Titel: Das letzte Geheimnis?
Disclaimer und Anmerkung stehen im Prolog
****
~Kapitel 1~
****
Harry Potter lag auf dem Bett und lauschte in die Stille seines Zimmers hinein. Er wusste nicht genau, was er tun sollte, denn er hatte Sommerferien und Hausaufgaben hatten sie dank dem ereignisreichen Abschluss des letzten Schuljahres auch keine aufbekommen. Dieser Abschluss war das Trimagische Turnier und der Wiederaufstieg Lord Voldemorts gewesen.
Ja, Lord Voldemort,
der gefürchtetste und mächtigste schwarze Magier aller Zeiten war wieder
auferstanden und hatte versucht, ihn, Harry, umzubringen. Er war entkommen,
doch Cedric Diggory, ein beliebter Schüler Hogwarts' vom Hause Hufflepuff, war
gestorben.
Der Erste auf Voldemorts Weg zu neuer
Macht.
Es machte zwar keinen Sinn, sich schon
jetzt Sorgen zu machen, doch Voldemort war den ganzen Sommer über still
geblieben und gerade das beunruhigte Harry. Denn er ahnte: irgendwann würde er
angreifen und versuchen, die Macht zu übernehmen. Und obwohl er wusste, dass er
nur ein kleiner Zauberer war, noch nicht einmal fertig ausgebildet, wollte
Harry dabei auf keinen Fall tatenlos zusehen.
Als Harry nach dem Mord an Cedric und
nach all den Qualen, die Voldemort ihm zufügte, zurück in Hogwarts war, wollte
Professor Dumbledore, der Direktor der Schule, sofort alle Schritte einleiten,
um gegen Voldemort vorzugehen, doch Cornelius Fudge, der Minister für Zauberei,
wollte nicht an Voldemorts Wiederauferstehung glauben und hatte sich gegen
Dumbledore gestellt. So musste Dumbledore alleine etwas unternehmen und er
hatte Professor Snape (der Lehrer für Zaubertränke) und Harrys Paten Sirius
Black losgeschickt, um die alten Kämpfer gegen Voldemort wieder zu vereinen.
Seitdem hatte Harry nichts mehr von
seinem Paten gehört und er fing langsam an, sich Sorgen um Sirius zu machen. Er
hatte Hedwig, seine Schneeeule schon mehrmals losgeschickt, um ihm einen Brief
zu bringen, doch immer kam sie ohne Antwort, allerdings auch ohne seinen
eigenen Brief, wieder zurück. Sirius musste seine Briefe also immerhin bekommen
und wissen, dass Harry sich Sorgen machte. In diesem Moment hörte er ein
Flattern auf der Fensterbank und Hedwig flog ins Zimmer, mit einem Brief im
Schnabel.
Harry sprang von
Bett auf und stürzte auf die Eule zu.
„Ist der von Sirius?", fragte er und
riss den Brief förmlich aus Hedwigs Schnabel. Hedwig stieß einen empörten und
übellaunigen Laut aus und flatterte in ihren Käfig. Harry besah sich den
Absender und konnte seine Enttäuschung nicht verbergen, als er das Siegel und
das Wappen von Hogwarts erkannte. Er wandte sich an Hedwig: „Hast du denn
keinen anderem Brief für mich? Und gibst du meine Briefe überhaupt an Sirius
weiter?"
Hedwig sah Harry mit einem Blick an,
der zu sagen schien Wenn du das von mir denkst, kann ich dir auch nicht
helfen und wandte beleidigt ihren Blick von ihm ab.
„Tut mir leid, ich mach mir einfach
Sorgen um ihn.", entschuldigte Harry sich bei seiner Eule. Dann glitt sein
Blick wieder auf den Brief von Hogwarts. Nun doch neugierig geworden, was die
Schule von ihm wollte, öffnete er ihn und war erstaunt darüber, dass er von
Dumbledore persönlich war.
Lieber Harry, stand in dem
Brief, ich hoffe es geht dir gut. Ich werde am Samstag morgen um elf Uhr
morgens zu dir in den Ligusterweg kommen. Ich muss mit dir und deinen
Verwandten sprechen. Danach möchte ich, dass du für die letzten zwei Wochen zu
den Weasleys ziehst. Ich hoffe, deine Tante und dein Onkel sind mit meinem
Besuch einverstanden und ich verbleibe bis dahin mit freundlichen Grüßen. Albus
Dumbledore.
Harry blickte auf. Er bezweifelte
stark, dass seine Tante und sein Onkel mit Dumbledores Besuch einverstanden
waren, doch ob sie wollten oder nicht, sie mussten es akzeptieren. Und außerdem
konnte er Dumbledore dann nach Sirius fragen. Vielleicht hatte er ja etwas von
ihm gehört.
Harry war bis jetzt nicht aufgefallen,
dass mittlerweile die Sonne aufgegangen war und es Zeit war, nach unten zum
Frühstück zu gehen, doch nun zog er sich an, versuchte anstandshalber, aber
vergebens, das zersauste Haar zu bändigen, dass er von seinem Vater geerbt
hatte und ging nach unten ins Wohnzimmer.
Die Dursleys saßen allesamt schon um
den rechteckigen Tisch herum: sein Vetter Dudley, der eine gesamte lange Seite
des Tisches als Platz einnahm, und Onkel Vernon und Tante Petunia, die jeweils
am Kopfende das Tisches saßen. Harry setzte sich Dudley gegenüber und nahm sich
eine Scheibe Toast. Keiner der Dursleys hatte ihn eines Blickes gewürdigt, als
er das Zimmer betreten hatte und das hatte sich bis jetzt auch nicht geändert.
Harry war daran gewöhnt und nahm keine
Notiz mehr davon. Seit dem Tag, an dem er hier gelebt hatte, war er nicht
willkommen gewesen. Die Dursleys liebten alles, was normal und anständig war
und so konnten sie Harry nicht ausstehen, in dem für sie alles Unnormale und
Unanständige dieser Welt vereint war. Sie hatten gehofft, Harry diese
„Flausen", wie sie seine magischen Fähigkeiten nannten, auszutreiben, würden
sie ihn nur richtig behandeln, doch sie hatten es nicht geschafft. An seinem
elften Geburtstag hatte Harry erfahren, dass er ein Zauberer war und er war von
diesem Zeitpunkt an auf die Schule für Zauberei und Hexerei, eben nach Hogwarts
gegangen. Von diesem Zeitpunkt an hassten ihn die Dursleys um so mehr, wenn er
in den Sommerferien zurückkam, denn nun hatten sie außerdem noch
Angst vor dem, was er war. Doch seitdem Harry ihnen gesagt hatte, dass sein
Pate Sirius ein
verurteilter Mörder war, behandelten sie ihn besser, oder ließen ihn wenigstens
ich Ruhe. Die Tatsache, dass Sirius unschuldig war, hatte Harry bequemerweise
vergessen zu erwähnen.
„Ähm . . .", setzte Harry an, um von
Dumbeldores Besuch zu sprechen.
„Was?!", fuhr ihn Onkel Vernon an.
Doch Harry ließ sich dadurch nicht
einschüchtern. „Der Direktor meiner Schule kommt heute um elf Uhr vorbei um mit
euch zu reden. Ich denke es geht um mich, aber ich weiß es nicht genau.", fuhr
er ungerührt fort.
„Dein Schulleiter kommt hierher?!",
schrie Onkel Vernon fassungslos und puterrot im Gesicht. Er starrte Harry aus
seinen kleinen Augen an und sein Schnurrbart bebte vor Zorn.
Harry nickte.
„Und was will er?", fragte Tante
Petunia mit gezwungen gelassener Stimme.
„Das kann ich euch nicht genau sagen,
ich weiß es nicht.", antwortete Harry.
Daraufhin waren die beiden ruhig, doch
Harry sah ihren Gesichtern an, wie nervös sie waren. Auch Dudley war nach
seinem Gesichtsausdruck zu urteilen schwer beunruhigt. Er hatte bereits seine
Erfahrungen mit Zauberern gemacht und den Ringelschwanz an seinem Hintern und
die übergroße Zunge würde er wohl sein Lebtag nicht mehr vergessen.
Nach dem Frühstück schlich Harry
abwechselnd in sein Zimmer, dann wieder runter ins Wohnzimmer, in die Küche, in
den Flur und wieder hoch in sein Zimmer. Um kurz vor elf klingelte es an der
Tür. Er hörte, wie Dudley einen erstickten Schrei ausstieß und dann mit lautem
Türknallen in seinem Zimmer verschwand.
Harry raste zur Tür. Er wollte
unbedingt als erstes mit Dumbledore sprechen, um ihn nach Sirius zu fragen.
Vor der Tür stand Dumbledore mit
seinem langen, weißen Bart und den halbmondförmigen Brillengläsern.
Doch hinter diesen Brillengläsern war
nicht wie sonst das lustige Funkeln in seinen Augen. Stattdessen waren sie
ruhig auf Harry gerichtet.
„Guten Morgen Harry.", begrüßte er ihn
mit einem Lächeln. Doch es lächelte nur sein Mund, seine Augen blieben ernst.
„Guten Morgen, Professor. Kommen Sie
doch rein.", erwiderte Harry und ließ Dumbledore eintreten.
Dumbledore wollte gerade zu einer
Frage ansetzten, als es auch schon aus Harry hervorsprudelte: „Haben Sie in
letzter Zeit etwas von Sirius gehört?"
Dumbledore lächelte wieder. „Ja, das
habe ich. Es geht ihm gut, nur kann er dir nicht mehr schreiben, weil das
Ministerium auf deine Eule aufmerksam geworden ist. Hedwig bringt deine Briefe
seitdem immer zu mir und ich leite sie an Sirius weiter, doch er kann dir nicht
antworten.", sagte er beruhigend.
Harry fiel ein ganzer Berg vom Herzen.
Seinem Paten ging es gut, ihm war nichts passiert. Harry hätte in diesem Moment
nicht ausdrücken können, wie erleichtert er war.
„Gott sei Dank. Ich dachte schon, ihm
wäre etwas passiert.", sagte Harry aufatmend.
„Nein, nein. Es geht ihm gut.",
versicherte Dumbledore noch einmal.
„Warum sind Sie hier?"
„Das wirst du gleich erfahren. Wo sind
deine Verwandten?"
„Im Wohnzimmer. Kommen Sie mit."
Harry lotste Dumbledore ins
Wohnzimmer, wo sich Tante Petunia in die hinterste Ecke des Sofas verdrückt
hatte und Onkel Vernon beim Anblick Dumbledores aufstand und ihm entgegentrat.
„Guten Tag, ich bin Albus Dumbledore,
der Direktor von Hogwarts.", sagte Dumbledore mit einem freundlichen
Lächeln und streckte Onkel Vernon seine Hand entgegen. Dieser ergriff sie nur
widerwillig und misstrauisch auf den weiten Zaubererumhang von Dumbledore
starrend.
„Mein Name ist Vernon Dursley, ich bin
Harrys Onkel. Meine Frau war die Schwester seiner Mutter."
„Ich weiß. Lily hat mir oft von Ihnen
erzählt. Auch von ihren Eltern."
Harry hörte nur mit halben Ohr zu. Er
überlegte sich, was Dumbledore hier wollte. Er war doch sicher nicht nur
hierher in die Welt der Muggel gekommen, um über Harrys Mutter zusprechen.
Seine volle Aufmerksamkeit kehrte erst zurück, als sich Onkel Vernon auf einen
Sessel, Dumbledore aufs Sofa setzte und Dumbledore sagte: „Ich möchte mit Ihnen
über Lord Voldemort reden."
Harrys Kopf fuhr zu Dumbledore herum
und er setzte sich auf einen weiteren Sessel direkt gegenüber seines
Schuldirektors.
„Über wen bitte?", fragte Onkel Vernon
verständnislos.
„Du hast nie von ihm erzählt?", wandte
sich Dumbledore an Harry. Dieser schüttelte den Kopf.
„Nun, dann muss ich Ihnen wohl erst
einmal erklären, wer Lord Voldemort ist.", fing Dumbledore an.
„Das wäre vielleicht nicht schlecht.",
sagte Tante Petunia mit verschränkten Armen. Harry hätte sie für diese
Bemerkung am liebsten in ein Schwein verwandelt.
„Lord Voldemort ist der gefürchtetste,
mächtigste und böseste schwarze Zauberer, der je existiert hat. Die meisten von
uns haben immer noch soviel Angst vor ihm, dass sie es nicht wagen, seinen
Namen zu nennen. Sie nennen ihn Du-weißt-schon-wer. Voldemort
tötete unter anderem Harrys Eltern und versuchte danach, auch Harry
umzubringen. Doch er schaffte es nicht. Harry kam mit nichts weiter als seiner
blitzförmigen Narbe auf der Stirn davon. Und Voldemorts Macht fiel in sich
zusammen. Seit dieser Nacht ist Harry in der Zaubererwelt eine Berühmtheit.
Denn vor ihm hat es keiner geschafft, Voldemort zu entkommen, wenn dieser erst
einmal beschlossen hatte zu töten.
Doch vor ungefähr einem Monat ist
Voldemort mit Harrys unfreiwilliger Hilfe wieder erstanden. Er lebt und ist auf
dem Weg zu seiner alten Macht.", schloss Dumbledore mit ernstem Blick.
In Harry stiegen sofort wieder die
Bilder der Nacht von Voldemorts Auferstehung auf. Die ganzen Ferien über hatte
er sie verdrängt. Doch jetzt brachen sich wieder mit aller Macht auf ihn
herein.
„Und warum erzählen Sie uns das?",
fragte Onkel Vernon.
Harry fiel es schwer, nach dieser
Bemerkung ruhig zu bleiben, doch er wollte Dumbledore nicht zuvorkommen.
„Voldemort hat in der Nacht seiner
Auferstehung wieder versucht, Harry zu töten, wie er es davor schon drei Mal
probierte. Und wieder ist er gescheitert. Doch Voldemort wird nicht eher ruhen,
bis er entweder Harry umgebracht hat, oder selbst tot ist "
Langsam dämmerte es Harry: „Deswegen
wollten Sie mich nicht zu Ron gehen lassen! Weil Sie dachten, dass Voldemort
mich dort finden würde ", sagte er zu Dumbledore.
„Richtig. Die Weasleys sind eine
unserer bekanntesten Familien. Voldemort kennt deine Freunde, Harry. Und er
weiß, wo sie leben. Er weiß auch, wo du lebst."
Tante Petunia stieß neben Dumbledore
einen erstickten Schrei aus und sank in die Kissen zurück.
„Aber meinen Freunden wird nichts
geschehen. Er hat es doch nur auf mich abgesehen, oder?", fragte Harry mit
unsicherer Stimme.
Langsam schüttelte Dumbledore den
Kopf: „Voldemort wird alles tun um dich zu verletzten. Und er weiß, der Tod
oder das Verschwinden deiner Freunde wird dich verletzten. Jetzt, wo er es vier
Mal nicht schaffte, dich zu töten, will er dich nicht einfach nur noch
umbringen. Er will sehen, wie du leidest. Wie du nacheinander alles verlierst,
was dir etwas bedeutet oder was du liebst. Und dazu gehören auch Ron und Hermine."
„Dann müssen wir etwas tun, um die
beiden zu beschützen!", rief Harry und fragte sich auf einmal, warum er in den
Ferien noch keinen Brief von Ron oder Hermine erhalten hatte.
„Das habe ich bereits getan. Ich habe
ihre beiden Häuser und auch dieses Haus mit dem
Fidelius-Zauber belegt. Es kann ihnen Nichts passieren."
„Ein Fidelius-Zauber? Was ist das?",
krächzte Onkel Vernon. Er machte ein Gesicht, als ob er gerade miterleben
musste, wie sein Neffe und dessen Schuldirektor verrückt wurden.
„Wer ist der Geheimnisträger?", fragte
Harry misstrauisch, ohne auf Onkel Vernons Bemerkung einzugehen.
„Ich.", antwortete Dumbledore
lächelnd.
Harry sah seinen Schuldirektor
erleichtert an. Solange Dumbledore der Geheimnisträger war, konnte gar nichts
passieren.
„Was zum Teufel ist denn nun dieser
Fidelius-Zauer?!", schrie Onkel Vernon plötzlich.
„Nun", setzte Dumbledore mit völlig
ruhiger Stimme (wofür ihn Harry mehr als bewunderte) zu einer Erklärung an,
„dieser Fidelius-Zauber verhindert, dass Lord Voldemort Ihr Haus findet.
Solange ich ihm nicht verrate, wo Ihr Haus steht, könnte er sich an Ihrem
Wohnzimmerfenster die Nase platt drücken und er würde nicht wissen, dass Sie
darin leben. Und ich kann Ihnen versichern: ich werde Lord Voldemort mit
Sicherheit nicht verraten, wo Sie leben."
„Dann bin ich ja beruhigt.", sagte
Tante Petunia mit leicht sarkastischem Unterton in der Stimme.
„Ich möchte, dass Sie Harry erlauben,
den Rest der Ferien zu seinem Freund Ron Weasley zu gehen. Jetzt, wo er dort
sicher ist, hab ich keine Bedenken mehr.", meinte Dumbledore.
Harry sah seinen Onkel erwartungsvoll
an. Er konnte nicht anders, als das zu erlauben, oder?
„Nun, in Anbetracht der Umstände ist
es sicher besser, wenn Harry bei einem seiner Freunde wohnt.", erwiderte Onkel
Vernon, entgegengesetzt all seinen bisherigen Entscheidungen, die Harry
betrafen. Er hatte noch nie etwas getan, worüber sich Harry auch nur
annähernd freuen könnte. Doch vielleicht flößte ihm Dumbledore doch ein wenig
Respekt ein . . .
Auf Harrys Gesicht breitete sich auf
Onkel Vernons Worte hin ein Strahlen aus.
„Danke, Professor.", brach es aus ihm
heraus.
Doch Dumbledore erwiderte sein Lächeln
nicht. „Können Sie mich bitte noch einen Moment mit Harry alleine lassen.", bat
er dagegen Tante Petunia und Onkel Vernon.
Die beiden erhoben sich und verließen
das Wohnzimmer. Harry sah Dumbledore erwartungsvoll an. Auch dessen Blick ruhte
auf Harry. Harry fiel in dem Moment keine anderes Wort als weise ein, um
diesen Blick zu beschreiben.
„Ich möchte dir mit diesem
Geheimniszauber keine falschen Hoffnungen machen, Harry", fing Dumbledore an,
„du wirst Voldemorts Hauptzielscheibe sein. Und ich möchte nicht, dass du dir
einbildest, nach dem Kampf wird alles so sein wie davor. Nichts wird mehr so
sein wie früher. Du wirst viele geliebte Menschen verlieren. Und ich möchte
dass du dich entscheidest: wird dich das von deinem Glauben an das Gute
abbringen? Wird dich der Gedanke, beim Kampf für Gerechtigkeit geliebte
Menschen zu verlieren, von irgend etwas abhalten "
Harry fühlte, wie sich sein Herz bei
dem Gedanken daran verkrampfte, Ron, Hermine oder Sirius zu verlieren. Oder Cho
Chang . . .
Und er verstand, was Dumbledore
eigentlich von ihm wissen wollte: würde er irgendwann aufgeben? Irgendwann auf
die dunkle Seite übergehen, um einen Freund zu retten?
Harry wusste darauf keine Antwort.
„Ich weiß es nicht, Professor. Wenn
ich irgendwann vor der Entscheidung stehen würde, auf
Voldemorts Seite zu wechseln, um einen Freund zu retten oder einen Freund
sterben zu lassen, weiß ich nicht, was ich tun würde. Können Sie das
verstehen?", fragte Harry leise.
„Ja, ich kann dich sehr gut verstehen.
Ich weiß, wie du dich fühlst und ich erwarte auch jetzt noch keine richtige Antwort.
Ich erwarte erst dann eine Antwort, wenn du irgendwann einmal vor dieser
Entscheidung stehen solltest."
„Danke, Professor Dumbledore.",
erwiderte Harry.
„Nun, dann verabschiede dich nun von
deinen Verwandten, wir werden gleich gehen."
„Wie kommen wir eigentlich zum
Fuchsbau?", fiel Harry dann auf einmal ein, während er schon auf dem Weg zur
Wohnzimmertür war.
„Wir reisen mit Floh-Pulver. Und nur
du wirst zum Fuchsbau gehen. Ich reise gleich weiter nach Hogwarts.", antwortet
Dumbledore lächelnd.
Harry ging nach oben in sein Zimmer
und packte seine Sachen. Er schloss Hedwig in ihren Käfig und klemmte sich den
Feuerblitz unter den Arm, den Sirius ihm geschenkt hatte. Noch ein letztes Mal
vergewisserte er sich, dass er alles dabei hatte, was ihm wichtig war - den
Tarnumhang seines Vaters, die Karte des Rumtreibers und das Photoalbum mit den
Bildern seiner Eltern - und schleppte seinen Koffer nach unten zum Kamin.
Nachdem Harry sich von Onkel Vernon
und Tante Petunia verabschiedet hatte, ging auf die Flammen des Kamins zu.
„Bitte sagen Sie niemandem etwas
davon, was ich Ihnen heute erzählt habe. Es muss alles streng geheim bleiben.",
bat Dumbledore Tante Petunia und Onkel Vernon.
Harry fand diese Bitte äußerst
überflüssig. Er wusste, dass Tante Petunia und Onkel Vernon lieber gestorben
wären, als irgendjemandem von dem absonderlichen Besuch Dumbledores zu
erzählen. Geschweige denn, den noch aberwitzigeren Inhalt ihres Gesprächs zu
erwähnen.
Harry drehte sich
noch einmal zu Dumbledore um und sagte: „Danke, Professor."
Dann warf er eine Brise Flohpulver in
das Kaminfeuer, welches sofort eine smaragdgrüne Farbe annahm.
Er stieg in den Kamin und rief laut
und deutlich „Fuchsbau!". Dann presste er die Arme dicht an den Körper. Er sah,
wie die Umrisse des Wohnzimmers immer undeutlicher zu werden begannen und er
sich immer schneller um die eigene Achse zu drehen begann. Harry schloss die
Augen, ihm wurde schwindelig, dann wurde er von den Beinen gerissen und er
schlug nur Sekunden später in einem gewaltigen Kamin
wieder auf. Der Fuchsbau hatte ihn wieder.
tbc . . .
****
