Hallo Leute!!!!
Kennt ihr mich noch... ? ;-)
Wisst ihr, was das schlimme an HP ist? Egal, was man tut, auf kurz oder
lang kommt man nicht davon los!!! Ich bin HP-süchtig!!! Ich hab mir
geschworen, diese Geschichte nicht weiterzuschreiben, und was mach ich?!!!
Tja, hier seht ihr es... *g* Ich werde rückfällig!
(I am back!) eure J-Lee
@ Alexis: Jetzt geh' ich deiner Bitte anscheinend doch nach... (
* * *
Trelawneys letzte Vorhersage
Sirius' Büro war ein kleiner, bloß mit einem großen Tisch und einigen Schränken eingerichteter Raum in einem der Türme, das nur durch ein einziges, kleines Fenster beleuchtet wurde. Trotzdem fühlte sich Harry hier- besonders in Sirius' Gegenwart- fast so behaglich wie in ihrem Haus in Hideville; seine Unordnung hatte Sirius genau wie die gemütliche Atmosphäre in sein Quartier nach Hogwarts verlagert.
Nun saßen sie sich also an dem Holztisch gegenüber, der schon nach kaum einer Woche des neuen Schuljahres überfüllt war von Schülerarbeiten und undefinierbaren Zetteln, und Sirius lehnte sich mit einem abschätzenden Blick auf Harry in seinem Arbeitssessel zurück. »Was ist los?«, fragte er. »Gibt's mal wieder ein Problem?«
»Ähm... ja, ich denke, so kann man das nennen.«
»Lass mich raten. Die Dementoren.« Sirius seufzte und legte die Stirn in Falten. »Ja, das ist tatsächlich ein Problem. Wir haben Zweihundert gezählt, Harry. Zweihundert, die sich rings um Hogwarts positioniert haben, nicht nur im Verbotenen Wald. Es ist fast so, als wollten sie uns belagern. Kein Wunder, dass sich immer mehr Schüler unwohl fühlen.«
Harry schauderte, als er sich das Bild vom von Dementoren belagerten Hogwarts vorstellte. »Weißt du schon, was dagegen getan werden soll?«
»Nein.« Sirius' Stimme war leise und zeigte deutlich, dass ihm dieses Thema auch schwer zusetzte. »Die Lehrer sollen euch eine Situation vermitteln, die gar nicht existiert. So ist es leider. Wenn ein Schüler danach fragt, lautet die Antwort: Es besteht kein Grund zur Sorge. Wir haben alles unter Kontrolle. Wir sollen lächeln und jegliche Art von Panik unter den Schülern vermeiden. Aber ich werde dich nicht anlügen. Wir haben nichts unter Kontrolle. Keiner von uns. Nicht einmal Snape, auch wenn er das nicht zugeben will. Und Grund zur Sorge besteht allemal.«
»Das heißt, ihr wisst nicht, wie ihr die Dementoren vertreiben sollt.«
Sirius nickte betrübt.
»Und was ist mit Dumbledore?«, fragte Harry.
»Der weiß auch keine Lösung. Noch nicht. Aber ich bin ziemlich sicher, wenn er erst mal wieder in Hogwarts ist, ändert sich das schnell.«
Harry atmete einmal tief ein. Er verstand Sirius' Sorgen gut. Dumbledore verkörperte einen Teil Hogwarts- er verhieß Sicherheit. Solange er weg war, fehlte eine Führungskraft und eine Stütze von unermesslichem Wert. Professor McGonnagal war zwar auch eine starke Persönlichkeit, sie konnte jedoch nie den Status von Dumbledore erreichen. Da fiel Harry ein, dass er ja eigentlich gar nicht über Dementoren reden wollte.
»Eigentlich... sind die Dementoren aber gar nicht mein Problem«, sagte er leise.
Sirius hob eine Augenbraue. »Nein? Was dann?«
»Ich habe seltsame Träume«, sagte Harry. »Und zwar schon lange. Es hat... schon in den Ferien angefangen. Du weißt sicher noch, wenn ich morgens aufgewacht bin, wie aus einer Art Anfall... Ich wollte es dir schon viel früher erzählen, aber...«
»Schon gut«, sagte Sirius, kaum überrascht. »Ich hab' mir soetwas schon gedacht. Erzähl es mir. Was träumst du? Von Voldemort?«
Harry nicke. Und schilderte seinem Paten, wie die Träume aussahen, die ihn schon so lange heimsuchten. Er beschrieb jeden einzelnen, an den er sich erinnern konnte, in jeder kleinen Abweichung. Es war nicht immer einfach, die Worte zu finden, um die Bilder des Todes und der Zerstörung richtig darzustellen, und bei jedem Satz wurde Sirius hellhöriger und besorgter. Besonders, als Harry bei seinem letzten Traum angelangte, weiteten sich seine Augen entsetzt.
»Du hast Malfoy den Todesfluch auf den Hals gehetzt?!«
»Ja...«, Harry flüsterte nervös. »Ich war... wie soll ich sagen... auf Voldemorts Seite... wie ein Mitläufer. Und am Ende hat er mich doch getötet.«
Sirius stieß einen Schwall Luft zischend durch die Schneidezähne und verschränkte die Arme. »Seltsam ist das schon. Es ist nicht normal, immer die gleiche Sache zu träumen. Auch wenn es sich prinzipiell verändert. Es ist fast... nun ja, Professor Trelawney würde es sicher eine Vision nennen.«
»Und was soll das bitte heißen?«, fragte Harry mit einem Anflug von Verzweiflung. Professor Trelawneys Auffassung wollte er jetzt wirklich nicht hören. »Und warum träume ich solche Dinge?«
»Ich habe keine Ahnung«, gestand Sirius mit einem nachdenklichen Blick zum Fenster. »Aber ich denke... nun ja, so etwas kann schon passieren, wenn man unter Druck steht... ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht sehr einfach für dich ist, all die Dinge zu verarbeiten die du schon erlebt hast... und immer wieder erlebst.«
Oh je, dachte Harry und rieb sich unbehaglich das Kinn an der Schulter, hält er mich jetzt für paranoid?!
»... Es gibt bestimmt etwas, das dich im Moment belastet. Ich dachte, es wären die Dementoren. Aber anscheinend stimmt das nicht. Da ist noch etwas anderes. Ich bin kein Psychologe, aber da bin ich mir ziemlich sicher. Etwas ist für deine Träume verantwortlich. Nur was?«
Harry reagierte für ein paar Momente nicht auf den fragenden Blick seines Paten und überlegte sich eine Taktik. Er hasste es, wenn Sirius sein Talent darin beweis, förmlich in ihn hinein zu sehen, so wie er es jetzt gerade tat. Natürlich gab es außer den Dementoren noch etwas, das Harry momentan besonders belastete. Die Sache wegen Halloween.
Sirius schien in seinen Gedanken zu lesen, dass dieses Geheimnis existierte, er schien es beinahe zu wissen und darauf zu warten, dass Harry endlich zugab, ihm etwas zu verheimlichen. Und Harry verfluchte die Tatsache, dass er noch nie sehr gut darin gewesen war, Unsicherheit zu verbergen. Deswegen wich er Sirius' Blick aus, um der Situation zu entgehen. Er würde ihm das nicht erzählen. Das nicht. Und schon begann Harry zu bereuen, überhaupt mit dem Thema angefangen zu haben. An die Halloween-Sache hatte er dabei nicht gedacht. Am besten regelte er seine Probleme eben doch selbst...
Sirius öffnete den Mund, um Harry doch noch zum Reden zu bringen, als plötzlich die Tür aufging und jemand förmlich ins Zimmer stürzte. Es war eine Person, die Harry im Moment wohl am wenigsten sehen wollte: Sybill Trelawney, mit einer Miene, als hätte sie gerade den Tod der gesamten Menschheit gesehen.
»Oh«, sagte Sirius und erhob sich überrascht. »Sybill. Was machen sie denn hier?«
Statt ihm eine Antwort zu geben, blickte Professor Trelawney von Harry zu Sirius und stürzte sich dann schnell atmend am Türrahmen ab- anscheinend war sie den Weg vom Astronomieturm bis hier her gerannt. Die dünne, in Schmuck und Seide verhüllte Gestalt wartete ein paar Sekunden, bevor sie zu sprechen begann.
»Sirius... und Harry...«, hauchte sie atemlos, »ich habe... äußerst... schlechte Nachrichten für euch...«
»Oh nein«, stöhnte Harry und wandte genervt den Kopf ab. »Nicht schon wieder. Das hatten wir doch erst.«
Trelawney kam auf sie zu geschwankt. In ihren Augen flackerte etwas, das Harry verdächtig an nahenden Wahnsinn erinnerte. Er zog die Brauen zusammen. Irgendwie war ihm das nicht sehr geheuer.
»Eigentlich...«, schluchzte Trelawney weiter, »wollte ich ja allein mit ihnen reden, Sirius... schlimme Dinge... unerwartete Dinge... und der junge Potter..,.« Jetzt sah sie aus, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll... ich habe noch nie... es ist furchtbar!«
»Ähm... tja. Wie wär's, wenn sie sich erst einmal setzen?«, schlug Sirius vorsichtig vor und schob ihr mit sichtbarer Besorgnis einen der Stühle näher. »Und dann fangen sie nochmal von vorne an.«
»Vielen Dank, Sirius«, schniefte sie zittrig und ließ sich neben Harry nieder. Sie versuchte, sich zu beruhigen, doch als ihr Blick Harry traf, verfiel sie wieder in heftiges Schluchzen.
»Vielleicht sollte ich lieber gehen«, sagte Harry durch die Zähne.
»Nein...«, schniefte Trelawney sofort, »nicht nötig, Harry... es ist nur..« Ihre Stimme versagte und wurde zu einem leisen Hauchen. Ihre Augen weiteten sich verängstigt. »Ich habe den Grimm gesehen!«
Harry und Sirius sahen sich an und wussten nicht, was sie sagen sollten. Nun, es kam nun wirklich nicht gerade selten vor, dass dies geschah. Deshalb verstanden sie nicht wirklich Trelawneys aufgewühlten Gefühle.
»Nein, ihr versteht nicht...«, begann sie nach wenigen Augenblicken verzweifelt. Ihre Stimme nahm einen piepsigen Ton an. »Ich... ich meine... ich sah... den Grimm! Nicht für jemand anderen... ich sah ihn... für mich!«
»Oh«, entwich es Harry dumpf.
Trelawney versenkte ihr Gesicht in beide Hände und schniefte und bebte. Nun bekam Harry endgültig ein ungutes Gefühl. Er hatte die Lehrerin für Wahrsagen noch nie in einem solchen Zustand gesehen und war sich ganz und gar nicht sicher, wie er mit der Situation umgehen sollte. Es erstaunte ihn auch ein wenig. Trelawney hatte so vielen den Tod prophezeit. Dass sie nun selbst ein Teil ihrer Visionen war, stellte offensichtlich etwas völlig ungewöhnliches und sehr erschreckendes für sie dar. Wie sollte es auch nicht?, dachte Harry, verärgert über sich selbst. Wie konnte er annehmen, dass Trelawney die Nachricht ihres nahenden Todes weniger erschreckte als jeden anderen Menschen, nur weil sie öfters mit dem Tod konfrontiert wurde?
Sirius machte derweil einen ziemlich bemitleidenswerten Eindruck. Ihm war anzusehen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was er tun sollte- das schniefende und wimmernde Häufchen Elend namens Trelawney überforderte eindeutig seine Kenntnisse. »Ich, em«, sagte er und räusperte sich unbehaglich, während er den Versuch startete, Trelawney durch das sanfte Klopfen auf die rechte Schulter zu beruhigen. »Sybill, sie sollten vielleicht erst einmal tief einatmen und die ganze Sache überdenken...«, er wurde kleinlaut. »Ich meine... der Wahrheitsgehalt ihrer Visionen...«
»Sagen sie mir nichts über den Wahrheitsgehalt meiner Visionen!« Plötzlich ruckte ihr Kopf hoch und ihre Augen funkelten wütend, sodass Sirius zurückwich. Doch nach kaum einer Sekunde begann ihre Unterlippe schon wieder zu zittern. »Es ist nicht nur das, Sirius... Wenn es nur das wäre... Ich sah noch mehr! Viel mehr! Ich sah...« Sie kniff die Augen zusammen, um sich dazu durchzuringen, es zu erzählen. »Ich sah Dinge, die ich nicht hätte sehen sollen... ich spürte es... diese Vision war anders als alles, was ich kenne... verstehen sie, das erste Mal hatte ich das Gefühl, wirklich etwas zu sehen, etwas, das tatsächlich geschieht oder geschehen wird... Und wie üblich war Harrys Tod Bestandteil dessen, was ich sah... Der Einunddreißigste Oktober...« Sie senkte den Kopf und sah Sirius aus den Augenwinkeln heraus an. »Und ihren Tod sah ich ebenfalls, Sirius.«
Während Sirius keine besondere Reaktion zeigte, spürte Harry eine kalte Hand nach seinem Herzen greifen. Sirius?! Nun begann ihn die Sache ernsthaft zu beunruhigen. Irgend etwas sagte ihm, dass es nicht gut war, was hier passierte.
»Ich sah mich an einem Ort, wie ich noch keinen sah«, fuhr Trelawney fort und ihre Augen schimmerten glasig. »Einem dunklen Ort voller Bosheit und Tod. Ein Ort aus Stein und Blut. Elf... Diese Zahl hat eine Bedeutung... Ich hörte Worte in meinem Kopf...« Und sie begann in einer unheimlichen Singsangstimme zu flüstern: »Das Gericht der Elf erwacht in deinen Händen. Rufe zehn zum Gericht, der du die Gunst meiner Familie besitzt, zehn zum Gericht, das die Zukunft entscheidet. Wähle zehn deiner Freunde oder zehn deiner Feinde, zum Bewahren oder zum Zerstören dessen, was vor Gericht steht zu dieser Stunde.«
Harry und Sirius starrten sie an.
»Das Gericht der Elf?«, wiederholte Sirius blinzelnd. »Was soll das sein?«
»Ich weiß es nicht!«, winselte Professor Trelawney.
Harry brummte der Kopf. Was hatte sie gesagt? Die Gunst meiner Familie? Das waren doch Athelstan Avons Worte im Buch der dunklen Künste...! Da musste ein Zusammenhang bestehen! Diese Tatsache ließ es Harry eiskalt den Rücken hinunter rieseln. Sollte das etwa darauf hinauslaufen, dass Professor Trelawney tatsächlich eine ernstzunehmende Vision heimgesucht hatte?! Diese Vorstellung gefiel ihm ganz und gar nicht.
»Alles, was ich weiß ist...«, fuhr Trelawney schwächelnd fort, »Ich sah den Grimm, nachdem ich diese Vision hatte... Ich hätte das nicht erfahren dürfen...« Ihre Augen schimmerten entsetzt. »Vielleicht hätte ich euch das nicht sagen dürfen! Ich... ich...! Vielleicht bin ich für euer Schicksal verantwortlich...! Ich hätte es nicht sagen dürfen...!«
»Aber Sybill«, versuchte es Sirius mit einem Lächeln, doch Trelawney schoss wie von der Tarantel gestochen in die Höhe und rannte aus dem Zimmer.
Ohne auf den verdutzten Sirius Rücksicht zu nehmen, sprang Harry von seinem Stuhl auf und folgte ihr. Doch interessierte es ihn weniger, wohin Trelawney verschwand. Harry nahm ein sonderbares Kribbeln in sich wahr; das Gefühl, die Spur einer Sache aufgenommen zu haben, sie sehr nach Hermine und Ron schrie.
Die Gunst meiner Familie.
* * *
So weit dieses Kapitel. Ich weiß, Trelawney ist ein ziemlich abgekautes Thema, aber ich musste euch leider damit quälen. *g* Kommt nicht wieder vor, versprochen.
*hehehe*
(I am back!) eure J-Lee
@ Alexis: Jetzt geh' ich deiner Bitte anscheinend doch nach... (
* * *
Trelawneys letzte Vorhersage
Sirius' Büro war ein kleiner, bloß mit einem großen Tisch und einigen Schränken eingerichteter Raum in einem der Türme, das nur durch ein einziges, kleines Fenster beleuchtet wurde. Trotzdem fühlte sich Harry hier- besonders in Sirius' Gegenwart- fast so behaglich wie in ihrem Haus in Hideville; seine Unordnung hatte Sirius genau wie die gemütliche Atmosphäre in sein Quartier nach Hogwarts verlagert.
Nun saßen sie sich also an dem Holztisch gegenüber, der schon nach kaum einer Woche des neuen Schuljahres überfüllt war von Schülerarbeiten und undefinierbaren Zetteln, und Sirius lehnte sich mit einem abschätzenden Blick auf Harry in seinem Arbeitssessel zurück. »Was ist los?«, fragte er. »Gibt's mal wieder ein Problem?«
»Ähm... ja, ich denke, so kann man das nennen.«
»Lass mich raten. Die Dementoren.« Sirius seufzte und legte die Stirn in Falten. »Ja, das ist tatsächlich ein Problem. Wir haben Zweihundert gezählt, Harry. Zweihundert, die sich rings um Hogwarts positioniert haben, nicht nur im Verbotenen Wald. Es ist fast so, als wollten sie uns belagern. Kein Wunder, dass sich immer mehr Schüler unwohl fühlen.«
Harry schauderte, als er sich das Bild vom von Dementoren belagerten Hogwarts vorstellte. »Weißt du schon, was dagegen getan werden soll?«
»Nein.« Sirius' Stimme war leise und zeigte deutlich, dass ihm dieses Thema auch schwer zusetzte. »Die Lehrer sollen euch eine Situation vermitteln, die gar nicht existiert. So ist es leider. Wenn ein Schüler danach fragt, lautet die Antwort: Es besteht kein Grund zur Sorge. Wir haben alles unter Kontrolle. Wir sollen lächeln und jegliche Art von Panik unter den Schülern vermeiden. Aber ich werde dich nicht anlügen. Wir haben nichts unter Kontrolle. Keiner von uns. Nicht einmal Snape, auch wenn er das nicht zugeben will. Und Grund zur Sorge besteht allemal.«
»Das heißt, ihr wisst nicht, wie ihr die Dementoren vertreiben sollt.«
Sirius nickte betrübt.
»Und was ist mit Dumbledore?«, fragte Harry.
»Der weiß auch keine Lösung. Noch nicht. Aber ich bin ziemlich sicher, wenn er erst mal wieder in Hogwarts ist, ändert sich das schnell.«
Harry atmete einmal tief ein. Er verstand Sirius' Sorgen gut. Dumbledore verkörperte einen Teil Hogwarts- er verhieß Sicherheit. Solange er weg war, fehlte eine Führungskraft und eine Stütze von unermesslichem Wert. Professor McGonnagal war zwar auch eine starke Persönlichkeit, sie konnte jedoch nie den Status von Dumbledore erreichen. Da fiel Harry ein, dass er ja eigentlich gar nicht über Dementoren reden wollte.
»Eigentlich... sind die Dementoren aber gar nicht mein Problem«, sagte er leise.
Sirius hob eine Augenbraue. »Nein? Was dann?«
»Ich habe seltsame Träume«, sagte Harry. »Und zwar schon lange. Es hat... schon in den Ferien angefangen. Du weißt sicher noch, wenn ich morgens aufgewacht bin, wie aus einer Art Anfall... Ich wollte es dir schon viel früher erzählen, aber...«
»Schon gut«, sagte Sirius, kaum überrascht. »Ich hab' mir soetwas schon gedacht. Erzähl es mir. Was träumst du? Von Voldemort?«
Harry nicke. Und schilderte seinem Paten, wie die Träume aussahen, die ihn schon so lange heimsuchten. Er beschrieb jeden einzelnen, an den er sich erinnern konnte, in jeder kleinen Abweichung. Es war nicht immer einfach, die Worte zu finden, um die Bilder des Todes und der Zerstörung richtig darzustellen, und bei jedem Satz wurde Sirius hellhöriger und besorgter. Besonders, als Harry bei seinem letzten Traum angelangte, weiteten sich seine Augen entsetzt.
»Du hast Malfoy den Todesfluch auf den Hals gehetzt?!«
»Ja...«, Harry flüsterte nervös. »Ich war... wie soll ich sagen... auf Voldemorts Seite... wie ein Mitläufer. Und am Ende hat er mich doch getötet.«
Sirius stieß einen Schwall Luft zischend durch die Schneidezähne und verschränkte die Arme. »Seltsam ist das schon. Es ist nicht normal, immer die gleiche Sache zu träumen. Auch wenn es sich prinzipiell verändert. Es ist fast... nun ja, Professor Trelawney würde es sicher eine Vision nennen.«
»Und was soll das bitte heißen?«, fragte Harry mit einem Anflug von Verzweiflung. Professor Trelawneys Auffassung wollte er jetzt wirklich nicht hören. »Und warum träume ich solche Dinge?«
»Ich habe keine Ahnung«, gestand Sirius mit einem nachdenklichen Blick zum Fenster. »Aber ich denke... nun ja, so etwas kann schon passieren, wenn man unter Druck steht... ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht sehr einfach für dich ist, all die Dinge zu verarbeiten die du schon erlebt hast... und immer wieder erlebst.«
Oh je, dachte Harry und rieb sich unbehaglich das Kinn an der Schulter, hält er mich jetzt für paranoid?!
»... Es gibt bestimmt etwas, das dich im Moment belastet. Ich dachte, es wären die Dementoren. Aber anscheinend stimmt das nicht. Da ist noch etwas anderes. Ich bin kein Psychologe, aber da bin ich mir ziemlich sicher. Etwas ist für deine Träume verantwortlich. Nur was?«
Harry reagierte für ein paar Momente nicht auf den fragenden Blick seines Paten und überlegte sich eine Taktik. Er hasste es, wenn Sirius sein Talent darin beweis, förmlich in ihn hinein zu sehen, so wie er es jetzt gerade tat. Natürlich gab es außer den Dementoren noch etwas, das Harry momentan besonders belastete. Die Sache wegen Halloween.
Sirius schien in seinen Gedanken zu lesen, dass dieses Geheimnis existierte, er schien es beinahe zu wissen und darauf zu warten, dass Harry endlich zugab, ihm etwas zu verheimlichen. Und Harry verfluchte die Tatsache, dass er noch nie sehr gut darin gewesen war, Unsicherheit zu verbergen. Deswegen wich er Sirius' Blick aus, um der Situation zu entgehen. Er würde ihm das nicht erzählen. Das nicht. Und schon begann Harry zu bereuen, überhaupt mit dem Thema angefangen zu haben. An die Halloween-Sache hatte er dabei nicht gedacht. Am besten regelte er seine Probleme eben doch selbst...
Sirius öffnete den Mund, um Harry doch noch zum Reden zu bringen, als plötzlich die Tür aufging und jemand förmlich ins Zimmer stürzte. Es war eine Person, die Harry im Moment wohl am wenigsten sehen wollte: Sybill Trelawney, mit einer Miene, als hätte sie gerade den Tod der gesamten Menschheit gesehen.
»Oh«, sagte Sirius und erhob sich überrascht. »Sybill. Was machen sie denn hier?«
Statt ihm eine Antwort zu geben, blickte Professor Trelawney von Harry zu Sirius und stürzte sich dann schnell atmend am Türrahmen ab- anscheinend war sie den Weg vom Astronomieturm bis hier her gerannt. Die dünne, in Schmuck und Seide verhüllte Gestalt wartete ein paar Sekunden, bevor sie zu sprechen begann.
»Sirius... und Harry...«, hauchte sie atemlos, »ich habe... äußerst... schlechte Nachrichten für euch...«
»Oh nein«, stöhnte Harry und wandte genervt den Kopf ab. »Nicht schon wieder. Das hatten wir doch erst.«
Trelawney kam auf sie zu geschwankt. In ihren Augen flackerte etwas, das Harry verdächtig an nahenden Wahnsinn erinnerte. Er zog die Brauen zusammen. Irgendwie war ihm das nicht sehr geheuer.
»Eigentlich...«, schluchzte Trelawney weiter, »wollte ich ja allein mit ihnen reden, Sirius... schlimme Dinge... unerwartete Dinge... und der junge Potter..,.« Jetzt sah sie aus, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll... ich habe noch nie... es ist furchtbar!«
»Ähm... tja. Wie wär's, wenn sie sich erst einmal setzen?«, schlug Sirius vorsichtig vor und schob ihr mit sichtbarer Besorgnis einen der Stühle näher. »Und dann fangen sie nochmal von vorne an.«
»Vielen Dank, Sirius«, schniefte sie zittrig und ließ sich neben Harry nieder. Sie versuchte, sich zu beruhigen, doch als ihr Blick Harry traf, verfiel sie wieder in heftiges Schluchzen.
»Vielleicht sollte ich lieber gehen«, sagte Harry durch die Zähne.
»Nein...«, schniefte Trelawney sofort, »nicht nötig, Harry... es ist nur..« Ihre Stimme versagte und wurde zu einem leisen Hauchen. Ihre Augen weiteten sich verängstigt. »Ich habe den Grimm gesehen!«
Harry und Sirius sahen sich an und wussten nicht, was sie sagen sollten. Nun, es kam nun wirklich nicht gerade selten vor, dass dies geschah. Deshalb verstanden sie nicht wirklich Trelawneys aufgewühlten Gefühle.
»Nein, ihr versteht nicht...«, begann sie nach wenigen Augenblicken verzweifelt. Ihre Stimme nahm einen piepsigen Ton an. »Ich... ich meine... ich sah... den Grimm! Nicht für jemand anderen... ich sah ihn... für mich!«
»Oh«, entwich es Harry dumpf.
Trelawney versenkte ihr Gesicht in beide Hände und schniefte und bebte. Nun bekam Harry endgültig ein ungutes Gefühl. Er hatte die Lehrerin für Wahrsagen noch nie in einem solchen Zustand gesehen und war sich ganz und gar nicht sicher, wie er mit der Situation umgehen sollte. Es erstaunte ihn auch ein wenig. Trelawney hatte so vielen den Tod prophezeit. Dass sie nun selbst ein Teil ihrer Visionen war, stellte offensichtlich etwas völlig ungewöhnliches und sehr erschreckendes für sie dar. Wie sollte es auch nicht?, dachte Harry, verärgert über sich selbst. Wie konnte er annehmen, dass Trelawney die Nachricht ihres nahenden Todes weniger erschreckte als jeden anderen Menschen, nur weil sie öfters mit dem Tod konfrontiert wurde?
Sirius machte derweil einen ziemlich bemitleidenswerten Eindruck. Ihm war anzusehen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was er tun sollte- das schniefende und wimmernde Häufchen Elend namens Trelawney überforderte eindeutig seine Kenntnisse. »Ich, em«, sagte er und räusperte sich unbehaglich, während er den Versuch startete, Trelawney durch das sanfte Klopfen auf die rechte Schulter zu beruhigen. »Sybill, sie sollten vielleicht erst einmal tief einatmen und die ganze Sache überdenken...«, er wurde kleinlaut. »Ich meine... der Wahrheitsgehalt ihrer Visionen...«
»Sagen sie mir nichts über den Wahrheitsgehalt meiner Visionen!« Plötzlich ruckte ihr Kopf hoch und ihre Augen funkelten wütend, sodass Sirius zurückwich. Doch nach kaum einer Sekunde begann ihre Unterlippe schon wieder zu zittern. »Es ist nicht nur das, Sirius... Wenn es nur das wäre... Ich sah noch mehr! Viel mehr! Ich sah...« Sie kniff die Augen zusammen, um sich dazu durchzuringen, es zu erzählen. »Ich sah Dinge, die ich nicht hätte sehen sollen... ich spürte es... diese Vision war anders als alles, was ich kenne... verstehen sie, das erste Mal hatte ich das Gefühl, wirklich etwas zu sehen, etwas, das tatsächlich geschieht oder geschehen wird... Und wie üblich war Harrys Tod Bestandteil dessen, was ich sah... Der Einunddreißigste Oktober...« Sie senkte den Kopf und sah Sirius aus den Augenwinkeln heraus an. »Und ihren Tod sah ich ebenfalls, Sirius.«
Während Sirius keine besondere Reaktion zeigte, spürte Harry eine kalte Hand nach seinem Herzen greifen. Sirius?! Nun begann ihn die Sache ernsthaft zu beunruhigen. Irgend etwas sagte ihm, dass es nicht gut war, was hier passierte.
»Ich sah mich an einem Ort, wie ich noch keinen sah«, fuhr Trelawney fort und ihre Augen schimmerten glasig. »Einem dunklen Ort voller Bosheit und Tod. Ein Ort aus Stein und Blut. Elf... Diese Zahl hat eine Bedeutung... Ich hörte Worte in meinem Kopf...« Und sie begann in einer unheimlichen Singsangstimme zu flüstern: »Das Gericht der Elf erwacht in deinen Händen. Rufe zehn zum Gericht, der du die Gunst meiner Familie besitzt, zehn zum Gericht, das die Zukunft entscheidet. Wähle zehn deiner Freunde oder zehn deiner Feinde, zum Bewahren oder zum Zerstören dessen, was vor Gericht steht zu dieser Stunde.«
Harry und Sirius starrten sie an.
»Das Gericht der Elf?«, wiederholte Sirius blinzelnd. »Was soll das sein?«
»Ich weiß es nicht!«, winselte Professor Trelawney.
Harry brummte der Kopf. Was hatte sie gesagt? Die Gunst meiner Familie? Das waren doch Athelstan Avons Worte im Buch der dunklen Künste...! Da musste ein Zusammenhang bestehen! Diese Tatsache ließ es Harry eiskalt den Rücken hinunter rieseln. Sollte das etwa darauf hinauslaufen, dass Professor Trelawney tatsächlich eine ernstzunehmende Vision heimgesucht hatte?! Diese Vorstellung gefiel ihm ganz und gar nicht.
»Alles, was ich weiß ist...«, fuhr Trelawney schwächelnd fort, »Ich sah den Grimm, nachdem ich diese Vision hatte... Ich hätte das nicht erfahren dürfen...« Ihre Augen schimmerten entsetzt. »Vielleicht hätte ich euch das nicht sagen dürfen! Ich... ich...! Vielleicht bin ich für euer Schicksal verantwortlich...! Ich hätte es nicht sagen dürfen...!«
»Aber Sybill«, versuchte es Sirius mit einem Lächeln, doch Trelawney schoss wie von der Tarantel gestochen in die Höhe und rannte aus dem Zimmer.
Ohne auf den verdutzten Sirius Rücksicht zu nehmen, sprang Harry von seinem Stuhl auf und folgte ihr. Doch interessierte es ihn weniger, wohin Trelawney verschwand. Harry nahm ein sonderbares Kribbeln in sich wahr; das Gefühl, die Spur einer Sache aufgenommen zu haben, sie sehr nach Hermine und Ron schrie.
Die Gunst meiner Familie.
* * *
So weit dieses Kapitel. Ich weiß, Trelawney ist ein ziemlich abgekautes Thema, aber ich musste euch leider damit quälen. *g* Kommt nicht wieder vor, versprochen.
*hehehe*
