Titel: Das letzte Geheimnis?

Disclaimer: steht immer noch im Prolog

Sodele, heute geht wieder ein großes Dankeschön für ihr Review an

Fay Riddle

BlackSilverMoon

Kirilein - über was amüsierst du dich denn?

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Kapitel 8

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Harry, Ron und Hermine hatten abgemacht, dass sie sich nach Wahrsagen und Arithmantik in der Bibliothek treffen wollten. Als die beiden Jungen dort ankamen, saß Hermine bereits an einem der Tische und versuchte, ihre Schreibfeder in eine Teekanne zu verwandeln.

"Und, schaffst du's?", fragte Harry, während er und Ron sich zu ihr setzten.

"Ich mache Fortschritte", sagte Hermine lächelnd.

"Stell dir doch bitte mal vor, was Harry vor Wahrsagen gebracht hat", fing Ron nun an.

Hermine warf ihm einen fragenden Blick zu.

"Er wollte eigentlich Cho fragen, ob sie mit ihm zum Ball geht, doch als sie ihm vorhin über den Weg gelaufen ist, hat er sie nicht angesprochen. Und jetzt kommt's: er will gar nicht mehr mit ihr zum Ball!"

Hermine sah ihn erstaunt an. "Warst du nicht noch vor ein paar Tagen noch total begeistert von ihr?"

Harry errötete. "Ich kann's mir auch nicht erklären."

Hermine runzelte die Stirn. "Und mit wem gehst du jetzt?"

Harry zuckte die Schultern.

"Wisst ihr, was ich für Neuigkeiten hab?", fragte Hermine jetzt.

Es war nun an Harry und Ron, ihrer Freundin fragend anzuschauen.

"Sorcery hat ebenfalls Arithmantik gewählt."

"Hat er dich beleidigt?", fragte Ron.

Hermine schüttelte den Kopf. "Nein. Er hat gar nichts gesagt. Aber er wirkte ziemlich arrogant."

"Er ist ein Slytherin, was erwartest du?", erwiderte Harry.

Hermine warf ihm einen Blick zu und lächelte kurz. "Ich hab hier eine Liste von Büchern, in denen etwas drin stehen könnte, wie wir Krätze kriegen. Das heißt, wir müssen alle durchgucken."

Nach diesen Worten breitete sie vor Harry und Ron ein Stück Pergament aus, das vollständig mit Hermines kleiner Schrift beschrieben war.

Harry und Ron machten große Augen. "Die alle?", fragte sie wie aus einem Mund.

"Das sind nur diejenigen, die mir in Arithmantik eingefallen sind. Wir können noch auf die Liste der hier verzeichneten Bücher schauen. Und ihr wollt Schnuffel doch helfen, oder nicht?!", fragte Hermine streng.

Ergeben nickten Harry und Ron mit den Köpfen und machten sich jeder auf die Suche nach den von Hermine aufgeschriebenen Büchern.

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"Hast du eigentlich vor, dieses Jahr überhaupt noch was mit Potter anzufangen?", höhnte Draco Malfoy.

Er ging mit Sorcery durch die Gänge und war auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Seit Sorcery Harry den Brief abgenommen, daraus aber keinerlei Nutzen gezogen hatte, war sein Respekt vor dem neuen Jungen um einige Stufen gesunken.

"Du bist zu ungeduldig", erwiderte Sorcery ungerührt.

"Und du bist wahnsinnig tatkräftig", sagte Malfoy sarkastisch. "Wir hätten Potter schon unzählige Male drankriegen können!"

Weiterhin blieb Sorcery ruhig. "Wenn du dich so überlegen fühlst, handle so wie du denkst."

Er schaute Malfoy dabei nicht an, sondern ging so gelassen und selbstsicher weiter wie üblich. Malfoy fühlte sich von Sorcerys Kaltschnäuzigkeit und Ignoranz provoziert. "Ich habe Potter in den letzten vier Jahren oft genug fertig gemacht. Ich weiß, wo seine wunden Punkte liegen. Glaub nicht, du könntest mir Vorhalte machen!"

"Potter ist aber immer noch in Hogwarts, oder? Irgendwas scheinst du also falsch gemacht zu haben", Sorcerys Stimme klang nicht im mindesten beleidigend. Es war eher eine Feststellung.

Trotzdem blitzte es in Malfoys Augen kurz auf. "Du hältst dich also für perfekt, ja?", zischte er leise.

"Ich habe meine eigenen Pläne."

"Würdest du mich dann in diese so großartigen Pläne einweihen?", fragte Malfoy sarkastisch.

"Nein."

Malfoy konnte seine Wut jetzt nicht mehr zurückhalten. Was bildete sich dieser verdammte Idiot eigentlich ein, so mit ihm zu reden?! "Weißt du was, Sorcery, du kannst mich mal! Wenn du dich nicht um Potter kümmerst, mach ich damit weiter, womit ich in den letzten vier Jahren angefangen habe!"

"Gut. Tu, was du nicht lassen kannst. Aber ich warne dich."

Sie waren währenddessen am Eingang zum Gemeinschaftsraum angekommen und Malfoy hatte gerade das Passwort sagen wollen. Als er jedoch Sorcerys Worte hörte, wandte er sich wieder um und blickte seinen Mitschüler ungläubig, aber auch ein wenig amüsiert an. "Wie bitte?"

Sorcery hielt seinem Blick ohne Anstrengung stand.

"Wenn du mir irgendwie in die Quere kommst, wirst du es bereuen, das schwöre ich dir."

Sorcery klang zwar weiterhin vollkommen ruhig und gelassen, doch ein gefährlicher Unterton hatte sich in seine Stimme geschlichen und als Malfoy in seine schwarzen Augen blickte, sah er ein kaltes, alles verschlingendes Feuer in ihnen aufglimmen. Malfoy lief bei diesem Ausdruck ein Schauder über den Rücken, allerdings versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen.

"Ich lasse mir von dir keine Vorschriften machen", sagte er, doch seine Stimme klang nicht mehr ganz so selbstsicher wie sonst.

Sorcery ging auf Malfoy zu und drückte ihn an die Kerkerwand. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem Malfoys entfernt und der Ausdruck in seinen Augen war jetzt nicht mehr von seiner sonst so gelassenen Art. Sie waren erfüllt von Wut und Bösartigkeit und Malfoy glaubte, ein rötliches Funkeln in ihnen zu erkennen. Und plötzlich machten Malfoy diese Augen Angst.

"Das solltest du aber", sagte Sorcery gefährlich leise. "Ich würde dir raten, meine Warnung zu befolgen. Denn falls irgendetwas, mit dem du deinem Minderwertigkeitskomplex auf die Sprünge helfen willst, mein Vorhaben stört, bringe ich dich um."

Malfoy keuchte, als Sorcery ihn immer weiter gegen die Wand presste. "Du kannst mich nicht einschüchtern", erwiderte er und unterdrückte die Stimme in seinem Kopf, die ihn warnte, Sorcery noch weiter zu reizen.

Doch Sorcery ließ ihn wider Erwarten los und trat zurück. "Wenn du das sagst", sagte er und klang wieder so kalt wie eh und je.

Einen Moment lang fixierte er Malfoy noch mit seinem Blick, dann wandte er sich ab und verschwand im Gemeinschaftsraum, während Malfoy zurückblieb und das beunruhigende Gefühl, das Sorcerys Blick in ihm ausgelöst hatte, zu verdrängen versuchte.

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"Morgen fängt übrigens das Quidditch Training wieder an", verkündete Alicia Spinnet dem restlichen Gryffindor-Team beim Abendessen. "Ich bin der neue Kapitän. Mit Angelina zusammen. Offenbar trauen sie mir diese Aufgabe allein nicht zu", sagte sie und grinste zu Angelina hinüber.

"Jedenfalls brauchen wir einen neuen Hüter. Jeder, der sich für dieses Amt bewerben möchte, kommt bitte morgen Nachmittag nach der letzten Stunde zum Quidditch Feld", verkündete Angelina lautstark, sodass es jeder am Tisch mitbekam.

"Bewirb dich doch", sagte Hermine zu Ron, als sie später im Gemeinschaftsraum saßen und in alten, vergilbten Büchern blätterten, immer darauf bedacht, keine dieser brüchigen Seiten kaputt zu machen.

"Als Hüter?", fragte Ron skeptisch zurück.

"Warum nicht? Als wir bei dir zuhause Quidditch gespielt haben, warst du doch immer derjenige, der die meisten Bälle gefangen hat", meinte auch Harry.

Als Ron beharrlich schwieg, fuhr Harry fort: "Außerdem wäre es doch lustig, wenn wir beide zusammen spielen würden."

"Okay, ich kann's ja mal versuchen", sagte Ron schließlich.

In diesem Moment klappte das Gemälde der Fetten Dame zur Seite und ein Mädchen trat, gefolgt von einem anderen, in den Gemeinschaftsraum. Es war Ginny.

"Ginny! Da bist du ja endlich! Wieder gesund?", fragten Fred und George und stürmten auf ihre jüngere Schwester zu.

"Da ist sie ja endlich", meinte auch Hermine und stand auf, um Ginny zu begrüßen.

"Ich versteh das gerade nicht", begann Harry an Ron gewandt. Er klang sehr irritiert. " Ich hab sie doch . . . ich hab sie doch gestern gesehen, beim . . . Mittagessen! Warum wundert ihr euch denn alle so, sie zu sehen?"

"Sie war krank und musste die ersten paar Schultage zu hause bleiben. Ansteckungsgefahr. An ihrer Stelle wurde ein Trugbild hierher geschickt, das den Stoff der letzten Tage mitgelernt hat. Somit weiß Ginny alles, was die anderen gelernt haben, ohne der Klasse hinterherzuhinken. Ich dachte, du wüsstest das!", erklärte Ron und stand nun ebenfalls auf, um seine Schwester zu begrüßen.

Mit einem höchst dämlichen Ausdruck im Gesicht blieb Harry sitzen und starrte seinem besten Freund hinterher. Seit wann erfuhr man hier denn immer alles als Letzter!? Doch schließlich stand auch er auf, um Ginny Willkommen zu heißen.

Als er sie endlich einmal aus der Nähe betrachten konnte, stockte ihm nahezu der Atem. Wie sie sich verändert hatte! Wie konnte ihm das im Fuchsbau nicht aufgefallen sein? Aufmerksam betrachtete Harry sie, als Ginny jetzt von Ron umarmt wurde. Sie war gewachsen und sah mit ihren vierzehn Jahren schon wesentlich erwachsener aus als die anderen Mädchen ihrer Klasse. Außerdem hatte sie sich ihre karottenrote Haare abgeschnitten und trug sie jetzt in einem lustigen, kurzen Fransenschnitt, bei dem ihr immer wieder widerspenstige Strähnen ihres glatten Haares ins Gesicht fielen. In ihren großen, grauen Augen stand ein ernster und nachdenklicher Blick. Ginny sah bezaubernd aus.

Harry fragte sich, warum Mädchen sich immer so schnell und vor allem so plötzlich verändern mussten. Erst Hermine, dann Ginny . . . Und während er für Hermine weiterhin nur freundschaftliche Gefühle hegte, war da bei Ginny jetzt noch etwas anderes. Er fühlte sich plötzlich in sein drittes Schuljahr zurückversetzt, als er Cho Chang das erste Mal richtig bemerkt hatte.

"Hi Ginny", sagte Harry nervös lächelnd, als Ron sie losgelassen hatte.

"Hallo, Harry", meinte Ginny, doch sie wurde nicht rot dabei, wie es sonst immer der Fall gewesen war, wenn sie Harry nur angesehen hatte.

Einen kurzen Moment standen sich die beiden befangen gegenüber, dann wandte Ginny sich Lee Jordan zu. "Hast du meine Eule bekommen?", fragte sie ihn grinsend.

"Klar doch. Guter Vorschlag, dass mit dem Verfärbungszauber", sagte Lee anerkennend und lächelte sie an.

Ron zog Harry in die Ecke des Gemeinschaftsraumes, in die Hermine sich wieder zurückgezogen hatte.

"Was hat deine Schwester denn mit Lee zu tun?", fragte Harry irritiert.

"Sie haben sich in den Ferien ein paar Eulen geschrieben. Ich glaube, sie mögen sich ganz gerne. Und es scheint so, als sei Ginny endlich von ihrer Krankheit geheilt, in dich verliebt zu sein", antwortete Ron grinsend.

Er bemerkte nicht den leicht angesäuerten Blick, den Harry daraufhin machte.

"Hast du was gefunden?", fragte Ron Hermine.

"Nein. Es ist wie verhext! In keinem dieser Bücher ist auch nur ansatzweise solch ein Zauber erwähnt, wie wir ihn benötigen würden."

"Und wenn wir einfach den Aufrufezauber benutzen, den wir schon können? Accio?", fragte Harry.

"Harry, das funktioniert doch nur wenn wir wissen, wo sich die Sache aufhält, die wir zu uns rufen wollen! Bin ich eigentlich die Einzige, die im Unterricht aufpasst?!", tadelte Hermine.

Harry sah sie entschuldigend an und zuckte die Schultern, während Ron in sich hinein grinste.

"Wir können ja noch mal in den restlichen Büchern gucken. Wir haben noch nicht alle durch", gab der Rotschopf dann zu bedenken und nahm sich demonstrativ ein weiteres Buch, das er aufschlug und zu lesen begann.

Harry seufzte und nahm sich ebenfalls ein Buch. Er hoffte, sie würden einen Zauber finden.

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Am nächsten Morgen hatten sie in der ersten Stunde Pflege magischer Geschöpfe bei Hagrids Hütte.

Es versprach, ein wunderschöner Tag zu werden, denn der Himmel war klar und am Horizont zeichneten sich schon die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne ab. Die Wiesen waren zwar noch nebelverhangen, doch das gab dem Ganzen eher eine angenehm unheimliche Atmosphäre. Das einzige, was die ausgelassene Stimmung der Gryffindors an diesem Tag trübte war die Tatsache, dass sie immer noch mit den Slytherins zusammen Unterricht hatten.

"Ich hasse Malfoy", stieß Ron angeekelt aus, als er mit Harry und Hermine das Schloss verließ.

"Nun mach dir keine Gedanken. Es wird schon nicht so schlimm werden", versuchte Harry ihn aufzumuntern, doch auch er machte kein sonderlich glückliches Gesicht.

Bei Hagrids Hütte angekommen, wurden Harry, Ron und Hermine erst einmal gehörig überrascht. Denn vor der Tür der Hütte lag ein großer, schwarzer Hund.

"Was macht Schnuffel hier?", fragte Hermine nervös.

Harry zuckte die Schultern. Erst Snapes Unterricht, jetzt bei Hagrid - irgendwas konnte da doch nicht normal sein! Selbst wenn Sirius ein Auge auf ihn haben sollte, wie Lupin gesagt hatte, konnte er das nicht unauffälliger tun?! Doch als er einen beruhigenden Blick von seinem Paten auffing, normalisierte sich sein Herzschlag wieder ein wenig und er hatte genug Zeit, den Auftritt der Slytherin-Bande, allen voran Malfoy mit seinen beiden Bodyguards Grabbe und Goyle, zu begutachten. Zu Harrys Erstaunen erschien Sorcery als Letzter. Er lehnte sich ein wenig abseits der anderen Slytherins lässig an einen Baum und betrachtete die Umstehenden mit einem selbstsicheren Blick in seinen dunklen Augen.

"Bin mal gespannt, mit welchen Monstern uns Hagrid heute wieder zu Tode verletzt", schnarrte Malfoy, worauf Hermine ihm einen wütenden Blick zuwarf.

Harry jedoch achtete mehr auf Sorcery, der Malfoys Bemerkung zwar nicht kommentierte, allerdings ein höhnisches Lächeln auf den Lippen hatte, das Harry überhaupt nicht gefiel. Er schien, als ginge ihn das hier alles nichts an, doch als er seine Aufmerksamkeit auf Harry und seinen Freunde lenkte, glühte es in seinen Augen und Harry spürte, wie sich Hermine neben ihm versteifte.

"Irgendwas stimmt mit ihm absolut nicht", flüsterte sie und Harry nickte.

In diesem Moment kam Hagrid um die Ecke und er posaunte sein übliches "Guten Morgen" über die Köpfe der Klasse hinweg.

"Heute werden wir uns mit Röhlingos beschäftigen. Das sind im Großen und Ganzen sehr liebe Tiere. Wenn man sie allerdings reizt, können sie sehr unangenehm werden", verkündete Hagrid, zog ein kleines, salamanderartiges Tier aus seiner Tasche und legte es auf seine linke Hand, sodass alle Schüler es sehen konnten.

Der Röhlingo war grün mit pinken und gelblich-roten Flecken. Er hatte einen kleinen, länglichen Kopf und im Gegensatz dazu sehr lange und dicke Gliedmaße, was ihm ein groteskes und leicht lächerliches Aussehen verlieh. An seinen Nüstern flackerten kleine, bläuliche Flammen und in unregelmäßigen Abständen zischelte eine vierfach gespaltene Zunge aus seinem Mund hervor, wobei jedes Mal kleine aber scharfe Zähne sichtbar wurden.

"Dieser Winzling soll uns gefährlich werden?", fragte Malfoy sarkastisch.

"Dieser Winzling, wie du ihn nennst, Malfoy, kann dich innerhalb fünf Sekunden zu einem Häufchen Asche verbrennen. Wir können dich ja gerne als lebendes Beispiel verwenden", sagte Hagrid trocken.

Alle Gryffindors brachen in Gelächter aus und als wieder Ruhe eingekehrt war, meldete sich Hermine.

"Ja, Hermine?", nahm Hagrid sie dran.

"Hat der Röhlingo irgendetwas mit dem Salamander oder der Eidechse zu tun?"

"Du hast Recht Hermine. Der Röhlingo stammt tatsächlich zur Hälfte vom Salamander ab. Zur anderen Hälfte, daher die gespaltene Zunge, ist er mit der Schlange verwandt. Ich denke, das gibt fünf Punkte für Gryffindor."

"Was ist ein Salamander?", fragte Parvati Patil verständnislos.

"Das ist ein Tier in der Welt der Muggel, das so ähnlich aussieht wie unser Röhlingo", erklärte Hagrid bereitwillig.

"Na, dann ist es ja kein Wunder, dass unser Schlammblut Granger das wusste", verkündete Malfoy so leise, dass nur die umstehenden Personen, dazu gehörten auch Harry, Ron und Hermine, es hören konnten.

Harry und Ron wollten sich auf Malfoy stürzen, doch Hermine hielt sie zurück.

"Hört auf, das bringt doch nichts", flüsterte sie ihnen besänftigend zu.

"Womit reizt man dieses Tier denn?", fragte Seamus Finnigan unbehaglich.

"Gut, dass du fragst, Seamus. Man darf dieses Tier nicht beleidigen, es nicht grob behandeln und ihm kein falsches Futter zu fressen geben. Es ist ähnlich wie beim Hippogreif. Doch ein Röhlingo kann dich innerhalb weniger Sekunden töten. Behandle ihn einfach so, wie du auch einen Menschen behandelst oder einfach so, wie du gerne behandelt werden würdest", erklärte Hagrid und fing den Röhlingo wieder ein, der von seiner Hand gehüpft war.

"Und woran erkannt man, dass der Röhlingo gereizt ist?", meldete sich Dean Thomas zu Wort.

"Seine normalerweise blaue Augenfarbe wechselt erst zu grün, dann zu gelb und wenn sie rot wird, ist es schon fast zu spät."

"Wie bei einer Ampel", flüsterte Harry Ron zu.

"Wie beruhigt man sie denn wieder, wenn sie einmal gereizt sind?", fragte Hermine jetzt und schaute sich skeptisch den Röhlingo an, der laut mit seiner Zunge zischelte.

"Du könntest sie ja in den Schlaf singen Granger", spottete Malfoy.

"Malfoy, du hast ausnahmsweise Mal etwas Nützliches zum Unterricht beigetragen, aber da es reingerufen war, muss ich Slytherin leider fünf Punkte abziehen", sagte Hagrid gönnerhaft.

Harry und Ron kicherten. Endlich ließ sich Hagrid nicht mehr von Malfoy auf der Nase herumtanzen.

"Wie gesagt, Malfoy hat Recht, Hermine. Ist der Röhlingo einmal gereizt, kann ihn nur ein gesungenes Lied wieder beruhigen. Natürlich muss dieses Lied von einer schönen Stimme gesungen werden, denn sonst wird das Tier noch wütender. Also würde ich euch raten, es nicht zu reizen, denn meine Stimme ist wahrhaftig nicht so toll", Hagrid lachte dröhnend.

Die Klasse lachte nicht mit. Sie sah eher beunruhigt aus. Nur Hermine wirkte noch einigermaßen gefasst.

"Nun, ihr könnt euch jetzt in Dreier-Gruppen einteilen, dann bekommt jede Gruppe je ein Tier. Ihr werdet die Röhlingos mit lebendigen Fröschen füttern und sie säubern. Wie ihr das macht, müsst ihr selbst heraus finden. Achtet aber auf die Augenfarbe. Sobald sie zu gelb wechselt, ruft mich", verkündete Hagrid.

Harry, Ron und Hermine bildeten sofort eine Gruppe und Harry bemerkte das beleidigte Gesicht, das Dean daraufhin zog. Er hatte wahrscheinlich gehofft, mit Hermine zusammenarbeiten zu können.

Als die Drei ihren Röhlingo erhalten hatten, meinte Harry: "Irgendwie finde ich die ja ganz putzig."

Ron zog sarkastisch die Augenbrauen hoch. "Putzig", wiederholte er, "ich kann mit wahrhaftig was Besseres vorstellen, als dieses Tier."

Die Augen des Röhlings wurden leicht grünlich.

"Ron, hör auf, du beleidigst ihn!", sagte Hermine warnend.

"Hier hast du was zu fressen", meinte Ron und warf dem Röhling einen lebenden Frosch ins Maul.

Sofort wurden die Augen des Tieres wieder blau.

"Schaut euch mal Malfoy an", sagte Hermine plötzlich.

"Er arbeitet nicht mit Sorcery zusammen?", fragte Ron ungläubig.

Malfoy stand zusammen mit Crabbe und Goyle um einen Tisch herum.

"Das mein ich nicht! Schaut euch mal die Augen ihres Röhlingos an! Sie sind grün und werden gerade . . ."

" . . . Gelb", führte Harry ihren Satz weiter.

"Will er unbedingt verbrannt werden?! Ich kann echt nicht glauben, dass er so blöd ist!", verkündete Hermine. "Wir müssen Hagrid Bescheid sagen!"

"Ach komm, Hermine, lass uns doch unseren Spaß zu sehen, wie Malfoy ein Häufchen Asche wird!", verlangte Ron sehnsüchtig.

Harry grinste. "Wir sollten Hagrid aber wirklich Bescheid sagen."

In diesem Moment wurden die Augen des Röhlingos rot, Sirius begann zu knurren und Hagrid wurde auf Malfoy aufmerksam.

"Malfoy! Was habe ich dir gesagt! Komm sofort von diesem Tier weg, sofort!", schrie er und stürmte auf Malfoy zu, der jetzt doch ein ziemlich verängstigtes Gesicht machte.

Malfoy zog sich stolpernd zurück und wäre fast nach hinten übergekippt, als der Röhlingo sein Maul öffnete. Hagrids Augen weiteten sich und Malfoy stieß einen Schrei aus, während Sirius auf Malfoy zurannte, um ihm zu helfen. In diesem Moment begann jemand zu singen. Harry und Ron wirbelten herum und sahen geschockt auf Hermine, die den Röhlingo mit ihren Blicken fixierte und angefangen hatte, mit wunderbar klarer und fester Stimme zu singen. Die Augen des Röhlingos wechselten ihre Farbe, bis sie wieder ein so tiefes Blau angenommen hatten wie ursprünglich. Erst dann hörte Hermine mit ihrem Lied auf. Die ganze Klasse, selbst die Slytherins, waren sprachlos als Hermine geendet hatte. Auch Sirius starrte die beste Freundin seines Patenkindes an und ein erstaunter Ausdruck hatte sich auf sein Hundegesicht gelegt.

Hagrid war der Erste, der sich wieder gefangen hatte.

"Malfoy!", donnerte er. "Weißt du eigentlich, was hier gerade hätte passieren können! Du hättest tot sein können! Ich habe euch gesagt, was man machen darf und was nicht und was geschieht, wenn der Röhlingo sauer wird! Ich schwöre dir Malfoy, das wird Konsequenzen haben. Ich werde Dumbledore, Snape und nicht zuletzt deinen Vater davon unterrichten, was hier grade passiert ist! Ein Häufchen Asche könntest du jetzt sein, wenn Hermine nicht eingegriffen hätte! Bedank dich wenigstens bei ihr!", Hagrid tobte.

Malfoy warf Hagrid einen vernichtenden Blick zu, dann wandte er sich an Hermine und flüsterte ein kaum zu hörendes Dankeschön.

"Ich kann dich nicht hören, Malfoy!", sagte Hagrid drohend.

"Danke, Hermine!", brachte Malfoy daraufhin würgend hervor aber dennoch so laut, dass jeder es hören konnte.

Harry wunderte sich, dass Malfoy nach diesen Worten noch lebte. Eigentlich hätte er ja an ihnen erstickt sein müssen.

"Gern geschehen, Draco", erwiderte Hermine selbstzufrieden und mit einem äußerst süffisanten Lächeln.

Ron prustete und konnte sich kaum halten vor Lachen. Selbst Sirius schien, wie Harry bemerkte, zu grinsen.

"Die Stunde ist hiermit beendet", sagte Hagrid jetzt und drehte sich um. Dann jedoch schien ihm noch etwas einzufallen, denn er wandte sich noch einmal um und schaute Malfoy böse an. "Und bevor ich es vergesse: Fünfzig Punkte Abzug von Slytherin und dreißig Punkte für Gryffindor!", donnerte er, dann verschwand er endgültig.

Harry, Ron und Hermine brachen in lautes Gelächter aus, als sie Malfoys perplexes Gesicht und die bösen Blicke der anderen Slytherins bemerkten.

"Du kannst wirklich gut singen, Hermine", sagte Ron während sie hoch zum Schloss gingen.

"Danke", erwiderte Hermine und wurde leicht rot dabei.

"Warum hast du bis jetzt denn nichts davon gesagt?", fragte Harry neugierig.

"Ihr habt nie gefragt. Und außerdem gab es ja nie eine Gelegenheit, bei der ich hätte singen können."

"Du hättest in unserem ersten Jahr Fluffy, den dreiköpfigen Hund in den Schlaf singen können, erinnerst du dich noch?", gab Ron zu Bedenken und grinste.

"Da war ich zu sehr damit beschäftigt, auf euch aufzupassen, damit ihr lebend wieder rauskommt", gab Hermine zurück und grinste ebenfalls.

"Jedenfalls werden wir dich jetzt ja wohl öfters singen hören, oder? Wir können ja mal ein Konzert im Gemeinschaftsraum geben. Nur für Gryffindor, versteht sich", schlug Harry vor.

"Untersteht euch, irgend jemandem davon zu erzählen! Ein Konzert, träumt weiter!"

"Ist ja schon okay, wir sagen es niemandem. Aber du könntest deine Zaubersprüche jetzt in Verwandlung ja mal singen, das wäre interessanter. Und das Gesicht von Professor McGonagall würd' ich zu gerne sehen", meinte Harry und musste bei Hermines Gesichtsausdruck lachen.

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Der Schultag verging ohne weitere nennenswerte Vorkommnisse und als Harry, Ron und Hermine am Nachmittag zum Quidditchfeld gingen, war Ron so nervös wie lange nicht mehr.

"Ich kann das nicht Harry! Ich mach mich komplett zum Affen!", stieß er gequält aus.

"Ach Quatsch! Du bist gut!", wehrte Hermine seine Selbstvorwürfe entschieden ab und sofort war Ron ein bisschen weniger grün im Gesicht.

"Hermine hat Recht. Alicia und Angelina werden dich bestimmt nehmen. Und außerdem haben Fred, George und ich ja auch noch ein Wörtchen mitzureden. Und Katie mag dich auch. Also: du hast so gut wie gewonnen", fügte Harry hinzu.

"Ihr solltet aber nicht parteiisch sein", warnte Hermine und Harry zuckte unter ihrem strengen Blick lächelnd die Schultern.

Am Quidditchfeld angekommen, setzten sie sich auf die unteren Ränge der Tribüne und schauten den Leuten zu, die schon vor ihnen da gewesen waren und bereits munter durch die Luft flogen.

"Guckt mal, da ist Seamus. Er ist nicht schlecht", sagte Hermine und deutete auf einen Jungen in einem braunen Umhang, der eben einen Ball erfolgreich abwehrte.

"Er ist besser als ich", meinte Ron dunkel.

"Ron, halt die Klappe und mach dich nicht dauernd selbst verrückt. Du weißt, dass du gut bist!", ordnete Harry streng an und ging zu den anderen Mitgliedern des Gryffindor-Teams.

"Hey, Harry. Hast du Ron mitgebracht?", fragte Fred grinsend.

Harry nickte.

"Euren Bruder?", fragte Katie Fred und George.

"Er ist gut", meinte George nur.

"Dann ist ja vielleicht bald die gesamte Weasley-Truppe in unserem Team. Fehlt nur noch Ginny", grinste Angelina.

"Oh, ich glaub, die hat mit Quidditch nicht viel am Hut. Eher mit den Kommentatoren. Ich hab sie eben schon wieder mit Lee zusammen gesehen", sagte Alicia und grinste ebenfalls.

"Können wir jetzt anfangen?", fragte Harry. Er wollte nicht weiter über Ginnys Liebesleben mit Lee sprechen.

"Klar. Ron, du bist der Erste!", rief Angelina Ron zu, der sofort schneeweiß wurde.

Doch nachdem ihn Hermine noch einmal kräftig angeschubst hatte, bestieg er seinen Besen und erhob sich in die Luft.

"Katie, Angelina, ihr werft ihm Bälle zu. Aber verschont ihn bloß nicht", sagte Alicia zu ihren beiden Jägerinnen und auch sie begannen zu fliegen.

Harry knabberte nervös an seinen Fingernägeln, als er gespannt Alicias Blick betrachtete, der prüfend auf Ron gerichtet war. Immer wieder machte sie sich ein paar Notizen und Harry versuchte vergeblich, sie zu lesen. Seiner Meinung nach war Ron nämlich wirklich gut. Er hatte nun schon zwei Bälle gefangen, die nahezu nicht haltbar gewesen waren. Auch Alicia musste das bemerkt haben, denn sie hob anerkennend die Augenbrauen.

Nach fünf weiteren, nervenaufreibenden Minuten, durfte Ron wieder runter kommen. Er landete neben Harry und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

"Na, wie war ich?", fragte er neugierig.

"Du warst total klasse! Aber wir müssen noch die anderen Bewerber abwarten. Das Ergebnis wird beim Abendessen bekannt gegeben", informierte ihn Harry und Ron ging mit roten Wangen zurück zu Hermine, die ihn übermütig umarmte, was Harry, Fred und George, die das bemerkt hatten, zu einem Grinsen bewegte.

"Also, wenn aus unserem Bruderherz und Hermine kein Paar wird, fress' ich meinen Besen", verkündete Fred.

"Was ist der Wetteinsatz?", lachte George.

Harry stimmte in das Lachen der beiden mit ein. Fred hatte ja Recht.

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Beim Abendessen war Ron das reinste Nervenbündel. Er saß neben Harry und trat aus Versehen immer wieder gegen Hermines Schienbein, da sie ihm genau gegenübersaß.

"Ron!", stöhnte Hermine beim zehnten Mal entnervt. "Würdest du bitte aufhören, ständig gegen mein Bein zu treten? Ich würde es morgen gerne noch benutzen!"

"Jetzt mach dir mal keine Sorgen. Du wirst genommen! Und wenn nicht . . . diesen Fall gibt es gar nicht", sagte Harry beschwichtigend.

In diesem Moment erhob Alicia ihre Stimme und Ron wurde speiübel.

"Ich werde nun das Ergebnis von unserem Training heute Mittag verkünden. Ich hab wirklich ein paar sehr gute Flieger gesehen und wenn ich mehr Plätze zu besetzten hätte, würde ich euch alle nehmen. Aber ich musste mich eben für einen von euch entscheiden."

"Kann sie jetzt nicht endlich sagen, wer der neue Hüter ist!", flüsterte Ron gequält, was ihm einen mitleidigen Blick seiner beiden Freunde einbrachte.

"Der neue Hüter des Quidditch-Teams von Gryffindor ist - Ron Weasley!"

Der ganze Tisch brach in lauten Beifall aus, während Harry Ron auf die Schulter klopfte und Hermine um den Tisch herum rannte, Ron umarmte und ihm einen begeisterten Kuss auf die Wange drückte.

Ron indessen blickte wie betäubt vor sich hin und wirkte, als könne er gar nicht glauben, was er eben gehört hatte. Erst Hermines Kuss löste ihn aus seiner Erstarrtheit und sein Gesicht nahm eine tiefrote Farbe an.

"Herzlichen Glückwunsch, Brüderchen!", schrie George drei Plätze von ihm entfernt und Fred jagte ihm zur Feier des Tages einen Fluch auf den Hals, der seine Haare gelb werden lies.

"Danke, Alicia, ich . . . hätte das echt nicht erwartet", stammelte Ron schließlich, als sich die Gryffindors wieder beruhigt hatten.

"Schon okay. Du warst eben der Beste", erwiderte Alicia schulterzuckend. Doch ihrem Grinsen konnte man entnehmen, dass auch sie sich freute.

Den restlichen Abend verbrachten die Gryffindors, vor allem das gesamte Quidditch-Team, Hermine, Ginny und Lee Jordan damit, Rons Aufnahme zu feiern. Auch Sirius, der unverständlicherweise schon von dem Ergebnis wusste, schaute in seiner Hundegestalt kurz vorbei. Angelina, die eine unglaubliche Angst vor Hunden hatte, stieß bei seinem Erscheinen einen kleinen Schrei aus, was die anderen überhaupt erst auf den riesigen Hund aufmerksam machte. Nach der ersten Schrecksekunde, die hauptsächlich Harry, Ron und Hermine betraf, wurde Sirius jedoch von allen gestreichelt und es schien, als würde er sich pudelwohl fühlen. Sogar Angelina verlor ihre Scheu vor ihm. Und als Sirius sich schließlich zu Ron verdrückte und ihm mit einem anerkennenden Blick in den Augen den Kopf auf die Beine legte, meinte sie: "Also, wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich sagen, dieser Hund versteht alles, was wir sagen und weiß ganz genau, dass Ron unser neuer Hüter ist."

Harry, Ron und Hermine grinsten sich wissend an, schwiegen aber.

Als Harry und Ron sehr viel später am Abend in ihren Betten lagen, und Dean, Seamus und Neville schon schliefen, fragte Harry Ron scheinheilig: "Sag mal, was war eigentlich besser? Die Tatsache, dass du zu unserem neuen Hüter geworden bist oder die Tatsache, dass Hermine dich geküsst hat?"

Ron wurde erneut feuerrot und er war froh, dass man sein Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen konnte. "Was heißt geküsst? Das war ein freundschaftlicher Kuss auf die Wange, weil sie sich für mich gefreut hat", wehrte er ab, ohne Harrys Frage zu beantworten.

"Na und? Es war ein Kuss, ob du nun willst, oder nicht. Also, was war besser?"

"Das geht dich überhaupt nichts an", grummelte Ron und verschwand unter seiner Decke.

Harry grinste in sich hinein. Er wusste die Antwort auch ohne, dass Ron es zugab.

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Jips, das war's für heute. Und jetzt mach ich erst mal mindestens eine Woche lang kein Update, weil ich nämlich mit meiner Klasse auf Studienfahrt in Rom bin *freu*. Danach geht's aber mit dem neunten Kapitel weiter, versprochen. Und - die übliche Bitte am Schluss *gg* - hinterlasst doch bitte ein Feedback! Liebe Grüße!