27. Wir brauchen einen Heiler

Zuerst waren es nur schwachumrissene Konturen, die sichtbar wurden, doch schon nach wenigen Sekunden wurden sie klarer. Andrea und Remus gingen einen zögernden Schritt nach vorn, standen aber noch immer unter dem Torbogen. Für einen kurzen Augenblick strahlten ihre Gesichter und sie wirkten so glücklich, wie Harry beide noch nie gesehen hatte. Der seltsame Luftzug, der den Vorhang immer wieder aufblähte, wehte ihnen sanft die Haare ins Gesicht, die Andrea mit einer lockeren Kopfbewegung zurückschüttelte. Harry atmete erleichtert aus, doch als sie einen weiteren Schritt nach vorn traten, erstarb das Lächeln und sie zuckten zusammen, als wären sie eben gegen einen Felswand gelaufen.

Andrea geriet ins Schwanken und im selben Augenblick fiel hinter ihnen das Licht und mit ihm der Torbogen geräuschlos in sich zusammen. Harry erinnerte es an ein Wasserspiel, bei dem jemand unvermittelt den Hahn abgedreht hatte. Ein kleiner schwachleuchtender weißer Lichtkranz blieb an den Stellen zurück, an denen der Bogen angefangen hatte zu versteinern, doch dieser reichte nicht aus, um den Raum zu erleuchten. Für einen Moment wurde es düster, doch noch ehe sich Harrys Augen an das schwächere Licht gewöhnen konnten, hörte er wie Silver, Tonks und Rasul gleichzeitig „Lumos", sagen.

Die Zauberstäbe blitzten auf und Andrea ließ mit einem leisen Schrei das Salomonschild fallen, das sie bis dahin in ihrer linken Hand gehalten hatte.

„Andrea!"

Rasul war mit einem Satz bei ihr und wollte sie mit beiden Händen an den Schultern fassen, aber sie wich so schnell zurück, dass Remus, an den sie noch immer gefesselt war, fast das Gleichgewicht verloren hätte. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie panisch um sich und schüttelte den Kopf, während ihr Körper heftig zu zittern begann. Ihre Lippen bewegten sich, als würde sie sprechen, doch es kam kein Laut hervor.

„Rasch, wir brauchen einen Heiler", rief Dumbledore in den Korridor hinaus, während sein Blick besorgt zwischen Remus und Andrea hin und her flackerte.

„Kommt schon!", hörten sie Kingsley vom Ende des Kellergangs und einen Moment später erklangen dumpfe eilige Schritte.

Für einige Augenblicke herrschte betroffene Stille. So fröhlich und lustig die Stimmen von Andrea und Remus auch hinter dem Vorhang geklungen hatten, jetzt standen sie zweifelsfrei unter Schock. Während Andrea zitternd bis an die hintere Wand zurückgewichen war, schien Remus sich noch immer in einem tranceähnlichen Zustand zu befinden. Im Bruchteil einer Sekunde, hatte sein Gesicht jegliche Farbe verloren und seine Haltung wirkte merkwürdig steif, während er fassungslos jeden Einzelnen im Raum ansah, als könnte er nicht glauben, was seine Augen ihm zeigten.

„Remus", sagte Silver leise und trat vorsichtig auf den Angesprochenen zu. „Remus, kannst du mich hören?"

Die Schritte im Korridor kamen näher, als Remus zögernd nickte. Er schloss die Augen und atmete tief ein, ehe er sie wieder öffnete und Silver direkt ansah.

„Ja, natürlich kann ich dich hören", sagte er mit heiserer Stimme.

„Lasst mich durch!", sagte die energische Stimme des Heilers und ein kleiner schmächtiger Mann mit Glatze, erschien an der Zellentür. Unter dem Arm trug er eine dunkelgrüne Tasche, die sich kaum von seiner gleichfarbigen Robe abhob.

„Hallo Remus!", sagte der Heiler mit einem Lächeln, nachdem er sich an Dumbledore und Tonks vorbeigeschoben hatte und nun näher auf seine Patienten zutrat.

„Hallo Rufus", nickte Remus, erwiderte jedoch sein Lächeln nicht und rang sichtlich um Fassung, ehe er auf die magischen Fesseln an seinem Handgelenk sah. „Könnte uns jemand hier von befreien?"

Einen Moment später hatte Silver die Handschellen verschwinden lassen, doch nun schwankte Andrea umso mehr.

„Andrea, bist du in Ordnung?", sagte Rasul angsterfüllt und wollte sofort auf sie zugehen, doch Silver hielt ihn mit einem Kopfschütteln zurück.

„Überlassen Sie das dem Heiler", sagte er leise, während dieser langsam auf Andrea zuging.

„Mein Name ist Rufus Neill, ich bin Heiler", sagte er freundlich und trat einen weiteren Schritt auf sie zu. „Ich werde Sie untersuchen."

„Nicht nötig", antwortete Andrea hastig. „Es geht mir gut, ich brauche keinen Arzt."

„Was dagegen, wenn ich Sie trotzdem untersuche?", lächelte er charmant und zog seinen Zauberstab aus der Tasche.

Für einen Moment sah es aus, als wollte sie es zornig ablehnen, doch schließlich seufzte sie ergeben und nickte. Neill schmunzelte zufrieden, warf einen kurzen prüfenden Blick auf Remus und begann damit, im Abstand von einigen Zentimetern seinen Zauberstab über Andreas Körper wandern zu lassen. Andrea hatte die Augen fest geschlossen und die Arme eng um ihren Körper geschlungen, als Neill plötzlich stoppte und die linke Augenbraue noch oben zog.

„Keinen Heiler? Das sehe ich etwas anders", brummte er und atmete schwer aus, ehe er seine Untersuchung fortsetzte.

Es dauerte eine ganze Weile, doch schließlich hatte er seine Untersuchung beendet und tippte mit der Spitze des Zauberstabs sacht gegen die Seite von Andreas Rippen. Ein sanft schimmerndes Licht hüllte ihren Oberkörper ein und erstarb nach einer Minute wieder. Neill nickte und eine lässige Schlenkerbewegung mit seinem Zauberstab, ließ ein Stuhl neben Andrea erscheinen.

„Danke", sagte Andrea matt und fuhr sich über die Stelle, die der Heiler angetippt hatte.

„Was hat sie?", fragte Rasul drängend, doch Neill winkte unwirsch ab, während er Andreas Gesicht besorgt betrachtete.

„Zeigen Sie mir ihre Hand, Andrea", sagte er bestimmend und ließ den Zauberstab sinken. „Und vor allem, setzen Sie sich hin."

Andrea tat wie ihr geheißen und streckte den Arm zögernd aus. Die Handfläche zeigte eine große, hässliche Brandwunde, die sich vom Handgelenk bis zu den Fingerspitzen erstreckte und leicht blutete. Stirnrunzelnd drehte Neill den Arm, um die Hand von allen Seiten betrachten zu können, ehe er wieder den Zauberstab hob und einige leise Worte murmelte. Harry erwartete, dass die Brandwunde augenblicklich verschwinden würde, doch dies geschah nicht, nur eine dünne weißliche Schicht bedeckte nun die Wunde, als wäre sie eingepudert. Neill nickte, doch sein Gesicht spiegelte noch immer Besorgnis wieder.

„Das wird einige Zeit brauchen, bis es geheilt ist", seufzte er, wandte sich nach seiner Tasche um und zog eine Phiole mit rotschimmernder Flüssigkeit heraus. „Außerdem sollten Sie das trinken, damit werden Sie sich gleich besser fühlen."

„Was ist das?", fragte Andrea und nahm zögernd den Trank entgegen.

„Erst einmal nur ein Stärkungsmittel, bis wir Ihnen eine speziellere Mischung geben können", sagte er und entkorkte ihr die Phiole. „Trinken Sie es bitte ganz aus. "

Andrea schluckte, ohne einen weiteren Kommentar die Flüssigkeit hinunter, ehe sie das Gesicht verzog und dem Heiler die Phiole zurückgab.

„Können Sie sagen was ihr fehlt?", sagte Rasul ungeduldig, während er sich neben Andrea stellte und den Arm sanft um ihre Schultern legte und dieses Mal zuckte sie nicht zurück.

„Nicht ohne speziellere Untersuchungen", sagte der Heiler zögernd und zog die Stirn kraus. „Was ich bisher diagnostizieren konnte, sind zwei gebrochene Rippen, sowie eine mächtige, durch Magie ausgelöste Verbrennung der Hand, einhergehend mit starker Unterkühlung und völliger Entkräftung. Überdies zeigt sie Symptome einer Vergiftung, deren Ursprung sehr wahrscheinlich auch magischer Natur ist."

„Vergiftung?", stieß Andrea perplex aus.

„Und das heißt?", hackte Rasul schweratmend nach und sah panisch von Andrea zu Neill.

„Das heißt, dass ich im Moment keine genaueren Aussagen treffen kann", sagte er fest und wandte sich Remus zu, der, wie alle anderen auch, die Untersuchung mit besorgtem Gesicht verfolgt hatte. „So und nun zu dir."

Wieder hob er den Zauberstab und ließ ihn nun über Remus Körper gleiten. In der Zelle herrschte bedrückendes Schweigen, während der Heiler seine Arbeit tat. Nach einer Weile senkte er den Zauberstab und blickte stirnrunzelnd von Remus zu Andrea und wieder zurück zu Remus.

„Du bist in Ordnung", atmete er sichtlich auf. „Wobei ich feststellen muss, dass ich dich noch nie in so einer ausgezeichneten körperlichen Verfassung gesehen habe."

„Danke", sagte Remus tonlos, während Neill ihn noch immer stirnrunzelnd musterte.

„Ich rede hier jedoch nur von der rein körperlichen Verfassung", sagte er nach kurzem Zögern und warf Silver einen bezeichnenden Blick zu, ehe er sich erneut an Remus und Andrea wandte. „Mit euere Psyche sieht es ein bisschen anders aus."

„Kannst du uns erzählen, was während dieser Traumreise geschehen ist?", wandte sich nun Silver an Remus und auch Dumbledore trat näher heran.

„Nein!", entgegnete Andrea heftig, noch ehe Remus antworten konnte.

Einige Sekunden starrte Remus nur zu Boden, doch dann schüttelte er leicht den Kopf, atmete schwer durch und sah sich unsicher in der Zelle um. Als sein Blick auf Harry fiel, seufzte er erleichtert und wandte sich an Dumbledore, der soeben das Salomonschild vom Boden aufhob.

„Sieht aus, als hätten wir es vorläufig überstanden", sagte er matt, Silvers Frage ignorierend.

Dumbledore nickte, während er das Artefakt nachdenklich betrachtete und schließlich das Herzstück vom Hauptteil trennte. Sofort schrumpften beide Teile auf ihre ursprüngliche Größe zurück.

„Ich denke, wir sollten umgehend in den Grimmauld Place zurückkehren", sagte er und warf einen prüfenden Blick in die Runde. „Alle weiteren Fragen können auch dort geklärt werden."

„Ich werde nicht mitkommen", widersprach Andrea unvermittelt und nahm die Artefakte entgegen, die Dumbledore ihr reichte.

„Andrea, bitte sei vernünftig", sagte Rasul beschwörend und griff nach ihrer unverletzten Hand. „Du brauchst einen Heiler."

„Nein! Ich brauche Ruhe…ich…ich kann nicht", entgegnete sie zittrig und entzog ihm ihre Hand. Missmutig stand sie auf und trat einen Schritt von Rasul zurück, geriet dabei jedoch erneut ins Schwanken und wäre gestürzt, hätte Remus sie nicht im selben Moment am Arm festgehalten.

„Es hat keinen Sinn, Andrea. Komm mit uns", sagte er sehr leise und eindringlich, doch in der Stille des Raums, waren seine Worte klar zu verstehen.

Andrea zuckte zusammen, als hätte Remus Hand sie verbrannt und Harry bemerkte, dass sie es vermied Remus ins Gesicht zu sehen, dennoch schien sie über seine Worte nachzudenken. Die Arme fest um den Leib geschlungen, versuchte sie das Zittern ihres Körpers unter Kontrolle zu bringen, doch je mehr sie sich darum zu bemühen schien, umso mehr zitterte sie.

„Es tut mir leid, Remus. Ich habe mit so etwas nicht gerechnet", hauchte sie, doch noch ehe sie erklären konnte, was sie mit diesen Worten meinte, stand Rasul an ihrer Seite.

„Fassen Sie Andrea nicht an!", fauchte er zornig in Remus Richtung. „Sehen Sie nicht, dass Sie alles nur noch schlimmer machen?"

„Rasul, reißen Sie sich zusammen", sagte Neill streng und warf Andrea einen besorgten Blick zu, die bei Rasuls Worten ein weiteres Stück bleicher wurde.

„Ich werde nicht zulassen, dass er sie noch mehr ängstigt", schnaubte Rasul ungehalten und stellte sich demonstrativ zwischen Andrea und Remus, der erschrocken ein Stück zurück wich. „Er ist ein Werwolf! Er ist der Grund…"

„Hör auf damit, Francesco!", fuhr Andrea ihn zornig an und plötzlich war jedes Anzeichen von Schwäche verschwunden, nur die Tränen die nun in ihren Augen glitzerten, verrieten den Aufruhr in ihrem Inneren. „Du weißt nicht was du da sagst! Du hast keine Ahnung!"

„Andrea, ich …ich…", stammelte Rasul verwirrt über diesen unerwarteten Ausbruch, doch Andrea ließ ihn nicht ausreden.

„Du hast nicht den leisesten Schimmer einer Ahnung!", wiederholte sie nachdrücklich, ehe sie resignierend den Kopf schüttelte und sich zurück auf den Stuhl setzte. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie sich die Haare aus dem Gesicht, ohne auf Rasul zu achten, der sie fassungslos ansah.

„Von was hat er keine Ahnung?", fragte Silver ruhig und als Andrea ihm darauf keine Antwort gab, blickte er fragend zu Remus, doch auch er hüllte sich beharrlich in Schweigen.

Harry fühlte sich zunehmend unbehaglicher in seiner Haut. Er verstand nicht was Andrea mit ihren Worten meinte und er konnte nicht nachvollziehen, warum Remus einzige Reaktion darin bestand, sich von Andrea zurückzuziehen.

Für einige Momente herrschte bedrückende Stille. Neill packte seine Tasche zusammen, während sein Blick immer wieder zu Andrea huschte, die stur auf den Boden zu ihren Füßen starrte. Silver und Tonks sahen fragend zu Dumbledore, auf dessen Stirn sich eine steile Sorgenfalte gebildet hatte und der seinerseits Andrea und Remus nicht aus den Augen ließ.

Harry konnte sich diesen krassen Stimmungsumschwung nicht erklären. Als er ihre Stimmen hinter dem Schleier gehört hatte, war er sicher gewesen, dass es den beiden gut gehen würde und nun war Andrea verletzt. Hatte sie nicht etwas gesagt, dass sich der Körper während einer Traumreise regeneriert? Warum benahmen sich beide plötzlich so merkwürdig?

„Nun gut", seufzte Dumbledore, "ich würde sagen, wir gehen erst mal zurück. Andrea…"

„Schon gut, ich komm mit", stöhnte Andrea widerstrebend und stand schwerfällig auf, während sie sich müde über das Gesicht fuhr.

Dumbledore lächelte und Harry stellte sich unweigerlich die Frage, was Dumbledore getan hätte, wenn Andrea bei ihrer Weigerung geblieben wäre. Rasul war sofort an ihrer Seite, als befürchtete er, sie könnte es sich in letzter Minuten noch einmal anders überlegen. Tonks, Harvey und Kingsley nickten Dumbledore kurz zu und traten hinaus auf den Korridor. Andrea und Rasul folgten ihnen, während Dumbledore Harry die Hand auf die Schulter legte und ihn damit zum Gehen aufforderte. Zielsicher schritten Tonks und Kingsley die Kellergänge entlang, während sie sich leise mit Neill unterhielten.

„Kannst du mir einen kurzen Überblick geben, was hier geschehen ist?", hörte er hinter sich Remus brüchige Stimme und als er sich umdrehte, sah er, dass  diese Frage an Silver gerichtet war.

Silver erklärte in wenigen Sätzen das Notwendigste, doch Harry hörte schon nicht mehr zu. Die zweiköpfige Runespoor hinter ihm zischte und kam an seine Seite.

Wirst du mit den anderen Menschen wieder fortgehen?", fragte sie und Harry hätte schwören können, ein unterdrücktes Seufzen zu hören.

„Da wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben", sagte Harry zögernd und sah sich suchend um, doch von den anderen Runespoor war nichts mehr zu sehen. „Wo sind sie alle hin?"

Sie sind immer noch in der Nähe, möchtest du, dass ich sie für dich rufe?"

„Nein, nicht nötig…ich denke mal, dass wir hier einige Leute etwas erschrecken, wenn plötzlich der ganze Korridor voll mit Schlangen ist. Sag ihnen später, dass ich mich für die Hilfe bedanke."

Das werde ich tun", nickte die Runespoor langsam, als würde sie gleichzeitig über etwas nachdenken.

Inzwischen waren Tonks und die Anderen stehen geblieben, doch Harry konnte keine Abzweigung erkennen. Tonks drehte sich, um zu sehen, ob alle da waren, dann murmelte sie einige unverständliche Worte und pochte mit dem Zauberstab gegen die dunklen Steine der Wand.

Kingsley musste Harrys verblüfftes Gesicht gesehen haben, denn nun klopfte er ihn mit einem breiten Grinsen auf die Schulter.

„Ein Geheimgang. Du siehst, auch wir waren nicht untätig."

Mit einem lauten Knirschen schoben sich mehrere große Quader zurück und gaben den Weg zu einer steil abwärtsführenden, gebogenen Treppe frei.

„Vorsicht die Treppe ist etwas wacklig", sagte Tonks und stieg voran.

„Da wäre ich nie draufgekommen", stöhnte Neill, als die Stufen unter ihm beängstigend ächzten.

Andrea folgte ihm mit unsicheren Schritten, als von unten Moodys knurrende Stimme erklang.

„Ist Dumbledore bei euch?"

„Ja, hier!"

„Komm rasch Albus, das musst du dir ansehen."

Dumbledore nickte und schob Harry vor sich auf die Treppe. Rasul, Harvey, Kingsley, Remus und Silver folgten ihnen, als Harry die zweiköpfige Runespoor im Korridor zischen hörte. Er konnte wegen den lauten Knarren der Stufen nicht genau verstehen was sie sagten, doch es klang nach „etwas am Durchgang verloren."

Harry zögerte, während er Dumbledore nachsah, der sich beeilte die Stufen nach unten zu kommen. Harry blieb stehen und ließ Rasul voran gehen. Harvey schob sich ebenfalls vorbei, doch als Harry zurückgehen wollte hielt Remus seinen Arm fest.

„Wo willst du hin Harry?"

Die Runespoor zischte erneut und nun verstand Harry. „Mein Zauberstab! Mir ist mein Zauberstab aus der Tasche gerutscht", sagte er und als Remus ihn losließ, ging er die Stufen zum Durchgang zurück, an dem Silver stand und nun das Licht seines Zauberstabs über den Boden des Korridors wandern ließ.

„Hab ihn!", sagte er und bückte sich.

„Danke", nickte Harry und steckte ihn in die Tasche zurück, als er plötzlich das Gewisper der Runespoor hörte.

Er drehte sich um und nun sah er all die Schlangen, die gekommen waren, um sich zu verabschieden. Im Nu hatten sie ihn und Silver umringt, der dies gleichmütig hinnahm.

„Ein nettest Abschiedskomitee", schmunzelte er.

„Beeilt euch, der Eingang ist nicht dauerhaft offen", drängte Remus der noch immer im Durchgang stand

„Ich danke euch allen", wisperte Harry von dieser Anhänglichkeit sichtlich gerührt und strich vereinzelten Schlangen über den Kopf. Silver neben ihm sagte etwas, doch Harry nahm es kaum wahr. Mit sanftem Gezische schmiegten und drängten sich immer mehr Runespoor an ihn heran, bis Silver in schließlich am Arm packte und ihn aufblicken ließ.

„Harry, los jetzt!", sagte er fest, auch wenn ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielte.

Harry nickte und folgte ihm zögernd zu dem Mauerdurchgang, an dem Remus noch immer auf sie wartete. Sie hatten ihn gerade erreicht und betraten die ersten Stufen, als die zweiköpfige Runespoor flehend zischte."

„Kannst du mich mitnehmen, Mensch?"

Im Bruchteil einer Sekunde hatte Harry sich entschieden und sprang mit langen Sätzen auf sie zu. Freudig kam sie ihm entgegen, und als er sie hochhob und um seinen Hals legte, hörte er bereits das Knirschen, welches ihm sagte, dass der Durchgang sich schloss. Silvers fluchte, die Runespoor begannen aufgeregt zu zischen und schon konnte auch Harry es fühlen. Eine eisige Kälte kam auf ihn zu. Aus dem Augenwinkel heraus, konnte er gerade noch erkennen, wie Silver von den fliehenden Schlangen umgerissen wurde und rückwärts in den Durchgang fiel, dann wurde es dunkel um ihn. Aus weiter Ferne hörte er Remus verzweifelte Stimme und Silvers Keuchen.

Ein namenloses Grauen erfasste ihn, als der Boden unter ihm zu beben begann und er über die letzten fliehenden Schlangen stürzte. Den Zauberstab fest umklammert, rappelte er sich auf. „Dementoren! Voldemort hat Dementoren hier!", hämmerte es in seinem Gehirn. Der vibrierende Boden unter ihm, ließ seinen Magen Purzelbäume schlagen und mit einem Male war ihm speiübel.

„Expecto patronum!", schrie er, doch aus der Spitze seines Zauberstabs kam nur ein kläglicher silberweißer Kringel, der sofort wieder verpuffte.

„Expecto patronum!", rief er erneut, doch auch diesmal bewirkte der Zauber nur, dass ein hauchdünner silberner Faden hervortrat.

„Mach schon! Konzentriere dich! Denk an ein glückliches Erlebnis! Denk an Sirius!" Für einen Moment, entstand das Bild von Sirius in seinem Kopf, wie er lachend den Weihnachtsbaum schmückte, doch fast augenblicklich zerbarst es, als hätte jemand eine Seifenblase zerstochen. „Verdammt, musst du gerade jetzt an seinen Tod denken?", schrie eine Stimme in seinem Kopf und versuchte rasch ein anderes Erlebnis hervorzuholen. Doch so sehr er sich auch bemühte, es gelang nicht. Sein Kopf blieb leer.

„Expecto patronum!", hauchte er matt, doch außer einem schwachen Dunstfaden, kam nichts aus seinen Zauberstab. Der Boden unter seinen Füßen bebte immer stärke, als er Silvers klare Stimme hörte.

„Expecto patronum!"

Ein gewaltiger silberner Tiger schoss an ihm vorbei. Erleichtert raffte Harry sich auf, als er den Dementor fliehen sah, doch seltsamerweise bebte der Boden immer noch. Verwirrt drehte er sich um, als er auch schon den zweiten Dementor bemerkte, der sich vom anderen Ende des Korridors näherte.

„HARRY! WEG DA!", brüllte Silver aus Leibeskräften, doch Harry konnte sich nicht mehr bewegen. Wie erstarrt stand er in der Mitte des Kellergangs und sah fassungslos auf das, was der zweite Dementor vor sich herscheuchte. Ein grellroter Blitz schoss über seine Schulter hinweg auf das graurote Tier zu und einen Moment später spürte Harry die beiden langen Hörner, die sich mit einem Ruck in seine Eingeweide bohrten.

„Verneige dich vor dem Tod, Harry…", hörte er Voldermorts Stimme in seinem Kopf, doch seltsamerweise machte sie ihm diesmal keine Angst. Etwas Leichtes und Beruhigendes breitete sich in ihm aus, erfüllte ihn und trug ihn auf sanften Wellen davon.

Fortsetzung folgt….. (Bitten nicht schlagen! Weiß dass dies übler Cliffhanger ist!) *Kopfeinzieh*

Autornote: Erst mal vielen, vielen Dank, meinen fleißigen Reviewern, die trotz des 5. Bands noch dazu kommen meine Story zu lesen und dann auch noch ein Review schreiben!!!!!!

Und hier die Antworten auf euere Fragen…………

@ Stephanie8: wer sagt denn, dass ich Sirius wieder ins Leben zurückhole? *verwundertguck*

@ Alicia Spinnet2 : Keine Fragen? *grins* na kommt bestimmt noch!

@ Herminethebest: Schon ist das nächste da! *smile*

@ Fluffy Bond: ok, war wirklich nur ein Witz! Du hast Recht, war auch mit lesen des 5. Bands beschäftigt, doch nun bin ich durch und kann kräftig weiterschreiben! *fg*

@Eva Luna: Nun ich befürchte fast, dass mit dem Ende dieses Kapitels nicht alles ok ist. Hm, oder doch?

@ Beppo1: Danke schön!!! Tja, das mit dem Bogen….. wird noch nicht verraten! *fg*

@ Kirilein: Dein Wunsch ist mir Befehl………hier gabs noch mehr Schlangen! *sfg*

@ Rapunzelou: Hab es gleichzeitig gemacht *ggg* mal im 5. Band gelesen und mal selber geschrieben – nur mein Schlaf hat etwas darunter gelitten. Und zur nächsten Frage… du darfst mich selbstverständlich alles fragen *sfg* Zur Kapitelüberschrift – bin noch am grübeln, irgendwie fallen mir keine vernünftigen Benennungen ein. Schließlich sollen die ja auch nicht vorab verraten worum es geht. So und zur nächsten Frage, warum die Anderen so cool bleiben – irgendwie haben die keine Zeit mehr weiter darauf zu reagieren, da sie ja unmittelbar darauf die Stimmen der Beiden hören. So und zu guterletzt, wirst du nach diesem Kapitel feststellen, dass du mit deiner Vermutung gar nicht so falsch lagst. *gggg*

@ Herminchen999: Tut mir leid, aber so schnell bin ich leider nicht! *Herminchenganzliebdrück*

@ lea: Hört so danach an, oder? *ssffgg*

@ morle 1509: Freut mich, dass es dir gefällt!

@ maya: Vielen Dank! *verbeug*

@ Miss Shirley Blythe: Nein, hab ich nicht im Ernst gemeint! *fg*

Viele liebe Grüße von Sternchen!