Das vierte Kapitel... (wow, ich bin ja mal richtig schnell...*gg*)
Danke an alle, die mir bisher gereviewt haben!!!
(PS. an Krisi: Caprice kommt auf den ersten 2 ½ Seiten vor)
Die Botschaft im Wasser
Zur gleichen Zeit befanden sich auch Cho und Caprice in der Winkelgasse. Um genauer zu sein, stöberten die beiden gerade in Madam Malkins Laden nach Umhängen, die ihrem neuen Status als Lehrkräften angemessen waren. Zumindest tat das Cho.
»Ich glaube nicht, dass ich dashier anziehen will«, sagte Caprice und hob skeptisch den Umhang hoch, den Cho ihr gegeben hatte.
»Ah ja?« Cho , die gerade einen schönen, blauen Umhang mit Silberbestickung an den Ärmeln anprobierte, drehte sich erstaunt zu ihrer Freundin um. »Wieso nicht? Das ist einer der schönsten Umhänge, die es in diesem Laden gibt.«
Caprice lächelte nur erzwungen und hängte den Umhang an seinen Platz zurück. »Na ja...«, begann sie und senkte ihre Stimme, damit niemand anderes außer Cho ihre Worte hören konnte. »Prinzipiell... ist ja alles an eurer Welt hier völlig in Ordnung und einfach genial... aber... in Sachen Mode steht ihr wirklich nicht gerade auf dem neuesten Stand, oder?«
Zuerst hob Cho nur verblüfft eine Augenbraue. Dann musste sie lachen. »Ähm, tja...«, flüsterte sie, »Wir sind eben Zauberer, Caprice. Wir... laufen eben in diesen Umhängen hier rum. Das ist einfach... wie soll ich sagen... eine uralte Tradition.«
Caprice schien nicht sonderlich begeistert zu sein. »Ich kann aber auch Sachen anziehen, die mir gefallen, oder ist das irgendwie... anstößig hier bei euch?«
Cho stockte und starrte Caprice verwundert an. Sie musste zugeben, dass sie sich darüber nun wirklich noch keine Gedanken gemacht hatte. Aber eigentlich konnte sie Caprice verstehen; sie war ein Mädchen, das immer nach der neuesten Mode gekleidet war und sich meistens nicht gerade zurückhielt, wenn es darum ging, mit Reizen zu spielen. Sie kannte es ja aus der modebezogenen Welt der Muggel gar nicht anders... Jetzt, wo Cho es sich überlegte, war es tatsächlich fast lächerlich, sie sich in einem einfachen Zaubererumhang und Spitzhut vorzustellen... nein, Caprice würde soetwas sicher nie tragen. Wenigstens würde es schwer werden, sie dazu zu bewegen.
»Tja, ...«, sagte Cho nachdenklich, »Ich... weiß nicht recht... ich wüsste nicht, dass es direkt verboten wäre, in normaler Kleidung herumzulaufen... du musst halt behaupten, dass du eine Hexe mit Vorliebe für Muggeltrends bist und in Hogwarts...«
Cho hielt plötzlich inne. Sie hatte ihre Aufmerksamkeit auf den Eingang gerichtet, wo gerade eine Gestalt den Laden betrat, deren Erscheinen sie dazu veranlasste, einen äußerst missgelaunten Gesichtsausdruck aufzusetzen.
Caprice sah verwundert ebenfalls hin und verstand vorerst nicht, wieso Cho so reagierte. Der neue Besucher war ein Junge in ihrem Alter, in einen schwarzen, sehr teuer aussehenden Umhang gehüllt, mit hellblonden Haaren und einem äußerst arroganten Auftreten. So weit es Caprice von hier aus erkennen konnte, sah er gar nicht mal so schlecht aus... Und irgend etwas war an ihm,... eine seltsame Aura, die Respekt einflößte. Madam Malkin, die zuvor mit drei Kunden auf einmal beschäftigt gewesen war, ließ von denen ab und kam schnell auf den Jungen zu. Und die Kunden beschwerten sich nicht einmal.
»Oh, der junge Mr Malfoy«, begrüßte Madam Malkin den Neuankömmling mit großer Höflichkeit, »Wie schön, sie schon wieder hier zu sehen. Gibt es Probleme mit ihrem Umhang?«
»Ja, ich will ihn umtauschen«, sagte der Junge mit überheblicher, kühler Stimme. »Er hat Mängel am Saum.«
»Oh, das tut mir außerordentlich Leid!« Madam Malkin nahm ihm den Umhang ab und eilte davon, um ein anderes Exemplar zu holen. »Sie haben für dieses Geld natürlich Anspruch auf makellose Qualität...«
Cho stöhnte, verdrehte die Augen und wandte sich wieder ihrem Umhang zu. »Geld, Geld, Geld«, zischelte sie, »davon hat Malfoy ja wirklich genug. Nur Freunde kann er sich damit nicht erkaufen.«
»Wer ist das?«, fragte Caprice fasziniert.
»Oh, nur der größte Schleimbrocken, den es in Hogwarts gibt«, antwortete Cho mit einer abwertenden Handbewegung. »Draco Malfoy, ein Slytherin im siebten Schuljahr. Der Beweis dafür, dass Aliens doch existieren.«
Ungeachtet der eindeutigen Abneigung, die Cho gegen diesen Kerl hegte, sagte Caprice verstohlen grinsend ihre Meinung: »Interessant ist er allemal.«
Cho schüttelte amüsiert lachend den Kopf. »Warte, bis du ihn richtig kennenlernst. Dann bildest du dir sicher eine andere Meinung!«
»Ich freu mich schon drauf«, grinste Caprice.
Sie beobachtete diesen Draco Malfoy noch eine ganze Weile, wie er sich den neuen Umhang anpassen und diese Madam Malkin wie ein Schoßhündchen um sich herum springen ließ... bis Caprice damit schließlich erreichte, was sie wollte: Er blickte in ihre Richtung. Und schien sie tatsächlich zu bemerken. Für ein paar Sekunden hielten sie konstanten Blickkontakt, genug für Caprice, um sich sicher zu sein, später noch Gelegenheit zu bekommen, etwas tiefer in diese kalten Augen zu sehen...
»Komm, wir gehen«, sagte Cho. »Ich nehme denhier.«
Draco Malfoy, dachte Caprice, während sie Cho in Richtung Ausgang folgte, diesen Namen werde ich mir merken...
Kaum hatte sie diesen Gedanken zu ende gedacht, ertönte plötzlich lautes Geschrei von draußen. Cho blieb mit einem entsetzten Laut stehen, und auch alle anderen im Laden schreckten auf. Irgend etwas musste draußen am Himmel zu sehen sein, denn durch die Schaufensterscheibe konnte man erkennen, wie kleine Kinder mit den Fingern nach oben zeigten und zu weinen begannen...
* * *
Das dunkle Mal stand wieder am Himmel.
»Nein...«,stammelte Ginny und klammerte sich ängstlich an Harry, »nicht schon wieder... das darf doch nicht wahr sein...!«
Es ist aber wahr, dachte Harry wie erstarrt.
Was das zu bedeuten hatte, wusste jeder. Erhellt durch das grausame Abbild der Angst, wurde die friedliche Stimmung in Sekundenschnelle zu einer entsetzten Stille, und gleich darauf zu einer hysterischen Panik. Niemand wusste, was zu tun war, und so rannten alle haltlos umher, in die verschiedensten Richtungen. Kinder begannen zu weinen, Frauen zu kreischen, und Harry und Ginny drückten sich an die Wand, um von dem plötzlichen Aufruhr nicht mitgerissen zu werden.
Jetzt kamen auch die ersten Leute aus dem Tropfenden Kessel gestürmt, aufgeschreckt durch den verdächtigen Lärm von draußen. Der Schock saß tief, doch die Neugier der Unwissenden noch tiefer.
»Was ist denn hier los?!«, hörte Harry die erschreckte Stimme von Ron, und gleich darauf die von Hermine, schrill und ungläubig: »Da oben! Sieh doch! Das dunkle Mal!«
Im nächsten Augenblick erschien auch Sirius. Er hatte seinen Zauberstab gezückt und ließ alarmiert seinen Blick durch die aufgebrachte Menge schweifen, bevor er sich an Harry und Ginny wandte. »Konntet ihr sehen, wer das war?!«, fragte er.
»Nein...«, sagte Harry noch immer ganz starr- er wollte es irgendwie nicht glauben, dass sein Gespräch mit Ginny durch ein solches Ereignis unterbrochen wurde- »es war... es war auf einmal einfach da...«
»Meint ihr,... dass Todesser hier sind...?«, wisperte Ginny, die anscheinend nicht vor hatte, Harry wieder loszulassen. Ihre Stimme zitterte vor Angst.
Harry konnte sie verstehen, wenn er daran dachte, was das letzte Mal geschehen war, als das dunkle Mal beschworen worden war... Es war nun schon fast anderthalb Jahre her und sie alle hatten es nur im Tagespropheten gelesen, doch das reichte auch völlig. Dementoren und Todesser hatten sich damals vereint. Karkaroff, Schulleiter von Durmstrang und ehemaliger Todesser, der nicht zu Voldemort zurückgekehrt war, war bei einem Angriff getötet worden, ebenso vier unschuldige Zivilisten. Seitdem lebte jeder in Angst, selbst Opfer des Wahnsinns zu werden, den Voldemort heraufbeschwor.
Hermine schob sich an Ginny vorbei und brachte sich mit zornrotem Kopf in den Vordergrund. »Natürlich sind Todesser hier, was denn sonst?! Niemand anderes würde es wagen, dieses Ding zu beschwören! Darauf steht mittlerweile Askaban, falls ihr es vergessen habt.«
»Oh, danke, dass du uns so schlagkräftig Mut machst, Hermine«, sagte Ron düster.
Hermine funkelte ihn daraufhin kampflustig und vorwurfsvoll an, ohne jeglichen Kommentar. Dafür bin ich jetzt nicht in der Stimmung, sagte ihr eisiger Blick.
»Vielleicht... ist das ganze nur ein Bluff«, stotterte Mr Weasley, der hinter Sirius erschien, als wolle er sich hinter ihm verstecken. »Sicher nur... Ein Streich von dummen Trittbrettfahrern...« Doch sein käseweißes Gesicht ließ erkennen, dass er sich mit diesen Worten nur selbst Mut machen wollte.
Harrys Magen verkrampfte sich allein bei dem Gedanken, dass dashier ein neuer Angriff war... Und es war einer, ganz sicher... Der altbekannte Schmerz in seiner Narbe meldete sich zurück, das eindeutige Zeichen für die Präsenz Voldemorts... Bilder seines Traumes waren ganz unvermittelt wieder in seinem Kopf... die vielen toten Zauberer, die Kälte, das Lachen, Lucius Malfoy...
Doch das, was jetzt geschah, war kein Traum.
Noch immer kamen Leute aus dem Tropfenden Kessel, um sich den Grund für den Aufruhr anzusehen, und unter ihnen waren jetzt auch die verwirrten Gesichter von Fred, George und Mrs Weasley. Doch plötzlich konnte man eine Veränderung in der Bewegung erkennen. Es wurde abrupt hektischer, die Schreie schwollen zu einem schrillen Kreischen an, und als sich Harry umdrehte, um zu sehen, was los war, sah er bloß ein grelles, grünes Licht vom Pub aus aufblitzen, furchtverzerrte Gesichter, jemand brach zusammen, Jammern und Weinen, das totale Chaos.
Sirius versuchte, Harry, Ginny, Ron und Hermine zur Seite zu schieben, denn nun schien niemand mehr Rücksicht auf andere zu nehmen. Sie konnten es jetzt allerdings nicht mehr vermeiden, in die Menge gedrängt zu werden.
»Todesser!!!«, hörte man verzweifelte Rufe inmitten der undefinierbaren Schreie. »Weg hier, hier sind Todesser!«
»Oh Arthur, wir hätten heute nicht herkommen sollen!«, stammelte Mrs Weasley und drückte sich zitternd an ihren Mann, zugleich im Versuch Ron, Fred und George auf einmal an sich zu ziehen. »Bleibt ja hier,...! Meine Güte, Kinder... bleibt zusammen... wir müssen weg von hier...!«
»Erst einmal müssen wir Ruhe bewahren!«, rief Sirius und versuchte, die Weasleys zu beruhigen. »Wenn alle gleichzeitig versuchen, mit Flohpulver zu verschwinden, gibt es nur noch mehr Chaos!«
Harry drehte sich nach hinten um und verstand, was Sirius damit meinte. Der Tropfende Kessel, der mit seiner Tür zur Muggelwelt den einzigen anderen Ausweg aus der Winkelgasse darstellte, war von mehreren dunklen Gestalten, zweifellos Todessern, besetzt worden, die die letzten anderen Zauberer nach draußen vertrieben. Das furchtbare war allerdings, dass sie es dabei nicht beließen, sondern nun ein zweites Mal willkürlich einen Todesfluch auf die Flüchtenden losschickten, der irgendwo in ihrer Mitte sein Opfer fand...
Ginny konnte beim Anblick dieser grausamen Szene einen Schrei nicht unterdrücken, und Harry taumelte zurück, als ein rasender Schmerz durch seine Narbe zuckte, ein Gefühl als müsse sein Kopf zerbersten, so schlimm wie lange nicht mehr...
Fensterscheiben klirrten in unmittelbarer Nähe.
»Achtung!«, schrie irgend jemand.
Harry und Ginny wurden angerempelt und von den anderen getrennt. Harry hörte nur noch Mrs Weasleys schrilles Kreischen nach ihrer Tochter, bevor er die Gruppe aus den Augen verlor. Schwarze Schatten mischten sich in die Menge. Von irgendwo konnte man erneut das grüne Licht eines Todesfluches sehen, gleich darauf wieder in einer anderen Richtung... Mindestens ein Dutzend Todesser mussten der Panik nach erschienen sein, und kaum jemand wagte, sich ihnen entgegen zu stellen... Alles war bloß noch ein riesiger Wirrwarr aus Angst und Schreien.
Harry stockte der Atem. Er wusste nicht, was er tun sollte- also achtete er nur darauf, Ginny nicht loszulassen, und irgendwie von der Gefahrenquelle, wo immer die sich auch befand, weg zu kommen. Schließlich zog er Ginny hinter sich her in eine kleine, unebene Nebengasse, um dem Trubel vorerst zu entfliehen.
Ginny zitterte am ganzen Körper und ihr Atem ging schnell, und als sie in der Gasse anhielten, sank sie sofort vor Angst gelähmt gegen die kalte Wand. »Sie... sie töten tatsächlich wahllos Zauberer«, hauchte sie fassungslos, »ich glaub' es nicht... wie verrückt können Menschen sein...?«
»Das... sind keine normalen Menschen«, sagte Harry mit brüchiger Stimme. »Das sind... irgendwelche kranke Kreaturen...«
»Und... was machen wir jetzt?«, fragte Ginny unsicher, »Suchen wir die anderen?«
Harry schwieg und blickte zurück durch die Gasse auf das noch immer andauernde Chaos von flüchtenden Zauberern. Er bezweifelte ernsthaft, Sirius und die anderen jetzt noch wiederfinden zu können... falls die sich nicht auch noch untereinander verloren hatten... Aber sie konnten doch nicht einfach hier bleiben und warten, bis dieser Angriff noch viel mehr Opfer forderte...
Doch ehe Harry zu einer Entscheidung kommen konnte, wurde sie ihm abgenommen. Wie es aussah bemerkten nun auch andere die kleine, unscheinbare Gasse; zwei völlig aufgelöste Zauberer, ein Mann und eine Frau, rannten plötzlich auf sie zu.
Harry und Ginny wichen automatisch zurück, als sie sahen, dass ihnen auch zwei Todesser folgten.
»Lauft!!!«, schrie der Mann und wedelte wild mit den Armen, als er die beiden erblickte, »Um Himmels Willen, lauft!!!«
Erst als nun auch eine dritte dunkle Gestalt in der Gasse erschien, packte Harry die starre Ginny wieder am Arm und zog sie mit sich über den mit Löchern übersäten Asphalt.
Verdächtiges Gemurmel und Zischen erhob sich augenblicklich hinter ihnen- kein gutes Zeichen! Harry hielt die Luft an und stieß Ginny zur Seite an eine Hauswand, und im nächsten Augenblick zischte ein grünes Licht an ihnen vorbei und löste sich kurz darauf auf.
Der Mann und die Frau kamen an ihnen vorbei gestolpert, nun noch panischer als zuvor.
Harry glaubte, eine geringe Chance zu sehen, Widerstand zu leisten. Er sah Ginny an und merkte verblüfft, dass sie genau den gleichen Gedanken zu haben schien; sie nickte ihm entschlossen zu und hielt ihren Zauberstab bereit.
Ehe einer der Todesser einen weiteren Fluch aussprechen konnte, sprangen Harry und Ginny in die Mitte der Gasse.
»Stupor!«, riefen sie exakt synchron.
Damit hatten die Todesser nicht gerechnet. Zwei von ihnen wurden frontal von jeweils einem Fluch getroffen, stolperten rückwärts und brachen vor den Füßen des Dritten zusammen, der verschreckt durch diese Gegenoffensive zurückwich. Gleichzeitig blieben seine Blicke an Harry hängen, zuerst verblüfft, dann jedoch musterte sich ein böses Grinsen auf dem Gesicht unter der Kapuze ab. Doch der Todesser ging nicht zum Angriff über- stattdessen behielt er das Grinsen bei, ging rückwärts und apparierte dann plötzlich.
Harry und Ginny blieben ein paar Augenblicke lang noch reglos stehen, um sicher zu gehen, dass er nicht wieder auftauchte. Und sahen sich dann schließlich erstaunt an.
»Wir sind ein gutes Team«, sagte Ginny und musste tatsächlich erleichtert grinsen.
»Ja«, sagte Harry. »Sieht ganz so aus.«
So erquickend dieses Erfolgserlebnis auch war, sie konnten schlecht hier herumstehen und wegen drei Todessern feiern.
»Komm mit!«, sagte Ginny und diesmal zog sie Harry, in die Richtung, in der die Frau und der Mann von vorhin verschwunden waren. »Ich glaube nicht, dass das die einzigen waren, die sich hier her verirren!«
Harry folgte ihr ohne Einwände, allerdings musste er feststellen, dass er nach wenigen Augenblicken keine Ahnung mehr hatte, wo sie sich befanden. Er ging zwar seit sieben Jahren jedes Jahr in die Winkelgasse, um einzukaufen, allerdings hatte er noch die deren Hintergassen besucht. Als auch Ginny ein paar Mal unschlüssig vor einer Abbiegung gestanden hatte, und Harry langsam glaubte, in der Nokturngasse gelandet zu sein, blieb sie schließlich mit einem schuldbewussten Gesichtsausdruck stehen. Keine Menschenseele war hier auf den Straßen.
»Okay«, sagte Ginny kleinlaut, »das war keine gute Idee. Wollen wir zurück gehen?«
»Tja...«, sagte Harry nicht minder ahnungslos. »Ich wüsste nicht, in welche Richtung...«
Sie schwiegen für kurze Zeit. Aber das brachte leider auch nichts.
»Wie wär's mit dieser Richtung?«, sagte Harry schließlich und deutete auf eine Gasse rechts von ihnen, die einigermaßen freundlich aussah.
Ginny nickte, und sie gingen los. Die Straßen hier waren alle furchtbar schmal und sahen abgenutzt und schäbig aus, genau wie die leerstehenden Häuser am Straßenrand. Zahlreiche Pfützen bedeckten den Boden. Was war das hier für eine Ecke Winkelgasse? Harry wollte sich eigentlich gar nicht mehr Gedanken darüber machen- die Hauptsache war, dass sie hier wieder raus kamen.
Die Straße, die Harry gewählt hatte, entpuppte sich schon bald als Sackgasse. Sie standen vor einer hohen, schwarzen Mauer.
»Na toll«, seufzte Ginny. »Du brauchst nie wieder auf mich hören, Harry. Ich bau' eben doch immer nur Mist.«
»Nicht so schlimm«, sagte Harry resigniert. »Das kann schon mal vor... argh!«
Der Schmerz kam wie ein Blitzschlag. Doch so heftig war es noch nie gewesen. Harry schlug die rechte Hand vor seine Stirn, taumelte und sank an der Wand herab auf die Knie.
»Harry!«, keuchte Ginny erschrocken und beugte sich zu ihm hin, »Was ist?!«
Harry versuchte, den Schmerz abklingen zu lassen, wieder klar denken zu können, doch diese Folter ließ ihm beinahe die Tränen in die Augen schießen- dieses Gefühl erinnerte ihn an den Cuciatus-Fluch, eine geringe Form davon vielleicht, aber auf jeden Fall überstieg es das, was ihm seine Narbe normalerweise bescherte. Der graue Asphalt mit seinen Pfützen verschwamm vor seinen Augen...
»Harry! Harry!«
Und dann war es vorbei. Harry zwinkerte, das Bild vor seinen Augen wurde wieder klar... Und vor ihm stand eine Botschaft.
In einer der Pfützen tänzelte eine tiefschwarze Schrift im dreckigen Wasser:
... Hallo Harry. Ich bin wieder da. Und ich werde immer stärker, merkst du es? Überlege dir...
Es gab eine Bewegung im Wasser, die Schrift wurde weggewischt, und eine neue erschien:
... ob du nicht vielleicht eine zweite Chance willst...
... deine erste...
... hast du im letzten Jahr verspielt...
... in der Nacht zu Halloween...
... ganz bereitwillig...
... doch an deiner Stelle...
... würde ich um eine zweite Chance betteln...
... wenn du dieses Jahr überleben willst.
... Also...
... bettelst du?...
»Ganz sicher nicht«, zischte Harry kaum hörbar.
... gut. Wie du willst. Dann ist das dein Ende. Und das deiner Freunde.
»Harry?! Harry, hörst du mich?!« Ginny wedelte verzweifelt mit ihrer Hand vor seinem Gesicht herum, während sie ihn mit der anderen an der Schulter schüttelte. »Hey...! Was... was war das denn bitte?!«
Harry schüttelte den Kopf und ließ sich von ihr aufhelfen. »Ich... ich...« Er wusste nicht, was er sagen sollte.
... und das deiner Freunde...
Harry wusste überhaupt nichts mehr. Er wollte nur weg von hier.
Puh- endlich! Ich weiß nicht warum, aber mir will dieses Kapitel einfach nicht gefallen... (hab es jetzt zum dritten Mal neu geschrieben). Mhh... na ja, vielleicht erkennt ihr ja, woran's liegt. Schreibt mir, was ihr davon haltet. Eure J-Lee
Die Botschaft im Wasser
Zur gleichen Zeit befanden sich auch Cho und Caprice in der Winkelgasse. Um genauer zu sein, stöberten die beiden gerade in Madam Malkins Laden nach Umhängen, die ihrem neuen Status als Lehrkräften angemessen waren. Zumindest tat das Cho.
»Ich glaube nicht, dass ich dashier anziehen will«, sagte Caprice und hob skeptisch den Umhang hoch, den Cho ihr gegeben hatte.
»Ah ja?« Cho , die gerade einen schönen, blauen Umhang mit Silberbestickung an den Ärmeln anprobierte, drehte sich erstaunt zu ihrer Freundin um. »Wieso nicht? Das ist einer der schönsten Umhänge, die es in diesem Laden gibt.«
Caprice lächelte nur erzwungen und hängte den Umhang an seinen Platz zurück. »Na ja...«, begann sie und senkte ihre Stimme, damit niemand anderes außer Cho ihre Worte hören konnte. »Prinzipiell... ist ja alles an eurer Welt hier völlig in Ordnung und einfach genial... aber... in Sachen Mode steht ihr wirklich nicht gerade auf dem neuesten Stand, oder?«
Zuerst hob Cho nur verblüfft eine Augenbraue. Dann musste sie lachen. »Ähm, tja...«, flüsterte sie, »Wir sind eben Zauberer, Caprice. Wir... laufen eben in diesen Umhängen hier rum. Das ist einfach... wie soll ich sagen... eine uralte Tradition.«
Caprice schien nicht sonderlich begeistert zu sein. »Ich kann aber auch Sachen anziehen, die mir gefallen, oder ist das irgendwie... anstößig hier bei euch?«
Cho stockte und starrte Caprice verwundert an. Sie musste zugeben, dass sie sich darüber nun wirklich noch keine Gedanken gemacht hatte. Aber eigentlich konnte sie Caprice verstehen; sie war ein Mädchen, das immer nach der neuesten Mode gekleidet war und sich meistens nicht gerade zurückhielt, wenn es darum ging, mit Reizen zu spielen. Sie kannte es ja aus der modebezogenen Welt der Muggel gar nicht anders... Jetzt, wo Cho es sich überlegte, war es tatsächlich fast lächerlich, sie sich in einem einfachen Zaubererumhang und Spitzhut vorzustellen... nein, Caprice würde soetwas sicher nie tragen. Wenigstens würde es schwer werden, sie dazu zu bewegen.
»Tja, ...«, sagte Cho nachdenklich, »Ich... weiß nicht recht... ich wüsste nicht, dass es direkt verboten wäre, in normaler Kleidung herumzulaufen... du musst halt behaupten, dass du eine Hexe mit Vorliebe für Muggeltrends bist und in Hogwarts...«
Cho hielt plötzlich inne. Sie hatte ihre Aufmerksamkeit auf den Eingang gerichtet, wo gerade eine Gestalt den Laden betrat, deren Erscheinen sie dazu veranlasste, einen äußerst missgelaunten Gesichtsausdruck aufzusetzen.
Caprice sah verwundert ebenfalls hin und verstand vorerst nicht, wieso Cho so reagierte. Der neue Besucher war ein Junge in ihrem Alter, in einen schwarzen, sehr teuer aussehenden Umhang gehüllt, mit hellblonden Haaren und einem äußerst arroganten Auftreten. So weit es Caprice von hier aus erkennen konnte, sah er gar nicht mal so schlecht aus... Und irgend etwas war an ihm,... eine seltsame Aura, die Respekt einflößte. Madam Malkin, die zuvor mit drei Kunden auf einmal beschäftigt gewesen war, ließ von denen ab und kam schnell auf den Jungen zu. Und die Kunden beschwerten sich nicht einmal.
»Oh, der junge Mr Malfoy«, begrüßte Madam Malkin den Neuankömmling mit großer Höflichkeit, »Wie schön, sie schon wieder hier zu sehen. Gibt es Probleme mit ihrem Umhang?«
»Ja, ich will ihn umtauschen«, sagte der Junge mit überheblicher, kühler Stimme. »Er hat Mängel am Saum.«
»Oh, das tut mir außerordentlich Leid!« Madam Malkin nahm ihm den Umhang ab und eilte davon, um ein anderes Exemplar zu holen. »Sie haben für dieses Geld natürlich Anspruch auf makellose Qualität...«
Cho stöhnte, verdrehte die Augen und wandte sich wieder ihrem Umhang zu. »Geld, Geld, Geld«, zischelte sie, »davon hat Malfoy ja wirklich genug. Nur Freunde kann er sich damit nicht erkaufen.«
»Wer ist das?«, fragte Caprice fasziniert.
»Oh, nur der größte Schleimbrocken, den es in Hogwarts gibt«, antwortete Cho mit einer abwertenden Handbewegung. »Draco Malfoy, ein Slytherin im siebten Schuljahr. Der Beweis dafür, dass Aliens doch existieren.«
Ungeachtet der eindeutigen Abneigung, die Cho gegen diesen Kerl hegte, sagte Caprice verstohlen grinsend ihre Meinung: »Interessant ist er allemal.«
Cho schüttelte amüsiert lachend den Kopf. »Warte, bis du ihn richtig kennenlernst. Dann bildest du dir sicher eine andere Meinung!«
»Ich freu mich schon drauf«, grinste Caprice.
Sie beobachtete diesen Draco Malfoy noch eine ganze Weile, wie er sich den neuen Umhang anpassen und diese Madam Malkin wie ein Schoßhündchen um sich herum springen ließ... bis Caprice damit schließlich erreichte, was sie wollte: Er blickte in ihre Richtung. Und schien sie tatsächlich zu bemerken. Für ein paar Sekunden hielten sie konstanten Blickkontakt, genug für Caprice, um sich sicher zu sein, später noch Gelegenheit zu bekommen, etwas tiefer in diese kalten Augen zu sehen...
»Komm, wir gehen«, sagte Cho. »Ich nehme denhier.«
Draco Malfoy, dachte Caprice, während sie Cho in Richtung Ausgang folgte, diesen Namen werde ich mir merken...
Kaum hatte sie diesen Gedanken zu ende gedacht, ertönte plötzlich lautes Geschrei von draußen. Cho blieb mit einem entsetzten Laut stehen, und auch alle anderen im Laden schreckten auf. Irgend etwas musste draußen am Himmel zu sehen sein, denn durch die Schaufensterscheibe konnte man erkennen, wie kleine Kinder mit den Fingern nach oben zeigten und zu weinen begannen...
* * *
Das dunkle Mal stand wieder am Himmel.
»Nein...«,stammelte Ginny und klammerte sich ängstlich an Harry, »nicht schon wieder... das darf doch nicht wahr sein...!«
Es ist aber wahr, dachte Harry wie erstarrt.
Was das zu bedeuten hatte, wusste jeder. Erhellt durch das grausame Abbild der Angst, wurde die friedliche Stimmung in Sekundenschnelle zu einer entsetzten Stille, und gleich darauf zu einer hysterischen Panik. Niemand wusste, was zu tun war, und so rannten alle haltlos umher, in die verschiedensten Richtungen. Kinder begannen zu weinen, Frauen zu kreischen, und Harry und Ginny drückten sich an die Wand, um von dem plötzlichen Aufruhr nicht mitgerissen zu werden.
Jetzt kamen auch die ersten Leute aus dem Tropfenden Kessel gestürmt, aufgeschreckt durch den verdächtigen Lärm von draußen. Der Schock saß tief, doch die Neugier der Unwissenden noch tiefer.
»Was ist denn hier los?!«, hörte Harry die erschreckte Stimme von Ron, und gleich darauf die von Hermine, schrill und ungläubig: »Da oben! Sieh doch! Das dunkle Mal!«
Im nächsten Augenblick erschien auch Sirius. Er hatte seinen Zauberstab gezückt und ließ alarmiert seinen Blick durch die aufgebrachte Menge schweifen, bevor er sich an Harry und Ginny wandte. »Konntet ihr sehen, wer das war?!«, fragte er.
»Nein...«, sagte Harry noch immer ganz starr- er wollte es irgendwie nicht glauben, dass sein Gespräch mit Ginny durch ein solches Ereignis unterbrochen wurde- »es war... es war auf einmal einfach da...«
»Meint ihr,... dass Todesser hier sind...?«, wisperte Ginny, die anscheinend nicht vor hatte, Harry wieder loszulassen. Ihre Stimme zitterte vor Angst.
Harry konnte sie verstehen, wenn er daran dachte, was das letzte Mal geschehen war, als das dunkle Mal beschworen worden war... Es war nun schon fast anderthalb Jahre her und sie alle hatten es nur im Tagespropheten gelesen, doch das reichte auch völlig. Dementoren und Todesser hatten sich damals vereint. Karkaroff, Schulleiter von Durmstrang und ehemaliger Todesser, der nicht zu Voldemort zurückgekehrt war, war bei einem Angriff getötet worden, ebenso vier unschuldige Zivilisten. Seitdem lebte jeder in Angst, selbst Opfer des Wahnsinns zu werden, den Voldemort heraufbeschwor.
Hermine schob sich an Ginny vorbei und brachte sich mit zornrotem Kopf in den Vordergrund. »Natürlich sind Todesser hier, was denn sonst?! Niemand anderes würde es wagen, dieses Ding zu beschwören! Darauf steht mittlerweile Askaban, falls ihr es vergessen habt.«
»Oh, danke, dass du uns so schlagkräftig Mut machst, Hermine«, sagte Ron düster.
Hermine funkelte ihn daraufhin kampflustig und vorwurfsvoll an, ohne jeglichen Kommentar. Dafür bin ich jetzt nicht in der Stimmung, sagte ihr eisiger Blick.
»Vielleicht... ist das ganze nur ein Bluff«, stotterte Mr Weasley, der hinter Sirius erschien, als wolle er sich hinter ihm verstecken. »Sicher nur... Ein Streich von dummen Trittbrettfahrern...« Doch sein käseweißes Gesicht ließ erkennen, dass er sich mit diesen Worten nur selbst Mut machen wollte.
Harrys Magen verkrampfte sich allein bei dem Gedanken, dass dashier ein neuer Angriff war... Und es war einer, ganz sicher... Der altbekannte Schmerz in seiner Narbe meldete sich zurück, das eindeutige Zeichen für die Präsenz Voldemorts... Bilder seines Traumes waren ganz unvermittelt wieder in seinem Kopf... die vielen toten Zauberer, die Kälte, das Lachen, Lucius Malfoy...
Doch das, was jetzt geschah, war kein Traum.
Noch immer kamen Leute aus dem Tropfenden Kessel, um sich den Grund für den Aufruhr anzusehen, und unter ihnen waren jetzt auch die verwirrten Gesichter von Fred, George und Mrs Weasley. Doch plötzlich konnte man eine Veränderung in der Bewegung erkennen. Es wurde abrupt hektischer, die Schreie schwollen zu einem schrillen Kreischen an, und als sich Harry umdrehte, um zu sehen, was los war, sah er bloß ein grelles, grünes Licht vom Pub aus aufblitzen, furchtverzerrte Gesichter, jemand brach zusammen, Jammern und Weinen, das totale Chaos.
Sirius versuchte, Harry, Ginny, Ron und Hermine zur Seite zu schieben, denn nun schien niemand mehr Rücksicht auf andere zu nehmen. Sie konnten es jetzt allerdings nicht mehr vermeiden, in die Menge gedrängt zu werden.
»Todesser!!!«, hörte man verzweifelte Rufe inmitten der undefinierbaren Schreie. »Weg hier, hier sind Todesser!«
»Oh Arthur, wir hätten heute nicht herkommen sollen!«, stammelte Mrs Weasley und drückte sich zitternd an ihren Mann, zugleich im Versuch Ron, Fred und George auf einmal an sich zu ziehen. »Bleibt ja hier,...! Meine Güte, Kinder... bleibt zusammen... wir müssen weg von hier...!«
»Erst einmal müssen wir Ruhe bewahren!«, rief Sirius und versuchte, die Weasleys zu beruhigen. »Wenn alle gleichzeitig versuchen, mit Flohpulver zu verschwinden, gibt es nur noch mehr Chaos!«
Harry drehte sich nach hinten um und verstand, was Sirius damit meinte. Der Tropfende Kessel, der mit seiner Tür zur Muggelwelt den einzigen anderen Ausweg aus der Winkelgasse darstellte, war von mehreren dunklen Gestalten, zweifellos Todessern, besetzt worden, die die letzten anderen Zauberer nach draußen vertrieben. Das furchtbare war allerdings, dass sie es dabei nicht beließen, sondern nun ein zweites Mal willkürlich einen Todesfluch auf die Flüchtenden losschickten, der irgendwo in ihrer Mitte sein Opfer fand...
Ginny konnte beim Anblick dieser grausamen Szene einen Schrei nicht unterdrücken, und Harry taumelte zurück, als ein rasender Schmerz durch seine Narbe zuckte, ein Gefühl als müsse sein Kopf zerbersten, so schlimm wie lange nicht mehr...
Fensterscheiben klirrten in unmittelbarer Nähe.
»Achtung!«, schrie irgend jemand.
Harry und Ginny wurden angerempelt und von den anderen getrennt. Harry hörte nur noch Mrs Weasleys schrilles Kreischen nach ihrer Tochter, bevor er die Gruppe aus den Augen verlor. Schwarze Schatten mischten sich in die Menge. Von irgendwo konnte man erneut das grüne Licht eines Todesfluches sehen, gleich darauf wieder in einer anderen Richtung... Mindestens ein Dutzend Todesser mussten der Panik nach erschienen sein, und kaum jemand wagte, sich ihnen entgegen zu stellen... Alles war bloß noch ein riesiger Wirrwarr aus Angst und Schreien.
Harry stockte der Atem. Er wusste nicht, was er tun sollte- also achtete er nur darauf, Ginny nicht loszulassen, und irgendwie von der Gefahrenquelle, wo immer die sich auch befand, weg zu kommen. Schließlich zog er Ginny hinter sich her in eine kleine, unebene Nebengasse, um dem Trubel vorerst zu entfliehen.
Ginny zitterte am ganzen Körper und ihr Atem ging schnell, und als sie in der Gasse anhielten, sank sie sofort vor Angst gelähmt gegen die kalte Wand. »Sie... sie töten tatsächlich wahllos Zauberer«, hauchte sie fassungslos, »ich glaub' es nicht... wie verrückt können Menschen sein...?«
»Das... sind keine normalen Menschen«, sagte Harry mit brüchiger Stimme. »Das sind... irgendwelche kranke Kreaturen...«
»Und... was machen wir jetzt?«, fragte Ginny unsicher, »Suchen wir die anderen?«
Harry schwieg und blickte zurück durch die Gasse auf das noch immer andauernde Chaos von flüchtenden Zauberern. Er bezweifelte ernsthaft, Sirius und die anderen jetzt noch wiederfinden zu können... falls die sich nicht auch noch untereinander verloren hatten... Aber sie konnten doch nicht einfach hier bleiben und warten, bis dieser Angriff noch viel mehr Opfer forderte...
Doch ehe Harry zu einer Entscheidung kommen konnte, wurde sie ihm abgenommen. Wie es aussah bemerkten nun auch andere die kleine, unscheinbare Gasse; zwei völlig aufgelöste Zauberer, ein Mann und eine Frau, rannten plötzlich auf sie zu.
Harry und Ginny wichen automatisch zurück, als sie sahen, dass ihnen auch zwei Todesser folgten.
»Lauft!!!«, schrie der Mann und wedelte wild mit den Armen, als er die beiden erblickte, »Um Himmels Willen, lauft!!!«
Erst als nun auch eine dritte dunkle Gestalt in der Gasse erschien, packte Harry die starre Ginny wieder am Arm und zog sie mit sich über den mit Löchern übersäten Asphalt.
Verdächtiges Gemurmel und Zischen erhob sich augenblicklich hinter ihnen- kein gutes Zeichen! Harry hielt die Luft an und stieß Ginny zur Seite an eine Hauswand, und im nächsten Augenblick zischte ein grünes Licht an ihnen vorbei und löste sich kurz darauf auf.
Der Mann und die Frau kamen an ihnen vorbei gestolpert, nun noch panischer als zuvor.
Harry glaubte, eine geringe Chance zu sehen, Widerstand zu leisten. Er sah Ginny an und merkte verblüfft, dass sie genau den gleichen Gedanken zu haben schien; sie nickte ihm entschlossen zu und hielt ihren Zauberstab bereit.
Ehe einer der Todesser einen weiteren Fluch aussprechen konnte, sprangen Harry und Ginny in die Mitte der Gasse.
»Stupor!«, riefen sie exakt synchron.
Damit hatten die Todesser nicht gerechnet. Zwei von ihnen wurden frontal von jeweils einem Fluch getroffen, stolperten rückwärts und brachen vor den Füßen des Dritten zusammen, der verschreckt durch diese Gegenoffensive zurückwich. Gleichzeitig blieben seine Blicke an Harry hängen, zuerst verblüfft, dann jedoch musterte sich ein böses Grinsen auf dem Gesicht unter der Kapuze ab. Doch der Todesser ging nicht zum Angriff über- stattdessen behielt er das Grinsen bei, ging rückwärts und apparierte dann plötzlich.
Harry und Ginny blieben ein paar Augenblicke lang noch reglos stehen, um sicher zu gehen, dass er nicht wieder auftauchte. Und sahen sich dann schließlich erstaunt an.
»Wir sind ein gutes Team«, sagte Ginny und musste tatsächlich erleichtert grinsen.
»Ja«, sagte Harry. »Sieht ganz so aus.«
So erquickend dieses Erfolgserlebnis auch war, sie konnten schlecht hier herumstehen und wegen drei Todessern feiern.
»Komm mit!«, sagte Ginny und diesmal zog sie Harry, in die Richtung, in der die Frau und der Mann von vorhin verschwunden waren. »Ich glaube nicht, dass das die einzigen waren, die sich hier her verirren!«
Harry folgte ihr ohne Einwände, allerdings musste er feststellen, dass er nach wenigen Augenblicken keine Ahnung mehr hatte, wo sie sich befanden. Er ging zwar seit sieben Jahren jedes Jahr in die Winkelgasse, um einzukaufen, allerdings hatte er noch die deren Hintergassen besucht. Als auch Ginny ein paar Mal unschlüssig vor einer Abbiegung gestanden hatte, und Harry langsam glaubte, in der Nokturngasse gelandet zu sein, blieb sie schließlich mit einem schuldbewussten Gesichtsausdruck stehen. Keine Menschenseele war hier auf den Straßen.
»Okay«, sagte Ginny kleinlaut, »das war keine gute Idee. Wollen wir zurück gehen?«
»Tja...«, sagte Harry nicht minder ahnungslos. »Ich wüsste nicht, in welche Richtung...«
Sie schwiegen für kurze Zeit. Aber das brachte leider auch nichts.
»Wie wär's mit dieser Richtung?«, sagte Harry schließlich und deutete auf eine Gasse rechts von ihnen, die einigermaßen freundlich aussah.
Ginny nickte, und sie gingen los. Die Straßen hier waren alle furchtbar schmal und sahen abgenutzt und schäbig aus, genau wie die leerstehenden Häuser am Straßenrand. Zahlreiche Pfützen bedeckten den Boden. Was war das hier für eine Ecke Winkelgasse? Harry wollte sich eigentlich gar nicht mehr Gedanken darüber machen- die Hauptsache war, dass sie hier wieder raus kamen.
Die Straße, die Harry gewählt hatte, entpuppte sich schon bald als Sackgasse. Sie standen vor einer hohen, schwarzen Mauer.
»Na toll«, seufzte Ginny. »Du brauchst nie wieder auf mich hören, Harry. Ich bau' eben doch immer nur Mist.«
»Nicht so schlimm«, sagte Harry resigniert. »Das kann schon mal vor... argh!«
Der Schmerz kam wie ein Blitzschlag. Doch so heftig war es noch nie gewesen. Harry schlug die rechte Hand vor seine Stirn, taumelte und sank an der Wand herab auf die Knie.
»Harry!«, keuchte Ginny erschrocken und beugte sich zu ihm hin, »Was ist?!«
Harry versuchte, den Schmerz abklingen zu lassen, wieder klar denken zu können, doch diese Folter ließ ihm beinahe die Tränen in die Augen schießen- dieses Gefühl erinnerte ihn an den Cuciatus-Fluch, eine geringe Form davon vielleicht, aber auf jeden Fall überstieg es das, was ihm seine Narbe normalerweise bescherte. Der graue Asphalt mit seinen Pfützen verschwamm vor seinen Augen...
»Harry! Harry!«
Und dann war es vorbei. Harry zwinkerte, das Bild vor seinen Augen wurde wieder klar... Und vor ihm stand eine Botschaft.
In einer der Pfützen tänzelte eine tiefschwarze Schrift im dreckigen Wasser:
... Hallo Harry. Ich bin wieder da. Und ich werde immer stärker, merkst du es? Überlege dir...
Es gab eine Bewegung im Wasser, die Schrift wurde weggewischt, und eine neue erschien:
... ob du nicht vielleicht eine zweite Chance willst...
... deine erste...
... hast du im letzten Jahr verspielt...
... in der Nacht zu Halloween...
... ganz bereitwillig...
... doch an deiner Stelle...
... würde ich um eine zweite Chance betteln...
... wenn du dieses Jahr überleben willst.
... Also...
... bettelst du?...
»Ganz sicher nicht«, zischte Harry kaum hörbar.
... gut. Wie du willst. Dann ist das dein Ende. Und das deiner Freunde.
»Harry?! Harry, hörst du mich?!« Ginny wedelte verzweifelt mit ihrer Hand vor seinem Gesicht herum, während sie ihn mit der anderen an der Schulter schüttelte. »Hey...! Was... was war das denn bitte?!«
Harry schüttelte den Kopf und ließ sich von ihr aufhelfen. »Ich... ich...« Er wusste nicht, was er sagen sollte.
... und das deiner Freunde...
Harry wusste überhaupt nichts mehr. Er wollte nur weg von hier.
Puh- endlich! Ich weiß nicht warum, aber mir will dieses Kapitel einfach nicht gefallen... (hab es jetzt zum dritten Mal neu geschrieben). Mhh... na ja, vielleicht erkennt ihr ja, woran's liegt. Schreibt mir, was ihr davon haltet. Eure J-Lee
