Disclaimer:
alles aus der „Harry-Potter-Welt" gehört unserer geschätzten JK Rowling (höchstens vielleicht noch Warner Bros....). Mir gehört wie immer nix - ausser dem Plot und meiner kranken Phantasie. Und wie immer gibt's hierfür auch keine Kohle!
Dies ist das letzte Kapitel. Und das ist gut so. Es hat zwar riesigen Spass gemacht auch mal etwas Anderes zu schreiben, was ein bisschen düsterer, ein bisschen abseitiger war... aber so ganz mein Ding ist das auf Dauer nicht. Dazu ist es mir einfach zu schwer gefallen... besonders zum Schluss hin.
@Evilchen - *kicher* mach dir nix draus. Lob kommt immer an, egal für was!
@SilentRoses – ich hoffe, ich bin deinen blutrünstigen Wünschen gerecht geworden *evilgrin*
@M – ja, ich hatte erst vor, das zwischen Siri und Remy noch etwas zu vertiefen, aber dann hätte das Ende ja kein Ende mehr genommen und ich wollt's einfach fertig haben – also, sorry... und was Malfoy angeht... da hab ich echt lange überlegt. Ich hoffe, du bist mit meiner Lösung zufrieden ;-)
@SnapesirreLuna – ich habe zumindest teilweise deine Anregung aufgenommen *gg* und was das Buch angeht... *seufz*... lies doch einfach mal bei fictionpress.net meine erste Original-Story (die ich hoffentlich irgendwann fertig bekomme!)
@Ja-Ma – Jaaaa, ich war hin- und hergerisssen, aber letzten Endes war es eher eine Frage des „wie" als des „ob überhaupt". Trotzdem ist Lucius immer noch einer meiner liebsten Charas!
Also – ums kurz zu machen: ich danke euch allen für eure aufmunternden, begeisterten, witzigen und inspirierenden reviews und mails und ein spezial-Dank an alle Schwarzleser! *knuddel*
++++++++++++++++++
Gefangen
Fanfiction von Lorelei Lee
++++++++++++++++++
Entscheidungen Teil 3
++++++++++++++++++
-* Severus *-
Snape trat zu der jungen Frau, die ihn mit erschreckten Augen ansah und krabbelnd vor ihm zurückwich, bis ihr Rückzug durch einen der Sessel aufgehalten wurde.
„Sie brauchen keine Angst zu haben. Es ist vorbei", sagte Snape so behutsam wie möglich, zog seine Robe aus und hielt sie der Frau hin, die nach einem kurzen Zögern hastig danach griff und sich damit bedeckte.
Sie kam ihm irgendwie bekannt vor, doch noch während er überlegte, durchschnitt hinter ihm ein knallendes Geräusch die Luft und liess ihn herumwirbeln.
Während er sich um Draco und die Frau gekümmert hatte, war Black offensichtlich nicht untätig geblieben.
Lucius Malfoy lag gefesselt und geknebelt auf dem Boden. Er trug ein Halsband, dessen Leine Black in der einen Hand hielt, während er in der anderen Hand eine kurze Peitsche schwang, mit der er wahllos auf Malfoys Körper einschlug.
Severus konnte sich der unterschwelligen Erotik dieser Szene nicht gänzlich verschliessen. Malfoy mit einem Hundehalsband...
Entschlossen schüttelte er den Kopf um diese verstörenden Gedanken zu vertreiben.
Bei der Peitsche handelte es sich um eine neunschwänzige Katze, deren Enden verdächtig glitzerten. Nach den blutigen Spuren, die sie auf Malfoys Haut und Kleidung hinterliessen musste es sich dabei um sehr scharfkantige Metallstückchen handeln.
Snape liess Black sich eine Weile austoben, das zumindest würde er mit gutem Gewissen vor Lupin vertreten können. Er meldete sich erst zu Wort, als einer dieser schlechtgezielten Schläge Malfoys Gesicht traf. Im Prinzip war es ihm egal, was Black mit Malfoy anstellte, aber auf den Anblick von blutenden Augenhöhlen konnte er verzichten.
„Und was soll das werden, wenn's fertig ist?" fragte er deshalb Black. „Willst du ihm die Klamotten vom Leib peitschen?"
„Vielleicht", antwortete Black gleichgültig und ruckte so scharf an der Leine, dass Malfoys Körper halb in die Luft gehoben wurde, bevor sein Kopf wieder mit einem hässlichen Geräusch auf den Boden zurückfiel.
„Na, wer ist jetzt das Schosshündchen?" wandte sich Black mit einer Stimme, die vor Hohn und Hass triefte, an den Mann zu seinen Füssen und liess die Peitsche wieder über dessen Brust sausen, bis sein Hemd nur noch aus blutigen Fetzen bestand.
Malfoy krümmte sich vor Schmerzen, doch wegen Blacks hartem Griff an der Leine konnte er keinem der Schläge ausweichen, die auf ihn einprasselten.
Snape sah dem Schauspiel wieder eine Weile schweigend zu. Hinter ihm flüsterte eine leise Stimme flehend: „Mein Gott... Professor Snape... das ist doch Wahnsinn - warum bringen Sie mich nicht weg? Warum sind wir immer noch hier?"
Snape warf der jungen Frau einen Seitenblick zu. Sie kannte ihn offensichtlich - also musste sie eine Hexe sein. „Wer sind Sie? Und wie sind Sie ausgerechnet Malfoy in die Finger gefallen?"
„Ich bin Angela Figg - ich habe gerade meine Tante besucht, als... er... auftauchte... und... ich weiss auch nicht... ich habe noch versucht... aber dann bin ich erst wieder hier aufgewacht... und er... er hat..." flüsterte sie stockend und mit schreckgeweiteten Augen, die ins Leere starrten.
Angela Figg... jetzt erinnerte sich Snape auch wieder an sie - eine Hufflepuff... sie hatte sieben Jahre lang ziemlich unauffällig in seinem Unterricht gesessen. Bei der Tante von der sie sprach musste es sich um Arabella Figg handeln... Snape knirschte mit den Zähnen. Auch das noch - offensichtlich hatte Malfoy der alten Dame einen Besuch der unerfreulichen Art abgestattet. Doch darum würden sie sich später kümmern müssen.
Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Black und Malfoy von dessen Kleidung tatsächlich nur noch einige Fetzen übriggeblieben waren. Black ruckte wieder so scharf an der Leine, dass Snape für einen Moment glaubte, Malfoys Genick wäre gebrochen, doch dann brachte sich der blonde Mann mühsam in eine kniende Position, die Black offensichtlich von ihm erwartete. Black warf die Peitsche hinter sich auf den Boden und blickte verächtlich auf sein Opfer hinab.
Snape folgte diesem Blick und die plötzliche Erkenntnis, dass Malfoy genauso aussah, wie Black in diesem verdammten Keller, traf ihn wie ein Schlag. Die gleichen hängenden Schultern, der gleiche gesenkte Kopf, die Mutlosigkeit...
Snape schluckte. Malfoy war ein Schwein. Soviel war sicher. Und er hatte dies alles und noch viel mehr verdient. Daher würde er Black gewähren lassen. Aber nicht mehr sehr viel mehr... nicht mehr sehr viel länger... denn auch Black wurde in seiner Haltung dem Malfoy jener Nacht immer ähnlicher und das durfte er nicht zulassen - Lupin erwartete schliesslich von ihm, dass er Black unversehrt an Leib und Seele wieder zurückbrachte. Um den Leib musste er sich keine Sorgen mehr machen... aber um die Seele umso mehr.
Black hielt plötzlich ein scharfgeschliffenes Messer in der Hand und liess es vor Malfoys Augen herumwirbeln.
„Und was tut man mit Schosshündchen, die nicht parieren?" fragte der Animagus höhnisch. „Man kastriert sie", schloss er mit einem gehässigen Lachen, löste Malfoys Handfesseln und drückte ihm das Messer in die rechte Hand.
Snape glaubte im ersten Moment, dass Black nun endgültig den Verstand verloren hatte. Er hätte es besser wissen müssen, als ausgerechnet Malfoy ein Messer zu geben. Wie nicht anders zu erwarten, unternahm Malfoy einen Angriffsversuch. Snape hatte die ersten Worte eines Fluches schon auf den Lippen, doch Black wich der schwachen Attacke geschickt aus und bedrohte sein Opfer nun selbst mit einem Zauberstab.
Snape hielt einen Moment den Atem an. Er hatte den Stab erkannt - es war Malfoys eigener Zauberstab...
„Wir wollen doch schön brav sein, oder?" säuselte Black, doch dann veränderte sich sein Tonfall und seine Mimik und seine Augen sprühten Blitze. „Imperio!"
Der Fluch war so machtvoll, dass Malfoy leicht schwankte, doch Black ruckte wieder an der Leine und hielt ihn aufrecht. Snape spürte, dass nun etwas Schreckliches passieren würde und ein Blick in Blacks Augen sagte ihm, dass es reiner Selbstmord wäre, sich dem Animagi jetzt in den Weg zu stellen.
„Und jetzt..." sagte Black eisig, „... und jetzt wirst du dir deinen Schwanz und deine Eier abschneiden."
„Oh Gott!" flüsterte Angela fassungslos. „Er wird doch nicht wirklich... Oh mein Gott! Professor Snape... warum tun Sie denn nichts?"
Snape hörte, das sie leise vor sich hin weinte. Er wollte sich zu ihr umdrehen... ihr sagen, dass sie nicht hinsehen sollte... doch er tat nichts von alledem.
Er stand einfach nur da und sah mit schaudernder Faszination zu, wie Malfoy sich selbst entmannte. Es ging so leicht... es sah so lächerlich einfach aus... es war so schnell vorbei...
Als Malfoy das Messer fallen liess und Blut an seinen Beinen hinunterströmte hob Black den Fluch auf. Der Schmerz schien erst nach dem Begreifen einzusetzen. Der Moment, in dem Malfoy mit fassungslosem Entsetzen auf die blutigen Genitalien in seiner linken Hand starrte, schien ewig zu dauern. Dann zerriss ein wahnsinniger Schmerzensschrei - den kein Knebel der Welt dämpfen konnte - die Stille und Malfoy kippte um.
Black sah emotionslos auf ihn hinunter und spuckte ihm ins Gesicht.
Doch erst als Black dem halbbewusstlosen Malfoy seinen Stiefel auf die Kehle stellte und ihm so langsam aber sicher die Luft abschnitt, ging ein Ruck durch Snape.
„Und was soll das jetzt werden, Black?" fragte er betont ruhig. „Wenn du so weitermachst, wird er noch ersticken."
-* Sirius *-
Ein einzigartiges Gefühl von Macht durchströmte Black in diesen Sekunden. Malfoy wand sich wie ein Wurm unter seinen Stiefeln und würde am Ende nicht einmal wissen, ob er nun verblutet oder erstickt war...
Snapes Stimme riss ihn aus seiner Euphorie. Er knurrte gereizt.
„Das ist Sinn und Zweck dieser Übung! Ich will, dass er ganz langsam erstickt, während er gleichzeitig verblutet. Und wehe du versuchst, mich daran zu hindern! Du hast versprochen, mir dabei zu helfen, dieses Schwein umzubringen!" stiess Black wild hervor, seine Augen ständig auf Malfoys schwächer werdende Bewegungen fixiert.
„Ja, das habe ich. Aber hast du dir schon einmal überlegt, was sich durch diesen Mord ändern wird?" schlug Snapes Stimme unangenehm scharf an sein Ohr. „Ausser, dass du dann zu Recht nach Askaban gehören würdest?"
Black hob erst bei diesen Worten den Blick von seinem Opfer und lockerte unmerklich den Druck seines Stiefels. „Askaban..." flüsterte er kaum hörbar.
Verdrängte Erinnerungen erwachten in den Tiefen seiner Seele wieder zu neuem Leben. Die Kälte, die Angst, die Leere, die Trauer, die unendliche Verzweiflung - Askaban...
„Bitte, hören Sie doch auf Ihren Freund", durchschnitt überraschend die eindringliche Stimme der jungen Frau die Stille. „Wenn Sie ihn töten, dann sind Sie nicht besser als er!"
Überrascht und unschlüssig sah Black erst die junge Frau und dann Snape an.
„Aber..." fing er an, doch weiter kam er nicht, denn draussen vor dem Haus ertönte Stimmengewirr und das Geräusch von vielen Schritten, die sich rasch näherten.
„Was...?" stiess Black alarmiert hervor, doch dieses Mal unterbrach ihn Snape.
„Das sind die Auroren... Black - lass diesen Abschaum hier liegen und lass uns von hier verschwinden!"
Ein Ruck ging durch Black und er schien aus einer Betäubung zu erwachen. Er liess Leine und Zauberstab fallen und trat zu Snape. „Okay - hauen wir ab. Aber was ist mit ihr?" fragte er und wies mit einer Kopfbewegung auf Angela, die sich mittlerweile zitternd erhoben hatte und die sich bei diesen Worten an Blacks Arm klammerte.
„Oh bitte, nehmen Sie mich mit!" flehte sie. „Ich will jetzt nicht mit den Auroren sprechen - ich kann das jetzt nicht. Ich will das jetzt nicht. Bitte, nehmen Sie mich mit. Bitte!"
Black sah sich unschlüssig zu Snape um.
„Von mir aus", knurrte Snape und lotste Black und die Frau zu einem versteckten Hinterausgang des Hauses, an den er sich von seinen früheren Besuchen her noch erinnerte.
++++ **** ++++ **** ++++ **** ++++
Als die Auroren eintrafen, prallten einige der Jüngeren vor dem Anblick, der sie in der Bibliothek erwartete, entsetzt zurück.
"Wenn einer von euch kotzen muss, dann soll er das draussen im Garten erledigen", wies der Anführer der Gruppe die anderen mit scharfer Stimme an. Zwei seiner Leute machten von diesem Angebot Gebrauch und rannten zurück zum Ausgang. Der Auror schüttelte den Kopf und kniete sich neben den abscheulich zugerichteten Körper von Lucius Malfoy.
"Und?" fragte einer aus der Gruppe. "Lebt er noch?"
Der Anführer stand wieder auf. "Ja", sagte er tonlos.
"Wir müssen ihn nach St. Mungos bringen", schlug ein Anderer zaghaft vor. "Wenn wir jetzt einen Heilzauber aussprechen, dann wird er durchkommen und..."
"Ja... wenn", sagte der Anführer gedehnt und umfasste mit einem raschen Blick die ganze Gruppe.
Jeder einzelne von ihnen wusste, wie dick Malfoys Akte war. Doch alles hatte immer nur auf Vermutungen basiert. Nie hatte man ihm wirklich etwas nachweisen können. Allen war bewusst, dass er sicher wieder einen Weg finden würde um sich auch aus dieser Klemme zu befreien - wenn sie ihm jetzt helfen würden, wenn er überlebte...
Das stumme Einverständnis der Gruppe war fast mit Händen zu greifen. Reglos blieben sie stehen und sahen zu, wie Lucius Malfoy langsam und qualvoll verblutete.
Als sie eine Stunde später mit Malfoys Leichnam das Zaubereiministerium betraten, gab der Anführer folgendes zu den Akten: Streiterei unter Todessern mit Todesfolge - Täter unbekannt...
++++ **** ++++ **** ++++ **** ++++
Remus sass seit über einer Stunde auf den kalten Steintreppen in der Eingangshalle. Er war immer noch barfuss und trug nichts ausser Severus Robe und fror trotz der lauen Sommernacht mittlerweile erbärmlich, doch er brachte es einfach nicht fertig, in sein Zimmer zurück zu gehen um sich umzuziehen. Nicht, solange er nicht wusste, ob Severus und Sirius noch am Leben waren und ob...
Die Eingangstür öffnete sich und Remus Herz setzte einen Schlag aus, als nicht nur zwei, sondern drei schattenhafte Gestalten die Halle betraten, doch dann erkannte er seinen Geliebten und lief erleichtert auf ihn zu.
"Severus!" Glückseligkeit durchströmte ihn, als dieser ihn kurz und hart küsste. "Was ist passiert?" fragte er dann mit einem Seitenblick zu der jungen Frau, die in diesem Moment in sich zusammensank und von Sirius aufgefangen wurde.
"Ohnmächtig?" fragte Severus knapp.
"Sieht so aus. Sie war schon den ganzen Weg hier hoch ein bisschen sehr wacklig auf den Beinen", erläuterte Sirius. "Ich bring sie lieber gleich in die Krankenstation."
„Nein, nein... mir geht es gut", murmelte Angela schwach. Sirius achtete jedoch nicht auf ihre gemurmelten Proteste, sondern hob sie auf seine Arme.
„Kommt ihr mit?" fragte er gleichmütig.
Erst jetzt fiel Remus auf, dass die junge Frau – genau wie er – barfuss war und Severus Robe trug.
„Wer ist sie und was ist eigentlich passiert?" fragte Remus ahnungsvoll.
Severus streifte seinen Liebsten mit einem raschen Seitenblick, dann wandte er sich an Sirius: „Wir kommen gleich nach."
Sirius nickte und liess die beiden Männer allein.
Remus sah ihm eine Weile schweigend nach. Als Sirius und die Frau ausser Hörweite waren, drehte er sich mit klopfendem Herzen zu Severus um.
„Du sagst mir jetzt sofort, was in Malfoy Manor vorgefallen ist, oder ich bekomme auf der Stelle einen hysterischen Anfall! Wie könnt ihr nur so tun, als ob ihr gerade von einem Einkaufsbummel zurückgekommen wärt?! Habt ihr es trotzdem getan?! Habt ihr Malfoy umgebracht?!"
„Ja, das würde mich allerdings auch interessieren", erklang eine kühle Stimme von der Treppe her. Die beiden Männer fuhren ruckartig herum und erkannten Albus Dumbledore, der mit gemessenem Schritt auf sie zu kam.
Severus schluckte kurz, doch dann antwortete er: „Nein... zumindest hat er noch gelebt, als wir vor den Auroren geflohen sind." Und dann erzählte er mit einem entschuldigenden Blick zu Remus dem Direktor die ganze Geschichte. „Ich weiss nicht, was man im Fall von Arabella Figg unternehmen sollte..." schloss er unsicher.
Dumbeldore schüttelte den Kopf. „Nichts – es ist zu spät. Kurz bevor ihr wieder zurückgekommen seid, habe ich eine Botschaft vom Ministerium erhalten. Arabella wurde von Todessern umgebracht."
Remus und Severus schwiegen bedrückt. Schliesslich seufzte Dumbledore leise. „Was das andere angeht... im Moment können wir nur warten."
„Falls Malfoy überlebt..." äusserte Severus zögernd, „... er weiss dann, dass ich Voldemort verrate..."
++++ **** ++++ **** ++++ **** ++++
Sirius hatte seinen Schützling Madam Pomfrey überlassen, dann hatte er noch eine Weile auf die beiden anderen Männer gewartet, doch bald wurde es ihm zu dumm und er machte sich auf den Weg zurück zur Eingangshalle. Er hatte Severus letzte Worte gehört und war mitten in der Bewegung erstarrt.
„Das ist alles meine Schuld", rief er gequält aus und drei Augenpaare starrten ihn verwundert an. „Es ist alles meine Schuld – wenn ich besser aufgepasst hätte, dann hätten sie uns nicht gefangen und in diesen elenden Keller geschleppt!"
„Aber nein! Sirius – das ist doch nicht wahr!" rief Remus entsetzt aus. „Das war genauso gut meine Schuld!"
„Nein, Remus – du hattest Recht, mit allem, was du über mich gesagt hast, seit wir wieder hier sind. Ich habe deine Freundschaft gar nicht verdient", brach es aus Sirius heraus.
„Sirius! So etwas darfst du nicht sagen", wehrte Remus bestürzt ab.
„Sirius... mein Junge...", fing Dumbledore an.
Doch Sirius achtete nicht auf sie. Sein Blick fixierte Severus dunkle Augen und seine unbewegte Miene.
„Warum sagst du nichts, Snape?" flüsterte Sirius rau. „Warum widersprichst du mir nicht? Vielleicht weil du weißt, dass es die Wahrheit ist..."
Severus schüttelte leicht den Kopf. „Was ist Schuld... wir haben alle nur getan, was unserer Ansicht nach notwendig war. Nicht mehr und nicht weniger."
++++ **** ++++ **** ++++ **** ++++
Die vier Männer verbrachten die restliche Nacht in Dumbledores Büro – wartend auf die neueste Ausgabe des Tagespropheten, einer Nachricht vom Ministerium oder – im Schlimmsten Fall – einer Horde Auroren, die sie alle verhaften würde.
Sirius war nach seinem Ausbruch in der Halle in eine apathische Stimmung verfallen und sass schweigend auf dem Sofa. Remus sass neben ihm – unfähig, seine nervöse Unruhe vor den anderen zu verbergen. Severus trug nach aussen hin Gelassenheit zur Schau, doch er war der einzige von ihnen, der nicht stillsitzen konnte und immer wieder an das Fenster trat um hinauszusehen. Dumbledore selbst sass mit besorgter Miene an seinem Schreibtisch und bedauerte, dass sich keiner seiner ehemaligen Schüler ihm anvertraut hatte. Vielleicht hätte dann alles nicht soweit kommen müssen.
Im Morgengrauen brachte eine Eule den Tagespropheten. Dumbledore atmete einmal tief durch und überflog mit gerunzelter Stirn die Schlagzeile.
„Was ist?" „Was schreiben sie?" „Was ist mit Malfoy?"
„Mysteriöse Vorkommnisse in Malfoy Manor – Lucius Malfoy wurde tot aufgefunden", las der Direktor langsam und deutlich vor und legte die Zeitung beiseite.
„Aber er muss noch gelebt haben...", erwiderte Severus ungläubig.
„Ich werde sehen, was ich in Erfahrung bringen kann", sagte Dumbledore entschlossen. „Ich reise sofort nach London." Er erhob sich und betrachtete die drei Männer durch die Gläser seiner halbmondförmigen Brille. „Ich weiss nicht, wie lange ich fort sein werde – kümmert euch in der Zeit ein bisschen um Miss Figg." Er wartete noch, bis alle drei ihr Einverständnis bekundet hatten, dann nickte er und bedeutete ihnen, den Raum zu verlassen.
„Und jetzt?" fragte Remus unschlüssig, als sie wieder draussen auf dem Flur standen.
Severus war mit seinen Gedanken wohl immer noch bei dem ominösen Zeitungsartikel, denn er zuckte einfach mit den Schultern.
„Vielleicht sollte ich mal nach Miss Figg sehen", meinte Remus zweifelnd.
„Nein", fuhr Sirius plötzlich dazwischen. „Schon okay – das mache ich."
„Wirklich?" fragte Remus verwundert und auch Severus musterte den Animagi kritisch.
„Ja, wirklich...", bestätigte Sirius und machte sich auf zur Krankenstation. Alles was ihn von diesem ständigen nagenden Schuldgefühl und dem aufkeimenden Selbstekel ablenken konnte, war ihm willkommen.
++++ **** ++++ **** ++++ **** ++++
Drei Tage später war Albus Dumbledore wieder in Hogwarts und informierte seine ehemaligen Schüler über die wahren Vorkommnisse in Malfoy Manor. Woher er diese Informationen hatte, blieb im Dunkeln und keiner der Männer fragte danach.
„Sirius, Severus – ihr seht also, dass ihr nicht die Schuld an Malfoys Tod tragt", schloss der Direktor behutsam. Doch ein Blick genügte, um ihm zu sagen, dass seine Worte die beiden Männer nicht wirklich erreichten.
Severus nicht, weil er in seinem Leben schon weit Schrecklicheres gesehen und getan hatte – er war in der Vergangenheit immer damit fertig geworden – es würde ihm auch dieses Mal gelingen.
Doch Sirius... Sirius war wieder zum Teil in sein introvertiertes, teilweise aggressives Verhalten zurückgefallen. Er hatte seine Rache gehabt, doch es hatte ihm nicht geholfen. Lediglich wenn er mit Angela zusammen war, entspannte er sich etwas.
Obwohl diese Informationen des Direktors nicht ganz den gewünschten Effekt hatten, war doch spürbar, dass sich vorsichtige Erleichterung breit machte.
Immerhin war Severus nun nicht mehr in Gefahr als Spion enttarnt zu werden und Sirius würde nicht verhaftet werden, da ihn weder offiziell noch inoffiziell jemand verdächtigte.
Im Ministerium ging man einfach davon aus, dass Malfoy endlich bekommen hatte, was er verdiente.
++++ **** ++++ **** ++++ **** ++++
Am Abend des selben Tages sassen Severus und Remus gemeinsam am Ufer des Sees und beobachteten die Riesenkrake, deren Tentakel müssig mit einem der Ruderboote spielten, die am Steg vertäut waren, wo sie auf die neuen Schüler warteten, die in wenigen Tagen eintreffen würden.
„Du solltest wirklich aufhören, dir Sorgen um Black zu machen", durchschnitt Severus Stimme die friedliche Stille.
„Das kann ich nicht", gab Remus ruhig zurück.
„Du wirst es müssen", erwiderte Severus trocken.
Nun sah Remus auf und betrachtete seine Liebsten verblüfft. „Wie bitte?"
„Kann es sein, dass es deiner Aufmerksamkeit entgangen ist, dass Miss Figg ein Auge auf Black geworfen hat?" bemerkte Severus spöttisch. „Ich würde sagen, ab jetzt soll sie sich um Black Sorgen machen."
„Ach", erwiderte Remus nicht gerade besonders intelligent und liess sich auf den Rücken fallen.
„Ausserdem...", fuhr Severus gedehnt fort. „Glaube ich nicht, dass ich meinem Verlobten gestatten kann, sich um andere Männer als mich zu sorgen."
Remus setzte sich ruckartig wieder auf. „WAS?!"
Severus verdrehte die Augen.
„Solltest du mich vielleicht nicht erst fragen, bevor du über mein Leben verfügst und in alle Welt hinausposaunst, dass wir verlobt sind?!" empörte sich Remus.
Die Andeutung eines Grinsens zuckte über Severus Lippen. „Erstens: ich hatte nicht vor, es in alle Welt hinauszuposaunen, aber irgendetwas werden wir Dumbledore und den Schülern sagen müssen, wenn sie herausbekommen, dass du mit mir zusammenlebst... und zweitens... ich weiss, dass du mich liebst", schloss er mit einem provozierenden Lächeln.
Remus schnappte wütend nach Luft. Nicht dass er die Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft mit Severus abstossend fand, so ärgerte er sich doch masslos über dessen Vorgehensweise. „Du bist der arroganteste, eingebildetste, egoistischste, rücksichtsloseste...", schimpfte er lautstark, bis ein paar fester Lippen seinen Redefluss höchst eindrucksvoll stoppten.
„Ich liebe dich auch", murmelte Severus und küsste ihn erneut.
++++ **** ++++ **** ++++ **** ++++
Zur gleichen Zeit stand Sirius auf der Brüstung des Astronomieturmes und liess sich den Wind durch die Haare wehen.
Malfoy war tot.
Er war daran zwar massgeblich beteiligt gewesen, doch er war nicht der Allein-Schuldige. Eigentlich hätte er zufrieden sein können, doch er war es nicht. Im tiefsten Innersten war ihm mittlerweile klar geworden, dass Snape gut daran getan hatte, zu versuchen, ihn von diesem Mord abzuhalten. Malfoys Tod hatte tatsächlich nichts an seiner Verfassung geändert. Nichts würde etwas daran ändern. Die Erinnerungen und alles was damit zusammenhing würde ihn sein Leben lang verfolgen. Nichts würde etwas daran ändern - gar nichts... ausser sein eigener Tod.
Deshalb war er hier. Er würde einfach springen und dann...
Ein Geräusch hinter sich liess ihn aufblicken. Konnte er nicht ein einziges Mal seine Ruhe haben? Aber das war hier in Hogwarts offensichtlich zu viel verlangt. Er stöhnte genervt, als er in dem Störenfried Angela erkannte.
Die schwarze Trauerkleidung, die sie wegen dem Tod ihrer Tante trug, liess sie müde und blass aussehen.
„Komme ich ungelegen?" fragte Angela im Plauderton, der ihrem ernsten Gesichtsausdruck durchaus nicht entsprach und Sirius musterte sie überrascht. Er war in den letzten Tagen oft mit ihr zusammen gewesen. Obwohl ihr Schreckliches widerfahren war, hatte er sie nie anders erlebt als ruhig und gefasst. Ihre Art, mit diesen Schrecknissen umzugehen, hatte auch auf ihn beruhigend gewirkt. Deshalb hatte er immer wieder ihre Nähe gesucht...
„Allerdings", antwortete er schroff.
„Sie wollen springen, nicht wahr?"
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht", erwiderte er mit zornig gefurchter Stirn. Das hier war ganz allein seine Sache und egal, wie viel er ihr von sich selbst erzählt hatte, so hatte sie doch keinerlei Recht, sich hier einzumischen.
„Eine ganze Menge, würde ich sagen." Sie kletterte zu ihm auf die Brüstung und hielt seine Hand. „Da mir das Gleiche passiert ist, wie Ihnen, habe ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was im Moment in Ihnen vorgeht. Sie wollen also springen? Gut - dann springen wir zusammen."
„Sind Sie verrückt geworden?" schrie Sirius. „Ich habe Sie doch nicht gerettet, damit Sie sich jetzt einfach umbringen!"
„Du hast mich gerettet - das ist richtig... und deshalb werde ich jetzt dich retten", sagte sie sanft und küsste Sirius behutsam auf den Mund.
Sein erster Impuls war, diesen fremden Körper von sich zu stossen, doch schon eine Sekunde später schlang er wie ein Ertrinkender die Arme um Angela und barg sein Gesicht in ihren Haaren. Ein Schauder durchlief seinen Körper und Tränen, die er viel zu lange zurückgedrängt hatte, flossen seine Wangen hinab.
++++++++++++++++++
Ende
++++++++++++++++++
Ab hier wollen wir die zwei mal lieber allein lassen...
Aber wenn ihr wissen wollt, wie ich mir die Zukunft vorstelle... Bitte schön:
Angela und Sirius werden sich gegenseitig helfen, mit ihren schmerzlichen Erinnerungen fertig zu werden und natürlich werden sie eines Tages auch heiraten und eine Familie gründen...
Und Remus und Severus? Auch für diese beiden gibt es ein Happy-End! Sie bleiben zusammen, halten ihre Beziehung bis nach Voldemorts endgültigem Untergang aber geheim... na ja, so gut es eben geht... Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lieben sie sich noch heute *seufz*
Und wie geht es sonst weiter? Ich werde mich zuallererst wieder meiner Original-Story „Blutbuche" widmen und sie endlich fertig schreiben. Bevor das nicht passiert ist, werde ich keine neue Fanfic anfangen – Sorry – aber das muss jetzt leider so sein, auch wenn ich noch genügend Ideen in der Schublade haben. Aber nebenher läuft natürlich immer noch „Green Side" meine Zusammenarbeit mit Toyo Malloy. Also müsstet ihr eigentlich keine Entzugserscheinungen bekommen!
