24. Weasleys geheime Mission

Kaum hatten sie den Grund der Grube erreicht, glitten zwei Schlangen näher heran und Hermine konnte erkennen, dass es sich bei der Einen um die Runespoor handelte, welcher der rechte Kopf fehlte. Die fünf Köpfe zuckten aufgeregt hin und her, während sie sich vorsichtig den Menschen näherten.

Der linke  Kopf der zweiköpfigen Schlange zischte und als Harry nickte, machte sie kehrt und führte Harry und Hermine in den hinteren, steil abfallenden Teil der Höhle. Jedes einzelne Augenpaar schien ihren Weg zu verfolgen und als Hermine sich nach einigen Metern umdrehte, sah sie, dass die Schlangen ihnen folgten.

„Du weißt, dass der Biss dieser Schlangenart tödlich ist?", fragte sie unsicher und ließ den Blick besorgt über das Getümmel von orangeschwarzen Leibern schweifen.

„Sicher! Doch wir haben nichts von ihnen zu befürchten, sie haben versprochen uns zu helfen."

„Und wie?", fragte sie argwöhnisch, als sie einen Bereich der Höhle erreichten, in dem sie nur noch gebückt gehen konnten.

„Zum Beispiel mit einem Zauberstab", sagte Harry und deutete nach vorn.

Hermine zuckte erschrocken zurück, als der Lichtschein der Fackel auf die verwesten Überreste einer Leiche fiel. Sicherlich lag der Tote schon geraume Zeit in der Höhle, dennoch konnten sie ihn anhand der Kleidung als Todesser identifizieren. Aus seiner rechten Faust ragte ein unversehrter Zauberstab.

„Er starb am Biss einer Runespoor, als er deren Eier holen wollte", erklärte Harry und zog mühelos den Zauberstab aus der Hand des toten Zauberers, während Hermine angeekelt das Gesicht verzog. „Seither benutzen die Todesser Schwebezauber um an die Eier zu kommen."

„Konnten sie dir auch sagen, wie wir hier wieder raus kommen?", bohrte Hermine gereizt nach, während sie versuchte, dass beunruhigende Gezische um sich herum zu ignorieren.

„Wenn ich das richtig verstanden habe, dann gibt es hier so eine Art von Versorgungsschacht, durch den die Schlangen gefüttert werden. Allerdings ist die Öffnung zu hoch, so dass die Schlangen diese nicht erreichen können", sagte Harry und blickte sich suchend um.

Das Licht der Fackel warf gespenstische Schatten an die Wand und verlieh der Höhle eine sehr skurrile Atmosphäre, doch Harry schien das nicht zu beeindrucken, denn als er sich wieder zu Hermine umdrehte, wirkte er entspannter, als sie ihn die letzten Wochen gesehen hatte.

„Doch bevor wir uns auf die Suche begeben, sollten wir schauen, dass wir dieses Ding da loswerden", sagte er ruhig und tippte mit dem Zauberstab gegen die magische Fessel, die ihn und Hermine aneinander kettete. „Finite!"

Genauso lautlos wie sie aufgetaucht waren, verschwanden die Armbänder und gaben somit ihre Hände frei.

"Schon besser", nickte Hermine und massierte sich das Handgelenk, während sie besorgt Harry beobachtete, wie er in die Knie ging und leise mit der zweiköpfigen Runespoor sprach.

„Lumos", sagte er plötzlich und ließ das Licht des Zauberstabes an der gegenüber liegenden Wand entlang gleiten. „Irgendwo hier muss der Schacht sein."

Die Runespoor schlängelte sich an Hermines Füßen vorbei auf die Felswand zu und kurz darauf sahen sie es. Ein quadratisches Loch, etwa zwei Meter über dem Boden, zu hoch, als dass die Schlangen es erreichen konnten, doch für Harry und Hermine nahe genug, um es genauer betrachten zu können. Ungeachtet der toten Mäuse und Ratten, die noch von der Fütterung her auf dem Boden lagen, trat Harry näher und leuchtete mit dem Zauberstab in das Loch hinein. Die schräg nach oben führende Öffnung war ausreichend breit, um einem erwachsenen Menschen Platz zum Sitzen zu bieten.

„Das ist groß genug um darin hoch zu klettern", nickte Harry zufrieden. „Zwar nicht der angenehmste Weg, aber wohl der Einzige, der uns hier raus bringt."

„Ich beschwer mich nicht", stöhnte Hermine.

„Wenn wir die Leiter von drüben aus der Verankerung lösen, können wir sie hier anlehnen und die Runespoor kommen auch hoch."

„So etwas hab ich mir schon gedacht", sagte Hermine matt und ging hinter Harry her, um die Leiter zu holen. „Konnten sie dir sagen, wo wir uns hier befinden?"

„Nein, sie wissen es auch nicht genau. Doch von der Schilderung der alten Runespoor würde ich vermuten, dass dies hier früher mal ein Kloster oder Ähnliches war."

„Ein Kloster?", fragte Hermine ungläubig, doch Harry zuckte die Achseln.

„Warum nicht? Sie sagte, als sie hierher gebracht wurde, stellte man ihren Käfig zuerst in einen hellen, hohen Raum mit bunten Fenstern. Dort standen auch noch andere Käfige mit magischen Tieren und auch eine Kiste mit anderen, sehr alten Schlangen, die schon lange vor den schwarzen Magiern hier wohnten, und ebenfalls gefangen wurden. Von diesen hätte sie erfahren, dass früher hier Menschen lebten, die ebenfalls lange dunkle Gewänder trugen, aber ein gutes Herz hatten und jeden Morgen sangen."

„Hm, Voldemort und seine Anhänger in einem Kloster? Das klingt mehr als makaber,  doch sicherlich wäre es die perfekte Tarnung", nickte Hermine und betrachtete nachdenklich die Schlange zu ihren Füßen.

„Egal was dieser Ort früher auch gewesen sein mag, ich bin mir sicher, dass er nicht erst seit Voldemorts Rückkehr von dunklen Zauberern benutzt wird", grübelte Harry und sah nachdenklich die altersschwache Treppe hoch, die gewiss schon sehr viele Jahre alt war.

„Runespoor waren schon immer als die Lieblingstiere von Schwarzmagiern bekannt. Ihre Eier werden zur Herstellung von Zaubertränken benutzt und haben auf dem Schwarzmarkt einen sehr hohen Wert." Hermine seufzte tief und zog fröstelnd die Schultern an. „Ich hoffe nur, dass wir hier nicht in Voldemorts privatem Zoo gelandet sind. Die Vorstellung, dass hier ein ganzes Arsenal von magischen, zum größten Teil auch gefährlichen Tiere versteckt wird, ist……. ."

„Magischer Zoo? Wer weiß, die Zelle, in der man uns untergebracht hatte, enthielt jedenfalls kein Bett oder Ähnliches."

„Du meinst, dass dies ursprünglich als Käfig für Tiere vorgesehen war?"

„Wäre doch möglich, oder? Dazu würde auch der Geruch von Verwesung passen. Vielleicht hat sich in der ersten Zeit nach Voldemorts Sturz niemand mehr um die Tiere gekümmert und so sind einige von ihnen hier verendet", sagte Harry. „Aber darüber können wir uns auch noch später Gedanken machen, jetzt sollten wir erst mal schauen, dass wir hier heraus kommen."

Harry hatte die Leiter gelöst und trug sie nun mit Hermines Hilfe zu der Öffnung in der Wand. Sofort eilten ihm die Runespoor mit aufgeregtem Zischen nach. Es dauerte nicht lange, dann hatte Harry die Leiter so positioniert, dass sie bequem in die Öffnung steigen konnten. Harry streckte den Arm aus und hob die zweiköpfige Runespoor nach oben, während er ihr Zischen erwiderte.

„Sie wird voran gehen und uns den Weg auskundschaften", erklärte Harry, setzte die Schlange in die Öffnung und folgte ihr.

Während sich die Runespoor leise zischend voranschlängelte, krochen sie durch die quadratische Öffnung und befanden sich nun in einer übelriechenden Röhre. Glücklicherweise dauerte es nicht lange, bis sie deren Ende erreichten und über sich einen runden Deckel erblickten, der ihnen bessere Luft versprach. Harry schob sich auf gleiche Höhe mit der Schlange und drückte vorsichtig gegen den Deckel. Es knirschte leise, doch ließ er sich problemlos anheben, so dass ein schmaler Spalt entstand, durch den die Runespoor nun ihre beiden Köpfe streckte. Eine Minute verharrte die Schlange regungslos in dieser Position, bis sie schließlich auch ihren Körper folgen ließ. Harry wandte sich nach hinten und zischte über Hermines Schulter. Erst jetzt, da Hermine sich ebenfalls umdrehte, sah sie die Runespoor, die ihnen in einigem Abstand gefolgt waren und nun, auf Harrys Anweisung hin, dichter zu ihnen aufschlossen.

„Gehen wir, flüsterte Harry, schob den Deckel ganz zur Seite und kletterte nach oben.

Hermine folgte ihm und kaum dass sie neben Harry in dem dunklen Korridor stand, quollen auch Dutzende von Runespoor wie eine einzige riesige Schlange aus dem Loch. Der Kellergang um sie herum glich dem Korridor, den sie zuvor durch die Falltür verlassen hatten, dennoch war hier die Luft stickiger und auch der Verwesungsgeruch war wesentlich intensiver. Hermine sah sich unwillkürlich nach den Überesten eines verendeten Tieres um, doch der Korridor war völlig leer. Mit vorsichtigen Schritten gingen sie den Gang entlang, während ihnen ein Teppich aus orangeschwarzen Schlangenleibern lautlos folgte, bis sie an eine Gabelung kamen und Harry stehen blieb. Wie auf ein stilles Kommando hin teilte sich der Schlangenteppich in zwei Gruppen. Während ein Teil den rechten Gang wählte, glitten die anderen Runespoor neben Harry und Hermine den linken Gang entlang.

„Oh weh, das ist ein richtiges Labyrinth", stöhnte Hermine, als sie eine neue Abzweigung erreichten, an der die Runespoor sich abermals aufteilten.

Harry wollte ihr gerade antworten, als plötzlich ein gefährliches Zischen erklang und einige der Schlangen blitzschnell nach vorn schossen.

„Da vorn kommt jemand!", sagte Harry und zog Hermine rasch zur Seite, damit auch die anderen Schlangen ihren Artgenossinnen ungehindert folgten konnten. Ganz am Ende des Korridors konnten sie einen schwachen Lichtschein erkennen.

Wie eine Welle aus orangen-  und schwarzfarbenen Streifen füllten die Runespoor die gesamte Breite des Korridors aus, bis auch die Letzte von ihnen rasch in der Dunkelheit verschwunden war. Harry und Hermine folgten ihnen in einigem Abstand, als plötzlich jemand einen schrillen Schrei ausstieß, der schaurig von den Wänden widerhallte. Dann wurde es wieder still und auch der ferne Lichtschein verschwand; nur das leise Zischen einiger Schlangen war noch zu hören.

„Den ersten haben sie", sagte Harry grimmig und ging mit raschen Schritten nach vorn.

Hermine hielt es für überflüssig ihn zu fragen, wen er damit meinte und so überraschte es sie auch nicht, als sie kurze Zeit später die zusammen gekrümmte Gestalt eines Todessers sah, der umringt von Schlangen regungslos am Boden lag. Harry bückte sich zu ihm hinunter und als er sich wieder aufrichtete, hatte er den Zauberstab des Todessers in der Hand.

„Er ist tot!", sagte er emotionslos und reichte Hermine den Zauberstab weiter.

„Sie haben ihn…." Hermine schluckte hart, doch noch ehe sie ihren Satz beenden konnte, hörten sie erneut Stimmen.

Keine Sekunde später schnellten die Runespoor an ihnen vorbei, in die Richtung, aus der die Stimmen erklangen, doch diesmal griffen sie nicht sofort an. Ein aufgeregtes Zischen erfüllte den Korridor und einen Moment später ertönte Rons panische Stimme.

„SCHLANGEN!"

„Runespoor, um es genau zu sagen", sagte eine Zweite, nicht weniger erschrockene Stimme, die Hermine eindeutig einem der Weasleyzwillinge zuordnen konnte.

„Bleibt stehen und greift sie nicht an!", schrie Harry, während er mit langen Sätzen den Korridor entlang stürmte. „Sie werden euch nichts tun!"

„Ron, Fred, George, wie kommt ihr hierher?", keuchte Hermine atemlos, als sie die Drei erreicht hatten.

Umringt von gut drei Dutzend Schlangen, standen Ron, Fred und George in der Mitte des Kellergangs. Die Zauberstäbe fest in der Hand starrten sie auf den Kreis der fast zwei Meter langen Schlangen und wagten es nicht, sich zu bewegen. Erst auf Harrys Aufforderung hin zogen sich die Runespoor ein Stück zurück und die Weasleys atmeten sichtlich auf.

„Hallo Harry! Nette Freunde hast du da", sagte Fred mit einem schiefen Grinsen.

„Wie kommt ihr hierher?", wiederholte Hermine ihre Frage und sah sich suchend um, als erwarte sie, noch mehr Bekannte zu sehen.

„Jemand sagte was von einer Party und die wollten wir uns doch nicht entgehen lassen", grinste George.

„Alles ok mit euch?", fragte nun Ron mit blassem Gesicht, dem offensichtlich nicht nach den Scherzen seiner Brüder zumute war.

Harry nickte und atmete tief durch. „Wer ist sonst noch da?"

„Tja, schwierige Frage", seufzte Fred und kratzte sich verlegen am Kopf. „Vermutlich so ziemlich der ganze Orden, doch Genaueres wissen wir auch nicht."

„Wir sind sozusagen in geheimer Mission hier", ergänzte George mit einem breiten Grinsen.

„Ihr seit ohne Dumbledores Wissen hier?", sagte Hermine entsetzt.

„Glaubst du ernsthaft, dass Dumbledore oder irgendjemand anders uns freiwillig mitgenommen hätte?", sagte Fred und verdrehte die Augen.

„Wohl kaum!", seufzte Harry, während er die drei Weasleys mit einer Mischung aus Unwillen und Besorgnis betrachtete.

„Wir haben Andreas Portschlüssel gefunden", sagte George und nun wurde auch sein Gesicht ernst. „Doch vielleicht sollten wir noch mal von vorn beginnen."

„Gute Idee! Doch zuvor sollten unsere Freunde hier bescheid wissen, dass noch mehr von uns hier sind.", nickte Harry, beugte sich zu einer der Runespoor und sprach kurz mit ihr, ehe er sich wieder den Anderen zuwandte. Es gab ein kurzes aufgeregtes Gezische unter den Schlangen, ehe sich einige von ihnen entfernten.

„Praktisch wenn jemand Parsel kann", sagte George, während er stirnrunzelnd den Runespoor nachsah, die gerade in der Dunkelheit verschwanden. „Vor allem, wenn derjenige dann auch noch so freundlich ist und uns erzählt, was er den Schlagen gesagt hat."

Harry überhörte diese indirekte Aufforderung geflissentlich und sah stattdessen fragend von einem zum anderen.

„Also gut, in Kurzfassung", seufzte Fred, während auch sein Blick skeptisch den Schlangen folgte. „Andrea brachte uns mit dem Portschlüssel in dieses komische Haus, ist dann aber gleich wieder verschwunden. Mum hat über das Kaminnetzwerk mit dem Zauberministerium gesprochen und erfahren, dass Dumbledore und die Auroren bereits vor Ort waren. Zuerst wollten sie uns in den Grimmauld Place bringen, aber dann sind wir doch in den Fuchsbau zurückgekehrt. Dumbledore war sich sicher, dass die Todesser diesen Ort nicht ein zweites Mal angreifen würden und vermutlich wollte er auch sicher gehen, dass wir nicht zuviel mitbekommen. Nun ja, jedenfalls hat Dumbledore irgendetwas gesagt von einem bestimmten Zauber, mit dem er Voldemort orten konnte und dann sind alle verschwunden. Ginny ist dann plötzlich umgekippt und Mum musste sie nach St. Mungos bringen."

„Ist aber nichts Ernstes, nur eine Kombination aus einem Fluch, der sie traf, Aufregung und Erschöpfung", unterbrach George rasch seinen Bruder, als er Hermines besorgten Blick sah. „Morgen kommt sie schon wieder nach Hause."

„Nun, jedenfalls haben wir drei dann angefangen den Garten aufzuräumen und fanden dabei deinen Zauberstab, sowie Andreas Portschlüssel", fuhr Fred fort, zog den Zauberstab aus der Tasche und reichte ihn zusammen mit Andreas Kettenanhänger an Harry weiter, der beides kommentarlos entgegen nahm und in seine Tasche steckte. „Wir dachten, dass es nützlich sein könnte, wenn wir euch die Sachen bringen."

„Das war ganz schön leichtsinnig", konnte Hermine sich nicht verkneifen zu sagen, doch Fred zuckte nur die Schultern.

„Wir hätten die Sachen ja auch einem der Ordensmitglieder gegeben, doch leider waren die alle schon unterwegs", sagte George ungerührt.

„Aber wie habt ihr uns gefunden?", fragte Harry stirnrunzelnd, während er besorgt den düsteren Korridor entlang sah.

„Durch deinen Zauberstab", grinste Fred. „Es gibt da einen ganz nützlichen Zauber, mit dem man den Besitzer des Zauberstabs finden kann, allerdings nur, wenn dieser ihn erst vor kurzem benutzt hat. Was ja bei dir der Fall war."

„Und Ron haben wir mitgenommen, weil Mum uns ausdrücklich gesagt hat, dass wir ihn nicht aus den Augen lassen sollen", sagte George und klopfte seinem jüngeren Bruder aufmunternd gegen die Schulter.

„Ja, Mum befürchtete, dass er irgendwelche Dummheiten machen könnte", nickte Fred mit betont ernsthaftem Gesicht. „Wie zum Beispiel… sich allein auf die Suche nach euch begeben."

„Eure Mutter wird euch den Kopf abreißen", stöhnte Hermine und verdrehte die Augen.

„Es gibt da noch was…", seufzte Ron und atmete schwer ein. „…Andrea und Remus Lupin sind verschwunden. Niemand hat eine Spur von…"

„Sie sind hier", unterbrach ihn Harry und fuhr sich müde über die Augen, ehe er ihnen erzählte, was sie hier erlebt hatten.

Er hatte seinen Bericht gerade beendet, als plötzlich Bewegung in die Schlangen kam und einige leise zu Zischen begannen.

„Wir sollten schauen, dass wir die Anderen finden", sagte Harry drängend, wobei er die aufgrund seiner Erzählung entsetzten Gesichter der Weasleys bewusst ignorierte. Ohne ihnen die Chance einer Diskussion zu lassen, strich er der zweiköpfigen Runespoor sanft über den Kopf, die sich wie eine Hauskatze an Harrys Beinen  schmiegte und setzte sich in Bewegung.

„Das ist leichter gesagt als getan", stöhnte Fred und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Da hinten kommen wir jedenfalls nicht mehr weiter, der Korridor ist eingestürzt."

„Versuchen wir es mit der anderen Seite", schlug Harry vor und ließ das Licht seines Zauberstabs in die entgegengesetzte Richtung des Korridors wandern. „Sicher gibt es hier mehr als einen Weg, der nach oben führt."

Die Anderen nickten und auch die Runespoor zu Harrys Füßen zischte, als wollte sie seine Worte bestätigen. Mit geschmeidigen Bewegungen glitt sie vor ihnen her und auch die anderen Schlangen folgten ihnen.

„Wie seid ihr eigentlich hier rein gekommen?", fragte Hermine, nachdem sie einige Minuten schweigend durch die Gänge gegangen waren.

„Durch einen Einstieg im Wald", sagte George. „Wir sahen zwei Todesser und sind ihnen durch einen ewig langen Tunnel hierher gefolgt."

„Wie sieht es dort draußen eigentlich aus? Abgesehen von dem Keller haben wir bisher noch nichts zu Gesicht bekommen."

„Da gibt es auch nicht viel mehr zu sehen. Von außen sieht das Ganze nur nach einem riesigen Trümmerfeld aus. Vermutlich würde unter normalen Umständen niemand darauf kommen, dass unter dieser Ruine eine gigantische unterirdische Anlage liegt. Wir befinden uns hier drei Etagen tief unter der Erde."

„So tief?", fragte Hermine entsetzt und sah besorgt zur Tunneldecke.

„Überleg mal, wie weit wir über die Treppe nach unten gestiegen sind", sagte Harry nachdenklich. „Mich wundert es nur, dass wir von der Zelle aus Kampfgeräusche hörten, ihr drei aber niemanden vom Orden gesehen habt."

„Das liegt wahrscheinlich daran, dass der unterirdische Eingang genau wie dieser Kellerbereich hier ziemlich weit von der eigentlichen Ruine weg ist. Wir sahen die Mauerreste nur aus der Ferne."

„Das heißt also, dass der Tunnel, der uns nach außen bringt…", begann Hermine, doch Fred unterbrach sie mit einem Kopfschütteln.

„…zwar nicht weit entfernt, doch leider durch den verschütteten Korridor nicht so einfach zu erreichen ist", vollendete er ihren Satz.

„Abgesehen von der Tatsache, dass hier keiner von uns mehr weiß, wo wir wirklich sind", brummte Ron verdrießlich.

„Hier führt eine Treppe nach oben", sagte Harry plötzlich, der ein Stück vorweg gegangen war.

„Na klasse!", grinste Fred und wollte schon nach oben steigen, als Harry ihn zurück hielt.

„Lass erst mal die Runespoor vor, sie haben schärfere Sinne als wir."

Fred verdrehte die Augen, widersprach jedoch nicht, als Harry die Schlangen dazu aufforderte. Langsam folgten sie den Runespoor und erreichten ohne Zwischenfälle das höhergelegene Kellerstockwerk, auch hier ging ein Kellergang in den Nächsten über. Regelmäßig verschwanden einige Schlangen, um den Weg auszukundschaften, doch auch nach einer Stunde hatten sie noch immer keinen Aufgang nach oben gefunden.

„Was ist los? Was sagen sie?", fragte Hermine und wandte sich nach Harry um, der schon geraume Zeit im größeren Abstand hinter ihnen herlief und unbeirrt mit den Schlangen sprach, die lautlos neben ihm dahin glitten.

„Nichts Besonderes", antwortete er ausweichend. „Doch ich denke, wir sollten eine kurze Pause einlegen und uns etwas ausruhen."

„Gute Idee", nickte Ron und setzte sich kurzentschlossen auf den Boden. „Ich spüre meine Füße kaum noch."

„Brüderchen, du wirst doch jetzt nicht schon schlapp machen?", neckte Fred, ließ sich aber trotzdem gähnend neben Ron nieder.

„Es bringt nichts, wenn wir uns völlig verausgaben", sagte Harry, blieb jedoch stehen und starrte unverwandt in die Dunkelheit des vor ihm liegenden Korridors.

„Hat jemand zufällig eine Flasche schönes, heißes Butterbier dabei?", seufzte George, was ihm allerdings nur einen genervten Blick von Ron und Hermine einbrachte. „War ja nur ein Spaß!", verteidigte er sich halbherzig, ehe er sich Ron gegenüber an die Wand setzte.

„Zur nächsten Party dieser Art sollten wir Mum um ein schönes großes Lunchpaket bitten", grinste Fred, streckte die Füße aus, schloss die Augen und lehnte sich mit einem entspannten Lächeln gegen die kalte Kellerwand.

Einige Minuten saßen sie schweigend da und selbst auf den Gesichtern der Zwillinge verschwand langsam jede aufgesetzte Heiterkeit. Harry war einige Meter von ihnen entfernt in die Hocke gegangen und sprach noch immer konzentriert mit den Schlangen. Hermine beobachtete ihn dabei besorgt und als sie zu Ron hinüber sah, konnte sie erkennen, dass auch er ihrem gemeinsamen Freund stirnrunzelnd zusah.

„Er plant etwas", flüsterte George mit einem leichten Nicken, der offensichtlich ihrem Blick gefolgt war.

Noch ehe Hermine etwas antworten konnte, ertönte plötzlich ein lautes Donnergrollen, das bedrohlich von den Felswänden widerhallte. Mit einem Satz waren sie auf den Beinen, als auch schon ein Beben den Kellergang erschütterte. Einige lose Steine bröckelten aus der Decke und auch die Runespoor zischten aufgeregt durcheinander.

„Los, lasst uns weitergehen", sagte Ron über das Zischen der Schlangen hinweg und trat auf Harry zu, der noch immer regungslos an derselben Stelle stand.

„Wird wohl besser sein", nickte er zustimmend.

Im Laufschritt rannten sie den steinernen Korridor entlang, passierten zwei weitere Abzweigungen, bis Harry bei einer erneuten Gabelung stehen blieb, kurz zögerte und dann den rechten Korridor wählte.

„Dort hinten muss die Treppe sein", sagte er atemlos, als ein erneutes Krachen den Boden unter ihren Füßen erzittern ließ.

Harry sollte Recht behalten, kaum dass sie das Ende des Kellergangs erreicht hatten, erblickten sie eine Treppe, die steil nach oben führte.

„Der Gang links neben der Treppe führt ins Freie.  Aber leise! Außerdem sollten wir das Licht der Zauberstäbe löschen, um nicht entdeckt zu werden", sagte Harry, als alle die Treppe erreicht hatten.

„Nox!", ertönte es und Sekunden später wurden sie von völliger Dunkelheit umgeben.

Vorsichtig tasteten sie sich am Geländer nach oben und als sie die oberste Stufe erreicht hatten, fanden sie auch den bezeichneten Gang.

„Woher weißt du, dass dieser Gang wirklich ins Freie führt?", flüsterte Hermine.

Doch noch ehe Harry antworten konnte, zischte Fred ein energisches „Leise!"

„Geht immer an der linken Wand entlang, so verlieren wir niemanden."

Während sie sich leise dem Ausgang näherten, stieg der Boden leicht an und auch die Luft wurde merklich frischer.

„Still!", flüsterte plötzlich George, der als Letzter ging und abrupt stehen blieb. „Ich höre Schritte, dort hinten ist jemand!"

Mit angehaltenem Atem lauschten sie, doch das Geräusch wiederholte sich nicht.

„Da ist nichts", seufzte Hermine erleichtert.

„Dort vorn wird es heller, wir scheinen den Ausgang erreicht zu haben", sagte Fred und setzte sich wieder in Bewegung.

„Hier sind wir reingekommen", sagte Ron nach einigen Metern und beschleunigte seine Schritte.

„Geschafft!", seufzte Hermine, als sich die Silhouette von Rons Körper gegen den helleren Eingang abhob.

„Sag deinen schlängelnden Freunden unseren herzlichsten Dank, Harry!", sagte Fred und atmete hörbar auf. „Ohne ihre Unterstützung hätten wir wahrscheinlich noch ein bisschen länger gesucht."

Doch die Antwort blieb aus.

„Harry?", fragte Fred unsicher und wandte sich um, während er versuchte, Harry  in der Dunkelheit hinter sich zu erkennen.

„Harry, wo bist du?", rief Hermine lauter, doch nur ihr eigenes Echo kam als Antwort zurück.

„Lumos!"

Georges Zauberstab leuchtete auf, aber der Korridor hinter ihnen war leer.

Fortsetzung folgt………

So wieder mal geschafft!!!!!!!!!!!!! *ggg*

Reviewantworten:

@ lea: bewusst nicht, doch ich hoffe es! *sfg*

@ Fluffy Bond: Ich denke, deine Fragen haben sich durch das Lesen des Kapitels beantwortet. Sie helfen Harry durch ihren Instinkt und ja, die Runespoor sehr, sehr giftig. *fg*

@ Herminchen999: Also so einen Anhänger, der in esoterischen Kreisen als Salomonschild bezeichnet wird, gibt es wirklich und ihm werden schützende Kräfte zugeschrieben. Doch die in meiner Fanfic beschriebene Traumpassage ist frei von mir erfunden, genauso wie seine anderen Wirkungsweisen.

@ Cammy: Vielen Dank! Freu mich, dass sie dir gefällt!

@ Angel 344: Ja, Ron ist wirklich da oben *fg* und das nicht allein!

@ Rapunzelou: Nun die meisten Fragen wurden durch diese Kapitel schon beantwortet, hm ob Remus und Andrea etwas von Sirius erfahren…..verrat ich an dieser Stelle nicht!!! *sfg*

@ Last Unicorn4life: Vielen Dank für das Kompliment! Und ja, ich werde mich um die Fehler bemühen *seufz* leider find ich einige immer erst wenn das Kapitel schon hochgeladen ist. Werde mich demnächst mal an die Überarbeitung machen.

@ Kirilein: Ja, ich habe in „Phantastische Tierwesen" gestöbert….und die Runespoor erschienen mir, für meine Zwecke ganz brauchbar. *sfg* Da du Schlangen magst, darfst du dich noch auf eine weiteres Kapitel mit ihnen freuen.

@ Eva Luna: Freut mich sehr, dass dir die Story gefällt! Hoffentlich hält sich die Telefonrechnung in Grenzen! *g*

@ Beppo1: Hm? Glaubst du, dass Harry in seiner derzeitigen Lage, den Kopf für ein Mädchen frei hat? Selbst wenn dieses Mädchen Hermine ist? Zu Remus und Andrea… nun dazu sag ich jetzt nichts!!!! *fg*

@ Maya: Doch es gibt sicher noch andere nette Geschöpfe….*fg*