23. Runespoor

Hermine konnte nicht erkennen, was Andrea genau tat, denn Harry hechtete plötzlich mit einem lauten Aufschrei nach vorn und riss sie mit sich. Mit einem gewaltigen Schlag donnerte die Klinge des Schwertes gegen die Gitterstäbe. Doch obwohl es laut krachte, rutschten die Metallstäbe wie Gummibänder zur Seite und die Spitze des Schwerts stach ungehindert durch den Zwischenraum, aber mehr konnte Hermine nicht sehen. Ein grelles, weißes Licht durchflutete plötzlich den Raum und ließ sie unwillkürlich die Augen zusammen kneifen. Eine Sekunde später wurde das Licht jedoch bereits wieder schwächer, bis es nur noch ein feines Glimmen war, das den Raum in ein sanftest Licht tauchte. Die Stelle, an der unmittelbar zuvor noch Remus und Andrea gestanden hatten, war leer und stattdessen ragte nun ein großer, aus purem Licht bestehender Torbogen bis zur Decke empor. Andrea und Remus waren verschwunden.

„NEIN!"

Am ganzen Körper bebend, starrte Harry abwechselnd von dem Schwert in seiner Hand, zu der Stelle, an der noch Sekunden zuvor die Klinge einschlagen hatte und hinter der nun der silbrig glänzende Torbogen stand. Wären Remus und Andrea nicht genau in diesem Moment verschwunden, hätte die Schwertspitze Remus Brust durchbohrt.

Die Waffe entglitt Harrys zittrigen Fingern und landete scheppernd auf dem harten Boden. Schwer nach Atem ringend starrte er, von maßlosem Entsetzen gepackt, auf das glänzende, für Remus todbringende Metall. Wie um alles in der Welt konnte das nur passieren?

„Hermine….ich….hätte ihn fast damit umgebracht", keuchte er mit erstickender Stimme und sank auf die Knie, doch Hermine antwortete ihm nicht.

„Es war…es war…", stotterte er, doch ihm fehlten die Worte.

„Verzaubert… ich denke Wurmschwanz oder Voldemort haben es mit einem entsprechenden Zauber belegt, falls du nicht bereits sein solltest…es… zu benutzen", sagte Hermine mechanisch, ohne den Blick vom silbernen Torbogen wenden zu können.

Aus der Ferne ertönte erneutes Donnergrollen und auch der Boden begann wieder zu vibrieren. Irgendwo zersplitterte Glas, doch Harry schien von alledem nichts zu bemerken. Erst das Ziehen an seinem Handgelenkt, das entstand, als Hermine einen Schritt auf das seltsame Gebilde zuging, ließ ihn aufsehen.

„Sieh doch, Harry! Das ist einfach unglaublich!", sagte Hermine ehrfürchtig und deutete auf das Tor. „Es sieht aus, als würde es aus reiner Energie bestehen."

Harry, der noch immer unter dem Schock stand, Remus Lupin mit dem Schwert angegriffen zu haben, erhob sich schwerfällig. Seine Arme und Beine schienen plötzlich aus Blei zu bestehen, genauso wie auch sein Kopf Schwierigkeiten hatte, Hermines Worte richtig zu verstehen. Was war gerade geschehen? Er konnte sich nicht daran erinnern das Schwert in die Hand genommen zu haben und erst als die Klinge auf Remus zuschoss, war ihm bewusst geworden, was er gerade im Begriff war zu tun.

Während Hermine heftig an seinem Arm zerrte, klärte sich langsam sein Blick und nun konnte er auch erkennen, was Hermine so in Aufregung versetzte. Als hätte jemand einen unsichtbaren Schalter umgelegt, war eine Sekunde später sein Kopf klar und er ging mit langsamen Schritten auf die Gitterwand zu, die ihn von dem anderen Teil der Zelle trennte. Den Blick voller Unglauben auf das Tor gerichtet schnappte er nach Luft.

„Das gibt es doch nicht!", stieß er fassungslos aus und plötzlich hatte er nur noch Augen für dieses Tor. Er registrierte nicht einmal wie Hermine sich bückte und etwas vom Boden aufhob.

Obwohl dieser Bogen etwas kleiner war und keine feste Substanz zu haben schien, glich er doch diesem Torbogen im Zauberministerium. Derselbe leicht schwingende Vorhang, dieselbe Bauweise, ja sogar das gleiche undefinierbare Gefühl, welches von diesem Tor ausging. Im Bruchteil von Sekunden fegte ein wahrer Sturm von Gedanken und Spekulationen durch seinen Kopf.

„Was auch immer Andrea da erschaffen hat, es muss eine Verbindung zu dem Torbogen im Zauberministerium geben", nickte Hermine nachdenklich, die offensichtlich seine Gedanken erraten hatte und ging vorsichtig näher heran.

„Wenn dies wirklich eine Traumpassage ist, dann heißt das doch…"

„Nein, das heißt noch gar nichts", unterbrach Hermine ihn scharf, doch einen Moment später wurde ihre Stimme bedeutend weicher. „Wir wissen doch überhaupt nichts darüber, weder über das Tor im Ministerium, noch darüber was Andrea hier wirklich getan hat."

„Aber es könnte bedeuten, dass Sirius eventuell noch lebt! Das dieses verdammte Tor ihn nicht umgebracht hat, dass sie sich täuschen, dass…er zurückkommen kann", sagte Harry mit bebender Stimme, doch im nächsten Augenblick packte ihn bereits ein neuer beklemmender Gedanke und er schluckte hart. „Oder es bedeutet, dass Andrea einen Fehler gemacht hat und… nun… sind sie…"

Harry brach ab, wollte diesen Gedanken nicht zuende denken. Wollte nicht in Betracht ziehen, dass Remus und Andrea eventuell nicht wieder zurückkamen. In den nächsten Minuten fuhren Harrys Gefühle und Gedanken Achterbahn. Hin und her gerissen zwischen Hoffnung und Angst stand er wie gelähmt, selbst das laute Poltern ganz in der Nähe registrierte er kaum, genauso wenig wie Hermines Worte, die schon geraume Zeit an ihm vorbei plätscherten.

„…sag mal hörst du mir eigentlich zu?" Mit einem heftigen Rütteln an seinem Arm, holte Hermine ihn in die Realität zurück.

„Was?"

„Ich sagte, wir sollte es zumindest versuchen!"

„Ähm….was versuchen?", sagte Harry und warf Hermine einen verständnislosen Blick zu.

„Du hast kein Wort von dem verstanden, was ich dir gesagt habe." Hermine seufzte tief, schien jedoch nicht wütend auf ihn zu sein. Mit einer Mischung aus Resignation und Mitgefühl setzte sie zum zweiten Mal, mit der Darlegung ihrer Vermutung an. „Also noch mal von vorn. Als du vorhin das Schwert benutzt hast, konntest du die Gitterstäbe bewegen. Vielleicht hat Pettigrew mit dem Schwert einen Fehler begangen, und dies ist nun für uns eine Möglichkeit hier raus zu kommen."

„Das Schwert ist verzaubert! Was wenn …", entgegnete Harry zögernd, sah sich aber nach dem Schwert um, das noch immer neben ihnen am Boden lag.

„Was auch immer Pettigrew damit gemacht hat, der Zauber richtete sich nur gegen Lupin, nicht gegen mich oder Andrea. Wir sollten es wenigstes versuchen!"

„Was ist mit Remus und Andrea? Wir können sie hier nicht einfach zurücklassen."

„Wenn Andrea erfolgreich war und danach sieht es für den Moment aus, dann kehren sie frühestens im Morgengrauen zurück. Bis dahin sind die beiden sicherer als wir", sagte Hermine ungeduldig und wie zur Bestätigung ertönte ein erneutes Grollen vom anderen Ende des Korridors.

Harry nickte und hob mit einem letzten Blick auf den schimmernden Torbogen, das Schwert auf. Entschlossen ging er auf die Gitterwand zu, die sie von dem dunklen Korridor trennte und berührte mit der Klinge vorsichtig die Metallstäbe. Ohne dass es ihn große Mühe gekostet hätte, ließen sich diese nach beiden Seiten wegdrücken, als beständen sie aus keinem festen Material.

„Das stinkt verdammt nach einer Falle", sagte Harry stirnrunzelnd und zog das Schwert zurück. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so doof ist und uns…"

„Mensch Harry, mach jetzt endlich! Oder willst du warten bis sie zurückkommen", unterbrach ihn Hermine ärgerlich.

Nicht weit von ihnen entfernt schlug eine Tür krachend ins Schloss, was Harrys Widerstand schlagartig in Luft auflöste.

„In Ordnung!", nickte er und drückte mit der Klinge fest gegen die Gitterstäbe, bis ein Spalt entstand, durch den Hermine bequem nach außen schlüpfen konnte. Um selbst hindurch zu kommen, musste Harry das Schwert mit beiden Händen fassen, doch auch dies gelang ihm mühelos.

„Viel zu einfach!", brummte er und sah sich unsicher in dem dunklen Korridor um.

Der gesamte Kellergang schien auf beiden Seiten aus ähnlichen Zellen wie der ihren zu bestehen und endete links und rechts jeweils mit einer massiven Holztür, neben der eine einzelne Fackel brannte.

„Pettigrew ging in diese Richtung, also sollten wir lieber die Andere nehmen", flüsterte Harry und zog Hermine die linke Seite des Korridors entlang.

Je weiter sie sich von ihrer Zelle und damit von dem Licht des Torbogens entfernten, umso undeutlicher konnten sie die Einzelheiten erkennen. Erst als sie die Tür erreicht hatten, konnten sie das Licht der Fackel nutzen. Das Ohr an die Tür gepresst lauschten sie, doch von der anderen Seite war nicht das Geringste zu hören. Hermine hielt unwillkürlich die Luft an, als Harry die Türklinke behutsam nach unten drückte. Fast lautlos bewegte sich die Tür in den Scharnieren und gab ihnen den Blick in einen anderen, aber wesentlich kürzeren Korridor frei, an dessen Ende ein vergitterter Torbogen den Weg versperrte. Überall an den Wänden waren Halterungen mit Fackeln angebracht, doch nur die Beiden direkt neben dem Gitter brannten.

„Wir sollten eine der unbenutzten Fackeln mitnehmen", sagte Hermine und als Harry nickte, zog sie eine heraus und entzündete sie an der Flamme der linken Fackel.

Über ihnen ertönte ein dumpfes Poltern, was Harry veranlasste beunruhigt nach oben zu sehen. „Los weiter! Was auch immer dort oben los ist, die Geräusche kommen näher."

„Findest du nicht, dass es hier eigenartig riecht?", sagte Hermine zögernd, als Harry gerade mit der Klinge des Schwertes die Gitterstäbe zur Seite drückte.

Harry nickte besorgt und ließ seinen Blick suchend über den Boden und die Wände gleiten, doch nirgends konnte er etwas Auffälliges erkennen.

„Es stinkt nach Verwesung", sagte er tonlos, schob sich aber entschlossen durch die entstandene Lücke zwischen den Gitterstäben.

Hermine folgte ihm ohne weiteres Zögern und nur die Fackel, die in ihrer Hand zitterte, zeigte wie nervös sie war. Vorsichtig schlichen sie vorwärts, bis sich nach einigen Metern der Gang teilte. Während es auf der rechten Seite abwärts ging, stieg der linke Teil des Kellergangs leicht an. Sie entschieden sich für die linke Abzweigung, doch schon nach zwanzig Metern teilte sich der Gang erneut.

„Scheint hier ziemlich riesig zu sein", sagte Harry und blieb unschlüssig vor der Gabelung stehen. „Doch auf dieser Seite… Vorsicht, da kommt jemand!", stieß er hastig aus und zog Hermine eilig zurück.

Deutlich hörten sie langsam näherkommende Schritte und die Stimmen von zwei Männern, die sich ungezwungen unterhielten. Offensichtlich hatten sie noch nichts Auffälliges bemerkt, denn nun blieb der Eine stehen und lachte herzhaft.

„So ein Unsinn! Wie sollten die hier reinkommen?", grölte er unbekümmert.

„Schnell die Fackel! Mach die Fackel aus!", zischte Harry und blieb kurz stehen, damit Hermine die Flamme austreten konnte.

So schnell es ihnen in der Dunkelheit möglich war, hetzten sie in die Richtung zurück, aus der sie eben noch gekommen waren.

„Hier entlang!", flüsterte Harry und zog Hermine den abfallenden Teil des Kellers entlang. Die Luft um sie herum wurde mit jedem Meter den sie gingen stickiger und plötzlich endete der Gang.

„Verdammt, wo geht es hier weiter!", fluchte Harry leise, während seine freie Hand suchend die Wand abtastete. Die Schritte kamen näher.

„Harry, warte mal, hier am Boden ist etwas. Ich bin gerade mit dem Fuß dagegen gestoßen."

Gemeinsam tasteten sie mit hektischen Bewegungen den Boden um sich herum ab, bis Harry schließlich einen breiten Ring zu fassen bekam. Kurzentschlossen zog er kräftig daran und öffnete damit eine quadratische Luke.

„Was ist das?", fragte Hermine neben ihm und tastete vorsichtig die Kante entlang.

„Fühlt sich nach einer Falltür an. Doch es ist zu finster, ich kann nicht das Geringste erkennen."

„Ich auch nicht, aber ich kann Stufen ertasten, die nach unten führen."

„Es ist Irrsinn da hinunter zu steigen, wenn wir nicht sehen können, was uns dort unten erwartet."

„Schon, aber wir können auch nicht hier bleiben, sie können jeden Moment um die Biegung kommen."

Am anderen Ende des Korridors tauchte ein schwacher Lichtschein auf und beendete damit jede weitere Diskussion. Während Harry den Deckel ein Stück weiter anhob, rutsche Hermine rasch über die Kante, bis ihre Füße festen Halt auf den Stufen fanden. Harry folgte ihr etwas langsamer, da er durch das Schwert und die an Hermine gefesselte Hand, in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt war und gleichzeitig noch den Deckel über sich stützte.

„Vorsichtig, es ist hier ziemlich eng und rutschig", flüsterte Hermine, als sich der Decke über Harry schloss.

„Leise, ich kann sie hören!", zischte Harry.

Während sie mit angehaltenem Atem lauschten, hörten sie über sich Schritte, gefolgt von dem leisen Quietschen einer sich öffnenden und wieder schließenden Türe, dann war es still. Hermine stieß hörbar die Luft aus, als plötzlich jemand „Stupor!" schrie; es folgte ein lautes Krachen und Bersten. Harry und Hermine zuckten unweigerlich zurück, als einige schwere Brocken gegen den Deckel der Falltür krachten.

„Stupor!", erklang es erneut und das Rumpeln über ihnen wiederholte sich.

Harry versuchte verzweifelt einen Hustenanfall zu unterdrücken, als ihm eine Wolke aus Sand und Staub ins Gesicht schlug.

„War das Ron?", hauchte Hermine ungläubig und stieg unwillkürlich eine Stufe nach oben, um besser hören zu können.

Doch noch ehe Harry antworten konnte, gab es über ihnen einen lauten Knall, ähnlich eines Peitschenhiebs, der das Kellergewölbe um sie herum heftig erzittern ließ. Harry und Hermine mussten sich mit aller Kraft an dem schwankenden Geländer festhalten, um nicht nach unten zu stürzen.

„Lass uns vorsichtig nachsehen, was dort oben los ist", krächzte Harry als das Beben nachließ, doch die Luke über ihnen ließ sich nicht mehr öffnen, so sehr Harry sich auch dagegen stemmte. Sie versuchten es gemeinsam, doch auch mit vereinten Kräften, bewegte sich die Tür keinen Millimeter nach oben.

„Oh je, was machen wir jetzt", jammerte Hermine, als Harry sich schweratmend neben sie auf die Stufe setzte, um Kräfte zu sammeln.

„Vermutlich ist ein Teil der Decke oder der Wand eingestürzt und hat die Luke verschüttet", stöhnte Harry und versuchte etwas in der Dunkelheit, die sie umgab, zu erkennen, doch es war so finster, dass er nicht mal die Hand vor Augen sehen konnte. „Nach oben kommen wir jedenfalls nicht mehr raus."

„Es hörte sich an, als hätte jemand eine Tür gesprengt. Wir müssen dort oben in der Dunkelheit eine Tür übersehen haben", grübelte Hermine und stieß erschöpft die Luft aus, bis sie plötzlich eine hektische Bewegung machte und in ihrer Jackentasche zu kramen anfing. „Verflixt wo ist es denn?"

„Was suchst du?"

„Andreas Feuerzeug! Sie hat es in der Zelle verloren und ich habe es eingesteckt."

Mit einem leisen Klicken flammte das Feuerzeug auf und ließ Harry unwillkürlich die Augen zusammenkneifen, ehe er sich an das plötzliche Licht gewöhnt hatte. Hermine entzündete die Fackel und nun konnten sie auch die Umgebung um sich herum erkennen. Sie saßen auf einer schmalen, sehr marode aussehenden Holztreppe, die steil in eine Art Höhle hinab führte, doch das Licht der Fackel reichte nicht aus um den Boden unter ihnen zu erfassen. Die Wände waren aus gelbbraunem Sandstein, mit dessen Staub ebenfalls die Stufen der wackeligen Treppe überzogen waren. Dennoch war deutlich zu sehen, dass diese Treppe häufig benutzt wurde, da in der Mitte klare Fußspuren nach unten führten. Durch das Licht  aufgeschreckt, flatterte eine Schar Fledermäuse wild durch die Höhle, bis sie schließlich wieder in der Dunkelheit verschwanden und sich eine gespenstische Stille breit machte.

„Nicht sehr einladend!", stöhnte Hermine und lehnte sich über das Geländer, um nach unten zu sehen. Als es unter ihrem Gewicht jedoch verdächtig zu knarren anfing, wich Hermine erschrocken zurück. „Und überaus gefährlich!"

„Mal sehen was da unten ist", seufzte Harry und stieg vorsichtig die Treppe hinab.

Einige Minuten kletterten sie bereits nach unten, ohne den Boden zu sehen, als Hermine das Schweigen nicht mehr aushielt.

„Glaubst du, das war Ron, den wir vorhin gehört haben."

„Möglich!"

„Aber wie kommt er hierher? Meinst du Voldemort hat auch ihn gefangen und…"

„Ich weiß es nicht, Hermine!", stöhnte Harry und warf ihr einen ungnädigen Blick zu. „Ich kann auch nur vermuten, was über uns los ist."

„Und was vermutest du?"

„Das es dort oben einen Kampf gibt", sagte Harry gereizt, doch dann hielt er unvermittelt an und zeigte nach unten. „Sieh dir das an!"

Hermine streckte die Fackel weit nach vorn und nun konnte auch sie erkennen, dass die Treppe nicht bis zum Grund der Höhle reichte. Die letzte Stufe schwebte etwa zwei Meter über den Boden und schwang beängstigend hin und her.

„Oh nein!", stöhnte Hermine verzweifelt auf. „Schlangen! Überall Schlangen!"

„Darum endet die Treppe auch nicht am Boden", nickte Harry und stieg bedächtig bis zur letzten Stufe hinab.

Im fahlen Lichtschein der Fackel konnten sie nun ein wirres Gewimmel von unzähligen Schlangenkörpern erkennen. Doch dies waren keine normalen Schlangen, denn jedes dieser Tiere besaß, am Ende des leuchtend orange -und schwarzgestreiften Körpers, nicht nur einen, sondern gleich drei Köpfe.

„Erinnert mich ein bisschen an Fluffy!", sagte Harry und rieb sich unschlüssig über die Stirn. „Ob wir ihnen auch ein Lied vorspielen sollten?"

„Das sind Runespoor!", erklärte Hermine und wich angeekelt ein Stück zurück, als Harry interessiert die dreiköpfigen Schlangen unter sich betrachtete.

„Voldemort hatte schon immer eine Vorliebe für Schlangen", sagte Harry, während er sich suchend nach einem Weg hinunter umsah. „Wie kommt man hier bloß runter?"

„Am Besten gar nicht!", sagte Hermine entschieden und schüttelte missbilligend den Kopf, als Harry sich auf den Bauch legte, um die Unterseite der Stufe zu untersuchen. „Diese Schlangen sind überaus gefährlich, vor allem deshalb, weil jeder der drei Köpfe seinen eigenen Willen hat. Soweit ich weiß, ist aber nur der Biss des rechten Kopfes tödlich. Die anderen beiden sind von etwas friedlicherer Natur, dennoch nicht zu unterschätzen."

„Hier unten ist eine ausfahrbare Leiter!", sagte Harry, ohne auf Hermines Warnung einzugehen.

„Du willst doch nicht ernsthaft da hinunter?", fragte Hermine schockiert und bemerkte selbst, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten.

„Ich sehe keine andere Möglichkeit. Dort oben kommen wir nicht mehr hinaus."

„Und wer sagt dir, dass es da unten einen weiteren Ausgang gibt?"

„Keiner, doch es ist immer noch besser die Grube hier zu untersuchen, als untätig auf der Treppe zu sitzen und auf ein Wunder zu hoffen."

„Aber Harry……"

Eine lautes Zischen von unter ließ Hermine verstummen und eine Sekunde später hörte sie Harry neben sich in ähnlicher Weise Zischlaute von sich geben. Es war nicht das erste Mal, dass sie Harry Parsel sprechen hörte, dennoch trieb ihr dieses unverständliche Zischen, eisige Schauer über den Rücken. Eine der Schlange unter ihnen hatte sich aufgebäumt und nun zischte jeder der drei Köpfe wild durcheinander. Einige ihrer Artgenossen folgten diesem Beispiel und innerhalb kürzester Zeit schwoll das Zischen zu einer beträchtlichen Lautstärke an. Selbst für Hermine die kein Parsel konnte, war klar zu erkennen, dass unter den Tieren eine heftige Debatte entbrannt war.

„Was ist los?", fragte Hermine nach einigen Minuten, doch Harry schien ihre Frage gar nicht zu hören. Erst als sie seine Schulter schüttelte, richtete er sich seufzend auf und warf einen unschlüssigen Blick auf das Gewimmel unter ihm.

„Du hattest vollkommen Recht, jeder einzelne dieser Köpfe hat seinen eigenen Willen und nicht nur das, sie haben auch ganz unterschiedliche Meinungen", stöhnte er und rieb sich müde über die Augen.

„Und was sagen sie?", frage Hermine drängend, der langsam die Geduld ausging.

„Sie werden hier unten gefangen gehalten und ihrer Eier beraubt. Die Meisten von ihnen wurden hier geboren und wissen nicht wie es außerhalb dieser Grube aussieht. Doch die eine dort, die mit den zwei Köpfen, wurde gefangen und hierher gebracht, sie wäre bereit uns zu helfen."

Hermine betrachtete skeptisch die Schlage auf die Harrys Hand zeigte. Ihr fehlte tatsächlich der rechte Kopf und nun erinnerte sie sich auch wieder an das, was sie über die Runespoor gelesen hatte. Der linke Kopf ist der Stratege, er plant und entscheidet, während der Mittlere, eher der Träumer ist und der rechte Kopf wurde als bösartiger, ewig nörgelnder Kritiker beschrieben. Runespoor werden für gewöhnlich nicht sehr alt, da die einzelnen Köpfe dazu neigen, sich gegenseitig zu verletzen. Harry hatte sich wieder der besagten Schlange zugewandt, die nun langsam auf ihn zuglitt und Harry seinerseits, zischte ihr entgegen.

Hermine seufzte ergebend und setzte sich neben Harry auf die Stufe, während ihre Geduld auf eine harte Probe gestellt wurde. Die Schlangen und Harry zischten unaufhörlich und sie konnte nur abwarten und hoffen, dass Harry eine brauchbare Information von den Schlangen erhielt, die ihnen hier heraushelfen würde. Es mochte fast eine Stunde vergangen sein, bis Harry sich mit einem breiten Grinsen aufrichtete.

„Geschafft!", seufzte er erleichtert auf. „Sie werden uns helfen! Alle!"

„Wie?", fragte Hermine alarmiert, als Harry die Verankerung der Leiter löste und diese mit einem lauten Krachen nach unten aufsetzte.

„Wir werde sie frei lassen!", sagte Harry mit einem bösartigen Grinsen, das Hermine von ihm in dieser Form nicht kannte und stieg vorsichtig auf die Leiter.

Hermine wollte gerade protestieren, als sie sah, dass die Schlangen zu beiden Seiten der Leiter zurückwichen und eine Gasse bildeten.

„Ich hoffe sehr, dass du weißt, was du tust", seufzte Hermine kapitulierend und stieg hinter Harry in die Grube hinab.

Fortsetzung folgt…………..

AN: Vielen Dank an meine fleißigen Reviewschreiberlinge!!!!!!!!!!!!!!!! Ohne euch würde es nur halb so viel Spaß machen diese Fanfic zu schreiben!

Liebe Grüße von euerem Sternchen!