8. KAPITEL: ICH WEIß, ICH WEIß, WAS DU NICHT WEIßT!

Das Zimmer war noch immer in sanftes Licht gehüllt, das vom Halleyschen Kometen versendet wurde. Vegeta hatte nicht das Bedürfnis sich zu bewegen. Bulma lag in seinen Armen, halb auf seiner Brust. Es war eine süße Last, die er nur zu gerne noch viel länger auskosten wollte. Die Uhr zeigte 4 Uhr morgens an, bald würde die Sonne aufgehen.

"Aishiteru, Aijin", murmelte Vegeta gegen ihre Schläfe.

"Ich dich auch, Veggie-chan", flüsterte Bulma zurück und lächelte schlaftrunken in seine Richtung. Verschlafen sah sie einfach süß aus.

"Kawaii desu ne", sprach Vegeta dann auch seine Gedanken aus.

Bulma giggelte und schmiegte sich enger an ihren Geliebten.

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"Na, besser?", grinste Bulma. Für Vegetas Geschmack war sie erstens zu weit entfernt, wie sie da auf dem Sessel neben dem Bett saß, und zweitens hatte sie zuviel an. "Bist also endlich aufgewacht ..."

Aufgewacht? Vegeta versuchte sich aufzusetzen, er kam aber nur fünf Zentimeter hoch, dann schien sein Kopf regelrecht zu vibrieren vor Schmerzen. Ein Stöhnen unterdrückend ließ er sich langsam zurück ins Kissen sinken. Die Decke und die Wände inspizierend erkannte Vegeta, dass er in seinem Zimmer lag ... In seinem? War er nicht noch gerade eben in dem alten Gästezimmer gewesen? ... Zusammen mit Bulma?

"Du hast dir ziemlich schlimm den Kopf gestoßen ... Wenn du aber auch, wenn wir gerade springen, ins Narrenkastel starren musst!"

Vegeta sah zu ihr hinauf. War das etwa ein Traum gewesen? Ein simpler ... Traum? Das konnte doch nicht ...! Es war so real, echt erschienen.

"Ich hab' Hunger", sagte Vegeta mit schwacher Stimme, begleitet vom ausdrucksstarken Knurren seines Magens.

"Ich bring dir gleich was", entgegnete Bulma, erhob sich von ihrem Stuhl ... und giggelte. Sie giggelte? Nein, stellte Vegeta resigniert fest, sie kicherte. Sie kicherte nur ... Unvorstellbar, dass ihm einmal dieser Unterschied auffallen würde.

"Danke", formten seine Lippen unhörbar, als sie ihm den Rücken zugewandt hatte. Er war doch wirklich ein Masochist! Nicht 'mal in seinen Träumen hatte sein Glück Bestand. Erschöpft schloss er die Augen und versuchte sich seinen Traum in Erinnerung zu rufen.

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Das war wieder einmal typisch! Einmal - so glaubte sie zumindest - verguckte (verliebte, verknallte ...?) sie sich in den Richtigen und der hatte bereits eine andere?! Wie konnte er ihr das nur antun? Wusste er nicht, merkte er denn nicht, was in ihr vorging? Auch wenn sie es zugegebenermaßen weder gesagt, noch angedeutet hatte ... Okay, vielleicht hätte sie etwas präziser sein können, aber schließlich konnte doch auch mal 'was von ihm kommen, oder? Und jetzt ... Jetzt hatte er eine iandere/i ... eine andere als sie!

‚Ich liebe dich', äffte Bulma ihn in Gedanken nach. ‚Du bist süß!'

Was war denn schon süß in Vegetas Augen?

Mitten am Gang blieb Bulma stehen. Das war ja unglaublich! Sie führte sich ja wie eine eifersüchtige Ehefrau auf! Eifersüchtig! Sie hatte doch ohnehin alles, wovon Frauen nur träumen konnten: Intelligenz, atemberaubendes Aussehen, Geld wie Heu ... Eifersüchtig! Auf was sollte sie schon groß eifersüchtig sein? Ehefrau ... Bulma knirschte mit den Zähnen. Wie war sie denn nur auf den Gedanken gekommen? Ehemann ... Vielleicht war es ja das, was sie brauchte? Kurzweil allein genügte ihr vermutlich nicht mehr. Und Bulma konnte sich noch genauestens an ihr letztes ‚Intermezzo' erinnern. Intermezzo ... Kurzaffäre ... Spaß ...? Es war eigentlich doch viel mehr als das gewesen. Zumindest für sie. Aber für ihn? Es war ja nicht so, dass Vegeta oft, öfters ... auch nur ein Mal ... Frauenbesuch gehabt hätte, er war ja größtenteils nur in seinem ureigenen ‚Vegeta-Dreieck' anzutreffen: GR, Küche, Bad. Sein Zimmer wurde nur nachts ein paar Stunden belegt, wenn überhaupt. Wen sollte er also kennen gelernt haben? Oder hatte Bulma falsch verstanden? Nein, Vegeta hatte ganz deutlich ‚Aishiteru, Aijin' und ‚Kawaii desu ne' gesagt. Sie hatte ja keinen Hörfehler.

Langsam ging Bulma weiter Richtung Küche. Ein kleines Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht und hellte ihre Miene auf. Sie würde ihn schon bekommen ... und das nicht nur für eine weitere Nacht. Er würde sein Glück gar nicht fassen können! Dafür würde sie schon sorgen. Aber zuerst musste sie etwas zu Essen machen. Sie konnte ihren Zukünftigen doch schlecht verhungern lassen. Während die Steaks munter in der Bratpfanne brutzelten, knabberte Bulma gedankenverloren abwechselnd auf einem Gurkerl und ein paar Salzstangerln. Urplötzlich hatte sie der Heißhunger nach solchen, eigentlich nicht kompatiblen, Nahrungsmitteln gepackt.

Ein kleines Stück Soletti blieb trocken in ihrer Speiseröhre stecken und löste einen Hustenanfall aus. Die Hand, die Bulma gerade noch am Hals liegen hatte, wanderte langsam abwärts und blieb bei ihrem Bauch hängen. Nicht kompatibel ... Gurkerln und Salzstangerln ... Chikyuujin und Saiyajin oder besser Saiyajin und Chikyuujin ... Sie sah sich eher groß und schlank, als runzelig und grün ... Groß und ischlank/i. Hatte sie zugenommen? Vermutlich wegen dem Stress, genau, das musste es sein. Einigermaßen beruhigt langte Bulma ohne nachzudenken zum nächsten Gurkerl. Und was ... wenn nicht? Auch wenn Gurkerln und Salzstangerln nicht gut zusammenpassten, Saiyajin und Chikyuujin waren sehr wohl kompatibel, was durch Gohans Existenz eindeutig belegt worden war. Nur durch die Augen einer bestimmten Person, wirkten auch Gurkerln und Salzstangerln harmonisch: Nur durch die Augen einer Schwangeren!

Wenn es nur das war! Puh! Und sie hatte schon gedacht ... Nein, nein, nichts war sicher, alles reine Spekulation. Also eins nach dem anderen: Essen für Vegeta, Schwangerschaftstest für Bulma. Genau so würde sie es machen. Der Reis war fertig, die Steaks durch und das Gemüse gar. Sollte er sich weigern wie er wollte, ihr Mann würde nicht einen Cholesterinspiegel so hoch wie das Empire State Building haben! Damit machte sie sich auf zur Wildtierfütterung.

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"Komm her auf die Decke, Bra!", rief Vegeta seiner Tochter zu. Es war ein heißer Tag im August und die Sonne brannte erbarmungslos auf die unvollständige Familie nieder. Trunks hatte neuerdings eine Freundin und nur noch selten Zeit für etwas anderes als seine iMarron/i. Eine große Picknickdecke war im Schatten eines der wenigen Bäume in der Nähe eines rauschenden Flusses aufgelegt worden. Vegeta saß mit langgestreckten Beinen an den Stamm gelehnt da und spielte mit Bulmas türkisen Haarsträhnen. Sie hatte es sich auf seinem Schoß gemütlich gemacht und war auch tatsächlich eingenickt. "Jetzt komm schon, Hime! Du holst dir sonst noch einen Sonnenbrand."

Wie sollte er seine Tochter in den Schatten holen, ohne dafür Bulma aufwecken zu müssen? Die hatte ihren Schlaf am Rande bemerkt aber auch redlich verdient ... Es war eben mal wieder etwas spät geworden, letzte Nacht. Und wenn sie jetzt wieder ihre Energiereserven auflud, hatte sie an diesem Abend wieder mehr im Petto. Eine simple Gleichung.

"Nimm dir für heute Nacht nichts anderes vor", murmelte er.

"Keine Angst, Shoufu", kam es zur Antwort. "Ich bin topfit, bereit und willig ... zu Hause", fügte Bulma rasch hinzu, als sie realisierte, dass sie noch immer auf einer Wiese waren ... mit Bra, die endlich angelaufen kam und sich wieder zu ihnen gesellte.

"Gehen wir schwimmen?", fragte sie aufgeregt.

"Sicher, Bra", meinte Vegeta und zog sich das T-Shirt über den Kopf.

Bulma entledigte sich ihres Sommerkleides und dann planschten sie im kühlen Nass.

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Bulma war froh, sehr froh sogar. Auch wenn ihr Gesichtsausdruck ganz andere Dinge vermittelte. Nach dem verspäteten Mittagessen war sie zu ihrem Gynäkologen gefahren, bei dem sie dank ihres Namens keinen Termin gebraucht hatte. Dieser hatte dann eine Schwangerschaft in der vierten [MS: Geschlecht ist erst zwischen 4. und 5. Monat feststellbar, aber hier weiß sie es jetzt schon!] Woche bestätigt. So weit, so gut. Bulma hatte sich überlegt, Vegeta mit seiner baldigen Vaterschaft zu konfrontieren, doch es sollte anders kommen. Als sie dann nämlich zu ihm ins Zimmer kam, schlief er bereits wieder, es war auch immerhin schon nach 10 Uhr. Trotzdem setzte Bulma sich zu ihm ans Bett, darauf wartend, dass er aufwachte. Zum Zeitvertreib las sie etwas. Die Brille, die sie dazu aufgesetzt hatte, hatte zwar keine Gläser, dafür aber kleine Lämpchen im Gestell montiert. So konnte sie das Buch lesen, ohne Vegeta durch die Helligkeit zu stören. Sie wollte zwar mit ihm reden, aber bei seiner Gehirnerschütterung brauchte er viel Ruhe und Schlaf, den sie ihm nicht stehlen konnte.

Irgendwann, weit nach Seite 150, hörte Bulma Vegeta etwas sagen. Zuerst dachte sie, er wäre nun wach und sprach sie an, doch sobald er den Namen genannt hatte, wusste sie, dass er nur wieder im Schlaf sprach.

‚Komm her auf die Decke, Bra!' Auf welche Decke? Wovon träumte dieser Kerl denn schon wieder? ‚Jetzt komm schon, Prinzessin! Du holst dir sonst noch einen Sonnenbrand.' Wie wenig hatte diese iBra/i denn an, dass er sich um ihre Haut solche Sorgen machen musste? ‚Nimm dir für heute Nacht nichts anderes vor!' Das war ja einfach widerlich! ‚Sicher, Bra.' Wer war Bra?

Bulma legte eine Hand über ihren ungeborenen Sohn. Sah ganz danach aus, als würde sie noch einiges zu erledigen haben, bevor der Kleine seinen Erzeuger auch Papi nennen durfte.

To be continued in 9. Kapitel: ‚ Mein rechter, rechter Platz ist leer ... Da wünsch' ich mir Vegeta her!'