Disclaimer: Fast nichts gehört mir!

Chapter 16

-Johnny-

Seufzend ließ ich mich auf einen Stuhl sinken. Ich dachte noch einmal über die vergangenen 24 Stunden und ihre Geschehnisse nach. Konnte eigentlich noch mehr schief gehen? Ich bezweifelte das- Oh, ich vergaß- ich würde in nicht sehr ferner Zukunft in Port Royal am Galgen baumeln...

Aber trotz meiner schlechten Schicksalsfügung hoffte ich, dass Jack mir nicht folgen würde. Ich wollte nicht, dass er sich wegen mir in Gefahr brachte, doch ich befürchtete, dass er genau das tun würde.

-Jack-

"Männer, wir brechen auf!" verkündete ich entschlossen. "Wohin?" fragte Anna- Sophie sarkastisch. "Das müsstest du dir eigentlich denken können, meine liebe!" entgegnete ich. Sie hob eine Augenbraue. "Du willst doch jetzt nicht allen ernstes diesem... Menschen da hinterherjagen und uns alle in Gefahr bringen!"

Ich seufzte. "Keine Angst!" zischte ich sie an und wandte mich dann an die ganze Mannschaft. "Das ist freiwillig. Ich kann niemanden dazu zwingen, doch ich werde versuchen, Johnny zu retten. Wer kommt mit mir?" Ich ließ meinen Blick über die Männer, die ihren Kopf gesenkt hatten und den Boden anstarrten, schweifen.

Ich befürchtete schon, dass mich wohl keiner bei meiner Reise begleiten wollte, als ich bemerkte, dass Benny hinter mich getreten war. "Ich komme mit." meinte er bestimmt und blickte auffordernd in die Menge.

Ich freute mich, das zu hören und hoffte, dass nun auch andere diesen Schritt machen würden. Und genau das geschah auch. Nach wenigen Minuten konnte ich feststellen, das sich alle meine Männer hinter mich gestellt hatten. Aber die Frau nicht.

Missmutig blickte sie uns an. Wir hofften, dass sie ihre Meinung noch ändern würde, doch wir wussten, wie stur sie sein konnte, wenn sie etwas nicht wollte. Wir hätten sie wirklich gerne dabei gehabt. Aber wir mussten ihre Entscheidung akzeptieren.

Nach nicht allzu langer Zeit kamen wir auf unserem Weg nach Port Royal an einer uns bekannten Pirateninsel vorbei. Als ich gerade den Kurs in diese Richtung ändern wollte, legte Anna- Sophie ihre Hand auf meine Schulter. "Nein, ich komme mit. Was hast du denn gedacht?"

Ich war sehr erfreut über ihren Sinneswandel und schenkte ihr mein schönstes Lächeln. "Aye!" antwortete ich überrascht. "Dann... wird Gillette uns jetzt mal so richtig kennen lernen!" Nun antwortete die Piratin ihrerseits mit "Aye!"

Schnell nahmen wir an Fahrt auf, der Wind stand zu unseren Gunsten. "Hoffentlich ist es noch nicht zu spät..." dachte ich bei mir.

-Gillette-

Nachdenklich ging ich in meine Kajüte.Es war schon ein eigenartiges Gefühl, seinen ehemaligen Commodore und Lehrmeister nun als Gefangenen nach Port Royal zu bringen. Aber es ließ sich nicht ändern; Norrington hatte uns alle verraten. In meinem Innersten wusste ich, dass er dafür den Tod verdiente, doch es war schwierig, das zu akzeptieren, da ich ihn gut gekannt hatte.

Warum musste ich meine erste Amtshandlung an ihm durchführen müssen? In meinen Gedanken stellte ich mir schon vor, wie er auf dem Schafott stehen würde und ich den Befehl dazu geben müsste, dem einzigen Menschen, den ich mein Leben lang bewundert hatte, das Leben zu nehmen.

Mir wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, obgleich ich wusste, dass es nicht mehr wie recht war, und dass ich es nun noch öfter als dieses eine Mal tun müsste. Denn das gehörte zu meinen Pflichten als Commodore.

-Johnny-

Immer wieder starrte ich aus dem kleinen Fenster hinaus aufs Meer. Ich liebte diesen Ausblick, den ich aber bald nie wieder genießen könnte. Wäre ich noch einmal so frei wie die Wellen im unendlichen Ozean...

Ich dachte an Jack; ich hatte ja nun noch Zeit um nachzudenken. Was war es damals wirklich gewesen, was mich dazu veranlasst hatte, Jack so nah an mich heran zu lassen?

Da ich sehr müde war, legte ich mich schlafen.Ich musste lange in diesem Zustand gewesen sein, denn als ich von Gillette geweckt wurde, konnte man schon in der Ferne die Klippen von Port Royal erkennen. Langsam stieg nun doch Angst in mir hoch, aber der Gedanke daran, dass ich das richtige getan hatte, ließ mich wieder ruhiger werden.

Ich hoffte nur, dass man ab und zu im Guten an mich denken würde...

Nach einiger Zeit ging ein Ruck durch das Schiff- die Interceptor hatte angelegt. Niemand befand sich am Hafen, als ich hinausgeführt wurde. Wir gingen in Richtung des Hauses von Gouverneur Swann Auf diesem Weg kamen wir an meiner alten Villa vorbei. Wehmütig warf ich einen Blick darauf, als ich beim näheren Hinsehen bemerkte, dass Solene auf den Stufen zu der Tür saß.

Sie hatte mich auch erblickt und kam sofort auf mich zugelaufen. "Du bist wieder da!" rief sie erfreut und schlang ihre Arme um meine Hüften. Doch dann bermerkte sie meine Handschellen und sah mich fragend an. Ich lächelte ihr traurig zu, doch bevor ich etwas sagen konnte, drängte Gillette mich weiter.

Grinsend ging Mullaroy auf die Kleine zu. "Wenn du ihn noch mal sehen willst, musst du heut nachmittag zum Marktplatz kommen."

Das hatte ich gehört. Das durfte nicht wahr sein. "Nein!" schrie ich, doch wir waren bereits an der Pforte zu Gouverneur Swanns Haus angelangt. Wir gingen hindurch und Gillette klopfte an. Als uns ein Diener öffnete, gab er den Befehl, dass zwei Wachen sich vor dem Haus postieren sollten, und ließ mich alleine mit dem Gouverneur.

Er kam die Treppe herunterstolziert und vergewisserte sich erst einmal davon, dass ich keine Waffen mehr bei mir trug und meine Handschellen fest saßen.

"Ich bin sehr enttäuscht von ihnen, mein liebes Freundchen!" begann er seine Predigt, während er mit seinem Zeigefinger vor mir rumfuchtelte. "Ich hätte nicht gedacht, dass Sie einmal den Mut dazu besitzen würden, sich gegen mich zu wenden! Tja, dennoch ist es so." stellte er weise fest. "Wann haben Sie denn den Termin?" fragte er nebenbei.

"Tut mir leid, meine Wehen haben noch nicht eingesetzt!" entgegnete ich bissig, denn ich hatte nichts mehr zu verlieren.

"Wie könnt ihr es wagen," rief mein Gegenüber entrüstet. "Das werdet ihr mir büßen!" "Ach ja?" meinte ich unbeeindruckt. "Falls Ihr es vergessen haben solltet- Ich bin bereits zum Tode verurteilt. Was könnte mir noch passieren?"

"Dann werdet Ihr eben nach dem Hängen noch gevierteilt!" drohte er mir an. Ich hob eine Augenbraue. "Das Risiko gehe ich ein!"

In diesem Moment bat der Diener an der Tür um Einlass für Gillette. Er trat ein und fragte den Gouverneur, ob er mit mir fertig sei. "Fix und fertig!" meinte dieser beleidigt und schnaubte.

Gillette führte mich ins Gefängnis, in die selbe Zelle , in der Jack immer schmoren musste. Erst jetzt bemerkte ich, wie kalt es hier war, und wie schlimm es sich anfühlte, in so einem Käfig zu sitzen, mit nichts als dem baldigen, sicheren Tod vor Augen...