Autornote: Bin wieder da!!!!!!!!!!!!!

Vielen Dank für die vielen Reviews, da konnte ich doch gar nichts anders machen, als ganz schnell weiter zu schreiben! *fg*

Liebe Grüße von euerem Sternchen!

* * * *

11. Familiengeschichte

Ron holte ihn erst an der Tür zur Bibliothek ein, doch Harry schien seine Anwesenheit überhaupt nicht wahrzunehmen. Mit einem heftigen Tritt stieß er die Tür auf und mit der gleichen Wucht knallte er sie auch wieder zu, noch bevor Ron eine Chance hatte, ihm in den Raum zu folgen. Für einen kurzen Moment zögerte Ron, doch dann holte er tief Luft und betrat ebenfalls die Bibliothek. Im düsteren Licht des Raums sah er Harry, mit dem Rücken zu sich, am Fenster stehen. Tief in Gedanken versunken stand er unbeweglich da und starrte nach draußen. Ron wusste weder ob Harry sein Eintreten überhaupt bemerkt hatte, noch ob es eine gute Idee war, jetzt mit seinem Freund zu reden.

„Ähm…Harry", begann Ron unsicher und ging vorsichtig auf ihn zu. „Kommst du klar, Kumpel?"

„Selbstverständlich! Warum sollte ich nicht?", antwortete Harry zynisch und starrte weiterhin durch die trüben Fensterscheiben.

„Ist mächtig viel auf einmal", seufzte Ron schwer und sah unschlüssig auf Harrys Rücken.

„Warum muss ausgerechnet dieser schleimige, mottenzerfressene Bastard hier aufkreuzen. Hat der nichts Besseres zu tun, als mit seiner arschlochhaften, selbstgefälligen Art, rumzustehen und auf Mr. Wichtig zu machen?"

Harry drehte sich um, und sah Ron mit zorngerötetem Gesicht und funkelnden Augen an. Für einen Moment war Ron wie vor den Kopf geschlagen, er wusste nicht was plötzlich in Harry gefahren war, oder auf wen er so einen Groll hegte.

„Häähh?"

„Oh, ich hasse ihn!"

Zu Rons Entsetzen, griff Harry nach einem Buch, schleuderte es quer durch den Raum und trat wutentbrannt gegen den Sessel.

„Harry….?

„Kann er uns nicht den Gefallen tun und in seinem eigenen Kessel ersaufen?"

„Äääähm?"

„Dieses hinterhältige – miese – stinkende – dreckige – ekelerregende – wurmzerfressene – schleimtriefende – dieses….", bei jedem Wort trat Harry zornbebend gegen Sessel, „….dieses ARSCHLOCH! Dieser verdammte,  Flachwichser….dieser Hurensohn…..dieser ….. dieser….Mensch helf´ mir doch mal!", fauchte Harry den völlig verdatterten Ron an, als ihm keine neuen Schimpfwörter mehr einfielen.

„Ähm…..Snape?", sagte Ron zaghaft, dem es langsam dämmerte, wen Harry meinte.

„Fällt dir nichts Besseres ein?"

„Nun doch….", grinste Ron und vervollständigte Harrys Aufzählung um ein paar uncharmante Titulierungen, die Hermine sicher mit einem vorwurfsvollen „aber Ron!" kommentiert hätte.

„Danke!", sagte Harry trocken, trat noch ein letztes Mal gegen den armen, unschuldigen Sessel und holte tief Luft.

„Geht's dir jetzt besser?"

„Seh` ich so aus?", knurrte Harry und versuchte langsam seine Atmung zu beruhigen.

„Willst du reden?"

„Worüber? Wie ich Snape am besten lynchen kann?"

„Wenn dir das hilft, dann meinetwegen auch darüber", grinste Ron schief. Für einen Moment sah ihn Harry nur verblüfft an, dann schüttelte er resignierend den Kopf und ließ sich erschöpft in den Sessel fallen.

„Nein, ich will nicht reden, ich wüsste auch nicht worüber."

Das matte Licht, das durch die verschmutzten Fensterscheiben drang, fiel auf Harrys Gesicht und Ron sah, dass er die Augen geschlossen hatte. Einige Momente überlegte er schweigend, ob er Harry auf Chos Tod ansprechen sollte, verwarf diesen Gedanken jedoch wieder. Sicherlich war Hermine für Gespräche dieser Art besser geeignet und wenn Tonks Recht hatte, würde Hermine in spätestens zwei Tagen kommen.

„Ich mag Snape ja auch nicht, doch warum…."

Gerade, als Ron einen zweiten Sessel heranziehen wollte, drang das schrille Geschrei von Mrs. Black durch die Tür.

„Scheint so, als wären Lupin und Silver zurück", sagte Harry hastig, noch ehe Ron seinen Satz beenden konnte. Harry sprang von seinem Sessel auf und zog Ron eilig mit nach draußen.

In der Eingangshalle blähten sich die Vorhänge über dem Porträt von Sirius Mutter und ihre zeternde Stimme ließ sie unwillkürlich die Hände auf die Ohren pressen. In der Mitte der Halle standen Clark Silver, Remus Lupin - mit einem Karton unter dem Arm - Kingsley und ein fremder dunkelhaariger Mann mit Vollbart, während Andrea auf dem Fußboden saß und sich entsetzt umsah. Silver streckte ihr hilfreich die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen, doch Andrea schien das nicht zu bemerken. Den Blick starr auf das schreiende Gemälde gerichtet, rappelte sie sich hoch und beobachtete, wie Dumbledore und McGonagall sich abmühten, die Vorhänge wieder zu schließen. Zur gleichen Zeit waren Tonks und Mrs. Weasley damit beschäftigt, die anderen Gemälde rasch mit einem Schweigezauber zu belegen.  

Erst als Dumbledore vom Vorhang zurücktrat, nahmen Harry und Ron die Hände von den Ohren. Dennoch konnten sie nicht die leisen Worte des Schulleiters verstehen, mit denen er die Neuankömmlinge begrüßte und sie anwies ihm in den Wohnraum folgen. Harry hatte den unangenehmen Verdacht, sollte sich die Wohnzimmertür vor ihnen schließen, würden er und Ron von dem Gespräch nichts mehr mitbekommen; also beeilten sie sich zu den Neuankömmlingen aufzuschließen. Als sie die Tür zum Wohnzimmer erreichten, nickte Dumbledore ihnen kurz zu und wandte sich dann im Anschluss an Molly Weasley.

„Ich denke bei einer Tasse Tee redet es sich besser", sagte er und wies Andrea freundlich einen Platz auf dem Sofa zu.

Während Dumbledore kurz die Anwesenden der Reihe nach vorstellte, eilte Molly aus dem Raum und erschien wenig später wieder, ein Tablett mit Teetassen und Gebäck vor sich herschwebend. Eigentlich hatte Harry erwartet, dass dieses schwebende Tablett Andrea verwirren würde, doch sie nahm wortlos eine Tasse entgegen, als wäre ihr diese Form des Transports vertraut. Selbst als McGonagall mit einem Wink ihres Zauberstabs ein Feuer im Kamin entfachte, schien Andrea dies nicht im Mindesten zu irritieren und nun fiel Harry wieder ein, was Dumbledore über Andreas Familie gesagt hatte. Sie standen im engen Kontakt mit der Zaubererwelt und offensichtlich war auch Andrea der Gebrauch von Magie nicht fremd. Harry und Ron setzten sich etwas abseits und während Andrea vorsichtig an ihrem heißen Tee nippte, trafen sich kurz ihre Blicke. Ein leises, erleichtertes Lächeln huschte über ihr Gesicht, ehe ihr Blick wieder zu Dumbledore ging, der sich ihr in diesem Augenblick gegenüber setzte.

„Können Sie uns erzählen, was genau geschehen ist?", sagte Dumbledore nun direkt an Andrea gewandt.

„Sicher", nickte sie und stellte mit zitternden Händen ihre Tasse auf den Tisch. Für einen kurzen Moment sah sie unsicher in das gütige Gesicht des alten Zauberers, bis sie tief Luft holte und stockend zu erzählen anfing.

„Es begann damit, dass ich einen lauten Knall hörte, wie von einer Peitsche. Ich konnte nicht feststellen woher es kam und als es sich mehrmals wiederholte, öffnete ich das Fenster um auf die Straße zu sehen."

„Wir haben am Tag zuvor einen Anti-Apparierschutz über deine Wohnung gelegt", erläuterte Rasul. „Die Geräusche die du hörtest, wurden durch den Versuch in deine Wohnung einzudringen erzeugt."

„Nun, als die Typen plötzlich auf meinem Fensterbrett erschienen, wurde mir das auch klar", seufzte sie und fuhr sich zerstreut durch die Haare. „Allerdings war es da bereits zu spät. Es ging alles so schnell, dass ich nicht einmal Zeit hatte zu begreifen, was in diesem Moment geschah. Einer der Männer richtete seinen Zauberstab auf mich und als mich der Lichtstrahl traf, konnte ich mich nicht mehr bewegen. Sie stießen mich zur Seite und begannen die Wohnung abzusuchen. Ihre Gesichter hatten sie hinter Masken versteckt, doch an ihren Stimmen konnte ich erkennen, dass es drei Männer und eine Frau waren. Als sie außer mir niemanden in der Wohnung fanden, begannen sie mich zu verhören. Sie fragten zuerst nach dem Hund und als ich ihnen nicht sagen wollte, was mit ihm geschehen war, belegte mich die Frau mit einem Fluch…."

Andrea brach ab, presste die Lippen aufeinander und schluckte heftig, doch als Rasul ihr mitfühlend die Hand auf die Schulter legte, schüttelte sie unwirsch den Kopf. Tränen traten in ihre Augen und ihre Finger krallten sich in die Ärmel ihres Pullovers.

„Es war ein Gefühl, als würde mein Körper in Flammen stehen und ich konnte mich gegen diesen Schmerz nicht wehren", sagte sie leise und sah beschämt zu Boden. „Ich habe es wirklich versucht, doch ich konnte es nicht. Dieser Schmerz, er war… so übermächtig, so unvorstellbar, dass ich irgendwann nachgab. Ich hab ihnen erzählt, was ich wusste….es tut mir so leid…ich wollte es nicht, aber…ich konnte diese Qual nicht mehr ertragen."

„Was genau haben Sie ihnen erzählt?", hakte an dieser Stelle McGonagall, mit einer steilen Sorgenfalte auf der Stirn, nach.

„Dass Mr. Lupin kam, um Harry abzuholen und dass ich… als ich erkannte, dass er ein Zauberer war…... mit dem Handy einen Freund anrief. Ich erzählte ihnen, dass Mr. Lupin beim Eintreffen meiner Freunde, Harry eine alte Mütze zuwarf und dass der Hund im gleichen Moment danach schnappte, als auch Harry sie zu fassen bekam und beide  gemeinsam verschwanden. Sie wissen, dass der Junge und der Hund sich am selben Ort befinden. Der eine Mann fragte mich, ob ich eine Vorstellung hätte wohin der Portschlüssel die beiden gebracht haben könnte. Ich versicherte ihnen, dass ich dies wirklich nicht wüsste, doch die Frau glaubte mir die Geschichte mit dem Portschlüssel nicht; vielleicht hatte sie einfach nur Spaß daran jemanden zu quälen. Jedenfalls legte sie immer wieder von neuem den Fluch auf mich, bis ich außer dem Schmerz und ihrem irren Gelächter nichts mehr wahrnehmen konnte. Vermutlich hätte sie mich damit umgebracht, wenn einer der Männer ihr nicht Einhalt geboten hätte. Sie stritten sich und dann kam auch schon Francesco. Ich hörte nur noch kurz seine Stimme und muss im selben Augenblick das Bewusstsein verloren haben."

„Das hört sich nach Bellatrix Lestrange an", stöhnte Remus, doch noch ehe er diesen Gedanken weiter aufführen konnte, wurde er von Dumbledore unterbrochen.

„Haben Voldemorts Leute sich nicht gewundert, dass Sie als Muggel wissen, was ein Portschlüssel ist?"

„Ich weiß nicht, es ging alles so furchtbar schnell", antwortete Andrea und rieb sich nachdenklich über die Stirn. „Ich kann nicht sagen, ob ich es einen Portschlüssel nannte oder einer der Todesser."

„Haben Sie ihnen die Namen Ihrer Freunde genannt?", schaltete sich nun Silver, mit einem besorgten Blick auf Rasul, ein.

„Nein, sie haben mich nicht danach gefragt. Wahrscheinlich gingen sie davon aus, dass es sich bei diesen Freunden um Muggel handelte."

Dumbledore atmete kaum merklich auf, während sein Blick nachdenklich auf der jungen Frau ruhte, die noch immer nicht wagte aufzusehen.

„Machen Sie sich keine Sorgen, Andrea, Sie haben Voldemort nichts verraten, was er nicht eh schon wusste", sagte er sanft. „Spätestens seit seinem Auftritt im Zauberministerium weiß er, dass Remus Lupin für den Orden arbeitet. Außerdem wird Voldemort sicher vermuten, dass Harry sich in unserer Gesellschaft befindet."

Sollte Dumbledore damit gerechnet haben, Andrea mit seinen Worten beruhigen zu können, so musste er nun feststellen, dass dies keineswegs der Fall war. In ihrem Gesicht spiegelten sich nach wie vor Schuldgefühle, Angst und ein merkwürdiger Ausdruck, der zwischen Resignation und Entschlossenheit schwankte.

„Nach allem, was Sie uns erzählt haben, Andrea, besteht die Möglichkeit, dass Voldemort herausfindet wer Sie wirklich sind", seufzte Dumbledore nach einer kurzen Pause.

„Ich weiß, mir ist die Größe der Gefahr bewusst", erwiderte sie tonlos und sah dem alten Zauberer erstmalig in die Augen. „Und ich rede hier nicht nur über die Gefahr für mein Leben. Wenn Sie einen Gedächtniszauber über mich sprechen möchten, kann ich dies… verstehen."

„Nein, ich haben nicht vor Ihre Erinnerung zu manipulieren", sagte Dumbledore ernst und schüttelte den Kopf. „Das Wissen, das Sie zufällig erlangt haben, stellt für uns hier keine Gefahr dar. Doch mache ich mir Gedanken um Ihre Sicherheit."

„Das ist nicht nötig", entgegnete sie fest und warf Rasul, einen flüchtigen aber entschlossenen Blick zu. „Ich weiß wo ich hingehen werde."

„Andrea, NEIN!", fuhr Rasul heftig dazwischen. „Du kannst nicht…"

„Doch, das kann ich sehr wohl und ich werde es auch tun! Ich habe meine Entscheidung getroffen und diesmal wirst du sie mir nicht ausreden können!"

„Himmel noch mal! Dieses Haus ist gefährlicher, als alle Todesser zusammen. Ich werde es nicht zulassen!"

Rasul war aufgesprungen und sah sie nun mit zornblitzenden Augen an, doch Andrea erwiderte seinen Blick ungerührt.

„Du wirst es nicht verhindern können und das weißt du."

„Warum bist du so darauf erpicht, dich diesem Risiko auszusetzen? Dies ist nicht der einzige Ort an dem du dich verstecken kannst."

„Aber es ist der einzige Ort, an dem ich Zuhause bin."

„Andrea, es ist ein Grab!", sagte er beschwörend, doch sie schüttelte energisch den Kopf.

„Es ist die einzige Verbindung, die ich noch zu meiner Vergangenheit habe und in Anbetracht der jüngsten Ereignisse, denke ich, dass es an der Zeit ist, sich mit diesem Erbe auseinander zu setzen", sagte sie harsch, während sich ein sturer Zug um ihre Lippen legte. 

Noch ehe Rasul zu einer weiteren hitzigen Entgegnung ansetzen konnte, unterbrach Remus Lupin den Streit der beiden.

„Darf ich fragen, was das für ein Haus ist von dem Sie reden?"

Für einen kurzen Moment sah ihn Andrea unschlüssig an, bis sie mit einem leisen Seufzer nickte.

„Es ist ein altes Landhaus, das seit vielen Generationen im Besitz meiner Familie ist. Es wurde zuletzt von meiner Ururgrossmutter Miranda und deren Mann Ignatz, der ein sehr experimentierfreudiger Zauberer war, bewohnt, doch nach deren Tod wollte es niemand mehr beziehen. Mein Großvater behauptete immer, dass es ein Fluch wäre, es zu besitzen, denn in seinen Mauern schlummern große Mächte, aber auch unvorstellbare Gefahren. Es lässt sich nur durch das Blut eines Familienmitglieds betreten, aber leider besteht diese Familie nur noch aus Muggel und die können die Macht offensichtlich nicht nutzen."

„Können Sie uns dies genauer erklären?", sagte Dumbledore stirnrunzelnd, während sein Blick fest auf ihren Augen haftete.

„Ignatz war ein Zauberer und als er meine Ururgroßmutter heiratete, wollte er ihr ein ganz besonderes Geschenk machen, er versuchte ihr die Magie zu verleihen, die sie von Geburt an nicht besaß. Da er seine Forschungen geheim halten wollte, legte er einen starken, sehr merkwürdigen Schutzzauber auf das Haus, der es für jeden  Menschen unmöglich macht, das Gebäude zu betreten, der nicht mit dem Blut der Familie verbunden ist. Mit seinen Forschungen und Experimenten hatte er wenig Erfolg und Vieles stellte sich als Unsinn heraus, Manches sogar als sehr gefährlich. Dennoch gelang es ihm nach einigen Jahren, Miranda diese Magie zu geben, sie wurde eine Hexe. Allerdings war es keine genetische Veranlagung und so wurden die Nachkommen der Beiden auch wieder als Muggel geboren. Drei von ihren vier Kindern starben unter geheimnisvollen Umständen in diesem Haus und so beschloss Ignatz, seiner Tochter Anastasia ebenfalls diese Magie zu geben. Er sah darin die einzige Möglichkeit sie zu schützen, doch auch Anastasias Kinder wurden ohne magische Gene geboren, genauso wie ihre Enkel und Urenkel."

„Anastasia Price war eine der mächtigsten Hexen ihrer Zeit", stieß McGonagall verblüfft aus. „Ich wusste nicht, dass sie ursprünglich ein Muggel war."

„Wenn ich mich recht entsinne, starb sie an einer, selbst für Zauberer, unheilbaren Krankheit", grübelte Silver und zog nachdenklich die Stirn in Falten.

„Genau wie ihre Mutter", nickte Andrea. „Dies war eine Nebenwirkung der Wandlung. Aus diesem Grund wurde es bis heute auch geheim gehalten, dass diese Übertragung der Magie überhaupt möglich ist."

„Wissen Sie, womit er sonst noch experimentierte?", erkundigte sich Dumbledore interessiert.

„Wenn ich mich richtig erinnere, waren es ganz unterschiedliche Bereiche. Traumreisen, Zeitreisen, Potenzierung von Magie, irgendwas mit Zaubertränken und nach Mirandas Tod, mit dem Kontakt ins Jenseits. Ich glaube, es war auch was mit Fluchabwehr und Fluchumkehr dabei."

„Nicht zu vergessen, die Verwirrungsflüche, einige neuerfundene Tötungsflüche und die Experimente, mit denen er den körperlichen Verfall aufhalten wollte", warf Rasul bitter ein. „Dieses Haus ist vermutlich vom Keller bis zum Dach gefüllt mit schwarzer Magie."

„Das weißt du nicht, du warst nie dort!", entgegnete Andrea scharf.

Rasul entgegnete ihr nichts darauf, nur seine Augen waren anklagend auf sie gerichtet, als wollte er sie auf diese Art von ihrem Vorhaben abbringen.

„Und warum wollen Sie genau dorthin gehen?", mischte sich nun erstmals Molly Weasley in das Gespräch ein und sah sie erschüttert an.

Andrea nahm ihre Teetasse vom Tisch, ohne daraus zu trinken und atmete tief durch, ehe sie zögernd in die Runde blickte, bis ihr Blick schließlich an Harry hängen blieb.

„Weil dort meine Wurzeln liegen", sagte sie leise, ohne den Blick von Harry zu wenden. „Als meine Eltern von Voldemort umgebracht wurden, war ich ungefähr in Harrys Alter…" Sie brach ab und schluckte schwer, ehe sie mit brüchiger Stimme weiter erzählte. „Alt genug um die Zusammenhänge zu sehen, alt genug um zu begreifen, dass man mir die wichtigsten Details vorenthielt, aber zu jung um allein etwas ausrichten zu können. Mit dem Argument, für meine Sicherheit zu sorgen, wurde meine Identität geändert, mein Familienname durch einen fremden ersetzt. In meinem Pass stand ein falsches Geburtsdatum, welches mir ermöglichte eine eigene Wohnung in London zu beziehen und man schirmte mich von allen Ereignissen der Zaubererwelt ab. So lebte ich fortan wohlbehütet in der Muggelwelt und ich kann wirklich nicht sagen, dass es mir damit schlecht ging. Meine Verwandten und auch Francesco haben sich immer liebevoll um mich gekümmert, dennoch wäre es mir lieber gewesen, man hätte mich selbst entscheiden lassen…"

„Wir haben damit dein Leben geschützt", verteidigte sich Rasul und sah sie ungnädig an.

„Natürlich!", entgegnete Andrea resignierend. „Deshalb hast du auch alles Magische von mir ferngehalten."

„Du bist ein Muggel und kannst dieses Erbe nicht nutzen."

„Dennoch ist es mein Erbe und meine Verantwortung."

„Es stellt für dich eine tödliche Gefahr dar."

„Ich bin kein Kind mehr und kann sehr wohl selbst für mich entscheiden, welche Risiken ich eingehen möchte und welche nicht. Außerdem bin ich heute nicht mehr schutzlos, ich weiß…"

„Das ist das Törichtste, was du je…." Rasul brach ab, als ihm ihre letzten Worte bewusst wurden und sah sie misstrauisch an. „Moment mal, was meinst du damit, du bist nicht mehr schutzlos? Du hast doch nicht vor irgendetwas aus diesem Haus zu benutzen?"

„Du hast mir einmal gesagt, dass es die Aufgabe jedes Einzelnen ist, mit dem ihm zur Verfügung stehenden Potential zu agieren. Du sagtest, zum Erwachsenwerden gehört das Akzeptieren der Gegebenheiten die wir nicht ändern können genauso, wie der Mut die eigenen Fähigkeiten zu nutzen, um für das zu kämpfen, was uns für richtig erscheint. Du nanntest es die moralische Eigenverantwortung eines jeden Menschen, die Summe seiner ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu gebrauchen."

„Dreh mir nicht meine eigenen Worte im Mund herum!", sagte Rasul barsch, dennoch sah man seinem Gesicht deutlich die Panik an, die in ihm hochstieg. „Ich erinnere mich noch sehr genau an dieses Gespräch. Es ging darum, dass du im Krieg gegen Voldemort nichts ausrichten konntest, du warst zu jung und obendrein noch ein Muggel. Ich versuchte dir klar zu machen, dass du diese Tatsachen akzeptieren musst und dazu stehe ich noch heute. Du kannst nicht in die Fußstapfen deiner Urgroßmutter treten, ohne deren Macht zu besitzen. Dein Wissen und Können ist an ganz anderer Stelle gefragt."

„Darin stimm ich mit dir völlig überein! Gleichzeitig nenne ich es aber moralische Eigenverantwortung, trotzdem meine Augen offen zu halten und zu überlegen, wo ich hilfreich sein kann."

„Dann denke mal sehr gründlich darüber nach! Dann wirst du auch erkennen, dass es unsinnig ist in dieses Haus zurückzukehren. Du kannst in diesem Krieg nichts ausrichten! Jede andere Schlussfolgerung, wäre maßlose Selbstüberschätzung!"

„Das sehe ich anders! Auch wenn ich diese Magie nicht nutzen kann, so ist es vielleicht möglich, sie jemand anderem zugängig zu machen."

„Du kannst doch nicht auf ein vages Vielleicht hin, alle Vorsicht sausen lassen!", brauste Rasul laut und zornig auf, doch Andrea schenkte seiner erhobenen Stimmlage keine Beachtung.

„Mag sein, dass es für dich wie maßlose Selbstüberschätzung aussieht, doch ich versichere dir, ich weiß was ich tue."

Rasul antwortete ihr nicht. Mit einem resignierenden Seufzen ließ er sich zurück in den Sessel fallen und schüttelte ungnädig den Kopf. Offenbar gab er vorläufig seinen Versuch auf, Andreas Meinung zu ändern, doch Harry war sich sicher, dass dieses Thema für die beiden noch lange nicht vom Tisch war. Tief in seinem Inneren spürte er eine Aufwallung von Zuneigung für Andrea, deren Situation der Seinen nicht ganz unähnlich war. Die anderen Mitglieder des Phönixordens hatten bisher schweigend, wenn auch interessiert, die Auseinandersetzung verfolgt; doch nun ergriff Silver wieder das Wort.

„Wenn ich das Ganze richtig verstanden habe, dann wollen Sie in dieses Haus zurückkehren, um nach Etwas zu suchen, das im Kampf gegen Voldemort nützlich sein könnte. Sehen wir mal von der damit verbundenen Gefahr ab, wie wollen Sie das finden, wenn Sie die Magie nicht benutzen können?"

„Es gibt Aufzeichnungen und Hilfsmittel, die ich auch ohne magische Fähigkeit nutzen kann", antworte ihm Andrea ausweichend.

„Möglicherweise müssen Sie gar nicht selbst dort hin, man könnte auch versuchen den Schutzzauber aufzuheben, damit ein Zauberer…", schaltete sich nun Kingsley ein, doch Andrea unterbrach ihn mit einem heftigen Kopfschütteln.

„Ich glaube kaum, dass dies funktionieren würde. Selbst meine angeheiratete Großtante, die eine Hexe war, konnte dieses Haus ohne den direkten Körperkontakt zu einem Familienmitglied weder betreten noch sehen."

„Wissen Sie, wann dieses Haus das letzte Mal betreten wurde?", fragte nun Dumbledore, der sie bisher still beobachtet hatte.

„Ja", nickte Andrea zögernd und warf Rasul einen unsicheren Blick zu. „Ich war heute Nacht dort."

„WAS?", entfuhr es Rasul entgeistert, doch zu mehr Worten schien er nicht fähig zu sein. Binnen weniger Sekunden verschwand jegliche Farbe aus seinem Gesicht und er starrte sie mit offenem Mund an.

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Fortsetzung folgt…. 

Autornote: An dieser Stelle möchte ich mich noch mal ganz herzlich für die vielen Rewievs bedanken, diese sind ein ungeheuerer Ansporn schnell weiter zu schreiben. Außerdem finde ich euere Gedankengänge dazu sehr inspirierend, also schreibt auch ihr mir fleißig weiter! *ganzliebguck*