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Die Berührung ließ ihn erschaudern. Für einen Augenblick sah er nichts mehr, hörte nichts mehr, spürte nur noch das Zittern, das Besitz von ihm ergriff. Wie eine Sturmflut, die alles mit sich riß. Seine Gegenwehr, seine Kontrolle, seinen Verstand. Doch es war ihm gleich. Denn dieses Gefühl übertraf alles, was er je erlebt hatte.
Will Turner schloß die Augen. Dann hörte er ein Keuchen. Sein Keuchen. Sein Stöhnen. Und er fühlte, wie er sich der Hand entgegenreckte, um den Kontakt wiederherzustellen, der ihm dieses Erlebnis beschert hatte. Was immer es war, er wollte, nein, mußte mehr davon spüren.
Und er spürte es, als die Finger des Commodores erneut über die Stelle tief in ihm strichen, die seinen Körper sich vor Lust aufbäumen ließ. Wieder und wieder. Und bei jedem Mal durchströmte ihn ein heißer Schauer.
Bis es plötzlich aufhörte.
Keuchend öffnete er die Augen und blickte direkt in das grinsende Gesicht Norringtons. "Mehr?" fragte er überlegen. "Du willst mehr?"
Will zögerte. Ja, er wollte mehr, doch dem Commodore diese Genugtuung geben, wollte er nicht.
"Du mußt es nur sagen, mein Junge, dann bekommst du mehr." Das Grinsen wurde breiter.
Nein. Nein, er würde das nicht tun. Nicht gegenüber Norrington.
"Sag es, Will. Sag 'bitte'. Es ist doch nur ein so kleines Wort. Und schnell gesagt.... 'Bit-te.'"
Will schüttelte den Kopf. Nein. Er kniff die Augen zusammen, um den amüsierten Blick des Commodores nicht sehen zu müssen und versuchte, das Lechzen seines Körpers zu ignorieren. Doch vergebens.
"Nein?" kam es ungläubig.
Er spürte, wie sich der Finger erneut bewegte. Wie er der Stelle näherkam, jedoch verharrte, bevor er das glückbringende Gefühl auslösen konnte.
"Nein?"
Verzweifelt grub er seine Zähne in die Unterlippe, suchte mit seinen Händen nach einem Halt und hob dann sein Becken an, um die Berührung selbst herbeiführen zu können. Doch sofort zog Norrington seine Finger ein wenig zurück.
"Nein William, du musst artig 'bitte' sagen." säuselte er unbarmherzig.
Wieder schüttelte er den Kopf. "Niemals." presste er hervor. Nicht, solange er noch einen Funken Verstand hatte.
"Das ist aber schade." fuhr Norrington fort, während er den Finger wieder leicht bewegte. "Weißt du, ich könnte dich hiermit in den Wahnsinn treiben. Das wäre sicherlich ein reizvoller Anblick. Oder aber ich lasse dich jetzt hier liegen und widme mich deiner reizenden Elizabeth..."
"Nein!" keuchte Will entsetzt. "Verflucht, Norrington, du elender.... OH GOTT..." Ein Aufschrei entfuhr ihm, als Norrington fordernd über seine Prostata strich. Einmal, zweimal, und augenblicklich spürte er das Feuer, das sein Innerstes zu verbrennen drohte... sein Verlangen ins Unermeßliche steigerte und ihn zu einer willenlosen Hülle werden ließ.
"Oh Gott..." stöhnte er. "Bitte...."
***
Elizabeth hielt den Atem an. Waren das noch die Auswirkungen des Aufpralls, oder geschah das, was sich nur wenige Meter von ihr entfernt abspielte, tatsächlich? Konnte es wahr sein, daß Will, ihr Will, gerade darum bettelte, daß Commodore Norrington ihn... in ihn... mit ihm...
Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Sie wollte schreien, wollte ihn davon abhalten, doch ihr Mund war ausgetrocknet und ließ keinen Laut ihre Lippen verlassen. Statt dessen starrte sie weiter auf die beiden Männer, in der Hoffnung, daß das alles eine Nebenwirkung ihrer Ohnmacht gewesen war.
Doch die Szene blieb. Will's Stöhnen drang weiterhin an ihr Ohr, und sie sah tatenlos zu, wie der Commodore seine Hand zurückzog, seinen Unterkörper dann zwischen Will's Beinen positionierte und mit einer einzigen Bewegung in ihn eindrang.
Und wieder hörte sie die Stimme ihres Geliebten, deren lustvoller Klang sie innerlich aufwühlte. Wie konnte es sein, daß dieses Schauspiel sie erregte? Daß ihr Herz anfing zu rasen und daß sie insgeheim hoffte, daß sie unentdeckt bleiben und die beiden weiterhin beobachten konnte?
Nie hatte sie etwas derartiges gespürt... aufwühlende Gefühle, in höchstem Maße erregend, und der Anblick der beiden Körper auf dem Boden steigerten diese immer weiter. Jeder Stoß von Norrington ließ sie erbeben, jedes Aufstöhnen von Will verursachte ein Ziehen in ihren Lenden, das immer unerträglicher wurde, je wilder und kraftvoller der ältere Mann in Will hineinstieß.
Mit zitternden Knien stand sie auf und ging leise auf die beiden zu.
Dicht hinter dem Commodore blieb sie stehen und sah wie hypnotisiert auf die beiden herab. Will hatte die Augen geschlossen und wandte den Kopf unter Stöhnen in beide Richtungen, und alles in seinem Gesicht spiegelte seine Ekstase wider. Seine erröteten Wangen, sein halbgeöffneter Mund, die Zunge, die immer wieder zuckend über seine Lippen strich... ein Anblick, der Elizabeth augenblicklich gefangennahm.
"Was ist?" hörte sie plötzlich Norringtons keuchende Stimme. "Nur keine Scheu, Verehrteste. Nimm dir, wonach dir verlangt."
Entsetzt starrte sie ihn an. Sie sollte.. WAS?
"Er ist ...unglaublich.... nicht wahr?" fuhr Norrington fort, während er sich immer schneller und wilder in dem Schmied bewegte. "Als wäre er dazu... geboren... gef..-"
"Commodore!" unterbrach sie ihn entrüstet. Doch sie musste zugeben, daß er Recht hatte. Will Turner war der Inbegriff der Versuchung.
Dem unerträglich werdenden Drang folgend, hockte sie sich neben ihn und senkte den Kopf, um seine bebenden Lippen mit den ihren zu verschliessen. Sie wollte ihn schmecken, ihre Empfindungen mit ihm teilen, und die seinen in sich aufnehmen. Und kaum berührten sich ihre Lippen, ließ er sie ein, umschlang sie in der heissen und feuchten Höhle, so gierig, daß sie fürchtete, jeden Moment ihrer Sinne beraubt zu werden.
***
War das das Paradies? Oder hatte er lediglich den Verstand verloren? Nichts schien wirklich zu sein, und doch spürte er jeden Eindruck mit überwältigender Intensität - die Zunge in seinem Mund, so warm, so weich, so fordernd und stürmisch, unzählig scheinende Hände auf seinem Körper, die jeden Zentimeter seiner Haut in Besitz nahmen, ihn durch die bloße Berührung derart in Erregung zu versetzen mochten, und nicht zuletzt die hämmernden Stöße, die ihn mehr und mehr dem Abgrund entgegentrieben.
Er hörte sein eigenes Stöhnen, Norrington's rhythmisches Keuchen und noch ein anderes Geräusch, das er nicht einzuordnen vermochte; alles zusammen ein berauschender Klang, der ihn immer tiefer versinken ließ in den Strudel der Leidenschaft. Und plötzlich schien sein Körper in Flammen aufzugehen, die Hitze in seinem Inneren übermächtig zu werden, als sie sich ausweitete bis in seine Fingerspitzen, um dann kurz darauf wieder in seiner Körpermitte zusammenzutreffen und ihn in einer gewaltigen Entladung verglühen zu lassen. Und einer weiteren und einer weiteren. Und einer weiteren...
Für einen Augenblick schien die Zeit stehenzubleiben. Er spürte, wie er sich zusammenzog, wie sein Körper erzitterte und sich ein erstickter Schrei aus seiner Kehle löste. Die Stöße wurden heftiger, unkontrolliert, und er fühlte die Härte des Commodores in sich, die ihn ausfüllte und plötzlich in ihm verharrte, als sich Norrington schließlich unter lautem Stöhnen in ihm ergoß. Wieder und wieder.
Dann wandelte sich seine Anspannung in Erlösung, und er ließ seinen Kopf erschöpft auf den Boden zurücksinken.
Die warmen Lippen lösten sich von seinem Mund, bedeckten sein Gesicht mit sanften Küssen, und jetzt erst wurde ihm klar, daß dies nicht Norrington's Lippen sein konnten...
"Oh Will..."
Entsetzt riß er die Augen auf.
"Elizabeth!?!"
***
Ein letztes Mal bewegte sich Norrington in dem Schmied, dann löste er sich langsam von ihm und sank nach hinten auf seine Versen. Ohne den Blick von dem Schauspiel vor sich zu nehmen, verahrrte er in der Haltung und wartete, bis sich sein Herzschlag wieder normalisiert hatte.
Der Schmied starrte irritiert in das Gesicht von Elizabeth, während sie fortfuhr, mit den Händen über sein Gesicht zu streichen und ihn zu liebkosen. Nie hätte Norrington vermutet, daß sich die Tochter des Gouverneurs von solch einem Anblick weniger als abschrecken hätte lassen... daß sie gar daran teilgenommen hatte. Doch hatte er nicht ebensowenig geahnt, daß ein Aufeinandertreffen mit Will Turner sich derartig entwickeln würde?
Und doch hatte es sich so entwickelt, und die Vorstellung davon, das einmal zu wiederholen, ließ ihn nicht mehr los. Er wollte den Schmied erneut spüren, ihn zum Spielzeug seiner Lust machen, und wenn das bedeutete, dafür Elizabeth mit ihm teilen zu müssen, so war ihm das recht.
Er lächelte. Er würde Elizabeth heiraten, so wie geplant, doch würde er ihr zugestehen, ihre Nächte auch mit Will zu teilen. Denn genau das würde er auch tun.
'Nein Will,' dachte er entschlossen, während er seine Hose zuknöpfte und sich leise erhob, 'das war nicht das letzte Mal, daß du den Commodore in dir gehabt hast. Wir beide werden noch unseren Spaß haben. Mit und ohne Mrs. Norrington."
Damit blickte er noch einmal auf Will hinab, ließ seine Augen über den muskulösen Körper schweifen, bevor er sich umdrehte und lächelnd seine Kajüte verließ.
E N D E
