Kapitel 16 - Tausch deinen Ärger gegen Liebe ein

Im Wohnzimmer waren alle Stühle so gestellt worden, dass sie in einem Halbkreis um den Fernseher standen, daneben standen die Leute, die keinen Sitzplatz bekommen hatten. Harry und Severus setzten sich an die Wand, obwohl Harry ein Stück Sofa angeboten worden war.

"Kate und Leopold", erklärte Will, als sich jeder hingesetzt hatte, "Das haben wir eben abgestimmt. Ist das okay für euch?"

"Ja", antwortete Harry und versuchte so auszusehen, als ob er den Film kannte. Er hatte nämlich keine Ahnung.

"Was immer Alex will, mag ich auch", sagte Severus und drückte Harry sanft, er hatte genauso wenig eine Ahnung.

Harry schaffte es, wach zu bleiben, obwohl ihm sehr warm war und er sich an Severus gekuschelt hatte.

*****

"Ich denke, dass wir ins Bett gehen sollten", sagte Severus als der Film zu Ende war. Er dachte sich, dass Harry sehr müde war und es wurde langsam spät, außerdem gab es ja noch das Problem mit den Visionen, die anderen durften nichts davon mitbekommen.

"Hört mal alle her. Richard und Alex schlafen in der Küche, also holt euch alles, was ihr daraus braucht schon mal, damit die beiden heute Nacht ungestört sind.", erklärte Will und alle, außer Harry und Severus, stürmten in die Küche.

"Das war ein schöner Film", sagte Harry zu Severus.

"Ja, sehr nett, aber völlig realitätsfern."

"Ach sei ruhig, es soll ja auch nicht die Realität darstellen, darum geht es ja."

"Der Vater war schrecklich", meinte Severus bemüht.

"Ja, die Familie!"

"Und ihre Erwartungshaltung", bot Severus an.

Harry nutzte die Möglichkeit, die sich ihm bot. "Wie bist du mit deiner Familie zurecht gekommen?", fragte er.

"Es ist gut, dass sie tot sind", sagte Severus kalt und lächelte dann ein bisschen, "Nein, wirklich, ich bin nicht sehr gut mit ihnen klar gekommen. Sie waren sehr stolz auf ihren kleinen Todesser und haben nie bemerkt, dass ich die Seiten gewechselt habe."

"Oh?", fragte Harry weiter, ermutigte ihn, jetzt, wo die Gelegenheit günstig war.

"Ich konnte nicht mit offenen Karten spielen, nicht mal mit ihnen. Ich blieb immer auf Distanz. Ich habe jede Entschuldigung genutzt um ihnen fern zu bleiben und dann starben sie. Wie du weißt, war mein erster Verbündeter lange vor ihnen gestorben."

"Oh Sev", sagte Harry, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte."

Severus zuckte leicht mit den Schultern und drückte leicht Harry Hand.

"Sev, glaubst du daran, dass die Toten, unsere Familien, dein Verbündeter immer noch irgendwo existieren?", fragte Harry.

Severus sah Harry überrascht an. "Als Geister?"

"Nein, nicht so, aber irgendwie nahe bei uns", meinte Harry, "Irgendwo in der Nähe, von wo sie uns noch immer hören können."

"Ich weiß, dass Professor Trewlaney daran glaubt, aber sie ist die einzige Wahrsagelehrerin, die bis jetzt nur eine wahre Prophezeiung ausgesprochen hat, in ihrem ganzen Leben."

Harrys Herz sank. "Über leg mal, was es war, was sie richtig prophezeit hat", sagte Harry grimmig.

Harry dachte an Trewlaneys nach Kräuter riechenden Turm, und die Zeit, die er darin verbracht hatte, während sie ihm von seinem unabwendbaren Tod erzählte. Harry fragte sich, ob Trewlaney auch die Gabe hatte, die sich aber nur zeigte, wenn ER es so wollte, unberechenbar wie sein eigener Alexian.

Will kam zurück und sagte ihnen, dass alle in ihre Zimmer gegangen waren. Etwa fünf Leute kamen mit Schlafsäcken ins Wohnzimmer und machten es sich auf den Sofas bequem.

"Ich wünschte, ich könnte euch etwas besseres anbieten", entschuldigte sich Will.

Harry lächelte. "Verglichen damit, wie wir sonst immer schlafen, ist es wie im Himmel und wir haben eine Luftmatratze", sagte er und stand auf, ziemlich froh darüber, dass sie in die Küche konnten.

*****

Harry und Severus bauten ihr Bett vor dem Schrank auf; das Feuer brannte noch immer mit einem leichten, roten Schimmer. Sie hatten den Tisch an die Seite gerückt um etwas Platz zu schlafen.

Jetzt waren sie ein weiteres mal damit konfrontiert sich voreinander auszuziehen, es war ja warm genug. Severus hatte ihn schon so gesehen, als es ihm sehr schlecht ging, aber Harry hatte Angst davor, dass er jetzt seine dürren Beine sehen würde. Er war dankbar für sein langes Hemd, aber es verbarg natürlich nicht alles. Harry erinnerte sich an etwas aus Severus' Denkarium, als er kopfüber hing, als er sich auf einen Stuhl in der nähe des Feuers setzte und Severus dabei zusah, wie er den Gürtel von seiner Lederhose löste. Harry schaute schnell zur Seite. Das war verrückt, schalt er sich, nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten, die Intimität, die sie geteilt hatten, die Visionen, einfach verrückt. Er war im Bund mit Severus, ein starker, lebenslanger Bund existierte zwischen ihnen, und trotzdem schien Harry sich immer noch vor ihm zu schämen. Harry bemerkte, dass Severus ihn auch nicht ansah, als er sich auszog. Er fühlte sich nicht mehr ganz so dumm

Harry legte sich als erster in ihr Bett und sah Severus zu, wie er ihre Teetassen aus dem Schrank holte, er hatte eine Decke um seine Hüften geschlungen.

"Ich nehme an, dass du das Übliche haben willst?", fragte Severus.

Harry lächelte ihn an, "Horlicks? Oh ja."

Severus nahm die Milch, die von ihren Vorräten noch über war, für den Horlicks. Es war ihnen das erstemal Möglich, richtige Tassen statt ihren Schüsselchen zu benutzen.

Harry fühlte sich ziemlich bescheuert, denn er schaute wieder zur Seite, nachdem Severus ihm seinen Drink gegeben hatte und die Decke zur Seite gelegt hatte um sich hinzulegen. Sie lagen auf der Seite, auf einen Ellbogen gestützt und tranken. Harry schaute Severus zu, wie er das Licht ausmachte. Sie brauchte ihre Zauberstäbe nicht, das Feuer beleuchtete den Raum noch so gut, dass sie sich sehen konnten, obwohl die meisten Kohlenstücke nur noch leicht glühten und tanzende Schatten auf ihre Gesichter projizierten. Harry wollte austrinken und sich dann von Severus in den Arm nehmen lassen, ihn küssen, ihn streicheln und ihn vergessen lassen, warum sie so nervös waren.

Aber, erinnerte sich Harry, es war Severus, der so nervös gewesen war, weiter zu gehen. Und das obwohl er die Maske des erfahrenen, Älteren trug, dachte Harry, der durfte das nicht vergessen.

Sie tranken beide aus und stellten ihre Tassen neben ihr Bett. Sie legten sich in ihren Schlafsack zurück; es lagen keine Mäntel oder Decken über ihnen, es war hier drinnen ja nicht so kalt. Sie schauten sich an, ihre Beine, die sich keiner von ihnen traute anzuschauen, berührten sich leicht, als wäre es etwas komplett anderes.

Severus schlang seinen Arm um Harry, als wollte er ihn umarmen, aber machte seine Hand zu einer Faust und drückte sie auf sein Rückrat. Harry fühlte, wie Severus Technik zu wirken begann. Sie wollten nicht bloß einschlafen, sie bereiteten sich nicht nur auf eine weitere Intimität vor, sondern auf eine weitere Vision. Severus hatte seine Augen geschlossen, während er das tat und Harry dachte, dass es ihn im Zelt nie gestört hatte, aber jetzt auf einmal störte es ihn doch. Er kämpfte gegen seine leichtsinnigen Gedanken an, es war notwendig, und er konnte nichts dagegen tun.

Severus war fertig und umarmte Harry jetzt richtig, er streichelte seinen Rücken. Harry hatte erwartet, dass Severus sofort einschlafen würde, sie waren beide sehr müde, aber es schien so, als hätte sein Verbündeter etwas anderes vor. Harry würde sich nicht wirklich darüber beschweren.

Severus küsste ihn, "Jetzt habe ich dich in meiner Gewalt und ich kann mit dir machen, was ich will.", sagte er mit einem perfekt ernstem Gesicht, lehnte sich dann aber vor und flüsterte ihm ein "Widerstand ist zwecklos" ins Ohr. Harry zitterte leicht, als er Severus Atem spürte.

Severus drehte Harry auf den Rücken, sein Kopf ruhte auf einem der Kissen, die Will ihnen geliehen hatte. Vertraute Harry ihm wirklich blind, fragte sich Severus, er würde es gleich rausfinden. Harry lächelte leicht und schaute ihn erwartungsvoll an, so weit so gut.

Severus hoffte, dass Harry lange genug mit ihm verbunden war, dass er ihm das, was er tun wollte, gefiel. Er hoffte, dass es nicht zu offensichtlich war, dass er nicht wusste, was er tat. Er hatte gehofft, dass er sich etwas von dem Film abschauen hätte können. Er hatte gehört, dass die meisten Muggelfilme viele Sex-Szenen hatten, aber "Kate und Leopold" schien eine Ausnahme zu sein, dachte er bitter amüsiert.

Severus würde Harry beobachten und sich zurück ziehen, wenn er sah, dass er Angst vor ihm hatte. Harry hatte die Augen vertrauensvoll geschlossen, Harry konnte sich immer noch mit seinen Armen wehren, wenn er wollte. Severus küsste ihn ein weiteres mal und war etwas enthusiastischer danach.

Harry schlang seine Arme um Severus Hals. Severus stütze sich auf seinen Ellebogen und lehnte sich über Harry. Er griff unter den Schlafsack und hob Harry ein bisschen an, während er an seinem Hemd zog. Severus löste Harrys arme von seinem Hals, damit er das Shirt über seinen Kopf ziehen konnte.

Severus streichelte Harry mit seiner Hand, dann mit seinen Lippen. Harrys Brust und seine Schultern, seinen Halst. Dann zurück zu seiner Brust, zurück zum Hals, küssend und leicht knabbernd. Severus benutzte wieder seine Hand und streichelte ihm über die Brust, seine Hand wanderte tiefer zu seinem Bauch. Severus betrachtete Harry. Tolerierte er es nur? Severus unterbrach jeglichen Kontakt mit ihm und beobachtete seine Reaktion. Seine Augen waren noch immer geschlossen, aber er konnte deutlich missfallen aus seiner Mimik lesen, als er aufhörte ihn zu berühren.

Worüber Severus viel wusste waren die Nerven. Wo sie lagen, was sie kontrollieren. Er kannte die Effekte, wenn er leicht auf einen bestimmten Punkt drückte und wie er seine Heiltechniken einsetzten konnte um Energie zu schenken. Er konnte die Energie verlangsamen oder dorthin Energie bringen, wo es eigentlich nicht möglich war. Er überlegte, dass, wenn er die Energien, die er gerade verlangsamt hatte, um sich vor den Folgen einer Vision zu schützen, wiederherstellen würde, er sich sehr erschöpfen würde und es nur einen sehr kurzweiligen Effekt haben würde. Ein bisschen von seiner Energie in einen Nerv zu schicken, selbst bloß für eine kurze Zeit, würde ihn aber kaum erschöpfen.

Severus lag auf der Seite, seinen Kopf an Harry Schultern gelehnt und streichelte ihm sanft über die Brust und etwas tiefer, er wusste noch nicht, ob er weiter gehen sollte. Plötzlich spürte er seine Hand in seinen Haaren und fühlte, wie Harry tiefer einatmete, wenn er ihn berührte. Was auch immer Severus tat, das war ihre unausgesprochene Regel, Harry erwiderte es. Es war nicht nur eine Frage davon, was Harry wollte, oder was Severus vorhatte. Er musste damit rechnen, dass Harry wenigstens versuchen würde, einen Schritt weiter zu gehen. Das letzte mal war Harry dem schon sehr nahe gekommen. Severus entschied, dass wenigstens einer von ihnen dieses mal die Nerven haben würde, weiter zu machen.

Severus ging mit seiner Hand tiefer, streichelte die Haut an Harry Becken, ging tiefer zu seinem Bein und wieder zurück. Er schaute zu Harry hinüber, er sah aus, als ob es ihm gefiel. Seine Hand in Severus Haaren zog ein wenig. Severus ließ ihn und lehnte sich in die Richtung, in die er gezogen wurde und wurde von Harry geküsst, inniger und tiefer als sonst. Severus streichelte, während sie sich küssten, weiter sein Bein. Harry hatte seinen Arm um seine Schultern gelegt, damit er in dieser Position blieb.

Schließlich löste sich Severus etwas von ihm um sich zu konzentrieren, er tastete nach dem Punkt auf Harrys Haut und fand ihn relativ einfach. Er drückte leicht zu und sendete ihm Energie.

"Oh mein Gott", flüsterte Harry.

Severus fasste das als Ermutigung auf und machte weiter, er streichelte ihn weiter, hielt ihn und gab ein wenig Wärme. Severus störte es nicht, dass es ihn ein wenig erschöpfte, es erfüllte seinen Zweck wunderbar. Severus Hand berührte ihn kaum noch, streichelte ihn nur noch sehr sanft, erreichte aber trotzdem sein Ziel, wobei er darauf bedacht war, sich über ihre Verbindung zu versichern, dass er nicht gegen Harrys Willen vorging. Er setzte seine Bewegung fort, es kamen keine Beschwerden von seinem Opfer. Severus war erfreut Harrys Hand in seinen Haaren zu spüren und die anderen klammerte sich fest an seine Schultern. Harrys nächste Atemzug war beinahe ein Zischen, seine Finger bohrten sich in seine Schultern und das mit einer solchen Kraft, wie er sie nur bei seinen Visionen erlebte.

Sie lagen für ein Weile so beieinander. Severus Kopf ruhte auf Harrys Brust. Harrys eine Hand war immer noch in Severus Haaren, die andere auf seinen Schultern. Severus hatte einen Arm um seine Hüfte gelegt. Severus spürte Harrys Lippen auf seiner Stirn.

"Du bist dran.", flüsterte Harry.

Severus befand sich jetzt in einer Position, die er sich nie erhofft hatte, nie gedacht hatte, dass er sie je in seinem ganzen Leben erreichen würde. Harry drehte Severus auf den Rücken und ließ sich sein Hemd ausziehen. Harry stütze sich auf seinen Ellbogen und schaute zu seinem Verbündeten herunter.

Severus wusste nicht, was er davon halten sollte, aber es war jetzt zu spät. Er spürte Harrys Hand auf seiner Brust, er amte seine eigenen Bewegungen nach. Dann spürte er seine Lippen überall auf seinem Körper, an den Stellen, die gerade nicht von ihrem Schlafsack bedeckt wurden. Harry streichelte Severus über den Kopf. Ihre Lippen trafen sich, küssten sich tief und Harry streichelte ihn weiter. Wenn er nur annähernd so gut wie Harry gewesen war, dachte Severus, musste er wirklich gute Arbeit geleistet haben.

Harry schob Severus Kopf zur Seit und saugte an seinem Ohr und griff dann unter den Schlafsack. Severus hielt den Atem an, wartete darauf, was jetzt kommen würde. Er versuchte nicht zurückzuzucken, während Harry ihn berührte. Er fühlte eine Hand auf der Innenseite seines Oberschenkels. Er fühlte Harrys Atem an seinem Ohr. Severus bemerkte, dass er geschafft hatte, liegen zu bleiben.

Severus atmete langsam aus und gab Harry mental seine Zustimmung weiter zu machen. Er wollte es wirklich, ohne Verzögern. Sein neuer Verbündeter hatte ihm seine Angst genommen, die er schon Jahre mit sich trug, und Severus zweifelte daran, dass irgendjemand sonst ihm hätte helfen können. Severus wartete, während Harry noch zögerte, er ließ seine Hand unbewegt auf Severus Oberschenkel. Falls Harry sich nicht bald bewegte, sah sich Severus gezwungen danach zu betteln.

Die Hand auf seinem Oberschenkel ballte sich plötzlich zu einer Faust und er hörte, wie er Harry vor Schmerzen weinte. Severus nahm seine Hand, er wusste, was nun passieren würde und holte sie hervor, er umarmte ihn.

"Bitte entschuldige", sagte Harry und verkrampfte sich erneut, er drückte seine Stirn gegen seine Brust. Severus konnte nur froh sein, dass es nicht ein paar Minuten später passiert war.

"Es ist in Ordnung.", sagte Severus und strich ihm über den Rücken. "Er wird dich nicht bekommen und du wirst immer noch in meinen Armen liegen, wenn du aufwachst", versicherte er ihm.

Der Schmerz wehrte nicht lange und bald lag Harry bewusstlos in Severus Armen. Nach der letzten Vision war Severus sehr beunruhig und nicht sicher, ob wirklich alles in Ordnung war. Severus prüfte, ob Harrys Arme in einer guten Position lagen. Alles was er tun konnte, war ihm Halt geben und darauf zu warten, das die Vision begann.

Als Harry erwachte, streichelte Severus ihn so lange, bis er wieder eingeschlafen war. Dann erlaubte er sich selber zu schlafen. Es war nicht mehr viel von der Nacht über.

****

Da war ein lautes Geräusch über ihnen. Harry schreckte hoch. Er war nicht an andere Menschen gewöhnt, aber als er Severus neben sich liegen sah, merkte er langsam, dass es keine Bedrohung war. Er schaute zu Severus hinüber, er sah so friedlich aus, aber er musste ihn wecken. Irgendwie trugen beide wieder ihre Hemden, er konnte sich nicht daran erinnern, wie das passiert war.

Oben wurde es laut, man stand wohl schon auf, obwohl es immer noch dunkel war. Im Winter würde es hier erst lange nach dem Frühstück hell werden. Jetzt hatten sie ihre Chance auf eine Gute Nachtruhe in einem Haus vertan, sie waren immer noch nicht wirklich ausgeruht, aus mehreren Gründen. Über den einen Grund störte Harry sich nicht gerade.

Harry versuchte aufzustehen ohne Sev zu stören. Sie sollten Frühstück für alle machen. Seine Beine ließen sich nur schwer bewegen und obwohl er es geschafft hatte, aus dem Schlafsack zu kommen, war er sich im klaren, das Aufstehen keine gute Idee war.

"Sev", sagte Harry sanft, er versuchte ihn aufzuwecken. Er stöhnte ein bisschen.

"Wir müssen aufstehen, alle anderen sind schon auf", sagte er und rieb Severus Schulter.

Severus schaute zu Harry auf und lächelte, es schien als würde er lieber für die Ewigkeit bleiben wo er war, als aufzustehen. Er setzte sich auf und machte das Licht an.

"Ich mache Tee", erklärte Severus und schlang die Decke um seine Hüfte, er hob amüsiert seine Augenbraue als er sah, wie Harry weg schaute.

"Wir haben es zu spät gemacht", sagte Harry, "ich kann nicht aufstehen."

"Dann bleib wo du bist", sagte Severus und stellte den Kessel auf den Herd.

"Nein, ich kann nicht. Wir müssen Frühstück machen. Wir müssen alles aufräumen und das Feuer aufschüren", sagte er, "Wir sind zu viele, du kannst es nicht alleine machen."

Severus dachte kurz nach.

"Setzt dich auf den Boden", sagte Severus und gab Harry seine Hosen, "dann zieh dich an."

Harry zog sich an, während Severus das Bett aus dem Weg stellte. Er stellte den Sessel vor den Ofen. Harry kroch zu ihm hinüber.

Severus lehnte sich zu ihm herunter. "Leg deinen Arm um meinen Hals und versuche aufzustehen, du kannst dann sitzend das Feuer neu aufschüren und Toast machen."

Harry legte ein Arm um Severus und versuchte zu stehen. Er wäre flach auf sein Gesicht gefallen, wenn er allein gewesen wäre, aber mit Severus Hilfe gelang es gleich beim ersten Versuch. Severus band ihm sein Kopftuch um, es war herunter gerutscht und verbarg nicht mehr seine ganze Narbe. Sie wollten sie auf gar keinen Fall den Muggel zeigen.

Severus kniete sich vor Harry nieder und nahm ihn in die Arme.

"Du kannst mir von der Vision erzählen, wenn wir wieder allein sind", sagte er zu Harry.

"Es gibt nicht viel zu sagen.", antwortete Harry, "eine weitere Familie."

Severus hielt Harry für eine Weile länger und ignorierte seinen beiläufigen Ton, nahm es was es war, eine mutige Maske.

Nachdem sich um alles wichtigen Sachen gekümmert war, kehrte Severus zu seinem Tee zurück und Harry schabte alle Aschereste aus dem Ofen.

Severus machte einen großen Pot Tee und gab Harry seine Tasse, außerdem reichte er ihm ein wenig Brennholz und Kohle. Harry leistete gute Arbeit mit dem Feuer und es kam kaum Kohlenstaub in seinen Tee.

Severus machte sich auch nicht schlecht. Sie hatten eine Liste bekommen, auf der alles stand, was für das Frühstück benötigt wurde. Mit den kurzen Instruktionen fand Severus eine Pfanne und briet nun Schinken, Eier, Würstchen, Tomaten und Kartoffeln. Harry wurde übel bei dem Geruch, obwohl er es eigentlich zu schätzten wissen sollte.

Sie würden bald gehen müssen, dachte Harry plötzlich und konnte diesen Gedanken nicht wieder verdrängen. Er wollte einfach überhaupt nicht denken. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie schön das alles war, hier bei dem warmen Feuer zu sitzen und Severus beim Kochen zuzuschauen. Er beobachte, wie er ein kleines Stückchen Kartoffel naschte, bevor er sie in die Schüssel legte und sie in den vorgewärmten Ofen schob, um sie warm zu halten.

Harry konnte durch das Fenster sehen, dass der Schnee über Nacht geschmolzen war.

*****

Will war immer noch draußen, er rauchte seine Morgenzigarette. Er hatte das Haus durch die Vordertür verlassen um seinen Gästen etwas Privatsphäre zu lassen. Er rauchte zwei Zigaretten, schließlich war es ja Weihnachten.

Er ging um das Haus herum, hauptsächlich um die Pflanzen zu überprüfen, ob es genug für das Mittagessen war. Es war schon etwas spät in der Saison, aber er wünschte sich welche. Er kam am Küchenfenster vorbei. Er nahm einen langen Zug und schaute auf, er sah, dass schon Licht an war. Er war nicht überrascht. Der Lärmpegel von all den Leuten, die jetzt aufstanden, verursacht war nicht gerade zu überhören. Sie waren alle Erwachsen und trotzdem standen sie alle so früh es nur irgend ging an Weihnachten auf um ihre Geschenke zu öffnen.

Will beobachtete sie, obwohl er wusste, dass er es eigentlich nicht tun sollte. Er sah den Mann, den er als Richard vorgestellt bekommen hatte, wie er den Sessel vor das Feuer stellte und sich dann zu Alex herunter lehnte. Der Junge Alex, der seiner Meinung nach etwas kränklich aussah, wurde hochgehoben und zum Stuhl getragen. Richard blieb vor ihm niedergekniet und hielt ihn für eine Weile. Will genehmigte sich eine dritte Zigarette. Dem Jungen war es gestern Abend gut gegangen, dass er kränklich aussah bedeutete ja nicht zwingend, dass er auch krank war. Richard ging wieder zum Herd und Will fühlte auf einmal eine Vertrautheit mit der Situation mit dem Jungen, aber er wusste nicht, wie er es einordnen sollte.

Dieser Mann, Richard, kam ihm überhaupt nicht vertraut vor, er sah wirklich etwas unheimlich aus. Er war etwa so alt wie er, dachte Will, aber so unnahbar und steif. So schien er jedenfalls letzten Abend. Aber jetzt, mit bloß der Decke um die Hüfte gewickelt und nur in der Gegenwart des Jungen, war er jemand anderes. Er sah ruhig aus, entspannt, er lächelte warm als er sich zu dem Jungen drehte und mit ihm sprach.

Will ging zurück zur Vordertür, er lächelte in sich hinein. Ihn würde es sicherlich nicht stören, wenn die beiden noch etwas länger blieben, vielleicht konnte er sie ja überzeugen, sie sahen so aus, als könnten sie es gebrauchen. Solange Richard nicht all seine Kartoffelvorräte vernaschte.

*****

Harry schaute auf als die Tür geöffnet wurde. Es war Will, Harry war erfreut darüber, es machte es einfacher, da er die Person war, mit dem er am meisten geredet hatte.

"Sie werden gleich alle hier eintrudeln", sagte Will und setzte sich an den Tisch, "Wir haben einen Toaster.", erklärte er Harry.

"Ich will sie nur auf einer Seite getoastet haben", sagte Harry hastig.

Ohne darauf einzugehen deckte Severus für Will auf und gab ihm eine Tasse Tee.

Harry lächelte, als er Sev so arbeiten sah. Mit der Decke um seinen Hüften sah er beinahe aus wie eine zu groß geratene Hauselfe aus. Harry würde ihm kaum von diesen Gedanken erzählen und er versucht nicht zu lächeln, damit er nicht nach dem Grund fragte.

"Ich könnte mich daran gewöhnen.", sagte Will und fing an zu essen, "Ihr beiden wollt nicht zufällig noch etwas länger bleiben? Bis morgen?"

Harry schaute Severus eindringlich an.

"Ich fürchte, dass wir weiter müssen.", sagte Severus.

"Ihr wollt an Weihnachten weiter wandern?", fragte Will erstaunt.

"Wir müssen unser Ziel Neujahr erreicht haben", erklärte Severus weiter.

Harry wäre beinahe von Sevs Muggelkenntnissen beeindruckt gewesen, wenn er sich nicht so schlecht bei dem Gedanken gefühlt hätte.

Es wäre nicht so schlimm gewesen, solange sie kein direktes Angebot zu bleiben gehabt hätten, dachte Harry. Aber jetzt, nachdem Will gefragt hatte und wollte, dass sie blieben, schien es grausam zurück in die Kälte zu müssen. Er wusste nicht, warum er so unbedingt hier bleiben wollte, sie waren schon an anderen warmen Orten gewesen und aus diesen musste Severus ihn nie so herauszerren. Harry wusste einfach, dass er noch nicht gehen wollte, noch nicht.

Harry wusste nicht, wie er Severus umstimmen sollte. Das Argument, das Will sie zum Bleiben überreden wollte, war wahrscheinlich auch nicht förderlich. Das Wetter schien auch nicht kooperieren zu wollen. Wo war die verdammte Stimme, wenn er sie mal brauchte?

Harry schaute zu Severus, der weiter kochte und zu Will, der weiter aß. Beiden schien nicht bewusst zu sein, wie Harry sich fühlte. Er rieb sich die Augen, er war so müde und er wusste nicht, ob er so weiter machen konnte. Die Vision war nicht so schlimm gewesen, aber nur im Vergleich zu der Megavision von vor zwei Tagen. Ein Junge und eine Familie waren gestorben. Harry kannte den Jungen von der Schule. Sollte es so weiter gehen? Nacht für Nacht? Einer nach dem anderen, bis niemand mehr übrig war?

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@Keeline:

(von Kaatje) Sev denkt, dass Harry und er für den Rest ihres Lebens zusammen bleiben, weil sie, wie er denkt, nicht mehr sehr lange leben werden. Er erwartet zu diesem Zeitpunkt, dass sie verlieren werden. Wie in den nächsten Kapitel deutlich wird, dass sich beide gegenseitig aushelfen und Harry kann unter Menschen er selbst sein, nicht nur "der Junge, der lebt" sein und Sev wird einmal Ähnlichkeit mit einem Hauselfen haben.

Ich weiß nicht, wie es mit den DM Kursen aussieht, aber ich dachte, der dass die Hotelpreise eigentlich noch sehr günstig sind. Vielleicht nehmen wir einfach zuviel für ein Bett.