3. Schmerz und Verzweiflung

"Jetzt haben wir dich", keuchte eine Stimme und rief dann in Richtung Haus: "Dudley, wo bleibst Du?"

Kaum waren die Worte verklungen, erschien auch schon Dudley, in der Hand einige Schnüre und Seile aus rohem Hanf.

"Musste ein bisschen suchen." sagte Dudley mit Genugtuung in der Stimme.

Harry begann noch einmal zu zappeln in der irrigen Hoffnung, er könnte seine Widersacher abschütteln aber das war illusorisch. Nicht einmal frisch und ausgeruht hätte er die viel schwereren Jungen abwerfen können.

Während seine Freunde Harrys Arme so festhielten, dass sich seine Handgelenke überkreuzten, fesselte Dudley dem verzweifelten Jungen die Hände mit einem Hanfseil zusammen. Harry spürte, wie sich der Strick um seine Handgelenke wand und konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken, als Dudley fest zuzog und das raue Seil tief in seine Haut einschnitt. Hämisches Gelächter antwortete. Dann banden sie seine Füße mit einem zweiten Strick zusammen. Schließlich erhoben sie sich, und betrachteten ihr Werk.

"Da fehlt noch was!" meinte der Spitzgesichtige.

Er nahm einen weiteren Strick, und verband Harrys Fuß- und Handfesseln. Dann zog er ihn stramm, so dass Harrys Knie einknickten. Sie setzten sich um auszuruhen auf die Stühle und beobachteten, wie er auf dem Bauch liegend ab und zu den Kopf auf die eine oder andere Seite drehte und die Hände bewegte. Das waren die einzigen Bewegungen, zu denen er noch fähig war.

Harry bemerkte plötzlich, dass er seine Hände etwas mehr bewegen konnte. Anscheinend hatte Dudley gepfuscht und ein Knoten hatte sich gelöst. Obwohl es schmerzte, da die Stricke tief einschnitten, drehte er seine Hände hin und her und zerrte an seinen Fesseln, bis er tatsächlich eine Hand frei hatte. Leider hatten die Jungen seine Bewegungen bemerkt und stürzten sich sofort wieder auf ihn.

"Nicht mal nen Knoten machen kannst du, Dursley!" sagte der Knubbelnasige "Komm, ich zeig Dir, wie so was richtig gemacht wird."

Während die andern Harry festhielten löste er die Fesseln, wickelte diesmal den Strick mehrmals um die Handgelenke des schwarzhaarigen Jungen und zog sie noch fester an als zuvor. Dann machte er ein paar sichere Knoten. Dafür ließ er diesmal die Fußfesseln weg.

"Die bringen ohnehin nichts" meinte er. "Hier kann er ja sowieso nicht weg."

Wieder setzten sie sich auf die Terrassenstühle und beobachteten amüsiert, wie sich Harry vom Bauch auf die Seite drehte und sich dann abmühte, sich aufzusetzen. Schließlich hatte er es geschafft und holte tief Luft. Das hätte er wohl besser nicht getan. Ein stechender Schmerz zog sich durch seine Brust.

'Das sind wohl meine Rippen', dachte er und versuchte, möglichst flach zu atmen.

Wieder bewegte der Junge probeweise seine Hände und versuchte sich zu befreien. Alles, was er erreichte war, dass der Strick noch tiefer in sein Fleisch einschnitt, also ließ er es sein. Knollennase hatte ganze Arbeit geleistet.

Schließlich erhoben sich die Smeltings-Jungen, kamen zu ihm und betrachteten ihn von allen Seiten. Einer prüfte noch einmal seine Fesseln, hatte aber nichts auszusetzen.

"Da kann er sich nie alleine befreien."

"Hübsch sieht das aus. Was machen wir jetzt damit?" fragte der Spitzgesichtige

"Wir wollten ihn doch noch waschen!" grinste Knollennase

"Klar. Dudley, los her mit dem Schlauch!"

Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen stellte sich Dudley mit dem Schlauch in der Hand in Positur.

"Wasser marsch!" krähte er freudestrahlend und drehte auf.

Der harte Strahl prasselte auf Harrys vermutlich gebrochene Rippen und brachten ihn dazu, sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammenzukrümmen.

"So hat das keinen Zweck" rief Knollennase. Dann fiel sein Blick auf den Apfelbaum. "Bringt ihn hier herüber, ich habe eine Idee!"

Sie zerrten Harry auf die Füße, schleppten ihn zu dem Baum und lehnten ihn mit dem Rücken dagegen. Da ihn seine Beine nicht mehr tragen konnten und er immer wieder zusammensackte, befahlen sie dem Jungen sich hinzuknien. Das ging. Als er fast aufrecht unter einem dicken Ast kniete, machte Knollennase eine Schlinge in einem der Seile und legte sie Harry um den Hals. Dann zog er zu und band das andere Ende an den Ast, unter dem Harry kniete.

"So, jetzt muss er grade sitzen bleiben, sonst hängt er sich selbst auf."

"Prima Idee!" kommentierte Dudley und hob den Schlauch.

Jetzt konnte sich Harry nicht mehr wegducken. Hilflos musste er die Tortur über sich ergehen lassen. Während Dudley den Wasserstrahl über seinen Körper gleiten ließ, bemühte sich der Junge, nicht vor Schmerz zu schreien, die Genugtuung wollte er den Smeltings-Jungs nicht geben. Als aber das Wasser zum wiederholten Male sein Rippen traf, konnte er nicht mehr an sich halten. Er stieß einen lauten Schmerzensschrei aus, den Dudley sofort erstickte, in dem er mit dem Schlauch auf Harrys Gesicht zielte.

Dann gab er den Schlauch an den Nächsten weiter und sie vergnügten sich eine Weile damit, Zielschießen auf Harry zu veranstalten.