AN: So meine Lieben, hier noch ein kurzes Kapitelchen zum Wochenanfang!
Da gab es doch tatsächlich Leute dir mir gedroht haben, wenn ich den nächsten Teil nicht bis Montag hoch lade! Na so was? *kopfschüttel* dabei hätte es doch eine freundliche Bitte auch getan! *ggg*
So nun wünsche ich euch viel Spaß beim lesen!
28. Zusammenhänge
Die schweren Steinquader schoben sich zurück und Silver, der rückwärts in den Durchgang gefallen war, schaffte es gerade noch die Hälfte seines Körpers aus der Öffnung zu quetschen, als die Steine ihn fest an die seitliche Wand pressten. Nach Atem ringend sah er wenige Meter von sich entfernt Harry wie erstarrt in der Mitte des Korridors stehen. Eine eisige Kälte schlug ihm entgegen und nun konnte auch er den Dementor sehen, der langsam aber beständig auf Harry zu glitt.
„Expecto patronum!", hörte er Harrys kraftlose Stimme und er musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass ihm die Energie für den Patronuszauber fehlte.
„Remus hilf mir!", keuchte Silver und versuchte verzweifelt seinen Zauberstab zu erreichen, der ihm beim Sturz aus der Hand gefallen war. Während sein Kopf, der halbe Oberkörper und der rechte Arm draußen waren, schien es ihm endlos zu dauern, bis Remus es endlich geschafft hatte, ihn den Zauberstab über seinen Kopf hinweg in die freie Hand zu drücken.
„Expecto patronum!", rief Silver und richtete seinen Zauberstab auf den Dementor.
Silver wollte bereits erleichtert ausatmen, als er den zweiten Dementor und das Graphorn erblickte. Ohne lange zu überlegen, schleuderte er einen Fluch in die Richtung des Graphorns, doch er wusste selbst nur zu gut, dass ein einzelner Fluch dieses Ungetüm nicht aufhalten konnte.
„Harry, weg da!", brüllte er so laut er konnte und sandte erneute Flüche auf das Graphorn, doch Harry rührte sich nicht vom Fleck.
„Harry…", wollte er es erneut versuchen, doch es war bereits zu spät, das Graphorn hatte Harry auf die Hörner genommen und schleuderte nun seinen leblosen Körper auf die andere Seite des Korridors.
Innerhalb von Sekunden gelang es Silver ein halbes Dutzend Flüche auf das Graphorn zu schleudern, die jenem keine Gelegenheit mehr gaben, sich erneut seinem Opfer zuzuwenden. Mit einem letzten wütenden Schnauben machte es kehrt und raste davon. Gleichzeitig kam jedoch die eisige Aura des zweiten Dementors immer näher, aber noch ehe er seinen Patronus erneut heraufbeschwören konnte, war es Remus wie durch ein Wunder gelungen den Durchgang zu öffnen.
„Expecto patronum!", donnerte Remus Stimme durch den Kellergang und auch der zweite Dementor verschwand, dann herrschte Stille. Selbst die Runespoor, die auf Harrys blutüberströmten Körper zuglitt, verursachte nicht das leiseste Geräusch.
„Harry!", keuchte Remus und eilte gefolgt von Silver auf den Jungen zu, um den sich inzwischen eine beachtliche Blutlache gebildet hatte.
„Lasst mich durch!", keuchte Neill und einen Moment später kniete auch er neben Harry.
Hastig griff er nach seinem Hals, um einen, vielleicht doch noch möglichen Puls zu erspüren. Einige Sekunden verharrte er so, ehe er erleichtert aufatmete und mit einer blitzschnellen Bewegung den Zauberstab aus seiner Tasche zog und mehrere Heilzauber über Harrys Körper sprach.
„Er lebt!", sagte er knapp und beschwor eine Trage herauf. Unter der Führung seines Zauberstabs, hob sich der leblose Körper in die Luft und landete sanft auf der Trage, als auch schon Dumbledore an seiner Seite erschien.
„Schnell, wir brauchen einen Portschlüssel fürs St. Mungo", rief er dem Schulleiter zu, ohne Harry aus den Augen zu lassen.
Dumbledore zog ohne Umschweife eine Tüte Zitronenbonbons aus seiner Robe, legte sie auf Harrys leicht geöffnete Hand und verwandelte die Bonbontüte in einen Portschlüssel. Neill nickte kurz, nahm Harrys Hand in die seine, während er mit der anderen Hand die Trage abstützte. Dumbledore zählte bis drei und schon tat der Portschlüssel seine Arbeit. Harry und Neill verschwanden.
„Oh mein Gott!", stöhnte Andrea, die als letztes am Durchgang erschien und sich unwillkürlich an Rasuls Arm festhielt.
„Clark, ihr kehrt umgehend in den Grimmauld Place zurück", sagte Dumbledore fest, ohne auf Andrea oder Hermine zu achten, die mit weitaufgerissenen Augen die Blutlache anstarrte. „Moody, Kingsley, Harvey und Tonks bleiben mit mir hier."
„Wo sind die Weasleys?", fragte Silver knapp, als auch schon Arthurs zittrige Stimme erklang.
„Wir sind alle hier."
Eine Minute später hatte Dumbledore einen neuen Portschlüssel aktiviert, der die neunköpfige Gruppe in die Eingangshalle des Grimmauld Place brachte.
* * * *
Als Albus Dumbledore gegen Abend am Grimmauld Place ankam, fand er Silver und Molly Weasley in der Küche, vom Rest der Anwesenden war nichts zu sehen.
„Wie geht es Harry?", fragte Molly sofort als er eintrat, ohne sich Zeit für einen Gruß zu lassen.
„Offen gestanden, ich weiß es nicht", seufzte Dumbledore bedrückt und ließ sich schwer atmend auf einem der Küchenstühle nieder. „Die Heiler kümmern sich um ihn, doch ob ihre Arbeit von Erfolg gekrönt sein wird, ist derzeit schwer zu sagen. Tonks ist noch immer im St. Mungos und wird uns unterrichten, sobald sich sein Zustand verändert."
„Wir können von Glück sagen, dass Neill sofort zur Stelle war, sonst hätte der Junge keine Chance gehabt", nickte Silver und legte das Buch zur Seite, in dem er zuvor gelesen hatte.
Mrs. Weasley wischte sich mit einem leicht durchnässten Taschentuch über die Augen, ehe sie aufstand und Tee kochte.
„Wie geht es Andrea?", fragte Dumbledore an Silver gewand.
„Rufus war bis vor zwei Stunden bei ihr, doch er hat noch immer keine Erklärung für die seltsame Vergiftung in ihrem Körper. Er hat ihr verschiedene Tränke verabreicht und nun schläft sie. Rasul ist bei ihr", sagte Silver und rieb sich grübelnd über die Stirn.
„Und Remus?"
„Lässt niemanden an sich ran", seufzte Silver bitter. „Er hat sogar abgelehnt, als Rufus ihn ein zweites Mal untersuchen wollte. Sagte, Rufus sollte sich lieber um die Leute kümmern, die seine Hilfe tatsächlich brauchen. Ich wollte vorhin noch mal mit ihm reden, was allerdings nur den Erfolg hatte, dass er mich hochkant aus seinem Zimmer geworfen hat."
„So etwas habe ich fast erwartet", nickte Dumbledore und nahm danken die Teetasse von Molly entgegen. „Was ist mit den Kindern?"
„Sie schlafen inzwischen. Ron und Hermine wollten zwar wach bleiben, bis es Neuigkeiten von Harry gibt, doch nachdem sie ganze die Nacht wach waren, sind sie in der Bibliothek eingeschlafen und wir haben sie ins Bett gebracht", sagte Mrs. Weasley.
Dumbledore nickte erneut und strich sich nachdenklich über den Bart.
„Hast du etwas Genaueres über diese Traumreise herausgefunden?", sagte er an Silver gewandt, als sein Blick auf das Buch fiel, das neben Silver auf dem Tisch lag.
„Bis jetzt noch nicht", seufzte er und schlug Hussels Buch über Traumreisen auf. „Wenn ich nur dieses Buch gelesen hätte, würde ich schlichtweg sagen, dass es Blödsinn ist und so eine Traumreise gar nicht funktionieren kann."
„Nun, Andrea hat uns bewiesen, dass es funktioniert", sagte Dumbledore und sah nachdenklich in den Schein der Kerze, die vor ihm stand, während Silver suchend im Buch blätterte.
„Wenn Hussels Erklärungen hier richtig sind, dann sind alle Erlebnisse, die der Traumreisende erfährt, eine Spiegelung seiner tiefsten Sehnsüchte und Wünsche. Hussel schreibt hier, dass die Magie direkt auf die Psyche eines Zauberers wirkt und dessen Verlangen, so unrealistisch es auch sein mag, wird in dieser Traumreise als Wirklichkeit wahrgenommen. Die verschiedenen Symbole werden zunächst magisch aufgeladen und durch ihre Wechselwirkung bilden sie eine neue magische Kraft. Diese wiederum öffnet eine Traumpassage und während der Traumreisende dieses Tor durchschreitet, trennen sich Körper und Geist voneinander. Während der Körper in diesem Raum zwischen Traum und Realität gefangen ist, geht der Geist auf Reisen."
Silver blätterte weiter in dem Buch, bis er es schließlich resignierend zuklappte.
„Arthur erzählte mir, dass er über dieses komische Gemälde den Hergang verfolgen konnte", sagte Molly Weasley langsam und zog nachdenklich die Stirn in Falten. „Er sagte, dass man zuerst ihr Lachen hörte und sie in ziemlich ausgelassener Stimmung schienen. Nachdem sie jedoch den Torbogen passiert hatten, schlug diese Stimmung ins Gegenteil um. Denkst du sie stehen unter einer Art von Schock?"
„Ja, doch ich bin mir nicht sicher, was dies ausgelöst hat", grübelte Silver. „Hussels Schilderungen zufolge, müsste es eigentlich ein paradiesischer Raum sein, in dem sich alle Wünsche erfüllen. Er schreibt, dass es kaum eine bessere Möglichkeit gibt, sich von den Strapazen des Alltags zu erholen. Diese Traumreise soll auf Körper und Geist regenerierender wirken, wie ein langer erholsamer Schlaf."
„Aber warum hat Andrea magische Verletzungen davon getragen und Remus nicht?", seufzte Molly und blickte fragend von Silver zu Dumbledore. „Liegt es daran, dass sie ein Muggel ist?"
„Vermutlich", nickte Dumbledore und strich sich nachdenklich über den langen silbernen Bart. „Doch Genaueres werden wir erst wissen, wenn Andrea bereit ist mit uns darüber zu reden."
Von der Eingangshalle her, erklangen Schritte und wenig später erschien Rasul in der Küche.
„Gibt es Neuigkeiten von Harry?", fragte er, als er Dumbledore erblickt hatte.
„Bis jetzt noch nicht", sagte Dumbledore mit einem leichten Kopfschütteln.
Rasul seufzte schwer und ließ sich neben Silver am Tisch nieder.
„Tee?", fragte Molly Weasley und als er stumm nickte, reichte sie ihm ebenfalls eine Tasse.
„Wie geht es Andrea? Schläft sie noch?"
„Nein, sie ist inzwischen wach", seufzte Rasul und nippte an seiner Tasse. „Sie wollte duschen und dann nach unten kommen."
„Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen", nickte Mrs. Weasley und lächelte ihm aufmunternd zu.
„Ich weiß nicht, sie wirkt immer noch sehr mitgenommen", seufzte er niedergeschlagen und sah einen Moment ins Leere. „Außerdem weigert sie sich strickt mit mir über diese Traumreise zu reden."
„Sie braucht Zeit um dieses Erlebnis zu verkraften", sagte Silver nachdenklich.
„Mir wäre wohler, wenn ich wüsste, was wirklich geschehen ist", stöhnte er und rieb sich müde über die Augen. „Doch vermutlich werde ich der Letzte sein, mit dem sie darüber redet. Es ist einfach zuviel, was ich in letzter Zeit falsch gemacht habe. Sie vertraut mir nicht mehr und ich kann es ihr nicht mal verdenken."
„Ich kann Ihnen da leider nicht widersprechen.", seufzte Silver. „Andrea ist kein…"
Im leeren Kamin der Küche loderten plötzlich smaragdgrüne Flammen auf und einen Moment später erschien das Gesicht von Richard Harvey.
„Guten Abend, zusammen!", grüßte er und nickte ihnen freundlich zu.
„Richard, was ist los?", fragte Rasul besorgt und kniete sich vor den Kamin.
„Ich komme gerade von Laura Inglethorp, sie hat für mich ein paar besondere Nachforschungen angestellt und ist dabei auf einige bemerkenswerte Details gestoßen."
„Inglethorp? Die aus dem Amt für magische Ahnenforschung?"
„Genau die!", nickte Harvey und holte tief Luft. „Ich hab sie mal auf Hussel angesetzt und dabei ist sie auf Folgendes gestoßen. Ignaz Hussel ist am frühen Morgen des 2. Dezember 1893 spurlos verschwunden. Am selben Tag hatte er im Zauberministerium einen Termin zur Anhörung, wegen seiner gefährlichen Experimente. Man wollte eine Verfügung erwirken, die es ihm verbot, seine Forschungen weiter zu betreiben, doch er ist zu dieser Anhörung nie erschienen. Das Amt für magische Strafverfolgung vermutete, dass er untergetaucht war, um dieser Verfügung zu entgehen. Sie haben ihn Monate lang gesucht, doch er blieb verschwunden und 27 Jahre später wurde er für tot erklärt.
Zur Zeit seines Verschwindens, war das Ministerium mit der Erweiterung der tieferen Stockwerke beschäftigt und aus einer Aktennotiz vom 2. Dezember 1893 heißt es, dass man bei den Bauarbeiten auf einen mysteriösen Torbogen gestoßen ist, dessen Herkunft nicht geklärt werden konnte."
„Du denkst, es gibt einen Zusammenhang…."
„Das ist noch nicht alles!", fuhr Harvey unbeirrt fort. „Bei der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe, gibt es eine Akte, aus der hervorgeht, dass Anastasia Hussels Hauself am 2.12.1893, widerrechtlich in das Büro eines Fluchbrechers eingedrungen ist und sich Zugang zu geheimen Aufzeichnungen verschaffen wollte."
„Höchst interessant!", nickte Dumbledore. „Ist bekannt, um welche Aufzeichnungen es sich dabei handelte?"
„Nein, nicht genau. Nur das es um generationsübergreifende Flüche ging, um Flüche, die sich auch noch auf die nachfolgenden Generationen auswirken."
„Willst du damit sagen, dass ein Fluch auf meiner Familie liegt?"
Andrea hatte unbemerkt, die Küche betreten und trat nun näher auf den Kamin zu.
„Hallo Liebes, wie geht es dir?", sagte Harvey lächelnd, ohne auf ihre Frage einzugehen.
„Bitte beantworte mir meine Frage, Richard! Glaubst du, dass ein Fluch auf meiner Familie liegt?"
Andrea hatte inzwischen den Kamin erreicht und kniete sich neben Rasul, so dass sie Harvey direkt ansehen konnte.
„Das glaube ich nicht! Es ging nur um ein paar Fakten, die ich inzwischen gesammelt habe", erwiderte er beschwichtigend und sah hilfesuchend zu Rasul.
„Richard versucht Zusammenhänge zu finden", seufzte Rasul. „Im Keller des Ministeriums gibt es einen Torbogen, der dem gleicht, den du gestern mit Hilfe des Salomonschilds erschaffen hast."
„Ich weiß!", gab Andrea widerstrebend zu und plötzlich schien sie jedes Interesse an der Fortführung des Gesprächs verloren zu haben. Sie stand auf und wandte sich mit einem unverbindlichen Lächeln an Molly Weasley. „Wäre es möglich, dass ich eine Tasse Tee haben könnte?"
„Selbstverständlich", nickte sie und goss ihr Tee ein. „Möchten Sie auch etwas essen?"
„Nein danke, ich hab keinen Hunger", wehrte Andrea ab und setzte sich an den Küchentisch.
„Nun, das ist es was ich euch kurz mitteilen wollte", sagte Harvey zögernd und warf Andrea einen besorgten Blick nach.
„Ich danke Ihnen", nickte Dumbledore und Harveys Kopf verschwand aus den Flammen.
„Was wissen Sie noch über den Torbogen?", hackte Silver vorsichtig nach und reichte Andrea eine Schüssel mit Schokoladenkeksen, die hinter ihm auf dem Bord stand. Andrea nahm einen Keks aus der Schüssel und steckte ihn in den Mund. Für einen Moment war Silver nicht sicher, ob sie ihm antworten würde, als sich plötzlich ein leises Lächeln auf ihr Gesicht stahl.
„Schokolade, Remus Allheilmittel!", sagte sie unvermittelt, ehe ihr Gesicht wieder ernst wurde. „Nun ich weiß nur, dass Harry im Zauberministerium Stimmen hinter diesem Torbogen hörte, dass sein Pate durch den Schleier fiel und nicht mehr zurückkam", sagte sie zögernd. „Ob es eine Verbindung zwischen den beiden Toren gibt, kann ich nicht sagen. Vorstellbar wäre es, doch das Tor im Ministerium ist aus Stein, während das gestern aus Äthan bestand."
„Äthan? Was ist das?", fragte Molly Weasley irritiert.
„Kohlenwasserstoff, ein farb- und geruchloses Gas welches zu der Familie der einbindigen Kohlenwasserstoffe, auch Alkane genannt, gehört", antwortete Andrea zerstreut und steckte einen weiteren Keks in den Mund.
Molly schien nicht wirklich verstanden zu haben, was Andrea ihr damit sagen wollte, doch sie verzichtete stirnrunzelnd auf weitere Fragen.
„Verzeihen Sie meine mangelnden Kenntnisse in der Muggelchemie, aber was bewirkt Äthan?", sagte Silver nach kurzem Zögern und schenkte sich Tee nach.
„Es wird als Basisstoff für chemische Verbindungen genutzt."
„Hm, kurz bevor ihr zurückgekommen seid…begann der Torbogen Zeichen von Versteinerung aufzuweisen. Haben Sie da eine Erklärung dafür?"
Andrea schüttelte zögernd den Kopf, schien jedoch angestrengt nachzudenken. Während sie schweigend auf den Schokoladenkeksen kaute, starrte sie in die Flamme der Kerze, die vor ihr auf den Tisch stand. In dem flackernden Licht wirkte ihr Gesicht noch beängstigend blass, dennoch wirkte sie wesentlich ruhiger und gefasster als noch vor ein paar Stunden.
„Ich habe im Fuchsbau meinen Kettenanhänger verloren, hat ihn jemand gefunden?", sagte sie plötzlich und sah fragend von Silver zu Dumbledore.
„Die Weasleys haben ihn beim Aufräumen entdeckt", sagte Dumbledore, zog die Kette aus der Tasche seiner Robe und gab sie ihr. „Harry hatte die Kette bei sich, als das Graphorn ihn angriff."
„Danke", nickte Andrea erleichtert, ehe sie Rasul einen besorgten Blick zuwarf. Doch widererwartend reagierte ihr Freund nicht darauf. Den Blick starr auf den Tisch vor sich gerichtet, schien er in Gedanken meilenweit weg zu sein.
„Sie sollten sich erst ein bisschen erholen, ehe sie den Portschlüssel benutzen", sagte Silver. „Sie sind von dieser Traumreise immer noch sehr geschwächt."
„Ich weiß, dennoch muss ich das Salomonschild zurückbringen", sagte sie leise, ohne Rasul anzusehen. „Ich habe kein gutes Gefühl, wenn sich beide Teile am selben Ort befinden."
„Du könntest das Herzstück wieder an Harry weitergeben", meldete sich Rasul zögernd zu Wort.
„Das hatte ich auch vor", nickte Andrea nachdenklich. „Doch erst wenn er wieder bei Bewusstsein ist. Ich habe keine Ahnung, wie sich die Magie des Anhängers auf seinen geschwächten Körper auswirkt."
„Genauso wenig, wie du wusstest was dieses Artefakt deinem Körper an Schaden zufügt", sagte Rasul bitter.
„Nein, das wusste ich vorher nicht", seufzte Andrea und schaute flüchtig auf ihre verbrannte Hand, um die sie inzwischen einen Verband trug. „Ich konnte nicht ahnen, dass die freigesetzte magische Energie, sich auf den Körper eines Muggels anderes auswirkt, als auf den eines Zauberers."
Für einen Moment sah es aus, als wollte Rasul zu einer scharfen Erwiderung ansetzten, doch er schüttelte nur resignierenden den Kopf. „Es tut mir leid, Andrea, aber ich liebe dich zu sehr, um all dies widerspruchslos hinnehmen zu können. Ich fühle mich für dein Wohlergehen verantwortlich und ich kann genauso wenig aus meiner Haut heraus, wie du aus der deinigen."
Er stand ruckartig auf, um die Küche zu verlassen, als es kurz klapperte und sein Zauberstab aus seiner Tasche fiel, doch er bemerkte es nicht. Mit langen Schritten durchquerte er die Küche und riss die Tür auf, als Andrea sich nach dem Zauberstab bückte und ihn aufhob.
„Francesco warte! Lass uns miteinander reden!"
„Worüber? Du hast deine Entscheidung bereits getroffen und ich denke nicht, dass es dich interessiert……", entgegnete er hitzig.
Er beendete seinen Satz nicht. Mit einer wegwerfenden Handbewegung drehte er sich um und verließ die Küche.
„Oh verdammt! Können wir nicht ein einziges Mal miteinander reden, ohne uns sofort wieder zu streiten?", rief sie ihn zornbebend hinterher und sprang auf die Füße.
„Offensichtlich nicht!", erklang eine Stimme hinter der Tür und einen Moment später kam Remus, herein.
„Rasul hat Recht. Keiner von Ihnen beiden kann aus seiner Haut", seufzte Silver, während er Andreas Reaktion auf Remus Lupin beobachtete.
Für einen kurzen Augenblick huschte ein erleichtertes Lächeln über ihre Lippen, ehe sie den Blick senkte, als könnte sie es nicht ertragen ihm in die Augen zu sehen. Die Hand mit der sie noch immer Rasuls Zauberstab umklammert hatte, zitterte, als Remus auf sie zutrat und ihr sanft die Hand auf die Schulter legte.
„Alles braucht seine Zeit und manche Dinge können wir nicht willentlich beeinflussen", sagte er leise und Silver war sich sicher, dass Remus dies nicht nur auf den Konflikt mit Rasul bezogen hatte.
„Ich weiß", antwortete sie ebenso leise und stieß frustriert die Luft aus.
Remus nickte und wandte sich im Anschluss an Dumbledore, der dieses kurze Zwischenspiel mit Interesse verfolgt hatte. „Gibt es irgendetwas Neues?"
„Von Harry nicht", seufzte der alte Zauberer und warf einen flüchtigen Blick in den leeren Kamin. „Allerdings hat Harvey interessante Zusammenhänge aufgedeckt, die ich morgen Vormittag diskutieren möchte, wenn die Mitglieder des Ordens vollständig versammelt sind. Wenn Sie möchten, sind Sie bei diesem Treffen gern gesehen, Andrea", fügte Dumbledore mit einem freundlichen Lächeln hinzu, als Andrea bereits Luft holte und zu einer Entgegnung ansetzte.
„Danke", sagte Andrea offensichtlich überrascht und erwiderte zögernd sein Lächeln.
„Was für Zusammenhänge?", fragte Remus und sah stirnrunzelnd zu Andrea, die noch immer seinem Blick auswich.
„Mein Ururgroßvater ist am gleichen Tag verschwunden, an dem der Torbogen im Ministerium entdeckt wurde", sagte Andrea niedergeschlagen und setzte sich schwerfällig neben Silver. „Laut den alten Aufzeichnungen, hatte er an diesen Tag einen Termin zu einer Anhörung, zu der er nie erschienen ist."
„Und nicht nur das", ergänzte Silver, „auch ein Hauself der Familie wurde am selben Tag erwischt, als er sich Zugang, in die geheimen Aufzeichnungen eines Fluchbrechers verschaffen wollte."
Remus zog scharf die Luft ein, ehe er Andrea unschlüssig ansah. Sie öffnete kurz den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, doch dann schüttelte sie unwillig den Kopf.
„So etwas habe ich vermutet", nickte Remus und wandte zögernd den Blick von Andrea, die nachdenklich auf die gegenüberliegende Wand starrte. „Die Ähnlichkeit der Torbögen ist zu groß, als dass es Zufall sein könnte."
Dumbledore nickte langsam, schien dieses Thema jedoch nicht weiter erörtern zu wollen.
* * * *
Zur gleichen Zeit wartete Tonks vor Harrys Zimmertür in St. Mungos. Man hatte sie mit dem Argument, dass der Junge Ruhe bräuchte nach draußen geschickt. Mehrere Heiler kamen und gingen aus dem Zimmer, ohne sie groß zu beachten und nur hin und wieder gelang es ihr bei einer solchen Gelegenheit, einen kurzen Blick in das Innere des Zimmers zu erhaschen. Von Harry selbst war nicht viel zuerkennen, da noch immer Heiler damit beschäftig waren, seine Lebensfunktionen zu stabilisieren. Eine Menge fremdartiger Gerätschaften waren um sein Bett aufgebaut, deren Zweck Tonks nicht kannte, doch für den Moment waren ihr diese Instrumente auch egal. Sie wollte endlich zu Harry.
Ungeduldig sah sie immer wieder auf die verschlossene Tür, hinter der die Heiler um Harrys Leben kämpften, während sie hier außen zur Untätigkeit verdammt war. Missmutig warf sie einen Blick auf die Uhr. Fünf Stunden wartete sie jetzt schon hier und man konnte ihr noch immer keine konkreten Auskünfte geben. Vor kurzem war auch Neill aufgetaucht, doch auch er ging nur achtlos an ihr vorbei. Zwei weitere Heiler kamen aus der Tür. Während der eine mit eiligen Schritten den Korridor entlang ging, blieb der Andere vor ihr stehen.
„Miss Tonks?"
„Ja", nickte sie hastig und spürte wie sich ihr Herz plötzlich zusammenkrampfte.
„Sie können jetzt reingehen."
Tonks nickte erneut und ging auf die Tür zu, doch mit einem Mal war sie sich nicht mehr so sicher, ob sie Harry wirklich sehen wollte. Eine dumpfe Angst stieg in ihr hoch, ehe sie sich überwand und die Klinke nach unten drückte.
Im Raum war es still und nur Rufus Neill stand mit den Rücken zu ihr an Harrys Bett, das sich mitten im Raum befand. Als sie eintrat, drehte er sich zu ihr um und lächelte ihr matt entgegen.
„Kommen Sie", sagte er leise und wandte seinen Blick zurück auf Harry.
„Wie geht es ihm jetzt?", fragte sie mit zitternder Stimme und ging näher an Harrys Bett heran. Seine rabenschwarzen Haare klebten an der schweißnassen Stirn, auf der sich seine blitzförmige Narbe stark von der bleichen Haut abhob. Man hatte ihm seine verschmutzte Kleidung ausgezogen und gewaschen. Obwohl die Wunden inzwischen mit einem Heilzauber geschlossen wurden, zeichneten sich diese noch immer als feine rote Linien auf der bleichen Haut seines nackten Oberkörpers ab.
„Wir haben die verletzten Organe geheilt und die Wunden geschlossen", sagte Neill langsam, während er das starre Gesicht seines Patienten betrachtete. „Alles Weitere ist nun von seinem Lebenswillen abhängig. Gibt es jemanden der seinen Willen gesund zu werden bestärken könnte?"
„Wie meinen sie das?"
„Harry war vor einer Stunde schon mal wach, doch…er schien nicht sehr glücklich den Angriff des Graphorns überlebt zu haben. Er bat uns, ihn sterben zu lassen."
Tonks nickte und schluckte schwer, als sie begriff was Neill ihr damit sagen wollte. „Ich werde Dumbledore benachrichtigen", sagte sie leise und verließ mit einem letzten Blick auf Harrys bleiches Gesicht das Krankenzimmer.
Fortsetzung folgt…….
An: die Zweite: Reviewantworten kommen mit dem 29. Kapitel. Versprochen!
Liebe Grüße von Sternchen! (die sich ganz toll über die vielen lieben Reviews gefreut hat)
