AN: Erst mal vielen Dank für euere lieben Reviews!!!!!!!!!!!!!! Habt mich sehr glücklich damit gemacht! *ggggggggggggggg*

       So und nun wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen!

30. Gespräche

Kaum hatte sich die Tür hinter Andrea geschlossen, glitt die zweiköpfige Runespoor auf Harrys Schoss und schmiegte sich eng an ihn. Mit geschmeidigen Bewegungen umschlang sie Harrys ausgestrechten Arm, als wollte sie ein Teil seines Körpers werden. Tief bewegt strich er mit seiner freien Hand über den kühlen, glatten Schlangenkörper, was die Runespoor dazu veranlasste ihre beiden Köpfe genüsslich gegen Harrys Brust zu legen und die Augen zu schließen.

„Ich freue mich auch dich zu sehen", sagte er leise und zog ein Stück der Bettdecke über den Schlangenkörper.

Die Runespoor gab ein paar unverständliche Zischlaute von sich und Harry lehnte sich mit einem entspannten Lächeln zurück. Im Gegensatz zu den Menschen schien die Runespoor sich mit seiner Nähe und der Gewissheit zu begnügen, dass es ihm besser ging. Eine wohltuende Ruhe ging von diesem kühlen Schlangenkörper aus und ohne es zu bemerken, fielen ihm nach wenigen Minuten die Augen zu.

* * * *

Harry konnte sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern, was er in dieser Nacht geträumt hatte, als ein spitzer, markerschütternder Schrei ihn unvermittelt aus seinen Träumen riss.

Im Bruchteil einer Sekunde war Harry hellwach, doch noch ehe er feststellen konnte, von wem der Schrei oder was auch immer es war, ausging, hatte sich die Runespoor auf seiner Brust blitzschnell aufgerichtet. Durch das Gewicht der Schlange in die Kissen zurückgedrückt, sah er nur die beiden gefährlich zischenden Schlangenköpfe und den Körper der Runespoor, die sich zu ihrer gesamten Größe aufrichtete. In diesem Augenblick wusste Harry nicht, wo er war oder was gerade um ihn herum geschah und ein Gefühl grenzenloser Panik überrollte ihn wie eine gigantische Welle. Über das laute Gezische der Schlange hinweg hörte er mehrere Stimmen, die nicht weniger aufgeregt waren als die Runespoor auf seiner Brust, und langsam begann er den Sinn der Worte zu erfassen.

„Hören Sie endlich auf so zu kreischen!", sagte eine zornige Stimme. „Es ist alles in Ordnung!"

„Um Himmels Willen, die Schlange hätte ihn im günstigsten Fall erwürgen können!", erklang die hysterische Stimme einer Krankenschwester.

„Beruhigen Sie sich, diese Schlange ist nicht gefährlich!"

Über die schaukelnden Köpfe der Runespoor hinweg, konnte Harry einen Blick auf die Tür zu seinem Krankenzimmer werfen. Eine pausbackige, wild gestikulierende Schwester mit hochrotem Gesicht und ein ratlos dreinblickender Heiler stand mitten in der Türöffnung und wurde eben von Remus Lupin zur Seite geschoben. Mit großen Schritten stieg Remus über das am Fußboden liegende, zerbrochene Geschirr, mehrere von Kakao durchweichte Brotscheiben, Butter und Marmelade hinweg und kam auf Harrys Bett zu.

„Haben Sie den Verstand verloren?", kreischte die aufgebrachte Frau, als Remus die Hand nach der Schlange ausstreckte. „Das ist eine Runespoor!"

Ohne auf ihre Worte zu achten, strich Remus der Schlange beruhigend über den Rücken. „Beruhig dich, altes Mädchen! Es ist alles in Ordnung", sagte er sanft, ehe er Harry mit einem entschuldigenden Lächeln ansah.

„Einen wunderschönen guten Morgen, Harry!„

Doch Harry war weder nach Lächeln zumute, noch konnte er Remus Morgengruß erwidern. Sein Herz schlug noch immer bis zum Hals und in seinen Ohren schien der Schrei der Krankenschwester als Echo nachzuhallen.

„Ich weiß, keine sehr angenehme Art aus den Träumen gerissen zu werden", seufzte Remus, ehe er sich zur Tür umdrehte und der Krankenschwester einen vorwurfsvollen Blick zuwarf.

Während die Schwester mit ärgerlichem Gesicht das fallengelassene Frühstück aufsammelte, kam der Heiler zögernd näher. Harry konnte sich schwach erinnern, ihn bereits am Vortag gesehen zu haben, als er ihm einen Heiltrank brachte.

„Na, geht´s wieder?", fragte er besorgt, während er Harrys Puls kontrollierte.

Harry nickte und versuchte ein Lächeln, von dem er wusste, dass es sehr gezwungen aussah. Remus hatte inzwischen Andreas Korb unter dem Bett hervorgeholt und versuchte nun, durch ein sanftes Klopfen gegen das Weidengeflecht die Runespoor zum Hineingehen zu bewegen, doch die Schlange ignorierte diese Aufforderung. Mit einer geschmeidigen Drehung rollte sie sich auf Harrys Schoss zusammen und legte beide Köpfe auf seinen Bauch, was Harry stark an das Verhalten eines Hundes erinnerte.

„Na komm schon, altes Mädchen", grinste Remus und schob die Hände unter ihren eingerollten Körper um sie hochzuheben, als ihn die Runespoor mit einem kurzen, aber energischen Schlag  der Schwanzspitze auf den Arm klopfte.

„Etwas störrisch, Ihre Freundin", schmunzelte der Heiler und legte den Kopf schief, machte jedoch keine Anstalten, Remus zu helfen.

„Gut beobachtet!", seufzte Remus trocken und wandte sich an Harry. „Würdest du ihr bitte sagen, dass sie nun gehen muss? Neill hat zugestimmt, dass wir sie mit hierher bringen dürfen, jedoch nur unter der Bedingung, dass sie verschwunden ist, bevor die ersten Besucher kommen. Wenn du möchtest, kann ich sie dir heute Abend nach der Besuchszeit wieder bringen."

„Klar!", nickte Harry und erklärte der Runespoor Remus´ Abmachung mit dem Heiler und nach wenigen Augenblicken stimmte die Schlange widerstrebend zu. Mit einer letzten anmutigen Bewegung strich sie Harrys Arm entlang und glitt in den für sie bereitgestellten Korb. Gerade als Remus den Deckel verschloss, klopfte es an der Tür und Andrea kam herein.

„Guten Morgen zusammen!", lächelte sie und wischte sich die Wassertropfen fort, die ihr von den nassen Haaren ins Gesicht tropften. „Bin gerade in einen ziemlichen Regenschauer gekommen", erklärte sie vergnügt, während sie ihren triefenden Mantel auszog und über die Lehne des nächstgelegenen Stuhls hängte.

„Auch guten Morgen!", lächelte Remus. „Du siehst aus, als kämst du direkt aus der Dusche."

„So komm ich mir auch vor", nickte sie und kam auf Harry zu, blieb jedoch kurz stehen, als Remus seinen Zauberstab zog und einen Trocknungszauber sprach.

„Was war denn los?", sagte sie mit einem besorgten Blick auf die ärgerliche Krankenschwester, die nun mit eiligen Schritten dem Heiler aus dem Zimmer folgte und die Tür energisch hinter sich zuzog.

„Die gute Wilhelma ist etwas erschrocken, als sie Harry das Frühstück bringen wollte und die Runespoor sah", erklärte Remus mit einem Achselzucken und wandte sich Harry zu „Und, den ersten Schock überwunden"?

„Ja, es geht schon", lächelte Harry matt.

„Hast du was dagegen, wenn wir dir beim Frühstück Gesellschaft leisten?", fragte Andrea nach einer kurzen Pause und warf Remus einen fragenden Blick zu.

„Nein, sicher nicht, ich würde mich freuen", antwortete Harry rasch, auch wenn er sich gleichzeitig nicht sicher war, ob er sich wirklich darüber freuen konnte.

Remus nickte, schien jedoch Harrys Gedanken zu erraten, denn er zögerte kurz, ehe er sich Andrea zuwandte.

„Kaffee oder Tee?"

„Heute morgen lieber Kaffee", seufzte sie und zog sich einen Stuhl an Harrys Bett heran.

„Und du, Harry? Irgendwelche besonderen Wünsche?", fragte Remus, während er bereits eine Hand auf die Türklinke legte.

„Lieber Tee als Kakao", antwortete er und streckte sich, ehe er die Füße aus dem Bett schwang.

„Wo willst du denn hin…? Oh, natürlich!", schmunzelte Andrea, als sie Harrys Bedürfnis erahnt hatte. „Die kleine Tür dort!"

Mit einem verschwörerischen Augenzwinkern deutete sie auf die Badezimmertür und reichte ihm den Morgenmantel vom Fußende seines Bettes.

Als Harry wenige Minuten später zurückkam, stand bereits ein vollbeladenes Tablett auf seinem Bett, während Andrea und Remus damit beschäftigt waren, den Tisch neben dem Fenster zu decken.

„Ich dachte, es ist dir vielleicht angenehmer… doch wenn du lieber im Bett…", begann Andrea, doch Harry unterbrach sie.

„Nein, ich bin ganz froh aus dem Bett herauszukommen."

Einige Minuten frühstückten sie ohne große Unterhaltung, in denen Harry Gelegenheit hatte, die Beiden genauer zu beobachten. Wie Hermine gesagt hatte, gingen beide freundlich, ja schon fast fürsorglich miteinander um. Es lag etwas Vertrautes und Selbstverständliches in der Art ihres Umgangs, das Harry zwangsläufig an ein altes Ehepaar denken ließ, das in liebevoller Verbundenheit zueinander die Eigenarten des Anderen kennen gelernt hatte. Remus schüttelte grinsend den Kopf, als Andrea eine Scheibe Schinken teilte, den Deckel des Korbes öffnete und jedem Kopf der Runespoor eine halbe Scheibe gab.

„Ich weiß, ich weiß, gekochter Schinken entspricht nicht der gewohnten Nahrung von Schlangen", sagte Andrea mit einem leisen Schmunzeln, als könnte sie Remus Blick auf ihren Rücken spüren. „Doch du kannst von mir nicht erwarten, dass ich sie hier in Harrys Beisein mit irgendwelchen ekligen, toten Mäusen füttere."

„Ich vermute mal, dass Harry damit weniger Probleme hat als du", lachte Remus und zwinkerte Harry zu.

„So, tatsächlich?", sagte sie mit gespieltem Erstaunen. „Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet."

Harry konnte nicht anders als loszulachen, während er sich darum bemühte, die Brotreste in seinem Mund rasch hinunterzuschlucken.

„Komm schon, Andrea, es gibt wohl kaum jemanden, der sich so sehr vor Mäusen ekelt wie du."

„Aber nur vor totem Getier!", protestierte sie halbherzig und setzte sich gelassen zurück an den Tisch, während Remus ihr Kaffee nachschenkte.

So kurz dieses Zwischenspiel auch war, Harry hatte seine Leichtigkeit genossen und bedauerte es schon fast, als Remus kurze Zeit später aufstand und den Korb mit der Runespoor ergriff.

„Ich muss los. Rufus macht uns die Hölle heiß, wenn irgendein Besucher unsere Freundin hier zu Gesicht bekommt", sagte er mit einem Blick auf die Uhr.

„Tschüss, Kleine!", lächelte Andrea und klopfte mit dem Finger leicht gegen den Korb. Die Runespoor zischte.

„Wir sehen uns heute Abend, Harry!", sagte Remus legte ihm kurz die Hand auf die Schulter, ehe er mit eiligen Schritten davon ging.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal an eine Schlange als Haustier gewöhnen könnte", lächelte Andrea und schüttelte selbstversunken den Kopf.

„War die Runespoor die ganze Zeit über bei dir?", fragte Harry und starrte sie einen Moment perplex an.

„Ja, Dumbledore dachte, dass mir ein bisschen Gesellschaft gut tun würde", lächelte Andrea verlegen und begann, das Frühstücksgeschirr auf das Tablett zurückzustellen.

Für einen Augenblick war Harry versucht, nach dem genaueren Grund zu fragen, doch dann empfand er diese Frage selber als etwas zu indiskret.

„Ich bin in mein Haus zurückgekehrt, weil ich das Bedürfnis hatte, einige Zeit allein zu sein", antwortete Andrea, als hätte sie die Frage in seinen Augen gelesen. „Es gab einfach zu vieles, über das ich nachdenken musste und da war deine neue Freundin eine angenehme Gesellschaft."

„Ich weiß, was du meinst", nickte Harry, als er sich an die vergangene Nacht erinnerte, in der die Runespoor nur durch ihre Anwesenheit beruhigend gewirkt hatte.

„Reden, Denken, Handeln, alles hat seine Zeit und es liegt an uns, wie wir diese Zeit nutzen", lächelte sie und drückte sanft seine Hand. „So, und nun werde ich dir noch ein bisschen Ruhe gönnen, bevor Ron und Hermine kommen."

Sie stand auf, schlüpfte in ihren Mantel, als sie in der Bewegung inne hielt.

„Ach, das hätte ich fast vergessen", sagte sie und zog das Herzstück des Salomonschildes aus ihrer Manteltasche. „Ich wollte es dir wieder geben."

Für einen kurzen Augenblick zögerte Harry, doch dann nahm er es mit einem dankbaren Lächeln entgegen. Die Morgensonne spiegelte sich leicht in dem Schmuckstück, ehe er die Kette um den Hals legte und den Anhänger unter seinem Schlafanzugoberteil verschwinden ließ. Mit einem zufriedenen Nicken nahm Andrea das Tablett in die Hand, als Harry sie zurückhielt.

„Andrea", sagte er zögernd. „Ich möchte mich bedanken."

„Wofür?", sagte sie und sah ihn mit ehrlicher Überraschung an.

„Dafür, dass du die Runespoor mit hierher gebracht hast und… auch dafür, dass… du Remus´ Leben gerettet…„

„Das mit der Schlange war Silvers Idee und das mit der Traumpassage… war nicht ganz uneigennützig. Oder?", sagte sie mit einem verlegenen Schmunzeln. „Es gibt Situationen, in denen muss jeder das tun, was er tun kann."

Einen Moment lang lag etwas wie Trauer in ihrem Lächeln, doch sie verschwand genauso schnell wie sie gekommen war.

„Wärst du eine Hexe, dann hätte dich der sprechende Hut sicherlich nach Gryffindor gesteckt", lächelte Harry.

„Meinst du?"

Ohne ihm die Chance auf eine Antwort zu geben, balancierte sie das Tablett nach außen und verschwand im Korridor.

Wie angekündigt, kamen eine Stunde später Ron und Hermine, die bis kurz vor dem Abendessen blieben. Am Nachmittag erschien noch Tonks und auch Professor McGonagall schaute auf einen kurzen Besuch vorbei.

Nach dem Abendessen wurde es zusehends ruhiger in dem Krankenhauskorridor und Harry atmete innerlich auf, als er endlich wieder allein in seinem Zimmer war. Den ganzen Tag über gab ein Besucher dem Nächsten die Klinke in die Hand und auch wenn Harry wusste, dass sie es alle gut meinten, schaffte er es doch nicht, das Gefühl von Unzufriedenheit in seiner Brust zu leugnen. Harry konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals so zerrissen gefühlt zu haben. Natürlich genoss er das Gefühl von Wärme und Herzlichkeit, mit der seine Freunde ihm begegneten, gleichzeitig regte sich aber auch etwas in ihm, das gegen diese Nähe rebellierte. Ein seltsames Gefühl von Bitterkeit stieg in ihm hoch, als er an die lachenden Gesichter von Ron und Hermine dachte. Wie konnten sie noch Lachen, wenn er es doch war, der sie alle in Gefahr gebracht hatte? Seine Geburtstagsfeier war es gewesen, die Mundungus Fletcher, Arabella Figg und den beiden anderen Auroren das Leben gekostet hatte. Unweigerlich dachte er wieder an Cedric, Cho, Colin und… Sirius, doch noch ehe er diesen Gedanken weiter verfolgen konnte, klopfte es und Remus brachte, wie versprochen, die Runespoor.

* * * *

Als Andrea an diesem Abend im Grimmauld Place ankam, wartete Dumbledore bereits im Wohnzimmer auf sie. Im Schein des Kaminfeuers hatte er es sich mit einer Tasse Tee gemütlich gemacht und als sie eintrat, stand er auf.

„Guten Abend, Andrea", lächelte er freundlich. „Setzen Sie sich. Möchte Sie eine Tasse Tee?"

„Guten Abend, Professor", nickte sie. „Ja, ein Tee würde mir sicher gut tun."

Mit einem unsicheren Lächeln setzte sie sich dem alten Zauberer gegenüber, während sie dankbar die wärmende Tasse entgegennahm.

„Ich habe die letzten Tage sehr viel nachgedacht", begann sie nach wenigen Minuten und nippte gedankenversunken an ihrem Tee.

„Und zu welchen Ergebnis sind Sie gekommen?", sagte Dumbledore, nachdem Andrea noch immer nach Worten suchte.

„Offen gestanden, zu gar keinem", seufzte sie schwer und fuhr sich müde über die Augen. „Ich habe die letzten Tage alle alten Aufzeichnungen, die es im Arbeitszimmer meiner Urgroßmutter gab, durchforstet, doch ich fand keinen brauchbaren Anhaltspunkt, der uns erklären könnte, was es mit diesem Torbogen im Zauberministerium auf sich hat. Es gibt jede Menge Hinweise, dass sie die einzelnen Experimente ihres Vaters gründlich überprüfte, doch seltsamerweise… fehlen die konkreten Ergebnisse. Alles was ich finden konnte, waren theoretische Beschreibungen wie es funktionieren könnte oder auch kurze Randnotizen mit Datum… aber nichts womit Zusammenhänge erklärt werden… und alle Anmerkungen enden am 14. Oktober 1895."

Andrea holte tief Luft, während Dumbledore die Stirn in Falten zog und sie nachdenklich ansah.

„Theoretisch könnte man davon ausgehen, dass sich Anastasia ab diesem Zeitpunkt nicht mehr um die Arbeit ihres Vaters gekümmert hat, was aber nicht sein kann, da es Briefe gibt, die lang nach diesem Datum geschrieben wurden und in denen sie von ihren Nachforschungen erzählt", sagte Andrea nachdrücklich. „Außerdem bin ich noch über eine andere Ungereimtheit gestoßen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass Ignatz den Schutzbann auf dieses Haus gelegt hat, doch das ist nicht so. Dieser Bann besteht schon seit gut dreihundert Jahren und Ignatz hat ihn nur umgewandelt. In früheren Zeiten war das Haus noch sichtbar, auch wenn es für einen Außenstehenden nur über direkte Aufforderung zu betreten war."

„Hm, so etwas habe ich bereits vermutet", nickte Dumbledore zustimmend. „Das Salomonschild, welches Sie besitzen, wurde nicht von Ignaz Hussel hergestellt, es ist bedeutend älter."

„Sie halten Ignaz für einen Betrüger?", fragte Andrea tonlos, ohne den alten Zauberer anzusehen. Den Blick starr auf die Flammen des Kamins gerichtet, spiegelte ihr Gesicht deutlich, dass auch sie zu dieser  Schlussfolgerung gekommen war.

„Betrüger ist vielleicht ein zu hartes Wort, doch für jemanden, der sich mit fremden Federn schmückte... „, seufzte Dumbledore.

Einige Minuten schwiegen sie beiden. Während Dumbledore genüsslich seinen Tee trank, schien Andrea mit ihren Gedanken meilenweit weg zu sein.

„Ich fühle mich zerrissen", sagte sie plötzlich leise, ohne den Blick von den Flammen zu nehmen. „Einerseits möchte ich gar nicht wissen, welche dunklen Geheimnisse in diesem Haus verborgen sind, doch gleichzeitig fühle ich mich verpflichtet, Licht in dieses Dunkel zu bringen. Wenn es eine Verbindung zwischen dem Torbogen im Zauberministerium und Ignaz Experimenten gibt, dann besteht auch die Hoffnung, dass wir etwas über Sirius´ Verbleib herausbekommen könnten. Vielleicht ist es ebenfalls ein Traumportal und wir könnten ihn zurück… „

„Andrea, das ist Wunschdenken", seufzte Dumbledore gequält und schüttelte missbilligend den Kopf. „Selbst wenn es eine Verbindung gibt, und ich möchte nicht ausschließen, dass dies so ist, dann bleibt immer noch die Tatsache, dass dieses Tor in den Tod führt. Niemand ist bisher zurückgekehrt und es waren namhafte Zauberer, die sich der Erforschung des Tores widmeten."

„Möglicherweise haben sie nie in Betracht gezogen, dass es etwas anderes sein konnte als ein Tor in den Tod."

„Sie haben es in Betracht gezogen", sagte Dumbledore schwermütig. „So sehr ich mir wünsche, dass es eine Möglichkeit gäbe, Sirius zurückzuholen, so sehr zweifle ich auch daran. Bitte wecken Sie keine falschen Hoffnungen, Andrea. Harry, genau wie Remus, leidet sehr unter Sirius´ Tod und es wäre grausam, Erwartungen zu wecken, die sich nicht erfüllen können."

„Finden Sie es nicht genauso grausam, mit dem Gedanken zu leben, nicht wirklich alles versucht zu haben?", sagte sie leise.

Für einige Augenblicke sah Dumbledore sie nur an, ehe er ergebend die Hände hob und seufzte.

„Was haben Sie vor, Andrea?"

„In meinem Haus gibt es einen Bereich, den meine Urgroßmutter mit einer magischen Barriere versiegelt hat und ich vermute, dass wir dahinter Antworten finden werden. Remus hat sich angeboten, diesen Bann zu brechen, doch ich möchte nicht, dass er dies allein tut. Mag sein, dass ich vielleicht übervorsichtig bin, doch wenn etwas passiert…"

„Ich halte dies für eine vernünftige Überlegung", nickte Dumbledore mit dem Anflug eines Lächelns. „Wenn Sie damit einverstanden sind, dann werde ich Clark Silver und Alastor Moody fragen, ob sie sich bereit erklären würden, Remus zu unterstützen."

„Ich danke Ihnen, Professor."

* * * *

Am nächsten Morgen landeten Remus, Silver und Moody mit Andreas Hilfe in dem alten Haus. Während Silver sich noch den Staub von der Robe klopfte, rotierte Moodys magisches Auge und Andrea fragte sich nicht zum ersten Mal, warum es seinem Besitzer dabei nicht schwindlig wurde.

„Beeindruckend", sagte Silver als er an eine der verstauben Vitrinen herantrat und einen Blick auf die Gegenstände darin warf.

Aus Waldemars Gemälde war ein ungehaltenes Räuspern zu hören, als dessen Besitzer die Neuankömmlinge bemerkte.

„Hallo Waldemar!", sagte Andrea freundlich und trat auf das Bild zu.

„Guten Tag, Andrea!", erwiderte er knapp, warf ihr einen mahnenden Blick zu und verschwand einen Augenblick später aus seinem Rahmen. Überrascht von der ungewöhnlichen Reaktion, starrte Andrea auf den leeren Bilderrahmen.

„Na so was", sagte sie kopfschüttelnd und zeigte ihren Gästen den Weg aus der Requisitenkammer nach draußen.

„Schien über den vermehrten Besuch nicht begeistert zu sein", sagte Remus mit einem Achselzucken und folgte Andrea durch den kleinen Korridor an dessen Ende die Treppe zur Eingangshalle lag.

„Das ist also das berühmt-berüchtigte Haus, das Rasul so viele schlaflose Nächte beschert", sagte Silver mit einem Grinsen und sah sich in dem sonnendurchfluteten Eingangsbereich um. „Sieht ganz nett aus hier."

„Hier unten scheint alles in Ordnung zu sein", brummte Moody, nachdem er die einzelnen Zimmer abgegangen war. „Ein durch und durch magisches Haus, doch nichts was uns beunruhigen müsste."

„Na das ist doch schon mal was", sagte Silver, an das Treppengeländer zur ersten Etage gelehnt, während er Andrea beobachtete, die gerade damit beschäftigt war, die Runespoor aus dem mitgebrachten Korb zu befreien. „Wie geht es eigentlich Harry?"

„Das mit der Runespoor war eine gute Idee, er genießt ihre Gesellschaft", nickte Remus. „Doch wie es wirklich in ihm aussieht, ist schwer zu sagen. Er bemüht sich, einen möglichst unbeschwerten Eindruck zu machen."

„Hm?", brummte Silver, stieß sich am Geländer ab und stieg die Treppen nach oben.

„NEIN!"

„VORSICHT!"

Silver hatte die obersten Stufen noch nicht erreicht, als die warnenden Rufe erklangen und im selben Augenblick, als er aufsah, sauste die messerscharfe Klinge einer Machete haarscharf an seinem Hals vorbei und schlug hart in den gedrechselten Handlauf des Treppengeländers ein.

Fortsetzung folgt…….. (bald)

AN: Reviews werde ich im nächsten Kapitel beantworten. Versprochen! *ggg*

Liebe Grüße von Sternchen!