Autor Note:

@ cosma - Andrea fliegt nicht selbst, sie sitzt hinter Remus auf den Besen.

@ Lea – mach ich doch *ggg*

@ maya – kein Kommentar *sfg*

@ Kirilein – darf ich das wirklich nicht? Schade! *beschämtzuBodenschau*

@ Angel 344 – man sollte die Hoffnung nie aufgeben! *zwinker*

@ Rapunzelou – Bitte schön, gern geschehn! Hier kommt eine Teilaufklärung zu dem Salomonschild. Ganz wäre das Kapitel leider noch länger geworden.

So nun wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen!

18. Das Salomonschild

Für einen kurzen Augenblick hatte Harry die bizarre Vorstellung, er hätte den Torbogen passiert, doch schon im nächsten Moment sah er einen Zauberstab in der Luft schweben. Immer näher trieb er auf diesen Zauberstab zu, bis er den Rand des Podiums erreicht hatte. Hier senkte sich der Zauberstab, seine Füße bekamen wieder Kontakt zum Boden und Sekunden später wurde er von körperlosen Händen gepackt. Ein grellroter Blitz schoss haarscharf an ihm vorbei und im gleichen Augenblick spürte er, wie der Tarnumhang über ihn gezogen wurde.

„ERGREIFT IHN!", schallte die Stimme des Zauberministers durch den Raum.

„Hast du die Besen?", wisperte es.

„Hab ich."

Im Bruchteil einer Sekunde verstand Harry was hier gerade geschah. Lupin und Andrea waren hier. Sie mussten auf der Treppe seinen Tarnumhang gefunden haben und hatten sich mit seiner Hilfe angeschlichen. Doch noch ehe Zorn in ihm hochsteigen konnte, sausten erneut rote Blitze haarscharf an ihm vorbei und er wunderte sich, welchem Glück er es zu verdanken hatte, dass sie ihn bisher noch nicht getroffen hatten. Durch das feine Gewebe des Tarnumhangs konnte er Fudge erkennen, der mit einigen Ministeriumsangestellten die Treppe nach unten, auf sie zu stürmte.

„Er ist verschwunden!", keuchte eine Stimme hinter Fudge.

„Er kann hier nicht einfach apparieren", sagte eine Andere.

„Los mach schon!", flüsterte Lupin neben Harry und ein Ziehen hinter seinem Nabel sagte ihm, dass Andrea den Portschlüssel benutzte.

Fudge war inzwischen nur noch wenige Meter von ihnen entfernt und Harry konnte deutlich sein zorniges Gesicht erkennen.

„Ich werde dafür sorgen, dass jeder der hier unerlaubt eindringt sofort nach Askaban gebracht wird!", brüllte er hysterisch, dann wurde es dunkel um Harry.

* * * *

Das Erste, was Harry registrierte, noch ehe er die Augen aufschlug, war ein stechender Schmerz in seinem Kopf. Gleichzeitig spürte er den weichen Untergrund auf dem er lag und den würzigen Geruch von Zimt und Nelken, der ihm in die Nase stieg. Benommen öffnete er die Augen und sah direkt in das besorgte Gesicht von Remus Lupin.

„Harry, wie geht es dir?"

Einen Augenblick war sich Harry nicht ganz sicher, ob er nicht vielleicht in seinem Bett lag und einen sehr seltsamen Traum hatte, bevor die Erinnerung zurückkam und er sich verblüfft umsah.

„Wo sind wir?"

„Bei mir zuhause", antworte Andrea an Lupins Stelle, die in diesen Moment mit einem Glas in der Hand vor ihm auftauchte. „Hier trink das, nach dem Aufschlag denke ich, dass du einen ziemlichen Brummschädel haben wirst."

„Danke!", sagte er matt und richtete sich vorsichtig auf. „Was ist mit mir geschehen?"

„Bei unserer Ankunft hier, bist du mit dem Kopf gegen den Steinboden geknallt", sagte sie mit einem mitfühlenden Lächeln und führte ihm das Glas mit einer grünschimmernden Flüssigkeit an die Lippen.

Zögernd leerte er das Glas, ehe er erneut die Augen schloss und sich erschöpft zurücksinken ließ. Es dauerte nicht lange, da setzte die Wirkung des Getränks ein und seine Kopfschmerzen verschwanden. Neben sich konnte er das Geräusch eines heranrückenden Sessels hören und er wusste, dass Lupin sich neben ihn gesetzt hatte. Eine schmerzhafte Leere brannte  in seinen Eingeweiden und schien es unmöglich zu machen, erneut die Augen zu öffnen.

„Warum, Remus?", sagte er nach einiger Zeit tonlos. „Warum hast du mich nicht gehen lassen?"

Es dauerte etwas, bis er eine Antwort von Remus Lupin bekam und Harry glaubte schon, dass dieser ihn nicht gehört hatte, als die leisen Worte neben ihn erklangen.

„Ich konnte nicht."

„Du hattest kein Recht mich aufzuhalten."

„Ich weiß!", seufzte Remus einsilbig.

„Warum hast du es dann getan?"

Das sanfte Ticken einer alten Wanduhr war das einzige Geräusch, was an Harrys Ohr drang, während er in die Stille lauschte. Nach einigen Minuten öffnete er die Augen und sah Remus neben sich in einem Sessel sitzen. Die Augen starr auf das Kaminfeuer gerichtet, schien er nur körperlich Anwesend zu sein. Andrea die etwas entfernt ebenfalls in einem Sessel saß, hielt eine Teetasse in der Hand und beobachtete ihn nachdenklich, bis sie schließlich den Kopf schüttelte und tief seufzte.

„Du solltest ihm die Wahrheit sagen, Remus."

„Die Wahrheit? Was ist die Wahrheit?", seufzte dieser leise, ohne den Blick von den Flammen zu wenden.

„Das was du fühlst?", sagte sie mit einem traurigen Lächeln. „Das was du denkst."

„Das ist nicht so einfach", lächelte er gequält, ohne Andrea oder Harry anzusehen.

„Natürlich ist es das nicht", seufzte sie schwermütig und stand auf.

„Ich kann nicht."

Für einen Moment sah sie unschlüssig von Remus zu Harry, bis sie schließlich ungeduldig den Kopf schüttelte. „Himmel noch mal, was ist so schwer daran, ihm zu sagen, dass du ihn liebst, dass du es nicht ertragen könntest ihn auch noch zu verlieren, dass du Sirius ebenfalls vermisst und nicht weißt, wie du damit umgehen sollst?"

Obwohl sie nicht übermäßig laut gesprochen hatte, zuckten Remus und Harry gleichermaßen zusammen, als hätte sie diese Worte hinaus geschrieen. Beide starrte sie an, unfähig etwas darauf zu erwidern.

„Ich denke, ich sollte euch besser alleine lassen", sagte sie etwas leiser und hob mit einer resignierenden Geste die Hände, ehe sie den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. Ihre Schritte hallten noch in der Eingangshalle nach, als Remus tief seufzte und Harry mit einem unsicheren Lächeln ansah.

„Sie hat es ziemlich genau auf den Punkt gebracht", sagte er matt.

„Du solltest mich… mich… nicht…" Der Kloß, der sich in seiner Kehle bildete ließ kein weiteres Wort zu, so sehr Harry auch schluckte.

„…dich nicht lieben?", sagte Remus ernst und als Harry nickte, schüttelte er den Kopf. „Das tu ich bereits seit dem Tag, da James mir dieses Bündel in den Arm legte, aus dem nur dein Kopf heraussah."

„Aber…"

„Du warst gerade mal drei Stunden alt, als James uns stolz seinen Sohn präsentierte. Ein Winzling mit rabenschwarzen Haaren, strahlend blauen Augen, einem kräftigen kleinen Stimmchen und einem völlig überdrehten Paten, der sein Glück einfach nicht fassen konnte."

„Ich hatte blaue Augen?", fragte Harry verwirrt.

„Alle Babys haben anfänglich blaue Augen, die eigentliche Augenfarbe entwickelt sich erst später", lächelte Remus tief in dieser Erinnerung versunken. „Wir haben an diesem Abend gefeiert. Bis tief in die Nacht hinein. Als James und Sirius am nächsten Tag deine Mutter besuchten, waren sie mehr als nur ein bisschen verkatert. Doch sie waren glücklich, so glücklich wie ich sie nie zuvor erlebt habe. Wir alle waren es.

Ich erinnere mich noch wie Sirius mit dir auf dem Arm im Garten saß und dich in den Schlaf wiegte. Es dauerte einige Zeit bis du eingeschlafen warst und als er dich vorsichtig in die Wiege zurücklegte, fragte er mich, ob ich einen besseren Grund kennen würde, um die Unbeschwertheit der Jugend aufzugeben", erzählte er und fügte mit einem sanften Lächeln hinzu: „Ich kannte keinen und kenne auch heute keinen, der es wert wäre auf dieses Glück zu verzichten."

Harry setzte sich auf, während diese Bilder vor seinen inneren Augen vorbeiliefen wie ein Film, und fühlte wie ihm die Tränen in den Augen brannten.

„Du weißt, was weiter geschehen ist", seufzte Remus und das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. „Deine Eltern wurden ermordet, Sirius wurde nach Askaban gebracht und du lebtest fortan bei den Dursleys. Dumbledore hatte uns allen verboten, Kontakt zu dir zu suchen und ich weiß nicht, ob ich es ohne dieses Verbot wirklich getan hätte. Ein Werwolf ist nicht unbedingt der angemessene Umgang für ein Kind.

Als ich dich dann nach so langen Jahren wiedersah, kamen mir das erste Mal Zweifel, ob dies wirklich die richtige Entscheidung war. Ich versuchte mir vorzustellen, was alles hätte anders sein können. Dann kam das Zusammentreffen mit Sirius und hat alles verändert. Die Vergangenheit, die zuvor so weit weg schien, verband sich plötzlich wieder mit der Zukunft und ich dachte wirklich, dass alles gut werden würde. Ich war fest davon überzeugt, dass wir Sirius Unschuld beweisen könnten…"

Remus brach ab und nun konnte Harry auch die Tränen sehen, die dieser nicht mehr wegblinzeln konnte. Plötzlich lag soviel Trauer und Hoffnungslosigkeit in diesen Augen, dass Harry erstmals wirklich erahnen konnte, was in Remus vorging.

„Es tut mir leid… es ist alles meine Schuld", schluchzte Harry und die vorher so eisern zurückgehaltenen Tränen brachen mit aller Macht aus ihm heraus. Ohne zu wissen, wie es geschah, fand er sich plötzlich in Remus Armen wieder, die ihn fest an sich pressten.

„Nein, das ist es nicht, Harry. Du hättest es nicht verhindern können", sagte er heiser, während er sein Gesicht in Harrys Haaren vergrub.

„Doch! Ich hätte klarer denken sollen. Ich hätte den Zweiwegespiegel benutzen können, wenn ich Sirius Geschenk eher aufgemacht hätte. Ich hätte mich auf die Occlumencystunden besser vorbereiten sollen." Harry schluckte heftig. „Hermine hat Recht wenn sie sagt, dass ich dazu neige immer den Helden zu spielen und Snape hat ebenfalls Recht. Nichts von dem, was in jener Nacht geschehen ist, hätte sein müssen, wenn ich nicht den glorreichen Helden gespielt hätte. In meiner Überheblichkeit, habe ich nicht gesehen, dass die Welt manchmal ohne mein Heldentum besser dran wäre."

„Snape ist ein Idiot!", entfuhr es Remus, während er Harry festhielt.

„Was aber nichts daran ändert, dass er Recht hat!", beharrte Harry. „Es sind so viele Menschen wegen mir gestorben, die alle noch leben könnten, wenn…"

„Und wesentlich mehr würden heute nicht mehr leben, wenn du nicht gewesen wärst", unterbrach Remus ihn hart und hob sein Gesicht an um ihn anzusehen. „Du warst es, der ihn zu Fall brachte! Ohne dich hätten damals noch weit mehr Menschen ihr Leben verloren."

„Aber ohne mich hätte Voldemort nie seinen Körper zurückbekommen!"

„Oh doch, früher oder später hätte er das. Wir hätten es nicht verhindern können", sagte Remus mit bebender Stimme. „Harry begreif doch, das war einfach dein Schicksal. Du konntest nichts dagegen tun!"

„Genau wie diese Prophezeiung mein Schicksal ist!", entgegnete Harry heftig und wollte sich von ihm losreißen, doch Remus hielt ihn unnachgiebig fest.

„Ja, genau wie dieses Prophezeiung! Keiner von uns kann seinem Schicksal entfliehen, Harry. Ich kann dem nicht entfliehen, dass ich ein Werwolf bin und du kannst diese Prophezeiung nicht ungeschehen machen. Aber ausschlaggebend ist doch, wie wir mit diesen Gegebenheiten umgehen! Was wir trotz aller Widrigkeiten aus unserem Leben machen."

„Aber ich kann das nicht! Jeder sieht in mir den Retter dieser Welt, doch ich habe doch gar keine Chance! Es war doch nur Zufall, dass ich Voldemort immer wieder entkommen bin. Ihr seht in mir etwas, was ich nicht bin und auch nicht sein möchte."

„Du bist Voldemorts Schicksal, genau wie er Deins. Niemand wird dies ändern können."

„Aber ich habe Angst, Remus! Ich kann das nicht! Und ich ertrage diesen Schmerz nicht, den ich jedes Mal fühle, wenn jemand wegen mir stirbt. Meine besten Freunde leben in ständiger Gefahr, nur weil sie mir wichtig sind. Ich will das alles nicht!"

„Ich weiß, Harry, doch du bist nicht allein."

„Ich fühle mich aber verflucht allein! Ich vermisse Sirius! Jedes Mal wenn irgendwo ein Hund bellt, zerreißt es mir das Herz. Mit jedem Schritt, den ich durch den Grimmauld Place gehe, sehe ich ihn vor mir. In manchen Nächten wache ich auf und habe Angst davor wieder einzuschlafen, weil ich weiß, dass es immer wieder dieselben Bilder sind, die ich sehe. Bellatrix Lachen verfolgt mich in meinen Träumen und ich sehe ihn immer wieder durch diesen Schleier fallen. Jeder Cruciatus-Fluch mit dem Voldemort mich belegt hat, war leichter zu ertragen als diese Qual. Ich möchte bei ihm sein, Remus!"

Erneut rannen Tränen aus seinen Augen, doch diesmal war es ihm egal. Plötzlich war es unbedeutend, dass er fast 16 Jahre alt war und wie ein Kind weinte. In diesem Augenblick wollte er nur noch in Remus Armen liegen, den Schutz und die Wärme spüren, die von ihm ausging und diesem Schmerz nachgeben, der ihn seit Wochen zu zerfetzen drohte.

„Ich vermisse ihn auch, Harry. Mehr als ich dir sagen kann."

Harry hatte die Augen geschlossen und antwortete ihm nicht darauf. Was hätte er auch sagen können? Einige Minuten schwiegen sie und hielten sich nur aneinander fest, bis Harry schließlich verlegen diese Umarmung löste.

„Danke!", sagte er leise und wischte sich mit der Hand über die Augen.

„Ich kann dir Sirius nicht ersetzen, Harry und ich wollte es auch nicht, doch wenn du es möchtest, würde ich dir gern ein Freund sein."

Dieses Bekenntnis ließ Harry heftig schlucken und er musste sehr gegen die erneuten Tränen ankämpfen, doch diesmal hatte er Erfolg. Mit einem zaghaften Lächeln nickte er dankbar und mit einem Mal fühlte er sich unendlich erleichtert, diese Gefühle mit Remus geteilt zu haben.

„Andrea hat Tee gekocht. Wir sollten ihn trinken, bevor er kalt wird", sagte Remus heiser.

Das Flackern des Kaminfeuers warf bizarre Schatten, die genauso seltsam waren, wie Harry sich plötzlich fühlte. Der Schmerz und die Trauer, die ihn zuvor so gelähmt hatten verschwanden langsam und machten dem Gefühl von Verbundenheit Platz. Nachdenklich beobachtete er seinen ehemaligen Lehrer, den letzten, noch verbliebenen  Freund seiner Eltern, während dieser Tee in die bereitgestellten Tassen füllte.

„Remus, erzähl mir was von früher!", sagte Harry plötzlich in die Stille hinein.

„Sicher", nickte er, stand jedoch auf und ging zur Tür. „Aber wir sollten Andrea nicht noch länger in der Küche sitzen lassen."

Eine Minute später war er mit Andrea zurück und begann zu erzählen. Angefangen mit der Zeit, in der er Sirius und James kennen gelernt hatte, bis hin zu den vielen Streichen, welche sie in den ersten Jahren den Slytherins spielten. Je länger er erzählte, umso gelöster wurde er und es war fast so, als würden diese alten Geschichten den Druck der letzten Wochen auflösen. Harry hätte ihm noch stundenlang zuhören können, als Remus auf die Uhr sah.

„Ich denke, wir sollten zurückkehren, sonst weiß morgen jeder im Grimmauld Place, dass du die Nacht nicht in deinem Bett verbracht hast", sagte er mit einem Grinsen und stand auf.

„Soll das heißen, dass…"

„Ron und Hermine wissen von deinem nächtlichen Ausflug und als wir hier ankamen, informierten wir sie, dass du hier bist. Alle anderen liegen hoffentlich noch ahnungslos in ihrem Bett. Sie haben keine Ahnung was heute Nacht los war und wenn du es ihnen nicht erzählen willst, wird es niemand erfahren."

Eine Welle unendlicher Erleichterung durchflutete Harry und er stieß hörbar die Luft aus. Insgeheim hatte er befürchtet bei seiner Ankunft einer völlig aufgelösten Mrs. Weasley, einer ärgerlichen Tonks oder noch schlimmer, einem zynischen Snape gegenüberzustehen, von denen jeder auf seine Art, ihm sein unüberlegtes Verhalten vorwarf.

„Danke", sagte er deshalb erleichtert und blickte verlegen auf seine Fußspitzen. „Auch dafür, dass du mir keine Vorwürfe machst."

„Ich wüsste nicht, was ich dir vorwerfen sollte, Harry", sagte Remus sanft und drückte kurz seine Schulter, ehe er sich zu Andrea umdrehte. „Du wirst mit uns über das Flohnetzwerk zurück müssen."

„Ich weiß!", stöhnte Andrea und fügte, als sie Harrys verständnislosen Blick bemerkte, erklärend hinzu: „Der Portschlüssel funktioniert nur nach dem Hin- und Zurückprinzip. Das heißt, er befördert mich von jedem Ort aus, genau in dieses Haus zurück, doch wenn ich ihn in die entgegengesetzte Richtung benutze, bringt er mich genau zu der Stelle, von der aus ich gestartet bin. Im jetzigen Fall würde er mich direkt ins Zauberministerium bringen."

„Seit Andrea den Grimmauld Place verlassen hat, besuche ich sie regelmäßig, um ihr hier etwas magisch zur Hand zu gehen. Ich kann dieses Haus aber auf normalem Weg nicht so einfach erreichen, deshalb benutzen wir den Portschlüssel, mit dem Andrea mich abholt", sagte Remus ergänzend und plötzlich huschte ein Ausdruck von Schalk über sein Gesicht, den Harry an ihm bisher noch nicht kannte.

„Du machst das, ohne dass die Anderen etwas davon wissen?", fragte Harry ungläubig.

„Bisher hat mich niemand gefragt, was ich über Andreas Abreise wüsste oder ob ich Kontakt zu ihr hätte", sagte er in einem unschuldigen Ton, der Harry unwillkürlich grinsen ließ.

Einige Minuten später standen sie in der Küche des Grimmauld Place und sahen in die erleichterten Gesichter von Ron und Hermine. Während Ron sich damit begnügte, ihn einfach nur freundschaftlich auf die Schulter zu klopfen, stürze Hermine auf Harry zu und fiel ihm schluchzend um den Hals. Das zweite Mal innerhalb weniger Stunden fand er sich plötzlich in den Armen eines anderen Menschen wieder und er konnte nichts anderes tun, als ihr sacht auf den Rücken zu klopfen. Auch wenn ihn diese unerwartete Nähe verlegen machte, so konnte er doch nicht leugnen, dass sie ihm seltsamerweise gut tat.

„Ist schon gut, Hermine. Mir geht es gut", versuchte er sie zu beruhigen. „Es ist alles OK!"

Doch noch ehe Harry recht wusste was geschah, stieß sie ihn plötzlich von sich und fuhr ihn zornig an. „Nichts ist OK, du Idiot! Weißt du was wir uns für Sorgen gemacht haben? Mach das nie wieder, hörst du? Nie wieder!"

Damit rauschte sie schluchzend aus der Küche und ließ einen völlig fassungslosen Harry zurück.

„Sind nur die Nerven, Kumpel", seufzte Ron mit einem schiefen Grinsen und schob ihn kurzerhand aus der Küche. „Nun solltest du aber schauen, dass du noch ins Bett kommst. Keine Ahnung wann Mum morgens aufsteht."

Harry nickte benommen und folgte Ron nach oben, während Andrea leise Remus in dessen Zimmer folgte. Dankbar darüber, dass Ron ihm keine weiteren Fragen stellte, fiel Harry todmüde ins Bett und war binnen weniger Sekunden eingeschlafen.

* * * *

Ron und Harry erwachten, als Ginny energisch gegen die Tür ihres Zimmers klopfte und kurz darauf ihr besorgtes Gesicht erschien.

„Mum schickt mich, ich soll euch bescheid sagen, dass es in einer halben Stunde Mittagessen gibt", sagte sie und zog die Stirn kraus.

„Kommen gleich", nuschelte Ron in sein Kissen und Harry hatte den Eindruck, dass er sofort wieder einschlief.

„Was zum Teufel habt ihr drei heute Nacht getrieben?" Ginny hatte die Hände in die Taille gestemmt und sah misstrauisch zwischen beiden hin und her. „Hermine musste ich auch wecken und ich kann euch sagen, das war ein hartes Stück Arbeit."

„Geredet", seufzte Harry und tastete nach seiner Brille auf dem Nachttisch. „Ist ziemlich spät geworden."

Dies entsprach von einem bestimmten Blickwinkel aus der Wahrheit und als Harry sich aufsetzte, konnte er sehen, dass Ginny diese Aussage anscheinend beruhigt hatte. Sie nickte versöhnlich und während sie nochmals Rons Schulter rüttelte erzählte sie Harry: „Heut Morgen war hier schon eine Menge los. Irgendetwas muss heute Nacht im Zauberministerium losgewesen sein. Mum erzählte, dass jemand eingebrochen ist, aber niemand weiß, was derjenige dort wollte. Tonks tippt auf einen Todesser, aber genaues weiß anscheinend keiner, da derjenige irgendwie entkommen ist."

„Deine Mutter hat dir das erzählt?", fragte Harry ungläubig.

„Ja", grinste sie breit. „Rons Ausbruch scheint Früchte getragen zu haben. Offensichtlich ist sie nun nicht mehr der Überzeugung, dass sie uns alles vorenthalten muss."

„Ahh!" Mehr wusste Harry darauf nicht zu sagen und Ginny schien auch keinen weiteren Kommentar zu erwarten. Während er Ginny beobachtete, wie sie ihren Bruder kurzerhand die Bettdecke wegzog, wirbelten seine Gedanken unablässig um die Frage, warum Fudge ihn offensichtlich nicht erkannt hatte.

„Los steh auf!", maulte Ginny ungeduldig und verdrehte ein letztes Mal die Augen, ehe sie mit einem ärgerlichen Schnauben das Zimmer der Jungs verließ.

Ron neben ihm streckte sich und blinzelte verschlafen, bevor er mit einem tiefen Seufzer die Beine aus dem Bett schwang und ins Bad ging. Wenige Minuten später waren sie beide angezogen und machten sich auf den Weg nach unten.

Das Mittagessen war noch nicht beendet, als Dumbledore in Begleitung von Moody im Grimmauld Place ankam.

„Guten Appetit, zusammen!", grüßte er freundlich. 

„Habt ihr schon gegessen?", fragte Molly Weasley und wollte sich erheben, als Moody sie auf den Stuhl zurückdrückte.

„Das haben wir schon hinter uns, doch gegen eine Tasse Tee haben wir später nichts einzuwenden."

Moody und Dumbledore setzte sich etwas abseits an den Tisch und Molly nahm wieder ihre Gabel zur Hand. Die normale Unterhaltung setzte wieder ein, bis Moody plötzlich aufstand und mit raschen Schritten auf Harry zuging, sein magisches Auge starr auf Harrys Brust gerichtet.

„Darf ich das mal sehen, Potter!", knurrte er und Harry wusste, dass er das Andreas Amulett meinte, das er unter seinem Sweatshirt trug.

Für einen Moment war er nahe dran, einfach nein zu sagen, doch Remus, der ihm gegenüber saß, nickte leicht und Harry vermutete, dass Andrea ihm von dem Amulett erzählt hatte. Plötzlich wurde es still in der Küche und die Augen aller richteten sich  auf Harry. Widerstrebend legte dieser das Besteck zur Seite und zog die Kette unter seiner Kleidung hervor. Unwillkürlich hielt Harry die Luft an, als Moody nach dem Amulett griff, doch er nahm die Kette nicht ab, um Moody die Begutachtung zu erleichtern.

„Was ist das?", fragte Tonks und beugte sich ein Stück nach vorn, um das Amulett in Moodys Hand besser sehen zu können.

Niemand beantwortete ihre Frage. Inzwischen waren auch Dumbledore und Silver herangekommen, um ebenfalls den Anhänger zu betrachten, was Harrys Unwohlsein nur noch steigerte. Silver stieß scharf die Luft aus, während Moodys magisches Auge wie verrückt kullerte.

„Woher hast du das, Harry?", durchbrach Dumbledore ruhige Frage die Stille.

„Das möchte ich nicht sagen", antwortete Harry und wusste, dass seine Worte unhöflich und schroff klangen. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er sehen, wie Remus vom Tisch aufstand und heimlich die Küche verließ, doch offensichtlich schien dies außer ihm niemand zu bemerken. Tief in seinen Inneren wusste Harry, dass Remus versuchte mit Andrea in Kontakt zu treten, auch wenn er keine Vorstellung davon hatte, wie dieser das auf die Schnelle bewerkstelligen konnte.

„Ich denke, da bleibt dir keine andere Wahl, Potter", knurrte Moody und warf Dumbledore einen bezeichnenden Blick zu. „Dies ist ein sehr starker magischer Gegenstand und kein harmloses Schmuckstück."

„Und was ist das nun genau?", fragte Tonks ungeduldig.

„Da wüsste ich auch gern", brummte Moody und drehte den Anhänger nachdenklich zwischen den Fingern.

„Es ist nur ein Schutzamulett!", entgegnete Harry ungehalten, auch wenn er sich im Stillen die Frage stellte, was Andrea ihm da eigentlich gegeben hatte.

„Das bezweifle ich", sagte Silver stirnrunzelnd, während sein Blick Harry fixierte, als wollte er ihm bis in die tiefsten Abgründe seiner Seele schauen.

„Es sieht aus, als ob es ein Teilstück von etwas Größerem ist", grübelte Moody.

Dumbledore streckte die Hand aus und ohne dass er den Zauberstab gezogen oder irgendein Wort gesagt hätte, löste sich die Kette von Harrys Hals. Instinktiv versuchte er die Kette festzuhalten, doch ehe Harry danach fassen konnte, entglitt sie seinen Fingern und flog in Dumbledores Hand. Für einen Augenblick wollte Harry zornig auffahren, als er Hermines Hand auf seinem Arm spürte und ihren warnenden Blick auffing.

„Höchst interessant!", murmelte Dumbledore, während er das Amulett eingehend untersuchte, bis sein Blick zu Harry zurückkehrte. „Weißt du wo sich das Gegenstück dazu befindet?"

„Vermutlich bei Andrea", schoss es Harry durch den Kopf, doch er schwieg beharrlich. „Warum zum Teufel hatte sie mir nicht erklärt, was es mit diesem Ding auf sich hat", dachte er ärgerlich, während er unbehaglich Dumbledores Blick auswich.

„Ich denke, da kommt jemand, der uns die Frage beantworten wird", sagte plötzlich Moody und als Harry aufblickte, konnte er sehen, dass sein magisches Auge starr auf die Tür gerichtet war. Sekunden später öffnete sich diese und Remus betrat, gefolgt von Andrea die Küche.

„Andrea?", stieß Tonks ungläubig aus, als traue sie ihren eigenen Augen nicht.

„Guten Tag!", grüßte Andrea lächelnd, geflissentlich die allgemeine Überraschung ignorierend. „Remus sagte mir, dass Sie Fragen hätten, bei denen ich Ihnen eventuell behilflich sein könnte."

Die Gelassenheit, mit der sie hier so einfach in die Küche spazierte, als sei dies ein ganz gewöhnlicher Besuch, hatte für Harry schon etwas von Dreistigkeit, dennoch konnte er nicht umhin, sie für diese Unverfrorenheit zu bewundern. Während Molly Weasley überrascht nach Luft schnappte, schüttelte Silver mit einem verstohlenen Grinsen den Kopf.

„Werden wohl ein paar Fragen mehr sein, die ihr Beiden hier zu erklären habt", brummte Moody ärgerlich, während sein Blick zwischen Remus und Andrea hin und her hüpfte.

Einzig Dumbledore schien durch Andreas unerwartetes Erscheinen nicht allzu sehr beeindruckt zu sein. Mit einem freundlichen Lächeln streckte er ihr die freie Hand entgegen.

„Schön Sie wieder zu sehen, Andrea!", sagte er. „Ich denke wir sollten, wenn alle ihr Essen beendet haben, nach nebenan ins Wohnzimmer gehen. Es gibt tatsächlich ein paar Fragen."

Harry war der Appetit vergangen und ein Blick in die Runde zeigte ihm, dass es den anderen wohl ähnlich erging. Ohne zu zögern erhob sich die Essensgesellschaft und folgte Dumbledore, Moody und Andrea in das nahegelegene Wohnzimmer.

Als auch der letzte einen Platz gefunden hatte, räusperte sich Dumbledore. „So, nachdem ich annehme, dass Harry den Anhänger von Ihnen erhalten hat, bitte ich Sie uns zu erzählen, was sie darüber wissen", begann Dumbledore an Andrea gewandt.

„Es ist ein Familienerbstück und ich habe Harry gebeten, es für mich zu verwahren. Von seiner Anwendung her ist es in erster Linie als Schutzamulett gedacht", erklärte sie sachlich und Harry war sich sicher, dass Andrea ihre Worte sehr sorgsam wählte. Im Bruchteil einer Sekunde ging ihm plötzlich ein Licht auf und er verstand nun den Sinn ihrer Worte, „weil man Kostbarkeiten manchmal auf ungewöhnlich Weise schützen muss". Mit Kostbarkeit hatte sie nicht das Amulett gemeint, sondern sein Leben und deshalb… Harry konnte den Gedanken nicht vollenden, da Moody nun ziemlich ungehalten dazwischen fuhr.

„Ist Ihnen klar, dass dies kein gewöhnliches Schutzamulett ist?"

„Ich habe nie behauptet, dass es ein gewöhnliches Schutzamulett ist", entgegnete sie ruhig. „Mir ist seine Außergewöhnlichkeit durchaus bewusst."

„Und haben es ihm dennoch gegeben?"

„Wie Sie sehen", lächelte Andrea charmant.

„Ich bezweifle, dass Sie auch nur im Entferntesten ahnen, welche Macht dieses Amulett besitzen kann", knurrte Moody und schüttelte missbilligend den Kopf.

„Kann mir jetzt endlich mal jemand sagen, um was es sich bei diesem Teil überhaupt handelt", platzte es ungeduldig aus Tonks heraus und Harry konnte ihr diesen Ärger nicht verdenken. Dumbledore, Moody und auch Silver machten jede Menge Aufhebens um diesen Anhänger, doch keiner schien bereit zu sein, Näheres darüber zu sagen.

„Vermutlich eines Salomonschild", erklärte Silver. „Wobei die Inschrift und Symbolik vermuten lassen, dass es sich dabei noch um etwas weitaus Machtvolleres handelt."

„Machtvoller als ein Salomonschild?", fragte Mrs. Weasley verblüfft.

Ein Blick in Rons Gesicht zeigte Harry, dass dieser genauso wenig Ahnung von einem Salomonschild hatte, wie er selbst.

„Das ist richtig", bestätigte Andrea ungerührt. „Um es genau auszudrücken, es ist das Herzstück eines Salomonschilds."

„Was?", entfuhr es Silver und  auch Moody schien es für einen Moment die Sprache verschlagen zu haben.

„Ich dachte immer, das sei nur eine Legende", sagte Tonks und starrte ratlos auf das Amulett in Dumbledores Hand.

„Ich habe so etwas vermutet", nickte Dumbledore, während er Andrea mit einer Mischung aus Ärger, Besorgnis und etwas Anderem, das Harry nicht definieren konnte, betrachtete. „Könnten Sie unseren jungen Freunden die genauere Bedeutung erklären?"

Harry war klar, dass dies nur ein Test sein sollte, mit dem der alte Zauberer erfahren wollte, wie viel Andrea wirklich über das Salomonschild wusste, dennoch war er dankbar, wenigstens ein bisschen Aufklärung darüber zu erhalten, was sie ihm da untergejubelt hatte. Andrea schien sich dessen ebenso  bewusst zu sein, denn sie atmete tief ein, ehe sie zögernd nickte.

„Sicher. Würden Sie es mir bitte geben", sagte sie und als Dumbledore es in ihre Hand legte, begann sie zu erklären. „Das Zentrum dieses Amuletts bildet ein Hexagramm, in dessen Mitte wiederum 14 Gruppen mit jeweils drei Buchstaben stehen und den Worten, - weiche von mir, du und alle die in deinem Gefolge sind, -   Außen wird das Hexagramm von zwei Kreisen umschlossen, in deren Zwischenraum Wörter in einer sehr alten Sprach stehen. Übersetzt bedeute es ungefähr soviel wie – Der Herr hat seinen Engeln Anweisungen betreffend deiner gegeben, dass sie dir beistehen auf allen Wegen und dich vor den Mächten der Finsternis schützen. -  Hier Außen sind die vier Flüsse des Paradies zu sehen, Pishon, Gihon, Prath und Hiddekel, zusammen mit den kleinen Steinsplittern, sollen sie den Frieden und Schutz einer größeren Macht symbolisieren. Von den Steinen abgesehen, gleicht es einem normalen Salomonschild, das seinen Träger vor schwarzer Magie abschirmt."

Andrea machte eine kleine Pause, um Harry Ron und Hermine die Möglichkeit zugeben, die feinen Linien zu betrachten, an deren Enden sich die kleinen Steine befanden.

„Und was ist jetzt das besondere an einem Herzstück?", fragte Hermine stirnrunzelnd, ohne die Augen von dem skurrilen Anhänger zu nehmen.

„Tja, das ist der schwierigere Teil", seufzte Andrea mit einem zaghaften Lächeln. „Wenn du dieses Amulett umdrehst, siehst du auf der Rückseite das Wappen meiner Familie. Es symbolisiert die Verbindung zu jeder einzelner Person, die dieses Amulett jemals getragen hat. Das heißt, durch den Hautkontakt zu seinem Träger potenziert es dessen Kräfte mit denen des Amuletts und seiner früheren Besitzer."

„Es verstärkt seinen Schutz", schlussfolgerte Ron, ehe er mit einen Achselzucken in die Runde sah. „Und wo ist dabei das Problem?"

„Andrea hat Harry mit diesem Amulett unter den Blutschutz ihrer Familie gestellt", erklärte Silver. „Das heißt, dieses Herzstück wird für Harry auch so was wie ein Schlüssel."

„Und er kann dadurch jederzeit das alte Haus von Andreas Familie sehen und betreten", fügte Moody hinzu, während sein magisches Auge so schnell rotierte, dass es Ron beim Zusehen fast schwindlig wurde.

„Dessen bin ich mir durchaus bewusst", sagte Andrea gelassen. „Oder glauben Sie, ich hätte Harry ein derart magisches Amulett in die Hände gegeben, wenn mir seine genauere Bewandtnis nicht bekannt wäre."

Es dauerte etwas bis Harry diese Information verdaut hatte. Dumbledore hatte den Ausführungen bisher schweigend zugehört, nun strich er sich langsam durch den langen Bart und sah Andrea über die Gläser seiner halbmondförmigen Brille an.

Fortsetzung folgt……..

AN: So diesmal ohne gemeinen Cliffhanger!!!! Hab mir extra Mühe gegeben! *ggg*

Vielen Dank für die lieben Reviews!!!! Kann nicht genug davon kriegen! (wundert das jemand?)

Bis zum nächsten Mal!

Euer Sternchen