Disclaimer: Als ich vorhin nachgeschaut habe, gehörten die Rechte leider immer noch Tolkien…

Summary: Ein Tag verändert für immer das Leben der jungen Gilraen, und bald muss auch der Elbenherr Elrond erkennen, was diese Veränderung für ihn bedeutet.

A/N: So, Kapitel 2 ist fertig, ich hoffe, es gefällt euch! Heute gibt es ein bisschen „Aragorn Cuteness", im nächsten Kapitel werden dann voraussichtlich Elladan und Elrohir mal auftauchen. Ab da wird es dann auch etwas düsterer.

Kommentare zu den Reviews stehen am Ende des Kapitels! Hier aber schon mal Dank an meine Reviewer! Ihr habt mich superglücklich gemacht!

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Veränderungen

Kapitel 2

Gilraen betrat die Hütte, und sie machte fast kein Geräusch, als sie eintrat und die Tür dann wieder leise hinter sich schloss. Ihr Volk verstand es, sich vorsichtig und gewandt zu bewegen, und Gilraen war keine Ausnahme.

Das Innere der Hütte war durch einen Vorhang geteilt, der rechte, jetzt verborgene Teil, war die Schlafstätte, der linke Teil, in dem sie nun stand, war ein Wohnraum. Es gab hier kein Fenster, nur eine kleine Feuerstelle, einen Tisch und Stühle. Der Boden war teilweise mit Fellen bedeckt, und an den Wänden hingen ein paar Teppiche. Ein kleines Wandregal stand in der einen Zimmerecke.

Ein junges Mädchen hatte aufgesehen, als Gilraen herein getreten war. Sie hatte in einem der Stühle in Türnähe gesessen und ein Buch gelesen, und nun stand sie auf und trat lächelnd Gilraen entgegen. „Seid gegrüßt, Herrin" sagte sie leise. „Ich hatte euch bereits erwartet." „Hallo Javena." sagte Gilraen mit ihrer sanften Stimme und strich ihre Kapuze zurück. Ihr freundliches Gesicht mit den grauen Augen und ihr schwarzes Haar kamen zum Vorschein. Das Haar war zu Zöpfen geflochten und aufgesteckt, doch Arbeit und Wetter hatten einige der Flechten gelöst, und lose Strähnen umrahmten ihre von der Kälte roten Wangen. 

„Ich habe mich etwas verspätet, bitte entschuldige. Ich hoffe doch, er war brav?" fügte sie hinzu. Ihr Blick glitt zu dem kleinen dunkelhaarigen Jungen, der in der hinteren Zimmerecke in der Nähe des knisternden Feuers saß – fast schon zu nah, wie Gilraens Mutterherz warnte –, der Tür den Rücken zugekehrt und vertieft in sein Spiel mit Tannenzapfen und Steinen. „Er war sehr brav." versicherte Javena. „Heute Nachmittag waren wir bei den Pferden und dann sind wir noch etwas am Waldrand spazieren gegangen. Er hat alles mögliche gesammelt und mitgenommen. Ich fürchte, sein Bad hat er heute sehr nötig!" Javena machte während sie sprach Anstalten, ihrer Herrin den Mantel abzunehmen. Doch die wehrte mit einer leichten Handbewegung ab. „Danke, ich mache das schon. Es wäre lieb, wenn du schon etwas Wasser holen könntest für das Bad, es dauert ohnehin so lange, es zu erwärmen. Mein Sohn soll durch meine Verspätung nicht zu spät zu seinem Nachtschlaf kommen." „Sehr wohl, Herrin." erwiderte Javena und wollte zur Tür hinaus. „Vergesst euren Mantel nicht," warnte Gilraen fast flüsternd, „es ist sehr kalt und windig geworden. Ich fürchte ein Sturm zieht auf." Javena nickte und griff sich ihren Mantel, bevor sie hinausging.

‚Ein Sturm.' dachte Gilraen. ‚Die Dinge sind in Bewegung.' Der Gedanke ließ sie frösteln, und sie war dankbar um das wärmende Feuer im Zimmer. Leise setzte sie sich auf den Stuhl, auf dem zuvor Javena gesessen hatte, und der noch warm war von ihr, und sie legte das eingewickelte Brot auf den Tisch neben sich. Sie betrachtete ihren Sohn, der noch immer nichts von ihrer Anwesenheit gemerkt hatte, so sehr war er konzentriert auf sein Spiel. ‚Ansonsten spürt er sogar im Schlaf, wenn draußen im Wald eine Eichel vom Baum fällt.' dachte Gilraen bei sich, und lächelte liebevoll. Vor Kurzem erst war er zwei Jahre alt geworden, und doch dachte Gilraen oft bei sich, er müsste schon viel älter sein, so ernst und bedacht, wie er sich oft verhielt. Es war etwas an ihm, das sie nicht beschreiben konnte, etwas, das ihn anders machte als alle anderen Kinder, die sie in ihrem Leben gesehen hatte. Ernster. Bedachter. Wissbegieriger. ‚Oder denke ich das nur, weil er mein Kind ist?' fragte sie sich insgeheim.

Einen Moment lang schwieg sie und sah nur zu, wie der Junge Zapfen stapelte, Steine sortierte und kleine Äste aneinanderlegte, doch dann beugte sie sich leicht vor, die Hände gefaltet und auf den Knien abgestützt, und rief sanft: „Aragorn!"

Blitzschnell fuhr der Kopf des Jungen herum und Gilraen sah in die grauen, wachen Augen ihres Sohnes, die sofort zu glitzern begannen, als er sie sah. Ein freudiges Lächeln entstand auf dem Gesicht des Kindes. „Mutter!" rief er, und seine helle Kinderstimme ließ Gilraens Züge aufleuchten. Der Junge stand auf und lief zu ihr hin, hinein in ihre offenen Arme, und sie drückte ihn liebevoll an sich. Sie konnte nicht widerstehen, obwohl sie wusste, dass ihr Sohn es nicht gerne mochte, lange liebkost zu werden. Das Kind schien zu spüren, wie wichtig ihr dieser Moment war, und ließ die Umarmung zu, schmiegte sich für einen Augenblick dicht an sie, und sie dankte es ihm und entließ in bald aus ihren Armen, obwohl sie ihn ewig hätte halten können, so wie zu der Zeit, als er noch ein hilfloses Bündel in ihren Händen gewesen war. Nun stand er vor ihr, und er lächelte, doch seine Augen waren voller Ernst, und tiefgründig erschienen sie Gilraen, genau wie die Augen ihres Gatten.

„Ich habe gehört, du hast einen fröhlichen Tag gehabt, mein Sohn." sagte Gilraen zu ihm. Der Kleine nickte aufmerksam. „Bei Pferde. Und bei Baumenrand." erzählte er, und seine Augen leuchteten bei der Erinnerung. „Bei den Bäumen, am Waldrand." korrigierte Gilraen sanft und strich über Aragorns wirres Haar. Es war so dunkel wie ihr Eigenes, und niemals zu bändigen. „Erzähl mir, was du gesehen hast." sagte sie dann leise zu ihm. Es war ihr kleines Ritual. „Pferd groß. Und Baum mehr groß. Und, und Pferd Apfel gessen von Jena! Hat Hunger habt. Ganz groß Pferd!" sprudelte der Kleine eifrig hervor, und Gilraen schmunzelte bei seiner Erzählung. „Ja, groß, das ist es wohl," bestätigte sie. „Und, hattest du keine Angst vor dem Pferd?"

Energisches Kopfschütteln. „Nich Angst. Pferd auch nich Angst." „Du hast es beobachtet?" fragte Gilraen mit ruhiger Stimme. Der Junge nickte. „Pferd nich so macht." sagte Aragorn und stampfte beispielhaft fest mit dem Fuß auf. „Gut. Sehr gut." lobte sie das Kind. „Sieh nur immer genau hin, mein Sohn. Schau dir die Umgebung immer genau an, alle Lebewesen, höre auf die eigene Stimme der Natur und sieh mehr als das Offensichtliche, und alles wird dir Antwort geben auf deine Fragen." ermunterte sie ihn, wie sie es immer wieder tat. Und Aragorn stand mit ernstem Gesicht vor ihr, und sie wusste, dass er verstanden hatte. Auch wenn er vielleicht noch nicht jedes ihrer Wort begriff, so wusste er doch, was sie meinte. Und als sie in seine tiefen Augen blickte, da sah sie darin mehr als eine Kinderseele, sie sah den Mann, der er einst sein würde, den Geist, der ihre Worte bewahren und nutzen würde, wenn die Zeit es verlangte. Und sie spürte in ihrem Herzen, dass er zur Großem bestimmt war.

„Bist du hungrig?" fragte sie ihren Sohn. „Ja." war die einzige Antwort des Kindes, doch es rührte sich nicht. ‚Immer so ernst, immer so konzentriert.' dachte Gilraen und griff nach dem Brot. „Schau," sagte sie, während sie es auswickelte, „Nussbrot von Herwa. Es ist ganz frisch." Der verführerische Duft des Brotes strömte um sie herum, doch Aragorn verhielt sich anders als sonst, wo er meist sofort voller Begeisterung nach dem Leckerbissen griff. „Möchtest du nicht?" fragte Gilraen und war plötzlich besorgt. ‚Er hat sich doch hoffentlich nicht erkältet in der kühlen Luft heute.' ging ihr durch den Kopf, doch sie widerstand dem Drang, nachzufühlen, ob das Kind vielleicht leicht fieberte. Eigentlich war Aragorn selten krank, und er war viel draußen in der Natur, bei jedem Wetter. Er hatte keine schwache Konstitution.

„Nun?" forschte Gilraen weiter. „Doch. Möchte." sagte Aragorn, doch bevor sich Gilraen erheben konnte, um ein Messer zu holen, legte das Kind eine Hand auf ihr Knie und sah sie fragend an. „Vater? Jetzt?" Seine Frage schreckte Gilraen auf, ihre eigenen Sorgen kamen ihr wieder in den Sinn, und einen Moment lang verdüsterte sich ihr Gesicht. ‚Er vermisst ihn.' dachte sie. ‚Und ich nicht minder…' Sie nahm die kleine Hand in die Ihre und strich mit der anderen ihrem Sohn über die Wange. „Ich weiß es nicht, Aragorn. Vielleicht. Doch vielleicht müssen wir auch noch etwas warten." Sie sah, dass Aragorn traurig aussah, doch dann schien ihm ein Einfall zu kommen. „Agon auch jagen Orks. Vater dann Hause?" „Nein," lachte Gilraen auf, „Nein, mein Schatz. Noch bist du nicht soweit, ein Schwert zu führen. Doch sei sicher, dein Vater wird sich freuen, mit dir zu üben, und eines Tages wirst du ihn begleiten auf seinen Fahrten und Orks jagen. Doch noch nicht jetzt. Noch kannst du ihm nicht helfen. Es ist nicht zu ändern, jetzt müssen wir erst noch warten, bis er zurückgekehrt ist." „Dann? Dann?" drängelte der Kleine. „Ja. Dann." sagte Gilraen. Sie brachte es nicht übers Herz, den Enthusiasmus des Kindes einzuschränken, auch, wenn sie sich noch gar nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, dass ihr kleiner Sohn so bald schon ein Schwert in den Händen halten sollte. Sie wusste, dass es so kommen würde, dass es so kommen musste, und dass er es gut machen würde, doch noch konnte sie es sich nicht vorstellen. ‚Noch ist Zeit. Soviel Zeit.' dachte sie zuversichtlich.

„Aber nun," sagte sie und erhob sich, um aus dem Wandregal ein Messer zu holen, „nun wirst du erstmal einen Bissen essen. Du magst das Nussbrot doch sonst so gern!" Nun war der Junge auch wieder fröhlich und er sprang zum Tisch, an dessen Kante er gerade so reichte und betrachtete den Leckerbissen. „Ja, Agon Brot haben!" rief er aus, und fügte dann kleinlaut hinzu: „Bitte." Gilraen war mit dem Messer, einem Holzbrett und einem vollen Glas aus dem Regal zum Tisch zurückgekehrt. Sie schnitt eine kleine Scheibe des duftenden Brotes ab, legte es auf das Brett und bestrich es mit Zuckersirup aus dem Glas. Dann deutete sie dem geduldig wartenden Kind, sich auf einen der Stühle zu setzen, und Aragorn erklomm den Holzstuhl, auf dem zuvor seine Mutter gesessen hatte. Gerade als Gilraen ihrem Sohn das Brot in die kleinen Hände gab, öffnete sich die Tür.

Kühler Wind wehte kräftig aus der mittlerweile hereingebrochenen Dunkelheit in die Hütte hinein, als Javena mit zwei großen Holzeimern durch die Tür schritt. Ihre Wangen waren gerötet von der kalten Luft. Gilraen lief zu ihr und nahm ihr einen der schweren Eimer ab, in denen das Wasser schwappte. „Jena!" rief Aragorn erfreut, die Mundwinkel voller Sirup. „Oh je, er hat sein Bad nötiger als ich gedacht hatte!" lachte Javena, und Gilraen stimmte mit ein. Aragorns Miene dagegen verdüsterte sich. „Agon nicht baden." sagte er entschieden.

„Oh doch, mein kleiner schmutziger Waldläufer wird baden!" versicherte ihm seine Mutter, während sie das Wasser in einen der Kessel an der Feuerstelle schüttete. „Und wie ich dich kenne, bekomme ich dich nachher gar nicht mehr aus dem Zuber heraus!" Und dann winkte sie mit einem kleinen Holzboot, das sie aus dem Regal geholt hatte. Arathorn hatte es letzten Herbst für seinen Sohn geschnitzt, und der Kleine liebte es innig. Es war aus einem dicken Ast gemacht worden, und Gilraen selbst hatte ein kleines Stoffsegel dafür genäht. „Agon Boot!" quietschte der Kleine vergnügt und streckte eine mit Sirup bedeckte Hand danach aus. Javena und Gilraen lachten, und dann sagte Javena: „Man könnte fast glauben, in ihm steckt ein kleiner Seefahrer! Stellt ihn euch vor, Herrin, auf einem Schiff, vollen Wind in den Segeln, und er am Bug stehend, so wie die Seefahrer von Anadûnê, stolz und erhaben, den Wind in den Haaren!" „Stolz? Dann warte ab, bis er erst sein erstes Holzschwert in den Händen hält, liebste Javena!" sagte Gilraen schmunzelnd, und versuchte, sich diese Szene vorzustellen, doch ihre Gedanken formten wie von selbst auch ein kleines Bild von ihrem Sohn, wie Javena es beschrieben hatte.

Wird fortgesetzt…

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Ein Review? Vielleicht, wenn ich ganz lieb guck? *liebguck*

Kommentare zu den Reviews:

Alistanniel: Danke für das erste Review dieser Geschichte! Schön, dass dir der Anfang gefallen hat!

Celebithil: Danke für dein Review und auch das Lob per Mail! Das war also nun die Fortsetzung. Ich hoffe, sie ist ganz O.K., auf jeden Fall hat dieses Kapitel beim Schreiben sehr viel Spaß gemacht!

Stoffpferd: Was für ein schönes Lob! Danke! *sehrschnellsehrrotwerd* Ich habe mich tierisch über dein Review gefreut, kann ich dir sagen! Schließlich bist du hier bei FF.net ja das bekannteste Stoffpferdchen weit und breit, das bedeutet schon was, von dir ein Review zu bekommen! Ich habe übrigens auch die SEE Version vom Film und kenne die besagte Szene. Ich fand sie klasse, da sie halt irgendwie dieses Thema berührt, über das ich hier schreibe und was ich schon lange geplant hatte, weil es mir so am Herzen liegt.