Kapitel 13 - Der Burgwall

(Editiert am 19.11.03)

Obwohl der Dunkle Lord in mit seinem Versprechen "Eine Familie pro Tag" Harry ziemlich Angst gemacht hatte, hatte er, als sie in Richtung Fort William gingen, keine weiteren Visionen. Sie waren schon fast dort. Er musste immer daran denken, dass es jeden Moment wieder losgehen konnte. Es war bald Weihnachten, dachte Harry, während sie ihren Tagesmarsch fortsetzten, der Schnee fiel auf ihre Füße. Harry vermisste seine Freunde immer mehr, sie hatten seit Jahren immer Weihnachten gemeinsam verbracht, sie waren auch nie lange voneinander getrennt gewesen. Es war ihr erstes Jahr alleine. Dieses Jahr bekam er wohl keinen Weihnachtspulli von Mrs. Weasley. Und dass, obwohl es das erste Jahr war, in denen er wirklich einen gebrauchen konnte.

Es war sehr kalt und es schneite jetzt schon seit Tagen. Aus einem Harry nicht ganz begreiflichen Grund liefen sie noch immer nach Norden, obwohl es auch nicht wirklich etwas machte, denn sie mussten wohl erst ganz nach Spanien, wenn sie in eine wärmere Region wollten. Er lebte nur noch für die gemeinsamen Abende, zu kalt und zu dunkel als das etwas anderes zu ließ, als in ihrem Bett aneinander gekuschelt zu liegen, nachdem sie trainiert hatten, es war ein hartes Leben. Bis auf das Kuscheln vielleicht.

Harry hielt Sevs Hand, was auch ein netter Aspekt ihres Lebens war, sie gingen sehr dicht beieinander, denn es war wirklich kalt und deshalb war Harrys mit Sevs Hand in Sevs' Manteltasche.

"Hast du deinen Bruder je als dein Eigentum angesehen?", fragte Harry, als ihm der Gedanke kam.

"Warum fragst du?", fragte Severus um anzudeuten, dass er auch über das Thema reden wollte.

"Ich habe mich gefragt, inwieweit der Bund unsere Beziehung beeinflusst."

"Ohne ein "uns" gibt es keinen Bund, deshalb ist der Bund stark, wenn er einmal geformt ist, besonders wenn wir beide die Schwerter halten. Teile der Macht bleibt für immer in uns, andere haben wir nur inne, wenn wir durch die Schwerter verbunden sind. Wenn wir beide die Schwerter haben und jemand mich töten will, wirst du ohne zu Zögern reagieren können. Aber selbst ohne das Schwert bist du sehr besitzergreifend, um jede Gefahr die mir droht schnellstmöglich abwehren zu können, du würdest jeden töten, der mir etwas antun will, nur ich habe die Macht dich zu stoppen, aber niemand anderes, wenn die Entscheidung einmal gefällt ist.", erklärte Severus. "Nun, vielleicht Albus, aber sonst niemand", fügte Severus hinzu, "Um deine Frage zu beantworten: Mein Bruder war ebenso besitzergreifend, er war außerdem der Ältere. Unsere Beziehung war viel intensiver geworden, nachdem wir den Bund eingegangen waren, obwohl es immer noch brüderlich war, nicht wie bei dir und mir. Du wirst genauso besitzergreifend sein. Ich bin deine Kraft, die Summe von dem was zwischen uns ist. Als mein Bruder starb, fühlte ich mich, als hätte ich alles verloren, ich war eine leere Hülle. Ohne Kraft, ohne Liebe, ohne Hoffnung, alles war verloren. Alles was ich wollte, war Rache und dann selber sterben. Es gab einfach nichts anderes, keinen Grund weiter zu machen. In einem Bund gibt es nicht viel Platz für anderes, ein paar Freunde vielleicht. Es gibt die Bund-Fähigkeit nur ein Kind zu zeugen, es gibt keinen Platz für weitere. Damit vorgesorgt wird, dass es nicht allzu viele mächtige Zauberer gibt."

Gut, dachte Harry, er hatte gefragt und Severus hatte ihm detailliert geantwortet. "Aber es gibt doch gar nicht so viele Schwerter?", fragte Harry.

"Denkst du, dass es fair wäre, jemandem das Glück zu nehmen, ein neues Leben in die Welt zu setzten, bloß weil er die Macht annimmt, die Welt zu verteidigen? Wenn die Beziehung zu einander so stark ist?", fragte Severus schroff, "Außerdem sind die Kinder, die durch einen Bund entstehen meist besonders begabt."

"Deshalb müssen wir, wenn wir überleben", sagte Harry und konnte kaum glauben, worüber sie sich unterhielten.

"Nein, müssen wir nicht", antwortete Severus, "Keine Sorge. Wir hatten ja schon gesagt, dass wir das nicht tun werden. Ich habe von der Geschichte der Schwerter geredete, der Theorie dahinter, nicht über uns im Speziellen."

Harry konnte sich nicht daran erinnern, dass sie beide entschieden hätten, dass sie kein Kind bekommen wollten. Wahrscheinlich hatte Sev für beide entschieden, er konnte nicht verstehen, warum er sich so enttäuscht fühlte. Ich verstand Severus nicht, in einem Moment redete er von wichtigen Pflichten und dann zog er sich zurück, als konnte er es nicht ertragen, darüber nachzudenken.

Sie kamen bald an einen Zaun und Harry musste Severus Hand für eine kurze Zeit loslassen und kletterte hinüber, er landete sicher auf der anderen Seite.

"Nun, das sollte deine Fragen beantworten über die Macht der Schwertern", meinte Severus als er Harrys Hand wieder nahm.

"Ich habe wohl schon ein bisschen Balance und Koordination von dem Schwert übernommen, ich falle nicht mehr flach auf die Nase", sagte Harry und lächelte.

"Ja", antwortete Severus liebenswürdig, "Möchtest du eine Banane?"

Harry akzeptierte sein Angebot. Bananen waren gut zum Wandern, sie kamen in ihrer eigenen Hülle, so dass einem die Hände nicht dreckig wurden, wenn man sie aß.

Harry pellte die Schale ab und biss ein kleines Stück ab. Er schaute zu Severus hinüber und sah, dass Severus seine Banane ein gutes Stück in den Mund schob, bevor er abbiss. Oh, woran er bloß wieder denken musste, er schaute auf den Boden und merkte, wie er leicht rot wurde. Severus, der ziemlich hungrig war, schien nicht zu bemerken, was er angerichtet hatte.

*****

Severus war gerade eingeschlafen, als er wieder den unbeschreiblich schmerzenden Griff an seinem Arm fühlte. Harry lag schon gegen seine Brust gelehnt, und obwohl Severus schon eingeschlafen hatte, lag Harry immer noch in seinen Armen.

"Sev", sagte Harry leise, "Diesmal ist es wirklich schlimm."

Severus versuchte seine Hand auf Harrys Haut zu legen um ihm Linderung zu verschaffen, aber die Vision ließ es nicht zu. Obwohl nur ein bisschen von Harrys Schmerzen auf ihn übergingen, merkte er wie seine Kräfte schnell aufgebraucht wurden

Es schien so, als könnte er überhaupt nichts für Harry tun, außer ihn halten, das war schon etwas.

"Ich lass dich nicht gehen, alles wird gut", versuchte Severus ihn zu überzeugen, aber er glaubte es selber nicht.

"Es bringt mich um", schaffte es Harry zu sagen und presste seine Stirn gegen Severus Brust, er fiel ihn Ohnmacht.

Wie zu vor, krümmte sich Harry in Severus Armen zusammen und bewegte sich nicht weiter. Severus setzte sich auf und zog die Rucksäcke hinter sich um sich anzulehnen. Er brachte Harry in eine Position, die ihm für die wohl bald folgende Attacke am geeignetsten schien. Für ein paar Sekunden blieb Harry ruhig, bis er sich dann mit aller Kraft gegen Severus stemmte und um sich schlug. Seine Hände versuchten die Narbe aufzukratzen, aber Severus hatte ihn so weit im Griff, dass er seine Stirn nicht erreichte.

Jeder Muskel in seinem Körper zog sich zusammen, Harry hatte Recht, dieses mal war es besonders schlimm.

Severus hatte immer mehr Schwierigkeiten ihn ruhig zu halten, er versuchte immer weiter, seine Narbe zu erreichen. Doch jetzt pressten sich seine Fingernägel stattdessen in Severus Rücken. Er hatte irgendwie einen Weg gefunden unter sein Hemd zu kommen, aber es gab nichts, was Sev dagegen tun konnte. Er fühlte, wie seine Nägel seine Haut blutig kratzen, er spürte Blut fließen und dann wie er weiter in den offenen Wunden kratzte.

Es war eine Qual, aber er hatte schon mehr durchgestanden und er hatte beschlossen, es durchzuziehen, komme was wolle. Irgendwann in der Zukunft, nahm er sich vor Harry vorzuschlagen, dass er auch wie jeder normale Teenager anfangen würde, an seinen Nägeln zu kauen.

Es wollte nicht vorbei gehen, Harrys Bewegungen wurden immer unkontrollierter. Es schien, als würde es eine Ewigkeit dauern, aber Harry wurde nicht ruhiger, er schüttelte sich, so dass Severus ihn loslassen musste. Er trat mit seinen Beinen und stieß sich von Sev ab, er ließ von seinem Rücken ab und boxte ihm in die Rippen. "Geh, geh weg von mir", murmelte Harry, er wurde ruhiger und bewegte sich nicht mehr,

"Bleib ruhig, Harry", versuchte Severus ihm zu sagen, aber seine Worte drangen nicht zu ihm durch.

Harrys Augen standen weit offen, aber er war nicht bei Bewusstsein, sie sahen leer aus. Er war immer noch in der Vision gefangen, irgendwie.

"Geh weg von mir, Bastard!", schrie Harry plötzlich und stieß sich von Severus weg. Severus schaffte es ihn festzuhalten, aber er hoffte wirklich, dass es bald vorbei war.

"Ich will dir nicht weh tun, aber ich kann dich nicht loslassen. Sei ruhig.", versuchte Severus erneut auf ihn einzureden.

Harry schüttelte sich weiter. "Du hast sie getötet, du hast sie alle getötet!", schrie er.

"Harry, beruhige dich, mein Schatz, sei ruhig", versuchte es Severus erneut.

"Du wirst meinen Freunden nicht weh tun", rief Harry und Severus musste alle seine Kraft aufbringen, um ihn festzuhalten.

"Ich werde dich zuerst töten", Harrys Hand wanderte zurück auf Severus Rücken und kratze in den Wunden. Severus zuckte zusammen, er konnte ihn für einen Moment nicht halten. Harry nutzte diese Gelegenheit aus und drehte sich um und kniete vor ihm. Er schaute ihn mit einem unheimlichen Gesichtsausdruck an. Seine Augen waren immer noch so seltsam. Er holte aus und gab Severus eine schmerzhafte Ohrfeige. Die Stärke haute Severus um und er war kaum für eine Gegenwehr bereit.

Harry setzte sich auf ihn und versuchte ihn erneut zu schlagen. Severus neigte seinen Kopf zur Seite, aber der dritter Angriff zielte auf seinen Bauch. In seiner Vision gefangen dachte er wohl, dass Severus der Dunkle Lord war. Es war nicht gut, dachte Severus, er kannte Harrys Pläne mit dem Dunklen Lord.

Severus hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, er schaffte es Harrys Hand zu packen, er wollte zurück schlagen, aber Harrys andere Hand zog an seinen Haaren. Severus hoffte, dass Harry nicht auf die Idee kam, seinen Zauberstab oder gar sein Schwert zu benutzen, er hatte schon genug Probleme mit seiner physischen Kraft.

Harry schüttelte sich um seine Hand wieder frei zu bekommen, seine Augen waren unheimlich und dunkel, als wäre er blind. Severus fasste sein anderes Handgelenk, aber wusste nicht, wie er ihn aus seinen Haaren bekommen könnte.

"Du kannst mich nicht haben, ich werde nicht kommen.", schrie Harry eine nicht anwesende Person an. Severus konnte ihn nicht länger halten und Harry riss sich los, doch anstatt ihn erneut zu schlagen, kletterte er ihn atemberaubender Geschwindigkeit aus dem Zelt.

Als Severus ebenfalls draußen war, konnte er Harry trotz der Dunkelheit weglaufen sehen. Glücklicherweise reichte das Mondlicht aus um ihn zu verfolgen. Harrys nicht sehende Augen konnten ihm nicht viel bei dem Gelände helfen und er stolperte oft. Severus schaffte es ihn einzuholen und fasste ihn um seine Hüfte und seine Schultern.

Sie wälzten sich auf dem Boden und Severus versuchte sein bestes, ihm nicht weh zu tun, aber wusste nicht, wie er das weiterhin vermeiden konnte. Harry riss sich von ihm los und stand auf. Er trat ihm in die Brust.

Und noch einmal.

Der Schmerz nahm ihm den Atem und er konnte nicht viel tun, als er sah, wie Harry ihm davon lief. Er schaffte es sich aufzusetzen und fühlte, dass ein oder zwei Rippen gebrochen sein mussten. Aber er hatte keine Wahl, er musste Harry irgendwie stoppen.

Severus hatte eine Idee, wie er ihn aufhalten konnte, falls die Vision ihn nicht blokierte und er Harry fand. Severus stand auf und lief ihm nach, er drückte mit der Hand gegen seine Brust. Glücklicherweise war Harry nicht sehr ausdauernd, Severus dankte wem auch immer dafür, dass Harry so abgenommen hatte und noch von ihrem Tagesmarsch erschöpft war. Harry lief immer noch, aber er stolperte häufiger, als Severus bei ihm war, fiel er auf einem kleinen Felsen hin.

Severus setzte sich auf Harry und versuchte seine Schmerzen zu ignorieren, er würde Harry nicht direkt in die Arme des Dunklen Lords laufen lassen. Harry wehrte sich heftig, aber er wusste nicht, was Severus vorhatte, deshalb konnte er ihn nicht daran hindern. Er umfasste Harry bei seiner Hüfte und ließ seinen Armen freien Lauf, die die Gelegenheit nutzen, ihn zu schlagen. Er zog ihm das Hemd hoch. Severus ignorierte Harrys Versuche sich frei zu schüttelt und konzentrierte sich auf sein Ziel.

Severus Hände berührten Harrys Haut, er konnte seine Heilkräfte benutzen, wenn die Vision ihn ließ. Er versuchte sich zu konzentrieren, es gab eine Technik, mit der man im Notfall die Schmerzen kontrollieren konnte, wenn ein Trauma vorlag, es hielt acht Stunden an und ebbte in den nächsten vier langsam ab. Es würde die Vision nicht direkt treffen und sie vielleicht so brechen können. Er hielt ihn mit der einen Hand fest und drückte mit der anderen auf sein Rückrat, dann verband er sich mit der Energie, die durch Harrys Nerven flossen und verlangsamte sie, er wusste nicht genau, was er weiter machen sollte und verlangsamte sie weiter, dass Harry sich sehr langsam bewegte. Er war froh, dass er so gut in den Heilkünsten war, das war etwas, was nicht irgendjemand anderes tun konnte. Harry konnte seine Beine nun kaum bewegen, aber ihm blieben trotzdem seine Sinne. Obwohl Harry sich nun immer noch schüttelte und versuchte zu kratzen, blieben seine Beine ruhig.

"Was hast du mit mir gemacht, du Bastard! Ich wollte zu dir kommen", schrie Harry, Tränen standen ihm in seinen leblosen Augen, als Severus ihm seine Arme hinter den Rücken hielt und versuchte festzuhalten. Harry wehrte sich und versuchte an allem zu kratzen, was ihm in die Finger kam

Severus wusste, dass das, was er getan hatte, noch nicht ausreichte, obwohl er nicht riskieren konnte, eine höhere Technik anzuwenden. Er überlegte, dass Harry wohl nicht sehr erfreut sein würde, wenn er wieder aufwachte, aber er konnte ihn nicht länger zurückhalten. Er konnte es nicht mehr ertragen, ihn so zu sehen. Er wusste, dass Harry nicht sehr weit kommen konnte, also konnte er es wagen einen Arm loszulassen und den anderen in beiden Händen zu halten. Er hielt ihn kurz vor seiner Schulter und benutzte seine Fähigkeit die Muskeln lahm zu legen. Harry konnte seinen Arm nun bis zu den Fingerspitzen nicht mehr bewegen. Er tat das selbe mit dem anderen Arm und versuchte Harry Weinen zu ignorieren.

"Vergib mir", flüsterte Severus und bemerkte, dass er zitterte. Er saß auf dem kalten Schnee und Harry lag unter ihm, also musste es ihm noch viel kälter sein. Er musste sie irgendwie beide zurück ins Zelt schaffen und er musste ihm einen Zaubertrank einflößen, der ihn aufwärmen würde, bevor sie beide erfroren.

"Lass mich gehen, ich muss ihnen helfen, lass mich gehen", sagte Harry und weinte, seine Augen waren noch immer leer. "Du kannst mich haben! Ich habe versucht zu dir zu kommen, nimm mich, nicht sie."

Severus hob Harrys bewegungslosen Körper hoch, ignorierte den stechenden Schmerz in seiner Brust und ging zurück ins Zelt. Harry war noch immer in der Vision gefangen und flehte den Dunklen Lord an ihn zu töten und namenlose Andere zu verschonen. Severus weinte auch, als er das alles hörte, so nah als ob er zu ihm gesprochen hätte.

Severus legte Harry in ihr Bett. Er holte im Licht seines Zauberstabs seine Zaubertränketasche hervor, während Harry immer noch bewegungslos da lag und Severus für den Dunklen Lord hielt. Severus hatte nur zwei Phiolen, er wünschte sich, dass er mehr für den Winter eingepackt hätte. Wenigstens hatte er dieses Paar eingepackt. Diesen Wärmezaubertrank hatte er mitgenommen, falls einer von ihnen in einen Fluss fallen würde oder etwas Ähnliches passieren würde, ein nicht erwarteter Unfall. Er trank eine Phiole selber und legte sich dann zu Harry ins Bett. Er konnte die Wärme in seinem Körper schon spüren, aber emotional fror er noch immer.

Irgendwie musste Severus Harry dazu bringen, den Trank zu trinken, obwohl er ihn immer noch für den grausamsten Zauberer der Welt hielt. "Öffne den Mund", würde wohl kaum helfen. Harry starrte Severus mit seinen leeren Augen an, das Heulen und Betteln hatte aufgehört. Severus griff ihn in die Haare und erinnerte sich daran, wie Onkel Vernon ihn im Denkarium ähnlich behandelt hatte. Harry reagierte instinktiv und atmete scharf ein, Severus nutzte den Moment aus und schüttete ihm die Phiole in den offenen Mund, dann hielt er seinen Kopf mit beiden Händen fest, so dass er es nicht ausspucken konnte. Nach einigem Widerstand konnte er loslassen, Harry hatte geschluckt.

"Ich hasse dich!", schrie Harry, er begann wieder zu weinen, als Severus ihn los ließ. "Du Bastard. Du hast sie alle getötet.", wiederholte er viele male.

Severus lag neben Harry, er hatte sich auf die Seite gedreht. Severus hatte einen Arm um ihn gelegt, aber blieb auf Distanz weil Harry seine einzige Waffe, die ihm noch geblieben war, ausnutze, wenn Severus zu nah war. Alles was er tun konnte, war darauf warten, bis es zu Ende war, er konnte nicht riskieren zu schlafen und es schien, als würde es eine sehr lange Nacht werden.

Severus Augen wollten sich gerade schließen, trotz seines Vorsatzes wach zu bleiben, als Harry vor Schmerzen aufschrie. Der Schrei schien von physischem Schmerz zu kommen, nicht wie die ganze Zeit vorher von emotionalem.

Severus setzte sich auf und schaute zu Harry hinüber, seine Augen waren geschlossen und sein Hals und verspannte sich, als würde sich eine neue Vision anbahnen. Severus Nervenheiltechnik funktionierte immer noch, deshalb konnte Harry sich nicht weiter bewegen. Severus seufzte, eine weitere Vision, er hoffte, dass Harry aus dieser besser herausfand. Er wusste nicht, was er sonst noch tun konnte, er wusste nicht, was er tun sollte, wenn Harry nicht zu ihm zurückkehren würde. Er musste daran denken, denn Harry schien so weit von ihm entfernt. Severus fragte sich, ob er die Stärke haben konnte, es zu einem Ende zu bringen, wenn alles, was von ihm über war, ein atmender Körper war.

*****

Harry Perspektive

"Es bringt mich um", sagte Harry, er presste seinen Kopf gegen Severus Brust und versuchte die Ohmacht zu bekämpfen, obwohl er wusste, dass es nicht viel Sinn machte. Diese würde schlimm werden und er versuchte Sev zu warnen, aber er dachte nicht, dass er es geschafft hätte und er wusste, dass Sev ihn nicht verstanden hatte.

Es begann nach dem bekannten Schema, eine Gruppe von maskierten Todessern, ein Feld, ein Garten, ein Haus und darin eine Familie. Harry sah, wie sie getötet wurden und erkannte keinen einzigen und wunderte sich, dass der Dunkle Lord nicht mehr Fantasie hatte.

Und dann veränderte sich die Szenerie, ein Burgwall, nein nicht irgendein Burgwall. Die Schule, es war der Westwall der Schule. Harry konnte das Quidditchfeld sehen und etwas vom Verbotenen Wald. Und da war der See in Mondlicht getaucht als sie über ihn hinweg flogen. Sie flogen im Tiefflug über die Barrikaden und dann wieder höher über eine Armee von Hunderten von Todessern. Niemand wehrte die Attacke ab, niemand wurde alarmiert, nur ein paar Räume hatten beleuchtete Fenster. Harry sah erschrocken, wie sie den Turm des Schulleiters einkreisten und dabei komplett unbemerkt blieben.

Die Landschaft veränderte sich wieder, Harry ging mit einer Gruppe von etwa zwanzig Todessern, also einer ziemlich großen Gruppe um eine Familie zu töten, über eine Wiese. Ein paar der Todesser lachten, als sie ein Haus erreichten, Harry erkannte es, und wusste, wo sie waren. Jetzt verstand er, warum es so viele waren.

"Das Weasley Haus", sagte ein Todesser lachend, "Denkst du, dass wir genug sind, um Sie alle zu töten?"

Harry versuchte die Todesser abzuhalten, aber in die Vision konnte er nicht eingreifen, er war körperlos. Er konnte seine eigene Hand sehen, aber sie ging geradewegs durch die Todesser hindurch, wenn er sie anfassen wollte. Harry versuchte sein Schwert zu erreichen, aber er trug nur die Kleider, die er zum Schlafen angezogen hatte, sein Hemd, seine Unterhose und seine Schuhe. Warum hatte er seine Schuhe nicht ausgezogen, fragte er sich.

Die Todesser waren an der Tür, alle Lichter waren aus, sie wollten sie im Schlaf überraschen. Plötzlich fand Harry sich im Körper eines Todessers wieder. Er hielt einen Zauberstab vor sich. Die Tür flog auf und sie gingen hinein, bahnten sich einen Weg durch das leichte Chaos der Familie und gingen die Treppe hoch. Harry ging zu Ginnys Zimmer. Als Harry in das Zimmer einbrach, sah er sie unter ihrer Decke mit dem Licht ihres Zauberstabs lesend. Bei dem Geräusch, das Harry verursachte, schrak sie hoch und starrte ihn panisch an, als Harry seinen Zauberstab hob. Er konnte nicht verstehen, warum Ginny hier war, sie hätte in der Schule sein sollen.

"Moran craidh!", sagte Harry als Todesser und deutete lachend mit seinem Zauberstab auf Ginny. Diese wand sich in ihren Schmerzen und ihr Gesicht war von den Qualen verzerrt. Es war nur ein Spiel, das er mit ihr spielte und Ginny wusste, was bald kommen würde, er sah es in ihren Augen.

"Bas aithghearr!", rief er.

Der Fluch ließ sie in sich zusammen sinken, ihr Gesicht war ausdruckslos und tot.

Harry trennte sich wieder von dem Köper des Todessers, als dieser sich zum Gehen umdrehte, er schien es einfach nicht für nötig zu halten, zu überprüfen, ob Ginny wirklich tot war. Auf dem Flur standen alle Türen offen, außer Rons. Die Todesser waren an seinem Zimmer nicht interessiert.

Als sie das Haus verließen fragte Harry sich kurz, wo Ron sein konnte, er wollte nicht daran denken, dass er vielleicht schon tot war. Ron musste an Leben sein, er musste es einfach. Aber er hätte da sein müssen und war es nicht.

Er war plötzlich wieder wo anders, Harry flog wieder hoch über dem Schloss. Er wusste, dass er wieder im Körper eines Todessers war und dass es immer noch Schulzeit war, aber bald alle in die Weihnachtsferien fahren würden. Das Schloss war voller Schüler, alle schlafend in ihren Schlafsälen und wiegten sich in Sicherheit. Sie umkreisten den Turm des Schulleiters wieder. Harry verstand nicht, warum dies alles passieren konnte, das Schloss war gut beschützt, war es wenigstens gewesen. Sie wollten zu Albus, sicher wusste er, dass sie da waren. Sicher war Albus schon nicht mehr da.

Harry sah, wie er seinen Zauberstab hob und ihn auf den Turm richtete.

"Sgain!", rief er und die anderen Todesser taten es ihm gleich. Blaue Kugeln aus Licht wurden aus den Zauberstäben geschleudert und trafen den Turm beinahe gleichzeitig. Die Todesser selber strauchelten ein bisschen bei der Explosion, die von dem Turm nichts als den Eingang übrig ließ. Trümmerstücke flogen umher und Harry konnte jedes kleine Detail sehen, was als nächstes passierte, nach dem sie sich vor den Trümmerstücken in Sicherheit geflogen hatten.

Plötzlich flogen sie zum Schloss zurück. Als sie näher kamen, konnte Harry die Leute auf dem Boden sehen, Szenen von Angst. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen und er erkannte, dass er sich in einem steinernen Raum befand, der Dunkle Lord persönlich vor ihm, er lächelte ein böses, triumphierendes Lächeln. Der Dunkle Lord ging auf ich zu, er erreicht ihn.

"Geh, geh weg von mir!", sagte Harry verzweifelt und versuchte zurückzuweichen, er konnte sich aber nicht bewegen.

Der Dunkle Lord griff nach seinem Arm, er versuchte ihn abzuschütteln.

"Geh weg von mir, du Bastard!", schrie Harry und versuchte ihn abzuschütteln, so stark wie er konnte. Er konnte nicht weg. Sie waren in einem versiegelten Raum irgendwo. Er wusste nicht wo sie waren. "Du hast sie alle getötet!", sagte er und Tränen standen ihm in den Augen.

"Ich habe niemanden getötet, meine Todesser haben die Arbeit getan, und du Harry, du hast Ginny getötet. Wie hat es sich angefühlt? Erst mit ihr zu spielen und sie dann zu töten? Das hast du gut für deinen ersten Mord gemacht, sie hat nicht einmal geschrieen. Aber eigentlich macht es mehr Spaß, wenn sie schreien, das wirst du auch bald herausfinden. Ich frage mich, wer als nächstes dran ist. Wir umkreisen gerade das Schloss, wer denkst du, ist gerade da? Ein paar von deinen Freunden vielleicht?"

"Du wirst keinem meiner Freunde weh tun", sagte Harry, "Ich werde dich erst töten:"

"Und wie willst du das tun, Kleiner?", fragte der Dunkle Lord.

Plötzlich war Harry frei und griff nach seinem Zauberstab, aber er hatte ihn nicht bei sich. Er starrte den Dunkle Lord angstvoll an, er wusste nicht einmal, ob er wirklich mit ihm sprach oder nicht. Es war wie eine Vision, aber sie konnten sich gegenseitig berühren, das war anders, als er es zuvor erlebt hatte. Konnte der Dunkle Lord genauso wie alle anderen Menschen getötet werden, fragte sich Harry? Konnte er es in seiner Vision tun? War diese Vision anders genug dafür? Er gab den Dunklen Lord eine Ohrfeige, wenn er ihn so beschäftigen konnte, war es ihm vielleicht möglich zu fliehen. Er konnte nicht einfach nur da stehen und nichts tun, egal wie sinnlos seine Handlungen waren. Der Dunkle Lord lachte nur.

"Du wirst zu mir kommen und den Weg kennen", befahl der Dunkle Lord und er war wieder wo anders. Sie standen beide auf einem Feld, unter einem wolkenlosen Himmel.

"Du kannst mich nicht haben, ich werde nicht kommen", sagte Harry als er loslief.

Harry wusste nicht, wo er hin lief aber er wusste, das er nicht anhalten durfte, irgendwie. Hinter ihm konnte er den Dunklen Lord lachen hören. Alles was er wusste war, dass er nicht stehen bleiben durfte. Er fiel hin und rannte dann weiter, plötzlich war der Dunkle Lord vor ihm.

"Du kannst hin rennen, wo du willst, egal in welche Richtung, du wirst immer zu mir kommen, dass ist immer noch meine Vision. Wenn du weiter läuft, wirst du zu mir kommen und alle werden in Sicherheit sein oder ich werde sie alle töten und dich zusehen lassen. Eigentlich könntest du es auch selber tun, in einem meiner loyalen Diener. Wenn du deine Freunde sterben lassen willst, dann bleib stehen, das ist alles was du tun musst."

Harry lief weiter, ihm war klar, dass er eine Entscheidung getroffen hatte, er lief einfach weiter. Es war einfacher weiter zu laufen. Er fiel hin.

Harry versuchte aufzustehen, er wusste, dass das Leben von allen, die er kannte und vielen weiteren auf dem Spiel stand. Er musste aufstehen, aber seine Beine ließen sich nicht bewegen. Der Dunkle Lord stand vor ihm und schüttelte den Kopf.

"Wie ich sehe, hast du deine Entscheidung getroffen", sagte der Dunkle Lord und ging weg.

Harry weinte wieder.

"Was hast du mit mir gemacht, du Bastard! Ich wollte zu dir kommen", rief er. Die Tränen wollten nicht aufhören zu fließen. Er spürte wie auch seine Arme schwach wurden. Er beobachtete den Dunklen Lord verschwinden und stellte dann fest, dass er sich kaum bewegen konnte. Er konnte seinen Kopf hochheben, aber nicht mehr.

"Lass mich los. Ich muss es verhindern, lass mich los", rief Harry zu was auch immer, wer auch immer verhinderte, dass er sich bewegen konnte. "Du kannst mich haben! Ich wollte zu dir kommen, nimm mich, nicht sie!", versuchte Harry dem Dunklen Lord zuzurufen, aber er konnte ihn nicht mehr sehen. Er lag noch immer auf dem Boden.

"Bitte komm zurück und töte mich, bitte!", flehte er vom Boden aus. Er bewegte sich auf einmal weg, er konnte sich selber aber nicht bewegen, irgendetwas anderes tat es für ihn.

"Ich hasse dich!", schrie Harry zu was auch immer ihn kontrollierte. "Du Bastard. Du hast sie alle getötet.", er nickte in die Richtung des Dunklen Lords, es war sinnlos, aber er wusste, dass der Dunkle Lord ihn noch immer hören konnte. Harry wurde auf die Seite gedreht und sein Kopf begann zu fühlen, ihm wurde wieder Schwarz vor Augen, er kämpfte dagegen an, er spürte den Schmerz in seinem Kopf. Sein ganzer Körper tat ihm weh und es wurde schlimmer und er gab sich widerwillig der Dunkelheit hin.

Harry war wieder bei den Todessern, sie umkreisten wieder das Schloss, einige Schlossbewohner rannten in Panik umher. Einige waren von den Trümmern getroffen worden und andere waren schon tot. Er fühlte das Amüsement des Todessers. Sie flogen hinunter zu der panischen Menschenmenge und belegten einige der Schüler mit Flüchen, viele von ihnen fielen, einige mit Schmerzen, und mit einem überraschten Gesichtsausdruck. Harry erkannte einige der älteren Schüler wieder, und konnte ein paar Lehrer entdecken. Harry war immer noch in dem Todesser und sie waren deutlich in der Überzahl. Es war ein Gemetzel und Harry wusste nicht, wie viele er tötete oder wieviele er "nur" quälte. Sie landeten mit ihren Besen und gingen zu den Türen

Sie gingen ins Schloss und schwärmten aus. Einige liefen die Treppen hoch, andere nahmen die Große Halle in Beschlag. Harry folgte der Gruppe in die Große Halle, sein Zauberstab war bereit alle zu töten, die sich ihm in den Weg stellten. Es waren nur fünf. Vielleicht hatten sie gedacht, sie würden niemanden so spät hier vorfinden.

Sie gingen durch die Tür und dann sahen sie etwas, wovor Harry sich so gefürchtet hatte. Am anderen Ende der Halle, vor dem Lehrertisch stand Ron, er hatte seinen Zauberstab gezogen. Hinter ihm stand eine Gruppe von ängstlichen Erstklässlern, sie starrten die maskierten Todesser an und konnten sich vor Angst nicht mehr bewegen.

Ron stand mutig vor den Kindern, als die Todesser eintraten, er hob seinen Zauberstab, bereit zu einem Kampf, wenn es denn dazu kommen würde. Harry wollte ihm etwas zurufen, aber stattdessen sah er, wie er seine Zauberhand hob und auf Ron zielte. Was machte Ron eigentlich in Hogwarts? Er hatte doch schon seinen Abschluss, dachte Harry um sich davon abzulenken, was er sah.

Die anderen Todesser hoben ihre Zauberstäbe ebenfalls. Die Kinder schrieen und ein Todesser verfluchte Ron und ein anderer, der etwas weiter weg stand, sprach einen Fluch auf die Gruppe. Harry konnte nicht hören, was sie riefen, denn die Schreie der Kinder übertönten alles. Harry sah, wie Ron mit ein paar Kindern leblos zu Boden sank. Weitere Flüche halten auf sie nieder, und ein paar Kinder schafften es weg zu laufen, aber es war zu spät und sie lagen am Ende alle tot auf dem Boden, alles war in ein paar Sekunden passiert. In der Großen Halle herrschte Stille, alles was Harry hören konnte, war der Atem des Todessers, der neben ihm stand. Harry merkte, wie er sich von dem Todesser trennte und ihn die Dunkelheit wieder überkam.