AN: So hier ist es, das 29. Kapitel! *ggg* Viel Spaß beim lesen!
29. Die Wunden der Seele
Molly Weasley hatte die Vorbereitungen für das Abendessen beendet und verließ die Küche, um Ron, Ginny und Hermine zu wecken, als Sekunden später Tonks Kopf in den Flammen des Küchenkamins erschien. In knappen Sätzen berichtete Tonks, was sie von Neill erfahren hatte.
„Mit so einer Reaktion habe ich gerechnet. Es ist etwas zuviel, was in den letzten Wochen auf den Jungen eingestürzt ist", nickte Silver, als Dumbledore das Gespräch beendet und sich schweratmend an den Tisch zurückgesetzt hatte. „Selbst reifere und gefestigtere Menschen würden in solch einer Situation Gefahr laufen den Lebenswillen zu verlieren."
„Das ist richtig", seufzte Dumbledore zustimmend, während er sich die Schläfe massierte, als würde ihm das Denken Kopfschmerzen bereiten.
„Es ist schwer an eine positive Zukunft zu glauben, wenn die Welt um einen herum aus den Fugen gerät. Dann beginnt man, alles was einem bisher Halt gegeben hat, mit anderen Augen zu sehen. Autoritäten werden angezweifelt, Normen werden kritisch hinterfragt und man fühlt sich auf sich selbst zurückgeworfen und allein. Eine Unzahl verschiedener Ängste sorgen dafür, dass es immer schwerer wird sich den Menschen zu öffnen, die einem bisher hilfreich zur Seite standen. Man fühlt sich hilflos einem Leben ausgesetzt, das man selbst nicht mehr steuern kann und ist dazu verdammt, in seinen eigenen Ängsten gefangen zu sein. Nichts scheint mehr Sinn zu machen und die quälenden Selbstzweifel sorgen dafür, dass auch das letzte bisschen Energie sinnlos verpufft", sagte Andrea leise, als würde sie nur mit sich selber reden.
Für einen kurzen Moment herrschte Stille, in der Silver sie perplex und Dumbledore nachdenklich ansah. Remus hingehen schien nicht im Mindesten überrascht zu sein, auch nicht darüber, dass sie unvermittelt aufstand und ging.
„Spiegelt dies nun eine vergangene oder die aktuelle Krise wieder?", fragte Silver unsicher und blickte noch immer auf die Tür, obwohl sich diese bereits hinter Andrea geschlossen hatte.
„Beides", seufzte Remus und fuhr sich müde über die Augen. „Ich denke, sie kann Harrys Gemütszustand bestens nachempfinden."
„Genau wie du", sagte Dumbledore langsam und sah seinem ehemaligen Schüler nachdenklich an.
„Genau wie ich", bestätigte Remus mit einem traurigen Lächeln und machte Anstalten, ebenfalls die Küche zu verlassen, doch Dumbledore hielt ihn zurück.
„Bleib hier, Remus", sagte er ruhig. „Um Harry zu helfen, brauche ich auch deine Unterstützung!"
„Sicher muss ich nicht extra betonen, dass ich alles in meiner Macht stehende tun würde um Harry zu helfen, doch ich weiß nicht wie", sagte Remus niedergeschlagen und strich sich mit einer fahrigen Bewegung die Haare aus dem Gesicht. „Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass es noch keine 24 Stunden her ist….. dass ich fast…Andrea getötet hätte."
„Aber du hast es nicht! Ihr konntet es verhindern", sagte Dumbledore mit Nachdruck. „Niemand konnte ahnen, was passiert und welch teuflischen Plan Voldemort ausheckte."
„Genau das ist der springende Punkt, niemand weiß was kommt. Das, was Harry bräuchte, ist jemand, der ihm Mut zuspricht, der ihm reinen Gewissens sagen kann, das alles wieder gut werden wird. Aber genau das kann ich nicht! Weil ich nämlich nicht der Überzeugung bin, das dies so sein wird. Weil ich das Grauen und den Schmerz in seinen Augen gesehen hab, als Peter zu ihm sagte, dass nur er allein mich töten könnte, um seine Freunde zu retten. Weil ich seine Angst spüren konnte, die Angst, noch mehr Freunde zu verlieren", entgegnete er gereizt, bis er eine kurze Pause machte, um sich zu beruhigen, ehe er mit leiserer Stimme weitersprechen konnte. „Sirius Tod war nur der Anfang, der ihm auf die grausamste Art gezeigt hat, was Krieg bedeutet. Und so gern ich es auch möchte, ich kann Harry nicht belügen und ihm sagen, dass dies nie wieder geschehen wird. Es gibt zu viele Ereignisse, auf die wir keinen Einfluss haben. Es tut mir leid, doch ich bezweifle, dass ich Harry derzeit eine große Hilfe wäre."
„In deinem derzeitigen Zustand sicher nicht", seufzte Silver. „Dennoch bleibt es eine Tatsache, dass ihr beide, du und Andrea, die einzigen erwachsenen Menschen seid, denen es in letzter Zeit gelungen ist, näher an Harry heran zu kommen. Alle anderen blockt er konsequent ab."
„Das heißt im Klartext, dass ihr von uns erwartet…."
„Keine Erwartung, sondern ein Wunsch und eine Hoffnung", entgegnete Dumbledore sanft. „Niemand erwartet von dir, dass du so tust, als wäre nichts geschehen. Als gäbe es in dir keine Ängste und Zweifel. Doch ich denke, Harry braucht dich."
Für einen kurzen Augenblick sah es so aus, als wollte er Dumbledore widersprechen, doch er beschränkte sich darauf, die Augen zu schließen und resignierend den Kopf zu schütteln.
„Vielleicht wäre es auch hilfreich, wenn du uns erklären könntest, was auf dieser Traumreise geschehen ist. Oder sollte ich besser sagen, was mit euch geschehen ist und was euer ungewöhnliche Verhalten seit euerer Rückkehr ausgelöst hat?"
„Verhalten wir uns ungewöhnlich?", sagte Remus sarkastisch, fügte jedoch, als er Dumbledores Blick begegnete, entschuldigend hinzu „Ja, wahrscheinlich schon."
„Du stehst unter einem gewaltigen emotionalen Stress, mein Freund", seufzte Silver schwer. „Vermutlich liege ich nicht völlig daneben, wenn ich sage, dass dies zu einem großen Teil mit dieser Traumreise zu tun hat."
„Hat wohl wenig Sinn, wenn ich es abstreite", sagte Remus gequält. „Doch ich denke, dass dies nichts mit meiner Hilfe für Harry zu tun hat."
„Es hat eine ganze Menge damit zu tun", entgegnete Silver und warf Dumbledore einen fragenden Blick zu, den dieser mit einem leichten Nicken beantwortete. „Du wirst Harry nicht helfen können, wenn du selbst mit Problemen belastet bist, die…"
„Clark, ich weiß deine Fürsorge durchaus zu schätzen, doch du machst dir völlig unnötig Gedanken. Ich komme damit klar!"
„Früher oder später sicherlich, doch wir haben diese Zeit nicht!", entgegnete Silver beharrlich. „Wenn Harry wieder zu Bewusstsein kommt, braucht er einen erwachsenen Ansprechpartner, der ihm Halt geben kann. Außerdem wird er Fragen stellen. Er wird wissen wollen, was mit euch beiden geschehen ist, ob es eine Verbindung zwischen den beiden Torbögen gibt! Und nicht zuletzt, ob das Ministerium nicht einem Irrglauben unterliegt und eine Rückkehr aus diesem Tor doch möglich ist. Harry wird Antworten suchen, die er nur bei dir und Andrea finden kann. Ihr seid die Einzigen, die dieses Tor durchschritten haben."
„Tut mir leid, aber ich habe keine Antwort darauf", entgegnete Remus matt und wich den Blicken der beiden Männer aus. „Doch… möglicherweise gibt es einen Ort, an dem sie zu finden sind. Dazu müsste ich allerdings erst mit Andrea reden."
„Was ist das für ein Ort?", sagte Dumbledore und zog besorgt die rechte Augenbraue nach oben.
„In der ersten Etage von Andreas Haus gibt es einen Teil, der magisch versiegelt ist. Wir haben ihn bisher nicht betreten, da… Andrea sich noch nicht bereit dazu fühlte. Hussels Arbeitszimmer befindet sich dort und vermutlich auch Aufzeichnungen, die eventuell über seine Experimente Auskunft geben."
„Wer hat diesen Teil versiegelt?"
„Andreas Urgroßmutter."
„Verstehe", nickte Dumbledore und atmete schwer ein.
„Ich werde später mit Andrea reden", versprach Remus zögernd, mit einem Ausdruck im Gesicht, der deutlich zeigte, dass er an dem Erfolg der Unterredung zweifelte.
„Remus, was ist während dieser Traumreise geschehen?", fragte Dumbledore eindringlich, während seine Augen fest an Remus hafteten.
„Nichts Besonderes. Wir haben geträumt", entgegnete er kurz, beinahe schroff.
„Hussel beschreibt, es als ein Durchleben der tiefsten Wünsche", sagte Silver zögernd, als wäre er sich nicht sicher, wie viel er Remus wirklich zumuten konnte. „Die Sehnsüchte des Reisenden werden in Träumen umgesetzt, die dieser als real erlebt. Ist das richtig so?"
„Ja, so ungefähr."
„Das heißt, man träumt nur das, was man sich auch wirklich wünscht?"
Remus nickte, während er plötzlich den Boden unter seinen Füßen überaus interessant fand.
„Und was geschieht, wenn zwei Menschen gleichzeitig diese Traumpassage überschreiten?", hakte Silver stirnrunzelnd nach.
„Dann teilen diese Menschen denselben Traum."
„Wenn ich das richtig verstehe, dann vermischten sich euere Sehnsüchte und Wünsche und daraus wurde…wie soll ich das ausdrücken? Ein gemeinschaftlicher Traum?"
„Das ist richtig", gab Remus ärgerlich zu, während er Silver mit einem genervten Blick bedachte.
„Hm", brummte Silver und warf Dumbledore einen ratlosen Blick zu
„Da ihr beide die Vorliebe für Pudding teilt, hab ihr geträumt, ihn gemeinsam zu essen", schmunzelte Dumbledore, dem langsam ein Licht aufging.
„Ihr habt uns gehört?", stieß Remus hastig aus und für einen Moment verrieten seine Augen die aufsteigende Panik.
„Nur den Teil mit dem Pudding", lächelte Dumbledore vergnügt, während er Remus zuzwinkerte.
„Aber wenn diese Träume aus gemeinsamen Wünschen bestehen, wo ist dann das Problem?", stöhnte Silver und sah verständnislos auf Remus, der sich in seiner Haut sichtbar unwohl fühlte.
„Habe ich behauptet, dass dies ein Problem ist?", knurrte Remus gereizt.
„Nein, aber ihr beide verhaltet euch so. Warum? Es waren nur Träume!"
Remus antwortete ihm nur mit einem ärgerlichen Blick und begann umständlich den Tisch für das Abendessen zu decken.
„Von was zum Teufel habt ihr geträumt, dass dieses Traumgeschehen…", stieß Silver verblüfft aus.
„Ich würde sagen, das geht dich nichts an!", unterbrach Remus ihn ungehalten, während er zornig das Besteck auf den Tisch knallte und Silver über den Tisch hinweg ärgerlich anfunkelte. „Das ist eine private Sache zwischen Andrea und mir."
Noch ehe Silver ihm antworten konnte, öffnete sich die Tür und Mrs. Weasley kam mit Ron, Ginny, Hermine und Andrea zurück. Es war offensichtlich, dass sie den letzten Teil der Auseinandersetzung mit angehört hatten, auch wenn sie nun betont unbeteiligt Platz nahmen.
„Konnte Francesco nirgendwo finden", nuschelte Andrea verlegen und legte Rasuls Zauberstab auf das Küchenbord, ehe sie sich neben Silver an den Tisch setzte.
„Er hat vor einigen Minuten das Haus verlassen", sagte Fred achselzuckend, der in diesen Augenblick mit seinem Vater und George ebenfalls zum Abendessen erschien.
„Nun, er wird sehr bald merken, dass er ihn nicht mehr hat", grinste George und dirigierte mit Hilfe seines Zauberstabs die Pfanne mit Spiegeleiern quer durch die Küche, bis sie sacht in der Mitte des Tisches Platz fand.
„Dazu kann man auch aufstehen und sie mit der Hand herübertragen", protestierte Molly Weasley halbherzig.
„Aber Mum, die ist heiß! Willst du, dass sich dein Sohn die Finger verbrennt?", widersprach Fred mit gespielter Entrüstung.
Zu jedem anderen Zeitpunk, wäre dies der Auftakt zu einem lustigen Essen geworden, doch an diesem Abend blieb die Stimmung gedämpft.
* * * *
Am nächsten Vormittag versammelten sich nach und nach die Mitglieder des Phönixordens in dem eigens dafür vorbereiteten Schreibzimmer. Man wartete nur noch auf Silver, der bereits die Nacht über unterwegs war und Tonks, die es sich nicht nehmen ließ, am frühen Morgen bei Harry im Krankenhaus vorbeizuschauen. Dumbledore hatte es sich bereits in einem Sessel bequem gemacht, als Andrea zögernd auf ihn zukam.
„Professor, wäre es vielleicht möglich Sie kurz allein zu sprechen?", sagte sie leise und warf einen Blick, der deutlich ihr Unbehagen widerspiegelte, auf Severus Snape, der sie seit seiner Ankunft mit eisigen Blicken bedachte.
„Natürlich", nickte er, als hätte er dies bereits erwartet. „Gehen wir nach nebenan, da sind wir ungestört."
Andrea folgte ihm erleichtert und atmete sichtlich auf, als sich die Tür zur Bibliothek hinter ihnen schloss. Mit einer einladenden Geste deutete Dumbledore ihr an, in dem Sessel Platz zu nehmen, ehe er sie erwartungsvoll ansah.
„Remus war gestern Abend bei mir und… und…nun, ich denke, dass ich Ihnen vor dem Meeting … etwas erklären muss", begann sie stockend, brach jedoch ab, als ihr die richtigen Worte fehlten.
„Es geht um diese Traumreise", nickte Dumbledore mit einen aufmunternden Lächeln.
„Ja, doch nicht nur", sagte sie leise und sah das erst Mal, seit sie die Bibliothek betreten hatten, zu ihm auf. „Ich möchte Sie bitten, Remus die Zeit zu geben die er braucht, um diese Erlebnisse zu verarbeiten. Bitte zwingen Sie ihn nicht, es während des Meetings der ganzen Mannschaft zu erzählen."
„Das hatte ich auch nicht vor", seufzte er und sah sie über den Rand seiner halbmondförmigen Brillengläser an.
„Danke", sagte sie und atmete erleichtert auf, ehe sie erneut auf den Fußboden vor sich starrte. „Sie haben mich vor einiger Zeit gewarnt, diese magischen Kräfte nicht zu unterschätzen und ich fürchte, dass ich dies getan habe."
„Irgendetwas ist anders gelaufen, als sie es geplant hatten", sagte Dumbledore ruhig und es klang eher nach einer Feststellung als nach einer Frage.
„Ich hatte niemals vor, dieses Artefakt für eine Traumreise zu benutzen und ich habe mich deshalb nie groß damit befasst, doch aufgrund der Situation schien es mir die einzige Möglichkeit …. Und nun müssen wir sehen, wie wir mit den Folgen klarkommen."
„Was meinen sie mit Folgen?"
„Als ich diese Traumpassage heraufbeschwor, rechnete ich nicht damit, dass es ein Unterschied ist, ob man sie allein oder mit jemand anders durchschreitet. Normalerweise, so steht es zumindest in einigen alten Aufzeichnungen, ist so eine Traumreise eine wundervolle Erfahrung, in der man auf spielerische Art seine Träume ausleben kann, ohne Konsequenzen für die Wirklichkeit. Es ist vielleicht damit zu vergleichen, dass man sich an einen regnerischen Tag gemütlich vor den Kamin setzt und sich vorstellt, wie es ist, auf einer Sommerwiese spazieren zu gehen. Je nach Vorstellungskraft versinkt die Realität und man sieht den blauen Himmel über sich, spürt das Gras unter den Füßen und genießt die imaginären Sonnenstrahlen auf der Haut. Während wir uns dies vorstellen, wissen wir sehr wohl, dass es draußen nass und kalt ist, doch es hat keine Bedeutung in diesem Tagtraum, weil wir uns bewusst sind, dass dieser nur ein Produkt unserer Phantasie ist.
Bei einer Traumreise ist das ganz ähnlich, wir sind uns unserer Realität durchaus bewusst, doch sie wird unwichtig, weil der materielle Teil unseres Selbst von unserem Geist abgetrennt wurde. Wir erleben die Wirklichkeit von einem anderen Standpunkt aus."
„In der materiellen Welt wart ihr durch magische Fesseln aneinander gebunden, wie war das in dieser anderen Existenz?"
„Das ist schwer zu beschreiben", seufzte Andrea matt, während sie sich über die Stirn rieb, als müsse sie diese Erinnerungen erst wieder hervor holen. „Und damit kommen wir auch an den komplizierteren Punkt, an dem ich nur spekulieren kann.
Wenn man den menschlichen Körper als ein Gefäß sieht, welches der Geist für die Zeit unseres Erdendaseins als Raum benutzt, so ist er, nachdem die Schwelle des Tores überschritten wurde, eine nahezu grenzenlose Einheit. Als Remus und ich… unsere physische Realität hinter uns ließen, verband sich das, was man als Geist bezeichnet. Wir waren immer noch zwei verschiedene Persönlichkeiten, doch gleichzeitig teilten wir für die Zeit unserer Traumreise auch die gleichen Erkenntnisse, Erfahrungen und Erlebnisse. Das heißt, dass wir die Vergangenheit, die Gefühle und Wünsche des Anderen so deutlich wahrnahmen, als wären es unsere eigenen. Wir waren auf eine Art und Weise miteinander verbunden, wie dies in unserer normalen Realität nicht möglich ist."
Für einige Augenblicke herrschte Stille, bis Dumbledore tief einatmete und sie ernst ansah.
„Dies kann eine sehr wunderbare, aber auch schreckliche Erfahrung sein."
„Es war beides", nickte Andrea und wischte sich verstohlen die aufsteigenden Tränen aus den Augen. „Ich möchte nicht behaupten, dass ich es nicht genossen hätte, mit Remus auf diese Art verbunden zu sein, doch als wir zurückkamen… als sich unser Geist wieder in seinen eigenen Körper zurück zog, da war es, als hätte jemand plötzlich das Licht eingeschaltet. Die Leichtigkeit, mit der wir unsere Träume lebten, zerplatzte und plötzlich… waren wir wieder an unsere irdischen Fesseln gebunden."
Andrea schluckte schwer, ehe sie leise weitersprach. „Wir haben eine andere Seite kennen gelernt, die genauso real ist wie diese hier. Ich konnte Remus dort drüben genauso, wenn nicht sogar deutlicher spüren als hier. Ich sah Dinge, die er niemanden offenbaren wollte und wir teilten Wünsche, die… die… in einer anderen Wirklichkeit liegen. Dazu kam, dass wir beide Menschen verloren hatten, die wir über alles liebten und teilten in diesen Träumen das Glück, diese Menschen wieder um uns herum zu haben. Ich lernte vorletzte Nacht James, Lilly, Peter und Sirius kennen und den damit verbundenen Schmerz, als Remus sie verlor. Auch wenn das nun sehr seltsam klingt, doch sie waren für die Zeit unserer Traumreise genauso real wie sie, Professor, nun vor mir sitzen."
„Ich verstehe", nickte der alte Zauberer langsam, ehe ein trauriges Lächeln über sein altes, runzeliges Gesicht huschte. „Bei all den Sehnsüchten und Wünschen, die ihr ausleben konntet, wurdet ihr auch mit dem konfrontiert, was ihr hier so gerne verdrängen möchtet und nun wird das, was ihr vermisst, umso deutlicher."
„Ja. Aufgrund dessen, das wir diese Erlebnisse teilten, funktioniert der Verdrängungsmechanismus nicht mehr", seufzte Andrea gequält. „Wir wurden zur gegenseitigen Personifizierung dessen, was wir gleichermaßen lieben wie fürchten."
„Das ist sicherlich schmerzlich, aber darin liegt auch die Chance, die Vergangenheit zu bearbeiten."
„Ich weiß, doch das ist ein harter Weg", seufzte sie schwer.
„Aber ein Weg, der sich lohnen könnte."
Andrea nickte stumm und für einen Moment sah es aus, als wollte sie das Gespräch an diesem Punkt beenden, doch sie blieb sitzen.
„Gibt es noch etwas, das sie mir sagen möchten?", fragte Dumbledore behutsam, während er Andrea beobachtete, die nervös mit den Knöpfen ihrer Jacke spielte.
„Ja", gestand sie leise und ballte unweigerlich die Hände zu Fäusten. „Doch ich muss sie bitten, das Folgende niemanden weiter zu erzählen."
Dumbledore nickte und schloss für einige Sekunden die Augen, als hätte Andrea mit dieser Bitte seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
„Mir ist bei der Benutzung des Salomonschilds ein Fehler unterlaufen. Ein tödlicher Fehler um es genauer zu sagen", begann sie mit zitternder Stimme. „Ich habe vergessen, was geschieht, wenn ich beide Teile des Amuletts längere Zeit trage."
„Sie haben den Transformationsprozess eingeleitet", sagte Dumbledore mit einem leichten Nicken. „Ich habe so etwas befürchtet, als Neill die magische Vergiftung feststellte."
„Ich wollte es zuerst nicht glauben, doch als ich Francescos Zauberstab in der Hand hielt, da spürte ich plötzlich… Magie und mir wurde bewusst, dass genau das geschehen ist, was ich verhindern wollte. Was schon immer Francescos größte Angst war.
Um aus einem Muggel eine Hexe zu machen, war es nur nötig, dem Salomonschild sein Herzstück zu geben und sich dieser Magie lange genug auszusetzen. Eine Tatsache, die ich einfach vergessen habe."
„Haben sie mit Neill darüber gesprochen?"
„Nein und das werde ich auch nicht", entgegnete sie hart. „Es ist zu spät, man kann diese Transformation nicht stoppen, oder rückgängig machen! Ich werde sterben und niemand wird dies verhindern können."
Dumbledore sah sie einen Moment unschlüssig an, ehe er tief Luft holte und den Kopf schüttelte.
„Vielleicht, vielleicht aber auch nicht", sagte er langsam. „In den magischen Forschungslabors wurden in den letzten Jahren bemerkenswerte Erfolge erzielt. Es gibt heute Möglichkeiten, die ihre Urgroßmutter nicht hatte."
Andrea stand auf, als könnte sie das Ruhigsitzen auf dem Sessel nicht mehr ertragen und ging zum Fenster. Es hatte zu regnen begonnen und nun liefen feine Tropfen, wie Perlen an der verschmutzten Scheibe entlang.
„Man sagt, dass Hoffnung das Letzte ist, was stirbt. Doch ich habe Angst, mich an diese Hoffnung zu klammern", flüsterte sie und drehte sich langsam zu ihm zurück. „Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit mir noch bleibt, doch ich möchte ihnen hiermit meine Unterstützung zusichern."
* * * *
Harry fühlte, dass etwas an dem dicken weißen Nebel zog, der ihn wie eine warme, weiche Decke einhüllte. Spürte, dass die friedliche Stille, in welcher er sanft dahin trieb, langsam verschwand und fremde, unangenehme Geräusche an sein Ohr drangen. „Nein, bitte nicht!", flehte sein eigener stummer Schrei durch die ihn umgebende Leere. Doch so sehr er sich auch dagegen wehrte, die angenehme Leichtigkeit, die ihn zuvor ergriffen hatte, löste sich allmählich auf. Harrys Körper schien immer schwerer zu werden und zog ihn unerbittlich nach unten, bis er schließlich den Untergrund spürte, auf dem er lag. Leise flüsternde Stimmen drangen tief in ihn hinein, zerrten und bohrten sich in sein Bewusstsein. Die Welt hatte ihn wieder!
Wie das ferne Plätschern eines Bachs zogen die Stimmen an ihm vorbei. Wo war er? Was war geschehen? Harry versuchte sich zu erinnern und zähflüssig stiegen Bilder in ihm hoch. Schlangen, viele Schlangen, Peter Pettigrew, der mit Lupin sprach, Andrea, die ihm das Amulett gab, Mrs. Weasley, die ihn am Bahnsteig in die Arme zog, Ron, der mit Ginny Schach spielte und Sirius Lachen, das nach dem Bellen eines Hundes klang.
Jemand schob die Hand unter seinen Nacken und einen Moment später spürte er eine kalte Flüssigkeit an seinen Lippen. Eine dunkle Stimme, die nachdrücklich auf ihn einredete.
„Sirius?", stöhnte er qualvoll auf.
Das Gewisper der Stimmen erstarb augenblicklich und ließ eine wohltuende Ruhe zurück, die ihn sanft zurück in seine Träume gleiten ließ. Doch schon nach kurzen riss ein Räuspern ihn wieder zurück und die dunkle Stimme sprach von neuem auf ihn ein.
„Harry, kannst du mich hören? Du bist hier in St. Mungo."
St. Mungo? Warum war er im Krankenhaus? Helles, unbarmherziges Licht drang durch seine geschlossenen Augenlider, ehe ein wohltuender Schatten das Licht abschirmte.
„Harry, bitte wach auf!"
Dies war eindeutig Hermines Stimme und vermutlich auch ihre Hand, die nun sanft über seinen Arm strich. Harry blinzelte, bis es ihm schließlich gelang, die schweren Augenlider zu heben. Jemand setzte ihm unbeholfen die Brille auf die Nase und er blickte direkt in Hermines besorgtes Gesicht.
„Harry, endlich! Wir befürchteten schon, du würdest überhaupt nicht mehr aufwachen."
Hermine wich ein Stück zurück und nun konnte er auch Ron erkennen, der ihn breit angrinste.
„Hi Kumpel, hast du endlich ausgeschlafen?"
Eine Berührung an seinem Handgelenk ließ Harry unwillkürlich den Kopf drehen und nun sah er, dass neben Ron und Hermine auch noch Remus Lupin und ein Heiler, an der anderen Bettseite standen.
„Hallo Harry!", lächelte Remus, während der Heiler mit einem zufriedenen Nicken Harrys Puls kontrollierte.
„Wird schon wieder", sagte dieser mit dunkler, sonorer Stimme, die Harry einige Momente zuvor fälschlicherweise für die von Sirius gehalten hatte.
Mit gemischten Gefühlen sah Harry sich um. Dies war eindeutig ein Krankenzimmer, wie er es schon einmal in St. Mungo gesehen hatte, als er Arthur Weasley hier besuchte.
„Na wie fühlst du dich, junger Mann?", sagte der Heiler mit freundlicher Stimme und zog damit erneut Harry Aufmerksamkeit auf sich.
„Müde", antworte Harry reflexartig und war versucht erneut die Augen zu schließen, doch seine eigne Neugier hielt ihn zurück.
„Warum bin ich hier?", setzte er einen Moment später nach und wunderte sich, warum seine Stimme so schwach und kratzig klang.
„Du wurdest von einem Graphorn angegriffen. Erinnerst du dich daran?"
Harry nickte, als die Erinnerung, wie ein schnell vorwärtsgespulter Film an seinem inneren Auge vorbeilief.
„Du hast ein paar ziemlich üble Verletzungen davon getragen", seufzte Hermine.
„Hast du Schmerzen?", fragte der Heiler, während er seinen Zauberstab über Harrys Körper gleiten ließ.
„Nein, nur müde", sagte Harry und schloss erneut die Augen.
„Auch das wird sich rasch geben", hörte er noch die Stimme des Heilers, ehe er wieder einschlief.
Als Harry das nächste Mal erwachte, waren Remus und der Heiler verschwunden, nur Ron und Hermine saßen noch immer oder schon wieder neben seinem Bett. Sonnenlicht durchflutete den Raum und tauchte ihn in ein warmes, goldenes Licht. Neben ihm auf dem Nachttisch, konnte er seine Brille erkennen. Mühelos gelang es ihm, die Brille zu erreichen und sich aufzusetzen. Ron und Hermine hatten sich über den Tagespropheten gebeugt und sein Erwachen anscheinend noch nicht bemerkt. Von der Titelseite prangte das Bild des Zauberministers und einiger Kobolde, doch das war es nicht, was Harrys Aufmerksamkeit auf sich zog, es war das Datum. 13. August 1996 stand in fetten Buchstaben, in der rechten oberen Ecke.
„Hab ich solange geschlafen?", entfuhr es ihm unbewusst und ließ Ron und Hermine erschrocken zusammenzucken.
„Harry!", keuchte Hermine, ehe sie sich mit einem glücklichen Lächeln zu ihm hinüberbeugte und sanft seine Hand drückte.
„Wie geht's dir jetzt, Harry?", fragte Ron, stand auf und trat näher an Harrys Bett heran.
„War ich so lange…"
Harry brach ab, als ihm die passenden Worte fehlten.
„Ja, warst ziemlich lang weggetreten", seufzte Ron, mit einem schiefen Grinsen.
„Wie geht es dir?", wiederholte Hermine noch einmal Rons Frage.
„Ganz gut…glaube ich", sagte Harry und richtete sich im Bett auf. „Wo sind die Anderen? Wie geht es Andrea?"
„Der Rest meiner Familie ist wieder am Grimmauld Place, Tonks, Moody und Kingsley halten hier abwechselnd Wache, Lupin ist hier auch irgendwo in der Nähe und…"
Ron kam mit seinem Bericht nicht zuende, da in diesen Augenblick die Tür aufging und Dumbledore herein kam.
„Guten Morgen, Harry! Schön dich wach zu sehen", lächelte er und sah ihn über die halbmondförmigen Gläser seiner Brille hinweg prüfend an.
„Guten Morgen, Professor!"
„Wie fühlst du dich?"
„Ganz gut soweit", antwortete Harry. „Nur etwas…verwirrt. Ich kann mich nicht erinnern, wie ich hierher gekommen bin und… warum…"
„Nun ich denke, es gibt eine Menge zu erzählen, doch zuerst solltest du mal etwas essen", lächelte er und nun sah Harry auch die Krankenschwester, die mit einem Frühstückstablett auf sein Bett zukam.
„Wie geht es Andrea und Remus?", fragte Harry, ohne auf das Tablett zu achten, das die Schwester auf seinem Nachttisch abstellte.
„Soweit wir dies beurteilen können, hat keiner von beiden einen irreparablen Schaden von dieser Traumreise davongetragen", sagte Dumbledore, doch Harry entging nicht das kurze Zögern, er beschoss jedoch, eine diesbezügliche Frage auf später zu verschieben. „Auch alle Anderen sind wohlauf und werden sich sicher freuen, zu hören, dass es dir besser geht. Doch nun genieße erst mal dein Frühstück."
Harry nickte zögernd und betrachtete sich unschlüssig das Essen, während er Dumbledores Blick auf sich spürte.
„Was ist geschehen, nachdem… nachdem mich das Graphorn angegriffen hat?", sagte Harry, unsicher ob er wirklich eine ehrliche Antwort erhalten würde.
„Warum sollten sie dir jetzt die Wahrheit sagen, wenn sie es zuvor doch auch nie getan hatten?", hörte er eine leise, aber eindringliche Stimme in seinem Hinterkopf. Plötzlich und ohne, dass er hätte erklären können warum, flammte wieder das Misstrauen und der Zorn gegen seinen Schulleiter hoch. All die Gefühle, die er zuletzt am Schuljahresende in Dumbledores Büro gespürt hatte und die er bisher so erfolgreich unterdrückt hatte, brachen unerwartet wieder in ihm auf.
Dumbledore schien seinen plötzlichen Stimmungsumschwung sehr wohl zu bemerken, doch noch ehe er darauf reagieren konnte, klopfte es an der Tür und eine Krankenschwester streckte den Kopf herein.
„Professor Dumbledore, Heiler Neill lässt ihnen ausrichten, dass wir nun die ersten Ergebnisse haben."
„Danke, ich komme sofort", nickte er, bevor er sich wieder an Harry wandte. „Ron und Hermine können dir sicher einen Teil deiner Fragen beantworten, den Rest können wir klären, wenn ich zurück bin."
„Natürlich", antwortete Harry, konnte aber nicht verhindern, dass seine Stimme ungewohnt bitter klang.
Dumbledore nickte kurz und die Tür fiel mit einem leisen Klicken ins Schloss.
„Er meint das wirklich ernst", sagte Hermine leise.
„Ja, natürlich! So wie er uns immer das mitteilt, was für uns wichtig ist", gab Harry gereizt zurück, doch Hermine schüttelte den Kopf.
„Er hat unsere Fragen beantwortet und sogar erlaubt, dass wir bei einem Treffen des Phönixordens dabei sein durften."
„…auch wenn Mum nicht gerade begeistert war", fügte Ron mit einem leichten Grinsen hinzu.
„Im Ernst?", stieß Harry verblüfft aus.
„Ja. Er sagte zwar ganz klar, dass er uns nicht in die Aktivitäten des Ordens einbinden wird, was ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet hätte, doch man erzählt uns zumindest, was so vor sich geht.", erklärte Hermine.
„Und was geht so vor sich?", fragte Harry misstrauisch.
„Nun, im Moment versuchen sie herauszufinden, was Voldemort mit dieser unterirdischen Klosteranlage genau vorhatte. Bis jetzt steht nur fest, dass die Todesser einige seltene, magische Tierarten dort züchten wollten, um spezielle Zutaten für ein paar ungewöhnliche Zaubertränke auf Vorrat zu haben. Moody hat große Mengen von dem gemahlenen Horn des Graphorns gefunden, sowie Eier der Runespoor und sogar Einhornblut. Alles Zutaten, die für gewöhnlich nicht so einfach zu beschaffen sind."
„Aha", sagte Harry zögernd, nicht sicher, was er von diesem Kurswechsel halten sollte. „Was war sonst noch?"
„Eigentlich nicht viel", seufzte Hermine und warf Ron einen raschen Blick zu, ehe sie betreten zu Boden sah und leise hinzufügte. „Letzte Woche wurden Arabella Figg und Mundungus Fletcher beerdigt."
Für einen Moment versetzte es Harry einen schmerzhaften Stich, als er wieder die leeren, toten Augen vor sich sah und er versuchte diese machtvollen Bilder zurückzudrängen.
„Sonst noch irgendwelche Neuigkeiten?", sagte Harry zögernd, der nicht an seine frühere Nachbarin denken wollte, aber auch nicht wusste, ob weitere Neuigkeiten besser waren.
„Ernie Macmillan ist schwul!", sagte Ron nach einer kurzen Pause und grinste breit, offensichtlich erleichtert, eine weniger bedrückende Nachricht verkünden zu können. „Fred und George haben ihn vor zwei Tagen in der Winkelgasse gesehen; mit einem JUNGEN! War dem guten Ernie sichtlich peinlich."
Für einen Moment war Harry sich nicht sicher, ob Ron ihn auf den Arm nahm und sah fragend zu Hermine.
„Ich weiß nicht, warum ihr darüber so viel Aufhebens macht", sagte sie und verdrehte die Augen, als Ron mit einem tuntigen Hüftschwung zum Fenster ging, um es zu öffnen.
„Na wer hätte denn schon gedacht, dass Ernie sich als Schwuchtel outet?", kicherte Ron haltlos.
„Ron, du bist unmöglich!", sagte Hermine ungnädig.
„Ach komm schon, Hermine, sag nur, dass du das nicht auch lustig findest."
„Ich denke, das ist ganz allein Ernies Sache und gerade als Vertrauensschüler solltest du dich darüber nicht lustig machen", entgegnete sie streng.
„Mach ich doch gar nicht!", protestierte Ron und warf Harry einen hilfesuchenden Blick zu. „Es ist einfach nur …abnormal, findest du nicht auch, Harry?"
„Na ja, zumindest nicht alltäglich", sagte Harry mit einem Achselzucken, während seine Gedanken unwillkürlich zu seinem Onkel Vernon wanderten, der Harrys magische Fähigkeit auch als abnormal bezeichnete. Wie Vernon und Petunia wohl reagieren würden, wenn Dudley eine Vorliebe für Männer zeigte?
„Ach ja, und unsere Prüfungsergebnisse sind gekommen", wechselte Hermine das Thema. „Dein Brief liegt im Grimmauld Place."
Während Ron und Hermine ausgiebig ihre ZAG´s diskutierten, schweiften Harrys Gedanken erneut ab. Noch vor ein paar Wochen hätten ihn seine eigenen Ergebnisse brennend interessiert, doch nun waren sie ihm gleichgültig. Er war sich ziemlich sicher, die Prüfungen bestanden zu haben und alles andere spielte eh keine große Rolle mehr. Irgendwann würde er Voldemort gegenüber stehen und dann war es unbedeutend, wie viel ZAG`s er erreicht hatte. Egal wie dieser Kampf ausging, danach würde es niemanden mehr interessieren.
Den ganzen Vormittag über bemühten sich Ron und Hermine eine möglichst belanglose Unterhaltung zu führen. Sie erzählten von Weasleys Zauberhaften Zauberscherzen, von Tonks, die Mrs. Weasley beim Saubermachen helfen wollte und dabei die Gardinen im Salon in Brand gesetzt hatte und von alltäglichen Begebenheiten im Grimmauld Place.
„Was ist eigentlich mit Andrea? Dumbledore schien sich nicht wirklich sicher zu sein, wie es ihr und Lupin geht?", fragte Harry, dem aufgefallen war, dass seine Freunde bisher weder sie noch Remus erwähnt hatten.
„Offengestanden, das weiß keiner von uns so genau", seufzte Hermine. „Die Beiden verhalten sich nach wie vor sonderbar. Sie gehen freundlich miteinander um, vermeiden es aber offensichtlich, alleine in einem Raum zu sein. Man könnte fast glauben, dass sie Angst voreinander hätten. Andrea war die ersten zwei Tage noch im Grimmauld Place, danach ist sie in ihr Haus zurückgekehrt und seither haben wir sie nur einmal hier im Krankenhaus gesehen. Wir haben Neill gehört, wie er mit Lupin und Silver über Andrea sprach. Neill war ziemlich ärgerlich, dass Andrea diese magische Vergiftung nicht ernst genug nimmt und sich keiner weiteren Untersuchung unterziehen lassen wollte."
„Andrea wird wissen was sie tut", sagte Harry fest, als wollte er sich selbst davon überzeugen, konnte aber nicht verhindern, dass sich ein flaues Gefühl in seinem Magen breit machte.
Im Laufe des Nachmittags kamen Moody, Tonks, Mr. und Mrs. Weasley, gefolgt von Fred, George und Ginny. Alle erkundigten sich nach seinem Befinden und erklärten, wie froh sie waren, dass es ihm besser ginge. Erst als gegen Abend eine grummelnde Krankenschwester kam und meinte, dass es in diesem Krankenzimmer zuginge wie in einer Eulerei, bekam Harry wieder Ruhe.
Nachdem sich die Tür hinter dem letzten Besucher geschlossen hatte, lehnte er sich erschöpft in die Kissen zurück und betrachtete den Berg von Geschenken, den sie ihm mitgebracht hatte. Mehrere Bücher, Schokofrösche, Berti Botts in allen Geschmacksrichtungen und einige Scherzartikel von den Weasleyzwillingen, die der strengen Krankenschwester wohl nicht unter die Augen kommen durften. Sicher freute er sich über den Besuch seiner Freunde und auch über ihre Geschenke, doch halfen sie nicht, die Leere in seinem Inneren zu füllen.
Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne fielen durch das gegenüberliegende Fenster in sein Zimmer. Während er die Augen schloss, um diese wohltuende Ruhe zu genießen, klopfte es erneut. Für einen Moment war er versucht, sich einfach schlafend zu stellen, doch als Andrea mit einem Korb unter dem Arm hereinkam, brachte er es nicht übers Herz.
„Hallo Harry!", lächelte sie, als sie seinen gequälten Gesichtsausdruck sah. „Keine Angst, ich bin gleich wieder fort."
„Nein, ist schon ok!", wehrte er ab und setzte sich erneut in seinem Bett auf.
„Nun, ich denke, dein Bedarf an Besuch dürfte für heute fast gedeckt sein", schmunzelte sie.
„War ein bisschen viel heute", gab Harry zögernd zu, während er Andrea aufmerksam betrachtete, die ihren Korb vorsichtig am Fußende seines Bettes abstellte. Sie wirkte noch immer etwas bleich, doch sonst deutete nichts darauf hin, dass sie noch an den Folgen der Vergiftung litt.
„Kann ich mir gut vorstellen", nickte sie mit einem verlegenen Lächeln. „Kannst du trotzdem noch einen Besucher ertragen?"
Ohne eine Antwort von ihm abzuwarten, nestelte sie am Verschluss des Korbs und eine Sekunde später kamen die beiden Köpfe der Runespoor zum Vorschein.
„Ich kann zwar kein Parsel, aber deine Freundin hier war so hartnäckig, dass man sie auch so verstehen konnte."
„Ich glaub es nicht!", strahlte Harry und ein warmes Glücksgefühl strömte durch seinen Magen, während die zweiköpfige Runespoor auf ihn zuglitt. „Ihr habt sie tatsächlich mitgenommen."
„Das war Silvers Idee", grinste Andrea und atmete erleichtert auf. „Er erzählte, dass du sie ursprünglich mitnehmen wolltest und nachdem dieses Tier beharrlich jeden Schritt deiner Freunde verfolgte, lag die Vermutung nahe, dass auch sie unbedingt zu dir wollte."
Harry war sprachlos. Mit einem breiten, verschwörerischen Grinsen stellte Andrea den Korb unters Bett.
„Ich lasse sie dir über Nacht hier. Remus hat sie vorhin mit ekligen toten Mäusen gefüttert, so dass sie wohl kaum Hunger bekommen wird. Morgen früh hol ich sie dann wieder ab. Nur solltest du schauen, dass diese biestige Krankenschwester sie nicht sieht."
Andrea hob die Hand zum Gruß und ehe Harry etwas sagen oder fragen konnte, war sie schon verschwunden.
Fortsetzung folgt…………
Autornote:
Wie ihr gemerkt habt, ist dieses Kapitel etwas sehr lang geworden. Hab mir eben noch mal ernsthaft überlegt, ob es nicht sinnvoller wäre es zu teilen, da dies das Lesen einfacher macht. Hilfe, ich weiß es wirklich nicht! Gebt mir doch einfach mal eine kurze Rückmeldung, wie es euch als Leser damit geht!
So und nun zu den versprochenen Reviewantworten:
@ Beppo1: tja, das hätte ich am Anfang auch nicht gedacht, doch ich freu mich über jede einzelne Review.
@ Rapunzelou: einen Teil deiner Fragen dürfte sich mit diesem Kapitel beantwortet haben. Zu der Frage wo der Heiler herkommt – ich denke, dass Dumbledore ihn umsichtig wie er ist, mitgebracht hat.
@ Herminethebest: Sorry, weiß dass dies ein gemeiner Cliffhanger war! *schäm*
@ lea: Die Fragen werden in den nächsten Kapiteln beantwortet.
@ Kaori: Nur mit Hilfe meiner fleißigen Reviewschreiber! *fg*
@ mbi: Ja, die Runespoor bekommt noch einen Namen *fg* - mach doch mal einen Vorschlag! Das mit Hussel wird noch nicht verraten (ich weiß, ich bin gemein!)
@ Auxia: Weiß ich doch! ;-) Hab ich auch nicht so ganz ernst genommen! Als Leser dürft ihr auch ein bisschen ungeduldig sein, das zeigt mir, dass euch meine Story gefällt!
@ Moonlight4: vielen Dank! Freu mich, dass es dir gefällt!
@ kirilein: Ich danke für dieses große Kompliment! Mir ist es auch wichtig, das meine Story halbwegs logisch aufgebaut ist und euere Reviews sind dabei eine enorme Hilfe, da ich ja nicht vorschreibe…lässt sich ein Denkfehler schwer korrigieren. Hm, das Salomonschild mal zeichnen? Kann man bei FF Graphiken einfügen?
@ Samantha Black: Waren in diesem Kapitel genug Antworten? *sfg* Ich denke, die meisten werden spätestens mit dem letzten Kapitel beantwortet werden. *gggg*
@ Fluffy Bond: Nun mit dem Tor kommt schon noch was (sollte ich das hier schon verraten?) und der Titel… na nach diesem Kapitel ahnst du es vielleicht! *sfg* Aber ich verspreche, ich werde mich bemühen, im Laufe der Geschichte, jede Frage zu beantworten. Doch ein kleines bisschen Spannung soll schon bleiben!
@ Eva Luna: Auch wenn diese Story unter der Kategorie Drama steht, verspreche ich hiermit, dass es noch ein lustiges Kapitel geben wird!!! (Extra für dich!) *fg*
@ Angel 344: Nun, was soll ich dazu sagen, ohne zuviel vorwegzunehmen? *grübel* hm, freu dich einfach auf die nächsten Kapitel! *ggg*
@ Maya: mach ich doch! *sfg*
@ uraeus: Du hast ganz richtig vermutet! *fg* und die weiteren Fragen werden noch beantwortet.
@ Miss Shirley Blythe: Das freut mich sehr! *ggg*
@ Sirius-lebt: in ca. (hm, wie viele??? Gute Frage!) 6 bis 8 Kapiteln werde ich dir diese Frage beantworten! Vorher nicht! *Taschentuchreich* Kann aber deine Trauer sehr gut verstehen, Sirius war immer einer meiner Lieblingscharaktere!
@Fanny4: Ja – jetzt geht's weiter! *sfg*
……puh geschafft! Oder hab ich eine wichtige Frage vergessen????
Liebe Grüße von eueren Sternchen! (die ihr mit eueren Reviews sehr glücklich macht)
