So, Da ist auch schon wieder ein neues Kapitel von Isilmes Geschichte!

Viele liebe Grüße an alle Leser (besonders an die treuen) und ich wünsche allen ein fröhliches neues Jahr und einen guten Rutsch!

„Was wollte denn McGonagall?" fragte Harry, der mit Ron vor der Tür wartete.

„Ach nur wegen heute Morgen und wegen meinem zu spät kommen..", antwortete Hermine. „Es war doch bloß das Frühstück. So eine…", fauchte Ron, „ich geh jetzt Quidditch trainieren, kommst du mit Harry?"

„Gleich."

„Was machst du jetzt?" fragte Harry Hermine, die nur kurz mit den Schultern zuckte. „Was ist los?"

„Nichts."

„Du bist in letzter Zeit so merkwürdig. Sag schon, irgendetwas ist doch."

„Es ist, es ist…", stotterte Hermine, „es ist wegen…" Harry sah sie aufmerksam an. „Es ist wegen…wegen der Endprüfungen", beeilte sich Hermine zu sagen.

Harry atmete hörbar auf. „Ach so, hätte ich mir fast denken können", Harry grinste. „Bist du gar nicht am lernen?" fragte Hermine. „Noch nicht."

Hermine schüttelte den Kopf. „Typisch Harry." Als ob sie gerade viel gemacht hatte, aber das musste Harry ja nicht unbedingt wissen. „Und Ron tut sicherlich auch noch nichts, oder?" Harry grinste wieder: „Also was machst du jetzt?"

„Ich gehe jetzt in die Bibliothek. Lernen. Kommst du mit?" Hermine wusste, dass Harry darauf niemals eingehen würde.

„Ne, Hermine, ich glaub Ron und ich, wir müssen dringen…trainieren. Wir sehen uns nachher. Lern nicht so viel…" Harry rannte lachend den Gang hinunter Ron hinterher. Hermine machte sich tatsächlich auf den Weg in die Bibliothek, aber lernen konnte sie nicht. Schweigend starrte sie auf ihr Buch, aber tausend andere Sachen schossen ihr durch den Kopf. Schließlich war es dunkel geworden und Hermine klappte das Buch zu.

Auf dem Weg zu ihrem Schlafgemach machte Hermine noch einen Umweg an Snapes Büro vorbei. Vielleicht war er wieder da und alles war nur ein blöder Irrtum gewesen. Vielleicht… Doch Snape war nicht da. Und er sollte auch den nächsten und übernächsten Tag nicht da sein.

Am Abend des dritten Tages von Snapes Abwesenheit war Hermine von der Angst, der Anspannung und der Nervosität zerfressen. Ron und Harry begannen sich ernsthafte Sorgen zu machen, dass Hermine sich wegen der Klausuren zu sehr unter Druck setzen würde.

Die Unterrichtsstunden waren eine Katastrophe: Hermine hatte durch geistige Abwesenheit geglänzt. McGonagall hatte ihr mehrfach besorgte, manchmal fast ärgerliche Blicke zugeworfen. Doch Hermine war das vollkommen gleichgültig.

Sie hatte das Gefühl innerlich zu sterben. Ihre Mitschüler schien Snapes Abwesenheit nicht im geringsten zu stören und die zahlreichen kurzen und spitzen Bemerkungen, die Hermine auffing, schmerzten sie.

Aber am schlimmsten war etwas anderes: Im Vorbeigehen hatte sie ein Gespräch aufgefangen, das Draco mit seinen Freunden geführt hatte. Er könne sich schon denken, wohin Snape gegangen sei. Bei diesem Kommentar hatte Hermine sich, ohne es selbst zu bemerken, die Handflächen blutig gekratzt. Tief hatte sie sich die eigenen Fingernägel in die Haut gebohrt. Sie spürte nichts außer diesen tiefen, reißenden Schmerz im Inneren.

Diesen Abend hatte sie wie immer eine Runde an Snapes Büro vorbei gemacht. Nun würde sie in ihr Bett gehen und versuchen zu schlafen. Doch wahrscheinlich würde es wieder eine schlaflose Nacht voller Tränen werden.

Hermine ging in ihren Raum, zog sich ihr Nachthemd über und kroch unter die Bettdecke. Doch wie sie es geahnt hatte, konnte sie kein Auge zutun. Sie wälzte sich von einer auf die andere Seite, um schließlich doch wieder aufzustehen.

Hermine warf sich einen Mantel über und verließ das Schlafgemach aus Angst eine ihrer Mitschülerinnen aufzuwecken. Leise ging sie aus dem Gryffindorflügel, wohin sie ging, wusste sie nicht, aber sie hatte einfach das Bedürfnis zu gehen. Der Steinfußboden war kalt unter ihren nackten Füßen und ein Eisschauer ließ Hermine kurz erzittern.

Hermine schloss den Mantel enger um sich. Es war kalt und dunkel. Nur durch einige wenige Fenster flutete Mondlicht in den Gang. „Es ist ein wenig unheimlich", dachte Hermine, als sie plötzlich ein Geräusch hörte.

„Filch", schoss es ihr durch den Kopf. Aprupt blieb Hermine stehen und lauschte in die Dunkelheit. Ihr Herz raste. Nichts war zu hören, als ihr eigenes Blut, dass durch ihre Schläfen pulsierte. Langsam ging Hermine weiter. Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter und jemand zog sie in eine dunkle Ecke. Hermine wollte vor Schreck und Entsetzen aufschreien, doch da hatte sich schon eine Hand über ihren Mund gelegt und ihre Lippen verschlossen.

Eiskalte Angst ergriff das Mädchen, Hermine zitterte und versuchte sich aus dem Griff zu lösen. Doch um so mehr sie sich wand, desto fester schloss sich der Griff um sie. Hermine traten die Tränen in die Augen und sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Da hörte sie eine alt bekannte Stimme sanft an ihrem Ohr. „Hermine, still, bitte sei leise und  erschrick nicht." Snape hatte gut reden, ihn hatte ja niemand zu Tode erschreckt.

Langsam merkte Hermine wie die Angst von ihr wich und sie sich entspannte. „Wirst du leise sein"?" fragte Snape. Hermine nickte und fragte sich wann er sie endlich loslassen würde. Sie wusste nicht so recht ob sie wütend sein sollte, wegen seines ungehobelten Auftrittes oder ob sie ihm um den Arm fallen sollte, vor lauter Freude seine Stimme zu hören. Der Griff um Hermine löste sich und sie drehte sich um

„Ich wusste, dass du kommen würdest", flüsterte Snape und er trat aus dem Schatten, der ihn bis dahin verborgen hatte. Als das Mondlicht auf sein Gesicht fiel, hätte Hermine erneut fast aufgeschrien.

Entsetzt fuhr sie zurück und Tränen quollen aus ihren Augen. Sie schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Hermine wich weiter zurück, doch da ergriff Snape sie bei der Hand und hielt sie sanft fest. Hermine starrte in Snapes Gesicht, es war als betrachtete sie einen Fremden. Snape hatte furchtbare schwarze Augenringe, seine Augen waren blutunterlaufen, die Haut blässer, als sie es gewöhnlich schon war. Snapes Haare fielen ihm schweißnass in das Gesicht. Hermine biss sich auf die Lippen. Was war nur geschehen?

Dann fiel ihr Blick auf den winzigen verkrusteten Blutstropfen an Snapes Lippe. „Nein!" Hermine schrie auf. „Bitte, Hermine", flüsterte Snape mit kratziger Stimme. „NEIN!" schrie Hermine und riss sich von ihm los, „nein, fass mich nicht an… fass mich nie wieder an. Du warst bei ihm… Ich kann es in deinen Augen lesen. Sie sind so.. so… kalt."

„Hermine, das ist nicht war."

„LÜG MICH NICHT AN!" fauchte Hermine wie eine Furie, „wer hat dann den Cruciatus-Fluch auf dich gesprochen, wenn nicht ER oder einer seiner widerlichen Anhänger.."

Snape senkte den Blick und ließ die Arme, die er Hermine hilfesuchend entgegen gestreckt hatte, fallen. Schweigend sahen beide zu Boden. Hermin glaubte, ihr Herz würde jeden Moment zerreißen und sie würde tot zu Boden fallen.

Doch nichts dergleichen geschah, obwohl sie es sich gewünscht hätte. Sie konnte den Schmerz nicht länger ertragen. Alles war für sie verloren. Hermine drehte sich um, um zu gehen. Sie konnte seine Nähe nicht länger ertragen, sie fühlte sich verlassen, verraten…

Hermine ging, doch Snape rannte ihr nach. „Bitte lass es dir erklären, rede mit mir. Wenn auch nur für einen winzigen Moment… Hermine, hör mir zu…", Snape hatte eine fast weinerliche Stimme.

Hermine zögerte. „Ok, ich gebe dir zwei Minuten, aber nicht länger." „Nicht hier. Lass uns in mein Büro gehen, ich fürchte wir haben sowieso schon zu viel Aufmerksamkeit geweckt." Hermine zögerte, sie hatte das Gefühl das zu tun, was sie eigentlich nicht wollte.

Trotzdem nickte sie und folgte Snape.

Angst hatte sie ergriffen.

Aber inzwischen war ihr alles egal.