Reflex Aggresso Magnific Kap 2
Autor: Sssnitch
Disclaimer: Nix meins, alles Rawlings und Partnern ihres. Geld gibt's auch keins, zum Glück hab ich noch einen anderen Job.
Reviews: Jeder Zeit gerne an sssnitch@gmx.de Ernst gemeinte Kritik bevorzugt.
Zusammenfassung: Keine Ahnung was ich schreiben soll. Es schließt an den 4. Band an. Obwohl mittlerweile überholt durch das Erscheinen des 5. bin ich nicht Willens alles wieder zu löschen, nachdem mein Herzblut hineingeflossen ist (Nein wie theatralisch).
Rating: Ich hoffe ich hab nicht voll ins Kloh gegriffen. Aber da es zeitweise ziemlich brutal zugeht ist es nix für die Kleineren unter uns.
Warnung: Siehe auch unter Ratings: Ziemlich viel Gewalt. Wer das arme Harrylein nicht gern leiden sieht, sollte das besser nicht lesen.
***
Dank an Arianna und Matjes für die Reviews. Ihr mögt die Dursleys nicht? Wie kommt denn das? Aber wartet erst mal bis ihr weiter gelesen habt.
***
2. Die Ehre von Smeltings
Eine Woche später hatte sich seine Situation nicht im Mindesten geändert. Harrys rechte Gesichtshälfte war immer noch dunkel verfärbt, aber die Schwellung war leicht zurück gegangen und sein Auge konnte er schon wieder etwas öffnen. Wäre er in Hogwarts gewesen, hätte Madam Pomfrey ihn in wenigen Minuten geheilt. Aber hier in der Muggelwelt....
Für seine Verwandten schien er weiterhin Luft zu sein. Er konnte sogar erstmals seine Hausaufgaben bei Tageslicht erledigen und musste sie nicht nachts im Schein der Taschenlampe unter der Bettdecke machen, da er mittlerweile sicher war, dass niemand plötzlich in sein Zimmer kommen würde.
Bis zu jenem Morgen, als er in die Küche kam. Er erhaschte gerade noch einen Wortfetzen Onkel Vernons:
"....Tante Magda."
"Sie kommt doch nicht etwa hierher!" platzte es aus ihm heraus, bevor er sich im Zaum halten konnte.
Onkel Vernon sah ihn missbilligend an.
"Tante Magda ist krank geworden. Und das bedeutet, dass Petunia und ich sie ein oder zwei Tage besuchen werden. Dudley erwartet heute seine Schulfreunde zu Besuch, die über Nacht bleiben werden. Ein Smeltings-Junge kann nicht so einfach seine Verabredungen absagen. Da bleibt für Dich nur die Möglichkeit, ebenfalls hier zu bleiben."
Harry erstarrte. Wenn er allein mit Dudley hier bleiben würde, wäre das schon schlimm genug. Aber wenn auch noch dessen Freunde kommen würden, konnte er sich an drei Fingern ausrechnen, was sie mit ihm anstellen würden. Er hatte nur zu gut in Erinnerung, wie ihn Dudleys Schulkameraden von der früheren Schule behandelt hatten. Und jetzt ging sein Cousin auch noch nach Smeltings, eine Schule, an der die Schüler immer mit kurzen, harten Stöcken herumliefen. Die gehörten zur Schuluniform und wurden von den Schülern - mit ausdrücklichem Wohlwollen der Lehrer - dazu benutzt, sie untereinander einzusetzen. Wenn sie sich schon gegenseitig schlugen, was sollte denn mit ihm, Harry passieren, wenn Dudleys Freunde ihn in die Finger bekamen?
Da kam ihm blitzartig eine Idee.
"Kann ich... kann ich nicht zu Mrs. Figg? Da war ich doch immer, wenn ihr weg wart." stotterte er hoffnungsvoll.
Selbst die alte verschrobene Mrs. Figg mit ihren tausend Katzenfotos und ihren hundertjährigen, nach Mottenpulver schmeckenden Plätzchen erschienen ihm im Vergleich äußerst erstrebenswert. Onkel Vernon verzog den Mund zu einem unechten Grinsen.
"Denkst du, das hätten wir nicht längst in Betracht gezogen? Aber leider ist sie nicht da. Und mitnehmen können wir dich auch nicht. Nicht, nach dem, was du der armen Magda letztes Jahr angetan hast. Sie würde sich nur unnötig aufregen, wenn sie dich sieht. Wir haben keine andere Möglichkeit. Also, keine Diskussion mehr. Und das sage ich dir: Mach keinen Unsinn. Ich will von Dudley keine Klagen hören. Nicht das Geringste. Sonst wirst du dir wünschen, mich nie kennen gelernt zu haben."
Fast wäre Harry herausgerutscht, dass er sich das nur zu oft gewünscht hatte, aber dann verkniff er es sich vorsichtshalber.
***
Harry ging in den Garten. Er wischte einen regennassen Stuhl ab und ließ sich darauf fallen. Immer noch dachte er über einen möglichen Ausweg nach. Zuerst erwog er, sich auf seinen Feuerblitz zu setzten und einfach zum Fuchsbau zu fliegen. Oder er könnte, wenn er an seinen Zauberstab käme, einen Bannkreis um sich ziehen. Oder sich einfach unter seinem Tarnumhang verstecken. Harry seufzte. Alle diese Ideen brachten ihn mit dem Gesetz in Konflikt. Jugendliche Zauberer durften nun einmal nicht zaubern. Nicht mal Besenfliegen war erlaubt. Zumindest nicht im Muggel-London. Und da er schon einmal verwarnt worden war, wollte er auch einen Schulverweis nicht riskieren. Je mehr er darüber nachdachte, desto deutlicher wurde ihm bewusst, dass er um ein paar blaue Flecken wohl nicht herum kommen würde.
Er betrachtete den Himmel. Die dunklen Wolken kündigten den nächsten Regen an. Ihm kamen sie vor, wie unheilvolle Schicksalsboten, die sich düster drohend über ihm zusammenballten.
Onkel Vernon kam heraus und setzte sich wie üblich mit seiner Zeitung auf einen der Gartenstühle. Durch die offene Terrassentür konnte man Tante Petunia in der Küche rumoren hören, die ein Lunchpaket für die Fahrt fertig machte.
Harry wanderte ruhelos durch Haus und Garten. Immer noch grübelte er über einen Ausweg. Er blieb schließlich eine Weile in seinem Zimmer, hielt es dann aber nicht mehr aus und wechselte wieder in den Garten. Er dachte schon daran, sich selbst Arbeit zu suchen, nur um sich abzulenken, um seine Nerven zu beruhigen, entschied sich jedoch wieder dagegen. Den Gefallen wollte er den Dursleys dann doch nicht tun.
Einige Zeit später, es war schon Nachmittag, ging die Türglocke und nachdem Dudley geöffnet hatte, traten vier Jungs vor Onkel Vernon, um ihn zu begrüßen. Das mussten Dudleys Schulkameraden sein. Wie schon in seiner vorherigen Schule hatte sich Dudley Freunde gesucht, die allesamt größer und noch dümmer waren als er, die ihm aber, davon war Harry überzeugt, aufs Wort gehorchen würden. Nach ein paar herzlichen und, wie Harry fand, ebenso peinlichen Worten Onkel Vernons über die ach so tolle Smeltings-Schule, gingen die vier mit Dudley wieder hinein und Harry hörte sie die Treppe hinaufpoltern.
Angesichts der Blicke, die sie ihm zugeworfen hatten (oder hatte er sich das nur eingebildet?), entschied sich Harry, lieber in sein Zimmer zu gehen. Wenn er sich während ihres Besuches nicht blicken ließ, vielleicht würden sie ihn dann einfach vergessen.
Er ging ins Haus und stieg die Treppe hinauf, kam aber nur bis zur Hälfte als Dudleys Zimmertür aufging und alle fünf in den Flur traten und die Treppe hinunter stiegen. Harry drückte sich an die Wand um sie an sich vorbei zu lassen. Dudley blieb grinsend vor ihm stehen, die anderen bauten sich in einer Reihe auf der nächsten Stufe auf.
"Willst du spielen, Harry?" fragte ihn Dudley mit fiesem Grinsen.
"Ich will lieber etwas lesen" entgegnete Harry und machte sich noch dünner, in der Hoffnung, sie würden einfach vorbei gehen.
"Ooooch, lesen will der Kleine" spottete einer der Jungen mit breiter Knollennase und wulstigen Augenbrauen.
Unaufhaltsam rückten sie näher. Harry ging langsam rückwärts die Treppe hinunter, die fünf immer im Blick behaltend. Unten angekommen wirbelte er herum und sprintete durch die Terrassentür, die er seinen laut stampfenden Verfolgern vor der Nase zuschlug. Das hielt sie leider nicht lange auf. Harry sah sich gehetzt um. Die hintere Gartentür. So schnell er konnte rannte er quer durch den Garten. Die Tür erreichte er einige Schritte vor den anderen. Sie war verschlossen. Sie war sonst nie verschlossen. Aber Onkel Vernon hatte sie, da er und Tante Petunia bald abfahren wollten, schon mal vorsichtshalber abgeschlossen. Harry zog sich hoch und wollte grade hinüberklettern, da hatten ihn die anderen eingeholt und zogen ihn mit vereinten Kräften herunter. Sie umringten ihn.
"Das ist aber nicht nett, einfach so abzuhauen!" keuchte Dudley etwas außer Atem und schubste Harry, so dass er gegen einen der anderen stieß.
Schon war das lustige Spiel Harry-schubsen in vollem Gange. Er taumelte zwischen den harten Händen der fünf Jungen hin und her, bis er völlig schwindelig in die Knie ging. Die um ihn Stehenden lachten.
Zwar traute sich Harry nicht, sich zu wehren, da Onkel Vernon auf der Terrasse saß und die Szene mit offensichtlichem Wohlwollen betrachtete - dessen Reaktion hatte er nur zu gut in Erinnerung - aber gegen einen kleinen Schrecken konnte wohl niemand etwas einzuwenden haben. Er ergriff einen graden Zweig, der vor ihm auf dem Boden lag, und richtete ihn wie einen Zauberstab auf Dudley. Der wurde sofort kreideweiß und quietschte vor Angst laut auf.
Leider hatte sich Harry geirrt, was seinen Onkels betraf. Der war sofort aufgesprungen und kam mit riesigen Schritten herüber geeilt um seinen geliebten, unförmigen Sohn zu schützen und stürzte sich laut brüllend auf Harry.
"Wie kannst Du es wagen, meinen Sohn zu bedrohen! In meinem eigenen Haus! Das tust Du nie, nie wieder!!! Hast Du noch nicht genug von neulich?"
Dabei hatte er ihn wieder an den Schultern gepackt und schüttelte ihn hin und her, so dass Harrys Brille zu Boden fiel. Das schien zu einer liebgewonnenen Gewohnheit Onkel Vernons zu werden. Anschreien, schütteln, Brille weg, und dann? Schlagen? Tatsächlich holte er weit aus. Da Harry ohne Brille nicht sehen konnte, woher der Schlag kommen würde, hob er schützend beide Arme an den Kopf.
War es diese Bewegung, oder hatte es sich der breit gebaute Mann anders überlegt? Jedenfalls ließ er die zum Schlag erhobene Hand wieder sinken und stieß Harry in die Arme von Dudleys dümmlich grinsenden Freunden, die das alles nicht zu begreifen schienen. Dann riss er Harry den Zweig aus der Hand, den dieser noch immer umklammert hielt und brach ihn in der Mitte durch.
"Damit kann er dir nichts tun", wandte er sich an seinen Sohn. "Das ist doch kein... kein...." Er suchte nach Worten "....keine Waffe!"
Zu den anderen Jungen gewandt fügte er mit einem gemeinen Blick auf Harry hämisch grinsend hinzu:
"Ihr könnt ruhig weiterspielen."
Da grade in diesem Moment Tante Petunia aus der Küche rief, dass sie jetzt abfahren könnten, drehte er sich um und ging in schnellen Schritten zum Haus. Bevor er den Garten verließ, drehte er sich noch kurz herum und rief:
"Und denkt daran: Was ein Smeltings-Junge macht, macht er immer richtig und gründlich!!!"
Mit diesen Worten ging er ins Haus. Kurze Zeit später hörten sie den Wagen anspringen und das Mortorgeräusch langsam leiser werden.
Während die anderen noch lauschten, sah Harry seine Chance gekommen. Mit einem Sprung durchbrach er die Mauer der um ihn stehenden und rannte in Richtung Küchentür. Er war kaum drei Schritte weit gekommen, als ihm jemand ein Bein stellte. Er schlug lang hin. Die Zeit, die er brauchte, um sich wieder aufzurappeln reichte den anderen, ihn einzukreisen. Dudley griff nach ihm, um ihn wieder hoch zu ziehen. Harry schlug dessen Hand beiseite, wurde aber sofort von den hinter ihm stehenden Jungen ergriffen, auf die Beine gestellt und festgehalten. Dudley kam langsam auf ihn zu.
"Du wolltest mich schlagen, du Missgeburt?"
Heftig schlug er Harry die Faust in den Magen. Der japste nach Luft und klappte zusammen. Hätten die anderen nicht seine Arme fest gehalten, wäre er wieder ganz zu Boden gegangen. So aber hing er halb in der Luft, halb kniete er. Dudley griff nun nach dem Vorbild seines Vaters in Harrys Haar und hielt dessen Kopf hoch, damit er ihm ins Gesicht schlagen konnte. Er schlug zwar nicht sehr fest zu, traf aber Harrys ohnehin schon geschwollenes Auge, so dass dem Jungen ein lauter Schmerzensschrei entfuhr.
"Stell dich nicht so an, so schlimm war das doch gar nicht." grinste ihm Dudley ins Gesicht, der sich zu ihm hinunter gebeugt hatte.
Das war zuviel. Während sich seine Peiniger noch vor Lachen krümmten und ihn deshalb nicht mehr so fest hielten, riss sich Harry los. Er sprang Dudley an, der völlig überrumpelt auf dem Rücken landete. Der erste Schritt Harrys traf dessen Magen, zu einem zweiten kam er nicht mehr. Dudley hatte in einem Reflex Harrys Fuß erwischt und klammerte sich an ihm fest. Harry fiel nach vorne und knallte mit dem Kopf gegen die halbmeter hohe Mauer der Terrassenumrandung. Er blieb benommen in dem davor liegenden noch unbepflanzten Beet liegen. Er spürte kaum, wie ihn seine Peiniger wieder erreichten und hoch zerrten. Sie konnten ihn aber nicht aufstellen, weil seine Knie immer wieder wegknickten. Schließlich gaben sie auf und ließen ihn auf den Knien liegen.
Einer von Dudleys Freunden, ein großer, spitzgesichtiger Junge hob Harrys Kopf an und fuhr erschrocken zurück.
"Er blutet!"
"Na und?" grunzte ein anderer desinteressiert.
"Was, wenn ihm was passiert?"
"Was soll ihm schon passieren?" meinte Dudley.
"Wir sollten es nicht übertreiben." sagte der Spitzgesichtige
Während sie sich über das Für und Wider von Harrys weiterer Behandlung unterhielten, kam er langsam wieder zu sich. Er spürte, wie ihm etwas Brennendes in das unverletzte Augen lief, wischte es mit einer fahrigen Bewegung weg und starrte dann wie hypnotisiert auf seine Hand. Rot, alles war rot. Dann bemerkte er, dass nicht nur seine Hand rot war, sondern dass sich auch sein Haar linksseitig rot verfärbt hatte und ihm ins Augen hing. Wieder wischte er sich über die Stirn. Aber jetzt zuckte er vor Schmerz zusammen. Er war an die Platzwunde gekommen, die er sich bei seinem Sturz zugezogen hatte. Er holte tief Luft um die Übelkeit zu vertreiben, die ihn zu übermannen drohte. Als er wieder klar denken konnte, hörte er grade noch, wie Dudley die Kommentare seiner Freunde mit den Worten abschnitt:
"Mein Pa, Mr. Dursley hat gesagt, ein Smeltings-Junge macht immer alles gründlich, ihr habt es doch gehört. Also machen wir das jetzt auch!"
.... Dursley.....
Der verhasste Name setzte sich in Harrys gemarterten Hirn fest.
.... Dursley.....
Wenn es die nicht gäbe, würde er hier nicht hilflos hocken und auf die nächste Misshandlung warten. Er meinte, sich inzwischen soweit erholt zu haben, dass er wenigstens auf wackligen Beinen würde stehen können. Er erhob sich, stand schwankend da und drehte sich zu den anderen um. Die starrten ihn mit offenen Mündern an, wie er sie mit blutigem Gesicht ansah. Harry war jetzt alles egal. Er dachte nur noch an eines:
DURSLEY
Dann warf er sich mit aller verbliebenen Kraft auf Dudley und deckte ihn mit einem Hagel von Schlägen zu. Es war weniger die Wucht seines Angriffs, als die Überraschung, die Dudley wieder zu Boden gehen ließ. Harry warf sich auf ihn und schlug wie wahnsinnig weiter auf ihn ein. Durch Dudleys Hilferufe aufgeschreckt, kam Bewegung in die anderen Jungen und sie mühten sich ab, den tobenden Harry von Dudley fortzuzerren. Der schrie wütend auf und schlug in alle Richtungen um sich. Er musste wohl auch einige Male getroffen haben, wie er den Reaktionen seiner Gegner entnahm. Aber schließlich hatten sie ihn doch soweit unter Kontrolle, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Einer hatte von hinten den Arm um seinen Hals gelegt und drückte ihm die Luft ab, während sich zwei andere an seine Arme klammerten, die er immer noch zu befreien versuchte. Der Knubbelnasige wischte sich das Blut von der Nase, und schaute Harry mit einer Mischung von Wut und Respekt an.
"Gibst Du jetzt endlich auf?"
Als ihm der hinter ihm Stehende immer mehr die Luft abschnürte, hörte Harry gezwungenermaßen auf. Seine Arme wurden schlaff und die beiden anderen ließen ihn schließlich los, waren aber bereit, jeder Zeit wieder zuzugreifen. Harry hob die Hände und versuchte schwach und ohne Erfolg, den Arm von seinem Hals zu ziehen.
"Ich habe gesagt, du sollst aufgeben, Kleiner." knurrte sein Gegenüber.
"Ich krieg keine Luft mehr!" röchelte der halb erstickt.
Auf einen Wink des Knubbelnasigen wurde der Arm um seinen Hals gelockert. Da ließ Harry die Arme sinken und sog hektisch die Luft ein.
Dudley hatte sich auch wieder aufgerappelt. Auch er blutete aus der Nase. Als er dessen gewahr wurde, trat er auf Harry zu und schlug ihn hart ins Gesicht, so dass dessen Lippe aufplatzte. Dann rammte er Harry mehrfach die Faust in den Magen. Da er auch dessen Solar Plexus getroffen hatte, wich dem Jungen alle Luft aus der Lunge. Er lief blau an und schnappte vergebens nach Luft. Dann löste sich der Arm um seinen Hals und Harry sank auf die Knie. Er hielt, weiterhin krampfhaft Luft holend, seine Arme um den Leib gepresst und krümmte sich vor Schmerzen. Dudley stieß ihn mit dem Fuß an und er kippte zur Seite und blieb keuchend liegen.
Es begann zu regnen. Die dunkel drohenden Wolken, die Harry schon am Vormittag ein schlechtes Gefühl vermittelt hatten, ließen endlich all ihre Fracht zur Erde fahren. Die fünf Smeltings-Jungen setzten sich auf die überdachte Terrasse um den Wolkenbruch abzuwarten.
Das herabströmende Regenwasser und die sich um ihn bildenden Pfützen brachten Harry langsam wieder zur Besinnung. Dann hörte der Regen auf, so schnell, wie er gekommen war. Schon hörte Harry die fünf Jungen durch die Pfützen auf sich zu platschen. Er bemühte sich, sich aufzurichten, konnte sich aber nur auf seine Knie erheben.
"Schaut mal, wie dreckig er ist. Das ist ja widerlich." sagte einer von ihnen, als er Harry betrachtete.
Dreckig war gar kein Ausdruck. Da er mit Kopf und Oberkörper in dem unbepflanzten Beet gelegen hatte, das sich durch den Regen in einen einzigen Morast verwandelt hatte, war er jetzt mit dunkelbraunem Schlamm überkrustet.
"Wir können ihn ja waschen", schlug ein anderer vor.
"Und hinterher die Wohnung putzen", brummte der Knollennasige "Was meinst Du, was das für eine Schweinerei gibt, wenn wir ihn jetzt ins Haus lassen."
"Unsinn", ließ sich Dudley vernehmen. "Wozu haben wir denn den Gartenschlauch? Das kennt er schon, daran ist er gewöhnt. Ihr haltet ihn fest, ich hole den Schlauch."
Harry lag immer noch gekrümmt auf den Knien. Sein Magen schmerzte immer noch. Außerdem fing er vor Kälte an zu zittern. Warm war der Regen nicht grade gewesen.
"Ohhhh, der Kleine zittert ja vor Angst", spottete der Knubbelnasige, als zwei seiner Freunde Harry an den Armen packten und ihn in eine aufrechte Stellung zerrten.
Inzwischen hatte Dudley den Schlauch geholt, richtete ihn auf Harry und drehte das Wasser auf. Es spritzte nach allen Seiten, als ihn der Wasserstrahl traf. Die beiden, die ihn festhielten ließen ihn sofort los und sprangen zur Seite. Harry fiel wieder zu Boden.
"Heeh, haltet ihn doch fest!" schimpfte Dudley.
"Bist Du verrückt? Ich hab keine Lust nass zu werden. Weißt Du, wie kalt das ist?" antwortete einer der beiden.
Die Jungen sahen sich ratlos an.
"Ich will mir aber den Spaß nicht verderben lassen! Und von selbst bleibt er nicht sitzen." schmollte Dudley.
Da kam dem Wieselgesicht eine Idee:
"Wir könnten ihn irgendwo anbinden."
"Prima Idee!" freuten sich die anderen.
"Mein Pa hat ein paar Seile im Keller. Ich geh sie holen!" rief Dudley und verschwand im Haus.
Harry lief es bei diesen Worten eiskalt den Rücken hinunter. Wenn sie ihn fesselten, wäre er ihnen endgültig hilflos ausgeliefert. So schnell er konnte erhob er sich und taumelte in Richtung Terrassentür. Das ließen die anderen natürlich nicht zu und umringten ihn. Harry nahm alle Kraft zusammen und versuchte sich einen Weg durch sie zu bahnen. Die Panik, hilflos ausgeliefert zu sein, verlieh ihm noch einmal zusätzliche Kraft, die er jetzt dazu einsetzte, sich den Weg zum Haus frei zu kämpfen. Anfangs schien es sogar, als könnte er die Angreifer, die ihn wieder fassen wollten, auf Abstand halten. Aber dann verließen ihn auch die letzten Kräfte und er ging in einem Hagel von Schlägen zu Boden. Auch dort ließen sie nicht von ihm ab und schlugen und traten weiter auf ihn ein. Er krümmte sich zusammen und versuchte nur noch, Kopf und Unterleib mit seinen Armen zu schützen. Ein harter Stiefel traf sein Brust und er hatte das Gefühl, als würden seine Rippen nachgeben.
Schließlich drückte ihm einer das Knie in den Rücken und presste ihn zu Boden. Jemand setzte sich auf seine Beine, zwei andere drehten ihm die Arme auf den Rücken und hielten sie dort fest.
"Jetzt haben wir dich", keuchte eine Stimme.
Autor: Sssnitch
Disclaimer: Nix meins, alles Rawlings und Partnern ihres. Geld gibt's auch keins, zum Glück hab ich noch einen anderen Job.
Reviews: Jeder Zeit gerne an sssnitch@gmx.de Ernst gemeinte Kritik bevorzugt.
Zusammenfassung: Keine Ahnung was ich schreiben soll. Es schließt an den 4. Band an. Obwohl mittlerweile überholt durch das Erscheinen des 5. bin ich nicht Willens alles wieder zu löschen, nachdem mein Herzblut hineingeflossen ist (Nein wie theatralisch).
Rating: Ich hoffe ich hab nicht voll ins Kloh gegriffen. Aber da es zeitweise ziemlich brutal zugeht ist es nix für die Kleineren unter uns.
Warnung: Siehe auch unter Ratings: Ziemlich viel Gewalt. Wer das arme Harrylein nicht gern leiden sieht, sollte das besser nicht lesen.
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Dank an Arianna und Matjes für die Reviews. Ihr mögt die Dursleys nicht? Wie kommt denn das? Aber wartet erst mal bis ihr weiter gelesen habt.
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2. Die Ehre von Smeltings
Eine Woche später hatte sich seine Situation nicht im Mindesten geändert. Harrys rechte Gesichtshälfte war immer noch dunkel verfärbt, aber die Schwellung war leicht zurück gegangen und sein Auge konnte er schon wieder etwas öffnen. Wäre er in Hogwarts gewesen, hätte Madam Pomfrey ihn in wenigen Minuten geheilt. Aber hier in der Muggelwelt....
Für seine Verwandten schien er weiterhin Luft zu sein. Er konnte sogar erstmals seine Hausaufgaben bei Tageslicht erledigen und musste sie nicht nachts im Schein der Taschenlampe unter der Bettdecke machen, da er mittlerweile sicher war, dass niemand plötzlich in sein Zimmer kommen würde.
Bis zu jenem Morgen, als er in die Küche kam. Er erhaschte gerade noch einen Wortfetzen Onkel Vernons:
"....Tante Magda."
"Sie kommt doch nicht etwa hierher!" platzte es aus ihm heraus, bevor er sich im Zaum halten konnte.
Onkel Vernon sah ihn missbilligend an.
"Tante Magda ist krank geworden. Und das bedeutet, dass Petunia und ich sie ein oder zwei Tage besuchen werden. Dudley erwartet heute seine Schulfreunde zu Besuch, die über Nacht bleiben werden. Ein Smeltings-Junge kann nicht so einfach seine Verabredungen absagen. Da bleibt für Dich nur die Möglichkeit, ebenfalls hier zu bleiben."
Harry erstarrte. Wenn er allein mit Dudley hier bleiben würde, wäre das schon schlimm genug. Aber wenn auch noch dessen Freunde kommen würden, konnte er sich an drei Fingern ausrechnen, was sie mit ihm anstellen würden. Er hatte nur zu gut in Erinnerung, wie ihn Dudleys Schulkameraden von der früheren Schule behandelt hatten. Und jetzt ging sein Cousin auch noch nach Smeltings, eine Schule, an der die Schüler immer mit kurzen, harten Stöcken herumliefen. Die gehörten zur Schuluniform und wurden von den Schülern - mit ausdrücklichem Wohlwollen der Lehrer - dazu benutzt, sie untereinander einzusetzen. Wenn sie sich schon gegenseitig schlugen, was sollte denn mit ihm, Harry passieren, wenn Dudleys Freunde ihn in die Finger bekamen?
Da kam ihm blitzartig eine Idee.
"Kann ich... kann ich nicht zu Mrs. Figg? Da war ich doch immer, wenn ihr weg wart." stotterte er hoffnungsvoll.
Selbst die alte verschrobene Mrs. Figg mit ihren tausend Katzenfotos und ihren hundertjährigen, nach Mottenpulver schmeckenden Plätzchen erschienen ihm im Vergleich äußerst erstrebenswert. Onkel Vernon verzog den Mund zu einem unechten Grinsen.
"Denkst du, das hätten wir nicht längst in Betracht gezogen? Aber leider ist sie nicht da. Und mitnehmen können wir dich auch nicht. Nicht, nach dem, was du der armen Magda letztes Jahr angetan hast. Sie würde sich nur unnötig aufregen, wenn sie dich sieht. Wir haben keine andere Möglichkeit. Also, keine Diskussion mehr. Und das sage ich dir: Mach keinen Unsinn. Ich will von Dudley keine Klagen hören. Nicht das Geringste. Sonst wirst du dir wünschen, mich nie kennen gelernt zu haben."
Fast wäre Harry herausgerutscht, dass er sich das nur zu oft gewünscht hatte, aber dann verkniff er es sich vorsichtshalber.
***
Harry ging in den Garten. Er wischte einen regennassen Stuhl ab und ließ sich darauf fallen. Immer noch dachte er über einen möglichen Ausweg nach. Zuerst erwog er, sich auf seinen Feuerblitz zu setzten und einfach zum Fuchsbau zu fliegen. Oder er könnte, wenn er an seinen Zauberstab käme, einen Bannkreis um sich ziehen. Oder sich einfach unter seinem Tarnumhang verstecken. Harry seufzte. Alle diese Ideen brachten ihn mit dem Gesetz in Konflikt. Jugendliche Zauberer durften nun einmal nicht zaubern. Nicht mal Besenfliegen war erlaubt. Zumindest nicht im Muggel-London. Und da er schon einmal verwarnt worden war, wollte er auch einen Schulverweis nicht riskieren. Je mehr er darüber nachdachte, desto deutlicher wurde ihm bewusst, dass er um ein paar blaue Flecken wohl nicht herum kommen würde.
Er betrachtete den Himmel. Die dunklen Wolken kündigten den nächsten Regen an. Ihm kamen sie vor, wie unheilvolle Schicksalsboten, die sich düster drohend über ihm zusammenballten.
Onkel Vernon kam heraus und setzte sich wie üblich mit seiner Zeitung auf einen der Gartenstühle. Durch die offene Terrassentür konnte man Tante Petunia in der Küche rumoren hören, die ein Lunchpaket für die Fahrt fertig machte.
Harry wanderte ruhelos durch Haus und Garten. Immer noch grübelte er über einen Ausweg. Er blieb schließlich eine Weile in seinem Zimmer, hielt es dann aber nicht mehr aus und wechselte wieder in den Garten. Er dachte schon daran, sich selbst Arbeit zu suchen, nur um sich abzulenken, um seine Nerven zu beruhigen, entschied sich jedoch wieder dagegen. Den Gefallen wollte er den Dursleys dann doch nicht tun.
Einige Zeit später, es war schon Nachmittag, ging die Türglocke und nachdem Dudley geöffnet hatte, traten vier Jungs vor Onkel Vernon, um ihn zu begrüßen. Das mussten Dudleys Schulkameraden sein. Wie schon in seiner vorherigen Schule hatte sich Dudley Freunde gesucht, die allesamt größer und noch dümmer waren als er, die ihm aber, davon war Harry überzeugt, aufs Wort gehorchen würden. Nach ein paar herzlichen und, wie Harry fand, ebenso peinlichen Worten Onkel Vernons über die ach so tolle Smeltings-Schule, gingen die vier mit Dudley wieder hinein und Harry hörte sie die Treppe hinaufpoltern.
Angesichts der Blicke, die sie ihm zugeworfen hatten (oder hatte er sich das nur eingebildet?), entschied sich Harry, lieber in sein Zimmer zu gehen. Wenn er sich während ihres Besuches nicht blicken ließ, vielleicht würden sie ihn dann einfach vergessen.
Er ging ins Haus und stieg die Treppe hinauf, kam aber nur bis zur Hälfte als Dudleys Zimmertür aufging und alle fünf in den Flur traten und die Treppe hinunter stiegen. Harry drückte sich an die Wand um sie an sich vorbei zu lassen. Dudley blieb grinsend vor ihm stehen, die anderen bauten sich in einer Reihe auf der nächsten Stufe auf.
"Willst du spielen, Harry?" fragte ihn Dudley mit fiesem Grinsen.
"Ich will lieber etwas lesen" entgegnete Harry und machte sich noch dünner, in der Hoffnung, sie würden einfach vorbei gehen.
"Ooooch, lesen will der Kleine" spottete einer der Jungen mit breiter Knollennase und wulstigen Augenbrauen.
Unaufhaltsam rückten sie näher. Harry ging langsam rückwärts die Treppe hinunter, die fünf immer im Blick behaltend. Unten angekommen wirbelte er herum und sprintete durch die Terrassentür, die er seinen laut stampfenden Verfolgern vor der Nase zuschlug. Das hielt sie leider nicht lange auf. Harry sah sich gehetzt um. Die hintere Gartentür. So schnell er konnte rannte er quer durch den Garten. Die Tür erreichte er einige Schritte vor den anderen. Sie war verschlossen. Sie war sonst nie verschlossen. Aber Onkel Vernon hatte sie, da er und Tante Petunia bald abfahren wollten, schon mal vorsichtshalber abgeschlossen. Harry zog sich hoch und wollte grade hinüberklettern, da hatten ihn die anderen eingeholt und zogen ihn mit vereinten Kräften herunter. Sie umringten ihn.
"Das ist aber nicht nett, einfach so abzuhauen!" keuchte Dudley etwas außer Atem und schubste Harry, so dass er gegen einen der anderen stieß.
Schon war das lustige Spiel Harry-schubsen in vollem Gange. Er taumelte zwischen den harten Händen der fünf Jungen hin und her, bis er völlig schwindelig in die Knie ging. Die um ihn Stehenden lachten.
Zwar traute sich Harry nicht, sich zu wehren, da Onkel Vernon auf der Terrasse saß und die Szene mit offensichtlichem Wohlwollen betrachtete - dessen Reaktion hatte er nur zu gut in Erinnerung - aber gegen einen kleinen Schrecken konnte wohl niemand etwas einzuwenden haben. Er ergriff einen graden Zweig, der vor ihm auf dem Boden lag, und richtete ihn wie einen Zauberstab auf Dudley. Der wurde sofort kreideweiß und quietschte vor Angst laut auf.
Leider hatte sich Harry geirrt, was seinen Onkels betraf. Der war sofort aufgesprungen und kam mit riesigen Schritten herüber geeilt um seinen geliebten, unförmigen Sohn zu schützen und stürzte sich laut brüllend auf Harry.
"Wie kannst Du es wagen, meinen Sohn zu bedrohen! In meinem eigenen Haus! Das tust Du nie, nie wieder!!! Hast Du noch nicht genug von neulich?"
Dabei hatte er ihn wieder an den Schultern gepackt und schüttelte ihn hin und her, so dass Harrys Brille zu Boden fiel. Das schien zu einer liebgewonnenen Gewohnheit Onkel Vernons zu werden. Anschreien, schütteln, Brille weg, und dann? Schlagen? Tatsächlich holte er weit aus. Da Harry ohne Brille nicht sehen konnte, woher der Schlag kommen würde, hob er schützend beide Arme an den Kopf.
War es diese Bewegung, oder hatte es sich der breit gebaute Mann anders überlegt? Jedenfalls ließ er die zum Schlag erhobene Hand wieder sinken und stieß Harry in die Arme von Dudleys dümmlich grinsenden Freunden, die das alles nicht zu begreifen schienen. Dann riss er Harry den Zweig aus der Hand, den dieser noch immer umklammert hielt und brach ihn in der Mitte durch.
"Damit kann er dir nichts tun", wandte er sich an seinen Sohn. "Das ist doch kein... kein...." Er suchte nach Worten "....keine Waffe!"
Zu den anderen Jungen gewandt fügte er mit einem gemeinen Blick auf Harry hämisch grinsend hinzu:
"Ihr könnt ruhig weiterspielen."
Da grade in diesem Moment Tante Petunia aus der Küche rief, dass sie jetzt abfahren könnten, drehte er sich um und ging in schnellen Schritten zum Haus. Bevor er den Garten verließ, drehte er sich noch kurz herum und rief:
"Und denkt daran: Was ein Smeltings-Junge macht, macht er immer richtig und gründlich!!!"
Mit diesen Worten ging er ins Haus. Kurze Zeit später hörten sie den Wagen anspringen und das Mortorgeräusch langsam leiser werden.
Während die anderen noch lauschten, sah Harry seine Chance gekommen. Mit einem Sprung durchbrach er die Mauer der um ihn stehenden und rannte in Richtung Küchentür. Er war kaum drei Schritte weit gekommen, als ihm jemand ein Bein stellte. Er schlug lang hin. Die Zeit, die er brauchte, um sich wieder aufzurappeln reichte den anderen, ihn einzukreisen. Dudley griff nach ihm, um ihn wieder hoch zu ziehen. Harry schlug dessen Hand beiseite, wurde aber sofort von den hinter ihm stehenden Jungen ergriffen, auf die Beine gestellt und festgehalten. Dudley kam langsam auf ihn zu.
"Du wolltest mich schlagen, du Missgeburt?"
Heftig schlug er Harry die Faust in den Magen. Der japste nach Luft und klappte zusammen. Hätten die anderen nicht seine Arme fest gehalten, wäre er wieder ganz zu Boden gegangen. So aber hing er halb in der Luft, halb kniete er. Dudley griff nun nach dem Vorbild seines Vaters in Harrys Haar und hielt dessen Kopf hoch, damit er ihm ins Gesicht schlagen konnte. Er schlug zwar nicht sehr fest zu, traf aber Harrys ohnehin schon geschwollenes Auge, so dass dem Jungen ein lauter Schmerzensschrei entfuhr.
"Stell dich nicht so an, so schlimm war das doch gar nicht." grinste ihm Dudley ins Gesicht, der sich zu ihm hinunter gebeugt hatte.
Das war zuviel. Während sich seine Peiniger noch vor Lachen krümmten und ihn deshalb nicht mehr so fest hielten, riss sich Harry los. Er sprang Dudley an, der völlig überrumpelt auf dem Rücken landete. Der erste Schritt Harrys traf dessen Magen, zu einem zweiten kam er nicht mehr. Dudley hatte in einem Reflex Harrys Fuß erwischt und klammerte sich an ihm fest. Harry fiel nach vorne und knallte mit dem Kopf gegen die halbmeter hohe Mauer der Terrassenumrandung. Er blieb benommen in dem davor liegenden noch unbepflanzten Beet liegen. Er spürte kaum, wie ihn seine Peiniger wieder erreichten und hoch zerrten. Sie konnten ihn aber nicht aufstellen, weil seine Knie immer wieder wegknickten. Schließlich gaben sie auf und ließen ihn auf den Knien liegen.
Einer von Dudleys Freunden, ein großer, spitzgesichtiger Junge hob Harrys Kopf an und fuhr erschrocken zurück.
"Er blutet!"
"Na und?" grunzte ein anderer desinteressiert.
"Was, wenn ihm was passiert?"
"Was soll ihm schon passieren?" meinte Dudley.
"Wir sollten es nicht übertreiben." sagte der Spitzgesichtige
Während sie sich über das Für und Wider von Harrys weiterer Behandlung unterhielten, kam er langsam wieder zu sich. Er spürte, wie ihm etwas Brennendes in das unverletzte Augen lief, wischte es mit einer fahrigen Bewegung weg und starrte dann wie hypnotisiert auf seine Hand. Rot, alles war rot. Dann bemerkte er, dass nicht nur seine Hand rot war, sondern dass sich auch sein Haar linksseitig rot verfärbt hatte und ihm ins Augen hing. Wieder wischte er sich über die Stirn. Aber jetzt zuckte er vor Schmerz zusammen. Er war an die Platzwunde gekommen, die er sich bei seinem Sturz zugezogen hatte. Er holte tief Luft um die Übelkeit zu vertreiben, die ihn zu übermannen drohte. Als er wieder klar denken konnte, hörte er grade noch, wie Dudley die Kommentare seiner Freunde mit den Worten abschnitt:
"Mein Pa, Mr. Dursley hat gesagt, ein Smeltings-Junge macht immer alles gründlich, ihr habt es doch gehört. Also machen wir das jetzt auch!"
.... Dursley.....
Der verhasste Name setzte sich in Harrys gemarterten Hirn fest.
.... Dursley.....
Wenn es die nicht gäbe, würde er hier nicht hilflos hocken und auf die nächste Misshandlung warten. Er meinte, sich inzwischen soweit erholt zu haben, dass er wenigstens auf wackligen Beinen würde stehen können. Er erhob sich, stand schwankend da und drehte sich zu den anderen um. Die starrten ihn mit offenen Mündern an, wie er sie mit blutigem Gesicht ansah. Harry war jetzt alles egal. Er dachte nur noch an eines:
DURSLEY
Dann warf er sich mit aller verbliebenen Kraft auf Dudley und deckte ihn mit einem Hagel von Schlägen zu. Es war weniger die Wucht seines Angriffs, als die Überraschung, die Dudley wieder zu Boden gehen ließ. Harry warf sich auf ihn und schlug wie wahnsinnig weiter auf ihn ein. Durch Dudleys Hilferufe aufgeschreckt, kam Bewegung in die anderen Jungen und sie mühten sich ab, den tobenden Harry von Dudley fortzuzerren. Der schrie wütend auf und schlug in alle Richtungen um sich. Er musste wohl auch einige Male getroffen haben, wie er den Reaktionen seiner Gegner entnahm. Aber schließlich hatten sie ihn doch soweit unter Kontrolle, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Einer hatte von hinten den Arm um seinen Hals gelegt und drückte ihm die Luft ab, während sich zwei andere an seine Arme klammerten, die er immer noch zu befreien versuchte. Der Knubbelnasige wischte sich das Blut von der Nase, und schaute Harry mit einer Mischung von Wut und Respekt an.
"Gibst Du jetzt endlich auf?"
Als ihm der hinter ihm Stehende immer mehr die Luft abschnürte, hörte Harry gezwungenermaßen auf. Seine Arme wurden schlaff und die beiden anderen ließen ihn schließlich los, waren aber bereit, jeder Zeit wieder zuzugreifen. Harry hob die Hände und versuchte schwach und ohne Erfolg, den Arm von seinem Hals zu ziehen.
"Ich habe gesagt, du sollst aufgeben, Kleiner." knurrte sein Gegenüber.
"Ich krieg keine Luft mehr!" röchelte der halb erstickt.
Auf einen Wink des Knubbelnasigen wurde der Arm um seinen Hals gelockert. Da ließ Harry die Arme sinken und sog hektisch die Luft ein.
Dudley hatte sich auch wieder aufgerappelt. Auch er blutete aus der Nase. Als er dessen gewahr wurde, trat er auf Harry zu und schlug ihn hart ins Gesicht, so dass dessen Lippe aufplatzte. Dann rammte er Harry mehrfach die Faust in den Magen. Da er auch dessen Solar Plexus getroffen hatte, wich dem Jungen alle Luft aus der Lunge. Er lief blau an und schnappte vergebens nach Luft. Dann löste sich der Arm um seinen Hals und Harry sank auf die Knie. Er hielt, weiterhin krampfhaft Luft holend, seine Arme um den Leib gepresst und krümmte sich vor Schmerzen. Dudley stieß ihn mit dem Fuß an und er kippte zur Seite und blieb keuchend liegen.
Es begann zu regnen. Die dunkel drohenden Wolken, die Harry schon am Vormittag ein schlechtes Gefühl vermittelt hatten, ließen endlich all ihre Fracht zur Erde fahren. Die fünf Smeltings-Jungen setzten sich auf die überdachte Terrasse um den Wolkenbruch abzuwarten.
Das herabströmende Regenwasser und die sich um ihn bildenden Pfützen brachten Harry langsam wieder zur Besinnung. Dann hörte der Regen auf, so schnell, wie er gekommen war. Schon hörte Harry die fünf Jungen durch die Pfützen auf sich zu platschen. Er bemühte sich, sich aufzurichten, konnte sich aber nur auf seine Knie erheben.
"Schaut mal, wie dreckig er ist. Das ist ja widerlich." sagte einer von ihnen, als er Harry betrachtete.
Dreckig war gar kein Ausdruck. Da er mit Kopf und Oberkörper in dem unbepflanzten Beet gelegen hatte, das sich durch den Regen in einen einzigen Morast verwandelt hatte, war er jetzt mit dunkelbraunem Schlamm überkrustet.
"Wir können ihn ja waschen", schlug ein anderer vor.
"Und hinterher die Wohnung putzen", brummte der Knollennasige "Was meinst Du, was das für eine Schweinerei gibt, wenn wir ihn jetzt ins Haus lassen."
"Unsinn", ließ sich Dudley vernehmen. "Wozu haben wir denn den Gartenschlauch? Das kennt er schon, daran ist er gewöhnt. Ihr haltet ihn fest, ich hole den Schlauch."
Harry lag immer noch gekrümmt auf den Knien. Sein Magen schmerzte immer noch. Außerdem fing er vor Kälte an zu zittern. Warm war der Regen nicht grade gewesen.
"Ohhhh, der Kleine zittert ja vor Angst", spottete der Knubbelnasige, als zwei seiner Freunde Harry an den Armen packten und ihn in eine aufrechte Stellung zerrten.
Inzwischen hatte Dudley den Schlauch geholt, richtete ihn auf Harry und drehte das Wasser auf. Es spritzte nach allen Seiten, als ihn der Wasserstrahl traf. Die beiden, die ihn festhielten ließen ihn sofort los und sprangen zur Seite. Harry fiel wieder zu Boden.
"Heeh, haltet ihn doch fest!" schimpfte Dudley.
"Bist Du verrückt? Ich hab keine Lust nass zu werden. Weißt Du, wie kalt das ist?" antwortete einer der beiden.
Die Jungen sahen sich ratlos an.
"Ich will mir aber den Spaß nicht verderben lassen! Und von selbst bleibt er nicht sitzen." schmollte Dudley.
Da kam dem Wieselgesicht eine Idee:
"Wir könnten ihn irgendwo anbinden."
"Prima Idee!" freuten sich die anderen.
"Mein Pa hat ein paar Seile im Keller. Ich geh sie holen!" rief Dudley und verschwand im Haus.
Harry lief es bei diesen Worten eiskalt den Rücken hinunter. Wenn sie ihn fesselten, wäre er ihnen endgültig hilflos ausgeliefert. So schnell er konnte erhob er sich und taumelte in Richtung Terrassentür. Das ließen die anderen natürlich nicht zu und umringten ihn. Harry nahm alle Kraft zusammen und versuchte sich einen Weg durch sie zu bahnen. Die Panik, hilflos ausgeliefert zu sein, verlieh ihm noch einmal zusätzliche Kraft, die er jetzt dazu einsetzte, sich den Weg zum Haus frei zu kämpfen. Anfangs schien es sogar, als könnte er die Angreifer, die ihn wieder fassen wollten, auf Abstand halten. Aber dann verließen ihn auch die letzten Kräfte und er ging in einem Hagel von Schlägen zu Boden. Auch dort ließen sie nicht von ihm ab und schlugen und traten weiter auf ihn ein. Er krümmte sich zusammen und versuchte nur noch, Kopf und Unterleib mit seinen Armen zu schützen. Ein harter Stiefel traf sein Brust und er hatte das Gefühl, als würden seine Rippen nachgeben.
Schließlich drückte ihm einer das Knie in den Rücken und presste ihn zu Boden. Jemand setzte sich auf seine Beine, zwei andere drehten ihm die Arme auf den Rücken und hielten sie dort fest.
"Jetzt haben wir dich", keuchte eine Stimme.
