Gebrochenes Herz

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Disclaimer: Alle bekannten Personen und Orte gehören J.R.R. Tolkien. Mir gehört nur die Idee zu dieser Story, mit der ich auch kein Geld verdiene!!!

Rating: PG 13 - zwischendurch manchmal R

Zeit: Drittes Zeitalter, einige Jahre vor der Geburt Aragorns

Pairing: Haldir/Elladan

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Vielen, vielen lieben Dank für alle Eure lieben Reviews! Bin wieder total begeistert! *Euch alle mal ganz lieb knuddel*

@Shelley: Hihi, ja bis zur Aussprache kam, hat es wirklich etwas gedauert. *gg*

@Heitzi: Okay, dann mach ich mich doch mal frisch ans Werk um Deine Wünsche, schön einen nach dem anderen zu erfüllen! *zwinker* Ich hoffe, das Ergebnis wird Dir gefallen!

@Andrea: Da mach ich doch gern schnell weiter. Die Romantik kommt hoffentlich nicht zu kurz! Ich freu mich, dass es Dir so gefallen hat!

@Sparrow: Na, da hab ich ja endlich mal Deine Fingernägel gerettet, was? *zwinker* Ja, der Elrond muss doch auch mal wie ein Papi handeln, immerhin merkt er ja auch, wie schlecht es seinem Sohnemann mittlerweile geht. Da will er sicher nicht noch Salz in die Wunde streuen!

@Lady-of-Gondor: Ich mache gerne kleine Elben glücklich! *zwinker* Vielen Dank für Deine lieben Worte!

@Ferendil: Du bist kurz vor dem Germanistikexamen? WOW! Aus so einem Mund hört sich das Lob ja richtig klasse an! Mensch, vielen Dank dafür! Ich glaube ich bin mal wieder knallrot! Ich bin ja so gespannt, wie es Dir weiterhin gefällt!

@Hecate: Uuh, immer noch krank? Darmgrippe ist übel! Aber ich bin sicher, der gute Elladan wird mal vorbeischauen und sich um Dich kümmern! *zwinker*

Ja, ich weiß, dass ich einen Hang zum Kitsch habe, aber schön, dass es Dir dennoch gefällt!

@Eirien: Freut mich, dass sich das Warten für Dich gelohnt hat. Ob nun alles gut wird? Das wird nicht verraten! Las Dich überraschen! *zwinker*

An dieser Stelle möchte ich Euch allen, wie immer viel Spaß beim Lesen und gute Unterhaltung wünschen!

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Kapitel 28 - Genesung

Alagos verbrachte eine angenehm ruhige Nacht, am Lager der beiden Elben. Elladan schlief so tief und fest, als wäre er ebenfalls in einen Heilschlaf gefallen. Dabei hielt er jedoch Haldirs Hand stets fest umschlossen, so dass er immer fühlte, dass sein Geliebter neben ihm war. Auch Haldir schlief sehr ruhig. Nur ein-, zweimal kam es vor, dass er kurz aus dem Schlaf aufschreckte, wenn der Heiler ihm die Stirn abtupfte, um das Fieber niedrig zu halten. Ein wenig verwirrt und verängstig sahen die grünen Augen dann um sich, erblickten Elladan, und gleichzeitig spürte Haldir auch den Körper des geliebten Noldor an seiner Seite. Dies reichte schon um ihn wieder beruhigt einschlafen zu lassen.

Am nächsten Morgen erwachte Elladan jedoch etwas eher als Haldir, bewegte sich aber wiederum nicht, sondern blieb ganz still liegen und genoss einfach nur die Nähe des anderen. Wie sehr hatte er sich davor gefürchtet diese Nähe nie wieder spüren zu dürfen. Er registrierte, dass Alagos nicht am Bett war, sondern hörte am Rumoren in den Schränken, dass er im anderen Bereich des Zimmers jenseits des Vorhanges sein musste. Die Tür öffnete sich mit einem leisen Knarren und weckte Haldir. Liebevoll sah Elladan ihn an, vernahm dann die Stimme von draußen und legte seinen Finger auf die Lippen, um Haldir zu bitten, dass er schwieg. Denn Elrohir, der da draußen stand, brauchte nicht mitzubekommen, dass er, Elladan, hier und vor allem auch Haldir wach war. Noch nicht. Erst einmal wollte Elladan hören, was sein Zwilling denn wollte, denn er war sich sicher, dass es mit seiner neuen Tätigkeit als Heiler zusammenhing.

Auf Elladans Geste hin, die mit einem freundlichen Zwinkern verbunden war, blieb Haldir ganz ruhig liegen und beide Elben lauschten, was Elrohir flüsterte. "Elrohir, was tust du hier?" Alagos' Stimme klang verwirrt. "Du weißt doch, dass du keinen Zutritt hier hast." "Ja", flüsterte Elrohir so leise als möglich zurück. "Aber ich brauche eine neue Heilerrobe und Vater sagte, ich solle zu dir gehen." Der Elb klang geradezu hilflos. "Schon wieder? Was ist denn jetzt schon wieder passiert?" seufzte Alagos und Elladan musste, sehr zu Haldirs Überraschung, grinsen. "Ach.... ich.... ich... bei den Valar, es ist so peinlich...", stotterte Elrohir, was hinter dem Vorhang dazu führte, dass Elladan noch mehr grinste. Es war ihm anzusehen, dass er ein wenig schadenfroh war und seinem Bruder die 'kleine' Strafe doch gönnte. "Was ist so peinlich?" hakte Alagos wieder nach und Elladan hörte, wie der Heiler zum Schrank mit der Wechselkleidung ging und ihn öffnete. Haldir verstand derweil noch nicht so richtig, was eigentlich los war, doch er fand es unheimlich schön, dass sein Geliebter wieder einen fröhlicheren Gesichtsausdruck hatte. "Ach, ich...... also es war so. Da kamen gestern spät in der Nacht noch zwei Menschen an, die waren auf der Durchreise und... der eine war am Arm verletzt." Elrohir machte eine kurze Pause und sowohl Elladan als auch Haldir fragten sich was nun wohl kommen möge. "Und was hat das mit dem großen Fleck auf deiner jetzigen Robe zu tun?" erkundigte sich derweil Alagos. "Ich sollte ihm heute morgen beim Waschen helfen und .... oh Alagos, du kannst dir nicht vorstellen, wie Menschen stinken können..." - "Doch, kann ich", kam der Einwurf des Heilers und Elladan meinte das Grinsen in seiner Stimme fast anzuhören. "- Jedenfalls musste ich mich schon echt zusammenreißen. Ich wollte ihn nur mit spitzen Fingern anfassen und da er nicht wirklich mithelfen konnte, haben wir in Gemeinschaftsarbeit die Waschschüssel umgestoßen, deren Inhalt sich über mich ergossen hat", kam es nun eher kläglich von Elrohir.

Elladan presste sein Gesicht in das Kissen und Haldir hob bei diesem Verhalten verwundert eine Augenbraue, rührte sich aber nicht, wie er es versprochen hatte. Sie hörten wie Alagos dem Zwilling eine frische Robe aushändigte und der Heiler dann sagte: "Also, wenn du damit fertig bist, verspreche ich dir, dass ich dem Menschen heute Abend beim Waschen helfe." Sie konnten das erleichterte Aufatmen und die geflüsterten Dankesbekundungen hören. "Freu dich nicht zu früh", fuhr Alagos jedoch fort, "es sind eben einige Zwerge auf der Durchreise hier eingetroffen, die sehr bald wieder aufbrechen wollen. Aber soweit ich das mitbekommen habe, haben einige von ihnen gehörige Blasen an den Füßen. Um die darfst du dich kümmern, denn da wirst du dir auch nicht wieder etwas überschütten oder dich selber irgendwie verletzen können." Daraufhin hörten die beiden Elben im Bett ein entsetztes nach Luft schnappen und sehr viele gemurmelte Bekundungen, dass das nicht der Ernst sein könne, dass das schlimmer sei als alles andere, dass er nie im Leben irgendwelche Zwergenfüße anfassen würde und noch einen ganzen Schwall Selbstmitleid. Erst Alagos' Bemerkung, dass er mal darüber nachdenken solle, was er sage und warum er das alles abzuleisten hätte, brachte Elrohir wieder die Erinnerung und seine Stimme klang fast hilflos, als er sich nach Haldirs Befinden erkundigte. "Ich denke, er befindet sich langsam auf dem Weg der Besserung", antwortete Alagos daraufhin sanft. "Oh, wie schön! Wenigstens etwas Gutes, das ich nachher Elladan sagen kann", antwortete der junge Noldor, als er das Zimmer verließ. Alagos behielt für sich, dass Elladan das schon wissen würde, trat hinter den Vorhang, um nach den schlafenden Elben zu sehen und blickte überrascht in zwei Paar blitzender Augen.

"Elladan, seid ihr schon länger wach?" erkundigte er sich. Der junge Elb nickte und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd, sogar Haldir sah verhältnismäßig fröhlich aus. "Lange genug, um Elos Litanei zu hören. Ich hab Haldir nur kurz erklärt, warum er jetzt bei euch helfen muss und es war ja so köstlich, meinem Bruder, der nur das Reiten und Bogenschießen liebt und darin so bewandert ist, dabei zuzuhören, wie er mit den kleinen Dingen des Heilerlebens nicht klar kommt. Gib zu, ihr lasst ihn mit Absicht solche Sachen machen, oder?" Alagos nickte. "Natürlich, es soll ja kein Vergnügen sein." Ein spitzbübisches Funkeln trat in seine Augen.

Wenn es noch irgendetwas bedurft hätte, dass Haldir wirklich glaubte, dass Elladan unschuldig war, dann hatte er den Beweis spätestens jetzt bekommen. Er hatte es genossen, Elladans Nähe zu fühlen, während dieser ihm in wenigen Worten, die Strafe seines Bruders umriss und dann hatten sie sich beide wie kleine Kinder gefühlt, als sie so heimlich das Gespräch belauschten und am liebsten laut losgelacht hätten. "Die Strafe hat er auch verdient für das was er meinem Schatz angetan hat", murmelte Elladan gerade, beugte sich über den Galadhrim und hauchte einen zarten Kuss auf die fiebrigen Lippen.

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Der langsame Genesungsprozess hatte nun endlich begonnen und Elrond tat sein möglichstes für den verletzten Hauptmann seines Schwiegervaters. Er wusste nun um den seelischen Zustand und er spürte, dass Haldir, als er noch Fieber hatte, die Nähe Elladans noch sehr brauchte. In diesen Tagen wich Elladan nun auch tagsüber kaum von der Seite des Galadhrim, auch wenn Haldir viel schlief. Sein geschwächter Körper brauchte die Erholung dringend. Erst als das Fieber langsam aber stetig sank, erlaubte der Herr von Bruchtal auch Celeborn, seinen Hauptmann zu besuchen. Haldir zeigte sich sehr dankbar für diese Besuche.

Am Anfang war alles noch sehr anstrengend für den lorischen Krieger. Es war anstrengend länger aufrecht im Bett zu sitzen, es war anstrengend wenn die Verbände gewechselt wurden, ja es war sogar anstrengend ein wenig zu essen oder auch nur zu trinken. Bei letzterem bewies Elladan eine Engelsgeduld mit seinem kranken Geliebten. Er konnte endlos lang ganz ruhig auf der Bettkante sitzen, Haldir im Arm halten und ihm Schlückchenweise heilenden Tee oder auch nur Wasser einflößen. Das gleiche tat er, als Haldir versuchen sollte ein wenig leichte Suppe zu essen. Meist weigerte sich der Galadhrim nach zwei oder drei Löffeln noch etwas zu sich zu nehmen, doch auch dann schaffte Elladan es auf seine einfühlsame Art ihn solange zu unterstützen, bis der Teller fast leer war. Auch wenn er ihn dann meist krampfhaft wach halten musste, um ihm seine schmerzstillenden Medikamente zu geben, denn nach jeder Mahlzeit nickte der blonde Elb erschöpft ein.

Elrond und Alagos wählten diesen Zeitpunkt meist für Untersuchungen, denn so spürte Haldir nichts davon, hatte keine Schmerzen und empfand es auch nicht als anstrengend. Erst wenn er aufwachte spürte er dann, dass der Verband um die Rippen wieder strammer saß oder ähnliche kleine Veränderungen. Doch er war dankbar dafür, dass er dies stets verschlafen durfte. Die blauen Flecke waren nun endlich verschwunden. Es hatte sehr viel länger gedauert, als es normal gewesen wäre, aber immerhin waren sie nun weg. Haldir fühlte es daran, dass seine Hüfte sich nicht mehr so schmerzhaft anfühlte und er bewegte sich vorsichtig unter der Decke. Auch sein Bein hatte angefangen zu heilen. Die offene Wunde hatte sich endlich geschlossen und nun mussten nur noch die Knochen zusammenwachsen.

Nach weiteren zwei Wochen war es dann soweit, dass Alagos und Elrond meinten, es riskieren zu können, dass Haldir mal vorsichtig versuchen sollte aufzustehen. Sein Bein war geschient und verbunden und auch seine Rippen trugen den schützenden und stützenden Verband. Haldir war eher etwas skeptisch, doch versuchen wollte er es auch. Er fühlte sich schon sehr viel besser und kräftiger in den letzten Tagen, denn das zehrende Fieber war seit einer Woche vollkommen auskuriert. Außerdem war Elladan bei ihm, was konnte ihm da schon geschehen? Sein Vertrauen in den jungen Noldorelben war mittlerweile wieder fast so tief wie vor dem Unfall. Vorsichtig setzte er sich also auf die Bettkante. Elladan hatte ihm eine leichte Robe um die Schultern gelegt und nun standen er, sein Vater und Alagos ihm gegenüber und gaben ihm Zeit sich an das Gefühl zu gewöhnen. Dann streckte er ihnen langsam seine Arme entgegen. Elrond und Elladan ergriffen sie stützend und der Galadhrim zog sich an ihnen hoch. Elrond merkte, wie der Elb die Luft anhielt und flüsterte ihm sanft zu, er solle ruhig weiteratmen. Haldir befolgte die Anweisung schließlich. Dann probierte er, den ersten vorsichtigen Schritt zu machen. Das hieß, er hatte das vor, doch es geschah einfach nichts. Sein Bein gehorchte ihm kaum, er stolperte, fiel und fand sich in Elladans Armen wieder. Auch Elrond hielt ihn ein wenig fest.

Ein Zittern lief über den schlanken Körper und Elladan flüsterte beruhigende aufmunternde Worte in Haldirs Ohr. Der Elb richtete sich langsam wieder auf, doch auch die weiteren Versuche verliefen nur sehr schleppend und Elrond erklärte geduldig, dass Haldir zum einen sehr lange gelegen hatte und zum anderen der Bruch nicht einfach gewesen sei. Sein Bein müsse sich eben erst wieder an die Belastung gewöhnen. Dies sorgte bei Haldir für immer größeren Frust. Was war aus ihm geworden? Einst war er durchtrainiert und kaum einer konnte ihm davonlaufen, und nun? Nun konnte er sich nicht mal auf den Beinen halten und keine zwei Schritte machen ohne umzufallen. Elrond beschloss, dass es fürs erste genug sei, half dem Elben wieder ins Bett und versicherte ihm, dass es für den ersten Versuch sehr gut gelaufen sei. Viele andere hätten sich keinen Zentimeter vorwärts bewegt, doch er hatte beim letzten Versuch immerhin ein paar Schritte geschafft. Haldirs Gesichtsausdruck war jedoch versteinert und kühl als die Heiler ihn verließen. Erst als Elladan sich an sein Bett setzte und sie alleine waren, ließ Haldir es zu, dass ihm ein paar Tränen über die Wangen liefen. Verzweifelt sah er seinen geliebten Noldor an und schluchzte leise: "Warum? Warum Elladan? Warum kann ich nichts mehr? Es darf einfach nicht wahr sein.... Ich habe mich so gefreut, dass ich endlich aufstehen darf und nun das.... Ich verstehe es nicht.... bin ich denn nur noch ein Schatten meiner selbst? Ein Wrack....? Wie soll ich so je wieder meinen Beruf ausüben?"

Elladan streichelte sachte über das blasse Gesicht, küsste die Tränen weg. "Haldir, du hast einfach zuviel erwartet.... glaube mir, Adar hat recht. Du warst sehr schwer verletzt. Auch ein durchtrainierter Elb wie du springt nach solch schweren Verletzungen nicht sofort wieder auf und rennt los, als sei nichts gewesen. Und bei dir kamen ja noch ganz andere Umstände hinzu. Und was deinen Beruf angeht, mach dir darum keine Sorgen. Mein Großvater würde nie einen besseren Hauptmann finden als dich. Er wird immer zu dir halten und dir alle Zeit der Welt geben, die du brauchst um gesund zu werden." Tränenverschleierte Augen blickten in dunkle, die große Liebe verströmten. Ein leises Seufzen war zu hören. "Ich weiß, dass es alles schwer für dich ist und dass es alles sehr lange dauert, aber du wirst es schaffen, mein Liebster", versicherte Elladan ihm nochmals und zog den Galadhrim, der sich wieder aufgerichtet hatte, in seine Arme. "Üb mit mir", kam die leise Bitte über dessen Lippen." "Was? Was meinst du?" fragte Elladan ein wenig verwirrt. "Üb mit mir. Jetzt. Sofort. Bitte", bat Haldir erneut und wischte sich die Tränen ab. "Haldir, du hast für heute genug geübt, du solltest dich jetzt ausruhen." "Nein, ich will es jetzt wissen." "Haldir, ich möchte nicht, dass du dich jetzt überanstrengst." Elladan klang sehr besorgt. "Bitte, mir zuliebe", versuchte Haldir es auf andere Art und sah Elladan mit großen grünen Augen an, an deren Wimpern noch die letzten Tränen hingen. Elladan seufzte.

"Haldir, was ist wenn du wieder fällst? Ich kann dich vielleicht alleine nicht halten?" versuchte Elladan vernünftig zu argumentieren. Doch das schien nicht zu fruchten. Der blonde Elb setzte sich trotzig auf und rutschte Richtung Bettkante. "Wenn du mir nicht helfen willst, dann werde ich es eben allein versuchen müssen." "Nein, Haldir. Ich möchte nicht, dass du dir weh tust", antwortet Elladan sofort ängstlich und lenkte ein wenig ein. Haldir beglückwünschte sich im Stillen, dass seine kleine List Erfolg zu haben schien, denn er wusste, dass er es allein kaum schaffen konnte und Elladan dies ebenso wusste.

Doch noch ehe die beiden weiterdiskutieren konnten, öffnete sich die Tür und Elrohir kam herein. Elladan sah es, da der Vorhang nicht zugezogen war. Sein Zwilling bemerkte dies ebenfalls und sah betreten zu Boden. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn noch immer, wenn er Elladan und Haldir ansah. Er traute sich vor Scham kaum in Haldirs Nähe seit dieser erwacht war und wenn, so war er sehr höflich, rücksichtsvoll und schon beinahe unterwürfig. Er sprach nur wenig und jedes Mal, wenn er außer Sicht war, hatte Elladan Mühe Haldir beizubringen, dass dies sein stets lebhafter und nur zu Scherzen aufgelegter Zwilling war. Elrohir war sehr still und ernst geworden, so dass Elladan seine flapsigen Sprüche schon vermisste. Er hatte Elrohir seinen Streich mittlerweile verziehen, ob er ihn vergessen konnte, stand auf einem anderen Blatt. Haldir hatte all die Entschuldigungen des älteren Noldorzwillings vernommen, nachdem Elrond ihm erlaubt hatte, Haldir auch mal, wenn auch nur in Elladans und seinem Beisein, zu besuchen. Doch er hatte Elrohir noch nicht verziehen. All den Schmerz und die Pein, die er durch jenen Elben erlitten hatte und noch immer litt, konnte er nicht einfach so verdrängen und beiseite schieben um zu verzeihen. Und nun stand er wieder dort im Türrahmen, jener junge Elb und sah ihn verschämt und reumütig an.

"Entschuldigt.....ich wollte euch nicht stören", sagte Elrohir rasch und seine Stimme klang schüchtern. "Ich wollte nur die Robe zurückbringen." "Bist du fertig für heute?" erkundigte sich Elladan, während er einen Arm beinahe schützend um seinen Geliebten legte, dabei spürte er geradezu, wie Haldir sich verspannte. Elrohir nickte. "Ja, ich durfte heute früher Feierabend machen." "Dann hast du jetzt ein wenig Zeit, oder?" erkundigte Elladan sich und massierte ein wenig Haldirs Oberarm, um ihn dazu zu bringen, sich zu entspannen. Wieder nickte sein Bruder scheu. "Würdest du uns bitte etwas helfen?" bat Elladan, es war ein Experiment, das war ihm klar und es wurde ihm binnen Sekunden immer deutlicher, als er spürte, dass Haldir sich immer mehr verspannte, ja schon verkrampfte. Sein Bruder sah ihn überrascht an. "Natürlich, gerne. Was kann ich für euch tun?" fragte Elrohir und sein Bruder erklärte ihm, dass Haldir gerne versuchen wollte noch ein wenig zu laufen. Haldir warf Elladan einen ungehaltenen Blick zu, der sehr eindeutig aussagte, dass er die Hilfe jenes Noldors nicht wollte. Elrohir trat dagegen schüchtern näher. Als er jedoch vernahm wie Haldir seinen Bruder anzischte: "Schick ihn weg, ich will ihn hier nicht haben und ich brauche ihn hier nicht!", blieb er sofort stehen. "Haldir, du wolltest laufen. Alleine schaffen wir zwei das nicht. Bitte, gib ihm doch eine Chance, wenigstens ein bisschen was wieder gut zumachen", flüsterte Elladan. Missmutig sah Haldir auf. Er hatte seine Beine wieder aus dem Bett gehievt und Elrohir trat auf ein Nicken seines Bruders zögernd näher und streckte Haldir eine Hand hin.

Der blonde Elb ergriff sie jedoch nicht, sondern stützte sich mit aller Kraft auf Elladan und krallte sich quasi an ihm fest. Der jüngere Noldor war auf der Bettkante sitzen geblieben und half seinem Liebsten so aufzustehen, indem er seine Hüften stabilisierte. Ein wenig zittrig stand der Galadhrim auf wackligen Beinen. Wieder versuchte Elrohir ihm helfend eine Hand anzubieten, doch diesmal reagierte Haldir unwirsch und schlug sie mit einem: "Geht mir aus dem Weg!" beiseite und setzte fast wütend zum ersten Schritt an, dabei kam ihm nicht einmal ansatzweise in den Sinn, dass sein Verhalten dem jungen Noldorlord gegenüber unangemessen sein könnte. Dass der Schlag aber dennoch eine unüberlegte Reaktion war, bemerkte er erst Sekunden später, als er, durch seine eigenen raschen Bewegungen aus dem Gleichgewicht gebracht ins Straucheln kam und fiel.

Elladan sprang sofort auf, konnte Haldir aber nicht mehr abfangen. Dafür war Elrohir sofort zur Stelle, griff beherzt zu und verhinderte, dass der lorische Krieger der Länge nach hinfiel. Haldir spürte, wie ein wenig Schmerz in seiner Brust aufflammte, denn Elrohir hatte ihn ziemlich fest anfassen müssen, um seinen Sturz zu verhindern, doch das Brennen ließ rasch nach und er klammerte sich kurzzeitig an den Zwillingsbruder seines Geliebten, bis er spürte, dass Elladan ihn ebenfalls umfasst hatte und sich mit ihm aufs Bett gleiten ließ.

Elrohir half den beiden sich wieder zu setzen, dann senkte er den Kopf und trat von Haldir weg. Die Worte des Hauptmanns hatten ihn tief getroffen. Er versuchte doch alles, um seinen Fehler wieder gut zu machen. Doch Haldir würde ihm wohl niemals verzeihen können. Andererseits musste er dem Elben sogar recht geben. Würde er jemandem verzeihen können, der seine Gefühle so schamlos missbrauchte und ihn so ausnutzte? Vermutlich nicht. Traurig wandte er sich ab. Er hatte wirklich helfen wollen. Da hörte er die leise Stimme des lorischen Kriegers hinter sich. "Danke......, dass Ihr mich aufgefangen habt." Er drehte sich zurück und wagte ein kleines schmales Lächeln.

"Wollt Ihr es noch einmal versuchen? Ich werde Euch auch nicht stören?" fragte er schüchtern und sah den Krieger an, der dort ein wenig enttäuscht über seine misslungenen Gehversuche im Arm seines Bruders saß und sich an diesen anlehnte. Haldir sah auf und nickte stumm. "Aber... vielleicht versuche ich es doch mit Eurer Hand", lenkte er ein.

Elrohir hielt sie ihm entgegen und Haldir versuchte es erneut. Als er die Hand ergriffen hatte, war es wie eine stillschweigende Übereinkunft, jetzt keine weiteren Streitigkeiten auszutragen. Auf beide Zwillinge gestützt schaffte er es schließlich, wenn auch sehr langsam einmal um das Bett herumzugehen, bis zum Fenster zu treten und ein wenig hinauszuschauen. Dann beschloss Elladan, dass es aber für diesen Tag endgültig reichte und Haldir ließ sich ohne Gegenwehr zum Bett zurückführen. Kaum dass er wieder auf der Bettkante saß, ließ Elrohir ihn los. "Danke", sagte Elladan und lächelte ihm zu. Haldir nickte ihm nur zu, offenbar fiel es ihm doch noch schwer mit Elrohir zu sprechen. Dieser sagte leise: "Gern geschehen", und zog sich zurück.

Elladan half Haldir sich wieder in die Decken zu kuscheln, dabei fiel ihm auf, dass sein Liebster ungewöhnlich still war. War er so erschöpft? Er holte ihm ein Glas Wasser und setzte sich wieder zu ihm ans Bett, als er bemerkte, dass Haldirs Augen verdächtig feucht glänzten. "Was ist los mit dir, Liebling? Es lief doch eben so gut! Du hast mich wirklich überrascht! Ich hätte nicht gedacht, dass du beim ersten Mal soviel schaffst", versuchte er ihn aufzumuntern, da er immer noch davon ausging, dass Haldir wegen des langsamen Heilprozesses frustriert war. "Das ist es nicht, Liebster", kam es leise von Haldir. "Es ist.. .Elrohir..." Elladan seufzte leise. "Hast du eine Vorstellung davon, wie verwirrend es ist jemanden zu hassen, der haargenau so aussieht, wie jemand den man über alles liebt?" Elladan streichelte Haldirs Gesicht. Dieses eine kleine Wort, hassen, hatte ihm einen Stich versetzt. "Du hasst Elrohir so sehr?" "Ich weiß es nicht.... Ich weiß überhaupt nichts mehr... Er hat mir gewissermaßen all das hier angetan.... Ich müsste ihn hassen...., aber wenn ich ihn ansehe, dann sehe ich dich.... und dich kann ich nicht hassen, dafür liebe ich dich viel zu sehr", brachte Haldir leise hervor und lehnte sein Gesicht in die streichelnde Hand. "Ich weiß einfach nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll."

"Das kann ich mir vorstellen", begann Elladan langsam und streichelte liebevoll weiter. "Weißt du, vielleicht fällt es dir leichter wenn ich dir einiges erzähle..." So berichtete Elladan seinem geliebten Galadhrim wie sehr Elrohir alles bereute, was er alles tat, um seine Schandtat wieder gutzumachen, dass es eigentlich gemein gewesen war, ihn auszulachen, als er an jenem Morgen vor einigen Wochen verzweifelt Alagos sein Leid geklagt hatte. Elladan verschwieg auch nicht, dass er seinem Bruder mittlerweile vergeben hatte, nicht zuletzt deshalb, weil Elrohir ihm erzählt hatte, dass er mit ihm in den Westen gehen wollte, um zu verhindern, dass er an gebrochenem Herz starb. "Du musst heute keine Entscheidung darüber treffen, was du wegen ihm empfindest. Gib ihm nur einfach die Chance, dass er auch dir zeigen kann, wie leid ihm alles tut und dass er ein wenig davon wieder gut machen kann", schloss Elladan seine kleine Rede. Haldir nickte zögerlich, trank ein paar Schlucke Wasser, bewegte Elladans Worte in seinem Herzen und kuschelte sich müde an ihn. "Vielleicht kann ich ihm eines Tages verzeihen... vielleicht", sinnierte er schläfrig. "Das wäre schön..... doch das musst du nicht jetzt entscheiden", sagte der dunkelhaarige Elb leise, küsste seinen Galadhrim sanft auf die Stirn und streichelte ihn bis er einzuschlummern schien.

Doch plötzlich schreckte Haldir wieder auf. Ihm war etwas entscheidendes eingefallen. "Elladan...ich....ich hab mich ja völlig unmöglich benommen....ihm gegenüber", stellte er verstört fest. "Als du seine Hand weggeschubst hast, meinst du?" versuchte Elladan, der sofort wusste, wovon Haldir sprach, die Sache schön zu reden. "Weggeschubst? Ich hab sie weggeschlagen! Die Hand eines Lords! Ich hätte mich nie so gehen lassen dürfen!" stellte dieser entsetzt fest und Schamesröte trat auf seine blassen Wangen. "Haldir! Das ist doch nur verständlich und bin mir sicher, dass Elrohir dir nicht den geringsten Vorwurf macht! Und auch ich mache dir keinen. Und sieh dich doch nicht immer als kleiner Untergebener! Das bist du nicht!" versuchte Elladan seinen aufgebrachten Geliebten zu beruhigen. "Aber ihr seid adelig und ich nicht", stellte Haldir nüchtern fest. "Es steht mir nicht zu, mich so zu benehmen." Er schaute beschämt auf seine Hände, die gefaltet auf der Bettdecke lagen. "Und dennoch liebe ich dich. Elrohir weiß das inzwischen und er akzeptiert meine Liebe, ebenso wie mein Vater. Es macht keinen Unterschied aus welcher gesellschaftlichen Schicht du kommst. Hier in Bruchtal ist das nicht wichtig. Du hast einfach sehr viel durchmachen müssen in letzter Zeit und das ist was dich so handeln ließ. Sei unbesorgt, es war kein Fehltritt. Jeder könnte verstehen, warum du so reagiert hast." Mit diesen Worten schloss Elladan seinen Geliebten wieder in die Arme und küsste ihn sanft. Dankbar legte Haldir seinen Kopf auf die Schulter des Noldor, dachte über die beruhigenden Worte nach und genoss das sanfte Streicheln der Hände auf seinem Rücken.

Elladan hielt den lorischen Elben lange Zeit so im Arm, bis er eingeschlafen war. Erst dann bettete er ihn wieder behutsam in die Kissen, deckte ihn zu und streichelte ihn noch ein wenig länger, damit Haldir auch im Schlaf spürte, dass er nicht allein war. So wie jede Nacht.

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Ich hoffe, die Entwicklung der Dinge gefällt Euch! Lasst es mich wissen! Bis zum nächsten Kapitel!