Titel: Manath en egledhron uireb - Ewigwährend
Autorin: PippinTuk (scullyphiley@gmx.de)
Anmerkungen: Alle Figuren, die euch bekannt vorkommen, gehören Tolkien. Ich entschuldige mich jetzt schon, wenn mir echt Patzer unterlaufen.....ja ich habe den Herrn der Ringe gelesen, 2mal, bin jetzt am Silmarillion und habe den höchsten Respekt vor Mr.Tolkien. Vielleicht denke ich ja genau deswegen, daß das was ich hier schreibe, irgendwie entehrend wäre....... ich hoffe, es wirkt nichts falsch oder gekünstelt, ich würde ich mich sehr über euer Feedback freuen.
Okay... ein neues Kapitel... ich hab es vor Ewigkeiten angefangen und es ist auch nicht ganz so lang, aber mittlerweile habe ich ein wenig eine Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt.
Ich brauche meist ein wenig länger, weil ich - gerade weil ich schon Fehler gemacht hab, die aber unänderbar sind - eigentlich mittelerde-authentisch bleiben möchte.
Von daher muss ich für die nächsten Kapitel durchaus noch ein bisschen recherchieren.... auch wenn ich das Silmarillion schon gelesen habe *vor stolz brust schwell* :-P.
Ach ja.... wenn sich jemand fragt: "Wo zur Hölle ist Eldarion??"
Das ist einer der kleinen Fehler, die ich schon gemacht habe ;).
Seht es mir nach! Ich habe die Geschichte vor fast 1 1/2 Jahren begonnen, ein halbes Jahr nachdem ich den Film gesehen habe und kaum ein paar Wochen nachdem ich das Buch beendet habe.
Aber ich strenge mich an ;).
Kapitel 5
Berenaeras hatte seit der Schlacht auf den Pelennorfeldern recht viel Zeit in der Weißen Stadt zugebracht. Doch in den letzten paar Jahren hatte der Elb sie eher sporadisch oder nie besucht und sich eher auf das Leben in der Wildnis beschränkt, nun, wo die meisten Elben in den Westen gezogen waren und er auch in ihren Stätten keine Zuflucht mehr fand.
Das einzig verbleibende Reich der Elben war nun Düsterwald -sicher würde es auch nicht mehr lange bestehen - und er fühlte sich in den dunkelsten Tälern Mordors willkommener als dort. Was ihm heute morgen plötzlich wieder bewiesen wurde, als etwas geschah, mit dem er in den Tiefen der Wälder am Amon Hen, die er schon seit Wochen durchstreifte, nicht gerechnet hätte. Tiefschwarze Nacht lag über dem Lande, die kaum vorhandene Neumondsichel spiegelte sich wie der Hauch von dunklem flüssigen Silber auf dem Anduin. Kaum ein Laut war zu hören, bis auf das Rascheln kleinerer Tiere und das betörende Rauschen des Flusses.
Das Lagerfeuer war erloschen; nur kleine Rauchschwaden schwangen noch um die Feuerstelle im Wind. Der Elb sass auf einem grossen flachen Stein am Westufer, die Augen geschlossen, seine langen fast weißblonden Haare lose um sein ebenmässiges Gesicht wehend, sein Körper in einer sitzenden Ruheposition verhalten. Seine Gedanken trieben mit den Wässern, hin zu dem Ort, wo sie von ihrem Ursprung aus reisten. Hin zu Ulmos Heimat, darüber fliegend wie die Wesen, deren Schrei ihn lockte....Schrei!
Es dauerte kaum einen Augenaufschlag, bis Berenaeras aufgesprungen war, mit dem Pfeil in seinem Bogen auf die Schwarz der Bäume zielend, die gerade noch hinter ihm lagen. Es raschelte unhörbar für die Ohren eines Sterblichen und der Waldelb wusste genau, dass dies kein Tier sein konnte. Langsam und beinahe lautlos pirschte er sich durch das Gestrüpp, geduckt und kampfbereit. Seinen Bogen entspannte er, doch lies ihn mitsamt dem Pfeil, bereit ihn zu benutzen in seinen Händen ruhen.
Da - wieder das Rascheln, knapp hinter einer Nadelbaumansammlung links von ihm! Auf festen Wurzeln sich fortbewegend, um die trockenen Blätter des Waldboden ihn nicht verraten zu lassen, umging er rasch das dichte Wäldchen vor ihm und sah sich um. Und tatsächlich - seine scharfen Elbenaugen konnte trotz desr Schatten der Tannen, die das sowieso schon schwache Licht des Neumondes noch mehr verdeckten, einen Umriss ausmachen... eine schwarz wirkende Gestalt und als er sich vorsichtig näherte, merkte Berenaeras, dass das Rascheln nicht so leise gewesen war, weil die Person sich fast lautlos durch den Wald bewegte - nein, von Bewegung zu sprechen, wäre hier schon übertrieben.
"Bei Eru, ich dachte, diese Wälder wären sicher!"
* * *
In diesen Tagen des Friedens war die Wache der weißen Stadt fast nur repräsentativ. Seit Jahren hatte nichts Gefährlicheres als einige Raubtiere und einzelne verlorene Orks die Tore von Minas Tirith erreicht und nie war in dieser Zeit ein Soldat Gondors ernsthaft zu Schaden gekommen. Trotzdem war es eine ehrenvolle und traditionsreiche Aufgabe, an den Haupttoren der sieben Ringe zu stehen und Gefahren von der Stadt fernzuhalten.
In diesen Tagen hatte sich vieles verändert und doch war die Aufgabe der Wächter wichtiger als zuvor und jeder Besucher wurde misstrauischer beäugt und - was wirklich auf eine Ausnahmesituation hinwies - oft abgewiesen und nach Ithilien, andere Gegenden Gondors oder gar bis nach Rohan geschickt, falls sie Unterkunft oder andere Hilfe benötigten. Denn die Aufgabe der Wächter war nicht länger, die Stadt vor Gefahren zu schützen, als vielmehr die Gefahr in der Stadt nicht nach außen dringen zu lassen oder zu verstärken.
Einige gesunde Reiter wurden in alle Himmelsrichtungen geschickt, um Hilfe zu holen, doch niemand rechnete wirklich damit, dass eben jene kommen würde. Die Krankheit breitete sich rasend schnell aus, so sehr auch jeder, der auch nur halbwegs der Heilkunst mächtig war, dagegen anzukämpfen versuchte und dabei oft selbst noch krank wurde.
Wie ein fremder Zauber lag die Epidemie über der Stadt und in solchen Zeiten der Not und Verzweiflung musste Elessar stärker sein als je zuvor, denn diese Herausforderung war das Schlimmste was seit den dunklen Zeiten des Ringkrieges über Minas Tirith gekommen war.
Schlaf und Hunger meist grimmig ignorierend wachte er in den Häusern der Heilung über sein Volk, bestrebt zu heilen und - fast genauso wichtig - Hoffnung aufrecht zu erhalten oder zumindest niemanden so weit resignieren zu lassen, dass er aufhörte, etwas zu tun. Aragorn war ein starker König und sein Volk vertraute ihm und er wollte dieses Vertrauen nie wieder enttäuschen müssen.
Er ging durch die Strassen nahe des Haupteingangs des zweiten Stadtringes; die weißen Wände der Häuser und die Mauern lagen ob der Dämmerung schon in einem goldenen Licht und die Schreie und das allgegenwärtige Gefühl der Bedrohung standen im krassen Gegensatz zu dieser Schönheit.
"Herr Elessar, König, bitte.... helft mir!"
Aragorn folgte dem Klang der jungen hohen Stimme und blickte rechts von sich nach unten auf den ärmlich gekleideten Körper, den braungelockten Kopf tief gesenkt. Er kniete sich vor dem Burschen hin und strich ihm sanft über den Schopf, mit einem Finger sein kleines Gesicht anhebend, so dass grüne ängstliche Augen in seine blickten.
"Was hast du, mein Sohn?" fragte er sanft und beäugte den Jungen vorsichtig. Keine Anzeichen der Krankheit schienen auf ihm zu liegen - Elessar hatte es auch kaum erwartet, denn Kinder schienen auffälligerweise nie oder nur sehr selten betroffen zu sein.
Er schien zehn, höchstens zwölf Jahre alt zu sein, doch die Furcht in seinen Augen war kindlich. "M...meine Eltern sind schwer krank... meine Mutter...verstorben... es wurde... mir gesagt... und jetzt..... das Haus.... besetzt....wo sie lagen.... "
Wiederrum fiel er zu Boden in eine demütigen Haltung. "Bitte, mein König, helft mir!"
Aragorn seufzte innerlich. Gab es nicht schon genug Bedrohung von außen, schien sie sie von innen auch noch zu erreichen. Wie konnten Menschen seines Volks die eigenen so behandeln, vor allem in solch kritischen Zeiten? Wie konnten sie ein Kind so behandeln....
Er nahm die Hand des Jungen in seine und zog ihn auf die Beine. "Wie ist dein Name?"
"Aldwyn, mein König."
"Erzähle mir genau was passiert ist, Aldwyn und ich werde versuchen, dir zu helfen!"
Sie machten sich auf den Weg zu der Behausung des Burschen, die im ersten Stadtring lag - Aragorn fragte sich innerlich, wie er den zweiten erreicht haben konnte, denn auch innerhalb der Stadt waren die Wachen nur strenger geworden. Er sagte jedoch nichts, um den Jungen nicht weiter zu verwirren, sondern lauschte erstaunt der Geschichte, die er erzählte.
"....sie waren fremd und sie gingen zu dem Körper meines Vaters... sie waren einfach im Raum, einfach so, als ich kurz Wasser holen wollte... sie sagten mir ich sollte mich nicht aufregen und sie würden sich darum kümmern......." Er blickte ihn erschrocken an, als er die Ereignisse erneut geistig durchlebte. "Sie liessen mich nicht zu ihm! Keiner von ihnen griff mich an..... aber sie waren so .... fremd!"
Der Bericht des Jungen unterschied sich erheblich von allem was Aragorn in den letzten paar Tagen gehört hatte. Meist hatten Kinder ihn geholt, um ihre Eltern zu behandeln und oft konnte er ihnen nur noch beim Sterben zusehen. Oft brachte er auch Waisen oder andere Menschen, die eine geliebte Person verloren hatten, in Stätten, wo sie nicht allein waren.... aber was Aldwyn erzählte, verwunderte ihn.
"Wir sind da!" rief er aus, als sie vor einem kleinen einstöckigen Steinhaus stehenblieben, bevor Elessar nachfragen konnte, in welcher Art diese Besucher nun fremd waren. Sie betraten das einzige Zimmer des Baus durch die niedrige Eingangstür und Aragorn machte sich gefasst, auf was immer kommen würde. Dumpfe, fast unhörbare Geräusche kamen aus einer unbeleuchteten Ecke, leises Geflüster, immer wieder das Geräusch von plätscherndem Wasser, ein leichter feuchtheißer Duft von Kräutern durchzog den Raum. Aragorn näherte sich ihnen langsam und sah drei im schwindenden Licht vollkommen schwarze Umrisse einige Schritte vor sich vor einem Bett hantieren.
"Wer seid ihr, dass ihr in das Haus dieses wehrlosen Jungen eintretet und ihm verwehrt, seinem Vater zu helfen?" Seine laute, scharfe Stimme ließ eine der drei Gestalten sich umdrehen, jedoch kaum erschrocken, eher interessiert und langsam auf Elessar und Aldwyn der sich halb hinter Aragorn verbarg zu.
"König Elessar, wir versuchen diesem Mann zu helfen, doch sein Sohn lief erschreckt davon, so sehr wir auch beteuerten, dass er keine Angst haben braucht." Seine Stimme klang sanft und doch bestimmt, er schien jemand zu sein, der in dem festen Glauben steht, das richtige zu tun.
"Wir sind für jede Hilfe dankbar, aber fragt das nächste Mal, bevor ihr einfach in ein Haus eindringt!" sagte Elessar streng und fügte anschließend hinzu: "Der Junge erzählte von einer Fremdheit an euch, die ihn erschreckt habe..... auch mir seid ihr nicht bekannt, auch wenn euch augenscheinlich mein Name nicht fremd ist. Tretet ins Licht und gebt euch zu erkennen!"
Der Mann trat in den helleren Bereich des Raums nahe der Eingangstür. Trotz des sanften Abendlichts würde nun seine dunkelgrüne lange Robe erkennbar, die fast strahlenden, fast weißen Haare und sein ebenmässiges Gesicht.
Elessar blickte ihn erstaunt an, doch ein Lächeln breitete sich seit langem das erste Mal auf seinen lange besorgten Zügen aus. "König Thranduil hab Dank! In solch einer Stunde hätte ich niemals mit dieser unerwarteten Hilfe gerechnet, doch ich stehe tief in eurer Schuld!"
Der blonde Elb lächelte Aragorn an, als dieser grinsend hinzufügte: "Fremde, die ungefragt in ein Haus eindringen, um dort zu heilen... ich hätte wohl wissen müssen, dass es Waldelben sind. Keine große Zeit für Förmlichkeiten."
"Es ist mir eine Ehre, euch zu helfen," sagte er und wurde dann wieder ernst, "mein Name ist Dûlas und das sind Dimatar und Teldion. Wir wurden in der Tat von König Thranduil ausgeschickt und wir schicken euch seine Grüße. Er ist im Moment auf der Suche nach euch, denn tief besorgt hat ihn die Nachricht, dass Prinz Legolas wie auch eure Tochter Arcariel verschwunden sind." Er seufzte leise. "Von dieser schlimmen Lage erfuhren wir erst an den äußersten Grenzen Düsterwalds, als uns einer eurer Reiter erreicht und obwohl wir noch so viele Heiler mitbrachten wie wir konnten.... wäre uns die Botschaft früher zugekommen, hätten wir noch mehr mitbringen können."
Aragorn nickte und verbeugte sich leicht. "Wir sind für jede Hilfe dankbar. Mögen die Valar euch segnen." Dann drehte er sich um und kniete sich zu Aldwyn, dessen erstaunter wie erschrockener Blick zwischen dem Bett mit seinem Vater und den Waldelben und Elessar hin-und herwanderte. Aragorn merkte, dass er im Gespräch mit Dûlas wieder in die elbische Sprache gefallen war. Der Junge schien augenscheinlich zerrissen zu sein in seiner Erleichterung, dass sein König friedlich mit den Fremden zu sprechen vermochte wie auch seiner nicht weichenden Erschrockenheit, die durch den Klang der fremden Worte noch verstärkt wurde.
"Aldwyn, du brauchst keine Angst zu haben. Dies sind Elben aus dem nördlichen Königreich Düsterwald und sie sind vieler Heilkünste mächtig, noch mächtiger als ich es bin." Er fragte den Jungen sanft und mit einem kleinen Lächeln: "Du hast das unsterbliche Volk noch nie erblickt, noch ihre Sprache gehört, nicht wahr?"
Aldwyn schüttelte den Kopf, doch seine Skepsis und Angst schien etwas gewichen zu sein. "Nein, Herr Elessar." Er senkte wieder das Haupt und fragte leise: "Werden sie Vater dann heilen? Und wann darf ich zu ihm?"
Nicht Aragorn antwortete, sondern Dûlas trat vor den Jungen, die für Waldelben - zumindest im Vergleich zu den anderen unsterblichen Mitgliedern ihres Volks - typische Rauhheit einen Moment ablegend. "Hab keine Furcht. Er wird wieder gesund... und ja, du kannst zu ihm."
Er lächelte sanft und als Aldwyn zu seinem Vater rannte und sich der Waldelb wieder an den König richtete, senkte Aragorn kurz ehrfürchtig sein Haupt ob der Heilkraft der Elben und blickte ihm dann in die Augen. "Wieviele von Euch sind hier zugegen? Und woher könnt ihr diese Krankheit besiegen? Ich war vollkommen machtlos dagegen, so schien es mir."
Dûlas grinste leicht, weniger spöttisch, als verständnisvoll, auch wenn sich nicht ganz traute, eine gewisse Herablässigkeit vor dem König Gondors zu zeigen. "Ich weiß, Ihr seid ein großer Heiler, König Elessar, doch rühren eure großen Heilkünste eher von dem was Herr Elrond euch in Bruchtal beibrachte ebenso wie die Stärke, die in eurem númenorischen Blut fliesst. Die Heilkunst der Waldelben mag nicht so kraftvoll und prächtig sein, doch wir wissen - diese Krankheit war nicht für euch bestimmt."
Er blickte sorgenvoll zu dem Bett des kranken Menschen und zu Dimatar und Teldian, die die zubereiteten Kräutermischungen in kleine Flaschen füllten, die sie abkorkten. "Wir können nicht verweilen, König Elessar. Es wäre unser Tod."
* * *
Anmerkungen: Alle Figuren, die euch bekannt vorkommen, gehören Tolkien. Ich entschuldige mich jetzt schon, wenn mir echt Patzer unterlaufen.....ja ich habe den Herrn der Ringe gelesen, 2mal, bin jetzt am Silmarillion und habe den höchsten Respekt vor Mr.Tolkien. Vielleicht denke ich ja genau deswegen, daß das was ich hier schreibe, irgendwie entehrend wäre....... ich hoffe, es wirkt nichts falsch oder gekünstelt, ich würde ich mich sehr über euer Feedback freuen.
Okay... ein neues Kapitel... ich hab es vor Ewigkeiten angefangen und es ist auch nicht ganz so lang, aber mittlerweile habe ich ein wenig eine Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt.
Ich brauche meist ein wenig länger, weil ich - gerade weil ich schon Fehler gemacht hab, die aber unänderbar sind - eigentlich mittelerde-authentisch bleiben möchte.
Von daher muss ich für die nächsten Kapitel durchaus noch ein bisschen recherchieren.... auch wenn ich das Silmarillion schon gelesen habe *vor stolz brust schwell* :-P.
Ach ja.... wenn sich jemand fragt: "Wo zur Hölle ist Eldarion??"
Das ist einer der kleinen Fehler, die ich schon gemacht habe ;).
Seht es mir nach! Ich habe die Geschichte vor fast 1 1/2 Jahren begonnen, ein halbes Jahr nachdem ich den Film gesehen habe und kaum ein paar Wochen nachdem ich das Buch beendet habe.
Aber ich strenge mich an ;).
Kapitel 5
Berenaeras hatte seit der Schlacht auf den Pelennorfeldern recht viel Zeit in der Weißen Stadt zugebracht. Doch in den letzten paar Jahren hatte der Elb sie eher sporadisch oder nie besucht und sich eher auf das Leben in der Wildnis beschränkt, nun, wo die meisten Elben in den Westen gezogen waren und er auch in ihren Stätten keine Zuflucht mehr fand.
Das einzig verbleibende Reich der Elben war nun Düsterwald -sicher würde es auch nicht mehr lange bestehen - und er fühlte sich in den dunkelsten Tälern Mordors willkommener als dort. Was ihm heute morgen plötzlich wieder bewiesen wurde, als etwas geschah, mit dem er in den Tiefen der Wälder am Amon Hen, die er schon seit Wochen durchstreifte, nicht gerechnet hätte. Tiefschwarze Nacht lag über dem Lande, die kaum vorhandene Neumondsichel spiegelte sich wie der Hauch von dunklem flüssigen Silber auf dem Anduin. Kaum ein Laut war zu hören, bis auf das Rascheln kleinerer Tiere und das betörende Rauschen des Flusses.
Das Lagerfeuer war erloschen; nur kleine Rauchschwaden schwangen noch um die Feuerstelle im Wind. Der Elb sass auf einem grossen flachen Stein am Westufer, die Augen geschlossen, seine langen fast weißblonden Haare lose um sein ebenmässiges Gesicht wehend, sein Körper in einer sitzenden Ruheposition verhalten. Seine Gedanken trieben mit den Wässern, hin zu dem Ort, wo sie von ihrem Ursprung aus reisten. Hin zu Ulmos Heimat, darüber fliegend wie die Wesen, deren Schrei ihn lockte....Schrei!
Es dauerte kaum einen Augenaufschlag, bis Berenaeras aufgesprungen war, mit dem Pfeil in seinem Bogen auf die Schwarz der Bäume zielend, die gerade noch hinter ihm lagen. Es raschelte unhörbar für die Ohren eines Sterblichen und der Waldelb wusste genau, dass dies kein Tier sein konnte. Langsam und beinahe lautlos pirschte er sich durch das Gestrüpp, geduckt und kampfbereit. Seinen Bogen entspannte er, doch lies ihn mitsamt dem Pfeil, bereit ihn zu benutzen in seinen Händen ruhen.
Da - wieder das Rascheln, knapp hinter einer Nadelbaumansammlung links von ihm! Auf festen Wurzeln sich fortbewegend, um die trockenen Blätter des Waldboden ihn nicht verraten zu lassen, umging er rasch das dichte Wäldchen vor ihm und sah sich um. Und tatsächlich - seine scharfen Elbenaugen konnte trotz desr Schatten der Tannen, die das sowieso schon schwache Licht des Neumondes noch mehr verdeckten, einen Umriss ausmachen... eine schwarz wirkende Gestalt und als er sich vorsichtig näherte, merkte Berenaeras, dass das Rascheln nicht so leise gewesen war, weil die Person sich fast lautlos durch den Wald bewegte - nein, von Bewegung zu sprechen, wäre hier schon übertrieben.
"Bei Eru, ich dachte, diese Wälder wären sicher!"
* * *
In diesen Tagen des Friedens war die Wache der weißen Stadt fast nur repräsentativ. Seit Jahren hatte nichts Gefährlicheres als einige Raubtiere und einzelne verlorene Orks die Tore von Minas Tirith erreicht und nie war in dieser Zeit ein Soldat Gondors ernsthaft zu Schaden gekommen. Trotzdem war es eine ehrenvolle und traditionsreiche Aufgabe, an den Haupttoren der sieben Ringe zu stehen und Gefahren von der Stadt fernzuhalten.
In diesen Tagen hatte sich vieles verändert und doch war die Aufgabe der Wächter wichtiger als zuvor und jeder Besucher wurde misstrauischer beäugt und - was wirklich auf eine Ausnahmesituation hinwies - oft abgewiesen und nach Ithilien, andere Gegenden Gondors oder gar bis nach Rohan geschickt, falls sie Unterkunft oder andere Hilfe benötigten. Denn die Aufgabe der Wächter war nicht länger, die Stadt vor Gefahren zu schützen, als vielmehr die Gefahr in der Stadt nicht nach außen dringen zu lassen oder zu verstärken.
Einige gesunde Reiter wurden in alle Himmelsrichtungen geschickt, um Hilfe zu holen, doch niemand rechnete wirklich damit, dass eben jene kommen würde. Die Krankheit breitete sich rasend schnell aus, so sehr auch jeder, der auch nur halbwegs der Heilkunst mächtig war, dagegen anzukämpfen versuchte und dabei oft selbst noch krank wurde.
Wie ein fremder Zauber lag die Epidemie über der Stadt und in solchen Zeiten der Not und Verzweiflung musste Elessar stärker sein als je zuvor, denn diese Herausforderung war das Schlimmste was seit den dunklen Zeiten des Ringkrieges über Minas Tirith gekommen war.
Schlaf und Hunger meist grimmig ignorierend wachte er in den Häusern der Heilung über sein Volk, bestrebt zu heilen und - fast genauso wichtig - Hoffnung aufrecht zu erhalten oder zumindest niemanden so weit resignieren zu lassen, dass er aufhörte, etwas zu tun. Aragorn war ein starker König und sein Volk vertraute ihm und er wollte dieses Vertrauen nie wieder enttäuschen müssen.
Er ging durch die Strassen nahe des Haupteingangs des zweiten Stadtringes; die weißen Wände der Häuser und die Mauern lagen ob der Dämmerung schon in einem goldenen Licht und die Schreie und das allgegenwärtige Gefühl der Bedrohung standen im krassen Gegensatz zu dieser Schönheit.
"Herr Elessar, König, bitte.... helft mir!"
Aragorn folgte dem Klang der jungen hohen Stimme und blickte rechts von sich nach unten auf den ärmlich gekleideten Körper, den braungelockten Kopf tief gesenkt. Er kniete sich vor dem Burschen hin und strich ihm sanft über den Schopf, mit einem Finger sein kleines Gesicht anhebend, so dass grüne ängstliche Augen in seine blickten.
"Was hast du, mein Sohn?" fragte er sanft und beäugte den Jungen vorsichtig. Keine Anzeichen der Krankheit schienen auf ihm zu liegen - Elessar hatte es auch kaum erwartet, denn Kinder schienen auffälligerweise nie oder nur sehr selten betroffen zu sein.
Er schien zehn, höchstens zwölf Jahre alt zu sein, doch die Furcht in seinen Augen war kindlich. "M...meine Eltern sind schwer krank... meine Mutter...verstorben... es wurde... mir gesagt... und jetzt..... das Haus.... besetzt....wo sie lagen.... "
Wiederrum fiel er zu Boden in eine demütigen Haltung. "Bitte, mein König, helft mir!"
Aragorn seufzte innerlich. Gab es nicht schon genug Bedrohung von außen, schien sie sie von innen auch noch zu erreichen. Wie konnten Menschen seines Volks die eigenen so behandeln, vor allem in solch kritischen Zeiten? Wie konnten sie ein Kind so behandeln....
Er nahm die Hand des Jungen in seine und zog ihn auf die Beine. "Wie ist dein Name?"
"Aldwyn, mein König."
"Erzähle mir genau was passiert ist, Aldwyn und ich werde versuchen, dir zu helfen!"
Sie machten sich auf den Weg zu der Behausung des Burschen, die im ersten Stadtring lag - Aragorn fragte sich innerlich, wie er den zweiten erreicht haben konnte, denn auch innerhalb der Stadt waren die Wachen nur strenger geworden. Er sagte jedoch nichts, um den Jungen nicht weiter zu verwirren, sondern lauschte erstaunt der Geschichte, die er erzählte.
"....sie waren fremd und sie gingen zu dem Körper meines Vaters... sie waren einfach im Raum, einfach so, als ich kurz Wasser holen wollte... sie sagten mir ich sollte mich nicht aufregen und sie würden sich darum kümmern......." Er blickte ihn erschrocken an, als er die Ereignisse erneut geistig durchlebte. "Sie liessen mich nicht zu ihm! Keiner von ihnen griff mich an..... aber sie waren so .... fremd!"
Der Bericht des Jungen unterschied sich erheblich von allem was Aragorn in den letzten paar Tagen gehört hatte. Meist hatten Kinder ihn geholt, um ihre Eltern zu behandeln und oft konnte er ihnen nur noch beim Sterben zusehen. Oft brachte er auch Waisen oder andere Menschen, die eine geliebte Person verloren hatten, in Stätten, wo sie nicht allein waren.... aber was Aldwyn erzählte, verwunderte ihn.
"Wir sind da!" rief er aus, als sie vor einem kleinen einstöckigen Steinhaus stehenblieben, bevor Elessar nachfragen konnte, in welcher Art diese Besucher nun fremd waren. Sie betraten das einzige Zimmer des Baus durch die niedrige Eingangstür und Aragorn machte sich gefasst, auf was immer kommen würde. Dumpfe, fast unhörbare Geräusche kamen aus einer unbeleuchteten Ecke, leises Geflüster, immer wieder das Geräusch von plätscherndem Wasser, ein leichter feuchtheißer Duft von Kräutern durchzog den Raum. Aragorn näherte sich ihnen langsam und sah drei im schwindenden Licht vollkommen schwarze Umrisse einige Schritte vor sich vor einem Bett hantieren.
"Wer seid ihr, dass ihr in das Haus dieses wehrlosen Jungen eintretet und ihm verwehrt, seinem Vater zu helfen?" Seine laute, scharfe Stimme ließ eine der drei Gestalten sich umdrehen, jedoch kaum erschrocken, eher interessiert und langsam auf Elessar und Aldwyn der sich halb hinter Aragorn verbarg zu.
"König Elessar, wir versuchen diesem Mann zu helfen, doch sein Sohn lief erschreckt davon, so sehr wir auch beteuerten, dass er keine Angst haben braucht." Seine Stimme klang sanft und doch bestimmt, er schien jemand zu sein, der in dem festen Glauben steht, das richtige zu tun.
"Wir sind für jede Hilfe dankbar, aber fragt das nächste Mal, bevor ihr einfach in ein Haus eindringt!" sagte Elessar streng und fügte anschließend hinzu: "Der Junge erzählte von einer Fremdheit an euch, die ihn erschreckt habe..... auch mir seid ihr nicht bekannt, auch wenn euch augenscheinlich mein Name nicht fremd ist. Tretet ins Licht und gebt euch zu erkennen!"
Der Mann trat in den helleren Bereich des Raums nahe der Eingangstür. Trotz des sanften Abendlichts würde nun seine dunkelgrüne lange Robe erkennbar, die fast strahlenden, fast weißen Haare und sein ebenmässiges Gesicht.
Elessar blickte ihn erstaunt an, doch ein Lächeln breitete sich seit langem das erste Mal auf seinen lange besorgten Zügen aus. "König Thranduil hab Dank! In solch einer Stunde hätte ich niemals mit dieser unerwarteten Hilfe gerechnet, doch ich stehe tief in eurer Schuld!"
Der blonde Elb lächelte Aragorn an, als dieser grinsend hinzufügte: "Fremde, die ungefragt in ein Haus eindringen, um dort zu heilen... ich hätte wohl wissen müssen, dass es Waldelben sind. Keine große Zeit für Förmlichkeiten."
"Es ist mir eine Ehre, euch zu helfen," sagte er und wurde dann wieder ernst, "mein Name ist Dûlas und das sind Dimatar und Teldion. Wir wurden in der Tat von König Thranduil ausgeschickt und wir schicken euch seine Grüße. Er ist im Moment auf der Suche nach euch, denn tief besorgt hat ihn die Nachricht, dass Prinz Legolas wie auch eure Tochter Arcariel verschwunden sind." Er seufzte leise. "Von dieser schlimmen Lage erfuhren wir erst an den äußersten Grenzen Düsterwalds, als uns einer eurer Reiter erreicht und obwohl wir noch so viele Heiler mitbrachten wie wir konnten.... wäre uns die Botschaft früher zugekommen, hätten wir noch mehr mitbringen können."
Aragorn nickte und verbeugte sich leicht. "Wir sind für jede Hilfe dankbar. Mögen die Valar euch segnen." Dann drehte er sich um und kniete sich zu Aldwyn, dessen erstaunter wie erschrockener Blick zwischen dem Bett mit seinem Vater und den Waldelben und Elessar hin-und herwanderte. Aragorn merkte, dass er im Gespräch mit Dûlas wieder in die elbische Sprache gefallen war. Der Junge schien augenscheinlich zerrissen zu sein in seiner Erleichterung, dass sein König friedlich mit den Fremden zu sprechen vermochte wie auch seiner nicht weichenden Erschrockenheit, die durch den Klang der fremden Worte noch verstärkt wurde.
"Aldwyn, du brauchst keine Angst zu haben. Dies sind Elben aus dem nördlichen Königreich Düsterwald und sie sind vieler Heilkünste mächtig, noch mächtiger als ich es bin." Er fragte den Jungen sanft und mit einem kleinen Lächeln: "Du hast das unsterbliche Volk noch nie erblickt, noch ihre Sprache gehört, nicht wahr?"
Aldwyn schüttelte den Kopf, doch seine Skepsis und Angst schien etwas gewichen zu sein. "Nein, Herr Elessar." Er senkte wieder das Haupt und fragte leise: "Werden sie Vater dann heilen? Und wann darf ich zu ihm?"
Nicht Aragorn antwortete, sondern Dûlas trat vor den Jungen, die für Waldelben - zumindest im Vergleich zu den anderen unsterblichen Mitgliedern ihres Volks - typische Rauhheit einen Moment ablegend. "Hab keine Furcht. Er wird wieder gesund... und ja, du kannst zu ihm."
Er lächelte sanft und als Aldwyn zu seinem Vater rannte und sich der Waldelb wieder an den König richtete, senkte Aragorn kurz ehrfürchtig sein Haupt ob der Heilkraft der Elben und blickte ihm dann in die Augen. "Wieviele von Euch sind hier zugegen? Und woher könnt ihr diese Krankheit besiegen? Ich war vollkommen machtlos dagegen, so schien es mir."
Dûlas grinste leicht, weniger spöttisch, als verständnisvoll, auch wenn sich nicht ganz traute, eine gewisse Herablässigkeit vor dem König Gondors zu zeigen. "Ich weiß, Ihr seid ein großer Heiler, König Elessar, doch rühren eure großen Heilkünste eher von dem was Herr Elrond euch in Bruchtal beibrachte ebenso wie die Stärke, die in eurem númenorischen Blut fliesst. Die Heilkunst der Waldelben mag nicht so kraftvoll und prächtig sein, doch wir wissen - diese Krankheit war nicht für euch bestimmt."
Er blickte sorgenvoll zu dem Bett des kranken Menschen und zu Dimatar und Teldian, die die zubereiteten Kräutermischungen in kleine Flaschen füllten, die sie abkorkten. "Wir können nicht verweilen, König Elessar. Es wäre unser Tod."
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