So, es hat nun doch keine ganze Woche bis zum neuen Kapitel gedauert. Kaatje ist wirklich sehr fix. Ich werde mich bemühen, zukünftig weniger Flüchtigkeitsfehler zu machen, mir geht es leider oft so, dass ich vollkommen in der Geschichte versinke. *g* Also weist mich einfach wieder darauf hin, wenn ich mal wieder etwas unaufmerksam war.

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Kapitel 15 - Sgoil Dhubh Lodge

Die Straße führte sich an einem Gewässer vorbei, auf der anderen Seite erhoben sich die Berge. Es war nicht gerade der idealste Ort zu campen. Harry und Severus suchten nun schon eine Stunde vergeblich nach einer geeigneten Stelle, sie wurden immer müder und Niedergeschlagenheit machte sich breit. Harry konnte sich nicht erinnern, dass er je schon mal so gefroren hatte. Er fühlte seine Finger schon lange nicht mehr und hatte es schon aufgegeben, sie warm zu reiben. Verdammter Weihnachtsabend, dachte er und erinnerte sich unwillkürlich an die Weihnachtsgeschichte, die er irgendwann einmal in seiner Muggelschule gehört hatte.

"Eine Scheune? Ein Gasthof? Wir würden alles nur für eine kleine Wiese tun, die vielleicht ein wenig von der Straße entfernt ist. Verdammte Berge.", murmelte Harry, es war zu windig, als dass Severus ihn verstehen konnte.

Es wurde immer wichtiger, dass sie an einem Ort zelteten, der von der Straße entfernt war oder zumindest so gelegen, dass man sie von der Straße aus nicht sehen konnte. Obwohl Harry wohl kaum eine Chance haben würde, wegzulaufen, wenn er in einer Vision gefangen war; er würde auch kaum mehr Glück haben, wenn er mitten in der Nacht gegen einen Todesser kämpfen musste. Sev war auf sich allein gestellt. Severus wusste dies sicher nach seiner letzten Vision. Alles was sie tun konnte, war hoffen, dass niemand ihnen bis hier her gefolgt war und sie ihre Spuren gut genug verwischt hatten.

Wenn sie wach waren, hatten sie ihre Schwerte, aber sie konnten sie nur gebrauchen, wenn sie allein waren. In der Nacht waren sie schutzlos. Einer von ihnen musste wach bleiben, es zählte nicht, dass sie müde waren. Aber wenn sie nicht gleichzeitig schliefen, konnten sie nicht so weit laufen, wie es für ihre Sicherheit nötig war. Sie konnten also nur eines von beiden tun, und beides barg ein ernorme Sicherheitsrisiko.

Es war nun sehr dunkel. Harry hörte auf einmal seinen mysteriösen Gefährten in seinem Kopf.

'Geh nach rechts, weg von der Straße.', befahl ihm die Stimme.

'Was?'

'Du hast es gehört.'

Harry schaute in diese Richtung. Es war tatsächlich die größte Fläche zwischen den Bergen und der Straße. Aber ein Privatgrundstück verkleinerte die Fläche, es war mit einer Hecke abgetrennt. Ein kleiner Pfad führte von der großen Straße ab und zwischen zwei Reihen von Bäumen entlang in das Privatgrundstück. Dahinter sah er ein Haus, dessen Fenster beleuchtet waren. Es war ein altes Herrenhaus. Sie konnten hier wohl kaum übernachten. Selbst wenn es ein Hotel war, es würde geschlossen sein, es war ja schon Winter. Die Stimme konnte es wohl kaum ernst meinen.

'Warum?', fragte Harry

'Das erfährst du bald', sagte die Stimme. Harry hatte noch nicht bemerkt, dass die Stimme ihn schon mal in die Irre geführt hatte. Und dorthin zu gehen war wohl kaum das größte Problem, vielmehr Severus dazu zu bringen ihm zu folgen. Was sollte er denn sagen? 'Die Stimme in meinem Kopf hat mir das befohlen?'

'Du wirst ihm früher oder später von mir erzählen müssen.'

'Ach, halte die Klappe.'

"Alles in Ordnung mit dir, Harry?", fragte Severus, Harry war ohne ersichtlichen Grund stehen geblieben.

"Ja, alles in Ordnung.", antwortete Harry, er schaute auf und zwang sich zu einem Lächeln.

'Lügner, du bist erschöpft. Kurz vor dem Erfrieren. Du weinst ja beinahe schon.'

"Ich habe mir nur überlegt, ob wir es in dieser Richtung versuchen sollten", sagte Harry und zeigte auf den Pfad. Er wünschte sich, dass die Stimme sich weiter auf konstruktive Vorschläge konzentrierte.

"Aber da ist ein Haus", erwiderte Severus.

"Dahinter."

"Vielleicht finden wir dort ein geeignetes Plätzchen, wenn wir am Haus vorbei kommen", schlug Harry vor.

"Und wie sollen wir das tun?", grummelte Severus.

"Durch den Garten ohne ein Geräusch zu machen?", fragte Harry.

Severus schaute ihn an.

"Es ist dunkel, wenn sie nicht gerade nach uns suchen, werden sie uns auch nicht finden", beharrte Harry und versuchte dieses Problem auch ohne die Hilfe der Stimme zu lösen.

Severus war zu müde um ihm weiterhin zu widersprechen und Harry hatte nicht allzu oft solche leichtsinnigen Ideen. "Geh voran", meinte er bloß.

"Geht nicht hinter das Haus!", befahl die Stimme, als Harry und Severus die Straße überquerten. Harry seufzte, was wollte diese Stimme denn nun von ihm?

Der Garten um das Haus herum war sehr seltsam, selbst für ein altes Herrenhaus. Er hatte kunstvollgeschnittene Büsche erwartet, einen Platz für Blumen für den Sommer und eine große Wiese. Stattdessen standen sie jetzt in einem Gemüsegarten. Wie der eines Gärtners oder Bauers, nur ein bisschen kleiner. Sie gingen so weit von den Fenstern entfernt wie möglich, gerade so, wie es die Hecke zuließ. Harry konnte durch eines der Fenster sehen. Er sah einige Männer und Frauen, die auf niedrigen Sofas oder auf dem Boden saßen. Die meisten von ihnen hatten lange Haare und trugen lose Kleider. Seit Edinburgh hatte Harry noch nie so viele Leute an einem Ort gesehen, die Severus und ihm äußerlich so ähnelten.

"Diese Hecke ist durchgängig, wir können nicht auf die andere Seite.", beschwerte sich Severus.

Harry konnte nichts dagegen sagen, er wusste ja selber nicht, was sie da gerade taten.

'Geht weiter!'

Harry ging weiter. "Vielleicht ist da irgendwo eine Tür.", sagte Harry und versuchte Severus dazu zu bringen, ihm zu folgen. "Wir könnten hinter der Hecke zelten und niemand würde uns sehen.", Severus folgte Harry, aber Harry hoffte, dass bald irgendetwas passieren würde. Er konnte sich nämlich keine weiteren Gründe einfallen lassen, warum sie weitergehen sollten.

Ein paar Obstbäume wuchsen an einer Ecke des Hauses und reichten beinahe bis zur Hecke. Sie quetschten dazwischen hin durch. Keiner von beiden bemerkte den Mann, der hinter dem Haus stand. Die Küchentür stand weit offen und das Licht schien nach draußen, doch dann war es zu spät. Er rauchte eine Zigarette oder irgendetwas anderes und trug einen langen Wollmantel. Er hatte langes, welliges Haar und soweit Harry es einschätzten konnte, war er um die vierzig. Harry bemerkte dies alles, als er plötzlich stehen blieb, als er sah, dass der Mann sie anstarrte. "Bist du jetzt glücklich?", fragte Severus, als der Mann auf sie zu kam.

Harry merkte, wie Severus sich selbst wieder in seinen Snape-Modus setzte. Der Mann erreichte sie, er sah nicht gerade bösartig aus, ein bisschen überrascht vielleicht. Harry roch das Abendessen von drinnen, es war eine Qual zu wissen, dass es noch lange dauern würde, bis er wieder ein richtiges Abendessen haben würde. Ein großes, warmes, frisch gekochtes Abendessen, wahrscheinlich auf einem Teller mit Messer, Gabel und Löffel und Pudding als Nachtisch, und danach vielleicht einen heißen Kaffee. Nein, Tee, dachte Harry, er würde töten für eine Tasse Tee.

Harry brachte sich wieder in die Realität zurück und sah, dass der Mann ihm seine Hand bot. Harry akzeptierte und schüttelte seine Hand, obwohl er keinen Schimmer hatte, was vor sich ging.

'Sag ihm deinen Namen', befahl die Stimme.

"Hallo, ich bin Alex", sagte Harry hastig und erinnerte sich glücklicherweise an ihre Decknamen. Severus blieb stumm. "Das ist mein Freund, Richard."

"Nun gut, Richard und Alex, was macht ihr hier in dieser dunklen und kalten Nacht? Habe wirklich niemanden jetzt hier erwartet, besonders nicht bei diesem Wetter.", fragte der Mann mit einem freundlichen, hellen schottischen Akzent. Es schien beinahe so, als passiere ihm das ständig.

'Ihr seid Reisende', sagte die Stimme.

"Wir reisen hier herum", wiederholte Harry. Severus kam ihm nicht zu Hilfe. Er konnte wohl die Todesser täuschen, aber wenn er vor einem Muggel stand, war er hilflos.

Der Mann lachte. "Nun, dass sieht man euch irgendwie an! Seid ihr auf einer spirituellen Reise oder so, Buddhisten vielleicht? Wegen der Natur und so?", meinte der Mann, "egal, kommt rein. Wo sind bloß meine Manieren geblieben? Mein Name ist William, aber die meisten kennen mich nur als 'Will'. Willkommen im Sgoil Dhubh Lodge."

Will ging in die Küche und Harry nahm Severus an der Hand um ihn mitzuziehen. Sie standen auf einmal in einem sehr heißen Raum. Harry schloss die Tür hinter sich. Ein paar Lampen auf der Bank spendeten sanftes Licht. Weihnachtsbaumlichter waren an die Decke gehängt und leuchteten in allen möglichen Farben.

Der Boden war gekachelt und leicht uneben. An der einen Wand stand ein großer, schwarzer Kühlschrank, an der anderen ein großer Herd mit mindestens acht Herdplatten. Der Rest der Wand war mit Schränken und Bänken zugestellt. In einer Ecke stand ein einziger Sessel, ein Tuch war über ihn gelegt. In der Mitte der riesigen Küche stand ein riesiger, solider Holztisch, Stühle, ebenfalls aus Holz, standen darum herum. Auf dem Tisch lagen zwei Tabletts, auf beiden standen eine Vielzahl von Tassen, außerdem ein Teetopf und andere Teeutensilien.

Will hatte seinen Mantel ausgezogen und setzte sich auf einen der Stühle. Er sah ein wenig Sev ähnlich, mit seinem Hemd und seiner Hose.

"Nun, zieht doch eure Rucksäcke aus", befahr er, "Ich mache uns Tee. Wollt ihr auch etwas zu essen?"

Harry nickte und konnte nicht glauben, was ihnen da gerade widerfuhr. Er zog seinen Rucksack ab und fühlte, dass Severus dass selbe tat.

"So, von wo kommt ihr denn?", fragte Will freundlich.

"Wir kommen von Stirling", antwortete Harry, weil ihm die anderen Stadtnamen nicht mehr einfielen.

"Nun, wir sind etwas voll heute, Weihnachten und so, aber für euch ist noch ein Platz am Feuer frei. Die Regeln hier sind sehr einfach, alle helfen mit, tragen ihren Teil bei. Ihr helft mir morgen ein bisschen mit dem Kochen und Saubermachen und seid beide zum Abendessen und Mittagessen morgen willkommen."

"Ja, danke", sagte Harry und versuchte nicht ganz so verzweifelt zu klingen. Er bemerkte amüsiert, dass Will auf einmal in sehr korrektem Englisch geredet hatte. Obwohl Harry und Severus beide sehr gutes Südenglisch sprachen, trugen sie sehr abgenutzte Kleidung, und Severus war offensichtlich viel älter als er, Will schien große Probleme damit zu haben, sie irgendwie einzuordnen.

"Cool", sagte Will zu ihrem Vorhaben hier zu bleiben, er stand auf. "Vor kurzem war ein Paar hier, dass sich um die Toiletten gekümmert hatte, aber sie sind leider gegangen, die Zivilisation rief sie. Eigentlich könnt ihr damit anfangen, Tee zu machen, für etwa zweiundzwanzig, euch miteinbezogen. Dann könnt ihr ins Wohnzimmer kommen und ich stelle euch den anderen vor. Entschuldigt bitte die Hitze, das Feuer bleibt an um das Wasser heiß zu machen, ich habe bloß die Tür geöffnet, damit es hier nicht zu heiß wird."

"Okay", sagte Harry und fühlte sich etwas verwirrt, als würde er gerade träumen und gleich aufwachen. "Wo ist das Wohnzimmer?"

"Auf der anderen Seite des Flurs, folgt einfach den Geräuschen", sagte Will und verließ sie.

Sofort drehte sich Harry zu Severus um. Severus hatte seine Mäntel noch immer an und saß erschöpft auf einem der Stühle.

Harry suchte nach einer Teekanne und nach einem Filter. Er fand eine sehr große Kanne in den Schränken, aber das Wasser kochte noch nicht.

"Wie viele Teebeutel brauche ich wohl?", fragte Harry.

"Was denkst du, was du da gerade tust?", fragte Severus in einem säuerlichen Ton.

"ICH mache Tee. Und du?", fragte Harry zurück und fühlte sich nicht wirklich in Stimmung für eine Snape Angriff.

"Ich frage mich bloß, warum wir immer noch hier sind."

"Was wohl begründen würde, warum du dich bloß hin gesetzt hast.", konterte Harry. Er konnte das jetzt wirklich nicht gebrauchen.

"Wir wissen nicht, wer diese Leute sind, es geht gegen alles, für das wir so lange gearbeitet haben", erklärte Severus, "Wir können nicht bleiben."

Harry erinnerte sich daran, dass sie beschlossen hatten, dieses Spiel nicht länger zu spielen, sie waren nun in einem Bund miteinander, es musste sich etwas verändern. Er nahm eine leere Teekanne und warf sie mit Schwung auf den Tisch, dass Severus aufsprang. Glücklicherweise war sie aus Aluminium und zerbrach nicht.

"Wer auch immer sie sind, sie haben ruhig an ihrem Weihnachtsabend erfreut, sich um ihre eigenen Sachen gekümmert, bis wir auftauchten", erklärte Harry, "Wir sind zu ihnen gekommen, Will hätte uns genauso gut rauswerfen können, anstatt uns hier her einzuladen. ER hat keine Ahnung, wer wir sind, wenn dich das beruhigt. Er hat nicht mal die leiseste Ahnung, wer ich bin. Außerdem ist uns ein Bett für die Nacht und warmes Essen angeboten worden", Harry stellte sich hinter Severus, hauptsächlich um die Tränen zu verbergen, die ihren Streit wohl ruiniert hätten. "Ich werde heute Abend hier nicht wieder weggehen!"

Harry streichelte Severus durch die Haare, und versuchte ihn durch diese Geste zu überreden, wenn nicht durch seine Argumente zu überzeugen. Severus entspannte sich ein bisschen. "Denk darüber nach, Sev", fuhr Harry in einem sanfteren Ton fort, "Ein warmes Feuer, ein Essen auf einem richtigen Herd zubereitet und eine heiße Tasse Tee. Wenn ich ein Todesser wäre, würde ich uns hier nicht vermuten."

Sie hörten eine Akustikgitarre spielen, es kam vom Wohnzimmer. Sie lauschten beide wortlos für ein paar Minuten und dann stütze Severus seinen Kopf in seine Hände, seine Ellbogen blieben auf dem Tisch.

"Bist du okay?", fragte Harry und hoffte, dass Severus einwilligen würde.

"Ja", sagte Severus. Er war müde, wirklich müde. Harry hatte gerade seinen besten Freund verloren, falls man den Visionen glauben schenkte, zahllose Kinder waren auch gestorben. Er fühlte, dass er Albus verloren hatte, wie auch immer das passiert war. Er wollte keine leichtsinnige Entscheidung treffen und ihre Sicherheit gefährden, nur weil sie nicht mehr richtig denken konnten.

Und die Musik, es schien als wäre sie eine weitere Einladung. Harry hatte recht, alles, was er gesagt hatte, stimmte. Das war verrückt, sie waren nicht direkt bedroht, hier nicht. Es war draußen so kalt. Es war gefährlich zu bleiben, aber wahrscheinlich noch gefährlicher wieder zu gehen. Natürlich würden sie nur für eine Nacht bleiben, dachte Severus, mehr konnten sie sich nicht erlauben. Er hielt seine Hand Harry hin und hoffte, dass er sie nehmen würde. Er spürte die vertraute Hand und drückte sie leicht.

"Das Wasser kocht.", sagte er und ließ Harry los, damit er sich darum kümmern konnte.

Obwohl Severus immer ihr Koch gewesen war, kümmerte sich Harry um das Teekochen, da Severus noch nie in einer normalen Muggelküche gekocht hatte. Harry schätzte, dass zehn Teebeutel genug sein würden. Nachdem dies erledigt war, holte Harry die Milch und stellte sie auf das Tablett.

"Und jetzt sei nett.", warnte Harry Severus grinsend und hob ein Tablett hoch, er hatte es hinbekommen, alles Tassen darauf zu stellen. Severus folgte ihm mit den Rucksäcken, er wollte sich nicht unbeaufsichtigt alleine lassen.

Als sie das Wohnzimmer betraten, hörte Will auf Gitarre zu spielen und alle schauten sie an. Harry war etwas nervös, seit Juli war er meist nur mit Severus alleine gewesen. Harry stellte das Tablett auf dem Tisch in der Mitte des Raumes ab und Severus stellte ihre Rucksäcke an die Wand. Es gab ein großes, einladendes Feuer und der Raum war genauso wie die Küche nur leicht beleuchtet.

Es gab kaum noch Platz um sich hinzusetzten, aber Will schaffte ihnen etwas Platz zum Sitzen. Severus lehnte sich gegen die Wand, wie er es oft draußen gegen einen Stein oder Baum gemacht hatte. Harry setzte sich wie immer neben ihn und lehnte sich an ihn. Severus schlang seinen Arm um seine Hüfte und drückte ihn an sich.

Will schüttete etwas Milch in die Tassen und gab sie ihnen.

"Hört mal alle kurz zu", sagte Will als Harry seinen ersten Schluck Tee trank. "Das sind Richard und Alex, sie kommen aus Stirling", erklärte Will.

Jeder sagte 'Hallo' zu ihnen und stellte sich vor, Harry versuchte zu lächeln und hoffte, dass Severus dass selbe tat.

"Wie lang seid ihr schon unterwegs?", fragte Will.

"Seit Juli", antwortete Harry und versuchte so sehr Muggel zu sein, wie es nur ging.

"Was habt ihr vorher gemacht?", fragte Will.

"Richard war Lehrer", erzählte Harry.

"Oh", sagte eine Frau namens Judith, "Warst du sein Schüler? Das ist so romantisch!"

"Und ihr seid zusammen durchgebrannt?", fragte Will und grinste, "Und ich dachte, ihr wärt auf so einem spirituellen, religiösen Trip."

"Ihr seid hier sicher", sagte Judith, "Ich habe zweijahrelang versucht vor meinem Exmann wegzulaufen, er hat mich immer erwischt, bis ich her kam, und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen."

"Wir laufen eigentlich nicht wirklich weg.", versuchte Harry zu protestieren, überlegte sich es dann aber anders, es war eine gute Geschichte. "Nicht wirklich, ich habe nämlich jetzt meinen Abschluss."

"Oh, ich wusste es. Deswegen seit ihr auch im Juli los", meinte Judith, "das ist SO romantisch."

Harry fragte sich, was Severus wohl darüber dachte.

"Erklärt mir bitte", sagte Severus plötzlich und etwas zu ernst, "warum dieser Ort Haus der Schwarzen Magie genannt wird?"

Harry erschrak, er hatte nicht gewusst, dass Severus mehr als nur die normalen Flüche verstand. Obwohl es ihn nicht überraschen sollte, Severus war ein fähiger und erfahrener Zauber, nicht so grün hinter den Ohren, wie er selbst. Harry hatte den Namen nicht erkannt, denn normalerweise benutzten sie den Ausdruck "Dunkle Künste" statt "Schwarzer Magie".

"Ah, du verstehst Gälisch.", sagte Will lachend, "Keine Soge, der Name bedeutet nichts. Aber es wirkt, selbst der Briefträger lässt die Briefe vorne an der Straße, weil er sich nicht traut, bis zu unserem Briefkasten zu gehen. Niemand stört uns deswegen hier."

Harry lächelte ein bisschen. Obwohl die Stimme in seinem Kopf schwieg, wusste er irgendwie, dass sie hier richtig waren.

Harry nahm einen weiteren Schluck Tee und Will spielte weiter. Harry lehnte sich noch weiter an Severus. Er schloss die Augen und hörte nur der Musik zu, er fühlte sich warm und sicher.

Die Musik veränderte sich, es war ein Lied namens "Holidays", eine der Frauen nahm eine weiter Gitarre und stimmte mit ein. Es klag sehr schön

"Tausch deinen Ärger gegen Liebe ein", sang Will.

Harry drehte sich auf die Seite und schmiegte sich an Severus. Er war beinahe eingeschlafen als Sev seinen Arm sanft rieb und ihm sagte, dass es Zeit für das Abendessen war.

Das Essen war genauso wenig formal oder peinlich wie alles andere auch. Es war, wie als wären sie bei den Weasleys, außer, dass der Tisch hier weitaus größer war. Harry fühlte sich auf einmal sehr traurig, aber unterdrückte es so gut es ging. Sie waren wie eine große Familie. Sie saßen alle um den großen runden Tisch herum ohne irgendwelche Förmlichkeiten. Jeder half beim aufdecken und sorgten dafür, dass ihre Gäste auch genug zu essen bekamen. Sie hatten auch einige Flaschen von selbstgemachten Wein. Elderberry wahrscheinlich. Harry fand ihn sehr stark, obwohl er nur ein Glas trank, obwohl er natürlich nicht viel Erfahrung damit hatte. An Severus Gesichtsausdruck erkannte er, dass auch er den Wein sehr stark fand.

Die Leute begannen miteinander zu reden, nur Will beteiligte sich nicht und wendete sich stattdessen ihren Gästen zu.

"Hast du eine Familie?", fragte Will Harry.

"Nein, meine Eltern sind tot.", antwortete Harry.

"Du kannst von hier aus eine Nachricht schicken, man kann sie nicht zurück verfolgen, wenn du jemanden sagen willst, dass du noch lebst.", fügte Will hinzu.

"Nein, meine Eltern sind wirklich gestorben. Ich verstecke mich nicht wirklich", erklärte Harry, "Richard ist meine Familie."

Harry fühlte Severus Blick auf sich ruhen.

"Habt ihr das Zelt bis jetzt benutzt?", fragte Will Severus.

"Ja, seit Juli", antwortete Severus kurz.

"Nun, dann seid ihr entweder sehr mutig oder sehr dumm.", meinte Will.

"Ein bisschen von beidem", sagte Harry und drehte sich zu Harry, "du kannst sicher sein, dass wir dein Angebot für diese Nacht sehr zu schätzten wissen."

"Sehr nett von euch", fügte Harry hinzu, Severus versuchte es zwar, aber er war immer noch sehr ernst und verbissen.

Will zuckte mit den Schultern. "Ich vermute, dass wir zu sehr im Nirgendwo sind, dass nur die mit guten Absichten verrückt genug sind, hier her zu kommen. Ich habe noch nie jemanden ein Bett verwehrt. Genauso wenig wie es meine Eltern davor taten. Wir hatten hier noch nie Ärger seit 1974, wenn ich mich recht erinnere. Ihr seid beide hier sehr willkommen. Ihr werdet rausfinden, wie sehr es sich auch für mich lohnt, wenn ihr seht, wie viel es zum Abwaschen gibt."

Harry konnte Severus Anspannung fühlen. "Ich mache es.", flüsterte er ihm zu, "Das habe ich auch bei den Dursleys immer getan."

Die Erwähnung der Dursleys half Severus nicht um sich zu entspannen, er dachte an Harrys Erinnerung, wie er den Abwasch machte und den Ärger, den er hatte, wenn er ein Glas hatte fallen lassen.

Nach dem essen, spielte Will weiter und eine der Frauen begann zu singen.

"Ich mache den Abwasch, bevor es antrocknet", bot Harry an, er fühlte sich von allem und wollte den Moment nutzten, um mit Sev alleine zu sein.

"Okay", sagte Will, "Kommt danach zu uns, wir werden wahrscheinlich einen Film schauen."

"Werden wir.", rief Harry und sie verließen den Raum mit ihren Rucksäcken.

Sie stellten ihr Gepäck in die Ecke und räumten den Tisch ab. Harry fühlte die Spüle und Severus dachte darüber nach, ihm von dem Denkarium zu erzählen. Aber es würde Harry dazu zwingen, über etwas nachzudenken, was er lieber vergessen wollte, und das zu einem Zeitpunkt, an dem er sowieso sehr verletzlich war. Er überlegte wie es wäre, unter den selben Umständen über seinen eigenen Alptraum zu reden und verwarf den Gedanken. Er schlang seine Arme um Harry. "Tausch deinen Ärger gegen Liebe aus", wirklich, er würde das später ausprobieren.

Harry lehnte sich an ihn und Severus legte seinen Kopf auf Harrys Schulter.

"Später", sagte Harry sanft, "Das hilft mir nicht gerade fertig zu werden."

Severus ließ widerwillig von ihm ab.

"Aber ich mache nicht alles alleine.", sagte Harry, "Ich mache das hier fertig, aber du kannst mir morgen helfen. Du könntest zum Beispiel kochen."

"Hmm."

"Das machst du auch sonst immer."

Severus setzte sich auf einen der Stühle.

"Sev?", Harry bestand auf eine Antwort.

"Ich werde dir helfen.", sagte Severus, sah aber wenig erfreut aus.

"Gut, dann fang schon mal an", sagte Harry und stellte zwei Tassen vor ihm hin.

Severus machte noch etwas Tee, bis Harry fertig war.

"Ich wette, dass du noch nie einen Film gesehen hast.", sagte Harry, als er mit dem Abtrocknen begann.

"Da hast du recht.", sagte Severus, nahm ein Handtuch und stellte sich neben Harry um ihm zu helfen.

"Hmm, eigentlich habe ich auch noch keinen gesehen", gestand Harry, "nicht so, nicht richtig, die Dursleys wollten mich nicht so gerne in ihrem Wohnzimmer."

"Vermutlich werden wir heute herausfinden, was wir all die Jahre verpasst haben", meinte Severus.

Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrten, griff Severus plötzlich nach Harrys Hand. Sie hatten den Flur zur Hälfte durchquert.

"Hör zu", sagte Severus.

Harry konnte ein Orchester hören, das eine wundervolle Melodie spielte. "Das muss eine CD sein", meinte Harry.

Severus nahm Harrys Hände und brachte ihn völlig unerwartet in eine Tanzhaltung.

"Ein Walzer. Hört auf die Musik und bewege dich, wenn ich es tue.", befahl Severus im dunklen Flur.

"Oh, du und ich, tanzend?", sagte Harry und lachte ein bisschen.

"Sch, hör zu", bestand Severus.

Severus ging einen Schritt zurück und Harry ging einen Schritt auf ihn zu, hörte auf die Musik und bewegte sich mit Sev. Es machte Spaß, Harry gefiel das Tanzen und konnte kaum glauben, dass es so perfekt funktionierte. Unerwartet perfekt, bedachte man Harrys nicht vorhandene Tanzerfahrung.

Als die Musik zu Ende war, zog Severus ihn an sich.

"Ein weiterer Nebeneffekt des Schwerterbundes.", erklärte Severus, "Ich hatte es vergessen, bis ich die Musik hörte."

"Das war wunderbar", sagte Harry, es war wichtig, Sev zu sagen, dass er etwas Nettes getan hatte.

Severus fasste in Harrys Haare. "Obwohl ich denke, dass Tango dir wohl besser gefallen würde.", einladend hob er seine Augenbraue.

"Ich wünschte, es könnte immer so sein.", sagte Harry.

"Wie was?", fragte Severus und streichelte ihm über das Gesicht.

"Wie das hier, mit dir. Du bist erstaunlich."

Severus betrachtete Harry, seine Augen waren mit Tränen des Glücks gefüllt. Severus hielt ihn noch immer in den Armen und er beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn auf die Stirn, die noch immer von dem Kopftuch bedeckt war, weil sie nicht alleine waren.

Sie warteten, ob noch ein weiteres Lied gespielt wurde, aber es kam nichts. Die Gruppe diskutierte darüber, welchen Film sie sehen wollten.

Harry und Severus setzten sich zu ihnen, aber Harry dachte schon daran, die CD und den CD Player bevor sie gingen auszuleihen, dass sie noch einmal tanzen konnten. Die Koordination und die Verbindung zwischen ihnen, die die Schwerter ihnen verliehen hatten, machten Tanzen zu einem Traum, der in Erfüllung ging. Nur noch ein einziges Mal, dachte Harry, bevor sie wieder in die Kälte mussten.