Wie auch bei dem letzten Fest waren die Tische und Bänke im Festsaal an die Wände gerückt worden, so daß sich in der Mitte eine Tanzfläche bildete. Die Tische selber waren mit den besten Leckereien gedeckt worden.
Die Schüler kamen wie jedes Jahr mit einem Staunen im Gesicht in den großen Raum. Über ihnen schwebten neben den Kerzen nun auch ausgehöhlte Kürbisköpfe, die mit einem meist fies grinsenden Gesicht verziert worden waren.
Alle hatten ihre beste Garderobe aus dem Schrank geholt. Cherry selber erschien in einem langen grün-schwarzen Samtkleid, daß ihre Schönheit bei den männlichen Anwesenden noch unterstrich. Daeva und Sam hatten einfach nur ihre Festumhänge übergeworfen. Herausputzen war noch nicht so ihr Fall, das gleiche galt für Harry und Ron. Hermine hatte ebenfalls ein Kleid an, das jedoch ein helles violett zu Tage förderte und ihr bis an die Knie ging. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt. Sheila dagegen hatte ein indisches Festgewand angelegt und die meiste Arbeit hatte sie sich beim dekorieren ihrer Haare gemacht. Nichts blitzte und blinkte so sehr, wie ihr umfangreicher Haarschmuck. Rasputin erschien ebenfalls in einem traditionell russischen Kostüm.
Als alle Schüler den Raum betreten hatten, erhob sich Dumbledore vom Lehrertisch: "Liebe Kinder, bevor das Fest beginnt, möchte ich euch mitteilen, daß wir zur Zeit einen Gremlin in Hogwarts haben. Ich bitte die Erst- bis Viertklässler nicht allein und nur mit älteren Schülern oder mit Lehrern den Saal zu verlassen, damit sie euch wieder in eure Häuser bringen. Ansonsten wünsche ich euch ein schönes Halloween!"
Somit setzte sich der Direktor wieder und die Kinder machten sich über das Essen her.
"Ein Gremlin?", fragte Daeva, während sie den Obstquark auf ihren Teller schüttete
"Ein etwa 30 cm großes koboldartiges Wesen, das nur Unfug im Kopf und keine Skrupel hat, jemanden zu verletzen oder zu töten. Es kennt nur seinen eigenen Spaß", erklärte Sam
Cherry wollte gerade auch ihren Senf dazu geben, als sie von Draco, der hinter ihr stand, angesprochen wurde: "Hey, Threethousand, steh hier nicht im Weg rum, du behinderst den ganzen Verkehr"
"Was kann ich dafür, wenn du dich so breit machst?", konterte Cherry schnippisch
"Du bist die blödeste Pute, die ich je kennengelernt habe. Ich weiß gar nicht, was die anderen an dir finden", erwiderte Draco
"Wie hast du mich genannt?"
"Ich nannte dich eine blöde Pute! Soll ich es noch einmal wiederholen?"
Ohne zu antworten schaute Cherry wütend in die Luft. Draco folgte ihrem Blick und bemerkte einen über ihn schwebenden Kürbis, der auf einmal anfing zu wackeln und dann auf den Jungen hinunter fiel. Mit einem seltsam klingenden "Platsch" landete die Frucht direkt auf Dracos Kopf.
"Sag das noch einmal zu mir und es kann sein, daß du das nächste Mal die Treppen etwas schneller hinunter laufen musst, weil dich ein KLAVIER VERFOLGT!", keifte Cherry und wandte sich dann zu Sam und Daeva, die das ganze stumm mit verfolgt hatten: "Sorry, hab keine Lust mehr ... ich geh in meinen Gemeinschaftsraum ..."
Daraufhin verschwand Cherry aus dem Saal. Draco kämpfte etwas mit seinem neuen Kopf und riss sich diesen dann mit Gewalt hinunter. Mit dem Fruchtfleisch des Kürbis in seinen zerzausten Haaren und im Gesicht rannte er der Austauschschülerin hinterher. Diejenigen, die das Spektakel gesehen hatten, krümmten sich vor Lachen.
Am Lehrertisch beugte sich Professor McGonagall zum Direktor hinüber: "Miss ed Din ist wieder nicht erschienen"
Dumbledore nickte und schaute zum Zaubertranklehrer. Dieser saß gelangweilt neben Professor Argent und zog ein launisches Gesicht. Der Direktor stand auf und ging zu Snape: "Severus, da du an diesen Feierlichkeiten offensichtlich keinen Spaß hast, könntest du mal schauen, wo Miss ed Din steckt"
"Ich amüsiere mich köstlich", murmelte Snape ohne auch nur eine Emotion in seine Stimme zu legen
Dann erklang plötzlich das Geschrei von Schülern und die Lehrer blickten auf. Die großen Flaggen der verschiedenen Häuser lösten sich, fielen in sich zusammen und bedeckten somit die Tische mit dem Essen und auch einige Schüler. Dann begannen die in der Luft schwebenden Kürbisse auf die Kinder zu fallen.
"Da oben!", rief Professor Binns
An den schwebenden Kerzen hangelte sich ein kleines Wesen mit großen Ohren, dürren Armen und Beinen und einer grünlichen Hautfarbe zu den Früchten, schnappte sie sich und warf sie lachend auf den Boden.
Die Lehrer zückten ihre Zauberstäbe und im selben Moment bemerkte der Gremlin sie. Er lies die Kerzen los und fiel auf den Kopf einer Schülerin, um sich dann an ihrem Rücken festzuklammern. Das Mädchen fing hysterisch an zu schreien. Niemand konnte so den Gremlin bannen, denn auch die Gesundheit der Schülerin stand damit auf dem Spiel. Dann hüpfte das Wesen in die restliche Schülermenge und landete auf seinem Weg zum Ausgang auf einigen Köpfen und Schultern. An der Tür angelangt, drehte es sich noch einmal kurz um und ließ mit einem erfreuten Unterton ein "Pa-nik" erklingen, dann verschwand es. Das ganze spielte sich so schnell ab, daß niemand reagieren konnte.
Dumbledore erhob seine Stimme: "Wir müssen leider das Fest unterbrechen! Alle Schüler gehen in ihre Gemeinschaftsräume und verlassen diese erst wieder nach Entwarnung. Die Lehrer werden den Gremlin verfolgen und fangen"
Die Vertrauensschüler führten die Kinder aus dem großen Saal.
Während Daeva hinter den Hufflepuffs herging, fiel ihr Blick auf etwas, das sich bewegte.
Oh nein, Tatze! dachte die Elbin und blieb stehen. Die Katze schaute sie nur kurz an und verschwand in einem Gang. Daeva wartete, bis die letzten Schüler an ihr vorbei gegangen waren und machte sich dann auf, um ihre Katze wieder einzufangen.
"Was bildest du dir eigentlich ein, mich so bloßzustellen?", brüllte Draco, der dabei war Cherry einzuholen
Diese hielt inne und drehte sich mit einem wütenden Gesicht zu dem Jungen um: "Ich kann es weder leiden, wenn sich jemand bei mir einschleimt, noch kann ich es ausstehen, wenn mich jemand beleidigt. Aber ein normales Gespräch zu führen, daß könnt ihr Jungs anscheinend nicht"
"Wenn du dich auch gleich wie eine hysterische Ziege aufführst, dann ist das kein Wunder", konterte Draco
"Hysterische Ziege? Wer provoziert mich denn die ganze Zeit?"
"Es ist zum kotzen, wenn ich sehe, wie die anderen dich anhimmeln, als wärst du eine Veela. Anscheinend bin ich der einzige, der kapiert hat, daß hinter deiner Fassade eine Furie steckt"
"Der mit dem Vaterkomplex hat also gemerkt, daß ich nicht nur ein Stück Fleisch bin. Jetzt soll ich mich vielleicht noch geehrt fühlen?"
"VATERKOMPLEX?", schrie Draco, "ich habe keinen Komplex, ich kann mein Leben allein führen"
"Klar", meinte Cherry sehr "überzeugt" und äffte Draco dann mit verstellter Stimme nach, "... mein Vater ist ein hohes Tier ... das sag ich meinem Vater ... mein Vater ... mein Vater ... mein Vater ... bla bla bla"
"Nimm das sofort zurück", knirschte Draco, "oder ich vergesse, daß man eigentlich keine Mädchen schlagen sollte"
"Du willst dich prügeln?", fragte Cherry und stellte sich in kampfbereiter Position auf, "nur zu ... versuch dein Glück ... aber nachher wird man über dich lachen, weil du gegen eine Frau im Abendkleid verloren hast"
Draco wollte sich gerade auf sie stürzen, als einige Meter hinter ihnen eine Statue mit lautem Krachen zu Boden fiel. Beide Schüler schauten in den Gang. Ein gefährlich klingendes Kichern ertönte und hinter den Trümmern der Statue kam ein kleines grünes Wesen zum Vorschein.
"Der Gremlin", keuchte Draco
"Was ... was hat er da in der Hand?", wollte Cherry wissen
"Das ist ein Messer ...", Dracos Mund wurde auf einmal ganz trocken und der Schweiß trat ihm auf die Stirn
"Pa-nik, Pa-nik, Pa-nik", kam es von dem Gremlin, der sich langsam näherte
"Wo ist dein Zauberstab?", wollte der Junge wissen, ohne den Blick von dem Wesen zu nehmen
"Oben im Mädchenschlafsaal in der Schublade meines Nachtschranks", antwortete Cherry, die ebenfalls den Gremlin im Auge behielt, "und deiner?"
"Im Jungenschlafsaal auf meinem Bett", kam es von Draco
"Was machen wir jetzt?", auch Cherry fing an zu schwitzen
Der Gremlin verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen: "Blut ..."
Beide Slytherinschüler schauten sich an und sagten gemeinsam laut: "WEG HIER!"
Mit diesen Worten wirbelten sie herum und liefen so schnell sie konnten den Gang hinunter, der Gremlin ging mit dem blanken Gegenstand in der Hand hinter ihnen her.
Peeves, der die ganze Sache mit angehört hatte, schwebte durch die Wand und sang (mit der Melodie von "Ein Männlein steht im Walde"):
Daeva achtete nicht darauf, wohin sie lief, sondern folgte nur den Spuren, die ihre Katze hinterlassen hatte. Manchmal sah sie sogar noch die Schwanzspitze, die um eine Ecke verschwand, doch sobald die Elbin dachte, sie hätte das Tier nun endlich, legte es einen Spurt hin und war wieder außer Sichtweite.
"Tatze, komm her", rief Daeva sichtlich genervt, "wir sollen alle in den Gemeinschaftsraum. Da läuft ein ... was auch immer draußen rum, das ist gefährlich!"
Die Katze kümmerte das anscheinend wenig, denn sie ging weiterhin ihrer Wege.
Endlich sah das Mädchen das gesamte Tier, das gemütlich eine Treppe hochkletterte. Als sie ihre Herrin bemerkte, legte sie einen Zahn zu und verschwand in dem dahinter liegenden Gang.
"TATZE", schrie Daeva und lief hinterher. Plötzlich stieß sie mit jemandem zusammen. Mit einem "Autsch" fiel die Elbin auf ihren Hintern.
"Daeva?", fragte auf einmal eine Stimme
"Häh?", das Mädchen schaute sich um, doch sie sah niemanden
"EMERGEO", ertönte es und Sam erschien vor ihr, die sich ebenfalls bei dem Zusammenstoß auf den Boden gesetzt hatte.
"Was machst du denn hier?", fragte Daeva
Sam holte ihren Zauberstab hervor: "Ich wollte nach dem Gremlin suchen und ihn fangen"
"Aber mit Tarnumhang wirst du doch von Mrs. Norris erkannt", fing die Elbin an
"Lieber Mrs. Norris, als das, was ich da drin getroffen habe", meinte die Rawenclaw
"Was ist denn da drin?", wollte Daeva wissen
"Das ist der vierte Gang im zweiten Stock ... der, den der Direktor verboten hatte und da drin ist ein Hund ... ein großer Hund ... sehr großer Hund ... sehr großer und sehr schwarzer Hund ..."
"Du magst keine Hunde?"
"Nicht diese Art ..."
"Oh Gott, Tatze ist da rein gelaufen!", rief Daeva und sprang auf, "ich muss hinterher"
"Nein ...", schrie Sam, doch da war die Elbin schon losgelaufen
Snape ging mit gezücktem Zauberstab den Flur entlang. Innerlich dankte er dem Gremlin für sein Auftauchen, denn so verschob sich dieses dämliche Gespräch zwischen ihm und der Juniorlehrerin. Er fragte sich immer noch, was Dumbledore sich dabei gedacht hatte. Der Direktor musste doch wissen, daß er so etwas haßte wie die Pest.
Ein Geräusch holte ihn aus seinen Gedanken. Er machte sich zum Ende des Flurs auf und sah dann vorsichtig um die Ecke. Sekunden später verdrehte er die Augen. Das Gespräch hatte er aufschieben können, aber trotzdem musste er ausgerechnet jetzt auf die Juniorlehrerin treffen. Diese stand vor einem Bild und versuchte sich mit ihm zu unterhalten.
"Können sie mir sagen, wie ich wieder zu den Lehrerquartieren komme?", fragte Khair
Der Mann auf dem Bild lächelte sie an: "Bon giorno"
"Äh ... ja ebenfalls ... welchen Weg muss ich denn gehen?"
"Bon giorno", wiederholte der Mann
"Sprechen sie meine Sprache?", fragte Khair
"Nein, tut er nicht", antwortete Snape und bog um die Ecke, "das ist ein Bild von Leonardo da Vinci, es spricht nur italienisch"
Khair taumelte vor Schreck einige Schritte zurück.
"Tun sie das nie wieder, Professor!", sagte sie, "es könnte sein, daß derjenige dabei einen Herzinfarkt bekommt"
"Haben sie sich schon wieder verlaufen?", fragte Snape
"Nein, ich wollte nur sichergehen, daß die Bilder wissen, wie sie zu den Lehrerquartieren kommen", antwortete die Juniorlehrerin mit einem sarkastischen Ton
"Wo sind denn ihre Pläne, Miss ed Din?"
"Irgendwo in meinem Zimmer"
"Dort liegen sie ja lange gut", sagte Snape trocken, "kommen sie, ich bringe sie zurück"
Khair seufzte. Sie hatte diese Situation nun zwei Monate vermeiden können, aber da sie noch nicht einmal wußte, wo sie sich gerade in Hogwarts befand und auch keine andere Möglichkeit sah, nickte sie und wollte Snape folgen, der sich bereits zum gehen umgedreht hatte. Plötzlich ertönte ein lautes Krachen.
"Was war das?", fragte Khair
Snape hielt seinen Zauberstab bereit: "Wir haben einen Gremlin im Schloß. Der Halloweenball wurde wegen ihm unterbrochen. Die Schüler sind bereits in ihren Räumen"
Dann knallte es ganz fürchterlich und ein unheimliches Bersten wurde hörbar. Staubwolken wirbelten auf, als ein Teil der Wand im Flur zusammenbrach und der Schutt sich auf dem Boden verteilte. Nun zog auch die Juniorlehrerin ihren Zauberstab. Mit Gremlins war wirklich nicht zu spaßen, insbesondere, wenn sie so etwas konnten. Als der Staub sich legte, mussten beide Anwesende erst einmal den Kloß in ihrem Hals runter schlucken, der sich dort gebildet hatte. Durch das Loch in der Wand war eine fast zwei Meter große, unförmige Gestalt getreten. Es hatte die Form eines Riesen, besaß jedoch bis auf eine Erhebung in der Mitte des Kopfes, das die Nase darstellen sollte, kein Gesicht und bestand scheinbar aus heller Erde oder aus Lehm. Dort, wo die Stirn sein sollte, war etwas eingraviert.
"Ähm ... das ist kein Gremlin ...", meinte Khair, nachdem sie sich von dem ersten Schock erholte hatte
"Nein", knirschte Snape, "das ist ein Golem und er ist resistent gegen Magie ..."
Cherry und Draco fegten durch die Gänge. Ihnen war egal, wohin sie liefen, hauptsache nur weit weg von diesem Vieh.
"Warte!!!", rief Cherry und blieb stehen. Völlig außer Atem legte sie ihre Hände auf die Oberschenkel und versuchte wieder einen normalen Pulsschlag zu bekommen. Auch Draco hielt an.
"Sind wir ihn los?", fragte er keuchend und fasste sich an seine Rippen. Er hatte offensichtlich Seitenstechen.
Beide versuchten so leise wie möglich zu sein. Es war nichts zu hören.
"Ich glaube, wir haben ihn abgehängt ...", meinte Cherry und holte tief Luft
"Dann laß uns so schnell wie möglich in den Gemeinschaftsraum zurückkehren", schlug Draco vor
Cherry war der gleichen Meinung und nickte.
"Was für ein häßliches Vieh ...", murmelte sie
"Ich dachte du stehst auf blutrünstige Bestien?", kam es von Draco und er versuchte ein entspanntes Lächeln zu künzeln
"Chewie ist keine Bestie", zischte Cherry, die sofort wußte, auf was der Junge anspielte
"Pscht" Draco legte die Finger an seine Lippen. Beide hielten die Luft an.
Ein leises Kratzen wurde hörbar, aber nur für wenige Sekunden, dann hörte es auf und es war wieder still.
"Das Vieh ist noch in der Nähe", flüsterte Cherry entsetzt
"Nichts wie weg hier, sonst ...", Draco stoppte, wieder ertönte das Kratzen und wieder hörte es auf, als die Schüler still waren.
"Verschwinden wir", die Austauschschülerin wurde immer leiser, "welche Richtung ist ..."
Es kratzte - diesmal etwas lauter - und hörte wieder auf.
Dracos Augen wanderten von einer Ecke in die andere: "Nach links ... glaube ..."
Kratzen ... ein Ton, als würden Fingernägel über eine Steinwand fahren ... und dann war es weg.
Dracos Blick war starr auf Cherry gerichtet. Seine Augen weit aufgerissen. Er brachte keinen Ton heraus. Cherry selbst lief die restliche Farbe aus dem Gesicht und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sie spürte einen Luftzug, der direkt hinter ihr entstand. Wie eine Maschine drehte sie ihren Kopf langsam um, bis zum Anschlag. Sie schaute auf die Wand und blickte direkt in zwei große gelbe Augen, die sie gefährlich anleuchteten. Der Gremlin hatte seine langen Krallen benutzt, um sich an der senkrechten Wand fortzubewegen. Nun saß er dort wie eine Spinne und sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, das spitze lange Zähne zum Vorschein brachte, zwischen denen ein Messer steckte. Er nahm eine Hand langsam von der Wand und griff nach der Stichwaffe. Kaum hatte er sie aus seinem Mund genommen, formten sich seine Lippen zu einem Ton: "Buh!"
Cherry und Draco fingen laut an zu schreien. Dann sprang das Wesen die Austauschschülerin an, so daß diese rückwärts umfiel.
Lachend hob der Gremlin sein Messer und stach auf Cherrys Kopf ein. Sie konnte ihn gerade noch zur Seite schwenken, bevor die Klinge sie traf. Das Messer streifte sie nur und hinterließ eine blutige Schramme auf ihrer Wange. Nun nahm er mit einer Hand ihren Kopf, um ihn festzuhalten. Der Gremlin hatte mehr Kraft, als das Mädchen vermutete. Während er auf ihr saß, konnte sie sich kaum bewegen.
Jetzt ist alles aus, dachte Cherry verängstigt und schloß die Augen, aus denen Tränen quollen.
Wieder holte das Wesen mit seinem Messer aus, doch bevor es ein zweites Mal zustechen konnte, traf etwas seinen Körper und ließ in an die nächste Wand schmettern. Cherry öffnete wieder ihre Augen und blickte auf Draco, der den Gremlin mit einem gekonnten Fußtritt von ihr runter geholt hatte.
Der Junge schnappte sich ihre Hand und zog sie auf die Beine: "Verschwinden wir, bevor er weiß, was passiert ist"
Cherry nickte und beide rannten wieder los.
Der Gremlin kauerte ein paar Minuten am Boden, bis er sich wieder aufrichtete, den Kopf hektisch schüttelte, um das Durcheinander darin zu ordnen, dann sprang er an die Wand und folgte krabbelnd den Schülern.
"Häßliches kleines Biest ...", meinte Luzifer, der im Gang stand, "... möchte mal wissen, was sich der Erfinder dabei gedacht hat. Das ist ja fast noch schlimmer als irgendeiner meiner Untergebenen"
"TATZE!!!", rief Daeva laut, während sie durch den verbotenen Flur ging, "Tatze, wo bist du?"
Die Elbin schniefte und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg, die sich bei ihr bildeten. Sie hatte keine Angst vor großen Hunden, aber sie hatte Angst um ihre Katze. Hunde waren nicht gerade als Katzenfreunde bekannt.
Alle Türen auf dem Gang waren verschlossen und als Daeva am Ende des Flurs ankam und kein Tier in Sicht war, setzte sie sich auf den Boden, zog ihre Beine an und legte ihren Kopf auf die Knie, um leise vor sich hin zu schluchzen.
"Daeva???", ertönte es auf einmal und eine Gestalt kam auf sie zu gerannt. Es war Sam. Sie blieb vor der Elbin stehen und kniete sich zu ihr runter.
"Was ist?", fragte die Rawenclaw besorgt, "hast du Tatze gefunden?"
Daeva sah nicht auf und sagte auch nichts, sondern schüttelte nur den Kopf.
Dann hörte man eine Tür knarren und Licht fiel von einem Zimmer auf den dunkleren Flur. Sam schaute mit einem panischen Gesichtsausdruck in diese Richtung und auch die Elbin hob nun den Kopf, um mit roten Augen zuzusehen, wie ein großer schwarzer Hund aus der Tür kam und in ihre Richtung trottete.
Sam schob sich instinktiv hinter Daeva.
"Du kennst dich doch mit Tieren aus ... bitte sag dem Köter, daß er uns nichts tun soll", meinte sie leise
"Da brauchst du keine Angst haben", meinte Daeva schniefend und wandte sich dann an den entgegen kommenden Hund: "Hat Tatze sich wieder bei ihnen verkrochen?"
Das Tier stockte und legte den Kopf schief.
"Du kennst das Vieh?", flüsterte Sam
"Du hast ihn auch schon gesehen. Der Mann von heute morgen", entgegnete Daeva leise und meinte dann laut zu dem Hund: "Nicht wundern, ich kann Animagen von richtigen Tieren unterscheiden" Wieder fuhr sie sich mit dem Handrücken über die Augen, um die letzten Tränen wegzuwischen.
Der Hund setzte sich und auf einmal war da ein Mann, der im Schneidersitz auf dem Boden kauerte.
"Und ich dachte, daß ich einen Fehler beim Verwandeln gemacht hatte", meinte er und lächelte, "ja, deine Katze hat mir einen Besuch abgestattet, indem sie laut miauend vor meiner Tür gesessen hat. Sie ist zur Zeit in meinem Zimmer"
Daevas Gesicht erhellte sich und Sam kam die Erleuchtung: "Die komische Type aus dem Gasthaus"
"Ähm ... Sirius wäre mir als Anrede lieber", räusperte sich der Mann
"Sirius??? Sirius Black?", sagte Sam schockiert, "der mehrfache Muggelmörder, der aus Azkaban ausgebrochen ist?"
Wieder räusperte er sich: "Sirius Black ist richtig, Muggelmörder stimmt nicht, dafür aber der Ausbruch aus Azkaban"
"Wer ist Sirius Black?", fragte Daeva zu ihrer Freundin gewandt
Sowohl von Sams als auch von Sirius' Seite her herrschte eine Weile ungläubige Stille.
"Du ... kennst ... Sirius Black ... nicht", kam es dann langsam von der Rawenclaw, "wo hast du bitte schön gelebt, daß du nichts von der Sache mitbekommen hast?"
"Bei meiner Mutter in Lothlorien", antwortete Daeva
"Wo?", fragte Sirius und erhob sich. Im selben Moment sprang auch Sam auf und zückte ihren Zauberstab: "Keinen Schritt weiter, Mr. Black!"
Sirius erstarrte für einen kurzen Augenblick, dann richtete er sich weiter zu seiner vollen Größe auf und meinte: "Und wenn ich dir was antun wollte, was könntest du als Erstklässlerin schon dagegen ausrichten?"
"So einiges, darauf können sie sich verlassen"
"Sam ... der Mann ist nicht böse", fing Daeva an zu piepsen
"Woher willst du das wissen? Du kennst nicht die Geschichten, die sich um ihn ranken"
"Tatze mag ihn"
"Was hat das Tier damit zu tun", fragte Sam, ohne den Blick von Sirius abzuwenden.
"Tatze kann erkennen ob jemand gut oder böse ist. Mit Menschen, die ihre bösen Absichten in ihrer Aura tragen, gibt sie sich gar nicht erst ab", erklärte Daeva und stand ebenfalls vom Boden auf. Sie ging auf Sirius zu, blieb vor ihm stehen und fragte: "Kann ich meine Katze wiederhaben?"
Sam lies ihren Zauberstab sinken und schüttelte den Kopf: "Daeva, du bist zu vertrauensvoll ..."
"Zwei Erstklässler, die sich unerlaubter Weise in Hogsmeade aufhalten und nun noch in dem Flur zu finden sind, den Professor Dumbledore ausdrücklich verboten hat", grinste Sirius, "wollt ihr beide eine Tasse Kakao trinken? Ich habe gerade eine ganze Kanne serviert bekommen"
"Au ja", meinte Daeva erfreut, "los, Sam! Komm mit!"
Die Elbin ging hinter Sirius her, während Sam ihnen immer noch kopfschüttelnd folgte. Falls der Kerl doch böse war, würde sie ihn mit so vielen Flüchen belegen, daß er nicht mehr wissen würde, wo oben und unten war.
Anm. d. Autors: Tja, noch ein Teil und der Halloweenpart ist fertig. Werden Draco und Cherry den Gremlin besiegen? Was will der Golem von Snape und Khair? Will er sie evtl. überreden, Zeugen Jehovas zu werden? Und ist Sirius' Kakao noch heiß? Alles weitere im nächsten Kapitelabschnitt
