Bruchtal - Teil 2
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Vielen Dank für eure lieben Reviews, die mich total ermutigt haben, weiter zuschreiben, obwohl ich wegen meiner Schreibblockade die Story beinahe in den Papierkorb geworfen hätte. *g* Demnächst werde ich die komplette Story (also die ersten fünf Kapitel) überarbeiten.
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@Isaldaria: Ich habe das gar nicht mitbekommen, dass der Text doppelt vorhanden war. Das habe ich jetzt gleich mal korrigiert.
@blimmchen: Danke für dein Review, das hat mich total ermutigt. Mir gefallen auch beide Werke so gut, dass mir irgendwann mal der Gedanke dazu kam, eine Crossover dazu zu schreiben. Ich finde, bis jetzt ist sie mir auch ganz gut gelungen ...
@daenor: Genau diese Frage ist mir auch gekommen, wie ich den letzten Absatz in Kapitel 5 geschrieben habe. Sicher gibt es sehr viele Werke, die in Tengwar geschrieben sind, und ich nehme mal einfach so an, da Elronds Bibliothek sicher sehr groß ist, er auch Bücher besitzt, die auch Menschen eben verfasst haben, die nicht nur in der "alten Schrift" geschrieben wurden sind. Und wenn nicht, dann hat unsere Hermine doch bestimmt einen passenden Zauberspruch parat, mit dem sie die Werke dann doch lesen kann. ;-)
@Luna 2003: Sicher lese ich doch deine Geschichte weiter. Ich bin schon süchtig nach ihr. Und die Idee ist ja auch einfach nur genial. Ich warte schon sehnsüchtig auf ein Update! (Elrond ist halt einfach nur cool! *g*)
Aber jetzt bin ich ganz still und ziehe mich zurück, damit dass 5. Kapitel endlich weitergehen kann.
Viel Spaß beim Lesen !!!
Myrte
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Nachdem sich die kleine Gruppe in ihren jeweils zugeteilten Gemächern erholt hatte, trafen sich alle wieder in der Großen Halle, wo sie von Lord Elrond in Empfang genommen wurden. Harry, Ron und Hermine hielten sich etwas zurückgezogen von den anderen in einer kleinen Nische auf. Professor Snape schien schlechter Laune zu sein, während Lavender sich um einen sehr verängstigenden Neville kümmerte, der immer noch ein Donnerwetter von seinem Zaubertranklehrer erwartete. Draco stand neben Professor Snape und setzte seinen typisch arroganten Gesichtsausdruck auf und hüllte sich wider erwarten in Schweigen.
Es dauerte nicht lange und Lord Elrond erschien wieder. Er musterte neugierig die Gruppe, die vor ihm stand und lud dann alle mit einer weitausladenden Handbewegung ein, ihm in die Bibliothek zu folgen. Dort gab es genügend Platz, um alle sicher unterzubekommen. Hermine staunte nicht schlecht, als sie die Unmengen der Bücher sah, die die Bibliothek Elronds beherbergte. Elrond bemerkte ihren Blick und schenkte ihr ein leises Lächeln, dass Hermine zaghaft und etwas schüchtern erwiderte. Sie wusste einfach noch nicht, was sie von diesem fremdartigen Wesen und der fremden Welt halten sollte, in der sie plötzlich alle geraten sind. Sie nahm sich im Stillen vor, nachher in Ruhe in der Bibliothek zu sitzen, und um die Bücher und die uralten Pergamentrollen zu studieren. Vielleicht würde sie Hinweise finden, wieso sie hier waren und wie sie wieder zurück in ihre Welt kommen konnten. Doch auch Professor Snape war Hermines Blick nicht entgangen und er konnte sich eine boshafte Bemerkung nicht verkneifen.
"Miss Granger, Ihr Drang nach Wissen ist für eine Schülerin in Ihrem Alter zwar unglaublich groß, aber ich befürchte, dass Sie leider erst wichtigeren Angelegenheiten nachgehen müssen, als sämtliche Bücher durchzuwälzen, auch wenn wir uns gerade in einer Bibliothek befinden. Schließlich laufen die Bücher Ihnen nicht weg. Sie und Ihre zwei Freunde .." hier schenkte Professor Snape Harry und Ron einen eisigen Blick aus seinen dunklen Augen ... könnten doch der Abwechslungshalber Ihre Köpfe zum Nachdenken einsetzen. Dann wollen wir mal sehen, ob die bisherigen unerwarteten Ereignisse dazu geführt haben, die Sie wohl alle immer in lebensbedrohliche Situationen brachte, uns hier weiterhelfen werden."
Hermine erwiderte nichts, doch starrte sie Professor Snape hasserfüllt an. Selbstverständlich nahm sie sich vor, Lord Elrond nach der Besprechung auf jeden Fall um die Erlaubnis zu bitten, die Bibliothek nutzen zu dürfen.
Draco fühlte sich durch die Worte seines Lehrers dazu ermutigt, ebenfalls einen Kommentar loszulassen:
"Dem Dreamteam von Hogwarts fällt keine Lösung ein? Na so was! Granger, hier stehen doch so viele Bücher herum, die kannst du doch dann in aller Ruhe mit Potty und dem Wiesel durcharbeiten. Wollen wir hoffen, dass sie den Verstand noch nicht ganz verloren haben, so wie die Brown vorhin bei unserer Ankunft .. Und von Longbottom will ich erst gar nicht reden ..."
Draco warf Hermine einen Blick zu, den diese nicht deuten konnte und schenkte ihr ein fieses Lächeln, dass sie aber nur mit einer ernsten Miene quittierte und Malfoy ebenfalls mit einem bitterbösen Blick ansah.
"Malfoy, halt einfach die Klappe," sagte Ron und er klang ziemlich wütend. Er wollte schon aufspringen und Malfoy einmal richtig eine in die Fresse hauen, wie er Harry zuvor noch schnell zugeflüstert hatte, wurde aber von seinem Freund und einem warnenden Blick des Professors, zurück gehalten.
Elrond hingegen hatte sich aufseufzend in seinen rotgepolsterten Lehnsessel gesetzt und hörte dem Wortgefecht der jungen Menschen zu. Schließlich konnte er ja nichts von den ständigen Streitereien zwischen Gryffindor und Slytherin ahnen, was sich aber bald ändern würde ...
"Ron, lass dich doch nicht so durch Malfoy aufbringen. Hör nicht auf das, was er sagt. Hermine wird sich schon selbst verteidigen können."
"Ist ja schon gut, Harry. Aber eine Abreibung hat er trotzdem verdient, und die bekommt er auch. Das kannst du mir glauben ...."
"Autsch!" entfuhr es Harry ungewollt. Er griff sich wieder an seine Stirn, an die Stelle, wo sich seine Narbe befand und juckte sich.
Elrond setzte sich nach dem Aufschrei kerzengerade in seinem Sessel auf und sah zu Harry hin und wollte sich schon nach seinem Befinden erkundigen, aber Harry war schneller.
Er spürte alle Blicke auf sich ruhen und so sagte er rasch:
"Es ist nicht schlimm, meine Narbe tut nur etwas weh."
Durchdringend schaute sein Zaubertranklehrer ihn an und Harry hielt diesem Blick stand.
Elrond räusperte sich und besaß im Nu die gesamte Aufmerksamkeit seiner Gäste.
"Ihr habt vorhin den Wunsch geäußert mit mir über eine wichtige Angelegenheit zu sprechen, Professor Snape. Aber zunächst möchte ich doch gerne die Namen meiner anderen Gäste kennen lernen, wenn sie sich schon so ... respektlos dem Gastgeber gegenüber aufführen. "
Der Reihe nach stellten sie sich mehr oder weniger kleinlaut und mit einem mehr oder weniger schlechtem Gewissen dem Gastgeber gegenüber vor.
"Nun, dann möchte ich euch alle zunächst hier in Bruchtal Willkommen heißen. Was für ein Anliegen führte euch hier her?"
Professor Snape war schon im Begriff die Frage des Elbenherrn zu beantworten, aber Hermine war schneller gewesen als er und begann:
"Zunächst müsst Ihr wissen, dass wie aus einer gänzlich anderen Welt stammen, die mit der Euren nicht zu vergleichen ist! Soviel ist uns mittlerweile klar. Aber wir wissen nicht, wieso wir hier her gekommen sind. Wir vermuten, dass das ganze im Zaubertrankunterricht passiert ist, als jemand von unserer Klasse irgendwelche Zaubertrankzutaten aus versehen vertauscht hatte!"
'Was leider viel zu oft vorkommt,' dachte Professor Snape zynisch und bedachte Neville mit einem Blick, der den armen Schüler noch mehr in sich zusammen sinken lässt, als er es ohnehin schon war.
Mit einem mitfühlenden Blick sah Hermine zu Neville herüber, der daraufhin sofort rot anlief. Doch eine schneidend scharfe Stimme ließ Hermine wieder umfahren:
"Miss Granger! Sie sind wirklich eine unerträgliche Besserwisserin! Niemand hat Sie hier um Ihre Meinung gefragt. Fünf Punkte Abzug für Gryffindor ..."
Nun war es Hermine zuviel. Sie stand auf und stellte sich direkt vor ihren Lehrer hin und schrie ihn an:
"Professsor Snape, mir reicht es jetzt! Wenn sich hier jemand unmöglich verhält, dann sind Sie das! Wir alle wollten nicht in eine solche Situation geraten und wie das passiert sein könnte, wissen wir auch nicht. Deswegen sind wir jetzt hier und hoffen, dass Lord Elrond uns hoffentlich weiterhelfen kann. Außerdem hat Lord Elrond jeden von uns gefragt und nicht nur ausdrücklich Sie! Punkte abziehen können Sie uns auch keine, weil wir uns nämlich nicht mehr in Hogwarts befinden, was Sie ja bereits bemerkt haben müssen! Und nein - beruhigen werde ich mich nicht. Ich habe es satt, ständig von Ihnen zu hören zu bekommen, was für eine unerträgliche Besserwisserin bin. Solange wir uns hier aufhalten, will ich das nicht mehr hören! Haben wir uns verstanden?"
Verblüfft starrte Professor Snape eine sehr zornige Hermine an. Wortlos stand er plötzlich auf und lief Richtung Tür. Dann sagte er noch zu Hermine:
"Wenn wir wieder in Hogwarts sind, wird das ein Nachspiel für Sie haben. Und da Sie ja und Ihre Freunde ach so schlau und intelligent sind, werde ich mich jetzt ausruhen gehen! Wenn Sie sich wieder beruhigt haben, können Sie sich bei mir für Ihr unangebrachtes Benehmen einer Respektperson gegenüber entschuldigen."
Professor Snape stand auf und verließ den Raum. Ron starrte ihn mit offenen Mund hinterher und sah dann Hermine anerkennend an, die diesem alten Ekel endlich einmal die Meinung gesagt hatte. Draco war sehr verblüfft gewesen, dass Professor Snape einfach so gegangen ist, aber er war sich sicher, dass sein Hauslehrer ziemlich wütend auf die Granger sein musste und dass sie sich auf jeden Fall auf eine Strafpredigt gefasst machen musste.
Elrond schüttelte missbilligend, aber kaum merklich, seinen Kopf. Er wusste sicher, dass diese fremden Leute unbedingt wieder zurück in ihre Welt kommen mussten, bevor sie alle hier noch vollkommen durchdrehten. Er nahm sich vor, besonders auf die zwei großgewachsenen Jungen ein Auge zu werfen und sie auf Schritt und Tritt beobachten zu lassen. Der blonde Junge mit den schulterlangen weißblonden Haaren und den Jungen, mit den kurzen roten Haaren. Durch ihre Gespräche hatte er sich schnell ihre Namen eingeprägt. Der eine hieß wohl Malfoy und der andere Ron ...
Elrond seufzte wieder einmal. Noch mehr Probleme konnte und wollte er sich momentan einfach nicht mehr leisten ... Hoffentlich findet Gandalf der Graue schnell seinen Weg nach Bruchtal ...
Elronds Gedankenfluss wurde durch ein leises Aufschluchzen unterbrochen, das von seiner linken Seite her kam.
***
Neville schluchzte leise vor sich hin, diese Auseinandersetzung war einfach zu viel für ihn gewesen. Außerdem fühlte er sich sowieso schuldig, weil er der Meinung war, dass sie nur wegen seinem Fehler aller hier in dieser fremdartigen Welt gelandet sind, zudem sie noch nicht einmal wussten, ob sie jemals wieder zurück nach Hogwarts und somit in ihre Welt gelangen würden.
Plötzlich spürte Neville eine beruhigende und warme Hand auf seiner zusammengesackten Schulter. Er schaute auf und sah mit Tränen in den Augen zu dem Elbenherrn auf.
"Ihr braucht unbedingt Ruhe und Erholung, junger Mann. Die unerwartete Reise und die Auseinandersetzung von eben haben Euch sehr zugesetzt. Ich werde veranlassen, dass man Euch sofort auf Euer Zimmer bringen lässt. Später werde ich nach Euch schauen, ob ihr wieder wohl auf seid."
Dankbar nickte Neville leicht mit seinem Kopf und Lavender half ihm, sich aufzurichten, da er immer noch wie Espenlaub zitterte.
"Ich werde ihn begleiten und bei ihm bleiben. Hermine, du kannst uns ja später alles erzählen."
Nach diesen Worten verließen Lavender und Neville die Bibliothek und wurden draußen schon von Glorfindel in Empfang genommen, der eigentlich der Versammlung beiwohnen Wollte und nahm die beiden in Empfang und geleitete sie in ihre Unterkünfte.
***
Während dessen wandte sich Hermine wieder an Lord Elrond
"Verzeiht uns bitte, Lord Elrond, aber wir sind alle erschöpft und ziemlich verwirrt. Ich bitte Euch darum, dass die anderen sich ausruhen dürfen und wir alles in Ruhe miteinander besprechen können. Seid Ihr Einverstanden?"
Lord Elrond nickte langsam und bedächtig.
"Dies ist eine kluge Entscheidung, Kleine."
Hermine gab den anderen ein Zeichen, dass sie gehen können. Doch Harry und Ron wollten noch in der Bibliothek bleiben, was Hermine aber energisch verhinderte.
"He, Hermine, wir sind weder müde noch erschöpft oder sonst so was. Ich weiß gar nicht, was dass hier eigentlich für eine Veranstaltung sein soll," empörte sich Ron und Harry nickte zustimmend.
"Ja, das weiß ich auch. Aber ihr müsste euch um Neville kümmern ... und aufpassen, dass Professor Snape nicht seine ganze miese Laune an ihm auslässt. Das würde er wirklich nicht verkraften ..."
Weiter kam Hermine nicht, denn sie wurde durch die arrogante Stimme von Malfoy unterbrochen:
"Oh, Granger. Meinst du tatsächlich, dass ich nach deiner Pfeife tanze? Es mag sein, dass du Snape damit beeindrucken konntest, aber mich nicht. Ich werde hier bleiben und der kleinen Versammlung beiwohnen. Verstanden?! Von einem Schlammblut lasse ich mir keine Befehle erteilen."
"Ich habe jetzt genug gehört und dulde keine Beleidigungen in meinem Haus!" beendete Elrond das eigentlich alltägliche Geplänkel der beiden Kontrahenten. Obwohl Elrond eigentlich gar keine Ahnung hatte, weshalb sich seine Gäste ständig stritten, verstand er dennoch, dass das Wort Schlammblut eine Beleidigung war. Und Beleidigungen jedweder Art wurde in seinem Hause einfach nicht geduldet. Elrond entschloss sich, jetzt endlich energisch durchzugreifen, damit er wenigstens heute noch in Erfahrung bringen konnte, wer seine Gäste sind und weshalb sie hier so plötzlich auftauchten.
"Ich habe genug von Euch, Malfoy. Ihr werdet vorläufig jetzt auf Euer Zimmer gehen und dort bleiben, bis es Abend essen gibt!"
Draco Malfoy zum ersten Mal stumm zu sehen, war schon eine Wucht. Von der natürlichen Autorität, die von Lord Elrond ausging, hatte Draco nämlich wirklich viel Respekt und vielleicht auch so etwas wie Angst. Draco stand auf, deutete eine leichte Verbeugung in Elronds Richtung an und stolzierte dann mit hocherhobenen Kopf aus der Bibliothek hinaus.
Harry, Ron und Hermine starrten ihm nach und brachen fast gleichzeitig in lautes Gelächter aus, was Elrond noch mehr irritierte, als er ohnehin schon war.
Es dauerte eine Weile, bis die drei sich von ihrem Lachanfall erholt hatten und sich wieder beruhigten hatten.
"Das war ja echt voll abgefahren," sagte Ron anerkennend zu Elrond, der fragend eine Augenbraue hob und Ron eingehend musterte, dem es unter Elronds Blick zusehends unbehaglicher wurde, vor allem, weil Elrond nichts weiter zu der Angelegenheit sagte.
Hermine nahm sich vor, ihrem Gastgeber sogleich über die Situation aufzuklären, doch wusste sie, dass sie das nur in Ruhe konnte und Harry und Ron zunächst ebenfalls loswerden musste.
"Harry, Ron ... ich bitte euch, geht und seht nach Neville. Er kann jede Unterstützung gebrauchen. Und passt auf Malfoy auf, dass er keine Dummheiten anstellt. Ich komme gleich nach ..."
"Wie Ihr wünscht, Mylady," war daraufhin die spöttische Antwort von Ron, der sich auch noch vor Hermine verneigte und mit Harry im Schlepptau ebenfalls die Bibliothek verließ.
Fertig mit den Nerven und ebenfalls am Rande einer Erschöpfung ließ Hermine sich wieder in den rotgepolsterten Lehnsessel nieder, auf dem sie die ganze Zeit gesessen hatte. Dann traf ihr Blick auf den des Elbenlords.
"Ich glaube, ich muss mich bei Euch für meine ... Freunde ... für ihr Benehmen entschuldigen, Lord Elrond."
"Es ist schon in Ordnung, Miss Granger."
Leicht erschrocken über die etwas unerwartete Anrede des Elbenlords musste Hermine unwillkürlich lächeln.
"Oh, Ihr dürft mich gerne Hermine nennen. Bitte, Lord Elrond," fast flehentlich sah Hermine ihn an. Elrond nickte und meinte dann in einem ernsten Tonfall:
"Aber natürlich gibt es jetzt das Problem zu lösen, wie Ihr wieder in Eure Heimat gelangt, Hermine."
"Ihr habt recht, Lord Elrond. Ich glaube, es ist am Besten, wenn ich Euch jetzt in Ruhe alles von Anfang an erzähle ..."
Und sie begann zu erzählen.
Mittlerweile wurde es später und langsam begann sich die Dämmerung über Bruchtal auszubreiten. Von irgendwoher hörte man eine süße Melodie erklingen. Wind kam auf und durch die offenen Fenster konnte man das Laub rascheln hören und einen leisen Lufthauch spüren, der eine Gänsehaut auf Hermines Arme verursachte.
Als sie geendet hatte, meinte Lord Elrond:
"Auch wenn mir noch vieles aus Eurer Welt unklar ist, so verstehe ich doch jetzt, wie Ihr hier her gelangen konntet, auch wenn ich nicht weis, wie ihr wieder nach Hause finden werdet. Ich habe schon nach dem Zauberer Gandalf, dem Grauen, schicken lassen. Er ist ein alter und weiser Mann, er wird sicher Rat wissen. Ihr solltet Euch jetzt auch ausruhen und vorher ein Bad und etwas Essen zu Euch nehmen."
Hermine spürte erst jetzt, wo Lord Elrond das Wort Essen erwähnte, wie hungrig sie war. Aber um keinen Preis der Welt wollte sie diesen Ort, wo sie jetzt war, verlassen. Sie spürte eine solch positive Magie von diesem Ort ausgehen, der sie all ihre Sorgen und Nöten vergessen ließ. Ein tiefer Frieden breitete sich tief in ihrem Innern aus. Sie stand auf und betrat die Terrasse.
Vor ihr erstreckte sich das wundervolle Tal, dessen Herr jetzt direkt neben ihr stand und sie mit etwas sorgenvoller Miene betrachtete.
Hermine unterdessen genoss den Anblick, der sich ihr bot: Wasserfälle, die tosend in die Tiefe der Schlucht stürzten, Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne, die die Häuser der Bewohner in ein rötliches Licht tauchte und das muntere Zwitschern der Vögel in den Wipfel der Bäume, ließ sie leicht aufseufzen.
"Es ist so wunderschön hier in Bruchtal, Lord Elrond. Hier ist alles so friedlich und ruhig. Ich wünschte, ich könnte für immer hier bleiben."
Lord Elrond schaute sie an und lächelte leicht.
"Ihr könnt so lange hier bleiben, wie Ihr möchtet. Aber sagt, habt Ihr denn kein Heimweh nach Eurer Welt?"
Sie wandte ihren Kopf zu ihm um, so dass sie direkt in die graublauen Augen des Elbenherrn blicken konnte.
"Ich würde lügen, wenn ich jetzt nein sagen würde. Sicher vermisse ich meine Eltern, mein Zuhause und natürlich auch Hogwarts. Selbst den Zaubertrankunterricht, der heute so abrupt sein Ende nahm, hätte ich gerne bis zum Ende gehabt. Nun ja, ein Teil meiner Freunde befindet sich ja hier ... Harry und Ron. Aber von diesem Ort geht eine solch positive Magie aus, der man sich nicht entziehen kann. Selbst wenn wir ein paar Monate oder gar Jahre hier bleiben müssten, würde mein Heimweh sicherlich mit jedem Tag mehr schwinden."
Hermine erwiderte das Lächeln Elronds.
"Aber jetzt solltet Ihr Euch wirklich ausruhen gehen. Ich werde den Dienerinnen bescheid geben, dass sie für Euch alles vorbereiten und auch frische Gewänder bereit legen sollen. Wir sehen uns nachher beim Abendmahl wieder."
Elrond wandte sich schon zum Gehen, aber Hermine wollte ihn noch unbedingt um Erlaubnis bitten, die Bibliothek nutzen zu dürfen. Vielleicht würde sie ja einen Hinweis finden, der sie wieder alle nach Hause brachte ...
"Lord Elrond, eine Frage habe ich noch an Euch: darf ich bitte Eure Bibliothek benutzen?"
"Aber sicher doch, Hermine. Meine Bibliothek steht für jeden Gast offen."
"Habt vielen Dank, Lord Elrond, auch für Eure Gastfreundschaft."
Elrond nickte ihr freundlich zu und verließ dann schnellen Schrittes die Bibliothek.
***
Hermine konnte ihr Glück kaum glauben. Alle diese alten Bücher und Schriftrollen hier konnte sie jetzt einsehen. Langsam ging sie zu einem der Regale hin und nahm vorsichtig ein Buch heraus. Es war sehr alt, die Blätter waren schon vergilbt und eine Staubschicht hatte sich gebildet, die das Buch zentimeterdick überzogen hatte. Vorsichtig wischte sie mit einer Hand den Staub ab und las den Titel des Buches und blätterte vorsichtig darin herum. Alles was sie dort las, fand sie sehr spannend und so setzte sie sich an ein Fenster, wo noch etwas die Sonne hinein schien, und war so in die Lektüre vertieft, dass sie alles um sich herum vergaß ...
***wird Fortgesetzt***
Vorschläge, Verbesserungen und Konstruktive Kritik sind sehr willkommen. Desweiteren suche ich noch einen Betareader für diese Geschichte.
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Vielen Dank für eure lieben Reviews, die mich total ermutigt haben, weiter zuschreiben, obwohl ich wegen meiner Schreibblockade die Story beinahe in den Papierkorb geworfen hätte. *g* Demnächst werde ich die komplette Story (also die ersten fünf Kapitel) überarbeiten.
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@Isaldaria: Ich habe das gar nicht mitbekommen, dass der Text doppelt vorhanden war. Das habe ich jetzt gleich mal korrigiert.
@blimmchen: Danke für dein Review, das hat mich total ermutigt. Mir gefallen auch beide Werke so gut, dass mir irgendwann mal der Gedanke dazu kam, eine Crossover dazu zu schreiben. Ich finde, bis jetzt ist sie mir auch ganz gut gelungen ...
@daenor: Genau diese Frage ist mir auch gekommen, wie ich den letzten Absatz in Kapitel 5 geschrieben habe. Sicher gibt es sehr viele Werke, die in Tengwar geschrieben sind, und ich nehme mal einfach so an, da Elronds Bibliothek sicher sehr groß ist, er auch Bücher besitzt, die auch Menschen eben verfasst haben, die nicht nur in der "alten Schrift" geschrieben wurden sind. Und wenn nicht, dann hat unsere Hermine doch bestimmt einen passenden Zauberspruch parat, mit dem sie die Werke dann doch lesen kann. ;-)
@Luna 2003: Sicher lese ich doch deine Geschichte weiter. Ich bin schon süchtig nach ihr. Und die Idee ist ja auch einfach nur genial. Ich warte schon sehnsüchtig auf ein Update! (Elrond ist halt einfach nur cool! *g*)
Aber jetzt bin ich ganz still und ziehe mich zurück, damit dass 5. Kapitel endlich weitergehen kann.
Viel Spaß beim Lesen !!!
Myrte
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Nachdem sich die kleine Gruppe in ihren jeweils zugeteilten Gemächern erholt hatte, trafen sich alle wieder in der Großen Halle, wo sie von Lord Elrond in Empfang genommen wurden. Harry, Ron und Hermine hielten sich etwas zurückgezogen von den anderen in einer kleinen Nische auf. Professor Snape schien schlechter Laune zu sein, während Lavender sich um einen sehr verängstigenden Neville kümmerte, der immer noch ein Donnerwetter von seinem Zaubertranklehrer erwartete. Draco stand neben Professor Snape und setzte seinen typisch arroganten Gesichtsausdruck auf und hüllte sich wider erwarten in Schweigen.
Es dauerte nicht lange und Lord Elrond erschien wieder. Er musterte neugierig die Gruppe, die vor ihm stand und lud dann alle mit einer weitausladenden Handbewegung ein, ihm in die Bibliothek zu folgen. Dort gab es genügend Platz, um alle sicher unterzubekommen. Hermine staunte nicht schlecht, als sie die Unmengen der Bücher sah, die die Bibliothek Elronds beherbergte. Elrond bemerkte ihren Blick und schenkte ihr ein leises Lächeln, dass Hermine zaghaft und etwas schüchtern erwiderte. Sie wusste einfach noch nicht, was sie von diesem fremdartigen Wesen und der fremden Welt halten sollte, in der sie plötzlich alle geraten sind. Sie nahm sich im Stillen vor, nachher in Ruhe in der Bibliothek zu sitzen, und um die Bücher und die uralten Pergamentrollen zu studieren. Vielleicht würde sie Hinweise finden, wieso sie hier waren und wie sie wieder zurück in ihre Welt kommen konnten. Doch auch Professor Snape war Hermines Blick nicht entgangen und er konnte sich eine boshafte Bemerkung nicht verkneifen.
"Miss Granger, Ihr Drang nach Wissen ist für eine Schülerin in Ihrem Alter zwar unglaublich groß, aber ich befürchte, dass Sie leider erst wichtigeren Angelegenheiten nachgehen müssen, als sämtliche Bücher durchzuwälzen, auch wenn wir uns gerade in einer Bibliothek befinden. Schließlich laufen die Bücher Ihnen nicht weg. Sie und Ihre zwei Freunde .." hier schenkte Professor Snape Harry und Ron einen eisigen Blick aus seinen dunklen Augen ... könnten doch der Abwechslungshalber Ihre Köpfe zum Nachdenken einsetzen. Dann wollen wir mal sehen, ob die bisherigen unerwarteten Ereignisse dazu geführt haben, die Sie wohl alle immer in lebensbedrohliche Situationen brachte, uns hier weiterhelfen werden."
Hermine erwiderte nichts, doch starrte sie Professor Snape hasserfüllt an. Selbstverständlich nahm sie sich vor, Lord Elrond nach der Besprechung auf jeden Fall um die Erlaubnis zu bitten, die Bibliothek nutzen zu dürfen.
Draco fühlte sich durch die Worte seines Lehrers dazu ermutigt, ebenfalls einen Kommentar loszulassen:
"Dem Dreamteam von Hogwarts fällt keine Lösung ein? Na so was! Granger, hier stehen doch so viele Bücher herum, die kannst du doch dann in aller Ruhe mit Potty und dem Wiesel durcharbeiten. Wollen wir hoffen, dass sie den Verstand noch nicht ganz verloren haben, so wie die Brown vorhin bei unserer Ankunft .. Und von Longbottom will ich erst gar nicht reden ..."
Draco warf Hermine einen Blick zu, den diese nicht deuten konnte und schenkte ihr ein fieses Lächeln, dass sie aber nur mit einer ernsten Miene quittierte und Malfoy ebenfalls mit einem bitterbösen Blick ansah.
"Malfoy, halt einfach die Klappe," sagte Ron und er klang ziemlich wütend. Er wollte schon aufspringen und Malfoy einmal richtig eine in die Fresse hauen, wie er Harry zuvor noch schnell zugeflüstert hatte, wurde aber von seinem Freund und einem warnenden Blick des Professors, zurück gehalten.
Elrond hingegen hatte sich aufseufzend in seinen rotgepolsterten Lehnsessel gesetzt und hörte dem Wortgefecht der jungen Menschen zu. Schließlich konnte er ja nichts von den ständigen Streitereien zwischen Gryffindor und Slytherin ahnen, was sich aber bald ändern würde ...
"Ron, lass dich doch nicht so durch Malfoy aufbringen. Hör nicht auf das, was er sagt. Hermine wird sich schon selbst verteidigen können."
"Ist ja schon gut, Harry. Aber eine Abreibung hat er trotzdem verdient, und die bekommt er auch. Das kannst du mir glauben ...."
"Autsch!" entfuhr es Harry ungewollt. Er griff sich wieder an seine Stirn, an die Stelle, wo sich seine Narbe befand und juckte sich.
Elrond setzte sich nach dem Aufschrei kerzengerade in seinem Sessel auf und sah zu Harry hin und wollte sich schon nach seinem Befinden erkundigen, aber Harry war schneller.
Er spürte alle Blicke auf sich ruhen und so sagte er rasch:
"Es ist nicht schlimm, meine Narbe tut nur etwas weh."
Durchdringend schaute sein Zaubertranklehrer ihn an und Harry hielt diesem Blick stand.
Elrond räusperte sich und besaß im Nu die gesamte Aufmerksamkeit seiner Gäste.
"Ihr habt vorhin den Wunsch geäußert mit mir über eine wichtige Angelegenheit zu sprechen, Professor Snape. Aber zunächst möchte ich doch gerne die Namen meiner anderen Gäste kennen lernen, wenn sie sich schon so ... respektlos dem Gastgeber gegenüber aufführen. "
Der Reihe nach stellten sie sich mehr oder weniger kleinlaut und mit einem mehr oder weniger schlechtem Gewissen dem Gastgeber gegenüber vor.
"Nun, dann möchte ich euch alle zunächst hier in Bruchtal Willkommen heißen. Was für ein Anliegen führte euch hier her?"
Professor Snape war schon im Begriff die Frage des Elbenherrn zu beantworten, aber Hermine war schneller gewesen als er und begann:
"Zunächst müsst Ihr wissen, dass wie aus einer gänzlich anderen Welt stammen, die mit der Euren nicht zu vergleichen ist! Soviel ist uns mittlerweile klar. Aber wir wissen nicht, wieso wir hier her gekommen sind. Wir vermuten, dass das ganze im Zaubertrankunterricht passiert ist, als jemand von unserer Klasse irgendwelche Zaubertrankzutaten aus versehen vertauscht hatte!"
'Was leider viel zu oft vorkommt,' dachte Professor Snape zynisch und bedachte Neville mit einem Blick, der den armen Schüler noch mehr in sich zusammen sinken lässt, als er es ohnehin schon war.
Mit einem mitfühlenden Blick sah Hermine zu Neville herüber, der daraufhin sofort rot anlief. Doch eine schneidend scharfe Stimme ließ Hermine wieder umfahren:
"Miss Granger! Sie sind wirklich eine unerträgliche Besserwisserin! Niemand hat Sie hier um Ihre Meinung gefragt. Fünf Punkte Abzug für Gryffindor ..."
Nun war es Hermine zuviel. Sie stand auf und stellte sich direkt vor ihren Lehrer hin und schrie ihn an:
"Professsor Snape, mir reicht es jetzt! Wenn sich hier jemand unmöglich verhält, dann sind Sie das! Wir alle wollten nicht in eine solche Situation geraten und wie das passiert sein könnte, wissen wir auch nicht. Deswegen sind wir jetzt hier und hoffen, dass Lord Elrond uns hoffentlich weiterhelfen kann. Außerdem hat Lord Elrond jeden von uns gefragt und nicht nur ausdrücklich Sie! Punkte abziehen können Sie uns auch keine, weil wir uns nämlich nicht mehr in Hogwarts befinden, was Sie ja bereits bemerkt haben müssen! Und nein - beruhigen werde ich mich nicht. Ich habe es satt, ständig von Ihnen zu hören zu bekommen, was für eine unerträgliche Besserwisserin bin. Solange wir uns hier aufhalten, will ich das nicht mehr hören! Haben wir uns verstanden?"
Verblüfft starrte Professor Snape eine sehr zornige Hermine an. Wortlos stand er plötzlich auf und lief Richtung Tür. Dann sagte er noch zu Hermine:
"Wenn wir wieder in Hogwarts sind, wird das ein Nachspiel für Sie haben. Und da Sie ja und Ihre Freunde ach so schlau und intelligent sind, werde ich mich jetzt ausruhen gehen! Wenn Sie sich wieder beruhigt haben, können Sie sich bei mir für Ihr unangebrachtes Benehmen einer Respektperson gegenüber entschuldigen."
Professor Snape stand auf und verließ den Raum. Ron starrte ihn mit offenen Mund hinterher und sah dann Hermine anerkennend an, die diesem alten Ekel endlich einmal die Meinung gesagt hatte. Draco war sehr verblüfft gewesen, dass Professor Snape einfach so gegangen ist, aber er war sich sicher, dass sein Hauslehrer ziemlich wütend auf die Granger sein musste und dass sie sich auf jeden Fall auf eine Strafpredigt gefasst machen musste.
Elrond schüttelte missbilligend, aber kaum merklich, seinen Kopf. Er wusste sicher, dass diese fremden Leute unbedingt wieder zurück in ihre Welt kommen mussten, bevor sie alle hier noch vollkommen durchdrehten. Er nahm sich vor, besonders auf die zwei großgewachsenen Jungen ein Auge zu werfen und sie auf Schritt und Tritt beobachten zu lassen. Der blonde Junge mit den schulterlangen weißblonden Haaren und den Jungen, mit den kurzen roten Haaren. Durch ihre Gespräche hatte er sich schnell ihre Namen eingeprägt. Der eine hieß wohl Malfoy und der andere Ron ...
Elrond seufzte wieder einmal. Noch mehr Probleme konnte und wollte er sich momentan einfach nicht mehr leisten ... Hoffentlich findet Gandalf der Graue schnell seinen Weg nach Bruchtal ...
Elronds Gedankenfluss wurde durch ein leises Aufschluchzen unterbrochen, das von seiner linken Seite her kam.
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Neville schluchzte leise vor sich hin, diese Auseinandersetzung war einfach zu viel für ihn gewesen. Außerdem fühlte er sich sowieso schuldig, weil er der Meinung war, dass sie nur wegen seinem Fehler aller hier in dieser fremdartigen Welt gelandet sind, zudem sie noch nicht einmal wussten, ob sie jemals wieder zurück nach Hogwarts und somit in ihre Welt gelangen würden.
Plötzlich spürte Neville eine beruhigende und warme Hand auf seiner zusammengesackten Schulter. Er schaute auf und sah mit Tränen in den Augen zu dem Elbenherrn auf.
"Ihr braucht unbedingt Ruhe und Erholung, junger Mann. Die unerwartete Reise und die Auseinandersetzung von eben haben Euch sehr zugesetzt. Ich werde veranlassen, dass man Euch sofort auf Euer Zimmer bringen lässt. Später werde ich nach Euch schauen, ob ihr wieder wohl auf seid."
Dankbar nickte Neville leicht mit seinem Kopf und Lavender half ihm, sich aufzurichten, da er immer noch wie Espenlaub zitterte.
"Ich werde ihn begleiten und bei ihm bleiben. Hermine, du kannst uns ja später alles erzählen."
Nach diesen Worten verließen Lavender und Neville die Bibliothek und wurden draußen schon von Glorfindel in Empfang genommen, der eigentlich der Versammlung beiwohnen Wollte und nahm die beiden in Empfang und geleitete sie in ihre Unterkünfte.
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Während dessen wandte sich Hermine wieder an Lord Elrond
"Verzeiht uns bitte, Lord Elrond, aber wir sind alle erschöpft und ziemlich verwirrt. Ich bitte Euch darum, dass die anderen sich ausruhen dürfen und wir alles in Ruhe miteinander besprechen können. Seid Ihr Einverstanden?"
Lord Elrond nickte langsam und bedächtig.
"Dies ist eine kluge Entscheidung, Kleine."
Hermine gab den anderen ein Zeichen, dass sie gehen können. Doch Harry und Ron wollten noch in der Bibliothek bleiben, was Hermine aber energisch verhinderte.
"He, Hermine, wir sind weder müde noch erschöpft oder sonst so was. Ich weiß gar nicht, was dass hier eigentlich für eine Veranstaltung sein soll," empörte sich Ron und Harry nickte zustimmend.
"Ja, das weiß ich auch. Aber ihr müsste euch um Neville kümmern ... und aufpassen, dass Professor Snape nicht seine ganze miese Laune an ihm auslässt. Das würde er wirklich nicht verkraften ..."
Weiter kam Hermine nicht, denn sie wurde durch die arrogante Stimme von Malfoy unterbrochen:
"Oh, Granger. Meinst du tatsächlich, dass ich nach deiner Pfeife tanze? Es mag sein, dass du Snape damit beeindrucken konntest, aber mich nicht. Ich werde hier bleiben und der kleinen Versammlung beiwohnen. Verstanden?! Von einem Schlammblut lasse ich mir keine Befehle erteilen."
"Ich habe jetzt genug gehört und dulde keine Beleidigungen in meinem Haus!" beendete Elrond das eigentlich alltägliche Geplänkel der beiden Kontrahenten. Obwohl Elrond eigentlich gar keine Ahnung hatte, weshalb sich seine Gäste ständig stritten, verstand er dennoch, dass das Wort Schlammblut eine Beleidigung war. Und Beleidigungen jedweder Art wurde in seinem Hause einfach nicht geduldet. Elrond entschloss sich, jetzt endlich energisch durchzugreifen, damit er wenigstens heute noch in Erfahrung bringen konnte, wer seine Gäste sind und weshalb sie hier so plötzlich auftauchten.
"Ich habe genug von Euch, Malfoy. Ihr werdet vorläufig jetzt auf Euer Zimmer gehen und dort bleiben, bis es Abend essen gibt!"
Draco Malfoy zum ersten Mal stumm zu sehen, war schon eine Wucht. Von der natürlichen Autorität, die von Lord Elrond ausging, hatte Draco nämlich wirklich viel Respekt und vielleicht auch so etwas wie Angst. Draco stand auf, deutete eine leichte Verbeugung in Elronds Richtung an und stolzierte dann mit hocherhobenen Kopf aus der Bibliothek hinaus.
Harry, Ron und Hermine starrten ihm nach und brachen fast gleichzeitig in lautes Gelächter aus, was Elrond noch mehr irritierte, als er ohnehin schon war.
Es dauerte eine Weile, bis die drei sich von ihrem Lachanfall erholt hatten und sich wieder beruhigten hatten.
"Das war ja echt voll abgefahren," sagte Ron anerkennend zu Elrond, der fragend eine Augenbraue hob und Ron eingehend musterte, dem es unter Elronds Blick zusehends unbehaglicher wurde, vor allem, weil Elrond nichts weiter zu der Angelegenheit sagte.
Hermine nahm sich vor, ihrem Gastgeber sogleich über die Situation aufzuklären, doch wusste sie, dass sie das nur in Ruhe konnte und Harry und Ron zunächst ebenfalls loswerden musste.
"Harry, Ron ... ich bitte euch, geht und seht nach Neville. Er kann jede Unterstützung gebrauchen. Und passt auf Malfoy auf, dass er keine Dummheiten anstellt. Ich komme gleich nach ..."
"Wie Ihr wünscht, Mylady," war daraufhin die spöttische Antwort von Ron, der sich auch noch vor Hermine verneigte und mit Harry im Schlepptau ebenfalls die Bibliothek verließ.
Fertig mit den Nerven und ebenfalls am Rande einer Erschöpfung ließ Hermine sich wieder in den rotgepolsterten Lehnsessel nieder, auf dem sie die ganze Zeit gesessen hatte. Dann traf ihr Blick auf den des Elbenlords.
"Ich glaube, ich muss mich bei Euch für meine ... Freunde ... für ihr Benehmen entschuldigen, Lord Elrond."
"Es ist schon in Ordnung, Miss Granger."
Leicht erschrocken über die etwas unerwartete Anrede des Elbenlords musste Hermine unwillkürlich lächeln.
"Oh, Ihr dürft mich gerne Hermine nennen. Bitte, Lord Elrond," fast flehentlich sah Hermine ihn an. Elrond nickte und meinte dann in einem ernsten Tonfall:
"Aber natürlich gibt es jetzt das Problem zu lösen, wie Ihr wieder in Eure Heimat gelangt, Hermine."
"Ihr habt recht, Lord Elrond. Ich glaube, es ist am Besten, wenn ich Euch jetzt in Ruhe alles von Anfang an erzähle ..."
Und sie begann zu erzählen.
Mittlerweile wurde es später und langsam begann sich die Dämmerung über Bruchtal auszubreiten. Von irgendwoher hörte man eine süße Melodie erklingen. Wind kam auf und durch die offenen Fenster konnte man das Laub rascheln hören und einen leisen Lufthauch spüren, der eine Gänsehaut auf Hermines Arme verursachte.
Als sie geendet hatte, meinte Lord Elrond:
"Auch wenn mir noch vieles aus Eurer Welt unklar ist, so verstehe ich doch jetzt, wie Ihr hier her gelangen konntet, auch wenn ich nicht weis, wie ihr wieder nach Hause finden werdet. Ich habe schon nach dem Zauberer Gandalf, dem Grauen, schicken lassen. Er ist ein alter und weiser Mann, er wird sicher Rat wissen. Ihr solltet Euch jetzt auch ausruhen und vorher ein Bad und etwas Essen zu Euch nehmen."
Hermine spürte erst jetzt, wo Lord Elrond das Wort Essen erwähnte, wie hungrig sie war. Aber um keinen Preis der Welt wollte sie diesen Ort, wo sie jetzt war, verlassen. Sie spürte eine solch positive Magie von diesem Ort ausgehen, der sie all ihre Sorgen und Nöten vergessen ließ. Ein tiefer Frieden breitete sich tief in ihrem Innern aus. Sie stand auf und betrat die Terrasse.
Vor ihr erstreckte sich das wundervolle Tal, dessen Herr jetzt direkt neben ihr stand und sie mit etwas sorgenvoller Miene betrachtete.
Hermine unterdessen genoss den Anblick, der sich ihr bot: Wasserfälle, die tosend in die Tiefe der Schlucht stürzten, Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne, die die Häuser der Bewohner in ein rötliches Licht tauchte und das muntere Zwitschern der Vögel in den Wipfel der Bäume, ließ sie leicht aufseufzen.
"Es ist so wunderschön hier in Bruchtal, Lord Elrond. Hier ist alles so friedlich und ruhig. Ich wünschte, ich könnte für immer hier bleiben."
Lord Elrond schaute sie an und lächelte leicht.
"Ihr könnt so lange hier bleiben, wie Ihr möchtet. Aber sagt, habt Ihr denn kein Heimweh nach Eurer Welt?"
Sie wandte ihren Kopf zu ihm um, so dass sie direkt in die graublauen Augen des Elbenherrn blicken konnte.
"Ich würde lügen, wenn ich jetzt nein sagen würde. Sicher vermisse ich meine Eltern, mein Zuhause und natürlich auch Hogwarts. Selbst den Zaubertrankunterricht, der heute so abrupt sein Ende nahm, hätte ich gerne bis zum Ende gehabt. Nun ja, ein Teil meiner Freunde befindet sich ja hier ... Harry und Ron. Aber von diesem Ort geht eine solch positive Magie aus, der man sich nicht entziehen kann. Selbst wenn wir ein paar Monate oder gar Jahre hier bleiben müssten, würde mein Heimweh sicherlich mit jedem Tag mehr schwinden."
Hermine erwiderte das Lächeln Elronds.
"Aber jetzt solltet Ihr Euch wirklich ausruhen gehen. Ich werde den Dienerinnen bescheid geben, dass sie für Euch alles vorbereiten und auch frische Gewänder bereit legen sollen. Wir sehen uns nachher beim Abendmahl wieder."
Elrond wandte sich schon zum Gehen, aber Hermine wollte ihn noch unbedingt um Erlaubnis bitten, die Bibliothek nutzen zu dürfen. Vielleicht würde sie ja einen Hinweis finden, der sie wieder alle nach Hause brachte ...
"Lord Elrond, eine Frage habe ich noch an Euch: darf ich bitte Eure Bibliothek benutzen?"
"Aber sicher doch, Hermine. Meine Bibliothek steht für jeden Gast offen."
"Habt vielen Dank, Lord Elrond, auch für Eure Gastfreundschaft."
Elrond nickte ihr freundlich zu und verließ dann schnellen Schrittes die Bibliothek.
***
Hermine konnte ihr Glück kaum glauben. Alle diese alten Bücher und Schriftrollen hier konnte sie jetzt einsehen. Langsam ging sie zu einem der Regale hin und nahm vorsichtig ein Buch heraus. Es war sehr alt, die Blätter waren schon vergilbt und eine Staubschicht hatte sich gebildet, die das Buch zentimeterdick überzogen hatte. Vorsichtig wischte sie mit einer Hand den Staub ab und las den Titel des Buches und blätterte vorsichtig darin herum. Alles was sie dort las, fand sie sehr spannend und so setzte sie sich an ein Fenster, wo noch etwas die Sonne hinein schien, und war so in die Lektüre vertieft, dass sie alles um sich herum vergaß ...
***wird Fortgesetzt***
Vorschläge, Verbesserungen und Konstruktive Kritik sind sehr willkommen. Desweiteren suche ich noch einen Betareader für diese Geschichte.
