" ereiferte sich Urgo wie ein Kind, das seine Geschenke auspacken wollte.
„Nein. Lieber nicht," meinte Sam.
„Meine Lieben!" ertönte Angelica Jenkins Stimme aus den Lautsprechern an den Hallenwänden, bevor Urgo etwas erwidern konnte. Und es wurde dunkel im Saal. „Ich freue mich, dass alle so zahlreich erschienen sind und hoffe, dass dies nur die erste von vielen Weihnachtsfeiern der Mitarbeiter des Cheyenne Mountain Complexes ist."
Die Psychologin merkte nicht, dass ihr bei diesen übertrieben freundlich gesprochenen Begrüßungsworten jede Menge böser Blicke anhafteten.
„Also," fuhr sie heiter fort, „wir haben hier eine nette Band, die für etwas Tanzmusik sorgt, einen sagenhaften Catering-Service, der ein wundervolles Büffee aufgebaut hat und natürlich ist der Team-Gesangswettbewerb das Highlight unseres Abends. Wie Sie wissen, gibt es vier Disziplinen, die jedes Teams abdecken muss. Eine Solo, das ein langsames Stück sein muss, ein Duett, ein Quartett und ein rockiges oder popiges Stück, bei dem die Anzahl der Singenden freigestellt ist. Wir werden variieren, so dass nicht alle Teams erst durchweg eine Disziplin darbieten. Sie können dem Programm entnehmen, wie die ungefähre Einteilung ist. Mit den Titeln werden uns die Teams nun allerdings überraschen. Die Jury setzt sich übrigens zusammen aus Sergeant Walter Davis, Mrs. Claire Hammond und mir. Der Applaus des Publikums fließt natürlich auch in die Wertung ein." Sie lächelte und sah nun in ihre Moderationskarten, die sie bisher nur in Händen gehalten hatte. „Wir beginnen mit SG-3, das den Wettbewerb mit einem Quartett eröffnen wird…" Jenkins verließ die Bühne.
Alle klatschen höflich und
SG-3, ein reines Männerteam, betrat die Bühne. Sie hatten alle vier Mikrophone
in der Hand. Es wurde wieder still im Saal und die Band begann zu spielen. Es
war eine Melodie, die so gut wie allen bekannt war, die Gostbusters-Melodie.
Aber SG-3 hatte sich zum Auftakt etwas Besonderes einfallen lassen. Sie stellen
sich in einer Reihe auf und begannen im Chor zu singen: „Your
planet is oppressed and you live in fear – who you gonna call? GOA'ULD BUSTERS!!! Your nation is poor
and your god is rich – who you gonna call? GOA'ULD BUSTERS!!!"
„You have the wrong god," sprach Sergeant Johnson, der jüngste des Teams in sein Mikro.
„You
shall sacrifice your one and only son. Who can you call? GOA'ULD
BUSTERS!!!", sangen sie dann alle wieder zusammen. „Your
home was destroyed by Jaffa-Soldiers – who you gonna call? GOA'ULD BUSTERS!!!
„You have the wrong god," sprach diesmal Lt. Mitchell,
der Leiter des Teams.
„If you have to work in Naquadah mines – who you gonna call? GOA'ULD BUSTERS!!! ... You know Goa'uld or you hate the Goa'uld then can you gonna call GOA'ULD BUSTERS!!!... Who you gonna call? GOA'ULD BUSTERS!!! GOA'ULD BUSTERS!!! GOA'ULD BUSTERS!!! GOA'ULD BUSTERS!!! GOA'ULD BUSTERS!!!..."
Die SG-Teams applaudierten heftig, während die anwesenden Nicht-SGler etwas irritiert dreinschauten, dann aber noch höflich mitklatschten und es unter Weihnachtsscherzen ablegten.
„Hey, das wär doch eigentlich ne tolle SGC-Hymne," meinte O'Neill. „Wir könnten allen Systemlords den Text und die Noten zuschicken um sie zu ärgern…"
„Und nun SG-11 mit dem freien Teil…" kündigte Dr. Jenkins an.
Es ging noch eine ganze Weile, bis SG-1 zum ersten Mal dran war. Sie starteten mit dem Quartett und sangen tatsächlich 'At your side', da ihnen nichts anderes eingefallen war. Und wie Sam vermutet hatte, war die Psychologin Angelica Jenkins absolut begeistert. Ebenso der Rest im Saal. Schon zwei Team-Auftritte später war Sam mit ihrem Solo dran. Sie hatte sich kurzfristig von Whitney Houstons 'I have nothing' auf ein Weihnachtslied umentschieden. Zum einen, weil ja Weihnachten war und zum anderen, wäre der Text von 'I have nothing' in Bezug auf einen gewissen Colonel doch etwas zu eindeutig gewesen. So sang sie nun das Lied 'Silver bells'.
Nach ihr kam Captain Andrew Madison aus SG-8 und sang
ein umgedichtetes James-Bond-Goldeneye-Soundtrack-Lied: „I
was walking through the stargate, saw the enemies lying there, thought they're
dead, so I didn't care that, 'cause I was wrong, so Sg-1 please, help me out...
Come through the gate and try to save me come through the gate. I need your
help, come thorugh the gate, please don't disappoint me,
cause I have informations that you may help... You'll never know, how many
systemlords are still alive, you'll never know how to build a mothership
hyperspace drive. It's a golden honey trap, but informations are it worth,
please now help me out, you'll do that I've no doupt, If you don't do I will
die right here... with a goldeneye... golden eyeeeeeeeeeeeeeee..." Er blieb noch auf der Bühne, bis
der Applaus verebbte und sah dann zu SG-1, das an seinem Tisch auf seinen
nächsten Auftritt wartete. „Hey ihr," sprach er an sie gewandt in sein Mikro.
„Ohne euch wäre ich heute nicht hier. Dachte, euch würde dieses Liedchen
gefallen." Er grinste. „Merry Christmas!" Er verneigte sich und lief von der Bühne
um dem Duett von SG-9 Platz zu machen.
Eine halbe Stunde später kamen Teal'c, Daniel und Jack mit drei Barhockern und ihren Mikros in der Hand auf die Bühne. Sie stellten sie leicht versetzt nebeneinander und setzten sich locker darauf.
„When it's love you give," begann Jack.
„I'll be a man of good faith," sang Daniel weiter.
„Then in love you live," nickte Jack ihm zu.
„I'll make a stand. I won't break," sang Daniel.
„I'll be the rock you can build on," sangen
alle drei im Chor. „Be there when you're old, to have and to hold."
„When there's love inside," erklang Teal'cs Bass alleine.
„I swear I'll always be strong," fuhr Jack fort
„Then there's a reason why," war Daniel wieder dran.
„I'll prove to you we belong," sang Jack weiter.
„I'll be the wall that protects you," sangen sie im Chor. „From the wind and the rain, from the hurt and pain. Let's make it..."
Jack: „...all..."
Daniel: „...for..."
Teal'c: „...one..."
Alle drei: „...and all for love... Let the one you hold be the one you want, the one you need, 'cause when it's....
Jack: „...all..."
Daniel: „for..."
Teal'c: „...one..."
Alle drei: „... it's one for all. When there's someone that should know then just let your feelings show and make it..."
Jack: „...all..."
Daniel: „for..."
Teal'c: „...one..."
Alle
drei: „...and all for love."
Jack: „When it's love you make."
Daniel: „I'll be the fire in your night."
Teal'c: „Then it's love you take."
Daniel: „I will defend, I will fight."
Jack und Teal'C: „I'll be there when you need me. When
honor's at stake."
Daniel: „This vow I will make That it's all..."
Jack: „...for..."
Teal'c: „... one...
Alle drei: „... and all for love. Let the one be the one you want, the one you need, 'cause when it's all for one it's one for all. When there's someone that should know then just let your feelings show and make it all for one and all for love... Don't lay our love to rest 'cause we could stand up to you test. We got everything and more than..."
Jack: „... we had planned..."
Alle drei: „More than the rivers that run the land. We've got it all in our hands... Now it's all for one and all for love. It's all for love. Let the one you hold be the one you want, the one you need, 'cause when it's all for one it's one for all..."
Daniel: „It's one for all."
Alle drei: „When there's someone that should know then just let your feelings show. When there's someone that you want, when there's someone that you need let's make it all, all for one and all for love... all for love..."
Mit jeder Menge Applaus wurden sie von der Bühne geleitet und die offensichtlich längst von SG-1 beeindruckte Dr. Jenkins stellte in ihrer nächsten Anmoderation die Frage, ob das noch zu toppen sei und wie gespannt sie auf das noch ausstehende Duett von SG-1 sei.
Bis SG-1 wieder dran kam, ging schon auf 1:00 Uhr zu und mit ihrem Duett sollten sie den Wettbewerb abschließen. So betraten Sam und Jack die Bühne, leicht nervös – nervöser, als bei den vorigen Auftritten. Das versuchten sie sich aber nicht vor dem Publikum und auch nicht gegenseitig anmerken zu lassen.
Sie stellten sich einander gegenüber auf und die Musik begann. Ihre Blicken flogen einander überrascht zu – das war nicht die Musik, die sie ausgesucht hatten. Das war nicht ihr Duett. Die Musik gehörte zu dem Lied aus 'Die Maske des Zorro'. Sie hatten es in der engeren Auswahl gehabt, sich aber dagegen entschieden, weil der Text doch etwas problematisch für sie war.
„Moon so bright, night so fine, keep your heart here with mine, life's a dream we are dreaming," begann Jack sanft und wunderte sich, denn eigentlich kannte er den Text gar nicht richtig. Und es war, als würde sich alles seiner Kontrolle entziehen.
„Race the moon, catch the wind, ride the night to the end, seize the day, stand up for the light," sang Sam und im Gegensatz zu Jack fiel ihr in diesem Augenblick ein etwas schockierter Daniel auf, der sich im Publikum mit dem Händen übers Gesicht fuhr und neben ihm schunkelte ein überfröhlicher Urgo mit der Musik mit und hielt eine Kerze in die Höhe.
„I want to spend my lifetime loving you," sangen sie einander zu. „If that is all in life I ever do..."
„Heroes rise, heroes fall, rise again, win it all," sang Jack weiter.
„In your heart, can't you feel the glory? Through our joy, trough our pain," übernahm Sam die nächste Zeile.
„We can move worlds again. Take my hand, dance with me," sangen sie gemeinsam und Sam reichte Jack automatisch ihre Hand.
Jack: „ Dance with me..."
„I want to spend my lifetime loving you," ging es gemeinsam weiter und ihre Blicke schienen regelrecht aneinander zu hängen. „If that is all in life I ever do, I will want nothing else to see me trough if I can spend my lifetime loving you..."
Jack: „Trough we know we will never come again where there is the love."
Gemeinsam fuhren sie fort: „Life begins over and over again. Save the night, save the day, save the love, come what may, love is worth everything we pay… I want to spend my lifetime loving you if that is all in life I ever do. I want to spend my lifetime loving you if that is all in life I ever do… I will want nothing else to see me trough if I can spend my lifetime loving you…"
„Loving you…" setzte Jack noch hinterher, ehe die Musik verklang.
Sam blinzelte überrascht, als er tosende Applaus sie wieder zurückholte. Sie war total in Jacks Augen versunken gewesen und seinem Gesichtsausdruck zufolge war es ihm nicht viel anders gegangen. Auch er brauchte einige Sekunden um sich wieder zu fassen. Sie verbeugten sich dann beide und wollten die Bühne verlassen, doch Dr. Jenkins ließ sie nicht. Irritiert blickten sich die beiden an, während die Ärztin hochvernügt war.
„Meine Lieben!" versuchte sie das immer noch klatschende Publikum zu beruhigen. „Ich habe noch eine kleine Überraschung!"
Es wurde still und alle lauschten gespannt, was noch kommen sollte.
Dr. Jenkins lächelte. „Wie Dr. Jackson mir gerade verraten hat, haben Major Carter und Colonel O'Neill neben dem Singen noch ein weiteres Talent. Ich bin sicher, einige von Ihnen kennen William Shakespeares' Komödie 'Viel Lärm um nichts'…"
Sam und Jack sahen sich entsetzt an, dann zu Daniel ins Publikum. Er sah ganz elend aus und sah sie reuevoll an.
„Der Major und der Colonel haben es in ihrer Schullaufbahn jeweils in einer Theater-Gruppe gespielt. Sie werden uns nun eine kleine Szene zwischen dem Frauenhelden Benedikt und der Männerhasserin Beatrice, die sich eigentlich gar nicht so abstoßend finden, aber erst mit viel Kuppelei einander zugewandt werden konnten, darbieten."
Das Publikum klatschte freundlich und verwirrt, als sich die Psychologin zurückzog und ein Spot auf Sam und Jack gelegt wurde.
„Na schön," meinte Jack. „Vierter Akt, 1. Szene, 2. Teil?"
Sam nickte. Sie trat einige Schritte von Jack fort, an den Rand des Lichtkegels. Sie bettete ihre Hände auf ihrem Dekolte und senkte wie in Trauer den Kopf.
„Fräulein Beatrice, haben Sie die ganze Zeit geweint?"
Sie sah ihn an und ließ die Hände sinken. „Ja, und ich werde auch noch eine ganze Weile weiterweinen."
„Das möchte ich aber nicht wüschen."
„Brauchen Sie nicht, ich tu's freiwillig."
„Ich glaube, man tut Hero unrecht," erwiderte 'Benedikt' zögerlich.
„Oh, was könnte der Mann von mir verlangen, der Hero zu ihrem Recht verhilft!" donnerte 'Beatrice'.
„Gibt's irgendeinen Weg, Ihnen diesen Freundschaftsdienst zu erweisen?"
„Einen schnurgeraden Weg, aber keinen solchen Freund."
„Soll's denn ein Mann sein?"
„Es ist Männerarbeit, aber nicht Ihre."
Er trat auf sie zu und sah sie sanft an. „Und doch gefällt mir nichts auf der Welt so gut wie Sie – ist das befremdlich?"
Man konnte ‚Beatrice'/Sam sichtlich erröten sehen. „So befremdlich, wie es mir fremd ist. Ich könnte genauso gut sagen, dass auch mir nichts auf der Welt so gut gefällt wie Sie. Ihr Pech, wenn Sie mir ein Wort glauben, übrigens ich lüge nie. Ich bekenne nichts, aber ich würde nie leugnen. Meine Kusine tut mir leid."
„Beatrice!" rief er glücklich aus. „Du liebst mich! Ich schwöre, dass du… Sie mich lieben!"
„Verschlucken Sie sich nicht beim Schwören."
„Ich verschwör mich beim Schlucken, weil Sie mich lieben, und wenn einer sagt, dass ich Sie nicht liebe, den schluck ich, das schwör ich."
„Wollen Sie das nicht lieber wieder schlucken, was Sie da ausgespuckt haben?"
„Nicht mit goldenen Löffeln würde ich's wieder schlucken. Ich schwöre, ich lieb dich!"
'Beatrice' trat einen Schritt zurück. „O Gott, sei meiner armen Seele gnädig," hauchte sie überwältigt.
„Hast du gesündigt?" fragte 'Benedikt' mit einem schiefen Grinsen.
„Sie haben mich in einer schwachen Stunde erwischt, auch ich wollte Ihnen gestehen, dass ich dich liebe."
„O ja, o ja, o ja, tun Sie das!" rief er begeistert.
„Ich liebe dich so stark…" begann sie. „…dass ich zu schwach bis, es Ihnen zu sagen." Sie wandte sich von ihm an.
Er trat an sie heran. „O sag mir, was ich für dich tun soll."
Sie machte einen Schritt nach vorne und sagte mit starren Blick in die Ferne und eiskalter Stimme: „Töte Claudio."
'Benedikt' erstarrte einen Augenblick. „Was? Nie im Leben!"
'Beatrice' wandte sich ihm wieder halb zu. „Sie töten MICH mit Ihrer Weigerung. Leben Sie wohl."
'Benedikt' packte sie am Handgelenk, als sie gehen wollte. „Aber so warten Sie doch."
'Beatrice' drehte sich zu ihm um – er ließ ihre Hand nicht los. „Ich bin noch hier, aber ich bin schon weg. Sie wissen nicht, was Liebe heißt. Lassen Sie mich los!" Mit einer Raschen Bewegung befreite sie ihre Hand.
„Beatrice…"
„Also, ich gehe jetzt."
„Erst wieder Freunde sein."
„Auf meine Freundschaft sind sie wilder als auf die Degen meiner Feinde."
„Ist Claudio Ihr Feind?"
„Hat er sich nicht eindeutig als Schwein ausgewiesen?" begann sie eine flammende Rede und wurde stetig lauter und erzürnter. „Hat er nicht meine Kusine verleumdet, verspottet und entehrt? O wenn ich Mann wäre! O ja, erst auf Händen tragen bis zum Händereichen und dann öffentliche Beschuldigung, heimtückische Beleidigungen, schamlose Beschimpfung! O Gott – ich will ein Mann sein! Ich würde ihn öffentlich in Scheiben schneiden!!!" donnerte sie bis zur Heiserkeit.
„So hör doch Beatrice," wollte er dazwischen gehen.
„Mit einem Mann nachts am Fenster gesprochen! Eine himmelschreiende Lüge!"
„Ja, aber nein, Beatrice –"
„O Hero! Rufmord! Verleumdung! Sie ist ruiniert!" schrie sie den Tränen nahe.
„Beatr –"
„Prinzen und Grafen! Natürlich, ein prinzlicher Zeuge, ein gräflicher Graf, ein verprinzeltes Gräflein, ein Schnurzipurzelchen, dieser Liebhaber da! Wär ich doch ein Mann um seinetwillen oder hätte ich einen Freund, der um meinetwillen Mann wäre! … Männer sind Waschlappen, man kann sie auswringen bis das Schmalz tropft, nur im Anpöbeln und Süßholzraspeln sind sie stark. Wer kräftig flucht und angibt, kann sich die Heldentaten sparen. Ich kann nicht als Mann der Tat leben, also sterbe ich als Frau… unter Tränen," erklärte sie bitter.
„So hör doch Beatrice," sagte er und hob eine Hand. „Ich hebe die Hand zum Schwur: ich liebe dich!"
„Sie sollten mir zuliebe die Hand zu was anderem als zum Schwören heben."
„Sind Sie zutiefst überzeugt, dass Graf Claudio Hero unrecht getan hat?" vergewisserte er sich.
„Bis auf den Grund meiner Seele," antwortete sie ernst.
„Genug, zählen Sie auf mich, ich werde ihn fordern. Ich küsse Ihre Hand," sagte er und tat es auch, „und verlasse Sie. Claudio soll mir Rechenschaft geben. Gehen Sie und trösten Sie Hero, ich muss herumerzählen, dass sie tot ist. Leben Sie wohl."
Er ging davon und Sam sah ihm hinterher. Sie blieb noch einen Augenblick stehen, dann folgte sie ihm. Dr. Jenkins kam ihr entgegen und betrat die Bühne um erst – als der Applaus abebbte – eine kleine Lobhymne zu halten und dann eine Tanzpause zu verkünden, während der die Sieger ermittelt werden sollten.
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Kaum war sie von der Bühne runter, lehnte sich Sam atemlos gegen die nächstbeste Wand. Ihr war, als würde sich alles um sie herum drehen.
„Carter?"
Sie drehte den Kopf nach links. O'Neill lehnte einige Meter von ihr entfernt ebenfalls an die Wand.
„Ich glaub, wir haben gewonnen," meinte er mit einem schiefen O'Neill-Grinsen und deutete mit dem Kopf Richtung Publikum, das sie nicht sehen konnten, das Dr. Jenkins aber gar nicht recht zu Wort kommen lassen wollte. „Und ich glaub, ich kann mich nach dieser Benedikt-Kiste nie wieder im SGC blicken lassen..."
Sam schloss die Augen. Das Schwindelgefühl wollte einfach nicht aufhören und was O'Neill so locker gesagt hatte, hätte zwar die Spannung zwischen ihnen nehmen können, tat es aber nicht. Sein Blick war der pure Gegensatz zu seinen Worten. Er sah sie immer noch so intensiv wie auf der Bühne an.
„Ich glaube, ich brauch was zu trinken," sagte Sam schnell und versuchte schnellmöglich von ihm wegzukommen. Eine Hand an ihrem Arm hielt sie aber zurück so wie er es als Benedikt auf der Bühne getan hatte. Ihr Kopf schnellte herum und ihr Blick wurde innerhalb einer Zehntelsekunde von seinem eingefangen.
„Das Lied…" begann Jack unsicher. „und dann auch noch Daniel mit dieser Theater-Geschichte. Was sich er sich nur dabei gedacht?!"
„Das war Urgo," flüsterte Sam stimmlos. „Ich glaube, er hat Daniel dazu gebracht, die Musik auszuwechseln und hat uns dieses Lied singen lassen. Und für den Rest war er garantiert auch verantwortlich."
„Ich bring ihn um!" brauste Jack auf, erstarrte aber förmlich, als er Sam ansah.
„Lassen Sie mich bitte los…" hauchte Sam. Ihr war sein Blick oder viel mehr seine Wirkung unangenehm.
Unbemerkt von den beiden, lugte Urgo grinsend um eine Ecke. Jetzt war es soweit. Als er zur Erde gekommen war, hatte er erst nur vorgehabt, SG-1, die Ärztin und den General weihnachtlich zu stimmen und einfach etwas Zeit mit ihnen zu verbringen. Nachdem aber Sam und Jack unabhängig voneinander in ihren ersten Liedern an jenem Morgen über ganz bestimmte Gedanken gesungen hatten, hatte Urgo den Entschluss gefasst, nicht nur Weihnachtsmann, sondern auch etwas Amor zu spielen. Natürlich kannte er beide seit dem ersten Mal, als er auf der Erde gewesen war ziemlich gut und er hatte wohl auch damals schon über gewisse zwischenmenschliche Experimente nachgedacht, um die Menschen kennen zu lernen. Allerdings er hatte sie damals nicht noch mehr erzürnen wollen. Aber jetzt… das war etwas anderes. Es war Weihnachten, er mochte diese Menschen, sie hatten ihm vor Monaten sein 'Leben' gerettet und nun wollte er ihnen noch ein letztes Geschenk machen, bevor er gehen musste. Er blickte zur Decke über Sam und Jack wo er Teal'c einen unübersehbaren Mistelzweig hatte aufhängen lassen, während Daniel die Musik geändert hatte – und nickte zufrieden vor sich hin.
„Lassen Sie mich bitte los…" wiederholte Sam kaum hörbar.
Jack tat, worum sie gebeten hatte. Sie blieb ihm aber so nahe wie zuvor. Wollte es, konnte sich jedoch keinen Millimeter bewegen. Sie vermutete in diesem Augenblick, dass Urgo dahinter steckte, war sich aber nicht mehr sicher, denn die braunen Augen des Colonels hatten mindestens soviel Macht wie der ungebetene Weihnachtsgast.
Genau in diesem Augenblick stürmte ein Techniker an beiden vorbei und nuschelte etwas in sein Headset. Mit einem flüchtigen Blick rief er Sam und Jack allerdings noch „Sie stehen unter einem Mistelzweig!" zu.
Sam und Jack sahen gleichzeitig hoch und ein Aufblitzen in seinen Augen und die folgende Aktion ließen Major Samantha Carter keine Zeit zur Reaktion. Sie fand sich plötzlich in Jacks Armen wieder und seine Lippen waren auf ihren. Wahrscheinlich hätte sie ihn unter anderen Umständen sofort weggestoßen und sofort die Regeln erwähnt. Im Augenblick aber konnte sie nicht klar denken. Seit sie die Bühne betreten hatte, konnte sie das schon nicht mehr. So wehrte sie sich nicht – ganz im Gegenteil.
Und Urgo, der immer noch zusah, strahlte wieder wie ein Honigkuchenpferd. „Fröhliche Weihnachten!!!" rief er, während er in diesem Moment zu verblassen begann.
Sam und Jack, die sich nun langsam und reichlich verwirrt voneinander lösten, flüsterten sie sich und Urgo ebenfalls ein „Fröhliche Weihnachten." zu. Und im Saal draußen, riefen Daniel Jackson, George Hammond, Janet Fraiser und Teal'c zur Verwunderung aller um sie herum dasselbe aus.
Ende
Die Songs wie sie der Reihe nach in der Geschichte vorkommen:
„How can I not love you" von Joy Enriquez aus dem Film „Anna und der König".
„Angel" von Aerosmith
Das von Xaveria auf Stargate umgedichtete „I've got a theory" aus der „Buffy"-Musicalepisode
Das von Kes auf Stargate umgedichtete „Kids" von Robbie Williams und Kylie Minouge.
Das von Nostra auf Stargate umgedichtete und allseits bekannte „Gostbusters"-Lied.
Der von CaptainCalvinCat auf Stargate umgedichtete James-Bond-Goldeneye-Song.
„All for love" aus dem Soundtrack einer „Drei Musketiere"-Verfilmung, wobei mir aber die aktuelle Version von Thomas Wohlfahrt, Michael Wurst und Martin Kesici vorschwebte.
Das Duett „I want to spend my lifetime loving you" von Tina Area und Marc Antony aus dem Film „Die Maske des Zorro".
