Anmerkung: Die Story beinhaltet einige Details, die auf den 5. Band basieren. Um die Geschichte nicht unnötig aufzublasen und damit langweilig zumachen, werde ich nicht jede Einzelheit erklären und geh mal davon aus, dass ihr OotP gelesen habt. Solltet ihr dennoch Fragen zu Personen oder Hintergründen haben, mailt mir einfach….
2. Grimmauld Place Nr.12 - (Sirius Haus)
„Remus, hörst du mir eigentlich zu?"
Nymphadora Tonks schüttelte unwillig den Kopf und sah hilfesuchend zu Mad Eye Moody, der in einen Brief vertieft am Küchentisch neben ihr saß.
„Natürlich höre ich dir zu", erklang Lupins Stimme vom anderen Ende der Küche. „Doch was soll ich dazu sagen? Ich hab auch keine Ahnung, warum der Schutzzauber trotz Sirius ….trotzdem funktioniert."
„Wäre es nicht doch möglich, dass Sirius noch lebt? Ich meine…."
„Nein!", unterbrach Lupin sie barsch, warf das Messer, mit dem er gerade sein Sandwich bestrichen hatte auf die Arbeitsfläche und stürmte mit wehender Robe aus dem Raum.
„Remus…..", rief Tonks ihm nach und blickte verwirrt zwischen dem Teller mit dem Sandwich und der zugeschlagenen Tür hin und her.
„Lass ihn! Auch er braucht Zeit", hielt der alte Zauberer sie zurück, während sein magisches Auge Remus zu verfolgen schien.
„Aber….aber ich meinte doch nur…."
„Ich weiß was du meinst, Tonks", seufzte Moody und erhob sich ächzend. „Doch du klammerst dich an einen Strohhalm."
Für einige Augenblicke kniff die junge Frau die Lippen zusammen und sah zu Boden, ehe sie tief Luft holte und Moody fest ansah.
„Und was, wenn es mehr als ein Strohhalm ist? Was wenn wir uns irren und er zurückkommen kann? Wenn…der noch bestehende Schutzzauber doch etwas zu bedeuten hat?"
„Du machst dir selber etwas vor Tonks und das weißt du."
Noch ehe sie ihm widersprechen konnte, hörten sie die Glocke der Eingangstür und Sekunden später erschallte das Gezeter der alten Mrs. Black aus ihrem Bilderrahmen.
„VERRÄTER! DRECKIGES GESINDEL! IHR BESUDELT DAS HAUS MEINER VÄTER! VERSCHWINDET VON HIER!"
„Wie oft muss man es ihnen noch sagen, dass sie die Türglocke nicht benutzen sollen?", knurrte Moody, durchquerte mit langen Schritten die Küche und folgte Tonks, die vorangeeilt war um die Tür zu öffnen.
„Mundungus! Natürlich, wer sonst?", brummte Moody, als er den Neuankömmling erblickte.
„Tschuldigung!", grinste Mundungus Fletcher verlegen und warf einen resignierenden Blick auf das noch immer schimpfende und keifende Gemälde. „Ich weiß wirklich nicht, wie Sirius es mit so einer Mutter aushielt."
„Gar nicht!", kommentierte Remus trocken, der gerade damit beschäftig war, die Vorhänge, die sich unter dem Geschrei der alten Frau aufblähten, wieder vor das Gemälde zu ziehen. „Sonst wäre er wohl kaum mit 16 von Zuhause fortgegangen."
„Auch wieder wahr", brummte Mundungus und reichte Moody ein in braunes Packpapier eingewickeltes Paket. „Hier, war gar nicht so leicht das Buch zu bekommen. Bücher über derart alte Magie sind nicht mehr viele im Handel."
„Danke", knurrte Moody und schlürfte in die Küche zurück.
„Hast du Arthur Weasley getroffen?", fragte er, ohne sich zu vergewissern, ob die Anderen ihm folgen würden.
„Ja, er sagte, dass Ron noch keine Antwort von Potter erhielt."
Remus Lupin hatte gerade den Treppenabsatz der ihn nach oben in sein Zimmer brachte erreicht - doch als er Mundungus letzte Bemerkung hörte, drehte er sich um und folgte ihm, Tonks und Moody in die Küche.
„Wann hat Ron den Brief geschrieben?", fragte Lupin, blieb jedoch an der Küchentür stehen, während die anderen am Tisch Platz nahmen.
„Soweit ich weiß, vor drei Tagen", antworte Mundungus und zuckte gleichgültig die Schultern. „Scheint keine große Lust auf Schreiben zu haben, der Junge."
„Wundert dich das?", fauchte Tonks ihn ungehalten an und begann nervös mit den Finger über die Tischplatte zu fahren. „Er hat seinen Paten verloren, da glaub ich kaum, dass es ihm sonderlich gut geht. Wir sollten nach ihm sehen, vielleicht braucht er Hilfe?"
„Dumbledore kommt morgen früh, wir werden hören was er sagt", erwidert Moody kurz und warf Remus der noch immer gedankenverloren an der Tür stand einen besorgten Blick zu.
„Macht euch keine Sorgen, der Junge ist bei seinen Verwandten in Sicherheit", sagte Mundungus beschwichtigend und zog sich den Teller mit dem Sandwich heran. "Will das noch jemand essen?"
„Lass es dir schmecken", lächelte Lupin matt und verließ, ohne einen weiteren Kommentar die Küche.
„Remus! Warte! Soll ich dir was Warmes zu Essen machen?", fragte Tonks und trat einen raschen Schritt hinter ihm her.
„Nicht nötig, ich hab keinen Hunger. Trotzdem, Danke!"
„Du hast seit gestern Mittag nichts mehr gegessen………."
Doch ein maskenhaftes Lächeln und eine abwehrenden Handbewegung war die einzig Antwort die sie erhielt, ehe Remus mit eiligen Schritten die Treppe nach oben ging.
Für einen Moment blieb sie regungslos stehen und blickte ihm hilflos nach. Sie wusste, dass Sirius im Leben des Werwolfs immer eine sehr besondere Stellung hatte und für ihn der Verlust schwer war, doch warum redete er nicht? Seit Tagen schon versuchte sie mit ihm ein Gespräch in dieser Richtung zu führen, doch jedes Mal wenn die Sprache auf Sirius kam, blockte er ab oder verließ fluchtartig den Raum. „Ich will dir doch nur helfen, Remus", dachte sie verzweifelt und kehrte zurück.
* * * * * * *
Zur gleichen Zeit saß Harry Potter im Ligusterweg an seinem Schreibtisch und kaute nachdenklich an seiner Feder, während sein Blick ins Leere ging.
Hallo Ron…. stand auf dem Pergament das vor ihm lag, doch die weiteren Worte verloren sich in einer Flut von unterschiedlichen Gedanken, die durch Harrys Kopf kreisten. Ron schrieb ihm, dass seine Mutter Dumbledore fragen wollte, ob er, Harry, einen Teil der Ferien im Fuchsbau verbringen konnte. Doch was sollte Harry ihm antworten? Einerseits hatte er sich immer gefreut bei den Weasleys zu sein und es war auch immer eine tolle Zeit gewesen, aber jetzt schmerzte ihn der Gedanke an die heitere, ausgelassene Stimmung, die ihn dort erwarten würde. Außerdem war da auch noch Voldemort und …. Hedwig, die in diesen Moment auf seine Schulter flatterte, riss ihn unvermittelt aus den Gedanken.
„Ach Hedwig, wie soll ich Ron nur schreiben, dass ich nicht kommen möchte?", seufzte er tief und strich der Schneeeule traurig über den Schnabel. „Ron wird sicher ziemlich sauer sein, meinst du nicht auch?"
Ein leises Gurren, ließ ihn niedergeschlagen den Kopf schütteln.
„Ich glaube nicht, dass er das versteht! Aber was soll ich machen?"
Dennoch tauchte er nach kurzer Zeit die Feder in das Tintenfass und begann zu schreiben.
Hallo Ron,
danke für deinen Brief. Hier bei den Dursleys geht es ganz gut, sie lassen mich in Ruhe und so hab ich wenigstens Zeit in meinen alten Schulbüchern zu lesen. Dudley ist auch kaum zuhause, so kann er mich auch nicht groß nerven.
Die Sache mit dem Besuch im Fuchsbau, denke ich, ist keine so gute Idee. Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, aber ich möchte die nächste Zeit nicht kommen. Sei jetzt bitte nicht sauer, aber ich brauch erst mal ein bisschen Ruhe.
Grüß auch den Rest deiner Familie.
Harry
Mit einem unsichern Blick sah er zu Hedwig auf, ehe er das Pergament langsam zusammenrollte und an Hedwigs ausgestrecktem Fuß befestigte.
„Hoffentlich war das nun kein Fehler", seufzte er, während sein Blick der Eule folgte, bis diese im Dunkel der Nacht verschwand.
Diese Nacht wurde zu einer der Schlimmsten, an die Harry sich erinnern konnte. Verschwommen zog sich noch das Tor im Ministerium durch sein Bewusstsein und ein seltsam ziehender Schmerz in seinem rechten Arm, ehe ihm bewusst wurde, dass sein Onkel ihn brutal an der Schulter packte und schüttelte.
„Hör auf zu schreien!!! Bist du von allen guten Geistern verlassen? Was brüllst du so rum? Die gesamte Nachbarschaft wacht davon auf!"
Verwirrt und geschockt zugleich riss Harry die Augen auf und starrte in das zorngerötete Gesicht Vernons, das durch das anhaltende Schütteln an seiner Schulter immer wieder aus seinem Gesichtskreis verschwand. Einen kurzen, aber panischen Moment lang wusste Harry nicht wo er war und weshalb sein Onkel sich den Todessern angeschlossen hatte - bis sein Verstand langsam klar wurde. Ein Alptraum, es muss ein Alptraum gewesen sein, durchfuhr es ihn, während er verzweifelt nach seiner Brille fingerte.
„Was sollte das? Hast du den Verstand verloren?", donnerte sein Onkel noch immer, doch zumindest ließ er nun seine Schulter los und Harry bekam seine Brille zu fassen.
„Es… es …tut…es tut...es tut mir", stammelte er und wich keuchend von seinem Onkel zurück. „Ich hatte einen Alptraum."
„Alptraum? So ein Quatsch!" Mit einem Mal wurde die Stimme von Vernon Dursley gefährlich leise und glich eigentlich nur noch einem Zischen. „Ich warne dich Bursche, wenn du mitten in der Nacht noch einmal so einen Aufstand baust, dann werden dir auch deine verkommenen Freunde nicht mehr helfen können. Wage es nicht noch einmal….."
Harrys Herz schlug ihm noch immer bis zum Hals, selbst als die Tür schon lange hinter seinem Onkel ins Schloss gefallen war und das Quietschen der Matratze im Nebenraum ihm sagte, dass Vernon wieder im Bett lag. Was war eigentlich passiert? Er hatte geträumt…..von dem seltsamen Tor im Zauberministerium, von Todessern, von Sirius Cousine Bellatrix und von Ron der ihn lachend durch das Tor stoßen wollte. Eine Unzahl, völlig zusammenhangloser Bilder tauchten in seiner Erinnerung an diesen Traum auf, doch offensichtlich war er nicht von Voldemort ausgelöst worden, denn seine Narbe schmerzte kein bisschen.
„Es war keine Vision, nur ein Traum, nur ein Traum", sagte er sich fest und versuchte damit die aufgewühlten Gefühle zu beruhigen; doch das heftige Schlagen seines Herzens und der dumpfe Schmerz in seiner verletzten Hand machte es unmöglich an Schlaf zu denken. Die Arme fest um seine angezogenen Beine geschlungen, saß er in der hintersten Ecke seines Bettes und beobachtete die Schatten, die unaufhörlich durch sein Zimmer tanzten. „Das sind nur die Zweige des Baums, der direkt vor meinem Fenster steht", sagte er sich selbst, konnte jedoch nicht verhindern, dass genau diese Schatten für ihn wie bedrohliche Ungeheuer wirkten, die durch sein Zimmer wirbelten……
Fortsetzung folgt……
