Myryam war schnell aus dem Stall verschwunden, nach ihrer Ankunft im Palast und so hatte Karet beschlossen, dem Prinzen alles zu erzählen, auch auf die Gefahr hin, das Nya ihm den Kopf abreissen und sein Herz zum Frühstück verspeisen würde.
"Ich weiss von euren Träumen, Prinz, denn auch Nya hat von euch geträumt, nein, das ist nicht ganz richtig, sie ist in eure Träume eingedrungen.", naja, gut, das war nicht grade die sanfte Art und Weise dem gekränkten Elben beizubringen, dass die Frau, die es da grade mit seinem Bruder am Rand des Sees getrieben hatte, genau die Frau war, von der er seit einem halben Götterlauf träumte und in die er sich verliebt hatte.
Legolas blickte ihn fragend an.
"Nya ... Goriell hat die Fähigkeit in die Träume anderer Wesen einzudringen und ihnen damit Botschaften zu überbringen. Ich weiss nicht, weshalb sie das erste mal in euren Traum kam, ich weiss nur, dass sie die folgenden Male kam, weil sie sich in euch verliebt hatte.", so, jetzt war es raus, und wahrscheinlich hatte er damit das Herz des Elben in noch kleinere Stücke zerschmettert, als der Anblick seines Bruders mit Nya getan hatte und sogar höchstwahrscheinlich hatte er damit sein sicheres Todesurteil unterschrieben, sollte Nya jemals von diesem Gespräch erfahren.
Der Elb senkte sein schönes Gesicht dem Boden entgegen, bevor er fragte: "Dann war das alles, was ich in meinen Träumen erlebt habe, Wirklichkeit?", in diesem Augenblick wirkte der stolze Elbenprinz klein und verletzlich und Karet wünschte sich ihm irgendwie helfen zu können, denn er mochte den blonden Elben.
"Ja, naja, fast. Es war ein Traum, aber alles was Goriell..."
"Nya, sie heisst Nya und nicht Goriell.", warf Legolas ein.
"Ja, Nya, Nya Kyrien, oder Nya Feuerkind, in der Sprache der Menschen. Ich möchte nicht mehr sagen, als ich bereits getan habe, denn schon dieses Wenige könnte eine 2400-jährige Freundschaft zerstören.", der Wächter atmete tief durch, "Könnt ihr mir etwas versprechen, Prinz Legolas?"
"Kommt darauf an.", langsam schaute der Elb auf.
"Versprecht mir, dass ihr Nya wieder ihr Feuer zurückgebt, im Moment ist sie nichtmehr die, die sie einmal war.", damit wandt sich der Drachenreiter ab und verschwand in der zunehmenden Dämmerung.
Legolas stand wie vom Donner gerührt da und konnte sich nicht bewegen. Erst das näherkommende Geräusch von Hufen, liess ihn aus seiner Starre erwachen.
Ein glockenhelles Lachen erklang und Legolas wusste genau, wem dieses Lachen gehörte.
So schnell es ihm seine tränenverschleierten Augen und seine wirren Gedanken erlaubten, lief er in Richtung seines Gemaches, die Rufe seines Bruders hörte er nicht mehr.
Sie fühlte sich gut, ja, tatsächlich fühlte sie sich sogar fantastisch.
Der Rückweg war sehr erheiternd, denn Celebfindel erzählte ein paar Anekdoten aus seiner Kindheit und selbst die Erwähnung von Legolas´ Namen machte ihr kaum etwas aus.
Erst die hellhaarige Gestalt, die ihnen in der Nähe des Stalles entgegen kam, liess sie wieder diesen Schmerz in ihrem Herzen fühlen.
Warum konnte sie nicht einfach zu ihm gehen und ihm sagen, dass sie ihn liebte? Es hiess doch, Liebe überwindet alle Grenzen.
Nein, er hatte etwas besseres verdient, nicht so ein Wechselbalg wie sie, das im Grunde nichts anderes war als ein Tier, ein Tier, dem man versucht hatte Menschengestalt zu geben, und dieser Versuch war kläglich gescheitert.
Sie wusste, was Celebfindel über sie dachte, sie hatte es in seinen Augen lesen können.
Sie war für ihn ein Abenteuer, etwas neues, das es zu entdecken galt. Im Grunde hatte er sich vor ihr geekelt, als sie sein Blut von ihren Lippen leckte, doch das war es, was für ein gut behütetes Königskind wie ihn den Reiz an Etwas wie ihr ausmachte: Faszination für etwas neues, für Schmerzen und für Dinge, vor denen man sich eigentlich ekeln sollte.
Und für sie? Was war er für sie?
War er nicht auch nur ein Spielzeug, dass sie benutzte um von Legolas loszukommen?
Es war nur ein Spiel zwischen ihnen beiden gewesen, das nun zuende war, ohne einen wirklichen Gewinner und jeder ging wieder seiner Wege.
In einem der Korridore wurde er von Êlhên abgefangen.
"Wo warst du? Die Delegation aus Lórien ist eigetroffen.", dann bemerkte sie seine geröteten Augen und den abwesenden Gesichtsausdruck. "Was ist passiert?"
"Nya und Celebfindel!", das genügte Êlhên um die Situation zu erfassen.
"Ich gehe dich bei Vater entschuldigen und du machst dich frisch, König Ellessar sollte auch gleich hier sein.", Legolas nickte nur und setzte seinen Weg fort.
Was sollte er tun? Einfach zu Nya gehen und ihr sagen, dass er sie liebte? Nein, Unsinn, das wusste sie bereits, wie oft hatte er es ihr ins Ohr geflüstert.
Hatte Karet gelogen und Nya tat das nur um ihn zu verletzten?
'Vieleicht ist das ja meine Absicht', ihre Worte vom Mittagessen klangen ihm wieder in den Ohren. Hatte sie das gemeint? War es ihre Abesicht ihn zu verletzen?
Lustlos stiess er die Tür zu seinem Gemach auf und trottete gleich in Richtung Badezimmer, dabei bemerkte er die in dunkles Blau gehüllte Gestalt nicht, die auf seinem Bett sass.
"Warum habt ihr geweint, Prinz Legolas?", die Stimme war ihm nur allzu vertraut.
"Das geht euch nichts an, Hauptmann!", seine Stimme hatte nicht die Schärfe, die er sich gewünscht hatte, als er sich umdrehte.
Da sass sie. Sie trug eine dunkelblaue samtene Kutte und blickte ihn aus ihren smaragdenen Mandelaugen an.
"Wirklich nicht?", damit schwang sie sich elegant aus dem Bett und kam raubtierhaft auf ihn zu.
"Bleibt da, wo ihr seid!", forderte der Prinz, doch seine Stimme schwankte.
"Nun gut. Ich bin eigentlich nur hier um mich bei euch für mein Verhalten am Mittagstisch zu entschuldigen", entgegnete sie dann resigniert und innerlich flog grade ihre Handfläche gegen ihre Stirn. 'Du wolltest es ihm sagen!', brüllte eine aufgebrachte innerliche Stimme. Doch Nya drehte sich auf den Absätzen herum und verschwand.
'Du bist so verdammt feige!', schalt sie sich selbst.
"Warum hast du es nicht getan? Du siehst doch, dass er dich liebt?", hörte sie eine bekannte Stimme von hinten.
Sie schüttelte nur ncoh den Kopf. "Ich weiss es selbst nicht.", Tränen standen in ihren schönen Augen, als sie sich zu ihrem Freund umdrehte. "Ich habe Angst, Karet. Angst, dass er micht zurückweisst, jetzt wo er mich SO gesehen hat. Ich habe Angst, dass er mich für eine Missgeburt hält!", damit brach sie weinend zusammen und Karet konnte grade noch die kurze Distance zwischen ihnen schliessen, um sie aufzufangen.
"Nya, schau mich an!", forderte er sanft und drückte ihr Kinn mit einem Finger nach oben. "Warum denkst du soetwas von dir? Du bist die Erbin Gors. Selbst wenn du den Thron und die Krone nicht annimmst, bist du immernoch das Kind des Feuers.", dann lachte er, "und dieser Prinz sollte froh sein, dass sich jemand wie du für ihn interessiert, komm schon, weine nicht mehr." Er wischte mit dem Daumen eine Träne aus ihrem Gesicht. "Ich bringe dich in dein Gemach, dann ruhst du dich erst einmal aus, es dauert noch bis zum Abendessen."
Schützend legte er einen Arm um ihre Schulter und führte sie dann zu ihrem Raum.
Keiner der Beiden sah die blonde Gestalt, die sich aus dem Schatten hinter einer Säule löste und in die entgegengesetzte Richtung verschwand.
Er hatte genug gesehen.
Ihm war von vorne herein klar gewesen, dass Legolas diese Prinzessin nicht heiraten wollte und hatte sich einen schweren Schritt vorgenommen. Doch jetzt erwiess sich dieser Schritt als entscheidend schwerer als er gedacht hatte.
Anscheinend interessierte sich diese Frau ebenfalls für den Prinzen, und offensichtlich war sie diese Goriell, wechselbälgischer Hauptmann der Drachenreiter.
Leise schlich er auf die grosse, zweiflüglige Tür zu, hinter der sich Legolas´ Gemach befand.
Als Thranduil fragte wo sein Sohn sei, hatte er sich von seinen Brüdern abgesetzt und sie beauftragt ihn zu entschuldigen, wenn jemand nach ihm fragte.
Er hatte sich sofort auf den Weg zu SEINEM Gemach gemacht, in der Hoffnung ihn dort anzutreffen, und zwar vor Êlhên.
Als dann die junge Königstochter auftauchte glaubte er sein Vorhaben gefährdet, doch alles schien gut zu laufen.
Bis dieses Wechselbalg auftauchte.
Sie hatte geweint, vileicht hatte er sie abgewiesen? Der Fremde hatte nichts von dem verstehen können, was die beiden Sprachen, da sie sich in ihrer Landessprache unterhielten, aber sie klang sehr verzweifelt.
Er grinste, als er seine Hand hob, um an die Tür zu klopfen, hielt aber noch kurz inne und atmete durch.
Dann liess er seine Hand dreimal gegen das Holz schlagen.
Nicht lange danach öffnete Legolas die Tür. Sein Haar war feucht und er trug nur eine Hose. Der Neuankömmling mussterte den Prinzen neugierig.
'Er sieht so schön aus, so natürlich und wunderschön', doch er wurde von der fragenden Stimme des jüngeren Elben aus seinen Gedanken geholt.
"Haldir? Was willst du?"
