Disclaimer: Tolkien gehört alles und mir leider nichts :´-(

~*Kapitel Nummer -3- *~

1.März

Neue Angriffe. Neue Gefahren, doch von Isengard kam nichts mehr. Verwunderlich fand das ganz Edoras. Doch etwas braute sich gefährlich zusammen. Es war als spürte man hinter jeder Ecke einen Ork lauern oder hinter jedem Busch ein anderes Wesen. Die Spannung in der Luft hätte man mit einem Messer schneiden können, so dick war sie. Sara spürte es ähnlich.... ähnlich, aber im Gegensatz zu den Menschen freute sie sich. Nein, es war keine Freude zu sterben, sondern vielmehr eine Freude endlich kämpfen zu können und das würde sie. Sie strotzte nur so vor Energie, man sah sie meistens nur rennend und reitend und der Gedanke, dass zwischen ihr und Sebastian mehr hätte sein können verflüchtigte sich bald. Lána teilte diese Vorfreude nicht, denn sie erfuhr von Samuel, dass er König nicht im Traum daran dachte auch nur einen kleinen Finger gegen die Angriffe zu rühren. Es beunruhigte jeden. Nur eben nicht Sara. Oft genug hatte Lána ihr einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst, damit diese endlich aufhören würde, wie eine Blöde mit dem Schwert herumzufummeln.

"Der König wird dich sowieso nicht kämpfen lassen", motze Lána, während ihre Freundin im Schrank nach geeignetem Stoff für einen neuen Beutel, für ihren Dolch suchte.

"Er muss es ja auch nicht erfahren", erwiderte Sara gleichgültig, sie achtete kaum auf ihre Schmollende Freundin, die böse guckend in der kleinen Nische der Hütte saß.

"Es fällt ja überhaupt nicht auf, wenn du zwischen den Männern umher tanzt", knurrte Lána. Sara lachte nur schräg.

"Na und, was sollen sie tun, man sollte einer Frau mit Dolchen und Schwertern nie zunahe kommen", Lána grinste breit und der böse Gesichtsausdruck verschwand augenblicklich.

"Was sich die Orks wohl denken, wenn du schon alle Menschen vor ihnen tötest", Sara erwiderte das Grinsen breit. Dann hob Lána arrogant die Augenbrauen und musterte ihre Freundin, die im Nachthemd eine jämmerliche Gestalt abgab.

"Aber so schwach wie du bist, trägt dich ein Krieger am Ohrläppchen zurück in die sichere Festung", Sara fuhr verblüfft an ihrem Körper entlang, blieb dann aber an der Hüte hängen und stemmte die Fäuste energisch hinein.

"Soll er erst mal versuchen, solange ich wenigstens mein Schwert tragen kann, wird er es vorziehen mir nicht zu nahe zu kommen", grinste Sara, doch Lána erwiderte das Grinsen nicht. Sie atmete schmerzverzerrt durch und sah ihre Freundin flehend an.

"Bitte Sara, lass das einfach. Du weißt gar nicht was Krieg bedeutet, du hast keine Ausbildung und.... und.... ich mach mir einfach Sorgen", sagte sie verzweifelt, doch Sara konnte und wollte keine Rücksicht mehr nehmen, oft genug hatte sie es sich geschworen und aufs besondere vergaß sie nicht ihren ersten Schwur, der Schwur der alles verändert hatte.

"Lána ich kann keine Rücksicht nehmen, das habe ich mir immer gewünscht und ich will später nicht sterben ohne dabei das richtige für mein Land getan zu haben, versteh das doch", sprach Lána leise, sie flüsterte fast, weil sie meinte, ihre Stimme würde jeden Moment abbrechen. Sie fühlte plötzlich starke Tränen in ihrer Bauchgegend, sie hasste die Schwäche die ihre bereits in die Wiege gelegt worden war. Starke Menschen weinen nicht.

"Du weißt welche Gerüchte im Moment im Umlauf sind, Saruman soll angeblich eine Armee züchten um Rohan den Erdboden gleich zumachen, du wirst auch nichts ausrichten können", der flehende Ton bewohnte noch immer Lánas Stimmbänder. Sara ließ sich seufzend vor das prasselnde Kaminfeuer nieder, dann lächelte sie schwach und ihre drei Leberflecke leuchteten in ihrem, vom Feuer beschienenen, Gesicht.

"Dann Lána, wird uns sowieso nichts mehr retten können, warum sollte ich dann nicht kämpfen?", sprach Sara fest.

"Weil wir fliehen könnten, wir könnten nach Gondor oder in den Norden ziehen oder zu den Elben", Lánas Stimme zitterte vor Angst, als sie die Antwort die jetzt kommen würde schon begriff.

"Gondor ist das nächste Ziel da sind wir nicht sicher, im Norden gibt es nichts für Menschen und die Elben segeln davon, bald bleibt auch von ihnen nicht mehr, als Legenden. Es ist Sinnlos", sprach Sara flüsternd. Lána konnte nichts mehr erwidern, alles schien gesagt und doch blieb alles offen. So viel wollten beide besprechen, doch ihnen fehlten die richtigen Worte und Sara wusste, dass Lána versuchen würde mit Samuel zu fliehen und Lána wusste, dass sie ihre Freundin alleine zurücklassen musste, damit sie für ihr Land sterben konnte und sie begriffen es dort zum ersten mal. Lána die stumm auf dem Bett saß, die Beine an ihren Körper heran gezogen und Sara die in das prasselnde Feuer starrte. Beide wussten nun, dass sich ihre Wege trennen würden, schon sehr bald. Zu bald.

"Du weißt warum ich all das tue, du weißt von dem Schwur den ich am Grab meiner Eltern geleistet habe, ich kann nicht mehr zurück", müde hob Sara den Blick und sah ihre Freundin liebevoll an "und ich will es auch gar nicht"

~*~

Rückblick:

Der Wind fegte über den kleinen Friedhof, die Blätter der alten Eiche raschelten im Wind und gaben ein stummes Klagelied von sich. Bäume auf einem Friedhof klingen anders, als Bäume auf dem einfachen Land, sie besingen nicht die Toten. Die Toten die stumm zu ihren Füßen schlafen und die Wurzeln beim wachsen beobachten. Die Toten sehen, wie die Bäume immer größer werden und sie begreifen, dass sie nie wieder wachsen können, dass sie auf ewig in ihrem jetzigen Körper stecken werden. Die kleine Sara saß zusammengesunken am einem einfachen Holzpflock auf dem Friedhof. Es hatte nicht für eine richtige Bestattung gereicht und so hatte sie einen großen Stock in den Boden gestemmt, damit sie immer wusste wo ihre Eltern lagen. Aber sie würde es auch nie vergessen. Es war wichtig zu wissen, wo seine Wurzeln, seine Verwandten waren. Falls man zu ihnen gehen muss um sie um Rat zu fragen. Stumm strich Sara die Gänseblümchen auf den Grab und seufzte dann tief aus.

"Sie haben es mir heute gesagt", sprach sie zu dem Stock im Boden, um welchem herum viele Gänseblümchen lagen, wieder raschelte es im Baum ,als erwartete man, dass sie weitersprach. "Sie haben mir gesagt, wie es passiert ist", sie spürte die Tränen an ihren Wangen, wischte sie energisch mit dem Handballen weg. Sie wollte es hinter sich bringen, jetzt, sofort. Dann schluckte sie hart und strich weiter das Gänseblümchen ab.

"Sie meinen es wären Orks gewesen und.... und, dass du dich nicht wehren konntest, Mutter", sie sah liebevoll auf den Stock und hoffte so sehr, dass ihre Mutter sie sehen könnte.

"Sie haben auch gesagt, dass Papa dich beschützen wollte und dadurch gefallen ist, aber warum hast du dich nicht gewehrt?", ihre Stimme zitterte nun und ganz plötzlich konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten, unaufhörlich, flossen sie ihre Wangen entlang. Schluchzend brach sie über dem Grab zusammen, panischartig krallte sie sich in die feuchte Erde, die noch aufgewühlt war. Sie zerdrückte die Erde so sehr unter ihren Händen, dass der feuchte Matsch sich tief unter ihre Nägeln grub, sie schluchzte so lange, bis sie meinte keine Luft mehr zu bekommen, dann hob sie ihren Tränenverschleiertes Gesicht und schlug mit der geballten Faust auf den Boden.

"WARUM HAST DU DICH NICHT GEWEHRT?", schrie sie aus voller Kehle, ihre Brust drohte unter ihrem Herzen zu zerspringen und ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet, dann legte sie sich bibbernd vor Kälte und vor Krämpfen auf das nasse Grab und versuchte unter der Erde irgendetwas zu hören, aber das war nicht, nur ihr laut, schlagendes Herz und ihr stockender Atem, Tränen rannen weiter ihre Wangen entlang.

"ich schwöre bei eurer ewigen Ruhe und eurem ewigen Schlaf, dass ich mich wehren werde, ich werde mich wehren!", flüsterte sie in das stumme Grab hinein, dann vergrub sie ihre dreckigen Hände in ihr Gesicht.

"ich schwöre es......", dann prasselte leise der Regen auf sie hinab und sie spürte wie sie langsam in einen tiefen Schlaf glitt, auf dem Grab ihrer Eltern, die wenige Meter unter ihr ihren ewigen Schlaf schliefen. Samuel fand sie in den frühen Morgenstunden und brachte sie nach Hause, durch diese Aktion fing sie sich eine starke Erkältung ein, aber den Schwur vergaß sie nie.

~*~

Am nächsten Morgen herrschte eine unglaubliche Unruhe in Edoras, die Menschen liefen umher, packten ihre Sachen, stoben auseinander und kreischten wie Hühner. Als Sara am Nachmittag von ihrem Ritt nach Hause kam, bemerkte sie diese Unruhe und sie sah beobachtend durch die ganze Stadt, bis sie vor den Palast des Königs ritt, wo sich die Menschenmenge versammelt hatte, ihr großes Pferd bekam den Respekt den es verdiente und die Menschen stoben ein Stück auseinander. Plötzlich flog die obere Tür des Palastes auf und eine junge Frau stürmte mit wehenden Kleidern hinaus. Sara beobachtete sie genau, beobachtete wie sie hinter dem Palast wieder verschwand und lauschte dem Getuschel der Menschen.

"Lady Eowyn war das.. wahrscheinlich steht es nicht gut um den König", hörte Sara einen jungen Mann flüstern, doch sie lauschte weiter.

"Seht ihr die drei Pferde dort? .... man erzählt sich sie gehören einem Menschen, einem Elben, einem Zwerg und einem Menschen, sie sind hier um den König vom Tode zu bewahren", Sara musterte die drei Pferde die von ein paar Soldaten gehalten wurden, dann blickte sie sich um. Um sie herum wuselten die Menschen langsam wieder auseinander, sie schienen das Interesse zu verlieren, doch Sara war noch lange nicht soweit das Interesse zu verlieren. Vorsichtig glitt sie an Castilôs herunter und fasste ihm an Zügel, dann führte sie ihn um den Palast herum und sah sich suchend um. Wo eben noch Lady Eowyn verschwunden war, war nichts außer einem alten Steinhof zu sehen. Castilôs Hufe klackerten auf dem Steinboden, wenn sie hier war, würde sie die beiden schon hören. Mit zusammengebissenen Zähnen sah Sara sich um, hier war sie noch nie gewesen, obwohl es für jeden zugänglich war. Efeu wuchs an der Steinmauer entlang und kleine Fenster hoben sich aus dem unebenen Stein hervor. Erstaunt pfiff Sara durch die Zähne und stoppte.

"Lasst mich alleine", erschrocken fuhr sie herum, in einer eingearbeiteten Ecke entdeckte sie die langen, golden schimmernden Haare von Lady Eowyn. Sofort vergaß sie das schlucken und räusperte sich nicht gerade vornehm.

"oh... ich wollte eigentlich nur.."

"wissen wie es dem König ergeht?", mutmaßte die Nichte des Königs und trat aus der dunklen Ecke hervor. Ihre Haare glitzerten nun wie reines Gold in der Sonne und ihr Gesicht wirkte weiß wie Schnee, trotzdem hatte sie eine Anmut, dass sie gut und gerne auch eine stattliche Elbe abgeben würde.

"Nein", sagte Sara sofort und strich kurz über Castilôs Hals, sie wusste eigentlich auch nicht so genau was sie hier tat, sie wusste nur, dass Eowyn anders war, als andere Frauen, sie war vielleicht so anders, wie sie es war.

"Gut, ich wünsche trotzdem in Ruhe gelassen zu werden", forderte Eowyn in einer höflichen Art. Sara konnte und wollte aber nicht gehen, nicht bevor, sie nicht erfahren hatte, was hier vor sich ging.

"Entschuldigt meine Direktheit, aber das ganze Dorf sprach vom Krieg, der bald folgen wird", Eowyn runzelte die zarte Stirn und sah plötzlich doch schwach und krank aus.

"Was das Dorf redet interessiert den König schon lange nicht mehr."

"Aber euch?", fragte Sara und bereute es sofort wieder, den König so in Frage gestellt zu haben. Eowyn jedoch tat keine Regung, außer die Hände vor ihrer Hüfte zu verschränken.

"Ich bin weder Königin, noch direkte Nachfolgerin, mich darf niemand, wegen meinen Interessen, befragen", erwiderte Eowyn müde, als habe sie diesen Satz auswendig gelernt und müsste ihn jedem Vortragen.

"Aber ihr müsst doch einen gewissen Einfluss haben?", sprach Sara verblüfft, sie vergaß völlig mit wem sie hier sprach. Eowyn hob müde einen Mundwinkel.

"Den größten Einfluss hat wohl Gríma, was interessiert ihn da meine Meinung", erwiderte sie sarkastisch, so dass Sara plötzlich das Gefühl hatte, mit ihrer Intuition richtig zu liegen.

"Wenn ihr mir diese Unverschämtheit erlaubt; Selbst die Königin hätte keinen Einfluss auf die Entscheidungen des Königs", plötzlich hob Eowyn den Kopf und Sara dachte im ersten Moment, sie würde wütend werden, doch dann huschte ein unscheinbares Lächeln über ihre Lippen.

"Nun, sie ist nun mal eine Frau und muss sie beugen", erwiderte Eowyn, doch ihre Stimme hatte etwas argwöhnisches, dass Sara den nächsten Schritt vornahm und mutig lächelte.

"Oh, sie muss nichts", Eowyn runzelte verblüfft die Stirn und stieß einen kurzen Ton von sich.

"Eure Ansichten sind aber sehr außergewöhnlich, nur leider stehen wir da alleine", Sara hob fragend die Augenbrauen.

"Wir?", erschrocken darüber, dass Eowyn etwas preisgegeben hatte, was sie sonst streng geheim gehalten hatte, fuhr sie sich mit ihrer zarten hand an den Mund und wendete den Blick ab.

"Ihr glaubt also auch, dass Frauen mehr können, als eine Hausfrau zu spielen?", fragte Sara aufdringlich, sie hatte die Grenze schon längst überschritten und spielte nur noch mit dem Auslöser.

"Ihr solltet nun wirklich gehen, dies ist kein Platz für die Dorfmenschen", erwiderte Eowyn schwach und wendete sich zum gehen, doch Sara bebte plötzlich vor Anspannung, das Gefühl eine verbündete in der Nichte des Königs zu finden, war so berauschend.

"Wenn ihr es nicht schafft für die rechte der Frauen zu kämpfen, wie sollte sich je etwas ändern?", rief sie dem königlichen Blut hinterher. Eowyn stoppte, verharrte und senkte dann den Kopf, als sie sich umwendete, meinte Sara etwas glitzerndes in ihrem Augen zu erkennen.

"Ich bin bloß eine Frau", sagte Eowyn trocken und wendete sich entgültig zum Gehen. Zurück blieb eine völlig verstörte Sara, die immer noch nicht richtig begriffen hatte, was hier gerade geschehen war. Selbst als Eowyn hinter einer der vielen Türen verschwunden war, blieb Sara zurück und dachte darüber nach und zum ersten mal begriff sie, dass es nicht nur Menschen wie Lána gab, die es akzeptierten keine Rechte zu haben. Vielleicht gab es mehr Frauen, als sie dachte, mehr Frauen, die ebenso bereit waren zu kämpfen wie sie und wenn Eowyn an erster Stelle reiten würde, würden weitere folgen und bald, würde sich ihr größter Traum erfüllt haben. Doch Sara riss sich aus diesen absurden Gedanken, Tagträume. Und doch... etwas, und wenn es auch nur ein bisschen war, ließ den Gedanken frei in ihr fliegen wie ein Vogel.

~*~

"Pass auf euch auf, ich will keine Klagen hörten", lächelte Sebastian seine Frau an und schloss sie und seinen Sohn in seine Arme. Er kleine Säugling quengelte und umschloss Sebastians Finger kurz, dann ließ er sie wieder los und schloss grunzend die Augen, breit grinsend sah er in das besorgte Gesicht von Liliane.

"Spiel nicht den Held und pass auf, dass du unbeschadet den Heimweg antreten kannst, wir brauchen dich hier", sagte sie und ihre Stimme zitterte, da sie nicht wusste was ihn erwarten würde, wenn er und die Menschen von Marquies zum König gerufen wurden. In der Nacht war Gandalf der Weiße bei ihnen vorbei geritten und hatte ihnen befohlen, genug Männer bereitzustellen um am nächsten Tag nach Edoras reiten zu können. Gründe gab es keine, aber es schien wichtig zu sein. Doch das war es immer. Sebastian drückte seiner Frau einen tiefen und innigen Kuss auf den Mund und strich sanft eine blonde Strähne aus ihrem runden Gesicht. "Ich werde bald wieder da sein, versprochen", flüsterte er und lächelte, doch sie schüttelte eisern den Kopf.

"Versprich nichts, ich würde nur wütend sein, wenn du es doch brichst", es waren Momente der Nähe und der Liebe, bis er endlich einen letzten Blick zurück warf und aus der Tür trat. Sein Blick war starr und eisern, er hatte in den letzten Wochen viel Trainiert und fühlte sich fit genug um endlich für die Tote Stadt Chesthill zu kämpfen, denn darauf hatte er lange gewartet und wenn Gandalf Männer benötigte, würde es wohl zu einem Kampf kommen. Als er aus dem Schloss trat warteten schon etwa hundert Männer auf den Aufbruch. Langsam erklomm er sein hohes Ross und wunk seinem Begleiter an die Seite. Gemeinsam besprachen sie den Weg und die Vorgehensweise, bis es dann endlich losging. Er spürte die Blicke seiner Frau, wie sie aus dem Fenster sah und sie würde da auch noch stehen, wenn er nur noch ein kleiner Fleck unter vielen sein würde, doch drehte er sich nicht um, es würde ihm nur das Herz zerbrechen, also trieb er seine Männer an und lenkte den Trupp in Richtung Edoras. Die Festung des Königs, dessen Hilfe er verwehrt bekommen hatte, doch er würde nicht für den König kämpfen, sondern für Chesthill.

~*~

Gandalf hatte Wunder bewirkt, was niemand zuvor für möglich gehalten hatte war passiert. Theoden wurde geheilt von Sarumans Klaue und sein Diener auf ewig verbannt. Frisches Leben wurde durch die Adern des Königs gepumpt und der ewig frische Lebensmut kam in vollen Zügen zurück und doch, konnte niemand dem König geben, was er auf ewig verloren hatte. Seinen Sohn. Der Schmerz ließ nicht nach und der Hass breitete sich aus. Das Verlangen nach Rache glühte tief in ihm und ließ ihn nicht wieder los, so dass er bereits am gleichen Tag Kräfte mobilisierte. Gandalf hatte bereits vorgesorgt, denn von überall her strömten die Streitkräfte Rohans, doch zu seinem Bedauern fanden sich weniger ein, als geplant. Müde zu spekulieren, musste er sich jedoch eingestehen, dass dies niemals reichen würde um Isengard den Boden gleichzumachen. Die Schatten hingen immer tiefer im Land und breiteten sich rasend schnell aus, jedem wurde das Herz schwerer, es war die Ruhe vor dem Sturm und nur wenige sahen Hoffnung in der Genesung des Königs. Zu lange hatte es gedauert, zu wenig Zeit blieb allen und so wurde in Edoras alles im Eiltempo gemacht. Der König rief sein Volk auf, die ihn mit Erstauen und Bewunderung vor seiner Festung stehen sahen. Zu seiner rechten Gandalf und Aragorn, zu seiner linken Legolas, Gimli und seine Nichte Eowyn, die den Worten des Königs mit einem geistesabwesenden Lächeln lauschte. Es war ein solch Harmonisches Bild, dass es später mal gemalt werden würde. Der König rief seine Soldaten zusammen und befahl seiner Nichte die Frauen und Kinder nach Helms Klamm zu führen. Helms Klamm, war steht's immer der Ort der Flucht geworden und der König zog es vor sich dort zurückzuziehen. Es würde sicherer sein, so hatte auch Gandalf es erklärt.

Wenn man nun stumm in den Himmel starrte, die dunklen Wolken vorbeiziehen sah und die frische Brise in seinem Gesicht verspürte, hörte man hundert Pferde heranpreschen, die letzten Soldaten erschienen in Edoras. Der letzte Schritt war getan und alle bereiteten sich darauf vor, aufzubrechen. Manche anders als andere, so musste es auch Sara feststellen.

Während sie ihr Schwert zum letzten mal polierte und anschließend ihren Dolch gut verstaute, packte Lána nur kopfschüttelnd ihren kleinen Beutel. Man hatte sie aufgefordert, ihre Sachen zu packen, aber nur das Nötigste, da man schon in ein paar Tagen wieder zurück nach Edoras reiten würde. Doch die Stimmung verriet die Angst des Gegenteils, denn niemand im Volk, wusste genau was geschehen würde. Und obwohl es niemand wusste, spürten alle, dass es ein Aufbruch ins Ungewisse werden würde. Nicht umsonst, packte Sara erst ihre Waffen und dann das Essen ein. Lána war zum zerreißen angespannt, wenn etwas an der Tür hämmerte, zuckte sie zusammen und riss die Tür panisch auf, doch es waren nur Soldaten, die sich vor ihren Türen so drängelten, dass sie manchmal ausversehen an die Tür stießen. Schon mindestens zum siebten male an diesem verrückten Tag.

Samuel war schon in seinen Dienst getreten und ritt , bereits an erster Stelle voraus um die Lage zu erkunden. Lána und er hatten sich versprochen zu suchen und zu finden, so hatte Sara wenigstens eine Person, die nicht mit ihr in die Höhlen von Helms Klamm gedrängelt werden würde. Denn die hinteren Höhlen würden zum Schutz der Frauen und Kinder dienen. Als Sara daran dachte, dachte wie es sein würde, die ganze Zeit in dieser Höhle gefangen zu sein, verspürte sie ein beklemmendes Drängen und mit aller Macht wehrte sie sich gegen diese Vorstellung, es war ähnlich der Sklavenhaltung, sie würde dort gegen ihren Willen gefangen gehalten werden. Und sie würde sich lieber selbst erdrosseln, als dort den Verlauf der Schlacht mitzuerleben.

Das gleichmäßige Hämmern war dieses mal anders, als die anderen. Routinierter und vorbereiteter schlug eine Faust gegen die Tür, Sara und Lána waren fertig und hatten nur auf dieses Zeichen gewartet. Mit gefassten Schritten traten sie aus der Tür und erblickten ein Meer aus Frauen und Kindern. Sara riss ihre Augen ein Stück auf und blieb augenblicklich stehen. Edoras war groß, aber so groß hatte sie es nie eingeschätzt, natürlich befanden sich auch Frauen aus der Umgebung um sie herum. Es schien als wären die meisten Kämpfer schon davon geritten, also blieb ihnen nichts mehr, als ihnen zu folgen.

Castilôs wartete in seiner Box, fertig gesattelt und fertig getrenst, sogar geputzt war er heute, was selten vorkam, doch Lána hatte irgendetwas tun müssen, die Warterei, hätte sie sogar veranlasst Hühner zu fangen, wenn welche da gewesen wären. Da Lána kein Pferd besaß und es bei den Frauen sowieso Luxus war, wenn sie reiten konnten, ritt sie hinter Sara auf dem starken Hengst. Wenn sie langsam reiten würden, würde Castilôs sie locker beide tragen können. Also schwangen sich beiden auf den Rücken des ruhigen Tieres. Lána klammerte sich an Sara, die das Tier durch die Menge an den Anfang des Trupps ritt. Mit einer kurzen Bewegung stellte sie sich in den Bügeln auf und überblickte die flache Ebene mit dem braunen Gras.

"Ich sehe sogar die Krieger da vorne!" Lána erkannte das überschwängliche in Saras Stimme und hätte sie am liebsten erdolcht.

"Du wirst doch nicht zu ihnen reiten?", fragte Lána zweifelnd und klammerte sich jetzt an den Sattel vor ihr, doch Sara ließ sich plumpsend wieder nieder.

"Quatsch, noch ist es zu früh, erst, wenn wir in Helms Klamm sind", erwiderte diese gleichgültig, sie hatte den Aggressiven Unterton in der Stimme ihrer Freundin gehört, aber es war ihr egal. Lána wusste, dass es nun nicht mehr zu ändern war und das wusste auch Sara, deswegen ignorierte sie die kleinen Stichelein. Sie wusste, dass Lána das nur tat, da sie Angst um sie hatte und das war ein tolles Gefühl.

Langsam schritten die Frauen heran. Castilôs war bald einer der ersten Pferde, da er locker mit den anderen mithalten konnte, bald schon hatten sie eine freie Sicht auf die Hügeln, die sich vor ihnen auftaten. Trotzdem war der Ritt anstrengend, da es Lána nicht gewohnt war lange auf einem Pferd zu sitzen und Sara es nicht gewohnt war so ruhig mit einem Pferd zu reiten. Sie war sonst immer über die Steppe geprescht hatte sich in den Bügel gestellt und die Augen geschlossen, für einen kurzen Moment war es so gewesen, als wäre sie geflogen. Doch jetzt spürte sie selten einen kühlen Lufthauch an ihrer Wange und das dann auch nur, wenn ein klein bisschen Wind aufkam.

~*~

"König... da ist ein Mann der euch unbedingt sprechen möchte!" Ein Diener ritt in einem zügigen Trab an den reitenden König heran, er war tief in seine Gedanken versunken und schrak auf. Dann nickte er geistesabwesend und sah sich suchend um. Von links ritt ein junger Mann heran, er erschien riesig auf dem Sattel seines weißen Pferdes, hatte aber ein noch sehr junges Gesicht, in das er nun blickte. Als der junge Mann näher geritten kam, zuckte Theoden erneut zusammen, es war als stachen die Augen seines Gegenübers tief in sein Herz. Solch ein eisblau hatte er selten gesehen, vielleicht wirkten sie noch extremer, da seine Haare recht dunkel waren, aber es faszinierten ihn diese Augen, schon als er sie sah.

"Eure Hoheit", Sebastian tat eine kurze Verbeugung auf seiner Stute und blickte dann mit festen Blick auf. Es war einfach unglaublich, der König wirkte um Jahrzehnte jünger, keine Falten, kein weißes Haar und ein frisches Gesicht. Die Augen des Königs sahen ihn wachsam an. Die alten Augen des Königs hatten damals wie durch ihn hindurch gesehen, vielleicht war an den Gerüchten etwas dran gewesen und der König war gar nicht sterbendkrank gewesen, sondern tatsächlich von Saruman belegt. Jetzt runzelte eben dieser König kurz die Augenbrauen.

"Ich kenne euch irgendwoher", sagte er leise und Sebastian nickte schnell.

"Ich besuchte euch vor ein paar Wochen mit meinem Vater Glenlyon dem Lord von Chesthill, der Toten Stadt." Theoden wisch erschocken bei diesen Worten zurück, er erinnerte sich nicht, aber er spürte plötzlich einen kalten Hass aus den Augen seines Gegenübers strömen, das Gefühl, dass er damals etwas unglaublich falsches getan haben musste ließ ihn nicht mehr los.

"Die Tote Stadt?", fragte der König verblüfft. Sebastian zog kurz die Augenbrauen zusammen und nickte dann langsam.

"Sie wurde von Orks so sehr vernichtet, dass sie nicht mehr wieder aufgebaut werden konnte, so wurde sie zur Toten Stadt erklärt." Diese Worte trafen den König härte, als die traurigen Augen. Er hatte viel wieder gut zu machen, vielleicht war es schon zu spät und er schämte sich so sehr. Seine Väter und Ahnen würden ihn in den ewigen Hallen niemals begrüßen, wenn solch eine Schande auf seinen Schultern lastete. Er fühlte plötzlich wie groß diese Schuld war und bei dem Anblick von Sebastians Augen schien sie ihn fast zu erdrücken.

"Ich teile eure Trauer, auch wenn ihr dieses Angebot nicht annehmen werdet, was ich in euren Augen deutlich lese", in diesem eisklaren Augen, fügte er in Gedanken hinzu " Ich kann nicht mehr sagen, als dass wir uns nicht geschlagen geben werden um auch Tote Städte wieder errichten zu können, nichts kann Tod sein, wenn Hoffnung in ihm Haust." Sebastian zwinkerte kurz, sah dem König in die Augen und hasste sich plötzlich selbst, da er für diesem Mann mit einem mal eine Sympathie empfand und das obwohl er ihn so sehr hassen wollte, wie es sein Vater tat. Er fühlte plötzlich, dass er seinen Vater verraten könnte, allein deswegen, weil er den König aufgesucht hatte.

"Wer kann noch an meine Stadt glauben und hoffen?", fragte Sebastian schwach, seine Stimme war leise und fast unhörbar, doch der König vernahm es, auch weil er Sebastian so angestrengt auf die Lippen gesehen hatte.

"Ich hoffe und falls ihr es nicht tun werdet, werde ich für euch mit hoffen. Wie ist euer Name?", fragte der König und lächelte leicht. Sebastian hob den Blick wieder und begegnete den des Königs.

"Sebastian von Marquies, mein König"

~*~

Als Sara sich das nächste mal im Sattel aufstellte stieß sie einen Freudenschrei aus und fuchtelte mit der Hand in der Luft herum.

"Lána, da ist Helms Klamm... noch etwa zwei Kilometer und wir haben es geschafft." Lána teilte diese Freude nicht, im Gegenteil. Sie hatte schlimme Sachen von Helms Klamm gehört, eine Festung zum Schutz und dass sie sich schützen mussten, hatte etwas unberuhigendes. Ja, sogar beängstigendes. Sie hatte gehofft mit Samuel flüchten zu können, bevor der Krieg ausbrechen würde, aber dann war alles so schnell passiert und schon war Samuel auf dem Weg nach Helms Klamm gewesen, also war ihr nichts übrig geblieben, als ihm zu folgen, denn ohne ihn würde sie nirgends hingehen.

"Echt toll", stieß Lána grummelnd hervor und entlockte Sara ein lautes Lachen.

"Ach Lána, siehs doch mal so; dort wirst du Samuel wiedersehen", meinte Sara schmunzelnd. Und als Lána daran dachte musste sie sich eingestehen, dass Sara Recht hatte, das war der einzige Grund, weswegen ihr der trostlose Ort angenehm erschien.

~Ende des 3.Kapitels~

Kommentar:

So das isser nun, der dritte Teil und ab jetzt ist Schluss mit der Vorarbeit, ab dem nächsten Kapitel geht's dann richtig los, ich hoffe, dass es euch so gut gefällt. Ja was geht's zu sagen? Ihr werdet euch vielleicht fragen warum ich den Charakter Sebastian reingemischt habe, aber dazu komme ich noch, keine Sorge, der wird seine Rolle noch spielen.

@Andelin schnell genug weitergeschrieben? *g* Ne da kommt keine besondere männliche Hauptperson mehr dazu, aber mal schaun, was sich noch machen lässt. Danke für dein Review, hab mich tierisch gefreut!!!

@Jinx Ich kann dir gerne Bescheid sagen, ich verlange aber einen Gegenleistung *grins*, schließlich ist diene Story auch eine meiner liebsten und ich würde mich super freuen, wenn du ganz schnell weiterschreibst!!!

Das war's von mir, auf ein neues. Eure Cat!!!