6. Licht

Dunkelheit. Sie war es, die sie umfing, sie fürsorglich einhüllte und jegliche Erinnerungen verschwinden lies. Sanft glitt sie an ihr entlang, streichelte sie. Ihr Körper schien verschwunden und weit von ihr entfernt zu sein. Sie fühlte weder Schmerz noch gab es für sie Raum und Zeit. Dunkelheit hatte sich weit um sie ausgebreitet, nahm ihr Denken und Fühlen ein, lies ihr Leben illusionär erscheinen. Erscheinen? Sie wusste nicht, wo und wer sie war. War das hier ihr Leben? Oder nur ein Traum? Erinnerungen waren verloschen. Doch sie begehrte diese Dunkelheit. Diese Schwärze, die sie befreite und sie wünschte sich auf ewig in diesem scheinbaren Nichts gleiten zu können.

Doch plötzlich wurde der dunkle Mantel zerrissen. Geräusche verdrängten und zerstörten die angenehme Masse. Geräusche, die Jinx nicht in der Lage war zu identifizieren und sie kämpfte mit aller Macht gegen den Eindringling, denn sie begann zu fühlen zu denken und auf einmal brachen alle Erinnerungen wie eine mächtige Welle über sie hinein, drückten sie nieder und nahmen ihr ihren Illusionshaften Glauben. Die Realität hatte sie eingeholt, schmerzhaft und plötzlich.

Auch ihr Körper machte sich bemerkbar. Blut schoss wie Lava durch ihren Kopf und bei jedem Atemzug durchfuhr sie ein stechender Schmerz in der Seite.

Leise Stöhnte sie auf, als die die Augen öffnete und das gleißende Licht sie blendete. Ein Schatten bewegte sich eilig auf sie zu und nahm schnell Gestalt an.

Die Krankenschwester beugte sich über sie und fühlte ihre Stirn.

"Hier, trink das, es wird dir gleich besser gehen.", sagte Mme Pomfrey mit fürsorglicher Stimme und drückte Jinx den Becher an die trockenen Lippen.

Die Flüssigkeit war angenehm kühl und Jinx überkam schnell eine bleierne Müdigkeit, durch die sie erneut in die Dunkelheit aufgenommen wurde.

***

Draco saß auf seinem Bett und starrte auf seine Hände, als Blaise das gemeinsame Zimmer betrat.

Dieser stutzte kurz. "Na, Schuldgefühle?", fragte er den Blonden.

Dieser zuckte kurz zusammen und sah dann schweigend auf.

"Ach, Quatsch, sie hat es doch verdient.", winkte er ab und lies sich in die Kissen zurückfallen.

"Hat sie das?", Blaise zog zweifelnd die Augenbrauen hoch, er kannte Draco, auch den Draco, der sich hinter der fast eisernen Maske verbarg, daher waren sie auch beste Freunde.

"Sag bloß, du bist auf ihrer Seite?", Draco setzte sich wieder auf und musterte seinen Freud kritisch.

"Seite? Draco, darum geht es hier doch gar nicht. Sie ist neu hier, was hat sie denn getan, dass ihr sie alle so behandelt? Wir sind Slytherins, verdammt noch mal, wir haben immer zusammengehalten. Ihr habt ihr doch nicht mal eine Chance gegeben!", rief der Schwarzhaarige zornig. Er hasste es, wenn Draco sich so engstirnig verhielt. Dieser hatte zwar schon seit dem 4. Schuljahr aufgehört, seinem Vater alles unreflektiert zu glauben, doch manchmal setzte sich diese oberflächliche Art noch bei ihm durch.

"Sie wollte nie wirklich zu uns gehören.", begann Draco leicht trotzig sich zu verteidigen, "Du weißt doch noch was sie am ersten Tag gesagt hatte!"

"Und du weißt genau, dass sie es so nicht gemeint hatte. Wie hättest du denn reagiert, wenn du noch nie von den Häusern und deren Geschichte gehört hättest.", Blaise setzte sich seinem Freund gegenüber und wartete auf eine Antwort.

Dieser atmete genervt aus. "Okay, du hast ja Recht, sie hätte eine Chance verdient gehabt."

Blaise reagierte nicht darauf, sah seinen Freund nur weiterhin abwartend an.

"Was willst du denn noch? Ich werde sicher keine Schuldgefühle entwickeln!", damit drehte er sich um und zog ein Buch unter dem Bett hervor.

"Immerhin hast du sie fallen gelassen, obwohl sie sich bestimmt schon vorher die Rippen gebrochen hatte und."

"Verdammt, Blaise, lass es!", zischte Draco und funkelte seinen Freund wütend an.

"Immerhin habe ich sie dann auch zur Pomfrey getragen.", versuchte er sein Gewissen zu beruhigen.

"Stimmt.", Blaise nickte seinem Freund zu, "Aber hast du der ihr Gesicht gesehen? Und Snape meinte vorhin ja noch, dass sie bis jetzt nicht aufgewacht sei."

"Okay, gut, wenn du mir unbedingt ein schlechtes Gewissen machen wolltest, bitte, du hast es geschafft!", schrie Draco sauer auf und ballte die Hände zusammen.

"Na endlich.", Blaise grinste selbstzufrieden, "dann komm!", er erhob sich und zerrte Draco mit hoch.

"Was.willst.du.denn.noch?!", brachte der Blonde zornig hervor.

"Na wir gehen jetzt zum Krankenflügel, was denkst du denn. Du kannst dich entschuldigen, falls sie wach ist. Dann hättest du wenigstens kein schlechtes Gewissen mehr."

"Vergiss es! Ich werde mich ganz bestimmt nicht bei der entschuldigen!"

Doch Blaise reagierte nicht mehr auf die Worte seines Freundes, nahm ihn an der Hand und zog ihn aus dem Slytherinkerker Richtung Krankenflügel.

Auf halber Strecke begegneten sie Potter und Wesley, die gerade von Quidditschtraining zurückkamen.

"Mensch Malfoy, ich dachte du wärst mit Parkinson zusammen, aber dass es Zabini ist, Mensch, soviel Geschmack hätte ich dir gar nicht zugetraut.", grinste Potter und Wesley brach in Gelächter aus.

Die Slytherins stoppten abrupt, oder besser gesagt wurde Blaise zum anhalten gezwungen, als Draco sich zornig den Gryffindors zuband.

"Nicht war? Er ist zwar nicht ganz meine Preisklasse, aber zum Glück muss ich nicht mit nem verlausten Wiesel rumhängen, um nicht allein zu sein.", kalt wand er sich ab und ging weiter.

Er hatte Blaises Hand losgelassen, sodass dieser ihm hinterher eilen musste. Kurz vor dem Krankensaal stoppten sie. Draco stützte sich mit der Hand gegen die Tür und hielt Blaise somit davon ab, weiter zu gehen.

"Wenn sie noch nicht aufgewacht ist, gehe ich sofort wieder!", stellte Draco fest und lies damit keinen Widerspruch zu.

***

Sie wachte auf, als sie eine warme Hand an ihrer Wange spürte. Langsam öffnete sie die Augen.

Nachdem sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, erkannte sie Blaise, der auf ihrer Bettkante saß.

"Hey, wieder da?", fragte er leise und lächelte sie an.

"Blaise.", ihre Stimme krächzte und ihr Hals fühlte sich völlig trocken an. Sofort reichte ihr der Junge ein Glas Wasser.

Sie nahm es entgegen und stellte es nach einigen Schlucken auf dem Nachttisch ab.

"Danke.was machst du hier?", sie schob sich etwas hoch, damit sie aufrecht im Bett sitzen konnte.

"Dich besuchen?"

Sie sah ihn misstrauisch an. "Hast du nichts zu tun? Hausaufgaben oder so?"

"Möchtest du, dass ich gehe?"

"Nein, nein", sagt sie schnell, "So war das nicht gemeint. Ich dachte nur.du hasst mich?"

"Dich hasst hier niemand."

"Oh ja sicher! Unter den Slytherins zählt es zu einer Ehre unter Freunden, wenn man die Rippen gebrochen bekommt, du überzeugst mich!", entgegnete sie sarkastisch.

"Na dir scheint es ja wieder richtig gut zu gehen. Wieder so schön bissig wie früher. Nein ehrlich, ich habe nie etwas gegen dich gehabt, und das müsstest du eigentlich wissen."

Jinx nickte. "Weiß ich."

"Na dann, ich hab dir übrigens jemanden mitgebracht!", wechselte er das Thema und sah in eine andere Richtung.

Jinx musste sich drehen um seinem Blick folgen zu können.

Draco stand mit verschränkten Armen lässig an die Tür gelehnt und sah sie an, wobei ihm einige Haarsträhnen ins Gesicht fielen. Beide sahen sich nur schweigend an. Dann räusperte sich der Blonde.

"Also, ich.äh, wie geht es dir?"

"Gut."

"Also, dann.", langsam verlor Draco seine anfängliche Sicherheit, "Ähm,.ich wollte dich nicht.also, verdammt!", er strich sich dir Haarsträhnen aus dem Gesicht und setzte von neuem an. "Es tut mir leid, dass du dich wegen mir verletzt hast und dass ich dir keine wirkliche Chance gegeben hatte.", mit diesen Worten stieß er sich von der Tür ab und verlies eilig den Raum.

Jinx sah Blaise erstaunt an.

"Was hast du ihm gegeben?"

"Du kennst ihn nicht wirklich.", entgegnete dieser ernst. "Du kennst eigentlich nur diese fünf Minuten von ihm. Er ist eigentlich, na ja."

"Nicht so ein fieses, kaltes, egoistisches Arschloch, das glaubt, mit seinem Geld alles besitzen zu können?"

"Ja genau," Blaise konnte nur mühsam ein Grinsen unterdrücken. Genau so hatte er am Anfang auch über seinen besten Freund gedacht. Aber das war bevor dieser ihn hinter die Maske hatte sehen lassen. "Du solltest ihn kennen lernen.", meinte er dann wieder ernst.

"Mister Zabini, verlassen sie sofort das Zimmer. Die Kranke braucht Ruhe!", rief die Krankenschwester aufgebracht, als sie in den Raum stürzte.

Blaise erhob sich sofort.

"Machs gut und.gute Besserung."

"Ja danke, wir sehn uns."

Dann wurde der Slytherin aus dem Raum geschoben und Mme Pomfrey wand sich wieder Jinx zu.

***

"Siehst du, es ging doch!", sagte Blaise zufrieden und schlug Draco freundschaftlich auf den Rücken.

Dieser schnaubte. "Wahrscheinlich bildet sie sich jetzt sonst was drauf ein, sie sind doch alle gleich!"

"Das meinst du doch nicht ernst? Du kennst sie zwar nicht, aber sie wird dir sicher nicht hinterher rennen, wie.Pansy."

"Oh, hör mir mit der auf, ich ertrag es nicht mehr!"

"Ich sag's dir ja immer, schaff dir ne Freundin an und du wirst sie lossein!"

"Und ich hab dir gesagt, dass ich keinen Bock auf diese nervigen Gören hab. Entweder rennen sie dir hinterher und klammern, oder sie sind bescheuert, oder beides.nein, ehrlich verschone mich damit!", winkte Draco ab.

"Findest du nicht, dass du übertreibst? Es gibt schließlich auch welche, die annehmbar sind."

Draco zog ungläubig die Augenbraue hoch. "Nenn mir eine!"

"Hermine", brachte Blaise ohne zu zögern heraus.

"Granger, seit wann nennst du sie..sag bloß du hast was mit der?", Draco sprang überrascht von seinem Bett auf, auf dem er die ganze Zeit gesessen hatte.

"Na und? Auch wenn sie eine Gryffindor ist."

"Alter, ist doch schön, wo du doch noch nie."

"Okay, okay, wir gehen jetzt wohl besser zum Abendbrot.", unterbrach ihn Blaise, dem das Thema sichtlich unangenehm war.

***

Jinx saß schon am Slytherintisch, als die anderen Schüler eintrafen. Blaise setzte sich sofort neben sie und schob Draco auf die andere Seite.

"Hey, hat sie dich schon gehen lassen?", fragte Blaise.

"Hm", sie schluckte ihre Suppe hinunter, "Die Rippe war nur angebrochen."

Sie aßen schweigend weiter. Irgendwann, nachdem sie das Essen beendet hatte, machte sich Jinx auf den Weg in ihr Zimmer.

Blaise rutschte zu Draco ran.

"Siehst du, sie hat dich in Ruhe gelassen.", flüsterte er.

"Ja, zu ihrem Glück!", entgegnete Draco ebenso leise.

"Hey, was gibt es zu tuscheln?", mischte sich Pansy mit ein.

Blaise sah zornig auf. "Musst du dich eigentlich in alles reinhängen?"

Trotzig wand diese sich an Draco.

"Dracy, sagst du es mir?"

"Es geht dich nichts an, okay!", erwiderte dieser kalt.

Pansy zog einen Schmollmund und wand sich dann an ihre Freundinnen.

"Gehen wir."

Mit ihnen erhob sich auch der Rest und ging Richtung Kerker.

"Sagt mal, was macht die denn schon wieder hier?", fragte Jane, als sich alle im Gemeinschaftsraum verteilt hatten.

"Was? Wer denn?", Pansy lies für einen kleinen Moment von Draco ab und wand sich neugierig an Jane.

"Na Jinx, war sie nicht vorhin noch bewusstlos?"

"Sie hätte ruhig noch wegbleiben können!"

"Stimmt, sie gehört einfach nicht zu uns.", kam er überzeugt von Pansy und sie erhielt zustimmendes Gemurmel von einigen anderen.

"Dracy, sag doch auch mal was!", maulte Pansy, als sie merkte, dass er sich gekonnt aus dem Gespräch raushielt und rutschte auf seinen Schoß.

Dieser sah nur leicht angeekelt auf und schob sie grob von sich herunter.

"Erstens nennst du mich nicht Dracy. Zweitens - runter von mir! Und drittens ist es mir egal was dieses Mädchen macht und sie gehört genauso sehr zu Slytherin wie du, also lass sie in Ruhe!", erwiderte er kalt.

Mit diesen Worten hatte er die gesamte Aufmerksamkeit erlangt. Merkwürdige Blicke wurden ihm zugeworfen.

"D..du bist auf ihrer Seite?", unterbrach Jane die entstandene Stille zögerlich.

Draco ließ seinen Blick ruhig über die anderen gleiten und schüttelte dann langsam den Kopf.

"Merlin, seid ihr dämlich.", sagte er angewidert und erhob sich.

So, ich hoffe ihr gebt mir eure Meinung ab. Ich wünsche euch allen ein schönes, neues Jahr und dass ihr all eure Ziele erreichen könnt oder wenigstens nicht aufgeben müsst. Ciao R.B.